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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-25
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1878
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Grschkt»! Ii,Itch ft«h S'/. Uhr. Johamttsßass« sr. »M»chß«ae, »er «e»»«-: v»r»m»g« 1»—ir Uhr. Nachmittag» 4—» Utzr. e der s«r dir ntch» Nnnnner beftt««1r» au ««chentage* dt« S Ltzr Rachmitlag«. »« S««a- >»d »eftt^e, sttchbi« V.SUtzr. I> »t, Fvt»tr, Mr,»s. L—tz«: Ott» Klemm. Umoerfitättstr. »r. >«»»« «»sche.Katharioeastr. 1«,P- «er dt« U*r. WpMtr Auzüger. OlW für Politik, Lvcalgcschichtc, Handcls- md Geschäft-Verkehr. «-b-«»s>,,k IS.SOV. Td,»»e«r»»»»rrt« viertelt. 4V.ML, mcl. Bnnacrlvda 4 ML. durch du Post bezog«» 8 VN. Jede einzelne Nummer 18 Pf. Belegexemplar 1» Pf. Gebübrm für »xrradetlagen »tz«e Pofttxfdrderm», »8 ML mit Postdrfvrdenmg 48 ML Zilcrate kgesp Petitzell« 2V Pf. Glitzere Schritte» laut unsere« Prelsvrrze'chmß.—Tabellarischer East «ach höhere» Tarif, «eclamc» a»ter -r» tteZ«rtt«»»strich die Spattzeile 40 Pf. Inserate find stet« «u d. GipebtNü» zu senden — Nabatt »rrd mchi gegeben Zahlung pmaon»an>»<to oder durch Pvstmrffchnß. 145. Sonnabend den 25. Mai 1878. 72. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag dm 26. Mai nur Vormittags bis ^9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. Der diesjährige Leipji«er Wollmarkt wird «« 17. und 18. Juni abgehalten, eS kann jedoch die An fuhre und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereits am 1«. Juni erfolgen. Auch ist es gestattet, Maschinen und Gerüche, welche Beziehung zur Landwirthschaft und Wollproduction haben, mit aufzustellen. Leipzig, den 2. Mai 1878. Der «ath der Stadt Letpii« vr. Geo rgi. Messerschmidt. Bekanntmachung DaS Freibad a« Kopstnehr wird am 1. Juni eröffnet und ist die Beaufsichtigung desselben auch für dieses Jahr dem Fischermeister Herrn Carl Wilhelm Meißner übertragen worden. Für tue Benutzung deS BadeS gelten die unter G nachstehenden Bedingungen. Leipzig, den 11. Mai 1878. Der «all, der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. G 1) Die Anstalt kann in der Zeit von Morgens k bis Mittags 1'/, Uhr und von Nachmittags 3'/, Uhr biS zum Dunkelwerden unentgeltlich benutzt werden. 2) Die tägliche Schlußreit wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. 8) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelassen; nach dem zweiten haben die Badenden sich sofort aus den Bassin» und sodann mit möglichster Beschleunigung aus der Anstalt zu entfernen. 4) Erwachsene werden in das Bad nur zugelassen, wenn sie mit Badehosen versehen sind. 8) Die Perrons, Brücken, Aus- und Anklerde-Etellen, Bassins und sonstige Räumlichkeiten der Anstalt dürfen in keiner Weise verunreinigt werden. 8) Niemand darf den Andern bespritzen, untertauchen oder sonst belästigen. 7) Alles unnöthige Schreien, Lärmen und Herumlaufen in der Anstalt rst untersagt. 8) Abwaschungen mit Seife dürfen nicht vorgenommen werden. ») Da» Ein- und AuSsteigen darf nur auf den Treppen geschehen. 10) Die jedesmalige Benutzung der Anstalt ist auf die Dauer einer Stunde beschränkt. 11) DaS Mitbringen von Hunden in tue Anstalt ist verboten. 1L) Da- Betreten der Rasenböschungen, daS Uebersteiqen ;der Barrieren uud das Baden in den Zu- und Abflußgräben ist nicht gestattet. 18) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Aufseher auf dessen Verlangen seinen Namen und Stand, owie seine Wohnung zu nennen. 14) Den Anordnungen de» Aufseher- ist unweigerlich Folge zu leisten. 18) Widersetzlichkeiten gegen denselben oder Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe oder Haft, oder auch mit dem Verbote fernerer Benutzung der Anstalt geahndet. Bekanntmachung. Die dieSjähri»,« Oftermesse endet mit dem 45. vkat. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der inner« Stadt bi» 4 Uhr Nach mittags vollständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgen- deS 2«. Mai zu entfernen. Die auf dem «nguftusplatze und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bis AbendS 8 Uhr deS 28. Mai zu räumen und von und mit Sonntag dem 2«. bi mst 29. Mai, jedoch lediglich w-tzrend der Tagesstunden von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr «den»» ab zubrechen und weazuschaffen. Mit dem Abbruche der Buden auf der Nordsette de- AugustuSpIatzeS darf nicht oor dem 28. Mai begonnen werden. Es bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubude« noch am 2«. Mai geöffnet z« halten. Dieselben, wofern sie auf Schwellen errichtet, ingleichen die CarroufselS und Zelte sind bis Abends 10 Uhr des 28. Mai, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren das Eingraben von Säulen und Streben aestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonders ertheilt worden ist, bis längstens den 1. Juni Abends 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die betreffenden Bauhand werker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mart oder entsprechen der Haft geahndet werden. UeberdieS haben Säumige auch die von Obrigkeit- wegen zu verfügende Be festigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, am 11. Mar 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. Wangemann. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung bei Gelegenheit der am 28. und 28. d. M. statlfindenden Nennen haben wir für nöthig erachtet, folgende Anordnungen zu treffen: 1) An diesem Tage sind Nachmittags von 12—6 Uhr der Scheibenweg vom Schleußiger Wege bis zum Johannaparre und der Schleußiger Weg von der Brandbrücke ab bis mm Kirschwehr für den öffentlichen Fahr- und Reitverkehr, ingleichen der Scheibenweg vom Schleußiger Wege ab bis zum Scheibengebölz auch für den Fußverkehr gesperrt. 2) Wagen, die in die Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg durch die Münzgaffe und am Flotzplatz rechts, den Rückweg durch daS Scheibengehölz und den Johannapark zu nehmen. 3) Diejenigen Wagen, welche nur bis an den Emgano zur Rennbahn bei der Einmündung des Tcheibenwegs in den Schleußiger Weg fahren, haben den Rückweg durch die Kiirncrstratze m nehmen. 4) Auf dem Hinwege haben alle Wagen recht« zu fahren und sich streng in der Reihenfolge z» halten. 8) Auf dem Schleußiger Wege darf kein Wagen halten. Wir bringen diese Anordnungen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß mit dem Bemerken, daß unsere Organe angewiesen sind, die Beobachtung derselben auf da- Strengste zu überwachen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 oder Hast bestraft. Leipzig, den 23. Mai 1878. Der Rath un» da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Rüder. Daegner, Eecr Da sich in verschiedenen Gärten Raupen in großen Menaen gezeigt haben, so fordern wir hiermit unter Hinweis auf unser« Bekanntmachung vom IS. Januar ds». I». die Grundstücksbesitzer bez. Garteninhaber auf, bei Vermeidung von Geldstrafe bi» zu SO Mark oder entsprechender Haft, ungesäumt ihre Bäume, Sträucker, Hecken rc. gehörig raupen, sowie die sich noch vorfindenden Naupennefter vertilgen zu lassen. Leipzig, am 18. Mai 1878. Der Rath Per Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Tagesgeschichüiche Ueberficht. Leipzig. 24. Mai. lieber da» Entlassungsgesuch deS CultusministerS vr. Falk Hiebt daS „literarische Bureau" folgende osficiöse Msttheilung auS: Die angeblich authen tischen Mittheilungen einiger Blätter über die Lage des Falk'schen Entlassungsgesuchs sind sämmt- lich in dem einen Hauptpunkt falsch, al« sie an nehmen lasten, daß seitens des Kaisers noch kein Schritt auf daS Gesuch erfolgt sei. Wir hören dagegen, daß der Kaiser schon in voriger Woche erNärt hatte, auf daS Gesuch nicht eingehen zn können. An diese Ablehnung aber haben sich weitere Erörterungen geknüpft. Die Mitthei- lungen in der Presse gehören durchweg diesem späteren Stadium an, sind aber auch in Bezug aus dieses vielfach incorrect. (Die Frage schwebt also noch.) Die Bänke im Reichstage waren während der ganzen Session noch nie so zahlreich besetzt wie am Donnerstage bei der Berathung deS Socialisten- gesetzeS. Der Telegraph hatte in den letzten Tagen nach allen Gegenden gespielt, um die Abgeordneten herbeizuholen. Viele derselben, die sich bereit» in den Bädern befanden, haben die begonnene Cur unterbrochen, um an der Berathung Theil zu nehmen. Auch Hof- und Diplomatenlogen waren nicht minder besetzt. In der ersteren befand sich »er kaiserl Hofmarschall Graf Perponcher, der General-Adjutant deS Kaiser» und Gouverneur von Berlin, General von Boyen. In der Diplo- «atenloge bemerkte man den französischen Bot schafter St. Ballier, den österreichischen Militair- bevollmiichtigen Fürsten Liechtenstein und eine An zahl jüngerer Diplomaten. AlS letzter Redner war Feldmarschall Graf Moltke gemeldet. Der selbe verließ jedoch den Saal, alS er durch die Schriftführer benachrichtigt war, daß ein Der« taanngSantrag vorliege. Die „Nat.-Ztg." giebt von dieser ReichStagS- fltzung folgenden StimmungSbericht: „Die Socia- listenverhandlung im Reichstag schließt die Arbei te» dieser mühevollen Session mit einer großen Wtztischm Action ab. E» ist zwar eine Verhand ln»-,, deren letzte» Wort schon bekannt ist — die Ablehnung de» SocialistengesetzeS ist zweifellos — «der der Gegenstand ist von solchem spannenden In teresse, daß eme ungewöhnliche Bewegung schon nach wße« erkenntlich ist. Dichte Gruppen stationirten MdemReichStagSgebäude; die Schutzmänner halten >ie Passage mit fortwährenden Bemühungen offen. Locialdemokratische Agitatoren und Bersammlungs- «chülfen, Einberuser, verwandte Elemente bilden die Mehrzahl und begrüßen die nach und nach erscheinenden socialdemokratischen Abgeordneten. Auf den Trep pe, und den KoyerS sammelt sich eine Menge von Personen, welch« hoffen, noch in letzter Stunde eine Eintrittskarte zu den Tribünen zu erlangen. Ver gebliche Hoffnung — längst find alle Tribünen besetzt Der Sitzungssaal selbst befindet sich in geräusch voller Bewegung; die Sitze der Abgeordneten wie die deS BundesratheS zeigen kaum eme Lücke. Nach einigen einleitenden Worten deS Präsidenten des ReichSkanzlcramtS wurde die Erklärung der Social- demokratcn verlesen, wodurch dieselben auS dem Kampfe auSscheiden. Die Taktik wird vielfach als geschickt bezeichnet, die Fassung trägt einen sehr me lancholischen Charakter, wenn mau diese Erklärung z. B. mit dem Lobpreisen der französischen Com mune auf der ReichStag-tribüne weiland durch Abgeordneten Bebel in Zusammenhang bringt. Auf die Höhe der politischen Situation bringt alsbald der Abg. Jörg (von der Centrumsfraction) die Verhandlung; seine Rede ist dem Inhalt nach wohl ein Anfnehmen der Beziehungen zu der konservativen Partei. An der Rede deS Abgeord neten Graf v. Bethusy war namentlich bcmerkens- werth die Hinweisung auf einen etwaigen Be lagerungszustand, sowie sein Bedauern über die Trennung zwischen Nationalliberalen und Freiconservativen. Einen außerordentlichen Ein druck machte die Rede deS Abgeordneten v. Bennig sen, der den Gesetzentwurf in die ganze politische Lage einfügte. Graf Eulenburg, der neue Minister de« Innern, der nachher als preußischer Bundes bevollmächtigter da» Wort nimmt, hat die undank bare Aufgabe, bei seinem ersten Auftreten gegen di« Strömung de» HauseS und nach einer so außerordentlichen rednerischen Leistung zu sprechen. Sein Debüt ist so kein besonders glückliche-, ob gleich die Tendenz keineswegs eme besonder» polemische ist." An» Berlin, 23. Mai, meldet man der „Weser- Zeita.: Bei der »weiten Berathung de« Gesetzent wurf», betreffend Abwehr socialdemokratischer Aus schreitungen, wird Professor Gneist den Antrag einbringen, an Stelle der BundeSrathsvorlage einen Gesetzentwurf zu beschließen, durch welchen bi» zum nächsten Zusammentritte deS Reichstag» da» Preß- aesetz und die BereinSgesetze entsprechend dem Um fange der Regierungsvorlage suSpendnt werden ,?). — In ReichStagSkreisen folgert man au- den heu tigen Erklärungen Hofmann'- und Eulenbura'S, daß eine Auslösung de- Reichstage- nicht beabsich tigt ist. Die meisterhafte Rede v. Bennigsen'» macht gerechte- Aufsehen. Die Notiz, daß an die Gothaische Regierung von Berlin au» da» Ansinnen gestellt worden ser, den socialdemokratischen Congreß, der am 15. bi» 18. Juni d. I. in Gotha ftattfinden sollte, zu verbieten, wird jetzt dcmentirt. Die österreichischen Blätter melden, daß in Wien Massen von Druckschriften nihilistischen Inhalt» mit Beschlag belegt worden sind, welche nach Ruß land diriairt werden sollten, und auS Prag erfährt die „Presse", daß dort eine Masse von socialdemo kratischen und atheistischen Druckschriften in czechischer Sprache, in denen als Druckort „Amerika" ange geben ist, confiScirt wurde. In einzelnen spanischen Ortschaften in der Nähe von Junquera hat sich eine Schaar von etwa 50 bewaffneten Personen gezeigt, die unter dem Rufe: „Es lebe die föderale Republik!" die Ortschaften durchzog und die Zollwachposten entwaffnete. Eine Meldung der „Polit. Corresp." auS Bel grad besagt: Rußland hat Serbien mitgetheilt, daß e- die nachträglich zugesagten HülfSgelder bis zum letzten Mai d. I. vollständig gesendet habe und daß soeben ein bedeutender Geldbetrag unter wegs sei. In Folge dessen werden vom KriegS- minister namhafte Bestellungen für die OccupationS- armee bei den Lieferanten gemacht. Der mili- tairische Vertreter Rußland- bei dem serbischen Obercommando, General Bobrikoff, ist nach Peters burg berufen, um über den Zustand der serbischen Armee zu berichten. Fürst NikolaS hat eine Note nach Wien und Petersburg abgesendet, worin den (von montene grinischer Seite behaupteten) türkischen Truppen ansammlungen bei Scutari gegenüber auf die fried fertige Haltung Montenegros hinaewiesen und der Pforte allein die Verantwortung sür etwaige Ver wicklungen zugeschoben wird. Da Montenegro in dieser Angelegenheit, sowie hinsichtlich der Rückkehr der Flüchtlinge ganz besonders die Intervention Oesterreichs anaerusen habe, scheinen die Meldungen von einer zwischen Oesterreich und Montenegro bestehenden Spannung unbegründet. AuS Petersburg, 23. Mai, wird berichtet: Mittel- ExtrazugS der Nicolaibahn ist heute Nach mittag 2 Uhr der Schah von Persien hier eingetroffen. Der Schah wurde am Bahnhofe, wo eme Ehrenwache ausgestellt war, vom Kaiser und den Miinliedern de- Kaiserhauses empfangen, fuhr an der Seite de- Kaffer- im offenen Wagen den NewSky-Prospect entlang nach dem Winler- palaiS und wurde von der massenhaft angesam melten Bevölkerung freundlich begrüßt. Die Stadt hat zu Ehren de- Schah Flaggenschmuck angelegt. Der Aufenthalt de- Schah wird nach den biS jetzt getroffenen Bestimmungen biS zum Mittwoch dauern. Landtag. —cb. Dresden, 23. Mai. Die Zweite Kammer, welche heute Vormittag 10 Uhr ihre Arbeiten wieder aufnahm, debatUrte drei volle Stunden in Schlußberathung de- Bericht» der Gesetzgebungs-Deputation über daS kvnigl. Decret Nr. 8, betr. den Entwurf eine« Gesetze- über die Entscheidung über Competenzstreitigkeiten zwischen Justiz- und Verwaltungsbehörden. Präsident Haberkorn Hattein der Begrüßungsrede im All gemeinen ermahnt, die noch der Erledigung harren den Aufgaben „rasch" zu Ende zu bringen zu ver juchen, während Minister v. Nostitz-Wallwitz im Besonderen bemerkte, daß man Über den in Rede stehenden Gesetzentwurf entschieden viel länger debattire, al» der Comvetenzgericht»- hof in 8ps dereinst zu allen zu seiner Cogni tion kommenden Competenzstreitigkeiten brau chen würde. Auch «einte der Minister, wenn er als Fremder auf der Tribüne gesessen und die Aus führungen seines Vorredners gehört hätte, er würde schleunigst seine Koffer packen und einem Lande den Rücken kehren, wo angeblich so schreckliche Zustände herrschten, wie Vorredner entwickelt hat. Dieser Redner war vr. Heine, welcher den Gesetzent wurf für höchst bedenklich hielt, indem derselbe ge- eignet sei, die Maximen der BerwaltungSbeamten, denen das sogenannte „öffentliche Wohl" der höchste Rechtscodex sei, auf die RechtSsphäre überzuimpsen und daS Rechtsbewußtsein im Volke zu erschüttern. Die Verwaltungsbehörden und das Recht deS Pri vatmannes ihnen gegenüber waren da- Thema, welches der Genannte in scharfer und für erstere nicht eben schmeichelhafter Weise besprach. Der erwähnte Minister sowie Oberbürgermeister Streit, Letzterer in seiner Eigenschaft alS lang jähriger BerwaltungSbeamler, brachen für die An gegriffenen eine Lanze, vr. Schaffe ath und Körner hielten den ganzen Gesetzentwurf für überflüssig. Ersterer folgerte die- auS der vo» Minister de- Innern selbst angeführten Thatsach«, daß in I I Jahren ihm nur 2 Fälle von Competenz streitigkeiten vorgeko«men seien, und meinte, daß für solche extraordinäre Ereignisse dam doch die bezügliche Bestimmung der Reich-justizaesetze aus reichend gewesen sein dürfte. Lus letztere recur- rirte auch Petri. Er bemerkte, daß die Fassung, in welcher tz. 2 auS den Berathunaen der Ersten Kammer hervorgegangen, mit Rücksicht auf die ReichSgesetz« gar nicht zulässig sei. Ferner fand zwischen dem Referenten vr. Krause und dem Justizminister Abeken einer langer und scharfer Redekamps über verschiedene bei der Sache in Frage kommende juristische Bedenken und Ansichten statt, und der Vorstand de« Justizministeriums hatte Müh«, alle vom Reserentenpulte auS aeaen ihn in« Tressen geführte Argumente zu entkräften. DaS Resultat de, dreistündigen Zungenschlacht be stand darin, daß die einzelnen Paragraphen «eist in Gemäßheit der von der Deputation-Majorität gemachten Vorschläge angenommen wurden, nur tz. 2 wurde nicht wie die Deputation-Majorität ge wollt, gestrichen, sonder» nach dem Vorschläge de« bewährten Vermittler» resp. „ehrlichen Makler,-^ de« Vicepräsidenten StreiL angenommen. Schließ- sich ward dem ganze» Gesetz in der beschloss»- neu Fassung in namentlicher Abstimmung »it überwiegender Majorität zugestimmt. Der in einzelnen Theilen nicht uninteressanten Sitzung — auf die Red« de» Abg. vr. Heine sei ganz besonder- aufmerksam aemacht! — wohnte eme Zeit lang auch der Ministerpräsident Krieg-minister v. Fabrice, der. beiläufig erwähnt, heute sein KO. Lebensjahr vollendete, sowie Finauzminister v. Könneritz bei.
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