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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187311126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-11
- Tag1873-11-12
- Monat1873-11
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1873
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. »iloctloa »llt -rpebltioa JohanniSgaffe 33. Strinlw Ncdacteur Fr. Hilllnrr. Sprechstunde d. ReLaclwn Loruliliaz» »on 11—12 Ul,» NachmMa-I vo» 4—k Uhl. >imat»nk der für die nächst- »,1-endr Nummer brstimmlen I Zn,eratr an Wochentagen bis ZUHr Nachmittags. an Lo„n- «il, Festtagen ftüh dis '/,9Uhr. Filiale für Zaftraleaanaahme: Lno Klemm, UniversitLtsstr. 22, Louis Lösche. Hamstr. 21, part^ Taaeblatl Anzeiger U«Matt tzeS Ksmgl. Bezirksgerichts und des Raths der TM sechzig« Auslage 11.000. Ap,»»emei>s«prrt» vierteljährlich I Thlr. 1b Rar. incl. Bringerlohn 1 Thlr. 20 Ngr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesvrderung 11 Thlr. mit Postbefvrderung 14 Thlr. Inserate 4gespalteneBourgoiSzeile 1'/,Ngr Größere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. Reclamcn unter d Xedactlonostrich dir Spaltzeile 2 Ngr. M »Ui. Mittwoch den 12. November. 1873. Bekanntmachung. 2a Gemäßheit de» Regulativ», die Preisaufgaben fiir die Studireuden allhier betr., wird an- durch bekannt gemacht, daß Herrn Auaust Ludwig Seidel, stnä. tkvol au» Thallwitz, Herrn Richard Rröueer, stnä. meä. au» Zöblitz, Herrn Friedrich Schöll, stnä pkil. au» Weimar, al» Versaffer der bei der theologischen, medicinischeu sowie der ersten Section der philosophischen Kacultiit eingereichten Abhandlungen über die für da» Universitätsjahr 1872/73 auügeschriebenen PrriSaufgaben die auSgeletzten Preise zuerkannt, auch Herr Ehristta» Friedrich Schwidt, stnä. tdeol. au» Borna, uud Herr JahauueS Weudt, stnä. tdvol. au« Hamburg, »egen der von ihnen der theologischen Facultät übergebenen BewerbungSschristen um die au»gesetzten Preise einer öffentlichen Belobung für würdig erachtet worden find. Hiernächst werden die für da» Universität» jahr 1873/74 ausgestellten Prei-ausgaben hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht: ch- Von der theologischen Facultät: <jn»ev»w sit Veteris Testsmenti ä« sastiti» Oe! xuoievte äoetrio» »tczuo an e» secum ipk» eonooräet, looorum Lroä. XX, L. Deuter. XXIV, 1k. Lroed. e. XVllI pruv oetsris rutione budita. 8. Bon der juristischen Facultät: Ueber da» Verhältniß von Hehlerei und Begünstigung nach dem deutschen Reich-stras- gesetzduche, unter Berücksichtigung der neuer« deutschen LavdeSstrafgefktzbücher. 0. Bon der medicinischeu Facultät: Die Retinalpul-erscheinungen bei Herzkrankheiten. O. Bon der philosophischen Facultät und zwar: u von deren erster Section: Gatterer'S und Schlözer'» Verdienste um die Ge schichtschreibung sollen dargesteüt werden. d. von deren zweiter Section: Gedrängte Darstellung de» PantheiSmu» in seinen geschichtlichen Hauptformen urd insbesondere Prüfung seiner Grundlagen vom psychologischen und metaphysischen Gesichtspunkte; e. von dercn dritter Section: E» sollen untersucht werden die Elasticität uud DchnungSverhältniffe der vegetabilischen Gewebe. Anzuknüpsen ist die Unter suchung an die einzigen, welche überhaupt bi» jetzt durch Sach» gemacht sind. E» wird hierbei hervorgehoben, daß die Abhandlungen über diese Aufgaben bei der theologischen Facultät die-mal in lateinischer Sprache abzusassen sind, während bei Bearbeitung aller übrigen Ausgaben der Gebrauch der deutschen Sprache sacultativ neben der lateinischen ohne Einschränknug nachgelassen ist. Die Abhandlungen sind spätesten» den 31. Juli 187A bei den betreffenden Dekanen einzu- reichen und e» ist jeder Abhandlung ein Motto vorzusetzen und ein verschlossene» mit demselben Motto versehene», den Namen de» Verfasser» enthaltende» Couvert beiz-sügen. Leipzig, den 4. November 1873. Der akademische Senat. Or. A. Schmidt, Or Meltzer, d. Z. Rector. Uuiv. Sccr. Bekanntmachung. Da» Königliche Ministerium de» Innern hat dem Suchen der Direction der Braunschweigi schen Cisendahngeselllchast zu Braunschweig um Genehmigung zu Vornahme der generellen Vor arbeiten für die sächsische Strecke eine- die sächsischen Fluren Brcitenfeld, Lindcnthal, Klein- und Großwiederitzsch. Eutritzsch, Schönefeld und Leipzig berührenden Eisenbahnprojecte» Seesen-Halle- Leipzig aus die Dauer von 3 Monaten Statt gegeben. Die Besitzer der hiervon betroffenen Grundstücke innerhalb der hiesigen Stadtflur werden hier- ! durch angewiesen, der Vornahme dieser technischen Vorarbeiten kein Hinderniß entqegenzustellen. Leipzig, am 10. November 1873. Der Rath Ver Stadt Leipzig. * Or. Koch. G Mecvler. Feier -es Schiürrfestes im Hottl de pologne. D Leidig« 11. November. Der Schillervercin, ein in der Geschichte der letzten Jahrzehnte Leip zig» vielfach mit Auszeichnung genannter Mittel punkt liberaler Elemente, auch in trüber Zeit treu auSharrender wackerer unabhängiger Geister, zählt jetzt dreiunddreißig Lebensjahre, seine Reor ganisation al» juristische Person datirt erst vom November 1862. Seine Lebensfähigkeit auch unter ganz andern Zettumständen, al» bei seiner Gründung in vormärzlichen Zahre« bestanden, zeigte sich gestern Abend in de« starken Besuch der Kestfeier im all gewohnten Locale, in dem sehr gewählten Programme derselben, in dem Umstande, daß auch die vielen Festreden der früherer Jahre dem Thema: Schiller noch immer nicht alle Seiten abgewonuen haben. Denn der gestrige Festredner, Professor Or. Eckstein, wußte durch einen neuen Gesicht-pur ct, der wahrlich auch zeit gemäß ist, eminent zu fesseln: Die classi scheu Studien al» Voraussetzung derBlvthe unserer Rationalliteratur uud Sach- sen-FÜrsteu al» hervorragende, umdie Ration hochverdiente Förderer der erste- ren und dadurch auch der letzteren. La dern sächsischen Landtag zur Zeit vorliegende Gc- lchrtenschulcn - und Semiuarrenbudget gießt die jüngste rmposaute Illustration dazu. Or. Eckstein fand den Anknüpfung»- und Au»- aangSpuuet in dem alle Herzen ergreifenden Trauersalle, der Sachsen betroffen hat, in dem Hiuscheidrn König» Johann, „de» Gelehrten unter den Königen" (wie er von Königen selbst bei Lebzeiten genannt worden ist) und in dem Dichterwort au» der „Jungfrau von Orleans" da» «icht immer richtig citnt wird, auch dom Redner mit einer Veränderung wiedergegebe» ward: Dann soll der Sänger «ft de« K»nig gehen, Sie Bride wohuro auf drr Menschheft Höhen, ein Citat, da» wegen der liefen Dautestudieu König« Johann vortrefflich gewählt war, zwar nicht in dem Sinne auf Sachsen paßte, wonach die Großen der Erde die Mäcen-Verpflichtung haben, dem Dichter die Freiheit und Muße zu gewähren, deren der Gcniu» zum Schaffen be darf und wie sie ein Augustu», Aragon, Gon zaga, Urbino Ferrara, die Medici in ihren Musenhöfen sactisch darboten, wohl aber in dem Sinne, daß Sachsen» Fürsten, wenn sie auch an ihren Höfen fast nur die Scurrilität gern sahen, mittelbar die Vlüthe unserer Literatur förderten durch die von ihnen begründeten uud erhaltenen Gelehrtenschulen, namentlich durch die Pflege und reiche Ausstattung der Leipziger Hochschule unter Herzog Moritz persönlicher Fürsorge, durch die drei Moritz'schen Stiftungen, der Lande»- schulen Pforte, Weißen und Grimma, au» deren stillen Klostermanern viele der herrlichsten Geister deutscher Nation hcrvvrgegangen sind. „Ja ihnen pflegte man mit besonderem Nach druck die klassischen Studien, hier trat der streb samen Jugend da» Vorbild de» poetischen Jugend alter» der Menschheit in Hella» uud die männ lich« Würde römischer Freiheit entgegen; hier konnte sie sich an jenen unsterblichen Werken zu der Gedankeuklarheit uud Formcnschönheit ent wickeln, zu der auch die deutsche Literatur sich wieder ausschwingen mußte, wenn sie Anerkennung staden wollte." Von Meißen kamen Rabener, Gärtner und Sellert, von Grimm« Eramer, von Schulpsorte die beide, Schlegel uftd Klopflock, welcher Letztere nn» in seinen WingolsSliedern die begeisterten Jünglinge der Reche nach nennt, die in Leipzig zu innigem FreundschaftSbunde und gemeinsamem Streben sich vereinigt hatten, alle erglüht von reiner Begeisterung für Religion, Vaterland und Freundschaft. Klopstock, der in jugendlicher Be- gcisterung unserm Volk, da» von den Franzosen jener Zeit al» stnmps und geistlos geschmäht ward, die neue Zeit angekündigt, der sie mit heraufgeführt, der sie bei seinem hohen Alter auch erlebt hat, heute aber mit Unrecht von der Nation fast vergesse» H. Da» volle Verständniß de» antiken Leben» und der auttkeu Kunst fehlte zwar in jener Ent- Wickelung-Periode uvlerer National - Liberator, uvfer LaUMW«» Heyne a»» Ehemottz, vor Allem aber Dinckelmann erschlossen anck) jene», Friedrich Augprst von Sachsen war der Mäcen, der Dresden zv« Mittelpunkte fürstlicher Pracht, antiker Knust tn Deutschland machte, eine neue Kunstaufchmmng dadurch herbetsührte. Lesstng setzte, wa» Wiuckelmchm begonnen, al» einer drr mit Ehren zu veuuÄ« düng" fort; Lessing, eiu LandcSschul« uod^ der Leip welche» beiden gische Bildung»« logische Methode, Mit goldneu Wort au die? „Laßt uu» unserm daß seine Dichter wahre« Weg und Lesstng'» man ein gute» moderner vil- : »er Meißener er U-iv-rfität. hilolo- Philo- Gleichgewicht zu setzen. Sein „Waüenstem" zeugt von der mächtigen Umwandlung seine» Wesen», die sich dadurch vollbrachte, der 18 October 1798 al» der Tag der ersten Weimarischen Aufführung Wallenstein'» ist „epochemachend im Leben unserer Nation, die noch keine Nation war", unserer Nation, für die der Dichter eine neue Aera de» deutschen Drama damit weihte, sich wohlbewußt, daß „nur der große Gegenstand den tiefen Grund der Menschheit auszuregen vermag." Redner charakteristrte die folgenden klassischen Tragödien Schiller», namentlich dessen „Tcll", ,,de» Dichter» Lermächtuiß an sein Volk, da» den Hekdrnmuth geweckt hat in der Zeit französischer Knechtung und de« wir zugejubelt haben während de» Siegeslaufes deutscher Heere, die nach dem Schwure der wacker« Eidgenoffen in keiner Noth sich trennten und Gefahr uud endlich auch au» un» Deutschen ein einzig Volk von Brüdern ge- auf man Lcsstng's ' e» schreiben: Ick wünschen, erirrunaen den haben", »e: Wann Sen könne: „Wenn man die hat." Lessing schuf auch der Dramatik eine neue BerSsorm, die der reimlose» ftoubychen Verse, die den Trimeter» »er Griechen und Römer ähnlich sich über die Sprache »e» gewöhnlichen Leben» genug erhebt, um poetisch zu sein urd doch dem LlllagSlcben nahe genug steht, um mit dem Schein der Wirklichkeit z« täuschen Wivckelmann und Lesfing führten eine zweite Renaissance herauf, die nothwendige Voraus setzung der nun folgenden Periode der Clasficität, de» dioSkurischen Doppelgeftirn« Goethe und Schiller. Goethe« philologische Bildung beschränkte sich nur aus da» Lateioifche, die Griechen la» er uur iu lateinischen oder dentschen Uebersc hangen, er faßte aber den Geist der ariechffchen Poesie und Kunst so klar und rein, daß der größte Philolog seiner Zeit, Wols iu Halle, Goethe als ,,den Kenner und Darsteller de» griechischen Geiste»", uud Gottfried Hermann ihn al» den Geist prie», der besser al» irgend Einer splrttuw tenuem Oralav camvoas erfaßt, diesem G«st in seinen Werken eine zweite Leimath geschaffen habe. Goethe trieb al» gereister Dichter sogar streng philologische Studien Über epische Poesie, wie sie sich bei ihm schöpferisch tu Hermann und Doro thea verwerthetev, und vertiefte sich iu Aristoteles' Poetik und naturwiffenschastliche Werke. Auch Schiller war kein Philolog, er beklagt e» bitter selbst, daß er fast auSschtießend au» mo dernen Quellen fich genährt habe, gezwungen, wie er durch den tyrannischen Willen seine» LaudeSherrn war. sich mit seiueu Neigungen widerstrebenden Studien zu beschäftigen, ein Druck drr Verhältnisse, der seiueu Meuscheuhaß, seine durchaus revoluttonaire Stimmung in den Erstlingswerken sattsam erklärt. In Leipzig fühlt« er, wa» ihm noch fehlte. Hier faßte er den Entschloß, sein gelehrte» Wissen mit seinem schvpserischeu Geiste durch gründliche ernste, philo- 'sophische, klassische und historisch« Studien in» macht, haben." „Schiller im Bunde mit Goeihe hat durch da» Studium der Alten die Gesetze de» künstlerischea Schaffen» befestigt und für die rich- ttge Auffassung der alten Dichtkunst mehr genützt als hundert Philologen" beide Dichter wanoeln bei unserem Volke gemetusam in aller Zukunft al» hie Heroen der Idealität. Goethe beklagte iu später« ruhigen Jahren schmerzUch, daß er sich nicht mehr dem Griechischen völlig ergeben könne, vnd er sprach al» da» Er- gebulß seiner reifen Erfahrungen den Wunsch aus: ..Möge da» Stadium der griechischen und römischen Literatur immerfort die Bast» der höhcrn Bildung bleiben!" Da» war auch die feste Ueberzeugung unsere» heimgegangeueu auch philologischen Studien gründ- lich erzebeueu König» Johann. Möge die selbe seinen Nachfolger auf dem Throne leiten zum Frommen de» nachwachsenden Geschlecht», «r Wahrung der Ehre unsere» Vaterlandes j Reichster Beifall) E» fthlt un» leider der Raum, von der Feier, die nun folgte, ausführlich zu sprechen. Die Thomaner «öffneten und beschlossen dieselbe durch Gesänge unter Leitung de» Musikdirektor und Cantor zu Et. Thomae Richter. Fräu- lein Haderland sprach einen Nachruf an Roderich Brnedix von Ernst Jerusalem, Dichter und Redoertn waren von gleicher Wärme der Empfindung für den Hingeschiedenen er griffen. Frau Mühldorser sang da» Veilchen (Franz LiSzt) und den „Jüngling am Bache" (Mühldorser), Hr. Gura ganz vorzüglich, den einfach edlen Bardenton treffend, die Ballade ,.T»m der Reimer" von Löwe (stürmisch <!» eapo verlangt und gegeben), Frl Mahlknecht end lich da» Wiegenlied von Brahm» (äa capo ge sungen) und ein Franz'sche» Lcev Wegen Indis position Hrn. Gura'» (von der mau aber wenig werkle) und Frl. Haverland'S, beschränkten sich ihre Vorträge auf die oben angeführten Werke. Die sich an den akademischen Actu» anschließende Festtafel de- Sch'llerverein» tm Hotel de Pologne wir» einen sehr zahlreichen Krei» auf und bewährte wiederum, daß sie al« ein nicht unwichtiger Theil unsere» Schillerfeste» betrachtet werden muß Giebt e» doch Stävte in Deutsch land, wie VreSlau, welche da» Schillersest all jährlich blo» durch solche Festtafel feiern Toaste und Gesänge wechseln sich ab; alle» bewegt fich tn dem Gedankenkreise ve» großen D chter». Den Reigen der Toaste eröffnet« der Vorsitzende de» Schillerverein». Rudolf Gottschall, iu herkömmlicher Weise mit einem Toast auf den Dichter. Er knüpfte an die Huldigung an, welche Leipzig dem Dichter der „Jungfrau von Orleans" bet der überhaupt ersten AmNihrung de» Stücke» an hiesiger Bühne zu Theil werden ließ, den jubelnden Hoch, den schmetternden Tusch tm Theater, den stummen ehrfurchtsvollen Gruß de» Publicum» vor dem hindurchschreitendeu, be wunderten Dichter, ein Erfolg ganz anderer Art al» diejenigen, die sich durch bezahlte Hände an großen HosbÜhnen erkaufen und selbst einem widerstrebenden Publicum aufdrängen lassen, und er hob hervor, daß Leipzig solcher Huldigung bi» auf den heutigen Tag treu geblieben sei. Leipzig sei die einzige deutsche Stadt, welche Jahr für Jahr unter zahlreicher Bethriligung de- PublccumS eine akademische Schikerseier begehe. E» sei indeß eine Selbsttäuschung, zu glaube», solche Feier sei überflüssig, weil ja der Gcniu» de» Dichter» mit dem Leben der Nation ohnehin auf da» Jauigste verwachsen, weil seine Richtung aus Poesie uud Theater bestimmend wirke. „Ein großer Theil der Gelehrten und Gebildeten", sagte der Redner, „hat den Schillercultu» mit den Kinderschuhen abgelegt, ein anderer findet fich mit ihm ab so gut «»eben gehen will; in der Lyrik gilt eine schwaaghafte unv ge- dankenreich« Dichtweiie für veraltet, auf der Bühue triuwphiren nicht die Dichter, welche tn Schiller'» Bahnen wandeln, sondern diejenigen, welche der misöre onverte der französischen Bühne Nachspielen. Hier herrscht noch immer die Welt, gegen welche Schiller Shakespeare'» Schatten heraufbeschworev, nur pikanter ausgepntzt, nur bengalischer be leuchtet. statt mit attmülterlicher Moral mit neu- französischer Sittenlofigkett auSgrstattet. Nickt um berechtigte Huldigung allein handelt es sich sondern auch um berechttgtea Prolest gegen verkehrte Richtungen der Zeit — uud protestirrn kann man nicht oft genug" In diesem Sinne brachte der Redner in vem „schillertreuen Leipzig" dem Dichter eiu Hoch. Or. Friedrich Hosmann licß hierauf iu einem kurzen, prägnanten Toast iu Versen da» deutsche Vaterland leben, Stadtrath Eavael die Frauen, indem er aus ihre Bedeutung für den Entwicklungsgang de» Dahier» hinwie». Aevocat vr. Hillig brachte den Witwirkenden rin Hoch; dem Dichter de» Prolog», Ernst Ziel dem Pro- srflor Eckstein, dem Festredner, mit welchem der Eckstein für unser diesmalige» Fest ge wonnen worden war, dem Professor Richter, den mitwirkcndeu Damen und Herren Frl. Haverland, Frl. Mahlkuecht, Krau Fried - Mühl- dorfer, Herrn Gura. Herr Direktor Roel- deke brachte hieraus im Namen der Mitwirken den Mitglieder dem Schillervercin ein Hoch, woraus Herr Or. SamoSz dankend erwiderte. Man cherlei Toaste folgten noch uud e» war lange nach Mitternacht, al» der Vorsitzende die osst- cielle Festtafel für geschloffen erklärte, während da» gemüthliche Beisammensein noch längere Zeit fortdauerte. Das Leipziger Lonservaloriu« -er Musik, welche» unter der langjährig bewährten, vor züglichen Leitung de« Herrn Direccor Schleinitz zur hohen künstlerischen Bedeutung emporge- wachsen ist, veranstaltete zur Gedächtnißseier seine- erhabenen Protektor» Gr Majestät de» König« Johann von Sachsen Sonnabend, den 8. November, eine in jeder Bezieh««« erhe bende Gedächtnißseier, deren mit trefflicher Sach- kenntuiß und edUm Kunstsinn zusammengeftelltc» Programm drei Sätze (Nr. 1, 4 und 7) an» den Eompofitionen von I Haydn zu deu .sieden Worten de» Erlöser» am Kreuze' (für Streich- Instrument« in mehrfacher Besetzung) und mehrere
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