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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-26
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1878
- Autor
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Eriche») täglich früh 6»/. Uhr. N«d«p»> «» Cwtttü»» Jahamnsgasie 8». -wiaßaaSr» »er LeSattt«»: «»mittag» >0—12 Uhr. «achnnttcig» 4—« Uhr. Tagtblaü der für die nächst- «nmm» bestimmten an «ochentage» bi« Hr MachmtttaaS. an Tenn» na» Feflwgm frAdtS'/.» Uhr. r» de» Btt-tt, stk z»f Ott» Alk««. Uviversttättstr. rr, «ants «fche.Aatbarineastr. l«,P- n«n Uhr. Anzeiger. Orgau für Politik, LvcalgtschMe, HavdelS- iwd GtschWdcrkchr. 2U»»»«»k,t»»ret» viertelt. «V-Mk, wcl. Bringerlohu 5 ML. durch di« Post bezogen » ML Jede kiuzelm Rümmer U Pf. Belegexemplar 10 Pf. Sebübrm für Lxttabellagm ahne Postbefvrdrruug r« ML mit Postbefbrderung 4» ML Zaferaie Sgesp Petitzeile 20 Pf. Gwßerr Schnsten laut unsere« Preisverzeichnis —Tabellarischer Satz nach Höhe«« Daris. Nettauu, „irr »e« »r»acN»,»ßrich die Spaltzeil« 40 Pf. Inserat« find ftä» au d. GWedMs» zu senden. — Rabatt »ird nicht gegeben. Zahlurm praannmanmäa oder durch Pvstvorschuß. 14«. Sourrtag den 26. Mai 1878. 72. Jahrgang Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mtttwsch a« SS. Mat ». o. «de»d« '/,? Uhr t« Laale der I. vürgerschnle. Tagesordnung: I. Gutachten deS Oekonomie-, Bau«, Stiftung-« und bez. Finanrau-schuffe- über die Weiter» führung und Bebauung der StephanSftraß«, der Sternwartenftrabe und der Ulrich-gafs« im JohanniSthale; d. den Anttag wegen ErhalMng deS JohannisthaleS rc.; e. Wiederaufhebung de- BeschluffeS wegen Unlüste von Pachlgärten auk der sogenannten Sauweide und eine- deshalb mit dem Iohanni-stlste getroffenen Tauschabkommens. U. Gutachten de- Bau- und Oekonomie-Äu-schuffeS über den Verkauf von Bauplätzen ,. an der BiSmarckstraße, d. an der Harkortstraße und an der Kleinen Burggaffe, c. an der Uferstraße und an der verlängerten Nordstraße. III. Gutachten deS Oekonomie- und Bau-Ausschusses über die Behandlung der Baupolizei-Sachen. IV. Gutachten de- BerfaffungS-AuSschufles über s. den Antrag wegen Feststellung von Geschäfts ordnungen für die gemischten Ausschüsse, d. die Anrechnung persönlicher Gehaltszulagen bei Gewährung von Pensionen. V. Gutachten deS Berfafsungs- und SchulauSschuffeS über Penfionsgewährung an die Wittwe eines SchulaufwärterS. Bekanntmachung. Es sollen in der Berliner Straße zwischen der Eutritzsch» Straße und etwa LLOm östlich der vlücher- straß« circa -06 lfd. Meter Granitschwellen angeliefert, gelegt und an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamte, Rathhaus, 2. Etage, Zimmer Nr. I, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Tchmehenlkguns in her Berliner Etratze" »erseben, ebendaselbst und zwar bis zum 31. Mai d. I., Nachmittag- 5 Uhr, einzureichen. Leidig, den L3. Mai 1878. Der «ath her Stadt Leipzig. lin. Wa vr. Tröndlii rnaemann. Wegen Reinigung der Räume bleibt die Stadtcafle für Mtttwsch. he« SS. diese« Monats, geschloffen. Leipzig, den L5. Mai 1878. DeS Raths Kinanz-Depntatton. Zusamiiitnskhllllg der Commission für die Rotirunz der Getreidepreise. Nachdem die Herren E. E. DH. «ldrecht, «. Lnrt P. Habbicht und VSkar Lenke hier ihre Function als Mitglieder der Commission der Notirung der Getreidepreise niedergelegt haben, sind an deren Stelle von der Unterzeichneten Handelskammer die Herren Siegfried Henschel, Adolph Settel und Gntdo Walz gewählt worden. Dte Handelskammer. Leipzig, den 24. Mai 1878. vr. WachSmuth. «ors. Bekanntmachung. Es soll in der Berliner Straße von der Eutritzsch» Straße bi- 220 w östlich d» Blücherstraße die Fahr bahn gehoben und die Pflasterung mit bossirten Steinen, sowie gleichzeitig die Mosaikanpffasterung hergestellt und an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamt, RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 1, aus und können daselbst «ingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find verfiegelt und mit der Aufschrift: Pflasterung t« her verttner Stratze versehen, ebendaselbst und zwar bi- zum 31. Mai ds. IS. Nachmittag- 5 Uhr eizureichen. Leipzig, am 23. Mai 1878. Der »ath »er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann Bekanntmachung. Bei hiesiger Armenanstalt haben Herr Carl «udols «rohmann, k. Hoflieferant, Burgstraße Nr. 9, für die neugebildete 4. Pflege deS Armend,stricles I, Burgstraße Nr. 1k—30, Herr Earl Vmil Taubenhetm, Kaufmann, Emilienstraße Nr. 1, für die neugebildete 4. Pflege deS Armendistrictes XXV, die Maylmannstraß^ Herr Earl August Julius Laste, Kaufmann, Taucha» Straße Nr. 4, für die 1. Pflege deS Armendistrictes XVIII, an Stelle des Kaufmann Herrn vSear Wiegand, da- Armen pflegeramt übernommen. Leipzig, den 24. Mai 1678. Das Ar«e»dtreetortu«. Schleißner. Hentschel. Leipzig, 25. Mai. Der Reichstag hat das Socialistengesetz mit »drückend» Majorität abgeworfen, und damit ist eingetreten, was mit unS alle Diejenigen ge wünscht und »wartet hatten, denen die Freiheit noch nicht zur Bedeutungslosigkeit eine- doktrinären Schlagwortes herabgesunken ist und die trotz all» Zerfahrenheit unser» öffentlichen Zustände, trotz all» socialistifchen Wühlereien noch immer an die Möglichkeit eine- freisinnigen, eine- auf dem Grunde der Rechtsordnung ruhenden Staatslebens in Deutschland glauben. Der Reichstag hat es abgelehnt, zur Durchlöcherung der Vereins-, Versammlung-- und Preßfreiheit, dies» werth- vollsten Grundbedingungen alles öffentlichen Lebens, die Hand zu bieten, weil — wie d» Abgeord nete von Bennigsen meisterhaft ausführte — zu solchen äußersten Mitteln der Nothwehr höchstens dann geschritten werden dürfte, wenn alle gesetzlichen Mittel erschöpft sind, wenn eine Abwehr im Wege der Verfassung und deS gemeinen, für Alle gleichen Rechte- sich als unmöglich herauS- stellt. D» vortreffliche Sprecher unserer Partei, der sich auch diesmal Wied» auf der Höhe der Lage zeigte, hat unS da ganz aus der Seele ge sprochen. Denn wir in Sachsen, die wir den traurigen Ruf besitzen, auf dem classischen Boden der socialcommuntstischen Rebellion ru Hausen, wir sind ja seit Jahr und Tag Zeugen gewesen der Lässigkeit und Lauheit, der Inkonsequenz und auffallenden Lang- muth, nnt der man hier zu Lande oben wie unten d» sich imm» frech» ausbreitenden Minirarbeit der rothen Gesellen zugesehen hat. Wie karg und knickerig nahm sich gegenüber den kolossalen An strengungen de- sociaustischen Heerbanne- die Selbsthülfe de- BÜrgerthumS, wie schwächlich und vereinzelt die Staatshülfe auS! Da- Bürger- thum, träg» und politischer Arbeit noch mehr ab hold al- irgendwo, überließ alle Ehre, alle Lasten und Plackereien de- Kampfe- d» Presse und zog tt meist vor, den Kampf mit d» Socialdemokratie weit vom Schuß, bequem auf dem Kanavee sitzend, zu verfolgen. Die Behörden griffen selten ein und zuckten die Achsel», wenn »an sich üb» die Schändlichkeit»! beschwerte, die in socialistifchen Blättern und Versammlungen vollführt wur de» und denen zu begegne» auch die vor handenen Gesetze reichliche Handhabe« boten. Wa- ist nicht Alle- gesagt und gesungen worden n» „Vorwärts", in der „Fackel", in d« „Dre-d. Volkszta.", im „Bürg»- und Bauernfreund" und »ie diese ntcht-nutzigen vrandblätt» sonst noch heißen mögen, gegen Kais» und Reich, gegen un- serr Verfassung, uns» Parlament, uns» Heer ,c. rc., gegen alle Regionen, gegen alle bestehenden Ord« nnngen! Me maßlos waren die Lästerungen, die sich in den Versammlungen breit machten! Tan- smd Anlässe boten sich Jahr ein Jahr an- -um Einschreiten! Umsonst; es ging fast Alles unbe helligt durch! Mußten da die verhetzten Massen mcht allruälig in den Glauben kommen, daß sie sich auf eine« Boden bewegten, gegen den die Behörde» Nicht- einzuwenden hätten? Mußte da »icht die Sage sich bilden, daß man in maßgeben de» Kreisen der Socialdemokratie nicht allzu gram sti, weil sie ia doch eine genehme Bundesgenossin sei i» Kampfe gegen die angeblichen Aufsaugungs- Müfle der nationalen Politik und der führenden Nacht Preuße»? Habe« etwa die Blätter, die der Regierung zu Gebote standen, Etwas gethan, um dieser Sage den Boden zu entziehen? Haben sie, wie eS ihre Pflicht war, die Bevölkerung vor den socialistifchen Verirrungen gewarnt und deren Verwerflichkeit und Strafbarkeit auch vom Standpunkte d» sächsischen Regierung auS be tont? Im „Dre-dner Journal", da- vom Lande mit schwerem Gelde erhalten wird, haben wir nie Etwa- der Art gelesen. Die „Leipziger Ztg." reserirte sogar öfter sehr gewissenhaft üb» socialistische Versammlungen, ohne die darin vor gebrachten Lästerungen zu entkräften. Erst in aller neuest» Zeit ließ sie sich herbei, einige Auszüge auS der Böhmerl'schen „Socialcorrespondenz" av- rudrucken. Da- war Alle-. Man wird vielleicht sagen: es ist nicht Sache eine- Regierungsblattes, sich in den Kampf der Parteien zu stürzen. War um hat dann ab» dieselbe „Leipz. Ztg.", welche die Socialdemokratie so objektiv, so glimpflich anfaßte, so viel Feuer und Gift bereit ge habt zur Bekämpfung der Nationalliberalen? War eS nicht dieses Blatt, welche- die Parole ausaab: „Den Nationallibcralen Kampf biS aufs Messer!" und hat nicht die Verfolgung der reichs freundlichen Parteien, die man in der RegierungS- presse und vom RegierungStische aus in offener Kamm» proclamirte, den Reichsfeinden die Bahn zum Siege geebnet? Wenn man so eifrig den Haß gegen die Nationalliberalen schürt, wenn königliche Kammerherren sich nicht scheuen, mit Umstürzlern in Verkehr zu treten, um nur ihr Müthchen an den Nationalliberalen zu kühlen, wenn bei der Stichwahl in der Residenz, als es sich darum handelt, entweder einen nationalen Mann oder den Vorkämpfer d» Commune zu wählen, daS Organ der Regierung sich in Schwei gen hüllt —, kann man sich dann wundern, wenn die Freunde d» sächsischen Regierung dies Alles dann so auffasien, al- sei dies» ein Socialdemo krat lieb» al- ei« Nationalliberal»? Kann man sich wundern, wenn regierungsfreundliche Blätter, wie die ,Dr. Nachrichten" und die „R. Reich-ztg.", ganz offen die Wahl Bebel'- begünstigen, und wenn Männer, die sich auf ihren Conservati-mus und ihre Sachsentreue Etwa- zu Gute thuu, hin gehen und einen Zettel für Bebel tu die Urne werfen? Die- und »übt- Andere- hat gestern der Alba. La-kn im Reichstage constattrt, und an diesen Lhatsachen konnte leider auch die Erklärung nufere- Bunde-bevollmächtigten, Herrn v. Nostitz- Wallwitz, Nichts ändern, der nur eine „amtliche" Begünstigung d» Socialdemokratie von Setten der sächsischen Regierung bestritt — die La-ker gar nicht behauptet batte. Dies» Abgeordnete war vollkommen berechtigt, die im Uebrrgen fo unlieb same Erinnerung in die Debatte zu werfen, well die Eonservativen sich in letzt» Zeit und auch bei dieser Beratbnng darin gefielen, UN-, die Liberalen, für die Ausschreitungen der Socialdemokratie ver« antwortlich zu machen. Solchen Vorwürfen gegen über war es ganz am Platze die Confervanven daran zu »inner», daß sie selbst am allerwenigsten frei von Fehl sind, und daß es nicht gut ist. mit Steinen zu werfen, wenn man in einem GlaShause fitzt. Damit mag es denn ab» auch sein Bewenden haben; wir sind gewiß weit entfernt davon, nun umgekehrt den Behörden oder den Gegenparteien alle Schuld an den Ausschreitungen der Social demokratie aufhalsen zu wollen; wir haben oft genug unseren eigenen Freunden den Spiegel vor- gehalten und die Unterlassungssünden deS frei sinnigen BürgerthumS ausgezählt. Vielmehr sagen wir mit dem Abg. v. Bennigsen und mit ver Schrift: „Wir sind allzumal Sünder!" Und in dieser Erkenntnis unserer gemeinsamen Schuld wollen wir da- Vergangene vergangen sein lassen und uns von Neuem die Hand reichen zum ge meinsamer! Werke. lieber da- oben behandelte Thema bringt auch die „N.-L. C." einen Artikel, worin es heißt: Betreffs de- Punktes, auf den allein e- ankommt, ob nämlich Wähler der höheren und höchsten Kreise für Bebel ihre Stimmen abgegeben haben, gestand Herr v. Nostitz seine Unkenntniß zu. Nun läßt 'ich freilich bei dem allgemeinen Wahlrecht ein uristisch unanfechtbarer Beweis nicht führen. Ab» chon die Zahlen der Wahlstatistik geben einen ich»» Fingerzeig. Bei der ersten Wahl in Dresden inkS d» §lbe, am 10. Januar 1877, wurden ab gegeben: 17,347 gültige Stimmen; davon sielen auf den nationalliberalen Candidaten 4375, auf den deutsch-eonservativen 3067, aus den Can didaten der Fortschrittspartei 2023, aus den Social- demokraten 6940. Bei d» alsdann zwischen dem Nationalliberalen und dem Socialdemokraten vor genommenen Stichwahl wurden abgegeben 20,760 gültige Stimmen; von denselben fielen 9925» auf den Nationalliberalen, 10,835» aus den Social demokraten. Angesichts der äußersten Anstrengun gen, welche die Socialdemokratie schon für die erste Wahl gemacht hatte, ist eS schlechterdings un denkbar. daß der Zuwachs der Stimmenzahl de- Sociatdemokraten um ca. 65 Procent der der zweiten Wahl lediglich oder auch nur zum über wiegenden Theile auS der eigenen Partei des selben hervorgegangen sei; er läßt sich nur durch Beihülse aus dem consnvativen oder lau- dem fortschrittlichen Lag» »klären. Nun ist eS notorisch, daß die maßgebenden Stimmen der Fort schritt-Partei von einem Eintreten für den Social demokraten eben so euergisch Lbgerathen haben, wie die confervative resp. particularisttsche Presse für ei» solche-, wenn sie es nicht direct anriety, zu« Mindesten eine sebr deutliche Connivenz ge zeigt hat. Unt» diesen Umständen darf man, auch wenn e- nicht ein öffentliche- Gehcimniß wäre, getrost schließen, daß das Grc« der Conser- vativen in Drc-den für den Socialdemokraten gestimmt hat. Und daß zu den Lonserva- tiven in Dresden, wie wir bebanptet haben, die höchsten Hof« und Staatsbeamten gehö ren, «ird Niemand bestreiten wolle«. — Herr von Nostitz hat nicht umhin gekonnt, in fem» Bemerkung, so kurz sie war, für diejenigen Eon servativen, welche für vebel gestimmt, mildernde umstände zu plaidiren. Sie soll» erbittert gemche» sein durch das Auftreten der Nationalliberale» in Dresden. Dagegen ist zunächst einzuwendes, daß der nationalliderale Caudidat, Prof. Mahboff, im N»fe eine- sehr gemäßigten Mannes steht. Sodann ab« wäre auch die schroffste Betonung de- natio nalen Programm- noch durchaus kein Entfchuldi- gunasgrunv für die Unterstützung ein» Nichtung, welche mit Ausnahmegesetzen zu bekämpfen die sächsische Regierung heute für unabweislich noth- wendig hält. Gnade diese Umkehrung d» Legriffe, welche nnen Nationalliberalen für verabscheu»»»-- würdiger hält al- einen Socialdemokraten, hat die Socialdemokratie in Sachsen am «eisten ge fördert. Von einem hochstehenden Manne in Sachsen, d», ohne selbst eigentlich zur nationalliberalen Partei zu gehören, die Dinge in seinem Heimath- lande mit unbefangenem Auge beobachtet, »halten wir eine Zuschrift, in welch» es heißt: „Die groß, artige Entfaltung der Socialdemokratie in Sachsen ist nur dadurch zu erklären, daß in den höheren Kreisen eine -»störende, reich-feindliche, mit der Socialdemokratie hierin verwandte Gesinnung vorherrschend ist und daß man sich in diese» Kreisen offen zu dem Grundsätze bekennt, daß eS erst recht schlecht werde» muß, wenn es besser werden soll. Man wählt in diese» Kreisen lieb» einen Socialdemokraten als einen deutsch gesinnten Liberalen. In Folge dieser Grundsätze ist in der wahrhaft nicht socialdemokra tischen Residenzstadt Dresden, nicht etwa durch Indolenz der Wähl», sondern durch die Unter stützung höherer Kreise die Wahl Bebel's durchge bracht worden und eS ist daher nicht zu verwun dern, wenn die Socialdemokratie immer mächtiger wird und durch solche hohe Unterstützung eine ge fährliche Sicherheit bekommt." — ES soll un treuen, wenn die jetzt begonnene allgemeine Be wegung gegen die Socialdemokratie auch die säch- sisch-conservativen Kreise zu ein» befferen Beher zigung ihrer Bürgerpflicht bekehrt. TagesgeschichUiche Übersicht. vetpzt», 25. Mai. Der Reichstag ist nicht, wie früher mehrfach erwartet worden war, aufgelöst, sondern regelrecht geschlossen worden. Schlußsitzung fand am Frei tag AbendS 7»/, Uhr statt. Nach Erledigung einig» Wahlfragen gab Präsident v. Forckenbeck die übliche Uebersicht über die vom ReichStagin dieser Session erledigten Geschäfte. D» Abg. Windthorfl sprach dem Präsidenten für seine umsichtige, energische und unparteiische Leitung d» Geschäfte den Dank de« Hause- au-, dessen Mitglieder sich zum Zeichen ihr» Anerkennung von den Sitzen »hoben. Nach dem Präsideut v. Forckenbeck hierfür seinerseits dem Hause gedankt, verlas der Re,chskanzl»amt--Prä- stvent Hofmann eine allerhöchste Botschaft, durch welche » ermächtigt wird, den Reich-taa zu schließen. Derselbe dankte un Namen des Kaisers und der »»kündeten Regierungen für die hinaeb«»de Tätig keit de- Hause- und »klärte die Session für ge schloffen Präsident v. Forckenbeck brachte hinauf ein dreifach«» Hoch auf den Kais» auS, in welches die Anwesenden enthusiastisch einstimmten und er klärte die Sitzung für geschloffen. Es wird in parlamentarischen Kreisen vielfach i» Zweifel gezogen, ob die preußisch« Regierung von dem Octrotzirungsparagraphen hin sichtlich des Vereins- und Bersammlung-recht- Gebrauch machen «ird. Vielmehr will man wissen, daß der Iustizminister «ud der Minist» de« Innern, unter Vezugnahme auf die in diesen beiden Tagen im Reichstage stattgchabten Verhandlungen, durch Generalverfügung die Staatsanwälte, die Verwaltungsbehörden und die Organe der Polizei anweifen wcrde», mit äußerster Streng« gegen die Ausschreitungen der S-etal- demokraten, sei es aus de« Sebiale der Presse oder de- Vereins- und Versa«»- lnngsrechts «naeläumt und energisch einzu- schreiten. In Anbetracht der kvorsteheuden Maßregeln ist seiten« des Vorstandes der social-
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