Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187103110
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-03
- Tag1871-03-11
- Monat1871-03
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1871
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Erste Beilage -um Leipziger Tageblatt und Anzeiger. vp. Georgi's Rede, welcher die letzte Sitzung der Stadtverordneten lkt wurde, lautet vollständig wie, folgt: Meine Herren'. Zch habe es in den großen Zeiten, die wir seil , vorigen Sommer durchlebt haben, manchmal meine Pflicht gehalten, den Gefühlen, welche in diesem Collegium voraussetzen durfte, nach en Kräften Ausdruck zu verleihen. Sie werden linnen auch heute erwarten, daß ich nicht in Tagesgefchäste eintrete, ohne des großen welt- Michen Ereignisses zu gedenken, das sich voll- n bat, seitdem wir unsere letzte Zusammenkunft M haben. Ja, Friede, Friede klingt es durch lftmd, Friede klingt es durch unsere Stadl, wir sahen, daß die Bevölkerung derselben mit bewegtem Herzen zu den Andachtsstätten eilte, sie mit fliegenden Fahnen, mit Hellem Lichter ze und mit bleibenden Gaben der Liebe ihre re kund gab, die der langersehnte Friede in Hervorrust. 2a, wir dürfen jetzt ohne Scheu neu, daß wir uns nach dem Frieden gesehnt n, gesehnt nicht aus Schwachheit, nicht aus atlung, sondern deshalb, weil daö deutsche l, Lessen Stärke, dessen Krieasrubm jetzt die lt erfüllt, nicht den Krieg liebt, sondern den den und die Werke des. Friedens. Gerade aus Friedensliebe ist jener Aufschrei bervor gc- >zei>, der das ganze Bolk zusammenführte nach lpcin siechen FrievenSbruche, der uns vom Feinde rhan wurde, jener allgemeine Ruf zur Abwebr Feindes. Diese Friedensliebe haben wir nie leugnet, wir haben uns nach Frieden gesehnt n ersten Schlage an bis zum letzten, zumal als wir der fchließlichen Entscheidung gewiß en, und die von Hunger und Frost leidenden Feir.de können im eigenen Lande kein menschlicheres Mauern gefunden haben, als bei uns. He tiefer und wahrer aber diese Sehnsucht nach dev Frieden bei uns gewesen ist, je reiner und »chrhasler ist auch die Freude über daS Ziel, wckches wir nunmehr erreicht haben. Vereinen «r uns heute noch einmal zum Danke für Mes, was wir durchlebt haben, zum Danke «gen Len Höchsten, der uns solches Ge lingen gegeben hat; vereinen wir uns henke noch eimnal im Danke gegen unsere genialen Führer vid unser tapferes Heer, welche getragen von dem «rußlsein ihrer hohen, sittlichen Mission, ansge- mnt haben in diesem schweren Kampfe. Vereinigen Ol unS in dem Danke, den wir den Entschlafenen i» ihr Grab Nachrufen — wir haben ihrem Leben ch frühzeitiges, gewaltsames Ende setzen sehen, «bk wir richten uns auf in dein Gedanken, daß ft auch ein noch so langes und reiches Leben nickt O eine höhere Aufgabe hatten rcrwerthen können, «lt die war, für welche sie gefallen sind. — Gern wd dankbar erinnern wir uns auch derer, die mir «chrochener Kraft aus dem Kampfe hervorgehen, «r hoffen, daß das ganze Volk sich seiner Dan- Uschuld gegen sie in vollem Maße bewußt sein «Le, aber freudig haben wir dazu beigelragen, iNauck unsere Stadt das Ihre thue, um bei GkMung dieser Wicht ergänzend einzutretcn. — lleniniaen wir uns heute noch einmal im Danke «en Die, welche die Ihrigen nicht heimkehren Hu. Ihre Wunden werden in diesen Tagen neu 'zerissen durch die Friedensbotschaft und durch mit Gott baldige Heimkehr unserer Truppen, chie es uns doch gelingen, den Trauernden Ide» Trost warm zu Herzen zu führen, daß wir eit das hoch und heilig Hallen, wofür die lgm geblutet haben. lftd in der Thal, Großes ist es, waS wir er reich haben, das Größte aber bereits bei Beginn -et-negs: Wir haben das Vaterland wieder- gefuiiven. Durch Jahrhunderte hatte unser voll schwere Prüfungen auszuftehen, aber vielleickt keiner Zeit hat der innere Feind sich zu einem >» gehässigen Chorus zusammenaetban, wie vor dem letzten Kriege. Eine feile Presse, theils im Dienste entthronter Fürsten, theils der Ultramon- i«en und aller innern Feinde, hatte sich ver schworen', dem Feinde die Wege in daß Herz des «terlandes zu ebenen; sic halte mit bewußter Leidenschaft auf den Krieg zugetrieben, und ich ae- daß fick zu keiner Zell mein Herz in politischer Hinsicht so niedergedrückt gefühlt hat, als damals, den» nie hatten wir so viel Anlaß gehabt, an Vchrm Volke zu zweifeln, als zu jener Zeit. Nun »der Krieg, und mit einem Male stand daS Vckiland da, mit einein Male schloffen sich die Hilde von Ost und West, von Süd und Nord i» kirbe zusammen, mit einem Male schlug daö Wk den Hexenkessel entzwei, aus welchem ihm das Aist in dre Adern täglich geträufelt wurde; mit «m Male schloß sich Glied an Glied zur Ab- «br de- Feindes und keine Macht vermochte sie »chr zu trennen! DaS waren große, herrliche Tage, unvergeßlich für Jeden, der sie im Innern «it erlebi hat. Und wenn wir jetzt manchma «tfelnd gefragt haben, ob wir an Kraft deS «rls und der Freude verloren haben, weil die DObrüche der Freud« nicht mehr in so lauten Xchn emparfchlagen, so müssen wir unS sagen, lO eben daS Größte bereit- gewonnen war: das «mtte Vaterland — und das geeinte Vaterland «anid Aber auch der Friede bringt uns Großes »t ein praktischer Politiker kaum je als verfolg bau» Zielpunkt aufstellen durfte, das ist gelungen OMnzen, die Jahrhunderte von unS getrennt «Mn, sind wieder mit uns verbunden. Woh WM wir deshalb den Borwurf der Habsucht, der Mßmn hären müssen, ia sogar aus der Mine unseres Volkes selbst. Aber wir wissen, dieser Vorwurf entspringt nur dem Neide, oder dem Parleihaffe, und mit gutem Gewissen können wir sagen: das Volk konnte und durfte nickt anders handeln. Wenn es nock Lebenskraft in sich üblte, konnte es nicht zurückgeben, ohne das einst ins geraubte Gebiet zurückzunehmen. Ein Volk kann nicht dulden, daß werthvolle Glieder ibm auf die Dauer entrissen werden; wir mußten die Rechte des Ganzen höher halten als die der Einzelnen, und wir trösten uns, daß die Kinder des Elsaß uns dereinst segnen werden siir diese Thaten, die ihnen ihr Volks!bum gerettet haben. Zugleich haben wir bei diesem berechtigten Friedensschluffe die Idee der Gerechtigkeit und der Gleichheit zur Geltung gekrackt, ^o sehr wir Siege auf Siege gehäuft haben, wir waren dock, als Besiegte zurückgegangen, wenn wir den herri schen Anspruch eines Volkes anerkannt hätten, das zu allen Zeiten die Hände nach unserem Besitze ausgeftrecki hat, daß ihm selbst nichts genommen werden dürfe. Soweit in der weiten Well Deutsche leben, heute kann jeder Deutsche sein Haupt doch tragen; nie aber werden wir einen anderen An- sprück erheben, als daS gleiche Recht, wie andere zu genießen. Dadurch haben wir auch die sittliche Idee der Verantwortlichkeit der Völker zur Gel tung gebracht. Es ist leicht, wenn ein Volk die Schuld für sein Unglück aus einen Einzelnen wälzt, aber gerade, weil es dies seit Jahrzehnten gethan, hat das französische Volk sich in diese Lage gebracht. Wir müssen innig beklagen, daß eine der ersten Handlungen seiner Volksvertretung wiederum die war, die Schuld auf einen Einzelnen zu laden. Werden wir uns im Gcgentheile der hohen Ver antwortung bewußt, die jeder Einzelne im Volke lzat, eben durch den Krieg ist der Einzelne so recht in die Gemeinschaft des Ganzen gestellt worden; er kann nickt auf seine Rechnung sündigen, er sündigt für sein ganzes Volk. Es ist bei diesem Kriege klar geworden, welchen Werth eine sittliche und "keusche Jugend, welchen Werth die uner schütterliche Grundlage des Familienlebens hat, es ist klar geworden, was cs bedeutet, wenn der Ein zelne mit regem Fleiße in seiner Thätigkeit aus- harrt, welche dieselbe auch sei. Mit diesem Gefühl der Verantwortlichkeit lassen :ie uns eintrelen in die neue Zeit, die vor uns liegt. Es sind uns große Aufgaben gestellt. Wenn wir uns erinnern, daß unsere Zerrissenheit zum größten Theil aus einem geistigen Kampfe hervor gegangen ist, so werden wir nun eincstheilS vor züglich durch die Vorgänge der ersten Hälfte deS vorigen Jahres, gemahnt, daß wir auSharren müssen in diesem geistigen Kampfe, und wir können nun andererseits aber auch hoffen, daß das Volk, nach dem es sich über diesen Kampf hinweg die Hände gegeben, ihn anch zu einen, der Menschheit er sprießlichen Ende fübren wird. Die eben vorübergegangenen Tage haben uns eine tiefe Wunde an dem Körper unserer Gesell schaft gezeigt. Müssen wir auch die Wege be kämpfen, die gewisse Claffen gehen wollen, so müssen wir doch den inneren Kern anerkennen, aus welchem die Erbitterung eines Theils des Volkes hervorgeht, und wir müssen unsere ganze Aufmerksamkeit darauf richten, daß jene Wunde geschloffen werde. Es ist vielfach prophezeit worden, daß nunmehr eine Zeit der Rcaction folgen werde. Ich für meine Person habe niemals daran geglaubt, denn ich erinnere mich daran, daß bei unserem Volke solche Zeilen stets mit jenen Zusammenhängen, in denen die nationalen Hoffnungen des Volkes ge täuscht worden sind. Wir haben auch gerade in den letzten großen Zeilen erkennen müssen, daß daS gegenseitige Ver trauen in unserem Heere die großen Wunder hat thun lassen, und auch im Staatsleben werden wir das Vertrauen nickt als eine Untugend, den Mangel an Vertrauen nicht als höchste politische Weisheit ansehen dürfen, andererseits müssen wir auch wacksam sein, daß wir nicht durch unsere ^iege in unserer Freiheit geschädigt werden. Unser Volk lxrt die hohe Mission: die Lebensformen zu finden für ein freies und gesittetes Volk. — In diese Aufgabe lassen Sie auch uns eintretcn frohen MutbeS und mit vollem Bewußtsein unserer Ver antwortlichkeit. Vereinigen Sie sich mit mir, meine Herren, in dem Rufe, der dieses Alles umfassen soll: „Hoch Kaiser und Reich!" (Die Versamm lung stimmt lebhaft ein.) Tagesgeschichtliche Aeberftcht. Aus Berlin, 9. März, berichtet die „Nordd. Allg. Ztg.": Die am heutigen Morgen erfolgte Rückkehr des Reichskanzlers ist das freudige Ereigniß deS TageS, freudig sowohl in Betreff der Person des Grasen Bismarck — und wer im Vaterlande nähme heute nicht den herzlichsten An- theil an derselben — als auch freudig in Bezug auf die politischen Verhältnisse, die somit letzt definitiv zu einem Abschnitt gelangt find, in wel che,n das persönliche Eingreifen des vielgefeierten Staatsmannes nicht mehr erforderlich ist. ES war noch früh, als die Equipage, die den Reichskanzler und feine Familie in das Mimsterhotrl führte, durch die WilhelmSstraße rollte, und von den wenigen Leuten» welchen man zu dieser frühen Stunde begegnete, und die ihren Tagcsgeschäften entgegen gingen, waren eS nur einzelne, die den Grafen erkannten und sich sagten, daß der Herr im grauen Militairmantel, der mit seinen Damen in dem einfachen Wagen vorüberfuhr, der Mann ei, der in sieben Monaten das deutsche Reick neu zegründer und demselben zwei Provinzen hinzu- zefügt. Der tiefste Tank gegen die Vorsehung, die dem Reichskanzler die Kran zu seinem gewal tigen Werke gegeben und die ihn glücklich wieder ins LKtterland rurückgeführt, ist das Gefühl, das icherlick jeden Patrioten beherrscht. Das amtliche Blatt von Paris enthält einen Artikel, in welchem es heißt, Frankreich habe die Republik gewählt, weil diese allein im Stande ei, die Geister zur Eintracht zu führen. Es würde mithin ein Verbrechen fc,n, wollte man durch Jntriguen und Angriffe, welche bezwecken, den Sieg einer monarchischen oder diktatorischen Mino rität herbeiz,Führen, Zwietracht säen, Unruken begünstige» und Agitationen wach rufen. Es hieße das nichts Anderes als die Republik Umstürzen und den Despotismus wieder herbeiführen. Tie Re zierung setze eine Ehre darin, die Republik zu befestigen und werde sie mit Energie und mit der festen Absicht vertheidigen, derselben als Basis dasjenige Vertrauen zu verschaffen, ohne welches der öffentliche Wohlstand nicht gedeihen könne. Sie werde ferner die Ordnung aufrecht erhalten und über die Ausführung der Gesetze wachen, die allein sie in den Stand setzen könnten, die Zeit herbeiznführen, in welcher der Friede zur völligen Wiederherstellung gelange. Schon beginnt zum großen Mißfallen des Hrn. Rochefort die französische Regierung mit der Ent waffnung der Pariser Nationalgarde, deren beträchtliche unruhige Elemente stets nur einen wohlgeordneten und bewaffneten Kern der Emeute abgeben. Ob nach den Gegenvorkehrungen, welche die Nationalgarden von Belleville, Montmartre :c. getroffen haken unter dem Vorwände, „die Re publik zu beschützen" diese Entwaffnung sich ohne Störung vollziehen wird, ist nock) nickt abzusehen. Auf dem Montmartre sind förmliche Schanzen ge baut, mit Kanonen armirt, die gegen Paris ge richtet sind, und geheime Central-Co,nitcs sorgen dafür, daß die Glmh nicht zum Verlöschen koimnt. Wie ernst man in Pariser Regiernngskreisen die Sache ansieht, geht auS einem am 4. März Mor gens nach Bordeaux gerichteten Telegramm de- Generals Vinoy hervor, in welchem er dringend um militairische Hülfe bittet und meldet, daß in den bereits oben erwähnten Stadtvierteln die be absichtigte Jnsurrection offen besprochen wird. Seit dem sind nun zwar einige Truppenabtheilungen in Paris eingetroffen, aber die letzten Pariser Berichte belgischer Blätter vom 6. und 7. schildern die Situation noch alS eine äußerst schwierige. Zufolge des in Bordeaux gestellten und einer Commission zur Berichterstattung überwiesenen Antrages, die Mitglieder der Septemberregiernng zur Rechen schaft zu ziehen, hatten die Herren Jules Favre und Simon ihre Entlastung gegeben, auf Thiers' Verlangen dieselbe jedoch einstweilen wieder zurück gezogen. In der Nationalversammlung zu Bor deaux am 8. März sprach Thiers über den Stand der Finanzen und erklärte hierbei, die durch den Krieg veranlaßten Ausgaben außerhalb Paris überstiegen die Summe von l 100 Millionen Francs, neraus folgten Wahlprüfungen. Der Bericht deS >ureaus für die Prüfung der Wahlen in Algier schlug vor, die Wahl Garibaldi's für ungültig zu erklären, da derselbe die für die Gültigkeit der Wahl erforderliche französische Nationalität nicht besitze. Victor Hugo bekämpfte den Antrag des Bureaus und sagte, Niemand in Europa habe Frankreich beigestanden, nur ein einziger Mann habe dies gethan. Garibaldi sei der einzige unter den für Frankreich kämpfenden Generalen gewesen, welcher nicht besiegt worden sei. (Lebhafte Unter brechungen. große Bewegung.) Victor Hugo er klärte inmitten größten Lärmens, fein Mandat niederzulcgen; ein Mitglied der Reckten verlangte, daß, bevor über die Gültigkeit der Wahl Gari baldis entschieden werde, eine Untersuchung Uber die Thacsachen geführt werde, welche das Unglück Frankreichs herbeigeführl hätten. (Erneute leiden schaftliche Bewegung.) Der Präsident stellte die Anfrage an Victor Hugo, ob er seine Demission aufrecht erhalte. Victor Hugo erklärte, auf der selben zu beharren, und verließ ohne Weiteres den Saal, indem er Worte ausnef, welche bei der herrschenden Unruhe unverständlich blieben. Hier auf bestieg ein Deputirter die Tribüne und er innerte an das Versprechen Ducrols. Paris nur todt oder siegreich wieder ru betreten, trotzdem habe er den von ihm Befehligten die Sorge über lasten, ihn zu vertheidigen. Von Garibaldi spre chend, erinnerte Redner an die Depesche Gam- betta'S, in welcher dieser Garibaldi den Vorwurf der Unthätigkeit machte; eS sei nöthig zu wissen, ob Garibald, gekommen sei, für Frankreich »u kämpfen oder nicht vielmehr für die allgemeine Republik. Gene ral Leflo bezeugte die Tapferkeit Ducrots. Langlois richtete im Interesse des Vaterlandes einen ener gischen Appell zur Einigkeit an die verschiedenen Parteien und warf den Deputaten das Ueber- maaß politischer Leiden'chaft vor. Die Frage der Giltisckeit der Wahl Garibaldi s ward schließlich dem Bureau zu neuerlicher Berarhuna überwiesen und wird zur endgültigen Beschlußfassung vor die Versammlung gelangen. — Bon Seiten der be treffenden Commission der Nationalversammlung ist endlich nach längeren Debatten über den künf tigen Sitz der Nationalversammlung die definitive Entscheidung auf Fontainebleau gefallen. Wie versichert wird, soll sich Thier- dieser Wahl an geschloffen haben Be« der demnächstigen Dis cussion über diesen Gegenstand in der National Versammlung erwartet inan die Einbringung eines Aniendements zu Gunsten der Verlegung nach Versailles, welche- von einer bedeutenden Anzahl von Deputirten unterzeichnet sein soll. DaS folgende Denkmal des buben haften Wahnsinns, der gewisse Kreise des modernen KosmopolitiSmnS und Humanismus ergriffe» hat, geht der N. A. Z. in spanischer Sprache zu: ,Dic in Lyon vereinigten Abgeordneten der Frei maurerlogen und der Internationalen haben den folgenden Beschluß gefaßt: Wilhelm und seine beiden Gehülfcn Bismarck und Moltke, die Geißeln der Menschheit, durch ihren unersättlichen Ehrgeiz die Ursachen so vieler Räubereien, Brandstiftungen und Mordthalen, werden wie drei tolle Hunde für außerlzalb des Gesetzes erklärt. Allen unseren Brüdern in Deutschland und auf dem ganzen Erdenrund ist die Vollstreckung des gegenwärtigen Beschlusses aufgetragen. Für jedes der drei ver- urtheilten wilden Thiere wird eine Million Franken erworben, welche von den sieben Großlogen an die Ausführenden oder au deren Erben gezahlt wird." Ueberschrieben ist dieser schändliche Blödsinn: „Ein Todesurtheil", gedruckt in Madrid, cntiiommeir aus der Zeitschrift „le Tölsgraphe" in Brest. Zur Warnung für Deutsche, die sich nach Frankreich sehnen, lasten wir nachstehend einen von Francisque Sarcey Unterzeichneten Artikel des „Gaulois" folgen: „Möge man uns dock wohl verstehen", heißt es darin, „wenn wir die Deutschen vertreiben wollen aus diesem Frankreich, welches sie geplündert, verwüstet, mit Blut gedüngt haben, wenn es uns am Herzen liegt, gegen sie eine Liga zu organisiren, die von Havre nach Marseille geht, wenn wir sie von unserer Gastfreundschaft aus schließen, so geschieht das nicht allein aus einem engherzigen Rackegeist, Ja, ohne Zweifel, es ist Haß in unserer Angelegenheit, eö liegt viel Haß darin! Und wann, großer Gott, wären wir denn berechtigt zu Haffen, wenn wir unS nicht von einem unüberwindlichen Groll beseelt füblten gegen irne Barbaren, welche, nachdem sie unser flaches Land geplünder't, nachdem sie unsere Städte ver brannt, nachdem sie uns ausgehungert und ruinirt haben, unS noch den demülhigendsteu, de» ver derblichsten Vertrag anfgebürdet haben, ven Frank reich je erduldet hat. Ja, wir Haffen sie, wir Haffen sic an- tiefem Herren, und das haben sie nicht gestohlen. DaS Ist sogar das Einzige, wa lle bei uns nicht gestohlen haben. Aber es ist nicht ver Hast allein, der unS beseelt. ES ist besonder- und vor Allem die Sorge für unsere Sicherheit. Die Philosophen wollen, daß wir ihnen ihre Be leidigungen verzeihen, sei eS darum, wir verzeihen sie ihnen. Wir verlangen aber, daß sie uns kerne anderen zufügen. Weil wir der Viper nicht die Zähne ausbrechen können, so wollen wir sie wenigstens von« Hause fern halten. DaS ist'-, was ich den Aposteln der „Toleranz" zu ant worten hatte." Einer Depesche dtzr „Times" auS Paris zufolge «l ein Aufstand de- lo. Bataillons der Mobil- zarde des Seine Departements stattgefunden. Der- elbe ist jedoch ohne ernstliche Folgen rasch unter- nitckt worden. Aus dem Lager vor Bit sch vom 6. März mel det das „Franff. Journal": „Morgen findet die lieber gäbe der Festung statt. Die Garnison zieht unter klingendem Spiel mit allen Hand waffen ab. Nur daö zur Festung gehörende Ma terial bleibt zurück. Das Cernirungscorps wird in Paradestellnng die Vertheibiaer des Platzes vor- überziehcn lassen. Das Verhaltniß zwischen den beiderseitigen Truppen war bisher bekanntlich ein ganz freundliches." Die angeblichen diplomatischen Bemühungen der englischen Regierung zu Gunsten Frankreichs stehen in gar keinem Verhältniß zu dem Lärm, den die englische Presse über die deutschen FriedenS- bedingnngen machte. Seitdem ist die Sprache der bedeutenderen Journale erheblich mäßiger geworden und auch die ganze diplomatische Intervention Englands lvschrankte sich ans eine obenein i>08t Intimi eingetretene Fürbitte hinsichtlich der Höhe der Kriegskostenentschädigung, ein Schritt, welcher vielleicht nur unternommen wurde, um dem rast losen Drängen in der Presse und im Unterbause eine Concesston zu machen. Die englische Regie rung kannte die weise Mäßigung, die für den Grafen Bismarck stets maßgebend gewesen ist, zu gut, um nicht zu wissen, daß von dem, waS als unbedingt nothwendig gefordert worden, auch 'Nickis mehr abznhandeln se«. Verschiedenes. — Ein bewunderswerrher Raritätensainmler existirt in Neustadt-Dresden, der zugleich mit seiner deutschen Zunge den Herrn Franzosen gern daS Wort redet. Seme große Vorliebe für Frank reich aber bekundete er dadurch, daß er am Tape deS Eintreffen- der französischen Geschütze in Dresden den an den Rädern noch befindlichen Straßen- oder Feldschmutz abkrayre und sorgsam aufhob, um für sich und seine Kindeskinder ein Bischen französische Erde zu besitzen! (Dr. N.) — Der Eorrespodent der „N. ft. Pr." in Bordeaux theilt ein Gespräch zwischen zwei fran zösischen Generalen mit, das er in dem Hotel zu den drei Königen zu Basel anhörle. Die bei den Herren trafen sich, wechselten die üblichen Be grüßungen und verschiedene „man xzsnc-i-nl" mit einander und dann prägte der eine den andern: „Ickon Asneesl, cke qu«II« enpitvlkckion ötn-voas?^ („General, welcher Eapitulation gehören Sie an?")
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