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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187104256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-04
- Tag1871-04-25
- Monat1871-04
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1871
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Frscheirrt täglich früh 6'/, Uhr. Rtlactt»» »ad -rvrdttio» Johannisgasse 4/L. vrrantw. Rcdacteur Fr. Hüttner. Sprechstunde d. Rcdaction Von-Maz» »VN N—lr Ubr «achmttlag« von 1—L Uhr. »«nähme der für die nächst- snt-mde Nummer bestimmten Arseratr in den Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags. W 115. Mp.;igtr TaaMaü Anzeiger. Amtsblatt dcS König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Dienstag den 25. April. Auflage S21>«. Hdonllkmcntrprri» viertkljäbrlich I Tdlr. 7 V, Nqr., tncl Bringerlodn l Thlr. 10 Ngr. Zusrrate die Spaltzeile l'/« Ngr. vrrlamco volcr d. vcLaclion»iilIch die Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm, llnivcrsitätsstrabc 22, Local-t5omptoir Hainstraße 21. 1871. Die Blattmikrankhcit betreffend. Es ist an die Unterzeichnete Facultät das Gesuch gerichtet worden, sich darüber zu erklären: Ob mit Gewißheit anzunehmen sei, daß die Gininepfuug der Kuhpockr« einen Schutz «eaen die Menschenpocken gewahre, und ob dieser Schutz wahrend de» ganzen LeveuS fortdanere; oder ob eine Wiederholung der Impfung zu empfehlen sei. Wir sprechen unsere auf vieltausendfältige eigene und fremde Erfahrung sich gründende Ueber- zrugung in Folgendem aus: I. Die Gtnimpsung der Kuhpocke« gewahrt einen fast unbedingten Schutz gegen die Menschenpocken (Blatternkrankhett), falls nicht etwa zufällig bereits vor der Ein impfung die Ansteckung mit der Pockenkrankheit stattgefunden hat. II Dieser S^yutz erstreckt sich jedoch nicht auf die ganze Lebenszeit, sondern es pflegt die Empfänglichkeit für die Menschenpocke, wenn auch in gemildertem Grade, sich allmälig wieder einzustellen. Hl. Deshalb ist die Wiederholung der Impfung (Revaccination) nach Ablauf von höchstens IO Jahren, bei epidemisch standen dringend anzuempfehlen »cm Auftreten der Pocken unter allen Um- 88. Wer sich für die Jmpffrage weiter interessirt, der wird geeignete Belehrung finden in dem Schrifkchen von Prof. I)r. ILiinn»»»»!, Zwanzig Briefe über Mei.schenpocken und Kuhpocken impfung. Gemeinverständliche Darstellung der Jmpffrage. (Freiburg i. Br. l870.) Leipzig, den 23. April 1871. Die medicinische Aaeultät. Dr. Corcius, Decan. I)r. Weber. De. liadiu». L)r. Wunderlich. Dr. Lrrde. Dr. Wagner, Dr. Ludwig, Dr. Lhirrlch. Bekanntmachung. Nachdem in Gemäßheit tz. 20 und tz. 22 des Ruaulativs zur Verordnung vom 12. April 1805, die Errichtung eines Landes-Medicinal-Eollegiums betreffend, Herr vr. mol. Karl Millies allhier, der zeilherige Vorstand deS hiesigen ärztlichen KreisvercinS, mit dem 1. Juni dieses Jahres als außer ordentliches Mitglied deS Landes-Medicinal Collegiums ausscheidet, ist eine Neuwahl erforderlich. Unter Hinweis auf die in dem angezogenen Regulative enthaltenen Vorschriften werden daher alle stimmberechtigten Mitglieder des ärztlichen KreiSvereinS hiermit aufgcfordert, sich an dieser Wahl zu bethciligcn uriv, da solche nach tz. 8 des Regulativs schriftlich zu erfolgen hat, die eigenhändig geschriebenen Stimmzettel entweder mft dem eigenen Vor- und Zunamen unterschrieben und mit dem Privatpetschaft besiegelt, in einem verschlossenen Eouvcrt mit der Bezeichnung: „Wahlzettel", oder aber nickt unterschrieben und sodann mit der auf dem verschlossenen Couvert eigenhändig bewirkten Bemerkung „Stimmzettel des vr. X. zu K." bis zum IS. Mai 1871 portofrei an die Kanzlei der Königlicken KrciSdirection zu Leipzig einzusenden. Alle nach Ablauf dieses Termins eingehenden Stimmzettel bleiben unberücksichtigt und werden uneröffnct vernichtet. Leipzig, am 21. April 1871. Der mit der Wahl beauftragte Medicinal-Beifitzer der Könial. KreiS-Dirertion. vr. Wunderlich. Bekanntmachung. Die unentgeltliche Impfung der Schutzpocken wird allen unbemittelten, in hiesiger Stadt wohnhaften Personen feden Alters, namentlich auch schon früher geimpften Erwachsenen zur Revaccination hiermit angeboren, und soll bis auf Weiteres jeden Mittwoch Nachmittags von Uhr im Büffctsaale deS alten Theaters stattsindeu. In Berücksichtigung der z. Z. häufig vorkommenden Pockenerkrankungen fordern wir das betheiligte Publicum auf, von vorstehendem Anerbieten fleißig Gebrauch zu machen. Der Rath der Stadt Leipzig. Jeruscue Leipzig, am 27. März 1871. Dr. Koch. Jerusalem. II. Mrßbericht. —g. Leipzig, 24. April. Zur Zeit, als wir unseren ersten Bericht niederschrieben, waren rohe Häute und Felle in nur mäßiger Anzahl im Leder- markl vorhanden. Es trafen aber noch ziemliche Zufuhren ein und waren es namentlich Kipse, die sich sehr viel am Platze befanden. Der Verkauf in deut scher Waare ging schleppend, denn die Gerber zeigten wenig Kauflust, da ihnen die geforderten Preise immer noch zu hoch erschienen. Ochsen- sowie Kuhhäute brachte» 3—5 Lhlr. per EeuUrer weniger wie bisher, stnhhäuke aus den besten Gegenden brachten bis 33'/, Thlr. Da gare braune Kalb felle weniger gefragt waren, so wurden auch von den Gerbern keine hohen Preise für rohe Felle bezahlt. Beste Waare brachte bis 18 Sgr. per Pfund. Leichte Waare blieb unverändert. Zickel- sclle, beste Waare war und ist sehr heruntergegan- gen; man zahlte für 40—44pfündige 75—80 Tylr., den jetzigen Zeitverhaltnifsen nach ein immer noch zu hoher Preis, und es dürfte den Herren Vor- händlern nur anzurathen sein, sich sehr vorzusehen, da gerade in diesem Artikel daS Schlimmste noch zu bchlrchten ist. Leichte Sorten waren gar nicht gefragt. Für Wildbäute wurden folgende Preise angelegt. Kipse lu. 38—40 Thlr., Ila. 34—30 Thlr., lila. 29-31 Thlr., IVa. 23-25 Thlr., Rio Janeiro 18—19 Thlr., schwere trockene Buenos AyreS 32-35 Thlr., leichte do. 32—30 Thlr., trockene Rio Grande Angostura 31—33 Thlr., Puerto Cabello 31—33 Thlr., Ceara 29—30 Tylr., BarraccaS 28 Thlr., Saladero Ochsen 21 Tylr., do. Kühe, schwere Waare 20 Thlr., do. leichte Waare 19—20 Thlr., Montevideo 19—20 Thlr , Uruguay 20 Thlr., Rio Grande Ochsen 19 Thlr.» do MH« 19 Thlr. Da der Tuchmarkt noch nicht zu Ende und bisher immer »och neue Käufer hier emtreffen, so »erden wir, mit Angabe der bedeutendsten Fabrikorte, erst in einigen Tagen etwas Bestimmtes bringen und uns für setzt allen UrtheilS enthalten, heute aber nur soviel erwähnen, daß Tuche und Buck skins zu Schleuderpreisen nicht verkauft werden, und den Fabrikanten auch ein Stutzen zu gönnen ist, zumal ihnen die Neujahr-mefse nur Schaden brachte. Aus Stadt und Land. r. Leipzig, 24. April. Bei der Abstimmung im deutschen Reichstag über den Antrag, die Gewäh rung von Diäten betreffend, haben von den in Leipzig und Umgebung wohnhaften Abgeordneten bie Herren Professor vr. Biedermann, Advocat Dr. Grorgi und Professor vr. Birnbaum mit Ja, Vicebürgermeister vr. Stephani mit Nein gestimmt. LuS Sachseu überhaupt stimmten 17 Abgeordnete für, 4 Abgeordnete gegen den Bezug von Diäten. * Lripsig, 23. April. Der Geschäftsbericht des Steinkvhlenbau-Verein- „Gottes Segen zu Lugau" gedenkt im Eingänge des glanzenden Aufschwunges deS Kohlenwerkes, den dasselbe wie fast alle derartige Unternehmungen durch die zu sammentreffenden Umstände im letztverflossenen Jahre empfangen. Zur Melioration deS Werkes aus Anlagen wurden 17,613 Thlr., zum Betriebe 115.573 Thlr. und zur Gesammtverwaltung 28,575 Thlr. verausgabt, dahingegen wurden vereinnahmt, einschließlich des Gewinn-Vor trags aus dem Vorjahr, 250,943 Thlr.; der Netto- Uebrrschuß beläuft llch auf 113,897 Thlr. Nachdem hiervon 31,737 Thlr. zu Abschreibungen verwendet, ferner 3500 Tblr. (5 Proc.) Vorzugsdividende aus 70,000 Thlr. PrivritätS-Actien, sowie 3783 Thlr. oder 5 Proc. zum Reservefonds und endlich 37 40Thlr. Gratifikationen und Tantieme gekürzt worden sind, verbleibt eine Summe von 68,137 Thlr., welche gleichmäßig an die Stamm- und Prioritäts-Actien zu vertheilen sind. Da hiervon bereits 20,720 Thlr. l8 Proc.) Abschlagsdividende aus 334,000 Thlr. Stamm- und Prioriläts - Actien - Capital gezahlt worden, so haben Direktorium und Verwaltungs- rath beschlossen, 40,080 Thlr. oder 12 Proc. Rest- Dividende zur Vercheilung zu bringen und den Gewinnrest an 1337 Thlr. auf die neue Rechnung vorzutraaen. Die Dividende stellt sich sonach pro 1870 auf 20 Proc. für die Stamm- und 25 Proc. für die PrioritälS-Actien. Mit der aus 418 Per sonen bestehenden Belegschaft wurden im Jahre 1870 gewonnen und gefördert: I. auS dem Gottes- Segen-Schacht 30,701 Karren, II. aus dem Glück auf-Schachte 115,378 Karren, zusammen 110,139 Karren oder 870,834 Scheffel Kohlen. — Die dem Berichte beigegebene Bilanz schließt ab nm 493,209 Thlr. * Leimig, 2l. April. Der VcrwaltungSrath der Allgemeinen Versicherungs-Gesell schaft für See-, Flug- und Landtrans port zu Dresden weist in dem erschienenen Geschäftsbericht auf das Jahr 1870 nach, daß der ru vertbeilende Ueoerschuß 48 Proc. beträgt, der Reservefonds auf die Höhe von 125,000 Thlr. ge bracht worden und daß die Resultate deS ver flossenen Jahres in Rücksicht auf die politischen Verhältnisse, welche speciell für daS Transport wesen einen nachtheiligen Einfluß auSgeübt, immer hin als befriedigend hinzustellen seien ; al- beson ders angenehm wird der Umstand bezeichnet, daß die Gesellschaft mit keiner der französischen Com pagnien in Rückversicherung-Verbindung gestanden. Der zur Vertheilung gekommene Ueoerschuß deS Jahre- 1869 betrug 50 Proc. — Der Ueoerschuß, welchen die mit der genannten Gesellschaft ver bundene Sächsische Rückversicherungs-Ge sellschaft gewähren wird, beläuft sich auf 58 Proc. Für beide Gesellschaften wird eine Vermehrung deö Actien-Capitals m Aussicht ge stellt, d. h. eine weitere AwSgabe von bisher un- begebenen Actien. r. Leipzig, 23. April. Die hier erscheinende „Zeitung deS Vereins deutscher Eisenbahn-Ver waltungen" enthält in ihrer letzten Nummer einen interessanten Artikel über die großartige Leistungsfähigkeit der deutschen Eisen bahnen in dem jüngsten Kriege. ES heißt in demselben u. a.: Mehrere Factoren wirkten in der glücklichsten Weise zusammen; zunächst die vorzüg liche und geniale Organisation der ungeheueren Massenbewegung, die um so höher zu schätzen ist, als diese Massenbewegungen jeder Zeit sofort Di mensionen annahmen, die vorher auch nicht an nähernd zu taxiren oder zu berechnen waren. — Ferner der unerschöpfliche Reicht hum an tüchtigen deutschen Beamtenkraften! — Wenn wir erwägen, wie viele Hunderte von Meilen französischer Bahn strecken in regelmäßigen Betrieb genommen wur den, während in Deutschland nur periodische und partielle Stockungen im Verkehr eintraten, so können wir freudige Erwartungen hegen für die künftige Entwickelung des deutschen Eisenbahn netzes. — Welche Riesenanstrengungen und in den meisten Fällen welcher persönliche Muth, welche selbstlose Aufopferung und Hingabe wurden von fast allen Bahnbeamten, vor Allem aber vom Locomotivpersonal gefordert und geleistet! Der deutsche Soldat halte gute und schlechte Zeiten, der deutsche Locomotivsührer und Heizer nur schleckte, denn seine Maschine war Tag und Nacht im Feuer, er also Tag und Nacht im Dienste! Ein dritter wichtiger Factor war die Tüchtigkeit und Solidität des gesaminten rollenden deutschen Eisenbahnmaterials, das Erzeugniß deutschen Gc- werbfleißes und deutscher Industrie. Diese Soli dität fiel sehr schwer in die Lage, denn bei den schwachen und provisorischen Arbeitskräften, die in Feindesland zu erreichen waren, würden bei schlech terem Material erhebliche Schwierigkeiten für den Betrieb erwachsen sein! r. Leipzig, 24. April. Wahrend der ganzen verflossenen Woche envteS sich daS S ch ü tze n haus als ein gewaltiger Magnet für die Meßbesucher. Leider verhinderte die allzu aprilmäßigc Witterung, daß das Publicum sich dem vollen, durch die herr lichen Gartenanlagen gebotenen Genuß hingeben konnte. Kein Wunder, daß deshalb allabendlich sämmtliche Säle im förmlichen Sinne deS Wortes ausgestopft von Menschen waren. Die Leistungen der Künstler und Künstlerinnen haben in ihrer Grazie, Kühnheit und Reichhaltigkeit von Tag zu Tag sich mehr entwickelt und fast regelmäßig sind sie von rauschendem Beifall des Publicums be gleitet. Das Hauptinteresse concentrirt sich in den Produktionen der Familie Braatz, die in fast allen ihren Gliedern prächtige Sachen ans dem Gebiete der Gymnastik leistet, insbesondere der reizenden Emm y und deS liebenswürdigen Schwe stern-Paares Umlaufs. Nicht geringere Aner kennung fanden die Vorführungen der Schlitt schuhläufer Mr. Elliot und Frl. Friedericia, während von den englischen Sängerinnen nament lich Miß Lillie Alliston sich mehr und mehr, sowohl durch ihre schmucke Erscheinung alS durch ihre origiuellen Gesang-weisen, in der Gunst des Publicums befestigt hat. Daß die Coupletsänger im Parterresaal ihren Kopf an Kopf sich drängen den Hörern einen brillanten Genuß bereiteten, das bedarf nicht erst besonderer Versicherung. * Leipzig, 24. April. DaS vom Pfarrer Stolle in Dre-den hcrauSgeaebcne „Katholische Wochenblatt" schreibt: Der heilige AlphonS von Liguori ist vom heiligen Vater PiuS IX. durch Decret vom 23. März zum „Lehrer der ge- sammten Kirche" (cloetor univerE eccloma«) pro- clamirt worden. Dieser Act PiuS IX. wird in der ganzen Kirche Wiederhall finden. Denn der heilige AlphonS, gestorben beim Beginn der fran zösischen Revolution 1789, ist der Heilige unseres Zeitalters und er repräsenlirt die katholische Wahr heit den zeitgenössischen Jrrthümern gegenüber. Was in unseren Sitten von jansenistischem Gifte noch übrig ist, wird für immer nunmehr verschwin den ; und zu gleicher Zeit wird der heilsame Ernst unseres heiligen Lehrers gegen Diejenigen, die mit dem Bösen Verträge schließen wollen (Döllinger rc. ?) wir hoffen zuversichtlich, immer mehr und mehr begriffen und gewürdigt werden. Der heilige AlphonS hat gegen den Atheismus, gegen den Rattonalismus, gegen die Gallicaner, gegen die Feinde der päpstlichen Gewalt, gegen Dieienigen, welche die Kirche dem Staate unterordnen, und endlich gegen die Revolutionäre geschrieben. Seine Verherrlichung in unseren Tagen ist ein neuer «chlag gegen die falschen Systeme, die die Welt durchlaufen. Um aller dieser Gründe willen wird der Titel eines „Lehrers der Kirche", der dein heiligen Alphonsus nun verliehen ist, allen wahren Freunden der Kirche und des Guten ein Trost sein. * Leipzig, 24. April. Aus Karlsbad schreibt man unS: Unsere Reise hieher ging gestern ganz glücklich von Statten; dennoch werde ich wohl über Schwarzenberg zurück fahren, denn die Bahn von Eger bis Karlsbad ist aller dings noch im unvollkommensten Zustand, den man sich nur denken kann. Erstens durchweg nur Ein Gleis, so daß wir auf den Stationen meist sehr lange warten mußten, bis ein uns entgegenkom mender Zug durch war, und daun hinter Ellnboacn hielt der Zug sogar aiff einem sehr hohen Bahn dämme: wir mußten außsteigcn, eine Jnterims- brücke über ein Thal hinüber zu Fuß gehen, nm in einen jenseits bereit stehenden Zug wieder ein- zusteigen. Auch das Gepäck mußte natürlich um geladen werden. Dazu Regen, bodenlose Wege, kein Perron, wirklich eine recht angenehine Situa tion. Herr H. und I>r. G.. welche wir heute früh sprachen, wollen auch auf keinen Fall Uber Eger zurück. Es wäre gewiß, namentlich im Jntereffe hieher reisender Damen, sehr angebracht, es öffent lich zu erwähnen, mit welchen Beschwerden, und man kann fast sagen Faßlichkeiten, die nene Tour über Eger hieher noch verbunden ist. — „Coneil-Lieder von Ignaz Pfasfenlob" heißt eine im Verlag der Serig'schen Buchhandlung (Georg Hermann) erschienene Sammlung von gemäß und darf nach Form und Inhalt bestens empfohlen werden. — Ein neues und praktisches Untcrnehm-n wird in diesen Tagen in Dresden ins Leben treten. Da jetzt unter den arbeitenden Elasten eine große Wohnungsnot!) herrscht und dieselben nur mit vieler Mühe und für vieles Geld eine Wohnung erhallen können, hat sich unter der Leitung eine« Herrn Pfcnniger em Comite gebildet, welches ein Aclienunternchmen begründen will, um einige große Häuser zu bauen, damit für die arbeitende Clafse Logis im Preise von 25, 30 biS 40 Thaler her- gestellt werden. — Die „Dr. Nachr." sagen: Wenn wir neulich auf Grund einer auswärtigen Eorrespondenz be richteten, daß der Druck der „Chemnitz er Freien Presse" wegen Gelddifferenzen deS Buchdruckerei- besitzers mit dem Verleger ohne Weiteres eingestellt sei, so sind wir in der Lage, auS guter Quelle zu constotiren, daß lediglich die Tendenz deS BlaUeS den Ersteren zur Ausführung des erwähnten Vor satzes geleitet. Verschiedenes. — Welch' trauriger Art die Verheerungen sind, die der letzte Winter im Gebiete des Pflanzenrei ches, besonders in der nördlichen Saalgegend, angerichtet hat, daS zeigt jetzt, wo endlich der Früh ling seine schaffende Arbeit beginnen soll, sich erst im vollen Umfange. Die aristokratischen Pflanzen, wie Pfirsich- und Aprikosenbäume sowie Weinstöcke, sind vielfach bis aufs Mark erfroren. Nur an einzelnen Puncten, wo die Stämme vor Winters entweder fußtief „verbuddelt" oder mit ^thurmdicken Strohpanzern versehen waren, ist noch einiges Fruchtholz erhalten worden. Sonst aber hat Alles biS auf den Wnrzelstock herunter geschnitten wer den müssen, und eS bleibt mehr als fraglich, ob nicht auch die Wurzeln selbst dem Erstarrungstode erlegen sind. Geradezu niederschlagend sieht eS in den eigentlichen Werkstätten der guten Laune, in den Weinbergen ans. Nur hin und wieder blickt ein iungcs Auge zwischen den dürren Reben- schenkeln hindurch und dabei noch obendrein so kraft- und saftlos, so trübe und so gebeugt, als wolle die junge KnoSpe die Trauer um den Ver lust der vielen zarten Schwesterchen verständlich macken. Einzelnen Weinbergsbesitzern, welche grund sätzlich ihre Weinstöcke im <Lpächerbste nie überhän- seln lasftn, bleibt nichts übrig, als neue Rode, d. h. j die Neubepflanzung ihrer Berge. Aber auch bei den
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