Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 23.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191610236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19161023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19161023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-10
- Tag1916-10-23
- Monat1916-10
- Jahr1916
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.10.1916
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«I. Jahrgang. 3S 2V4. Montag, 23. Oktober ISIS. Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Fernsprecher-Sammelnummer: 2S241. Rur für Nachtgesprüche: 20011. »1»s»» TadNhr »tert«t>»hrltch «n Dreien d«t po«imali,tr Zuttagung tan Sonn- und Montagen nur ein. mal) »,A M.. in den Bororten ».« M. «et «tnmallger Zultellung durch die Post »,S0 W. <ohn« Bestellgelds «n,eigen. Preis«. Die einspaltige Zelt» <iNaa » Tilden» Sd Ps.. B°rzu,,pl»«e und Anzeigen in Nummern nach sann« und Feiertage« laut Loris. — AuawilrtigeAustrilg« nur »egen Borauabezahiung. — Belegdlalt l0Pt. Schriftleitung und Hauptgeschästrstelle: Marienstrafte 38/40. Druck u. Verlag von «tepsch « Retchardt kn Dresden. «achdruit nur mit deutlicher Quellen-»»,», (^»readner Mühr.'-uniilsst» — Unoerlangl« Schrtstsiücke werden nicht ausbewahr«. Rsuckkuitsnrsfl unck I dksrlc. K«u«kku»1snpkls5lsr 60 ?k. 1»Ini1!>tiÄii!umIu Lslcet I dl. 50 ?k. Versanl! nscd »usvärls. ltiiiiigl. WWllM Ae Verfolgung der Feinde in der Zobrudscha. Lovralsar «ad Enbadiuu erobert. — Erbitterte Fortsetzung der Somme-Schlacht. — Erfolgreicher deutscher Gegenstoß südlich der Somme.—Neue Niederlage» der Nullen.—zllegeraugriss aus englische Seeltreitlriilte.—Sie Ermordung de» Grasen ötürglb. Ser amtliche deutsche Kriegsbericht. lAmtlich.) GrostesHauptquartier. den 88. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die Sommeschlacht wird mit Erbitterung fortgesetzt. Beiderseitige stärkste Entsaltuug artilleristi scher Mittel gab ihr auch gestern, vornehmlich ans dem Nord» «fer. das Gepräge. Trommelfeuer aus Gräben und Hintergeläudc leitete englische Angriffe ei«, die von der Aucrc bis Eonrcelettc und beiderseits von Gueudeconrt in oft wiederholtem Ansturm vorbrachen. UntSr dem rücksichtslosen Mcnscheueinsatze ent sprechende« Opfern gelang es dem Gegner in Richtung Grandcourt—Pys Boden zu gewinnen; bei Gueudeconrt wurde er abgewicfen. Heftige Kämpfe bei Gailly blieben ohne Erfolg für die Franzosen. Südlich der Somme brachte ein Gegenangriff nns in Be sitz einer Anzahl kürzlich verlorener Gräben zwischen Binche».W«dL« Maisonotte; «irunhme« de« Fran zose« hier 8 Offiziere, 178 Man« «nb fünf Maschinen gewehre ab. In de« Waldstücke« nördlich von Chaulnes wird seit gestern abend erneut gekämpft. Heeresgruppe Kronprinz A« der Maas hält das lebhafte Artiveriefener an. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front de« Seneralfelbmarschalls Prinzen Leopold v. Bayern Bor der Mitte der Heeresgruppe des Generalobersten ». Woqrsch und westlich von Luck steigerte sich in ein zelnen Abschnitte« die beiderseitige Fewcrtätigkeit. Borfeldkämpse westlich der oberen Strypa »erliefen für uns günstig. Unter Führung des Generals der Infanterie v. Gerok haben deutsche Truppen nach dem räumlich eng begrenzten erfolgreichen Borstöhcn der letzten Tage in einheitlichem Angriffe zwischen Swistelniki und Skomorochy RowedenFeiudernentgeworfen; nur ein kleines Geländestück auf dem Westuser der Narajowka ist noch im Besitze des Gegners; seine zwecklose« Gegenftötze scheiterten, er hatte schwere blutige Verluste. Wir machte» 8 Offiziere «nd 74S Man« z« Gefangene». Front des General» der Kavallerl« Erzherzog Karl Trotz zäher Berteidiguug der Zugänge ihres Landes sind rnmänischeTruppenanmehrerenStelle« geworfen worben; de« bereits erstrittenen Gclänbebesitz konnte« «ns Gegenstöhe nicht entreihen. Balkan-Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalseldmarschalls v. Mackensen Dt« am 19. Oktober begonnene Schlacht in der Dobrnbscha ist z« unsere« Gunsten ent» schiede* Der rnssischarnmänische Gegner ist nach schweren Ver luste« auf der ganze« Front ans seine» schon im Frieden anSgebante« Stellungen geworfen; die starke« Stützpunkte Topratsar «ub Cobadtn« sind genommen. Di« verbündete« Trnppeu verfolge«. Mazedonische Front Di« Aämpfe im Cerna. Vogen sind «och nicht ab geschlossen; »entsch« Trnppe« habe« d,rt etngegrisfe«. Der Erste «eneralanartiermeifter: 1«. T. ».1 Lndendvrff. Fliegerangrisi auf englische SerstrrltkMe. Berlin. Am 81. Oktober «achmittags griff «in Ge schwader Unserer Geeflngzeuge englische Geest,ettkräfte vor der flandrische« Küste erfolgreich mit Bombe« an. Sin Treffer wurde auf eine« Zerstörer einwandfrei beobachtet. Alle Flugzeug« sind trotz heftigster »rschiestnng »vhlbehalten ,«rückgekehrt. sAmtlich. «. T. B.s Sefterreichisch-nu-nrischer Kriegsbericht. Wien. Amtlich wird verlautbart den 88. Oktober 1918. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresfront de» General» der Kavallerie Erzherzog Karl An der ungarisch-rumänischen Grenze dauern die heftigen Kämpfe unvermindert fort. An mehre ren Stellen wurdc« die rumänischen Truppen geworfen. Heeresfront de» Generalfeldmarschall» Prinzen Leopold von Bayer» An der oberen Strypa erfolgreiche Borfeldkämpse. Deutsche Truppen erstürmten die russischen Stellungen am Westufer der Narajowka und warfen de» Feind über den Fluh zurück. Rur ei« kleines Geländestück ist noch im Be sitze des Gegners. An Gefangene» wurden 8 Offiziere und 74S Mann eingcbracht. Italienischer Kriegsschauplatz. Der Tag verlies ruhig. Südlich des Toblina-Sees wurde die anscheinend vom Sturme loögerissene Hülle eines italienischen Fessel ballons «ngetrieben und geborgen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei de« K. K. Truppe« keine Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabeö: sW.T.V.s o. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Ne Ermordung der Grasen Stürglh. Ucb-cr den Nevolveransclilag auf den Grafen Stürglh erfährt die „Wien. Allg. Zig? von einem Augenzeugen folgende, einem Teil der Leser bereits im wesentlichen ge meldete Einzelheit: „Graf Stürgkh fast, wie alltäglich, im Speisesaale des Hotels Mcissl L Schadn, diesmal in Gesellschaft des Statthalters von Tirol, Grafen Toggcn- bnrg, sowie des Barons Achrcnthal, des Bruders deS ver storbenen Ministers des Aeustcrcn. Die Herren hatten ihre Mahlzeit gerade beendet, als der Wiener Schriftsteller Dr. Friedrich Adler, ein Sohn des ReichSratsabgeordncten Dr. Viktor Adler, der drei Tische entfernt säst, plöülich aufstand, drei Schritte vorwärts auf den Tisch, wo Gras Stürgkh säst, zuging und drei Revolverschüssc abseuertc. Graf Stürgkh sank sofort tot zusammen Graf Toggenburg drang mit einem Sessel auf de» Täter ein, und der Ober kellner versuchte, Adler den Revolver zu entwinden. Dabei gingen zwei weitere Schliss« los, von denen einer den Kellner, der andere Baron Aehrenthal leicht am Fuste ver letzte. Baron Aehrenthal fing den Grafen Stürgkh auf. Als die Schüsse fielen, stürzten sofort anwesende öster reichisch-ungarisch« und deutsche Offiziere sich ans den Attentäter und zogen ihre Säbel. Der Täter gab seinen Namen an und sagte: „Ich bitte, meine Herren, ich weist, was ich getan habe; ich lasse mich ruhig verhaften." Auf die Frage eines Offiziers, warum er dies getan habe, ant wortete er: „Das werde ich vor dem Gericht selbst zu ver antworten haben". Ter eingetroffcne Jnspcktionsarzt der Rettungsgcsellschaft konnte nur noch den Eintritt dcö Todes bei dem Grasen seststellcn. Wenige Minuten später trafen der Leiter des Ministerinnvs des Innern, Statthalter Bley- leben, Landmarschall Prinz Liechtenstein und Polizeivräsi- dcnt Gorup am Schauplatz der Tat ein. Der Täter wurde verhaftet und nach dem Sicherheitsbureau gebracht. Die Nachricht, die sich durch Extra-AuSgaben überall rasch in der Stadt verbreitete, rief allenthalben Empörung über die wahnwitzige Tat, welcher der Ministerpräsident zum Opfer gefallen war, hervor. Hierbei gelangten die Snmpathien, deren sich der Ermordete bei der Bevölkerung erfreute, all gemein zum Ausdruck." Uvbcr die Motive deS Täters verlautet, daß sie in der Frage der P a r l a me n tS e in b e r u fu n g z» suchen sind, der bekanntlich Graf Stürgkh ablehnend gegcnübcrstand. Die Meldung an Kaiser Franz Joseph. Die Leiche des Grafen v. Stürgkh wurde'in das Ge bäude des Ministcrpräsidiums gebracht und dort aufgebahrt. Der Mi» isterrat versammelte sich unter dem Eindrücke des traurigen Ereignisses und hielt eine kurze Beratung ab. Kaiser Franz Joseph wurde das Ereignis kurz nach dem Bekanntwcrdcn nach Schönbrunn gemeldet. Der Mörder Friedrich Adler. Friedrich Adler ist der älteste Sohn des österreichi schen ReichSratSabgeordneten Dr. Viktor Adler und seiner Gattin, der bekannten Schriftstellerin Emma Adler. Er selbst steht im Alter von etwa 40 Jahren. Tr besuchte das Gymnasium ln Wien und studierte an den Universitäten Wien und Zürich Philosophie u,rd Nationalökonomie. Bon seiner ursprünglichen Absicht, sich der akademischen Laufbahn zu widmen, kam er ab und wurde in Zürich Arbeiterfckrctär, später Parteisekretär in Wie». Als solcher war er Mitarbeiter der Wiener .Arbeiter»«!tun»" und der Monatsschrift „Kamps", als deren Herausgeber er in Stell vertretung des Genossen Tr. Otto Bauer, der in russischer Kriegsgefangenschaft lebt, cintrat. Er ist Verfasser zahl reicher staotswisscnschastlicher und pl,ilosvpl,Sicher Abhand lungen. Sein Spczialstudium war das Studium der Philo sophie, er war ein Schüler von AvenariiiS und Mach. Dr. Friedrich Adler macht bei feinen Aussagen den Eindruck eines politischen Fanatikers, der selbst seine Mordtat nur vom idealen Standpunkt betrachtet. Anderseits aber must hrrvorgehobcn werden, datz bei Dr. Adler in der letzten Zelt eine überaus nervöse Gereiztheit zu beobachten mar. Sein Benehmen war ein exaltiertes. Co nahmen z. B. die Parteisihungcn. an denen er als Sekretär der deutschen sozialdemokratischen Partei Oesterreichs teilnahm, infolge seiner Gegenwart einen stürmischen Verlaus. Auch scheint Dr. Adler erblich belastet zu sein, es befindet sich nämlich eine seiner Schwestern schon seit 15 Jahren in einem Irrenhaus. In der Partei spielte Friedrich Adler keine hervor ragende Rolle, vielmehr lebte er mit den Parteigenossen und auch mit seinem Vater in Unfrieden, da insbesondere seine überspannten Anschauungen bei seinen Partei genossen keinen Beifall fanden. Erst die letzte Sonntaas- Nnmmcr der „Arbeiterzeitung" enthielt einen scharfen Ar tikel des Herausgebers der „Arbeiterzeitung" gegen Aus lassungen Friedrich Adlers im Oktobcrhest des „Kampfes" über die Ncichskonsercnz der Sozialdemokraten Deutsch lands. lW. T. B.I ^ Wie das Wiener „Fremdenblatt" meldet, verweigerte der Mörder des Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh, Friedrich Adler, auf viele Fragen die Antwort. Er erklärte wiederholt, er sei sich der Tragweite seiner Hand lung vollkommen bewusst gewesen, habe den Entschluss zur Tat nach voller und reiflicher Uebcrlegung gcsastt und sei ohne Anstiftung oder Mitschuldige und ohne irgendwelche Hilfe gewesen. Das volle Geständnis wolle er erst dem Gericht bekanntgcben. Einzelne Angaben des Täters klangen so verworren und absurd, das; begründete Z wei set au seiner Zurechnungsfähigkeit auf- tanchen. Augenzeugen der Verhaftung erklären überein stimmend. dast Adler den Eindruck äusserer Ruhe machte und sich ohne Gegenwehr nach dem PölizcigesüngniS brin gen liest. Die Browningpistolc, mit der er die Tat ver übte, besäst Adler bereits vor dem Kriege »nd trug sic stets bei sich. Alle nach dem Attentat cingcleilctcn Er hebungen haben ergeben, dast das Verbrechen nur die Tat eines Einzelnen ist, der infolge angestrengter Arbeit und des Zerwürfnisses mit seiner Partei und seinem eigenen Vater sich in einem Zustande geistiger Ab spannung und hochgradiger Nervenüberreizung be fand. lW. T. B.) Der Eindruck i» Oesterreich. Nach den in Wien eingelausenen Berichten hat die Nachricht von dem Mordanschlag aus den Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh in der ganzen Monarchie tiefste Erschütterung hcrvorgcrufcn und eine niederschmet ternde Wirkung gehabt. Zu der tiefen Teilnahme für das unglückliche Opfer gesellt sich die grösste Erbitterung über das fluchwürdige Verbrechen. Es herrscht nur eine Stimme: die der schärfsten Verurteilung dieser wahn witzigen Tat eines überreizten, exzentrische» Indi viduums. lW. T. B.i Die halbamtliche „Wiener Abcn d v v st" schreibt: Die Traucrnachricht wird überall den schmerzlichsten Wider hall wecken. Ministerpräsident Graf Stürgkh ivar dem Kaiser ein treuer Diener und ergebener Paladin. Das Vaterland verliert in ihm einen Staatsmann von lauter sten Absichten, vornehmer Gesinnung und begeisterter Hin gebung für das Gemeinwohl. Die ganze politische Tätig keit des Grase» Stürgkh kennzeichnet ein Zug der Grad ls c i t. Mannhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Seit einem Vicrtelsahrhundcrt stand er im öffentlichen Leben, zu nächst als Mitglied des Abgeordnetenhauses, dann als Untcrrichtsministcr und zuletzt als Ministerpräsident. Graf Stürkgh erwarb die innigste Vertrautheit mit allen be wegenden Kräften im politischen Getriebe Oesterreichs und ebenso die sorgfältigste Pcrsonalkcnntnis. Diese reichen Er fahrungen kamen ihm bei der Leitung der öffentlichen An gelegenheiten ebenso zustatten, wie die Ritterlichkeit seines Wesens, seine Herzensgute und die vornehme Liebens würdigkeit seines Auftretens. Unter ernsten Verhältnissen hatte Graf Stürgkh am 8. November 1»ll sein Amt über nommen. Zahlreiche und gewichtige Probleme der inneren Politik bereiteten stets neue Schwierigkeiten. In Fricdcns- jahren war dem Grafen Stürgkh mancher gewichtige parla mentarische Erfolg beschieden. Unermüdlich kämpfte er für die Befreiung des Abgeordnetenhauses aus den Fesseln der Obstruktion, und die parlamentarische Votiernng deS neuen Wchrgcsetzes war der sichtbare Ausdruck dieser seiner Be mühungen. Mit Ausbruch des Weltkrieges wurden an die Tatkraft und Umsicht der Regier»»«, unerhörte Anforderun gen gestellt, denen Graf Stürgkh sich mit rastloser ArbcitS- srendigkeit, nimmermüdem Eifer und einem tiefen sachlichen Verständnis unterzog. Mitten aus diesem kraftvollen Wirken wurde Gras Stürgkh plötzlich hcrausgerissen. Sein Hingang ist ein schwerer Verlust für das Vaterland, dop pelt schwer in dieser von groben Schicksalen erfüllten Zeit. Um ihn trauern alle, die sein redliches, ernstes, stets dem allgemeinen Besten gewidmetes Wirken, seine treue Hin gebung an den Kaiser un» bas Reich, seine Scelenaüte uu»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite