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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-12
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1878
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Erscheint täglich früh ü'/, Uhr. »eSattto, a»t «kPedttto» Joharmisgasie 33. A»«tzß»»>r» der RröarNo,: Lormittags lO—12 Uhr. «achmiltagS 4—8 Uhr. »rmatzme der für die nächst- ' »wende Rümmer bestimmren Jmerute an Mochentageu bis 8 Uhr Rachmtrmaa. an Sonn- m»d Festtagen früh bis '/,L Uhr. In drn Flltalr« sie Z»s.Ti>»atMt: Otts Atem«. Uuiversitätsstr. 22, Lont» Ltsche.Katharinenstr. tS.p. nur bi« '/H Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 15,800. >v>i,i»n»r,t»prri,vie«el>.«' .HL. ruct. «nngertohu d Ml. durch dir Post brzogrn 6 Mt. Jett einzelne Nummrr 2b Pf. Belegexemplar 18 Pf. Gedüdee» für Extrabeilagen ohne Postbesdrderung 3« mik Postbesbrderung 4b 2'ck. ZuKrale ögesp Pelitzeile 2o M Lri>,iere Echnften laut nuferem Preisoerzeichmtz — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif Reklamen nntrr dem UrtaeNonodriM di« Spaltzeil« 48 Pf. Juscrate sind stets an d. «rpedtn-a zu senden. — Rabatt wird mehr gegeben. Zahlung pr»elt«im«r»v6o oder durch Postvorschuh ^ 1V2. Freitag den 12. April 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Mit Rücksicht aus die Heranziehung der sogenannten flottirenden Bevölkerung zu den Communalanlagcn werden di«'hiesigen Principale, Meister und sonstigen Arbeitgeber ersucht, die ihnen zugehentzen Steuer- rette! ihrer «etzülse« sofort an Letztere abzugeben und dieselben zur Berichtigung der städtischen An lagen binnen 14 Tagen anhalten zu wollen. Gleichzeitig baden die Principal« und Arbeitgeber bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 3 bis 15 bte seit Lnde vorigen Jahres vorgegangenen Personalveränberungen von allen mit mtude- ftenS Z »oste« Mark und darüber betgezogeuen «ehülfen binnen 8 Tage« bei der Stadt-Steuer-Ein- nahme all hier — Ritterslraße 1k, Georgenhalle 1 Tr., woselbst auch Formulare dieser VeränderungSanzeigen verabreicht werden, schriftlich anzuzeiaen. «uherdem toird jeder Gewerbe «nd Personalsteuerpflichttge, welcher fett der Anfang November vor. Jahre» erfolgte» Kataster-Aufstellung die Wohnung gewechselt hat und besten Steuerzettel in Ermangelung der Kenntniß der jetzigen Wohnung nicht zur Aushändigung gelangen kann, ingleichen jeder vettragspsttchttge, welcher t« Laufe des neuen »atast^rjahrrs nach hier gezogen ist, zur »enutnih- aah»e seine» Steuersatzes sowie zur Empfangnahme des betreffenden Steuerauswetses an vor- gedachte Stadt-Stener-Sinnabme verwiesen. Äipzig, den 10. April 1878. Ter Rath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Taube. Bekanntmachung. An der höhere« Schule für Mädchen sind zu Ostern d. I. sechs halbe Freistellen zu besehen, welche nur an solche vorzüglich befähigte Schülerinnen, deren Eltern oder sonstige Versorger nicht die Mittel be sitzen, das Schulgeld für jene Schule vollständig auszubrinaen, vergeben werden können. Wir bringen dies hierdurch mit dem weiteren Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß 11 diese halben Freistellen nur an Kinder hiesiger Einwohner vergeben werden, 3) die Eltern oder Versorger der berücksichtigten Kinder sich zu verpflichten haben, dieselben die höhere Mädchenschule bis ans Ende deS Kursus besuchen zu lasten, 81 jene Freistellen nur an Schülerinnen der sechs oberen Elasten verliehen werden und 4) eine zede dieser Freistellen die Zahlung eineS Schulgeldes von 60 jährlich voraussetzt. Bewerbungsgesuche sind bis zum 2». dieses Monats bei uns einzureichen und werden Formulare zu den beizubringenden Schulzeugnissen auf unserer Schul expedition, Rathhaus, II. Etage, Zimmer Nr. 8, unentgeltlich ausgegebcn. Leipzig, den 9. April 1878. Ter Rath der Stadt Leipzig. ^ , ^ Georgi. Wisisch, Res. Geschäftslocal-Vermiethung. Die in Folge Kündigung vom 1. Oktober d. I. au miethfrei werdenden, auS et«e« »senstertgen und eine« Sfenstertgen Atwmer nach der Straße heraus, sowie einer Ssenfterigen Hosstube «ebst Zubehör bestehenden «eschaktsloealttäten in der 1. «tage des der Stadtgemeinde gehörigen Ha«fe» Gri««»'sche Straße Rr. S? sollen von obigem Zeitpunkte an aus drei J«hre Donnerstag, den SS. d. M.. vorwtttag» 11 Uhr an RathSstelle an den Meistbietenden anderweit vermiethet und können die Versteigerung-- und Ver- miechungs-Bedingunaen schon vor dem Termine bei uns eingesehen werden. Leipzig, den 9. April 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. Oe Georgi. Cerutti. HK. Die Vorlesungen in äer juristischen kscultst 6er Universität beiprig beginnen im kommeiuien 8ommer «emester »m 2K. 4pril. Oetprig, <ien 9. Xpril 1878. Vvcauut »er jurlsllsetion kueuItLI. Or i nä scii ei«i, r. 2. Oecsn. Bekanntmachung. Der Zuschlag der am 19. vor. Mon. zur Vermiethung versteigerten Abthetlung Rr. II der Fleisch- Halle am Hospitalplatze ist für das darauf gethane Höchstgebot erfolgt und erledigen sich dadurch die übrigen Gebote. Leipzig, den 10. April 1878. Der «gth der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Da wegen der bevorstehenden Ueberwölbung deS ElftermühlgrabenS im Ranstädter Steinwege derselbe in seiner gangen Länge vom 23. d. M. ab auf längere Zeit abgeschlagen werden soll, so bringen wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß, indem wir gleichzeitig die Adjacenten auffordern, die an den ihnen ge hörigen Ufer« nothwendig werdenden Bauten und Reparaturen bei dieser Gelegenheit auSführen zu lasten. Leipzig, am 2. April 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung^ In Folge der Ueberwölbung deS Elstermühlgrabens sollen Sonnabend den 13. April d. I. hier aui dem Rathhause, ZimmertNr. 16, 1. Etage, die unter G verzeichnet«« und zur Angermühle gehörenden Bauwerke ungetrennt und unter den auf unserem Bauamt, Rathhaus, 2. Etage, zur Einsicht auSlregenden Bedingungen an den Meistbietenden auf den Abbruch versteigert werden. Leipzig, am 3. April 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. G Der über den 4 Wasserrädern befindliche Anbau einschließlich dieser Räder, 8 Stück Gaitersäulen. 4 Stück Hebel nebst Böcken, 4 Stück Ziehwellen, 8 Stück Panzerketten, 4 Stück Ziehscheiben nebst Wellen und 4 Ziehstirnräder. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine lit. n Nr. 94130: Oit. 1 Nr. 2811, 18432, 304K4, 32633, 35042, 370K8, kl 103, 67V24, 67381, 87K20, 9KK1K; läi. li Nr. 3K01, 8893, 13501, 24401, 43349, 43632, 44612, 46671, 51749, 60009, 83115 Werden hierdurch aufgc fordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf jedem Scheine bemerkten Berfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Reckt daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben, widrigenfalls der Leibbausordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder aus- geliefert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den li. April 1878. Die Verwaltung des^eihhause» uns der Sparkasse. Städtische Gewerbeschule. Die Schülerarbeiten bleiben von Frettgg Vgn 12. bis mit Sonntag »e« 14. Vs». Mt», von früh 10 biS Mittags 1 Uhr im Schullocale, östlicher Flügel der III. Bürgerschule, ausgestellt. Die Direktion der städtische» Gewerdeschnle. Nieper, Prof. OeKentlielie tlüiidelsleiiranstalt. Os« neu« 8ekulj»kr beginnt in 6«r tiLbvr» XdtboNonx, 6eren kelkoroaxnl»»» mm »lv^ölulK»» KrsIwUttgvachlvnst« d«r«elit1xvn, SM 25. 4prll. ^nmeblungei, kür dieselbe erbittet sieb 6er llnlerreieb oete in 6eo Vockentsgen von 10 bi» 12'/, Ukr un6 prvspecle »in6 im 8ckulgebä»6e ru ksden. .1 vr. väsrmonii, Oireetor. 8l>ru«8 6«8 üi-rlllelien tterKMeel«8 äer^tLös I,elprlx. Oienslsg 6en 16. ^pril ^bes6s 6 libr im 8s»Ie 6er krsien Oürgersebul«. V»g«s»r6vliiig i I) öerielit 6es 8snitäls»iissckusses „keiek«-nsetmu" belr. — 2) Iteriebl 6ess. ^u»s, busse> I „Verbesserte ^lilekpro6»clion «ul 6em kitiergute INoelt»»" betr. — 3) öeriebl 6es ^ussebusses für 8tsn6e> I sngelegenb« iten ,,6»s Verkkren in 8ckie6sgeriekt>is»clien" belr. I)r. kl»»«. Ueber -as wirUchafiliche Programm des Fürsten Bismarck» über das jetzt so mancherlei unsichere Gerüchte um laufen, bringt die halbamtliche „Provinzialcorresp." eine erste zuverlässigere Ausführung. Sie schreibt: „Wieder einen festen Boden für die parlamen tarischen Beziehungen und die gemeinsamen Ar beiten zu bereiten" — daS wurde jüngst alS eine der wichtigsten Aufgaben der Regierung in ihrem neu befestigten Bestände bezeichnet; zunächst in Be zug auf den preußischen Landtag, aber bei der engen Wechselwirkung der politischen Strömungen und Stimmungen zwischen Landtag und Reichstag selbstverständlich auch in Bezug auf die Reichsan gelegenheiten. ES sind an jenen Satz mehr oder weniger weitgehende Folgerungen in Betreff der Absichten der Regierung und der von ihr einzu schlagenden Wege geknüpft worden, Folgerungen, ru denen die Ankündigung an und für sich keinen Anhalt bietet: dieselbe faßt nur die dringende Noth- wendigkeit überhaupt inS Auge, den anscheinend erschüt terten Boden zu gemeinsam fruchtbringender Wirk samkeit wieder neu zu befestigen. Auf welchen Wegen die- zu erreichen sein wird, darüber konnte eine bestimmte Ankündigung in diesem Augenblicke um so weniger beabsichtigt sein, als die weitere Entwickelung naturgemäß nicht von den Wünschen und Plänen der Regierung allein, sondern wesent lich auch von der Stellung und dem Verhalten der dabei in Betracht kommenden politischen Par teien abhängeu muß. Die Notbwendiakeit der Bildung einer festen und zuverlässigen Mehrheit im Reichstage ist keineswegs erst neuerdings, und nicht blo» seitens der Regierung, sondern seit Jahren von den bedeutendsten Wortführern der nationalen Politik im Reichstage erkannt worden. Bor vier Jahren schon, als eS sich um die wichtige Entscheidung Über die Friedensstärke deS deutschen Heere» handelte, führte der Aba. v. Bennigsen in feierlicher Rede aus, daß nicht dlos die Frage de- ReichSheere», sondern auch ganz anvere Bedürfnisse e» nothwendig macken, „die Reichsregierung durch eine festgeschlostene nationale Mehrheit zu unter stützen — in welcher alle Diejenigen, die überhaupt entschlossen sind, mit einer energischen und natio nalen Regierung zu gehen, einerlei, ob sie konser vativ oder liberal sind, zusammengeben." Dieselbe Ueberzeugung lwt Herr von Bennigsen im vorigen Jahre ber den Verhandlungen über tue Beurlaubung de» Reichskanzler- Fürsten Bi»m«rck mit ausdrück licher Bezugnahme aus die nächsten wichtigen Aus gaben deS Reiches geltend gemacht." Die „Prov.-Corresp." cittrt dann einige Bruch stücke aus den bei jener Gelegenheit von Herrn von Bennigsen gehaltenen Reden und fährt sort: „Zwei Aufgaben waren von Herrn v. Bennigsen in den Vordergrund gestellt: die Ausfüllung der Lücken in Bezug auf die einheitliche Ordnung der verantwortlichen Reichsregierung, — und im Zu sammenhänge damit die Regelung der ReichS- finanzverwaltung in enger Verbindung mit der preußischen Finanzverwältung. Die Erfüllung dieser beiden dringlichsten politischen Wünsche sollte in der That eine der hauvtsächlichsten Ausgaben der gegenwärtigen Reichstagssession bilden. Während seiner Beurlaubung hatte der Reichskanzler mehr fache eingehende Besprechungen mit dem Abg. v. Bennigsen gehabt, die sich in ihrer allgemeinen Bedeutung vorzugsweise auf die Voraussetzungen beziehen mußten, unter welchen ein weiteres erfolg reiches Zusammenwirken mit der Mehrheit des ReichStaaeS zu sichern wäre. AlS die erste Frucht dieser Besprechungen wurde in den national- liberalen Blättern ausdrücklich die Vorlage über die Stellvertretung deS Reichskanzlers angekündigt und begrüßt, durch welche die einheitliche Ordnung der Reicksregierung allseitig gesichert und nament lich auch die festere Gestaltung der ReickSfinanz- verwaltung in Verbindung mit der preußischen Finanzverwaltung angebahnt werden soll. Hier mit ist denn für die „Entwickelung de» deutschen Reiches und seiner Zustände aus der einmal ge wonnenen verfassungsmäßigen Grundlage" und „für die Heilung der praktisch hervorgetretenen Mängel" eine weitere Grundlage gewönnen, — und die nationalliberale Partei darf einen wesent lichen Antheil an dem Verdienst um diesen Fort schritt des deutschen VerfastungswesenS in Anspruch nehmen. Mit den, StellvertretungSgcfetze und der Einrichtung einer besonderen Finanzver waltung de» Reiches ist aber zunächst nur der Rahmen für eine weitere Wirksamkeit im Reiche geschaffen. Sollen die neuen Einrichtungen den gehofften Segen bringen, so gilt eS. mit Hülse der ^gestärkten Organe de» Reiche» alSbald auch an die Lösung der großen praktischen und volkSwirthschaftlichen Fragen zn gehen. Fürst BiSmarck hat wiederholt verkündet, daß ihm nach der politischen Befestigung deS deutschen Reiche» Nicht« f» sehr am Herzen liege, wie die Förde rung de- wirthschaftlicken WohleS de» Volke», die Begründung einer wirthschaftlicken Po litik auf wahrhaft nationaler Grund lage. Er hat nocy jüngst die Ueberzeugung aus gesprochen, daß wir in der Entwickelusg unseres Steuersystems, namentlich im Hinblick auf dessen Rückwirkung aus unsere wirthschaftlicken Ver hältnisse, hinter allen großen europäischen Staaten zurückgeblieben sind — er hat die Anbah nung ' einer umsaffenden Steuerreform, durch welche der Druck der Steuern für daS Volk er leichtert wird, als sein letztes ideales Ziel bezeich net. Wie aus dem Gebiete der Steuerpolitik, so ist des Kanzlers Streben auch in der Zollpolitik des Reiche- daraus gerichtet, die Behandlung der Zollfragen nicht nach den Auffassungen und Geboten bloßer Lehrmeinungen, sondern vor Allem nach den Anforderungen der tatsäch lichen Lage der Dinge und nach den wirklichen Bedürfnissen deS BolceS zu gestalten. Unsere Handelspolitik huldigt in weitestem Maße dem System deS Freihandels und die Vorzüge desselben an und für sich sollen nicht bestritten werden, in sofern dabei die Gegenseitigkeit unter den Völkern ewahrt ist — ohne Gegenseitigkeit schädigt der Frei andel Denjenigen, der sich „edel" dem Princip zu opfern bereit ist. >Ein schlagendes Beispiel der Vorthelle einer richtigen wirthfchastlichen Politik bietet Frank reich dar, welche« trotz aller politischen Um wälzungen der reichste Staat de- europäischen Fest landes geworden ist, weil es in wirthfchastlichen Dingen nur nationale Gesichtspunkte und Inter essen kennt. Wenn gleiche Gesichtspunkte in der Finanzpolitik des deutschen Reiches zur Geltung klangen, so wird cs sich in erster Linie um Er- öhung der sogenannten Finanzzölle handeln ; insofern dabei durch Revision deS Zoll tarif« gleichzeitig die Möglichkeit gegeben ist, zum Schuhe der heimischen Industrie beizutragcn, wird die Fmanzpolitik nicht auS Liebe zur Theorie und auS Furcht vor handelspolitischen Schlagworten ängstlich davor zurückschrecken dürfen. Für eine solche Politik, von deren segen-reichen Folgen für daS Wohl de- deutschen Volke- der Reichskanzler tief überzeugt ist. hofft er eine feste Mehrheit in der Reichsvertretung zu gewinnen, eine Mehrheit, „in welcher Conservative und Liberale in der Unterstützung einer energischen und wahrhaft natio nalen Regierung entschlossen Zusammengehen." Zu diesem Programm bemerkt die „Nationall. Corresp.": Man verkündet alS dieAbsicbt deSFürsten BiSmarck „die Begründung einer wirthschaftlicken Politik auf wahrhaft nationaler Grundlage." Der Ausdruck ist nickt ganz deutlick; immerhin geht daraus, daß eine solche Politik erst „begrün det" werden soll, hervor, daß nach der Auffassung des ReicbSkanrlerS, wenn dieselbe durch die „Prov Corresp." richtig wiedergegeben wird, unsere die herige WirthschastspvliUk nicht aus „wahrhasc nationaler Grundlage" beruht habe, daß das Woh! des Landes ein grundsätzlich Anderes erheische. Wir fürchten, daß sich schon an diesem Puncte zwischen der von der „Prov.-Corresp." dem Reich« kaxzler zugeschriebencn Anschauung und derjenigen der Mehrheit de- Reichstages eine wesentliche Ber sckiedenheit Herausstellen werde. Die bestehende Wirthschaftspotitik ist in ihren Grundzügen für Preußen feit länger als einem halbeil Jahrhundert maßgebend gewesen; unter ihrer Herrschaft hat sich der Zollverein herangebildet; Handel und Industrie haben einen ungeahnten Aufschwung genommen; Deutschland ist, wenn auch noch kein eigentlich reiche« Land geworden, so dock an Wohlhabenheit im Vergleiche zu der ein Menschenalter hinter unS liegenden Zeit ganz außerordentlich gewachsen. Wer sich diese That- sachen nicht durch den Kummer über eine durck wirthschastliche Sünden verschuldete, aber vorüber gehende Krise verdunkeln läßt, der wird schwer be greifen, daß wir ein den Bedürfnissen de- Volks wohls entsprechendes WirthschaftSsvstem bisher noch nickt besessen haben sollen. Nicht geringes Erstaunen muß eS dabei erregen, daß die „Prov.- Corresp." eine Wirtschaftspolitik „auf wahr haft nationaler Grundlage" ankündigt und dock zu deren Empfehlung lediglich auf den Reich thuni Frankreichs hinweisi. Sollten denn die concreten Bedingungen wirthschaftlicken Gedeihens bei uns mit denen unseres von der Natur so un- aleick bevorzugten Nachbarlandes wirklich identisch sein? Jndeß^ gehen wir über diese allgemeinen Gesichtspunkte hinweg und fragen wir nach den greifbaren Zielen des in Rede stehenden wirthschast- lichen Programms, so wird uns in erster Linie die Erhöhung der sogenannten Finanrzölle genannt; dann aoer heißt es weiter: „Insofern dabei durch Revision deS Zolltarifs gleichzeitig die Möglichkeit gegeben ist, zum Schutze der heinn scheu Industrie beizutragen, wird die Finanz Politik nicht aus Liebe zur Theorie und aus Furcht vor handelspolitischen Schlagworten ängstlich davor zurückschrecken dürfen." Derartige „Liebe" und „Furcht" soll einer wahren Volksver tretung allerdings fern bleiben^ ihre Pflicht aber wird eS sein, nicht nur die Möglichkeit, sondern auck die Nothwendigkeit eines „Schutze- der
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