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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187209279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-27
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1872
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Zweite Anlage zum Leipziger Tagevlatt und Anzeiger. L7I. Freitag den 27. September. 1872. Liifühnmg des warrantsBems. —1. Leipzig, 24. September. Luf mehrseitigen Wunsch hat Herr Schn vor seinen am 17. d. M. der Handelskammer erstatteten Bericht nachträglich 1«» Zwecke der Veröffentlichung möglichst wort« getreu »tedergeschriebea. Derselbe lautet: Met»« Herren l Ich Hab« die Ehr« Ihnen über ei»e» Antrag Bericht zu erstatte», mit dem unS di» Handelt« und Gewerbekammer zu München zuvorgekomme» ist. Derselbe betrifft dt« Etr- führuug der Lager- und Lagerpfaudschrtv,, das sogenannt« Warrautsystem. Der Antrag, der ohugefähr so lautet: „Der Handelttag möge di« Herstellung gesetzlicher Grundlagen sür Lagerhäuser, Lagerschein» und Lagerpfandscheine im Gebiet, det Deutsche, «eichet befürworten", kam kurz vor dem Zusammentritt det deutschen Handeltiaget an den bletbend«» Autschnß um wo möglich zum Beschluß erhoben zu »erden. Dat konnte aber nicht geschehen, 1) wegen Mangelt au Zeit und 2) »eil dem Handelttag» unmöglich zugemuthet werden drnfte, daß er — unvorbereitet me er war — über eine» so wichtigen Gegenstand berathe» und Beschlüsse fassen solle. Et wurde demuach von dem bleiben den Autschnß beschlossen, den Antrag nicht zur Ditcussion zu stellen, sondern zuvor di« Ansicht«» der einzelne» Handeltkammnn Deutschlandt darüber «inzuholen. Et sind nun, dem deutschen Haudeltblatt« nach, Gutachten eingegavgrn von den Handeltkammern Bremen, Köln, Mainz, Schweiufurt und Danzig. Erster« drei haben sich für Einführung det Warrautsystem« autgrsprocheu, Schweiufurt hält den Antrag für beachtentwnih, wogegen Danzig sich für Ablehnung erklärt, ohne zrvoch irgend «inen Grund für sein« Meinung anzugeben. Wenn ich Ihnen soeben mttthrilte, daß die Handelskammer von Bremen sich im Allgemeine» sür die Einführung der Lagerpfandschetn, oder Warrantt ausspricht und namentlich die groß« Bedeutung, welche diese Papier« für Handel und Verkehr haben, hervorhebt, so fügt dieselbe noch Hinz«, daß nicht für all« Plätze «in Bedürfnis dazu vorhanden sei. Da« Bedvrfniß fehl« z. B. für ihren Platz und motivirt sie ihr« Ansicht in folgendem. Bremen Hab« eia autgebreitetet Lredttsystem, die Waareu wechselten oft, ehe st« zu Lager käme», die Hände und der Kaufpreis würde mehrere Monat« int Buch geschrieben, so daß der Käufer deim Erwerb und während det Besitzet der Waar« nicht zur Beschaffung baareu Geld»« ge zwungen sei. Dat wird nun wohl so wörtlich nicht zu nehmen und auch von der genannten Kammer nicht so gemeiut sein, den» dauaä» stände et dem Käufer einer Waar» frei erst nach 9. 12 oder noch mehreren Monaten zu bezahlen, wenn «S ihm beliebt di« »aare so lang« auf Lager zu behalten. Doch die- nur beiläufig. So viel ich weiß, ist «S in Bremen Usance, Ziel 6 Monat gegen Accept zu kaufen. Da nun fast all« Geschäft«, di« Bremer Kauf leut, unter einander vereinbaren, in dieser Weise abgeschlossen «erdea, so könnt« der Fall eiutreteu, daß di« sämmtlicheu Kaufleut« wechselverbindlich einander verpflichte: wären. Dat ist in Zeiten, wo Alle« gut geht, recht schön, kann aber in schweren Krisen sehr verhäugutßvoll werden. Wir haben dat in einer Nachbarstadt, wo derselbe Geschäft«- brauch brsteht, erlebt, wir haben gesehen, wie dort viel« durch Wechselverbindlichkerten unter «tsauder «nga-irt« Häuser mit einem Krach zu- sammeustürzte», gerade so — verzeihen St« den etwa« trivialen Vergleich — alt wenn man bet einer tu Reih« und Glied aufgestellteu Compagnie bleierstt Soldat« dem Flügelmann eine» Stoß »ach der Richtung der Compagnie zu versetzt. Am gesundesten ist der Handel und am wenigst«» fühlbar werden die Krisen dort auftreteu, wo möglichst gar ketu rein persönlicher Credit ge währt, sondern Alle- per eomptnot verkauft wird — und solch« Zustände sind durch Einfüb rung det »arramsystemt zu err«tch«u. Dt« falsche Scham, dt« »och in Deutschland herrscht, auf Waareu Vorschuß zu nehmen, wird anch »och verschwinden, gletch wie sie in England, Frank« reich, Belgien re. längst überwunden ist; wir «erde» unt auch hier bald sazen, daß Waarev dieselbe» Recht« haben belieben zu werdeu alt Staattpapiere, Bank« und Eiseubahu-Actieu. Rach dieser Einleitung erlaub« ich mir nun auf de« Autschußbericht selbst «inzugehen. Um de» Antrag München« für di« heutig« Pleuar Atzung vorzubereiten und damit zugleich der Luf sorderuug det Deutschen HandelStageS zu a« uüge«, wurde derselbe den beiden Ausschüssen fki Handelsgesetzgebung und für verkehrtwese» von der Kammer überwiesen. Dieser so eombinirt, Ausschuß ist nun neulich zusammengetreten und einigt, sich zuvörderst in der Ansicht, üder den von München glüchzeitig beigesügteu Gesetzentwurf nicht zu ditcutire», sondern sich nur über di« Institution det Warrantt im Allgemeinen und über den Unterschied det englischen »ud französische» System« antzusprechen (die System« von Belgien, Oesterreich, der Schweiz und auch Spanien kamen utcht in Betracht, weil dies« mit de« französischen fast identisch find). Wat ,»» den Warrant selbst betrifft, so er laub« ich mir riue kurz, aber ebenso präcit g». faßt« Definitiv, aut der Tübinger Zeitschrift für di« gesammt« Staattwiffenschaft vorzutrage», im Wall dieselbe de» Ein« »der de» Andern der Herren noch nicht bekannt sein sollt«. Dieselbe nutet: „Der Warrant ist «in« Urkunde, deren ich der Handel bedient, um Waareu, dt« bet inem Dritten uiedergelegt sind, zu vertreten. Et ist «in «esentlich englischer Begriff, der „ver. »sä» düng" bedeutet, und tu diesem Sinne haben di« Marraut« auch di« betreffenden Gesetzgebungen recipirt. Ja dem Autbruck, dessen sich da« Bel« zisch« Gesetz bedient, „titre äe eowmerce", ist chon augedelltet, daß er mit allen denjeaigeu vortheilen autgestattet sein soll, welche dt« ihm gleichgestellten Papier», so namentlich den Wechsel, für den Handel so werthvoll machen." Danach ist nach meiner Ansicht der Warrant noch sicherer alt der Wechsel, da für erstem dt« Waar, mit haftet btt derselbe ringelöst ist, wo gegen der Wechsel, der bekanntlich nur ein Forde- ruugtrecht auf ein« durch Wechselversprechea fest, gesetzt« Summe gewährleistet, dt, persönlich« Re« greßnahme der etuzelaeu Indossanten gestattet — dt« Waar« selbst, wogegen der Wechsel valedtrt, ist in der Regel längst in den Eousum überge- gangen, wenn die Zahluugtzett heranlrilt. Der Ausschuß hatte sich nun mit der Frag« zu beschäftigen, ob die Einführung det Laaer« Pfandschein« oder Warrar-tsystem« für unfern Platz von Nutzen sein könnt«, und kam dabei zu fotzenden Betrachtungen. Et wurde anerkauut, daß di, Einführung ge nannte» System« für unser Leipzig nur vou Pößtem Nutzen sei» dürft«, et würde dadurch der Handel im Allgemeiaeu, aber namentlich dat Ge schäft in Rohproducte». wie Getreide, Wolle, Borsten, auch Oel, Spiritu- rc. wesentlich ge hoben werdeu, bi« auswärtigen Häuser würden, wenn st« sicher wärm, daß hier genügend, Lager räume vorhanden sind, um ihr« Product« lagern lasten zu können und — wevn die Conjuucturen ungünstig für den verkauf find — Vorschuß zu be kommen, Leipzig gern vor vielen andern Städten den Vorzug gebe». Ich selbst Hab«, wenn et er laubt ist, davon zu sprechen, auf meinen Reisen in Oesterreich, Ungarn, Siebenbürgen, Galizien u s w. oft Klagen über dt« zu hohen Zinsen und Spesen in Wien und Trieft äußern und ebenso oft den Wunsch htnzufügen hören, daß Leipzig doch auch Lutrepott in größerem Maß- stabe errichten und dann dat damit zusammen- hängend« Warrantgeschäft Anführer» möge. Man wie« t« Ausschuß ferner auf dat Beispiel Eng- landt hi». Der Handel diese« Lande« und na mentlich derjenige London« hält« sein« Blüth« zum guten Thetl dem Warrants ystrm z» ver danken. Dat Capital würde dadurch auf «in, leichter« Weife dem Waarenhandel zugeführt und würden damit zugleich gesund« Credit Verhältnisse geschaffen. Et wurde ferner hervorgehobe», daß daun auch Krisen, wie wir sie 1848, 1868 und 1870 hier erlebt haben, weit leichter überwunden «erden würden. Ferner dürfen wir unt nicht verhehlen, daß der Handel in den Binnenplätzen, also der Zwischenhandel, von der Coucurrenz der See plätze immer mehr und mehr bedroht wird; et ist dat keine Gespensterseheret, sondern et ist di« natürliche Folge de« rrleichtnteu Bezug« der Waareu vou den nordischen Handelsplätzen durch di« direkten Frachtsätze und wird auch die Ein führung einer deutsche» Reich-Münze da« ihrige dazu beitragen. Dat find Folgen neuer Ein richtungen, so schätzeuSwerth dieselben sonst auch find, und ist et nun unser« Aufgabe, bei Zeiten darauf bedacht zu sein, Aequivaleut, für dat, wat verloren zu gehen droht, zu schaffen. Der Ausschuß kam nun auf den Unterschied tu dem französisch,» und inglischen Warrantsystem zu sprechen. Derselbe besteht in der Hauptfach» darin, daß tu Frankreich di« Entrepot« vom Staat« concesfiontrt sein müssen und daß beim Iudoffiren der Warrantt di« einzelnen Indossan ten persönlich haftbar find. Da« ist tu England nicht. Do« steht dir Errichtung von Dock-, ohne staatlich« Lrlaubniß «inholrn zu müssen, Jeder mann frei und ist nicht der einzeln« Indossant, durch dessen Hand der Warrant geht, regreß pflichtig, sonder» nur der Deponent der Waar,. Mau fleht hinaus, daß da« französische Systnn viel schwnfälliger alt da- englisch« ist und liegt darin auch der Grund, warum dasselbe in Frankl reich nicht den Aufschwung genommen hat alt in England »ud demnach auch nicht so segen-reich hat wirken köauen. Der Warrant kommt in England, wenn ich mir noch einig« Wort« darüber gestatten darf, auf zwei Arte» zur Anwendung. Dt« »in« Art ist folgnlde: Der Deponent einer Waar« erhält vou der Dock->Compa-uie auf seinen Wunsch zwei Scheine ausgestellt, und fungirt der «in«, der Warrant, alt Pfandschein und der andere, dt« Gewicht« uota, alt Etgeuthuwttitel unter Vorbehalt sämmt licher Recht« det Pfaudgläubtgert. Wtll der D« poneut nun Vorschuß auf seine Waar« nehmen, so begiebt er sich mit dem Warrant in der Hand »um drolrer (Makler) — bekanntlich einer in Eng land höchst »tchtigeu Person — und erhält von diesem bit '/. d^ Werthet auf eine näher zu be- stimmend« Zeit geliehen, wobei di« mögliche» Preis schwaukungeu »ad di« Dauer Hastigkeit der Waar« in Betracht gezogen «erden. Hat der Deponent kein« Veranlassung in der Zwischenzeit über sein» waare zu verfüge», so zahlt er bet« Ablanf der Frist den Vorschuß an den Makler zurück und dat Geschäst ist erledigt, ermuntert ihn dagegen eine inzwischen ringetreteu« Eoujnnctnr sein« Waar« u verkaufen, so begiebt er dt» Gewichttnota, worauf der Käufer 10 Proc det Kanfpretset, be ziehentlich den Rest det WrrtheS der Waar», so weit er nicht belteheu ist, zahle» muß. Diese« Selb empfängt der Inhaber de- Warrantt, also der Makler, und für de» Rest der Kaufsumm, wird ihm «in Termin, „Prompt" genannt, be- »Mal, der, wie schon der Name et bedingt, nicht überschritten werden darf. Di« Gewichttnota zeht nun mittelst Indossament- oft durch ver- chiedeu« Hände, jedoch immer mit der Verpflich tung, den auf dem Schein bezeichn,tea Termin tritt« «in,»halten, überträgt demuach den Etgeu- humttitel, natürlich unter Vorbehalt der durch )«u Warrant bedungenen Recht«. Ist nun der Prompt abgelauken, so müssen sich Warrant und Gewichttnota bet dn Waare zusammen einfindeu, um über dieselb« frei verfügen zu können, wozu gehört, daß der derzeitige Besitzer der Gewicht«- nota den Warrant beim Makler «tngelöft hal. Unterläßt « diese Einlösung, so ist di, Einzah- uug der 10 Proc. resp. di« ganze Anzahlung, di« beim Makler depoviri ist. verfallen und der Varravtiuhaber hm allein dat Recht über die Waar, zu verfügen; dieselb« kann dann auf Kosten det Schuldner« versteigert werdeu Di« Anwendung de« Warrantt in dieser Art ist indeß di« seltener«. Di« zweit« Art ist einfach olgend«: Der Deponent einer Waar« empfängt von der Docks-Compagnie nur de» Warrant. Diesen giebt er seine« Banquter alt Deckung für dat Conto- correnr und stellt dagegen auf denselben Chequet aut, dt« er dann je nach Bedürfuiß alt Zahlung-- mittel verwendet; dt« umlaufende» Cheqne« werden umu von Zeit zu Zeit von den BanquierS im Clearinghoufe autgelauscht. verzechen Sie mir dies« etwa« längere Aus einandersetzung, ich hielt sie aber zur Klärung der Sache nicht für überflüssig. Ihrem Ausschüsse, um auf diesen wieder zurück u komme«, wurden von seinem Vorsitzenden drei ragen vorgelegt: 1) ob ConcesfiouSpfltcht für di« Lagerhäuser oder nicht, 2) ob Thetluug det Lagerschein« vom Lager. Pfandschein«, und 3) wie möglichste Vereinfachung der Formali täten zu erzielen sei Bon einigen Seiten wurde anfänglich die An sicht geäußert, daß im eigenen Jutereff« der Lager- hauSbesitzer die staatlich« Autorität unentbehrlich sei. Dagegen hielt man von der anderen Sette dt« fortdauernd« Prüfung der Ereditfähtgkett durch die Betheiligten, welche vorzugsweise Banquter- sein werdeu, für ausreichend, und schließlich einigte man sich einstimmig dahin, sich gegen die Con- cesfloutpflicht autzusprechen, vou «inem Anträge an di» Kammer jedoch zur Zeit abzuseheu. Ebenso beschloß der Ausschuß di« Kragen 2 und 3 einer späteren Erörterung zu überlaffen und sich auf folgenden Antrag zu beschränken: Dt« Handelskammer wolle 1) dem bleibenden Ausschuß de« Deutschen HaudelStageS gegenüber sich mit dem Anträge der Handelt- und Gewerbekammer für Oberbayrru, Erlassung gesetzlicher Vorschriften für Lagerschein« und Lagerpfaudscheiur betreffend, einverstanden erklären; 2) sich bei der königl. sächsischen Regierung um Befürwortung diese« Anträge« i« vundetrath« verwenden. 2 Allgemeiner Deutscher Schuhmachertag. * Leipzig, 25. September. Nachdem während der letzten Ostermeffr hier Au« zahlreich besucht« Versammlung von Schuhmachern aut ganz Deutschland dt« einleitenden Schritt« zur Her stellung eine« allgemeinen deutschen verbandet selbstständiger Schuhmacher g-tha» hatte und zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit ein Eomiti — bestehend aut den Herren Staub, Liuck«, Grethletn, Ketlttz, Scheunert, Hammer, Rtebrich, Kühn, allerseits in Leipzig, Braus« tu Reudnitz, Rüffel in WeißenftlS, Hvrchun in Torgau, Walter in Grünrberg. Bierberg in Berlin, Horsch tu Berlin und Preffel in Nordhansru — gewählt worden war, fand am gestrigen Abend im Saale det „Eldorado" ein von über 300 Personen be suchter allgemetnrr deutscher Schuhmacherrag statt. Herr Theodor Staub vou hier, zum Vor sitzenden gewählt, «röffoet« di« Versammlung mit herzlicher Begrüßung der Anwesenden und Ver lesung verschiedener Angegangener Anschriften. Herr Li»ck, vou hier erstattet« hierauf t« Namen de« Leipziger Comite Bericht über di« bither ge- scheheneu Schritte und brachte «ine» längere» Aufruf an alle selbstständigen Schuh macher Deutschlandt und Deutsch-Oester reich« zur vertheiluug, aut dem wir dat Fol- geud« mittheile«: „Schon seit einiger Zeit sehen wir dt« That- sach« sich vollziehen, daß in den verschiedene« Städten Deutschland« di« selbstständig«« Schuh- wacher Vereinigungen, Genoffeuschafte« bilden, um in diesen übn di« Mittel zur Hebung det Geschäftet z« berathe», und et ist wahrlich auch »öthig, Die« zu thnu, denn seit Einführung der Gewirbefreiheit hat sich- so viel^ vereinigt, um den Betrieb nnserel Geschäft« tmmer schwierig» zu wachen, daß «in längere« rnhi-et Abwan,n gleichbedeutend mit de« völligen Rai» unsere« Geschäft« wäre. Dt» «norm« Steigerung fämmtlicher Material- preise, di« täglich wachsend« Coucurrenz de« Großbetrieb«, dt« Mehrf-rderungen der Arbeiter und noch manche« Ander« machen et dem Einzel nen tmmer schwerer, durch dat Geschäft in die Höh« zu kommen, ja sich nur anständig zu er nähren. Indem wir tu allen Orten Genoffenschaft«» gründen und dies« mit den bereit« bestehenden z» gemeinschaftlichem Handeln, zur Erreichung gleich mäßiger Ziel« zu verbinden suchen, lasten St« unt «tue Innung der Zukunft gründe», welch« nicht an althergebrachten Formen hängt, sonder» mit freiem Blick« und frischem Getsi« et sich zur Aufgabe wacht, unser Gewerbe im Ginne der Jetztzeit zu reformtren und im Kampf mit der erhöhten Eoucurrenz zu kräftigen." Al- wichtigster Puuct, den wir alle» College» dringend an« Herz legen, gilt unt dt« Schaffung der deutschen Mode, d. h. wir »olle» utcht etwa «in« Nationaltracht, aber wir wolle» ernstlich da nach streben, urt mehr und mebr vom Ausland« unabhängig zu machen, w«un wir auch dat Gut«, dat unt vou dort kommt, nach wie vor in Ehren halten Hat sich in der Neuzeit tu dieser Hinsicht anch Biele« znm Besseren gewendet, und steht unser« Großindustrie auch tu vielen Branchen d«m Aus land« würdig zur Seite, öfter« sogar »och über demselben, so hat doch da« Kleiugewerb«, beson der« unser Geschäft, durch dt« Voreingenommen heit, daß nur da« Fremd« gut und schön sei, stark zu leiden, und et bedarf daher der Anstrengung unserer gesammten Kräfte, um diese« auf unt lastende Joch nach und nach von unt abzu» schütteln. ES muß unser ernste« Bestreben sein, im All gemeinen (Einzelnen ist die« ja immer gelnn- gen) unsere Arbeit in jener Vollendung Herz»- stellen, welche nolhweudig ist, dieser irrigen An sicht allen stichhaltigen Grund zu nehmen. Um mehr Einfluß auf Feststellung der Mod« zu gewinnen, erscheint et dringend geboten, daß die tüchtigsten Schuhmacher Denischlandt, Deutsch- Oesterreich«, ja wenn die« irgend möglich ist, auch im Ausland« lebend« deutsch« Meister, sich vrretnigrll und von Zeit zu Zeit ihr« neuen Ideen in unserem Organ, der Deutschen Schuh- macher-Zeituag. veröffentlichen, vielleicht in noch zu bestimmenden, regelmäßig wiederkehrendrn Ver sammlungen mustergültige Arbeiten auSstelleu, auS denen dann sachverständig, Wahlmänner die Mod» festzustellen hätten. Derartig« Ausstellun gen ließen sich unt Leichtigkeit zu „Ausstellungen sämmtltcher Schuhwacher-Artiket" erweitern und der Nutzen derselben für all« Interessent«» liegt so auf der Hand, daß er keiner «eiteren Ausein andersetzung bedarf. Ja enger Verbindung mit dieser hochwichtige» Frag» steht die Arbetterfrage, denn ohne tüchtige Arbeittkiäfc« ist «in« Hebung de« Geschäft« uu- devkbar. Zunächst ist et geboten, wie uasn« Herren College« in Süddeutschland schon sehr richtig be merkt haben, unsere Lehrlinge zu möglichst lei stungsfähigen Arbeitern heranzubrlden und ihnen außerdem ein« geregelte Ordnung in der Arbeits zeit und wenn möglich freie Sonntage u. s. w. »u gewähre». Auch zum Besuch« von Sonntag«- schulen oder ähnlichen Fortbtldungtaust alten sind sie ernstlich anzuhalten. Hier gerade w.rd viel gesündigt und muß viel vervrffert werdeu. wenn wir utcht vollständig da hin a,langen «ollen, daß wir schließlich kein« Lehrlinge mehr bekomme». Nur wenn wir tüchtig« und an Ordnung ge wöhnt, Arbeiter selbst erziehen, können wir an den Arbeiterfland auch größer« Forderungen stellen. Di« heikle Lohnfrage anbelangend, so können wir unt der Ansicht nicht verschließen, daß der Verdienst, welchen «eitaut di« Mehrzahl unserer Gesellen erzielt, leider de« Verdienste der Ar beit« anderer Brauchen nicht aleichkommt, nnd Dtet ist unt insofern schädlich, alt dadurch in tn- dustrtereichen Gegenden junge Kräfte sich um spärlich unserem Geschäft widmen und autgebtldet« Arbeiter sich häufig dem besser zahlenden Aus land, zuwevden. Wir wissen recht gut, daß et gar utcht in der Macht der Meister liegt, oh». Weiteret auf jede beliebig« Forderung ihrer Gesellen «inzugeheu, rathen aber, bet vorkommeuden Differenz,« von Schroffheiten abzuseheu und billig«, Forderungen geschickter Arbeiter möglichst human entgegen zu kommen. Wenn dt« Forderungen der Arbeiter übertriebe» find, so ist et gebot«», daß sich dt« Gevoffeuschaften auch für solch« Fäll« schon in der Zeit einigen, Comitöt wählen, welch, ihrer seits mit den Gesellen-Lomitöl zu «nterhaudel» haben. Dadurch wird mau jedenfalls di» jetzt so häuft z vorkommeuden Striket, di« jederzeit beide Thetl« schädigen, unmöglich machen, oder doch wesentlich beschränken Ferner isi anzunehwe», daß. wevn »eben den theilweis« schon organisirtev Arbeiter», auch di« Arbeitgeber all« Orte» sich orgauisireu, um zur Erreich»»- gnnetnnvtziger Zwick« mit Erfolg thälig sei» zu können, vorkom- «end« Zvist» zwischen Meister« und Gesellen sich Uichter beilegen lassen werde», alt Die« ohne der artig« Vereinigung,« möglich ist. Wir bitten in dieser wichtigen Frag« ander- wärt« gemacht, Erfahrungen möglichst zur aüge- meinen Kenntniß gelang» zn lasten. Anschließend an Pnnet «mpf,HU» wir
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