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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-03
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1878
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Grscheütt täglich stütz 6^/, Uhr. »«»««,» «a «-»ktttt-, JohmmiSgaff« SS. -M»qß»»4r» »er «m»ttt»g« 10-ir Uhr. Rachmittag-4-« llh^ der b-r die nächst. Rnmmer »rstl mutte» 8» «schenta-« hts NWM »> R» Bttat«, flk „LZwmchme: vtK Br»». attverMwstr. 22. ' 'MLVM"'' Anzeiger. OrM für Politik, Lrcalgeschichte, Handtlk- und Gtschästrvcrkthr. Auflage 15.LOV. Lba»»r»«tt»»vtt» viertelt.-tV-ML, incl. Brinaertohn b Mt, durch di« Post bezogen 6 Ml. Jede emzeln« Rümmer 2» Pf. Belegexemplar io «. Gebühren für UxttadeTagea »HNt Poftl'e^rderung Z« Ml. «tt Postdefbrderung 4» Ml Australe Lgesp. Petttzeü« -0 P?. Größere Schritte» laut mrferein Prrisverzeichniß — LadeLartscher Satz »ach höherem Tarif. Leklaau» »»in de» Urbattia»aßriq di« Spaltzeil« 40 Pf. Inserat« find stet« a» d. GkPetMn» zu senden. — Rabatt wirb mcht gegeben. Zahlurmpr»«»»»»»»-«- oder durch Postvorschuß 154. Montag den 3. Juni 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung, Revision der LandtaqSwahllisten betreffend. In Gemäßheit tz L4 deS Wahlgesetzes vom S. December 1888 find die Liften der bei den Landtag-Wahlen stimmberechtigten Personen alljährlich ,m Juni zu revidiren, auch nach 8 11 der AuSfübrungS - Verordnung die Etimmberechtigten auf diese Revision und ihr Befugniß zur Einsichtnahme der Wahllisten öffentlich auf merksam zu machen. » Air benachrichtigen daher die Betheiligten hierdurch, daß die Wahllisten für die drei Wahlkreise der Stadt Leipzig auf dem Rathbause. 8. Stock, Zimmer Nr. 16, am 1., 8., 4., 8., 7. und 8. Juni laufenden Jahre- Vormittag- von 8—12 Uhr und Nachmittag- von 3—6 Uhr auSUegen, indem wir die Stimmberech ngien auffordern, die Wahlliste einzusehen, zualeich aber darauf Hinweisen, daß den Anträgen behuf» Auf nahme in die Wahlliste oder Ausscheidung solcher, denen da- Wahlrecht nicht zufteht, die Nachweise der Wahlfähigkeit beziehentlich de- Mangel- der Wahlberechtigung beizusügen sind. " je, «attz »er Cta»t Letpzi». vr. Georgi. Nitzsche. Leipzig, am 37. Mai 1878. Kirschverpachtung. Di« diesjährige Kirschnutzung auf der Mockauer Straffe, vom Magdeburg-Leipziger Bahnübergang« di- zur Flurgrenre der Petzscher Mark, sowie auf der Ltudenauer Chaussee soll an den Meistbietenden gegen sofortige baare Zahlung mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licrtanten verpachtet werden. ES haben sich daraus Reflectirende -reitag »en 7. ». M., vormittags 10 Ahr, in der Marstall-Expedition rmzufinden, ihre Gebote zu thun und sodann weiterer Nachricht sich zu qewärtigen. Leipzig, den 1. Juni 1878. Des Raths Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 13. März lfd. I- brinqen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir bis auf neue «ater-Closet-Aulagen betr., eitere- neben den Svstemen „Küvern" und Biebrich" auch das uns von Herrn Robert Kutscher hier vorgelegte System einer DeSinfectioos- und Mrung-anlage für ElosetS und Gruben zuzulaffen beschlossen haben. Leipzig, den 88. Mai 1878. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Zur Unterbringung der Wollen während d«S am 17. und 18. Juni dsS. IS. hier abzuhaltenden Woll markte- werden aus dem Roßplatze außer der zeither schon in Gebrauch gewesenen großen Bude noch «ine Anzahl verschließbare Meßbvbe« zur Benutzung für solche Verkäufer aufgestellt werden, welch« die Dollen abzulaben «ub unter eigene« Verschluß zu halten wünschen. Dies« Buden in 3 Größen für Ladungen zu 10, 18, 20 und mehr Eentner werden für den MiethzinS von 13, 18 und 18 für >ed« Bude überlasten. Wer derartige Einzelnbuden sich zu sichern wünscht, hat die- unter ungefährer Angabe de- Quantum Wolle, welche- er zuzusühren beabsichtigt, und Franco-Einsendung von 3 >1 bis zum 13. Juni d. I. Nach mittag- 8 Uhr bei der Stadtcaffe hierselost zu bestellen und bei Eintreffen sich unter Vorzeigung de- Post- scheine- bei dem mit Anweisung der Buden und Empfangnahme de- BudeminseS beauftragten Beamten zu melden. Die eingesendeten 8 >1 werden bei Erhebung de- BudenzinseS in Rechnung gebracht. Bestellungen auf Plätze unter der großen Wollbud« sind bi- zum 18. Juni Nachmittag- 8 Uhr ebenfalls bei der Stadtcaffe unter Einsendung von 3 anzubringen, welche beim Standgeld« in Anrechnung gebracht werden. Die Besteller haben sich bei Eintreffen durch Postschein zu legitimiren. Maschinen und Geräthe, welch« Beziehung zur Landwirthschast und zur Wollproduction haben, können während des WollmarkteS auf dem Roßplatze aufgestellt werden. Leipzig, am 18. Mai 1878. Der Rath »er «tu»t Leipzig ' " Me vr. Georgi. lefferschmidt. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen bei Ueberwölbung de- Elstermühlgrabens den Ranstädter Steinweg neu zu pflastern und ergebt deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und bez. an die Anwohner hierdurch d e Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bezetchneten Straßentract berührende Arbeiten an den Privat-, Ga»- und Wasserleitungen und Beffchleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neupflasterung auszuführen, la mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- guten Straßenpflafters dergleichen Arbeiten während eine-Zeitraumes von 8 Jahren nach beendeter Neupflasterung in der Regel nicht mehr zugrlaffen werden. Leipzig, am 38. März 1878. Der Rath »er Gta»t Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Tagrsgeschichtliche lleberstcht. Leipzig, 8. Juni Der „Reich--Anzeiger" veröffentlicht die Er nennung de- Grafen Otto zu Stolberg- Wrrnigerode zum preußischen Staat-minister und Vicepräsidenten de- Staat-Ministeriums. Von der Bestellung zum Generalstellvertreter de- Reichs kanzlers ist noch nicht die Rede. Dieselbe wird wohl erst erfolgen sollen, wenn Fürst Bismarck nuch Beendigung de- europäischen Conaresses einen wirklichen Urlaub antritt. Welche Wirkung der Eintritt de« Grasen Stolberg in da- Ministerium aus die innere Lage üben wird, vermag heute schwerlich Jemand zu sagen. Graf Stolberg ist al- Politiker wenig bekannt. Seine Stellung als Präsident de- Herrenhauses hat ihm zur Bethä- tigung seiner politischen Individualität ivenig Ge legenheit geboten. Auch im Reich-tage, wo er der veulscben ' Reich-Partei angehörte, hat er ein eigentliches Hervortreten vermieden. Seit seiner Ernennung zum Botschafter in Wien ist er vom Schauplatze der preußischen Politik vollend verschwunden. So stehen wir heute gewisser maßen einem ganz neuen Manne gegenüber. Be deutend abgeschwächt wird da- Gewicht dieser Thatsache freilich durch den Umstand, daß der maß gebende Factor auch für die Politik des preußischen Ministerium- Fürst BiSmarck verbleibt, sowie daß auf dem wichtigen Gebiete der inneren Verwaltung im engeren Sinne bereit- vorher eine Persönlich keit in Function getreten ist, die ihrer früheren Parteistellung nach fast als ein Programm gelten konnte. Um so gespannter aber darf man sein auf den etwaigen Einfluß, welchen der neue Vicepräsi- dent de- Staat-Ministerium- auf die über dein EultuSministerium schwebende Krisis üben wird. So viel ist nachgerade unbestreitbar geworden, daß es sich bei dem Falk'schen Entlassungsgesuche nicht um einen bloßen Personenwechsel handelt, sondern daß das ganze System in Frage steht. ES ist kein Geheimniß, welche Einflüße die Stellung de- um die Wah rung der Rechte de- Staates gegenüber hierar chischer Anmaßung am meisten verdienten Maline se stark erschüttert haben: eS sind dieselben Ein flüsse, welche soeben aus den evangelischen Pro- vmzialsynoden dem Geiste confessioneller Unduld samkeit und kirchlicher Herrschsucht zum Siege »eiholsen haben. Mit welch rücksichtsloser Zuver sicht diese Elemente auf ihr Ziel loSsteuern, be weist die schroffe Einseiligkeit in der Auswahl der Personen für die Generalsynpd«. Graf Stolberg gehört, soweit seine kirchliche Stellung von früher t> r bekannt ist. unzweifelhaft zur orthodoxen Partei. Unter diesen Umständen wird man seinen Eiutritt in da- Ministerium im gegenwärtigen Augenblicke schwerlich al- ein für «ne günstige Wendung der Falk'schen Angelegenheit förderliche- Moment betrachten können.^ Die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" hält mie Bertheidigungsrede für die christlich-sociale Arbeiterpartei. Bemerken-werth ist die ge lässige und respectwidrige Weise, in welcher sie be, dieser Gelegenheit den Abg Graf Bethusy, der be krnntlich in seiner Rede Uber da- Socialistenoesetz die Frivolität de» Beginnen- der socialistischen Hafprediger mit gewohntem Freimuth aufgedeckt hat, behandelt. Da- ist der Lohn für da- «wi-i- teio äel intelletto, welche- die Kreiconservativen Pgenüber dem Ausnahmegesetze gebracht! Hock»- k»»,sch ist audererseit-. daß da- gouvernementale Aatt gegen die Angriffe der Nationalliberalen auf b« „Hospmdiger" die Hülse de- «dg. Wiudthorst anruft. Da- Bezeichnendste aber ist die Thatsache de- Erscheinen- dieser BertheidigungSrede in den Spalten der „N. A. Z." überhaupt. Da- Blatt hat eine feine Empfindung sür die in den obersten Regionen herrschende Windrichtung; darum ist sein neuster Erguß für die Beurtheilung der inneren Lage nicht ohne Werth. Da- am 30. Mai von Wilhelmshaven ausge laufene UebungSgeschwader, bestehend au- den Pan zerschiffen „König Wilhelm", „Großer Kur- sürst" und „Preußen", stand unter dem Com- mando de- Geschwaderchess, Admiral- Bätsch, der sich an Bord de- „König Wilhelm" befand. Bätsch hat im vorigen Jahre da- Mittelmeergeschwader geführt, und bekannt ist er durch seine große Energie, von der er in Haiti Zeugniß ablegte, wo er für einen deutschen Kaufmann eintrat, den die. Regierung von Haiti nicht beschützen wollte. Der „Kurfürst", der ganz verloren ist, kostete rund acht Millionen; eine Specialausrechnung über seine Herstellung fehlt noch. Für den „König Wilhelm", der sehr schwer beschädigt ist, wurde die Summe von l 0,100,200 Mark ausgewandt. Von gleicher Größe mit „König Wilhelm" sind in der deutschen Marine nur noch die Schiffe „Deutscbland" und „Kaiser" j mit dem „Großen Kurfürst", dem viert größten Schiffe der Marine, rangirt „Friedrich der Große" und demnächst „Preußen." In der ungarischen Delegation wurde am t. Juni von der Regierung eine Vorlage einge bracht, nach welcher die Regierung einen Exlra- credit von 570,000 fl. für die Unterstützung der bosnischen Flüchtlinge für die Monate Mai und Juni d. I. beansprucht. Der Voranschlag für die Kriegsmarine wurde nach einem kleinen Abstriche mit 9,696,204 fl. votirt. Eine lebhaftere Debatte verursachte nur die für dieses Jahr von der Regierung beantragte Summe von 175,000 fl. zum Bau eines Citadellschiffe-. Der Antrag auf Streichung dieser Post wurde mit 40 gegen 9 Stimmen abgelchnt. AuS Par»S, 3l. Mai, meldet man der „Köln. Ztg ": Der Cardinal Erzbischof von Pari» erhielt gestern vom Cardinal Franchi folgende Depesche: „Der Heilige Vater schickt au» Herzen-grunde sei nen besonderen Segen allen Personen, die dem Aufrufe Ew. Eminenz folgen und religiöse Hand lungen zur Sühne der gottlosen, heute stattge habten Kundgebung begehen." Eine andere römische Depesche vom heutigen Tage meldet, der Papst habe gestern bei Empfang der Deputationen der römischen Cirkel Frankreich, dessen Bischöfe und katholischen Blätter belobt und die Hoffnung aus gesprochen, Rom würde nicht hinter der schönen katholischen Bewegung der Franzosen gegen da- Centenarium Zurückbleiben. — Da« Organ Dupan- loup'» verlangt, daß der Papst aus dem Eon- greß in Berlin wegen der religiösen Interessen im Orient vertreten sei. Die „Alliance Jfraslite", deren Sitz in Pari» ist, wird ein Memorandum über die Lage der Juden im Orient dem Eongreß einsenden. Die Abreise Waddinglon'S zum Con greß in Berlin soll am 8. Juni stattfinde«. Die Regierung von Nicaragua giebt sich den Anschein, als ob die Buße von 30,000 Dollar-, welche sie an da- Deutsche Reich zu zahlen hatte, den Ruin de- Staate- zur Folge haben müsse Wie der „Panama Star" und „Herald" melden, hat die Regierung von Nicaragua eine Verfügung erlassen, in der di« Bestimmung getroffen ist, daß vorläufig alle vom Staate unterhaltenen Schulen und alle Beamten d<- Departement- de- öffent lichen Unterricht- zu suspendiren find. Der Untergang -es Panzerschiffes „Großer LurMli." (AuS der ,Föln. Ztg.") London, l. Juni. Bei der Borbeisahrt de- GeschwaderS an Dover und Folkestone gestern früh bemerkte man, daß der „Große Kurfürst" dem Admiralsschiff „König Wilhelm" in einer Entfer nung von nur einem halben Kabel folgte, „Preußen" erheblich weiter dahinter. Bei Folkestone kreuzte eine norwegische Barke unbekannten Namen- den Eour- de« Admiralsschiffe-; die Barke hätte den Cour- ändern sollen, that die- indessen gar nicht. Der commandirende Officier de- Admiralschiffes wich der Seeregel gemäß au-, indem er al» Dampfer den Segler anrief, während dagegen die Barke, obgleich zum EourSwechsel aufgeforvert, keine Folge leistete. Während der „Wilhelm" auswich, blieb der „Kurfürst" im alten CvurS; ob der „Wil Helm" da- Signal zum EourSwechsel gab, steht nicht fest. Der „König Wilhelm" fuhr daher da« nahe Hinterschiff an und schlug mit dem .Heckstachel »nt großer Gewalt gerade in die Schiffsmitte der Wasserlinie des „Großen Kurfürsten" ein. Der Zusammenstoß währte nur eine Minute. Der Schaden erwies sich so groß, daß alle Ret- tiingsniittel vergeblich waren. „Der Kursürst" sank wie ein Sack. Der „König Wilbelm" setzte sofort Boote aus und leistete nach Möglichkeit Hülse. Sech« Fischerboote auS Folkestone, die zufällig an der Unglückstelle waren, griffen schnell 72 Mann aus. „Preußen" setzte keineBoote auS.'nahm indessen die herbeigehrachten Mannschaften auf. Der Com- mandeur der englischen Küstenwache Richards leistete ebenfalls alle mögliche Hülse und beförderte auf Ansuchen des Contre Admirals Bätsch Depe schen an den Kaiser, die Admiralität und die Wiltwe eine- ertrunkenen EapitainS. Ein Schlepper hält die Nacht hindurch al» Leuchtschiff Wacht; heute Morgen sollen Taucher in da-Wrack hinabsteigen; dasselbe liegt 18 Faden (27 m.) lief. Die Admi- ratität befahl, daß in PortSmouth Docks zur Re paratur de« „König Wilhelm" bereit gehalten wer den sollen; letzterer wurde mit „Preußen" Nacht- 11 Uhr in Spithead erwartet. Der Menschenver lust wird noch aus 300 angegeben. London, 1. Juni. Da- deutsche Geschwader war um gi/. Uhr Morgen- ziemlich genau gegen über Sandgate Castle, die Schiffe in geringer Entfernung von einander. der „Kurfürst" vorn an der Landseite, de- Contre-Admirals Butsch Flaggen- schiff „König Wilhelm" in der Mitte, „Preußen" hinten seewärts fahrend, angelangt, al- eine nor wegische Barke von der Küste herkam. (Die Reihen folge stimmt nicht ganz mit der oben angegebenen.) Der Kurfürst drehte, wahrscheinlich um «nen Zu sammenstoß mit der Barke zu vermeiden, den Steuerbord, der „Wilhelm" den Portbord. Letzterer rannte, entweder aus Mißverständniß der Signale oder Fehler in der Berechnung der Geschwindigkeit oder auS einer sonstigen Ursacye, mit dem Widder gegen den „Kurfürst", der hinter dem Besanmast ge troffen wurde Ein Theil de, Takelage de- „Kur- fürst" fiel auf Deck, der „Wilhelm" verlor sein Bug spriet; der „Kursürst" hißte sofort die Nothflagge auf und versuchte anscheinend, noch a»f« Land zu lausen. Die Mannschaften warfen ihre Kleidungs stücke hastig ab. man versuchte, ein Boot herabzu- laffen, wa- aber wegen der hindernden Takelage mißlang; nach Andern kenterte da- Boot sofort. Die zusammengestoßenen Schiffe waren scbon nach einer Minute wieder au-einander; da- Wasser drang in Strömen in da» Lock do- „Kurfürsten" und löschte bald di« Feuer au». Liu« eigentliche Explo sion der Kessel fand nicht statt; da« Schiff legte sich rasch und so stark auf die Seite, daß^vom User auS deutlich gesehen wurde, wie die Mann schaften am äußeren Bollwerk emporkletterten und ük>er Bord sprangen; von den beiden andern Schiffen wurde sofort mit Booten und Rettungs booten thätige Hülse geleistet, wobei sie von sechs gerade auf dem Heimweg begriffenen, dicht au der Ünglücksstätte befindlichen solkeftoner Fischerbooten auf- Wirksamste unterstützt wurden. Der „Kurfürst" war inzwischen, kaum acht Minuten nach dem Zusammenstoß, in den Fluten versunken. Die Zahl der Geretteten (darunter etwa die Hälfte durch die Fischerboote), beträgt 23 Ossiciere und 160 Mann ; nach anderen Angaben 23 Offi- ciere und 232 Mann. Von Letzteren sollen nach träglich 22 gestorben sein. Der Eapitain (?) und der Rest der auf 500, von Anderen auf 600 ange gebenen Besatzung ertrank. Die Namen der ge retteten Ossiciere und Cadetten lauten mit Vor behalt : Gras MonlS, KrokisiuS, Junge, v. FrantziuS, Foß, Stubenrauch, Mever, Scbnar», Retzlaff, v. Bierbrauer, HüSler, AhrenS. Wagner, Haber mas-, Schnackenburg, Schnitze, Gassky, Schliebaei, Schmidt, Becker, v. Gahlen, Becker-, Schröder. Die Geretteten wurden auf den „Wilhelm" und „Preußen" gebracht. Mittlerweile waren verschiedene Dampfer der Südostbahn und Küstenwache herangekommen; dc, aber da- Rcttung-werk beendet, lehnte Aomiral Bätsch die angeborene Hülfe ab und bat nur den Küstenwachossicier um Beförderung von Tele grammen an den Kaiser Wilhelm, die deutsche Admiralität und die Gattin de- verunglückten EapitainS. Taucher beseitigten ein Segel um da« bedenklich leckende, von innen rasch mit Hänge matten gestopfte Bug deö „Wilhelm", worauf dieser nebst „Preußen" und einem der Doverer Dampfer um 2'/, Uhr Mittag- nach Portsmouth abfuhr, wohin ein Nachmittags in Folkestone ««getroffenes Telegramm deS deutschen Kaiser- nachgesandt wurde. Die Schiffe wurden um 1 Uhr heute früh in Spithead erwartet, ein Regierungsdampfer wurde als Leuchtschiff über dem in 14 bi- l6 Fad«, Wasser liegenden Wrack ausgestellt. Heute früh kam da- Avisoboot Falke an der Unglück-stelle an. Taucher werden wahrscheinlich schon heute nieder- aeheu. Leichen sind noch nicht gefunden; etwa 80 bi- 6V aufgefischte Mützen, ebensoviel Jacken uns eine Anzahl Notizbücher sind im Zollhaus von Folkestone niedcrgelcgt. Die aesammte Presse bespricht die Katastrophe mit tiefer Theilnahme und weist auf die offen kundigen Schwierigkeiten in der Steuerung schwerer Panzerschiffe hin. In der City sind schon Scbritte geschehen, um Sammlungen für die Hinterblievenen der Verunglückten und zur vorläufigen Unterstützung der Geretteten einzuleiten. Deutsche Kaufleute wollen den Lordmayor bitten, den Vorsitz eines Comit6 zu übernehmen, welche- Gaben in Empfang nehmen soll. London, 1. Juni. Im Unterhause gab gestern Abend aus eine vom Capltam Pim gestellte An frage der erste Lord der Admiralität, W H. Smith, folgende Erklärung ab: Ich bedaure sagen zu müssen, daß die Nachrichten, welche in den Zeitungen über den heute Morgen im Canal stattgehadten Untergang eine» schönen deutschen Schiffe» erscheinen, richtig sind. Das deutsche Panzergeschwader, bestehend au- den Schiffen „Preußen", „König Wilhelm" und „Großer Kurfürst", verließ Wilhelm-haven am Abend deS 29. d M, um sich nach dem Mittelmeer zu de geben E- wurde gemeldet, daß das Geschwader
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