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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-10
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1878
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Achten mit PiuS IX. versetzten, hat an den jetzigen j Papst Leo XIII. ein Schreiben gerichtet, worin er alle incriminirten Sätze seine- Buche- zurück« nimmt. ES herrscht stellenweise die Neigung vor, in dem Widerruf Curci's einen Triumph der ultra montanen Coterie de- Vatikans zu erkennen. Der Lakoni-muS, mit dem die ultramontanen Blätter da- Schreiben behandeln, fordert aber unwillkürlich z»r Revision eines derartigen Urtheil- auf. Nach dem Leo XIII. eS neulich erst unumwunden ausge sprochen hat, wie er wünsche, der Kirche möge die Mitwirkung de- k. Curci erhalten bleiben, kann »»an dem Schritte de- letzteren keine andere al- eine rein formelle Tragweite beilegen, ja, insofern die Absicht der Ultramontanen dahin ging, dem eompromittirten Priester jeden Verkehr mit dem Batican abzuschneiden, kann seine Rückkehr eher al- eine den Unversöhnlichen beigebrachte Schlappe angesehen werden Während da- „Journal deS Dsbats" noch in dem Enthusiasmus schwelgt, welchen der Toast deS Prinzen von Wales Hervorgerufe«, sieht der „TempS" der auS Egypten kommenden Nachricht -der die bevorstehende Landung indischerTruppen in Suez und Port Said näher in da- Gesicht »nd meint, daß eine solche Landung einer eng lischen Okkupation der beiden Endpunkte de- Canals gleichkommen würde. DaS Blatt fügt hinzu: „Vielleicht handelt eS sich nur um eine Ausschiffung der anglo-indischen Truppen in Suez, welche dann da- Mittelländische Meer mit der Eisenbahn er reichen werden, während die Schiffe, welche sie »ach Suez gebracht haben, nach Indien zurück -ehren, um dort andere, für Europa bestimmte Trvppen abzuholen." Kürst Gort sch akoff soll so leidend sein, daß die Hoffnung ausgegeben wird, daß er wieder die Leitung der Geschäfte übernehmen wird. Augen blicklich führt der Czar persönlich, unterstützt von Baron Jomini, die auswärtige Politik. Kür die Nachfolgerschaft werden der Geh. Rath Walujew, Minister der Domainen, der Minister de- kaiser lichen Hauses Graf Adlerberg, Gras Cchuwaloff und General Jgnatieff genannt. Die ersteren drei würden eine friedliche Richtung der auswärtigen Politik Rußlands bezeichnen, Jgnatieff die Kört setzung einer kriegerischen und abenteuernden Po litik. ES ist indcß fraglich, ob, so lange Kürst Gortschakoff am Leben bleibt, eine formelle Aende- rnng in der Leitung der auswärtigen Angelegen heiten eintreten wird. Daß Graf Schuwaloff oder Graf Adlerberg dazu bestimmt sei, das Ministerium des Auswärtigen zu übernehmen, wird von ver schiedenen Selten entschieden in Abrede gestellt. In Petersburg, so berichtet der Correspondent der „Times" unterm 6. Mai, beobachtet man augen blicklich die äußerste Zurückhaltung über den Stand der Dinge, aber nach Allem, was verlautet, ist es wahrscheinlich, daß im Laufe der nächsten Woche die Entscheidung fallen wird. Nebenher tritt ein Umschwung in der öffentlichen Meinung ein. Man wird sich der Kolgcn einer Erneuerung des Krieges mehr bewußt undDem entsprechend steigt der Wunsch nach einer friedlichen Ausgleichung. Die .,Agence Rüste" bespricht die Aeußcrnngen der „TimeS" über die Reise des Grafen Scku- «aloss und deren Bedeutung für den Frieden «nd hebt hervor, das; Rußland durchaus nicht daran denke, den rechtmäßigen Einfluß Englands m der Türkei auSzuschließen oder daselbst ein ein seitiges Uebergewicht auszuüben. Die Thatsachen bewiesen die Unhaltbarkeit eines solchen Anspruches, denn trotz deS von den Rüsten vergossenen Blutes, der von ihnen aufgewendeten Kosten und ihrer Siege sei der Einfluß Englands in Konstantinopel noch vorwiegend. Die russische Regierung erkenne den rechtmäßigen Einfluß Englands so sehr an. daß sie schon vor dem Kriege'England wiederholt zu einer gemeinsamen Verständigung über die friedliche Lösung nicht nur der in der Türkei, son dern auch der im weiteren Orient bestehenden Schwierigkeiten aufgefordert habe. Keichslag. * Berlin, 8. Mai. Trotz einer mehr alS sechsstündigen Sitzung ist eS dem Reichstage nicht gelungen, die Berathung der Gewerbeordnung heute zu Ende zu führen. Es wurden nur sieben Paragraphen erledigt, gewöhnlich mit dem Erfolge, daß nach langer Debatte die Vorschläge der Com mission angenommen wurden. Nur m den tztz. 128 «nd 183 wurden dieselben »ungestaltet. Dort wurde die Bestimmung gestrichen, daß außer der Polizei behörde auch der Vorsitzende deS Gewerbegerichts den entlaufenen Lehrling zwangsweise zurücksühren kann. Hier wurde ein Amendement angenommen, «ach welchem die Vorschriften betreffs deS Schul besuchs von in Kabrikcn beschäftigten Kindern unter >4 Jahren nur aus „schulpflichtige" Kinder An wendung finden. Es ist damit auf gewisse baye rische Verhältnisse Rücksicht genommen. Ein An trag, das Maximum der zulässigen Arbeits zeit für junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren von lO auf l l Stunden .zu erhöhen, wurde ad- gelehnt. Die Berathung begann mit Z 128, welcher lautet: Verläßt der Lehrling in einem durch dies Gesetz nicht vorgesehenen Kalle ohne Zustimmung deS Lehr- herrn die Lehre, so kann letzterer den Anspruch auf Rückkehr deS Lehrlings nur geltend machen, wenn der Lehrvertrag schriftlich geschlossen ist. Der Vor sitzende deS Gewerbe-,erichtS oder die Polizei behörde kann in diesem Kalle auf Antrag de- Lehr Herrn den Lehrling anhalten, so lange rn der Lehre z» verbleiben, als durch gerichtliches Urtheil daS Lchr- verhültniß nickt für aufgelöst erklärt ist. Der Antra »ß nur zulässig, wenn er binnen einer Woche ncw dem Austritte de- Lehrlings gestellt ist. Im Kalle der Weigerung kann der Vorsitzende des Ge- «erbegerichtS oder die Polizeibehörde den Lehr ling zwangsweise zurücksühren lassen oder durch An drohung von Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder Hakt bis zu fünf Tagen zur Rückkehr ihn anhalten. (Die gesperrten Worte find von der Commission Hierzu beantragen die Abgeordneten Wölfe! und I)r. Buhl die Streichung de- Zusatze- der Com mission. Aba vr Wolsfson will die zwang«- weise ZurÜckfUhrung de- Lehrling- erst nach der Entscheidung de- zuständigen Gericht« erster In stanz eintreten lassen; endlich beantragen die Abgg. All noch und Genossen, die Polizeibehörde nur da in Function treten zu lassen, wo ein Gewerbe gericht nicht vorhanden ist. Abg. v. Kleist-Retzow verbreitet sich darüber, daß die Zuchtlosigkeit unter Gesellen und Lehr burschen den Rückgang de- aesammten Handwerk- seit einem Decenmum verschuldet haben. Gegen- theilige Ansichten, wie sie gestern der Abg. Bürger- geäußert habe, erschienen ihm (Redner) wie An- klänge auS einer anderen Welt oder ein Beweis dafür, daß der genannte Abgeordnete 10 Jahre in, Siebengebirgc geschlafen habe. (Heiterkeit links, i Durch strenge Gesetzes-Bestimmungen müsse der Eigenwille gebrochen und die Unter-Ordnung unter die Bedingungen deS Vertrages für die Lehrlinge wieder zur Hauptsache gemacht werden. Nur dann werde sich wieder ein glückliches Ver- bältniß zwischen Lehrherren und Lehrlingen an bahnen lassen. (Beifall recht«.) Abg. vr Wolsfson will mit seinem Anträge nur den Fall verhindern, daß der Lehrling zwangs weise zu seinem Lehrherrn zurückgesührt werde, während nachher die Entscheidung deS Gerichts dahin auSfalle, daß der Lehrling wegen Mißhand lung rc. völlig rechtmäßig die Lehre verlassen habe. Es empfehle sich deshalb die Zurücksührung erst nach der Fällung des gerichtlichen Urtheils statt finden zu lassen. Bundescommissar Geheimer RegierungS-Rath Nieberding erklärt, der Antrag Wolsfson stände nicht mehr auf dem Boden der Commissions-Vor schläge, die sich dem Regierungs-Entwurse ange- schlossen hätten, und würde die Annahme veS An trages Wolsfson diesen Paragraphen für die Regie rung werthlos machen. Der Vorschlag, daß der Lehrling so lange bei dem Meister verbleiben solle, bis das Gericht entschieden, waS Rechtens sei, ent spricht durchaus der Stellung des Lehrlings dem Meister gegenüber. Abgeordneter Bürgers meint, eS sei sehr miß lich, die Uebelstände im gewerblichen Wesen durch die Polizei heben zu wollen; das könne nur durch die Beteiligten im Wege der Vereinbarung ge schehen. Dem Vorwürfe beS Abgeordneten v. Klerft- Rctzow, daß er eine Art Siebenschläfer sei, müsse er entgegentreten, da er der Entwickelung der l-v'e ge zugrsrht.) die unter den Beschränkungen ausgebildet seien, welche der Abgeordnete v. Kleist wlederherstellen wolle. Redner und seine Freunde wünschen an Stelle der Polizeibehörde» die Gemeindebehörden treten zu lassen. Bei der Abstimmung wird der Antrag Buhl angenommen und sodann der tz. 128 in der ge änderten Form genehmigt. H. 129 lautet: Wird von dem Vater oder Vormunde für den Lehrling, oder, sofern der letztere großjährig ist, von ihm selbst dem Lehrherrn die schriftliche Erklärung abgegeben, daß der Lehrling zu einem anderen Ge werbe oder anderen Berufe übergehe» werde, so gilt das Lehrverhältiuß, wenn der Lehrling nicht früher entlassen wird, nach Ablauf von vier Wochen als aus gelöst. Den Grund der Auflösung hat der Lehiherr in dem Arbeitsbuche zu vermerken. Binnen neun Monaten nach der Auslösung darf der Lehrling in demselben Gewerbe von einem anderen Arbeitgeber ohne Zustimmung des früheren Lehrherrn nicht be schäftigt werden. Hierzu beantragen die Abgg. Ackermann und v. Helldorsf eine Einschaltung, die den lleber- gang von der Entscheidung der zuständigen Behörde abhängig macht. Äbg. von Helldors: Die Festsetzung, daß der Lehrvertrag wegen beabsichtigten Berufswechsels qe- bi ocben werden könne, sei eine Ausnahme von allen übrigen für die Verträge geltenden Principien. Daher habe seine Partei schon im vorigen Jahre die Anträge gestellt, die er heute wiederhole, nämlich, daß der Rücktritt an die Zustimmung der zu ständigen Behörde gebunden sein soll. In die Re gierungsvorlage sei aber dennoch eine dahingehende Bestimmung nicht ausgenommen worden. Die Zu stimmung des Vater» resp. Vormundes genüge hierfür nicht, denn in der Praris dürste einem wirklich unwilligen Lehrling gegenüber der Wider spruch dieser Personen nicht allzu schwer inS Gewicht fallen. Ferner haben die verbündeten Regierungen eine schriftliche Erklärung gefordert. Zwischen einer schriftlichen Erklärung und einem schriftlichen Vertrage sei aber ein sehr großer Unterschieb. Bei einem Vertrage habe die Schriftlichkeit wesentliche Bedeutung, insofern sie zwinge, das, was mündlich abgemacht werden kann, formell sestznsetzen, während bei einer Erklärung, wo über die Bedeutung kein Zweifel sein kann, die Schriftlichkeit wirklich von keinem erheblichen Einfluß sei. Die Behörde solle nach seinem Dafürhalten prüfen, ob ein Berufs wechsel wirklich beabsichtigt oder nur ein frivoler Vorwand sei, daS VertragSverhältniß zu lösen. Ausführbar werde diese Prüfung zweifellos sein und gebe er sich der Hoffnung hin, seinen Antrag vom Hause angenommen zu sehen. Abg. Ni tting Hausen führt aus, es werde der Polizeibehörde in den meisten Fällen unmöglich sein, sich Auskunft darüber zu verschaffen, ob der Lehr ling wirklich zu einem anderen Gewerbe übergehen wolle. Auch ve.führcn die Behörden oft in Pezug auf die Unterbringung der Lehrlinge sehr leicht fertig. Man möge de-halb den Antrag v. Hell dors ablehnen. Abg. v. Helldorff we-st die gestrigen Angriffe de-Abg. v. Hertling zurück. Die Conservativen er kennen die Rechte der Kirche als sehr wichtige an. könne aber nicht die Rechte des modernen Staates denselben opfern Am wenigsten aber hätte seine Partei de» pop»lär scheinenden Anträgen der Herren au« dem Centrum in leichtsinniger Weise s zustimmen können. UebrigenS kämen ihm die An griffe de- Abg. v. Hertlmg ganz unerwartet, da er dieselben durchaus nicht provocirt habe. Auch könne er da- Kokettiren de- Centrum« mit der Socialdemokratie nicht verstehen, müsse e- aber kl eine unzweifelhafte Thatsache constatiren. Abgeordneter Vr. Lieber: Wenn der Herr Abg. von Helldorff von einem Angriff de- Herrn von Hertling sprach, so war da» unrichtig. Das ganze Hau« ist Zeuge dafür, daß der Herr Abge ordnete von Hertling sich lediglich gegen den neu- lichen Angriff des Abg. Ackermann vertheivigte. Noch ungerechtfertigter war es unter diesen Um ständen, von einem unerwarteten Angriff zu sprechen. Denn man kann nicht erwarten, daß wir hier sitzen, wie stumme Hunde, die nicht bellen können. (Gelächter.) Wenn Herr v. Helldorff behauptete, daß seine Partei nicht weniger Werth aus da« kirchliche Leben lege, al- daS Centrum, so muß ich bekennen, daß nach meiner Erfahrung sich diese« Interesse der Champion- de« christlichen Staates für die Kirche nur auf die schwache Polizei be schränkte. Wo wir für eine freie Entwicklung der gottgegebenen Thätigkeit der Kircbe eintraten, da waren die Herren nicht gewillt, irgend welche Concession von ihren» exclusiv staatliche» Standpuncte aus zu machen. Auf die Bemer kungen von „populair scheinenden" Anträgen und „leichtsinnigem Zustimmen" gehe ich nicht ein, da ich Herrn v. Helldorff in diesem Ton nicht folgen mag, den ich sowohl unter meiner Würde als unter der Würde des Reichstag« stehend erachte (Bravo! im Centrum; der Präsident erklärt diese Acußerung für unberechtigt.) Gestatten Sie. Herr Präsident, daß ich meine Bemerkung rechtfertige. Wenn einem Abgeordneten vorgeworsen wird, daß er Anträge stelle, die populair scheinen sollen, daß er Anträgen leichtsinnig seine Zustimmung qiebt, wenn ferner Ausdrücke fallen, „wie die Stirn haben" rc. Der Präsident unterbricht den Redner mit der Bemerkung, daß er diese Aeußerungen des Abg. v. Helldvisf, wenn sie gefallen sein, überhört habe, sonst hätte er sie ebenfalls als unparlamentariscb bezeichnet. Im klebrigen pflege er (Redner) über Haupt Aeußerungen nicht streng genug zu corrigiren, die vom Hause nicht mit Unwillen, sondern mit Heiterkeit ausgenommen würden. Abg. vr. Lieber isortfahrend): Ich bin durch daS, was der Herr Präsident gesagt, vollständig gedeckt und verzichte daher darauf, mich mit dem Herrn Abg. v. Helldorff in dieser Beziehung noch weiter auSeinanberzusetzen. Nur noch der Äemer- kung möchte ich gegenübertreten, daß wir nur reden, statt praktisch zu handeln. Unsere Kreise haben die angestrengtesten Bemühungen zur Lösung der socialen Frage nicht gescheut. Im vorigen Jahre aber halte das Centrum daS Schick>al, daß es bei seinen redlichen Bemühungen vo» allen Parteien bei Seite geschoben und im Stiche gelassen wurde Gleichwohl haben wir uns nicht abhallen lassen, an den Berathungen deS nunmehr vorliegenden Entwurfes mit allem Fleiß und Eifer Theil zu nehmen. Wenn endlich der Abg. v. Helldorff unS vorwirfl, daß wir mit den Socialdemokraten koket tircn, so kann diese abgedroschene Phrase von dem Bunde der „schwarzen und rothen Internationale' im Munde eines Abgeordneten doch nur ein Nothbehelf in der Verlegenheit, ein Schlag inS Wasser sein. DaS Eine weiß ich allerdings, daß, wenn mir die Wahl zustände, entweder mit Herrn Most zu kokettiren ober mit Herrn v. Hcllvorfs, ich das Erstere vorziehen würde! (Heiterkeit rechts.) Nachdem der Referent die Annahme der Com Missionsvorlage empfohlen, wird der Antrag Acker mann mit großer Majorität abgelehnt und der Paragraph unverändert genehmigt. Nach tz. 133 dürfen Kinder unter 12 Jahren in Fabriken gar nicht beschäftigt werden, Kinder unter 14 Jahren nur, wenn sie einen regelmäßigen Unterricht von mindestens 3 Stunden täglich ge nießen. Letztere dürfen täglich höchstens 6, junge Leute unter 16 Jahren höchstens 10 Stunden be schäftigt werden. Statt dessen beantragt» die Abgg. Motteler und Genossen das gänzliche Verbot der Fabrik arbeit für Kinder unter 14 Jahren, für junge Leute von 14—>5 Jahren die Beschränkung der Arbeit aus höchsten- 6, für solche von 16 — l8 Jahren aus höchstens 8 Stunden: an den Vorfesttagen sollen diese Arbeitszeiten noch um je 1 Stunde gekürzt werben. Die Abgg. vr. Frhr. v. Hertling «nd Ge nossen beantragen, die Fabrikarbeit für schulpflich tige Kinder ganz zu verbieten, Abg. Penzig ver langt, daS ArbeitSmimmum für junge Leute von 14 —16 Jahren von 10 aus 11 Stunden zu er höhen (event. wenigstens in Spinnereien). Abg Motteler erläutert die Berechtigung der Scbutzsorderungeir seiner Partei. Gerade in der heutigen Gesellschaft sei der Arbeiter wegen de« Verkaufs seiner Arbeitskraft in höchstem Maße abhängig und deshalb verlange die Socialdemo- kratie mit vollem Reckte Sckutz für die gedrückten arbeitenden Classen. Man müsse wohl unterscheiden zwischen polizeilichen Unterdrückungen und gesetz lichen Schutzmaßregeln. Gerade gegen die Kinder arbeit müsse die Socialdemokratie sich entschieden erklären, weil die frühzeitige Ausnutzung der noch nicht entwickelten Arbeitskräfte von den schlimmsten Folgen für Gesundheit und Moral verknüpft sei. In England bade man bereit» Adhülfe getroffen; er empfehle dasselbe für Deutschland Abg. Penzig tritt in längerer seinen Antrag, betreffend Schicht auf lt Stunden die durch die Berichte der Fabrikinspectoren für Pommern und Westfalen hervorgehende Thatsache. daß auch bisher die „10 Stunden" nur auf dem Papier gestanden hätten. In Frankreich und Belgien, ebenso im Elsaß sei von zehnstündiger Arbeitszeit nicht die Rede. Hierauf wird tz. 133 «der Fassung der Abgg. Wölscl und vr Blum mit großer Mehrheit an genommen. tz 134 setzt Anfang und Ende der Arbeitszeit für jugendliche Arbeiter aus frühesten- LV, resp spätestens 8si, Uhr fest. Zwischen den Arbeit- stunden müssen Pausen (Mittag« I Stunde, Vor- undNachmittag- je '/»Stunde) stattfinden. Während derselben sind die Arbeitsräume zu verlassen. Zum Confirmanden-Unterrichl muß Zeit gegeben werben Wöchnerinnen dürfen biö dre, Wochen nach ter Niederkunst nicht beschäftigt werden. Dazu beantragt Abg. yrhr. v. Hertling, die genannten ArbeilStermine auch für Arbeiterinnen festzusetzen, die Pausen für sämmtlicke jugendlichen Arbeiter gleich zu nornnren und endlich für Wöch nerinnen eine sechswöchentliche Aussetzung der Arbeit auSzusprechen. Abg. Motteler beantragt Anfang und Ende der Arbeitszeit aus 8 Uhr Morgen- resp. 8 Uhr Abend- und für Wöchnerinnen eine sechswöchentliche Nichtbeschäfligung, während welcher Zeit keine Ent lassung oder Kündigung geschehen darf. Abg. von Reden beantragt, die Wöchnerinnen ivährend 3 Wochen nach ihrer Niederkunst un beschäftigt zu lassen. Abg. Stumm: Hinsichtlich der Nachtarbeit muß ich mich gegen deu Antrag Motteler an sich erklären, aber auch gegen das darauf bezügliche Amendement von Hertling, welche» bereits in der Commission bei der ersten Lesung die Mehrheit gefunden hatte, und von dem ich daher befürchte, daß auch daS Haus sich möglicher Weise heute dafür aussprechen könne. Ich selbst habe in der Commission zu 8- 198 den Antrag ge stellt, die Frauenarbeit bei gewissen Gewerben von der Genehmigung des Bundesrathes abhängig zu machen, ich will aber nickt wie der Antrag von Heu ling die Frau aus den Standpunkt des lugendsichen Arbeiters herabdrücken, sondern die Erwerbsfähigkeu des weiblichen Geschlechtes so viel wie möglich ver treten. Die Arbeiten einer barmherzigen Schwester sind viel anstrengender und aufreibender, als die Ar beiten, welche Krauen in den Gewerben zugemulbet werden, und doch hat Niemand die Beschäftigung als barmherzige Schwester verbieten wollen. Die Gefahr für die künftige Generation, von der bier die Rede gewesen, ist übrigens in vielen anderen Fällen viel gröber, als wenn die K.au in einem gesunden Gewerbe auch des Nachts arbeitet. Red ner führt aus, wie z. B. bei der Fabrikation von Weißblech eine sehr leichte Frauenarbeit in Ge brauch sei, die aber auch bei Nacht fortgesetzt wer den müsse, da diese Fabrikation eben continuirlich be trieben werden müsse. Ich behaupte, daß gerade die jungen Mädchen häufig dadurch der Familie erhalten werden könnten, daß sie Gelegenheit haben, etwas zu verdienen, und sehe auch nickt ein, warum man solchen jungen Frauenzimmern, die häufig wie die Dragoner aussehen (Heiterkeit), die Möglichkeit dieses Erwerbes nehmen will. Wenn nun gesagt ist, das dort, wo Frauen- und Kinderarbeit üblich, der Hunaer ganz besonders um sich greife, wenn eine schlechte Zeit komme, so ist dies nickt richtig; denn dort, wo der Erwerb des Mannes nicht genügt, um den Unter halt der Familie zu ermöglichen, pflegt die Frauen arbeit sich auszubilden, und man würde also durch die vorgeschlagene Beschränkung der Frauenarbeit dem Hunger Thür und Thor noch weiter öffnen und de« weiblichen Geschlecht in diesen Gegenden nur die Wahl zwischen dem Hunger und der Prostitution lassen. Abg. vr. Lieber spricht sich entschieden für Emancipation der Frauen von der Fabrikarbeit auS; sollte die deutsche Industrie deshalb mit de« Auslande nicht concurriren können, so stehe er nicht an. für die betreffenden Produkte einen Schutzzoll so lange zu fordern, bis daS Ausland die gleichen Principen habe. Die barmherzige,i Schwestern, die iui Gehorsam zu Gott ihre Nacht ruhe und ihr Leben sogar ihren leidenden Mit menschen opferten, könnten doch unmöglich, rvie eS Herr Abg. Stumm gethan, hier in die Debatte gezogen werden. Vor Allem müssen wie in ter Scbweiz und England die Schwangeren und Wöchnerinnen geschützt werden, da eS ein nobile ottieium sei, die Schwachen zu schützen. Redner schließt unter dem Beifall deS CentrumS mit teS Dichters Wort: Ehret die Frauen! Aba. vr. Hirsch verwahrt seine Partei gegen den Vorwurf, daß sie den Schutz für die Frauen ausheben wolle, ist aber mit John Stuart Mil! der Meinung, daß unverheirathen Frauen, speciel! älteren Jungfrauen (Heiterkeit) Gelegenheit ge geben werden müsse, eine eigene Existenz zu grünten und sich selber zu ernähren. Schließlich wird tz. 134 in der Fassung der Commission ohne Aenderung angenommen. ixmiicyiano. längerer Ausführung für > die Aixirung der täglichen », ein, und beruft sich aus r-rbvll nost Svdlolsr deckr. IVakikartk L karlH-cku», 8«»>feI<I L I.eixri- Laaer Leipzig. Bergbau, Farbenfabrik. Hatnftrafze 8—Iv (Hotel de Polognrp SpecialgelNst slir tn allen vorzüglichen Qualitäten (nicht billige englische Waare.) 'WI ^nerkriM nlellrlW Preise! «eorgenftratze Rr. 2S (beim Schiitzentanse^ Lager trockener harter u. ioetcher Hölzer. Vktvdntopplodo L. k. L»»eh, Wach-tucksabrik. Markt S, KoLS Hof. IchNtbmeh, varacke, vriese r Ilkfeutltg I llitiver S-lk-t lott-b . S-lk-l Iimfch« >it> Seee ituifball stkroskoi nger Lei Sänimtl Il«ß«e, fßr »u> l« bi- I lUhrV llu-kuns ssrichnu, in allen »seum s geöffnet mm 11- üool Mittwoö früh geöl Irte vete Hospital billige 2 biS 13 kranker i-chiitzenh I täglich > mittags i«-tllrrda v» I « lrvt» IlerllLusu 8t»tu«u deik.r. iVerlcmn lltnrene i 18 8et,ü> 3 z»»sükr I V«I»«xea V»lli0i >«» 1«. L Bezi, UNd 1 und l I«» rl. 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