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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187208032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-08
- Tag1872-08-03
- Monat1872-08
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1872
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!«0. ! l03'/. »-6«'/. c.1,5 lor. « «L'/.. u 275. g l«o. ri'/.. 87. bb',. uü—. »V. 1LK'/. r'/.- 22'/.- r. - '24'/.. !diü nt 10«'/.. ü 104. ch. 1b». I'/.- emmnckt) -allen — er Import hr. tirung für Setzen toc, 74'/. pr. d. M .erbst bl'/. Trübem: pr. v. M lr — Sqr.. Frühjahr oz: fester >r. d. M iv Sgr., —. Ten- pr. Herbst Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Nebactto» a»t Lrpkbttü» JvhanniSgass« 33. Prranlw Redatteur Fr. Hütt»«. Sprechstunde d. Rcdactiou «onvitiLg» von tl—12 Uhr «»ch-u»»,« »v, 4—» uhr. Annahme der für die nächst- fslgende Nummer veftimmtru Iuierate in dm Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags. Anzeiger. Amtsblatt bcS Königl. Bezirksgerichts und dcs Raths der Stadt Leipzig. Auflage 101ÜV. Adonormtnleprtl« vierteljährlich l Thlr. 7'/, Nar^ incl. Bringerlohn l Thlr. 10 Ngr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr, Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung S Thlch mit Postbefvrderung 12 Thlr. Zuserate 4gefpalteneBourgoiözeile l'/.Ngr. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichaiß. Reclameu oulrr ». «rbacttoarflrtch dir Spaltzeile 2 Ngr. Filiale: Otto Klemm. UnivcrsttätSstr. 22» Local-Eomptoir Hainstraße2l. W 21k. Sonnabend den 3. August. 1872. ? » r k u r k r du a. ? y ra tz t» tz l» tz d» du /« d» a. k /, d» a. k s y, du o. 6. >/, da o k i» ^ a >/,»i h, » » u ' a n/, ü. >l/b d» U/, du u u >"/" » »>/. kl All gcsälligkn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 4. August nur Vormittags bis '.9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. Im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege fordern wir die Grundstücksbesitzer hierdurch ans. di» AbtritlSgrube« ihrer Grundstücke, insoweit dieselben nicht neuerdings bereit« geräumt worden find, schlruntgst ran»««, auch v»r, währewd und nach der Ra»»»»»g d,Stu- fictr»» zn lasten. Leipzig, den 29. Juli 1872. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Cerutti. August Lretzschmar. Lm 30. Juli entschlief sanft in unserer Mitte einer der fleißigsten Arbeiter auf litnanschem Gebiet, der in den weiteste« Kreisen aiS Schrift steller und Uebersetzer auS dem Englischen, Iran- zöstschen, Italienischen, Holländischen und den scan- bmavifchen Sprachen bekannte August Krrtzschmar. Mil den bedeutmdsten und grachtrlstea buch- händlerischen Firmen in Verbindung, hat er nahe an tausend Bände übersetzt oder selbst geschrieben, und unter der Rubrik der erster«» befinden sich fast all, hervorragend, Autoren drS Auslandes, wir dir Werke »tneS CarltSle und Bancroft. Daneben war er auch der Interpret der Romane der MrS. Wood und -)ong» und der Frauen Tarliu und Schwarz, wtr der flotten leichtlebigen Franzosen. Dir Kritik rühmte stets neben seiner treue» Uebrrnagung und seinem guten Styl sein Eingehen auf dir Intentionen der Autoren, sein richtiges Erfassen ihrer Ideen und Wiedersehen ihrer intelleciurüeu oder grmüthStirfeu Individua lität. Nebenbei war Kretzschuear einer der beste» und jovialsten Menschen, sein Humor unerschvpf- ltch, wenn ihn auch di» Kränklichkeit in seinen letzt«« Lebensjahren zwang, heitere gesellig« Kreis« zn meiden. Im Jahr« 1812 den 3. August zu Frankenberg bei Chlmnitz geboren, hätte er heut, seinen sechzigsten G«bm lstag gefeiert, wenn ihm der Tod nech die »enigeu Tage Frist gegönnt. Seine lteftraurrnd« kinderlos« Gattin verliert in ihm ihren einzigen treuen Freund. Friede seinem Andenken! A»r Stadt und Land. * Leipzig« 2. August Nachdem von Seiten d,r kaiserlich deutschen Regierung nun fast mit allen «uropäischeu Staaten neu« Postverträgr ab» geschloffen uud di« früher bestandenen außer Kraft gesetzt worden stad, so wurden von der Reichs- postverwalt uug in Berlin bereits jene Borlaaen in Angriff genommen, welch« dem in Aussicht stehenden, im Jahre 1873 tu Berlin zusammeu- trrtmdeu Wrlt-Poflcongreß zur gemeinsamen Ent scheidung unterbreitet «erden. Di« wichtigsten Vorlagen für den Longreß, welch« für den Welt- postverkehr von unberechenbarem Werth« fein werden, bilde« di, Aufhebung d«S Transit» porto» «ud d<» Feststellung einer für all» Staate» gemeinsam geltenden vrtesmark«. Letzter, soll glrichzeitia als ein allgemeine» «mcthzrichrn festgesetzt und dei Taffe» au Zahlungsstatt al» baarr» Geld angenommen werde«. Ein« ferner» Vorlage behandelt die Ver einfachung de» Zollverfahrens für Postsendungen. Auf di« von Berlin au» an di« Staate» wegen Beschickung de» LongreffeS ergangene» dieSfäüHru Anfragen find von alle« Staate» znstiwmrnd« «ntwvrieu rrtheilt worden. * Leipzig, 2. August. Laut dem ueutsteu Amtsblatt der ReichSpost- Verwaltung ist der Post» dirrctor Friedrich al» Vorsteher bet dem Post- amte ans de« Dresdner Bahnhöfe in Leipzig bestätigt worden. — Der Spar« und Bor» schuß-Verein für Postbeamte in Leipzig zählt« am Schluss« de» ersten Semester» 1872 498 Mitglieder. Di« laufenden ordentlichen Bei» träge für «lue» Monat betrugen 505 Thlr., die außerordentliche» einmalige» Beträge 280 Thlr., die an» BereinSmittelu au Mitglieder gewährten Vorschüsse 385 Thlr. Der im Bezirk der Dresdner Oberpostdirection bestehend« Post »Spar» uud Vorschuß - Verein hatte zu dem gedachten Zeitpunkt 175 Mitglieder, di« an fort» laufenden ordentlichen MouatSbeiträgru dir Summ« von 186 Thlr. entrichte«, an außerordentlichen einmaligen Beiträgen 324 Thlr. brigesteuert hatten nnd an di« an Boischvfse» der Betrag von 107 Thlr. gewährt worden war. * Leipzig, 2. August. Wir können heut« mit .Freude, et» Zngefländniß hervorhebeu, welche» di« Direktion der Berlin - Auhalitscheu Eisenbahn der mit Reckt über deren uenrst« VerwaltungSmaßregeln erbitterten öffentlichen Meinung gemacht hat. Vom 5. August an be steht zwischen Leipzig und Berlin »in« neue PersonenzugS-Verbindung dergestalt, daß man Nachmittag» 6 Uhr au» Leipzig fährt und in Berlin 10 Uhr 35 Minuten AbeudS eintrifft. Die Verbindung nach Dessau und Zerbst ist insofern «ine bester« geworden, als man von dem gedachten Tag» an in zwei bis drei Stunden von Leipzig nach jenen Orlen gelangt. Hrffentlich wird aber di« Abänderung des Fahrplans m dem vom Publicum gewünschten Sinne noch weiter ge schehen. WaS in dieser Beziehung zunächst nölhig ist, daS ist dir Einfügung eine» PersonrnzugrS in der Richtung Berlin-Bittrrfrld-Letpzig, welcher tu Leipzig in der Zwischenzeit von 5 Uhr Nach mittag- biS 12 Uhr NachtS anzukommrn hätte. * Leipzig, 2. August. Recht hübsch nnttelal terlich klingt folgende Mitthnlung der „Bautzner Nachrichten" au» Bautzen: Nachdem der bis herige Propst de» hichzeu DomstiftS St. Petri, S«. Excellenz Herr Staat-minister von Nostltz- Wallwttz, zre» Dechant«, de« Hochstift« Meißen gewählt worden ist, so haben Se. Majestät der König die erledigte Propstei zu Bautzen kraft Lollatur- und Pressen tationSrechteS dem Meißener Domherr«, Direktor de» HauptstaatSarchiv» und Mivistrrialrath Herrn I)r. Karl von Weber in Dre-den übertragen. Die Installation deS neuen Herrn P»pst«S geschah in üblicher Weise auf dem Dvmslfte. Zu Ehren de» Installirten send bieranf ein Diner patt, zu welchem dir Spitzen der hiesigen Behörden riugrladeu waren. * Leipzig. 2. Angust. Die von Max Molt!« verfaßte launig« Retmrede, mit welcher Herr Ober- regtsseur Gran« t» Namen de» gelammten Theater- personal» Herr« Litt manu zu seinem 25 jährigen AmtS-Iubtläum begrüßt« uud vi, gemeinschaftliche Ueberreichuug der silbernen Frnchtschal, begleitete, lautete folgendermaaßen: Vtellieber Herr Finanz- und HauS-Miuister Uud Wirklicher Geheimer Bühnenrath In unser« blühenden Theaterfiaat, BntzSnn», daß et» wochenlang Geflüster ' ag, de« V» dSkfest hoffen ^e glücklich »ingetroffeu, wall Meine Lippe stammelt siehst Versammelt « Wstch AN, LanftenwWkich vo»*M«»d zn^Äund« Die n«r gang leis« «chietaucht» Kunde, Eck wch» Fch Lei» IovtläumStag; Durch alle Herzen znckt' «», wie rin Schlag, VAd Ach» Mt» zählt zn unser» Bühnrnreich Und in dem Tempel dient am Schwanenirich, Sei'« i» dev Oper, sei'» t« Schanspielfach, Sei'» über de» Sofstten unterm Dach. Sei'» dkrfseit» »der jenseits der Eonliffr»: Männlein »Ad Fräulein, Alles war b, stiften, De« Nanne', der durch fünfundzwanzig Jahr' Der rernm »nsreS Staates war, Dir, lieber Littmanu, würd'ger Jubilar! Zu stifte« alS ei» Lieb» »nd DankeSzeichen, WaS wir aemrinschastltch hier überreichen Nur ein« Schal« ist-, ihr Kern nicht sichtbar, Doch eben darum ewig «»vernichtbar; Nur ei» Schal» isPS, zwar leer und hohl, Doch z»«t«r Kerne edele- Symbol: Der «t»e Kern, heiß und nicht abzukühle», Ist uns« aller Herren tremS Fühlen, Davon ii« Süßigkeit Du mögest schmecken, So oft Dein Aug' di« Schal« wird entdecken , Der an brr Kern, auch unsrer Brust entstammend Und heut in lodernder Beaetst'rung flammend. Ist uusn aller Wunsch unv heiße- Fleh» Für Dich nnd für der Deinen «ohlergrhu. Gott selber lege dt« Erfüllung drei», Daß Deine- Streben- Frücht, Dir gedeih», Wie dteseS Sinnbild hier st« lachend, labend Dir weissagt für de» spät'stru Lebensabend- Und »nu, damit der schwachen Red« Schall Auch find, desto lanteru Widerhall, Anffordr' ich, «inzuftiwmev. jede» Mitmanu: Hoch leb«! hoch' hoch! unser lieber Litimaun! Bo, eine« Und der nun Laut wird tz» Im Namen » Leipzig, 2. August, lieber daS vor einigen Tagen m diesem Blatte erwähnte, bet Erdarbeilen auf einer Wies« in der Nähr SchlrvßigS auSge» arabcur menschlich« Gerippe, bei dem sich auch noch Rest« von Kleidungsstücken erkennen ließen, wurde unS vou eiuer hochbetagtrn, seit länger al» fünfzig Iahreu in bchlrußig wohnende» Frau mitgrthrilt, daß dasselbe von einem Selbstmörder herrührt, der vor etwa dreißig Iahreu seinem Leben ein Ende machte und, weil der Körper erst nach län gerer Zeit gefunden wurde, »egen eingetretenrr starker Verwesung gleich an Ort uud Stelle, wo mau ihn aushob. sein Grab erhielt. So befinden sich auf der Wies« zwischen dem Nonnrnholz» und der Plagwttzer Brücke, nah« am Ufer der Elster, nicht weniger al» drei Gräber von Selbstmör dern, zwei Männern und einem jungen Mäd chen, di« ebenfalls uothwendiger Weise hier beer digt werden mußten, und deren Gibein« durch die immer weiter vorwärts drängenden Bauten eher oder später auch wieder zum Vorschein kommen dürften. Da» Grab de» Mädchen», einer jungen Nähterin auS Leipzig, die 1825 oder 1826 den Tod tm Wasser gesucht und gefunden hatte, kenn- zeichnete sich durch «inen beraSken Hügel, zu dessen Häupien der damalige Forstaufseher Haugk in Leutzsch eine kleine Tann« pflanzt», dir sich Jahre lang erhielt. Tanne und Grab sind schon seit vielen Jahren spurlos verschwunden. — Am letzten Sonntag Morgen hat der 15jährige Sohn de« KistenmacherS Kaden zu Kleinneuschönberg, Ernst LouiS Kaden, daS Unglück gehabt, seinen 10jährigen Bruder Ernst Reinhard zu erschießen. Beide Brüder hatten in einer Kleiderkammer deS vaterS gespielt. Bom jüngeren Bruder auf die Gewehrr de» VaterS, welch« an der Wand hingen, aufmrcksam gemacht, hat der ältere plötzlich rin« Doppelflinte herunter genommen und daran hrrumgegriffen; da ist plötzlich da» mit Schrot geladene Gewehr loS und die voll« Lahnng dem kleinen Kader. Vermäße: in den Kopf gegangen, daß er sofort todt zu- sammengrsunkeu ist. Nicht allein der jugendliche Thäter erscheint wegen seiner Fahrlässigkeit straf bar; auch der Vater wird sich wegen der nach» lässigen Verwahrung de- geladenen Gewehr» zu vkrantwortrn haben. Durch di« crimiualpolizei- licheu Erörterungen ist der Thatbestaud fahr- lässiger Töstung bereit» klargestrllt worden. Verschiedenes. * Leipzig, 2. August. Nach dem Programm und der TageSordnnna der am 27.-29. Aug. e. zu Speyer abzuhaltenden 26. allgememrn Hauptversammlung de» evangelischen Ver eins der Gnstav-Adolf» Stiftung findet am DienStag, 27. August, Nachmittag- 4 Uhr, der erste F-stgotie-dtenst tu der TrtnuatiSkirche statt und hält dabei der Eoufistorialrath Professor vr. Vaur au» Leipzig die Predigt. Um >/,6 Uhr ist nichtöffentlich, Versammlung der Abgeordneten im Saal« deS Stadthaus«», in welcher di« Wahl de» Präsidium- uud Sekretariat», sowi» der Tom- Mission zur Prüfung der Centralcasseurrchvnng von 1870 — 71, die definitiv« Feststellung der Tagesordnung für die zwei folgenden Lage uud eonitnell« Beralhung etuargangener Anträge vor» genommen wird. Am Mittwoch, 28 August, ist Festzug au» den Räume» de» RealgyvmafiumS uud der Grwnbschul« um 8 Uhr nach der Tri- uitatiSkirch«, wo der Hofprediger Gerok an» Stutt gart dir Predigt hält, und »m 10»/, Uhr dt« öffentlich« verathrnd« Sitzung der Abgeordneten beckinnt. Der Vortrag de» Jahresbericht» de» LentralvorftandeS uud sonstige Vorträge vou Abgeordnete» und Gästen bilden di, Tagesordnung. Um 4 Uhr ist gemeinsame» Mittagsmahl im WittelSbachrr Hof«. Am 29. Lugnst wird von Morgen» 8 Uhr in der TriuitattSktrch« di« beschließend« Versamm lung gehalten, deren Tagesordnung eventuell Fortsetzung dn Vorträge, sodann dl« Instistcaüon der Iahrmrechuung 1870—71 uud die Berachuug und Beschlußfassung über die gemeinsame Luter- kützung einer der vom Leutralvorstande vorge- schlagrnen drei Guneiuden, KarlSberg 1» der Rhein Pfalz, Pozdriho« tu Mähren, Vchroda in Posen, ferner «veut. Brrathung «ud Veschlnß- faflnng über durch die Borversammlnug auf die Tagesordnung gelangte SegeustLnd« uud die Be stimmung über Zeit und Ort der nächsten Haupt- Versammlung enthält. Außer de« Veranstaltung«» für gesellige veretniguugrn der Thrtluehmer au den Abenden der festlichen Tag« ist für den 29 August noch rin« Eiseubahnfahrt nach Dürk- heim und von dort der Besuch der venedictturr- Abtei Limburg und vou Schloß Hartruburg vor- bereitet. * Leipzig. 2. August. In Linz wird seit mehreren Tagen der berühmt« „Gabrirl- Proceß" verhandelt. Gabriel - Procrß heißt er, »eil der an» der Affair« mit der Anna Dunzinyrr ger.uziam blkgunie Pater Gabriel in Linz, Mit glird de« Carmrliter - Orden», den Ankläger gegen den Redacteur der Linzer „Tagespost" Aiett, welcher di« unsaubere Beichtstuhl-Angelegenheit in seinem Blatte nach den eigenen Angaben der Anna Duuzinger und ihrer Mutter besprochen hatte. Nach den vorliegenden Nachrichten wende« di« Klerikalen jede» Mittel au, um auf dt« gegen Pater Gabriel vorgeführten Zeugen in ihr>m Interesse einzuwtrkev, und ,S ist vrrett« so weit gekommen, daß di« Anua Duvzivgrr samau ihrer Mutter sich auS der Wohnung nach einem unter polizeilicher Bewachung stehenden Gasthauö flüchten mußten, um sich gegen die Angriffe der von lxn katholische» Geistlichen aufg,stachelten VolkS- mafsen zu schützen. DaS Zrugruverhör hat «inen für Pater Gabriel entschieden ungünstigen Verlaus genommen. Die beeidigte Hauplzeugtn Anna Dunzivger hat, trotz aller Kreuz- und Quer fragen, auf da» Bestimmteste erklärt, daß sie vou dem Pater Gabriel fortdauernd aufgiforderc wor den sei, bei ihm in einer abgesonderten dunklen Klause der Karwrltterknchr die Generalbetcht, ab- zulegen und daß er, al» sie endlich dieser Auf forderung uachgekommen, ihr nicht allein mit Worten, sondern auch in weitergehender Weise seine lüsternen Begierden zu erkennen gegeben habe^ Am 31. Juli wurde die Beweisaufnahme beendigt. Wir lasten hier folgend« Mitteilung deS Bericht» erstatt,r« der „Neuen Freien Presse" über daS Verhör der Anna Dnu,tnger, welch« mau vou Setten deü Pater Gabriel und seiner Gesinnung-» genossen alS ein körperlich und geistig verkommene», lirbesüchtige» Mädchen darzustrlleu versucht, folgen: Die Hauplzeugtu Anna Duuzinger macht den allerbesten Eindruck. Ihr Auftreten ist bescheiden, etwas schüchtern, aber vollkommen sicher. Sir spricht über di« Vorgänge tm Carmrlttnkloster uud bet den verschiedenen Beichten bei k. GLbr'.tl mit einer Aukführltchkett und Klarheit, welche nicht nur daS best« Zeugniß für ihre wieder er- langte geistige G^nndhAt find, sondern auch dt« Behauptung dn Anklage, sie sei vou jeher geistig zurückgeblieben und stumpfsinnig gewesen, glän- zend widerlegen. Anna Duuzinger wurde gestern mehr alS drei Stunden »nmtterbrochru inS Kreuz feuer genommen und hat nicht eine einzig, un klare Antwort gegeben uud sich kein einzige» Mal widersprochen. Nach einer solchen Prob« kann man wohl sagen, daß Anna Dunzivger «in sehr vernünftiges, wenn auch wenig gebildete» Mädchen ist, da» insbesondere rin ganz anSgezetchnetr« Er innerungsvermögen besitzt. Ihr voll« Glaubwürdig keit wird noch dadurch erhöht, daß sie tu ihren AuS- saaeu so Maß zu halten weiß; sie sagt nur da» bestimmt au», an waS st« sich genau zu erinnern weiß, uud weist alle weitergeheuden Suppostlioue» entschieden zurück; ferner unterscheidet sie genau zwischen dem wirklich Erlebten und jenen Aus geburten der kranken Phantast«, die st« später so lange gequält haben, an dt, sie sich thrilS selbst erinnert, oder wovon ihr uack ihrer Genesung erzählt wurde. Ihre schlichte» Au-sagr» machten auf daS Publicum «i»«u so grwalttgen Emdruck, daß viele nach ihrer Berurhunmg gar nicht mehr im Zweifel waren, wie der «ahrspruch der Ge- schworuen anSfalleu wird, klebrige» s mag der Angeklagte schnldta oder frügesprochen werden, da» ist ja Nebensache, der Kläger ist bereit» ge richtet und mit ihm all« jene Beichtiger, wrlch«, wie von gewisser Seit, behauptet wird, mit ihren weiblichen Beichtkinder» tm Styl« de» „Hohen Liede» ' verkehren, in Wirklichkeit aber Rede» voll LaSeivitäte« «ud gemeiner Zoten an ,,heiliger Stätte" führen. — Ein« interessante, für die österreichischen gustäud« höchst dezeichueud« Setsterspukge- chicht« in der Wiener Hofburg, dt« wtr anfänglich nur für einen schlechten Witz gehalten habe», scheint denn doch nach den ueuerding» au» Wien darüber verlautenden Mitthrtlunae» Wirklichkeit gewesen zu sein. ES wird darüber Folgende» gemeldet: In der Hofburg ist mehrer« Nächte hindurch ein Seist in der MaSk, der ver storbenen Erzherzogin Sophie erschienen, ver schiedene daselbst ausgestellte Militairposten find in ihrer Angst davon gelaufen. Endlich ist der Geist aber an »inen btb«r»teren Soldaten gekom men, der ihn ohne Wettere» niederschoß. Dt« Untersuchung soll nun ergebe» haben, daß der in der MaSk, verborgen, ein Mitglied der Hofburg^ getstltchkeit gewesen ist Die Hauptsache dabet ist die, daß dir durch den Vorfall arg compromittir» ten Ultramontaven denselben nach aller Möglich keit zu vertuschen suchen. Dt« „Neue siete Presse" erinnert daran, daß der Marschall von Sachsen «tosten» ebenfalls «turn Grift au» dem Schlaf zimmer de» römischen König» tu den vurggrabe» »arf. der Kleru» aber irotzvem Nicht» von seinem Einfluss» verloren habe. Der letztere scheint von dem Glauben erfüllt zu sein, heut« »och bafselb« frevelhafte Spiel mit der Menschheit treiben ,« könrrn, wie e» ,hm in jener Zeit der Unwissen heit und deS Aberglaubens möglich war.
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