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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020711024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902071102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-11
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Lies» Vlatt »ird de« Leser» vo» Dretden «ck am L«s« ««her bereit» al» Abend-Ausgabe jugestellt, während e» die Post-Aboitnenten au» Morgen in einer Gesammtausgabc erhalte«. ^ Seru-rgedühr: i»». ««-i-r«» > AMHWRNG» », dt. Lutt««u», d»r» etone Voten »bol »»««tNonär, «toi,», «dal».« da. «t^t « dt, »tckt Mil «MM. «Ser vrterta«» Klee» t» wnt Ldettau»«^«, «Se»»« m>» »,r»s»r««ant»lu»: I M. U und «». >»Ir,ra«».«Sr»tt»: ««»»»» «« »,«»»«» HegvLrrrSeL L8LS Verlag von Atepfrtz L Reirhavdt. Mrelgen-canf. Di. Nimalime von «iitiindioii^e, »rlolgl IiiderüaiuUaetibaNSfteNe und den dirdenainialimrttellen l» IreSde» di» üiackmiNaa. » lllir Soun und ftriklia.» nur Manenitrcchk M von N di»' <> Mir. Du I ipaltiur tLrimd- irite ico » Sild.ii> so Pta.. An tlindiuiiiiak» a»i d«> PitvaNcite Zeile Ub Pi«.' die LivdUiii. Zeile ol» .iriuaeiaiidl' oder »ui Lmleils bv Ps«. Ad I» Niimmeni nach Leim und Zeicr. lagen > de,, rivattlge hinmdieilcii SU. «a de,, so Mid so Vig. ne.cli belviidcrem Lalii. AutlvüUIae Aullrage »ur »ege« Korgii»dkM>iu»g. vtle.bläller werden mit io Lsg. berechnet. Lodert Lödwo juo. .-^1. LloläorLtotto >» xrmter l-zmiii. vvorsplLtrlb. Julius Lödlor L vo.. Ur. I8S. »l>i.«el: Luvst-Ii8okisr ?6rmLllsir1s^N88lvI!iinKV0n^«Imiine8-I2inrivdtunKen. 0rvsl!sn, VivlMsstr. 20. »»»» 8p62iMrLt- Ilneoeo-Alodel. vaterländische Festspiele, Aeoefte Drahtmeldungen vom 10. Juli. Kopervik. Die „Hohenzoller»" ging Mittwoch früh kur» nach S Uhr von Stagen in Ser. Es fand eine kurze Be gegnung mit dem aus 13 Schissen bestehenden Geschwader des Prinzen Heinrich statt. Der Kaiser batte eine außergewöhnlich nie Urberfahrt nach Norwegen, doch war es Abends bitter kalt ür Tonnerstag ist die Telegraphenstation in Oddc. An Bord lles wohl. Odde. Die «Hohen zoll ern" und die sie begleitenden Schisse sind Vormittags g'/ß Uhr hier vor Anker gegangen. Das Wetter ist schön. Bonn. Dem Kronprinzen begegnete in Bonn ein kleiner Unsall. An der Ecke der Wörther, und koblenzerstrabe kam das Pferd des Wagens, in dem der Kronprinz mit dem Oberleutnant v. Stülpnagel sah. io plötzlich zu Hall, daß der Wagen einen siar- ken Ruck nach vorn erhielt. Ter Kronprinz, der die Zügel führte, fiel seitwärts hinaus, erlitt aber keinerlei Verletzung, sondern er hob sich sofort wieder, während v. Stülpnagel das Pferd sesthiclt. Der Kronprinz setzte sofort mit seinem Begleiter zu Fub seinen Weg fort. Dessau. lPriv.-Tel.) Tic älteste deutsche Fürstin, die fast 91jährige Herzogin-Wittwe Friederike von Anhalt-Bern bürg ist heute Vormittag 11 Uhr in Alexisbad sonst entschlafen. Leipzig. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Staatsanwalts gegen das Uriheil des Landgerichts Elberfeld vom 17. April, durch das derBerlaasbuchhänbler Wiemann von der Anklage, den Kaiser von Oesterreich beleidigt zu haben, srrigewrochrn ist. Weimar. lPriv.-Tel.s In Wachstedt sind 6 Wohnhäuser mit allen Nebengebäuden völlig niedergebrannt. Tie Ent- slehungsursache ist Fahrlässigkeit. Greiz. lPriv.-Tel) Der hochangcsehcnc fürstliche Semi naroberlehrer und Theologe Eollmann wurde vergangene Nacht wegen seit 5 Jahren verübter schwerer Sittlichkeitsver brechen mit Schülern und Schülerinnen verhaftet. Hannover. lPriv.-Tel.s Die Strafkammer verurtheilte den Raturheilkundigen und Wunderdoktor Handelsmann Ludwig Fette wegen aeoieingefährlicher Schwindeleien, Kur pfuscherei und schweren Diebstahls zu 4 Jahren Zuchthaus und 1S00 Mk. Geldstrafe. Frankfurt a. M. Ten „Franks. Nachr." zufolge ntzirde gestern Nachmittag die im Jahre 1740 erbaute katholische Kirche m Heusenstamm bet Offenbach durch einen Blitzschlagin Brand gesteckt. Der ganze Glockenthnrm ist ausgebrannt. DoS Kirchen schiff mit wrrthvollen Deckenmalereien ist zerstört, während Chor und Altar gerettet werden konnten. Der durch den Brand verur- sachte künstlerische Schaden ist bedeutend. Eg er. lPriv.-Tel.s Die Hüttel'sche Waarensabrik in Neu- stadt-Graslitz ist völlig nieder gebrannt. Ter Schaden be trägt über 100000 Mt. Cherbourg. Der Schisssleutnant Tadle, Kommandant des Unterseebootes „Algörie". erfand eine Vorrichtung für draht lose Telegraphie, die die Unterseeboote in Stand setzen soll, in einer Diese von 15 Meter mit der an Bord eines Schiffe« oder an der Küste befindlichen Station für drahtlose Telegraphie zu korreipondiren. Die angestellten Versuche sollen ein sehr günstiges Ergeoniß gehabt haben. Bergerac (Departement Dordognes. Tie Manöver deS 106. und SO. Infanterie-Regiments wurden wegen allzugrober Hitze abgebrochen. Drei Soldaten des erstgenannten Reglments starben während des Marsches, zahlreiche Soldaten wurden in Folge Sonnenstichs in'S Lazarcth gebracht. N « wyork. In St. Joseph Missouris brach ein A n f r u h r im Gefängniß auS. Die Sträflinge sprengten die Wand des Ge- säagnisses mit Dynamit und suchten zu entfliehen, wurden jedoch von den Wärtern durch Flintenschüsse an der Flucht verhindert. Sechs Sträflinge wurden dabei aetödtet Melilla. In der verflossenen Nacht wurden an der marokkanischen Küste zwei Erdbeben verspürt, was in der Be- oülkerung große Panik hervorricf. Neueste Drahldcrichte. Hofnachrichten. LandtagSichstik. Dresdner Kaufmannschaft. Gcwcrbeverein, Verein für Gerichtsverhandlungen. „Erlösung". Eoncert deS Di Dresdner LehrcrgcsangvereinS Freitag, LI. Juli 1S02. BIoemsontein. Joel, einer der hervorragendsten Basulo Häuptlinge, wird einer verräthcrijchen Haltung während des kric- ges beschuldigt. Es ist daher beschlossen worden, ihn in Maseru wegen Hochvcrraths vor Gericht zu stellen. Das 0. berittene Infanterie-Regiment und eine Abtheilung der 14. Batterie gingen nach der Basutogrcnze ab mit dem Beseht, einem möglichen Auf stand vorzubcugen. Die Haltung Lcrolhodis, des obersten Häuvt lingS, giebt zu Bedenken Auloh, da es nicht an Anzeichen schll, dah er Joel unterstützen würde, wenn dieser Widerstand leistete. Der sehr mächtige Häuptling Jonathan steht ganz aus englischer Seite. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 10. Juli —* Heute Vormittag 11'/^ Uhr cmpjing Se. Majestät der König die Herren Präsidenten und die Herren Mitglieder der beiden Ständelainmcrn nochmals >m König!. Residenzschlossc. Nachmittags Iss. Uhr begab sich Sc. Majestät zu Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Johann Georg »ach Obcrloschwitz und nahm daselbst an der anlässlich des Geburtstages des Prinzen slattge sundenen Königlichen Fomilientasel Thcil. —* Bei dem Empfange des Präsidiums des Königl. sächsischen Militärvereinsbundcs durch Se. Majestät den König gab Herr Bundcspräsident Windisch der Versicherung Ausdruck, dah der Bund wie bisher in unwandelbarer Treue zu König und Vaterland sichelt werde, woraus Se. Majestät der König etwa Folgendes erwiderte: Es sei ihm eine Freude, das Bundespräsidtum zu empfangen, da er den Bund für einen wich tigen Faktor sowohl im allgemeinen Leben, wie aber insbesondere auch in politischer Hinsicht halte. In seinen Beziehungen zum Bunde solle Alles beim Alten bleiben, io wie cs unter seinem hoch- seligen Herrn Bruder, weiland Sr. Majestät dem König Albert, der ja den Bund mit begründet und allezeit gefördert habe, immer' dar gehalten worden sei. —* Heute Vormittag 11 Uhr fand die feierliche Vcrab schi« dung des auherordentUcheu Landtags in, Sih- udgssaolc der Ersten Kammer statt. Nachdem sich die Herren Ab geordneten beider Kammern versammelt hatten, betraten die Herren Minister und Herr Generalmajor Fcihcrr v. Wagner in Ver tretung des erkrankten kricgsministers den Saal. Ter Königliche Kommissar, Herr Staatsminister v. M ctzsch, hielt hierauf fvlgcnde Ansprache: „Hochgeehrte Herren! Nachdem die Angelegenheiten, welche Veranlassung gegeben hatten, den anherordenlliche» Land tag zu berufen, durch Ihre Unterhandlungen und Beschlußfass ungen ihre Erledigung gefunden haben, ist mir von Sr. Majestät dem König der ehrenvolle Auftrag geworden, diesen Landtag zu schließen. Als wir vor mir wenigen Wochen uns an gleicher Stelle zusammciifanden, um die ordentliche Session zum Abschluß z» bringen, da trennten wir uns in banger Sorge um das thenre Leben unseres heißgeliebten Königs Albert. Der Himmel 'at den hohen Dulder abberuicn und wir beugen »ns mit unserer chwer geprüften Königsfamuie unter den uneriorschlichen Rath- chluh der Vorsehung. In Dankbarkeit, Liebe und Verehrung wer den wir allezeit der reichen Segnungen gedenken, mit welchen »ns der hohe Verewigte, sein Volk, sein Land beglückt hat. Das, Sie in der Treue zu des Königs Majestät beharren wollen, dah Sie vor wie nach für das Wohl des Königs »nd des Vaterlandes initzn- wirken und einzutreten bereit sind und weiter bereit sein werden, meine Herren, das haben Sie in so hochherziger und in so erfreu licher Weise durch die Beschlüsse zum Ausdruck gebracht, zu denen Sle in der nunmehr zu Ende gehenden Session gelangt sind. Es entspricht der allerhöchsten Willensmeinnna Sr. Majestät des Königs, wen» ich auch an dieser Stelle für die belliätigte Gesinn ung der Treue den königlichen Dank hiermit bekunde. Möge dieser Geist der Treue und der Vaterlandsliebe, der in diesen Tagen und auch in Ihren Verhandlungen, meine Herren, so schön zum Aus druck gelangt ist, fortwalten und unseres gemeinsamen Wirkens alleinige Rlchtschnur sein und bleiben! Mit diesen, Wunsche lasse» Sie uns auseinandergehen." iBravo!> — Nachdem der Herr Staatsminister gesprochen, trat Herr Ministerialdtrckior Geheimer Rath Dr. Äaentigvor und verlas folgenden Landtags-Ab schied: „Wir, Georg, von Gottes Gnaden König von Sachsen ujw. ujw. urlundcn und füge» hiermit zu wissen: Bei dem gcgci - wärtigcn Schlüsse des von Uns nach 8 115, Absatz 2 der Vcrsass- ungsurlundc einbcruscncn außerordentlichen Landtags eröffnen Wir, der Zusicherung in 8 110 der Verfassungsurkundc ent sprechend. den getreue» Ständen Unsere Entschließung und Erklär- ung in Bezug aus die bei dem gegenwärtige» außerordentlichen Landtage gepflogenen ständischen Bcrathungen in Folgendem: W.r erllärcn Uns mit den Beschlüssen, die von de» getreuen Ständen rn dem vorgclcolcn dritte» Nachträge zum ordentlichen Staais- haushaltsclai aus die Finanzpcriode 1902/03 wegen Verabschiedung der Eivillistc aus die Dauer Unserer Regierung und wegen Feit- setzung der Apanagen und sonstigen Gcbührnisse einzelner Glieder Unseres Hauses gefaht worden sind, einverstanden und genehmigen die dadurch bedingten veränderten Einstellungen in den Stoats- haushalisctat ans die lanfende Finanzperiode. Wir verbleiben Unse re» getreuen Ständen in Huld und Gnaden jederzeit wohl bei- gelhan und haben zu Urkund alles dessen gegenwärtigen, in das Ge setz- und Verordnungsblatt aufzunehmcnden Landtaasabschicd eigen händig unterschrieben und mit Unserem königlichen Siegel bedrucken Otto." — Ter Herr Staatsminister legte hierauf den Landtags- abschicd in die Hände der Präsidenten beider Kammern und sprach: Aus allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs erkläre ich den außerordentlichen Landtag der Monarchie hiermit für geschlossen. — Hieraus wandte sich der Präsident der Ersten Kammer an die Kammcrmitglicdcr mit den Worten: „Die Ständcversammlung kann dieses Haus nicht verlassen, ohne einzustimmen in den Rus: Sc. Majestät der König, er lebe hoch! hoch! hoch!" Begeistert stimmten die Abgeordneten in das Hoch ein. — Hierauf begaben sich die Kammcrmitalicder nach dem Königlichen Schlosse, wo Empfang durch Se. Majestät den König stattfand. —* Se. Excelleuz .Herr Staatsminister v. Metzsch wird am Sonnabend Mittag 1 Uhr in Begleitung des Herrn Ge heimen Roths Dr. Roscher ans dein Zittauer Bahnhose ankommcn, vaselbst vom Ehrenpräsidium der Ausstellung und dem Gelammt - Vorstände des GewerbevcreinS begrüßt werden und nach Empfang durch die Spitzen der Behörden sich sofort im städtischen Gala wagen in das Ausstellungsgcläiide begeben. —* In seiner Würdigung'der nationalgeschichtlichcn Bedeut- ung der Persönlichkeit des verewigten Königs Albert schreibt dos angesehene englische Blatt „Spectator": „Sicher hat der poli tische Vau Deutschlands, dessen Festigkeit sich in dreißigjährigem Sturm und Drang bewährt hat, den Politikern eine Lehre gegeben. Er hat gezeigt, wie man bauen kann, ohne vorher olles Bau material zu Staub zu mahlen. Es gereicht dem weite» Blick des verstorbenen Königs von Sachsen zur Ehre, daß er die Haltbar keit des großen Gebäudes erkannt und sich oft selbst in den Hinter grund gedrängt hat. um an seiner Erhaltung und an seinem Aus hau zu arbeiten Er »ms; einen scharscn, denkenden Kops besessen haben und seine Stellung als katholischer König, der ein protestan tisches Land regicrie und der Bcralhcr eines protestantischen Ober herrn war, hatte etwas so Eigenartiges und Ungewöhnliches, da» wir noch lwsfen, ein Lebensbild von zuständiger Hand zu erhalte», das des Königs Thätigkeil und Persönlichkeit in klarer Beleucht ung erscheine» läßt. Ein bcratbender König! Es ist eine große Stellung, die ausznsnllen nur Wenigen belchicdcn war. Ta» er daneben ein großer Soldat war, fällt wenig in s Gewicht, objchou es vielleicht, wenn er nicht bei Gravclottc gcweie» wäre, niemals ein Deutschland gegeben hätte." —* Die gestern Nachmittag iinter Vorsitz des Herrn Kommer- zicnraths Evllenbnich abgebaltcnc diesjährige ordentliche Innungs- Versammlung der Dresdner Kaufmannschaft war von 30 Mitgliedern besucht. Tie Versammlung genehmigte einstimmig die Richligsprechung der Jahresrechnung. Von den satznngsmäßig ausscheidcnde» sieben Mitgliedern des Vorstandes wurden die Herren Ganßauge, Goeldncr, Grahl, Hoppe, Lehman» und Wei gand mit großer Mehrheit wieder- nnd Herr Karl Max Putsche', an Stelle des eine Wiederwahl ablehnende» .Herrn Robert Pul- scher mit demselben Stimmcnverhältniß neugcwählt. Zu Ersatz- Knnft und Wissenschaft. t* Im Eentral-Lheater gelangte, gleichsam als Zugabe zu dem liebenswürdigen Lustspiel „Die Tyrannei der Thronen", das Erstlmgswerkchen eines hiesigen jungen Schriftstellers „Erlösung" vo« Leo Lenz -um ersten Male zur Aufführung. Der Verfasser nennt seinen Einakter ein „Ehedrama" und beginnt somit seine literarische Bühnenthätigkeit mit einem Thema, das zur Genüge den Geschmack und das Genre der sogenannten Modernen kenn zeichnet. Eine seriöse Kritik verträgt die Arbeit nicht. Es ist eine nicht ungeschickt gearbeitete Bluette, kein Drama, in der es sich um einen betrogenen Ehemann handelt. Daß dieser in dem Stück- chen bi« »um Range eine» Staatsministers erhoben wird, thut mchts zur Sache; der Fall bleibt der gewöhnlich topische. Wenn der Vorhang aufgeht, kann man mit Leichtigkeit aus der Situation und Stimmung schließen, daß der Mann die Frau eben >» Qaaranti ertappt hat. Das »st gewiß nicht neu und über raschen», ober es ist insofern «rwäbnenswerth, al« dieser Vor gang die einzige That und Handlung im „Drama" bildet, zieht, sind reine Gespräche und Deklamationen, ine schließlich oakmführen. daß der Minister, in einer Art minffteriell-tnploma- tischcr Erledigung der laufenden Geschäfte, da» sträfliche Paar ohne Gnade und Barmherzigkeit — verheirothct, es mit dem auf da» Stichwort bereitstehenden Schnellzuge in« Ausland schickt und hierauf fämmtlich« Fenster de» Schlöffe« öffnen läßt, damit die Luft über Nacht rein wird von der unlauteren Atmosphäre des Ehe bruches in der schwülen, mit Donner. Blitz und Gewitter elegant ansgestatteten Sommernacht. Somit ist schließlich Alle« „erlöst": Der Minister von seinem gefallenen Weibe; der Verführer von der Rothwendigkeit, sich ober den Minister zu erschießen: da» Hans von dem Wildgernch« der Geschchmff« und der Zuschauer von dem jungen Herrn Leo Lenz. Krttikch näher treten läßt sich, wie gAot, dem Stückchen nicht, eS hieße rinestheils der Sache mehr «rbeittung s»««ren. als sie es verdient, anderent-eils müßte lmg-^.m Leben noch total «ner- -« thun wissen müßten, als sich niit Themen und Verhältnissen befassen, die ebenso viel Weltkenntniß und Erfahrung voraussetzen. wie sie Ge- wandtheit und Reise in der technischen Mache bedingen. Einst war es Herzensbedürfniß angehender Dichter und solcher, die es werden wollten, in jugendlicher Begeisterung, im Ueberschwang für das Hohe und Schöne zu singen „von Lenz und Liebe, von selig goldener Zeit", heute — Zeichen des Geschmackes und des Empfindens — fangen sic mit einigen zwanzig Jahren, mit dem Ehebrüche an. Mit was werden sie aufhören? Daß einige Dutzend Freunde und gelreue Nachbarn den Verfasser drei oder vier Mal vor die Gardine citirten, kann diese Ansicht nicht irritiren. Wer wäre der Dresdner Autor, ob Dichter oder Komponist, der bei einer seiner Erstaufführungen nicht ge rufen worden wäre? — Das „Drama" wurde von den Herren Gerlach Ministers und Stark jHeinzs sehr gut dargcstellt Frl. Doppelbauer vom Wiesbadener Hoftheater ließ sich »i der winzigen Rolle der Ehebrecherin, in der sie fast nur zn statiren hat, um so weniger beurthcilen. als sic stockheiser »nd fühlbar nicht in der Lage war, ihre schauspielerischen Mittel zn ent satten. II. kt. j- D«S Sommerconcert des Dresdner Lebrergesaogvereins. das gestern Abend, dem soliden Dauerregen zum Trotze, im Garten de« Lincke'schen Bades abgehaitcn wurde, lehrte, daß concertgebende Gesangvereine wohl daran thun, sich nicht nur mit Apollo und den neun Musen, sondern auch mit Jupiter pluvius auf guten Fuß zu stellen. Wo soll Stimmung und Sangesfreudigkeit Herkommen, wenn auf die Notenblätter beständig die dicken Regentropfen hcrab- plätschern und wenn zwischen Singenden und Hörenden als stark ernüchternde Sceneric eine seucht-neblige Scheidewand sich er bebt, über deren Vorhandensein auch die eindringlichsten nnd schwungvollsten Liederterte vom „blauenden Himmel", von „Sonnenschein" und „Waidcsdusten" iPeischke's „Rener Frühling"! nicht hinwegzutäuschen vermögen? Jndeß — gerade unter den erschwerenden Umständen von gestern war unzweideutig zu erken- nen, was für einen jattelfesten Gesangskörper Dresden in seinem Lehreraesangverein besitzt und wie hoch da» Dresdner Publikum die Leistungen der singenden Lehrer einzuschätzen weiß. Ist es doch schwer zu entscheiden, wessen tzeldenmuth al« der größere zu «lt«n bat: öd der der Sänger, di« auf unbedecktem Podium ihre Weisen in die düstere Regenlandschaft hinaus erklinge» ließen, so sicher, so tonschvn und so begeisterungsvoll, als gälte cS, aus vollem Herzen zn jubeln über die Wonnen der Sommernachl —. oder ob der Hcldenmuth der Hörer, die. Man» an Mann gedrängt, unter ihren Regenschirmen mit hingebendstcr Aufmerksamkeit den Gesängen bis zum Schlüsse lauschten, nicht achtend des durchweich- tenErdbodens und der kalten Traufe, die von desNachbarsSchirm- dach „in kosender Kühle" ans Schulter und Nacken hcrniedcrflo»! Und selbst das Unmögliche wurde möglich gemacht: die Hände, die eben noch krampfhaft den Schirmstock umspannt, wurden zn kräftigen Beifallskundgebungen znsammengcschlagen. sobald cui Lied verklungen, sobald der trenocrdiente Liedermeister der Lchrcr- sänger, Herr Friedrich Brandes, sich mit den lalle» Regen- Iropsen die heißen Schweißperle» vo» der Stirn wischte! Wenn aus dem Gesagte» zur Genüge licrvoigegangen sei» dürste, daß das Wie der Vorträge bei den Hörer» kaum eine» Wunsch offen ließ, jo erübrigt noch hiiizuzusügcn, daß auch über das W a s der gewählten Gesänge nur eine Stimme des Lobes laut w »o. Wie bei einem Garlenconcerte recht und billig, hatte man wen.gee das schwere Geschütz hochlomplizirler Knnstgesänge anfgcfahreii. als Vielmehr dem deutsche» Liede volkstdümlichen Gepräges den Vorzug gegeben. Neben wohlbekannten Gesängen, die man läng» als Muster- und Mcistcrlcistnngc» des Lehrergesongvercins keni», wie Bungert's „Ich Hab' ein kleines Lied erdacht". Reißigcr S „Blücher am Rhein", I. Otto s „Der lange Magister" usw.. hör'e man u. A. einen frisch empfundenen neuen Chor von Bernhard Schneioer: „Kein Tröpslein mehr im Becher", Dürrner's fein- sinnig vertonte „Lcbcnsrcßcl" i„Glaube, liebe, hoffe!"), ferner zwei unfehlbare musik,ilistve Schlager: „Studcnlcngri'ß" von F. W. Berner lder bei diesem Liedchen drei Mal wiederkehrende Schluß- refrain „Guten Morgen" ist ein kleines Meisterstück naturalistischer Tonmalerei) und „Marsch der Bürgeraarde" smit Piccoloflvtc und Militärtrommel) von H. Brückler. Als stimmbegabte Solisten zeichneten sich in den Chören „Meine Muttersprache" lEngelsbergj und „Blücher am Rhein" lReißiger) die Herren Göckeritz und Spranger aus. Von besonderen« Reize waren auch die mit »rächtiaen Stimmen und feinem Vortragsgefühle gebotenen drei- ach besetzten Quartette: „Einsamkeit" von I Rietz und „Hüte Dich, Jungfräulein" von Alban Förster. Für di« wünsckenswerthe
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