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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-07
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1878
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0. ld-1/I 1« Orschciut t»glich früh 6'/, Uhr. Alt Mt» «ch «medttisa gsh-miil-afir 5t vMchßaade» der Ledattt»,: »armitta-« 10-ILUHr. Rachmittach» 4-4 Uhr. ,der sstr die nächst. stummer bestimmten ... «tz »achentagea dt« Nachm tttans, a» ««»- rstta»«krÄdis-/.SUHr. «r »tt '/^ Uhr. Tageblatt Anzeiger. Organ fir Politik, Socalgeschichtc, Handels- and GcschrstSvnkehr. Astflag« lL»SOch. std«»,n>k,w»rMchmü^4z,,mr, inet. Bttvaeckh»- Mb. durch die Post d«-ogr« « M. Jede muewe tzhnm»« 1L Pf. Bclegeremplar 14« Gebühren für tpttadmagcn »hnr PostbesdrbrreMo Zd Mt. MN PvstdcsörS«im»g 4L «r rnstrnte Laefp PetüzeUr »S Pz. Grshrrr Schnsten lau» »aserem Prr,«vrrze,chmst — LweSlaristder Satz «ach döbeeem L«ni tz«ta«e, «»er de» Uedacistacki» di« Spaltzrit« 4« Ps Inserat« st»d stets a» d. «exrdtN», zu senden. — Rabatt »in ML» gegeben. Zahlung praaou»«^«io o. 0. ^2 158. Freitag den 7. Juni 1878. 72. JahrgÜNA. Bekanntmachung. Li« Eleve de- erster» «»thS«Reff»rS mit dem jährlichen «ehnlte von ssvst und PenstonSbe- «chngun« soll al-bald mit einem nach Maßgabe der Verordnungen vom 30. Februar 1867 und 4. Juni 1574 »ur Urbernahme eine- selbstständigen RichteramteS oder zur Ausübung der Advocatur befähigten Zwisten besetzt werden und sind Gesuche um dieselbe unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse üngstenS -iS r»» 14. Juni h. I. bei un- einzureichen. Leipzig, den Ltz. Mai 1878. Ler «uth der Et«-t Leipzig. vr. Seorgi. Messerschmidt. Bekanntmachung. Die Lieferung von 88 Zeichentischen und den übrigen Gegenständen zur Ausstattung zweier Keichenstck soll mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern an den Mindestfordernden vergeben werden. Anschlag-, formulare und Bedingungen find auf der Schulexpedition zu erhalten, woselbst auch die Anerbieten v-tstagelt und mit der Aufschrift: „Zeichentische" versehen, bis 18. Juni d. I. Abends S Uhr ,inrureich«« find. Leipzig, den «. Juni 1878. Ler SchulauSschutz der Stahl Letprt«. vr. Panitz. Bekanntmachung. Die vom Unterzeichneten Rentamt« zur Submission ausgeschriebene ..Vanmatertalteu-Ltesernng", sowie die „Etrintzauer-, Maurer- und Zimmerarbeiten" zu den Neubante« der UntpersirSt an der Thal- und Stephanftraße hier find vergeben, wovon die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit in Kenntnis gesetzt werden. Leipzig, am 4. Juni 1878. Universitäts-Rentamt. Gras. Bekanntmachung. Nach den Messungen de- Herrn Geb. Ratb Prof. vr. Kolbe betrug die Leuchtkraft de» städtischen Leucht- »se- im Monat Mai durchschnittlich da- I4fache von der Leuchtkraft der Normalwachskerze bei nahezu <z, specisischem Gewicht. Leivrig, den 6. Juni 1878. Le» Rath» Keputatt«n zur Gasanstalt. , 0. 5 6. kr I». >/. u. 0. 5 l« u. k 0 8. t>. 5 «. 0 0. >« u. 6. ir/. u. 8. 5 i» v 0. 8. i>..6.p1/17i >00. lo.O.p I aTI >00. m.O.pl/17 !0 8. ' »0 6. >0 8. >0 8. 15 8. 10 6. 8. 15 t« 15 0. 15 6. 50 8. 50 8. 25 8. l'. 10 8. 10 8. 25 8. 40 6. b« 60 g. 50 1>. 358. u> .6.M7I 25 ?. iw.c.«, ?. Ir-i/i' 00 8. 25 6. 8. >50 6. 6. 8. ,75 8. 4 8. 1.50 0. 6.50 8. 0 0. 7.50 k. 3 ?. 2I5 8. 8 8. 0 6. 5.75 6. S I». 0 k. r.8t.7tt.8 4.50 0. 1.35 8. >12b 8. 2 0. 5.75 k >0 0. l2,75 «. « <i. N) 8. X) 8. Lin Ausruf zur Gründung von Mhrirnsvereineu. ' Unter dem Titel: „Was ist zu thun?" kommt au- SUddeutschland ein Ausruf zur Grün dung von Wilhelm-Vereinen, den wir mit freu digster Zustimmung veröffentlichen, indem wir daran die Aufforderung knüpfen, rasch zur That » schreiten. Da- Haupt der deutschen Natron leidet noch schmerzlich an den Wunden von ruch loser Frevlerhand. Wer auch nur einen Funken wn vaterländischer Gesinnung hat. fühlt sich wie sckbst verwundet und vor andern Nationen an der »ätschen Ehre gekränkt. Auf den Lippen von Millionen schwebt die bange Frage: „WaS ist zu chm?" und Hunderttausend« antworten: „ES mrß etwa- geschehen!" Nun wohlan, deutsche- gelk, fasse einen Entschluß au- deinem ureigenen Seist und Herzen! — Auf dem Marktplatz zu Wremen, aus dem Wilhelm-platz zu Posen und an ielen anderen Orten haben am Morgen nach der revelthat viele Tausende von Deutschen unter dem läute der Glocken „Eine feste Burg ist unser tt" und „Nom druckt Alle Gott" gesungen und tt für die abermalige glücklich« Errettung Unsere- tschen Kaiser- gedankt; aber die Gebete, die in sen ereignißschweren Wochen in allen deutschen uen zum Himmel steigen, müssen zu Entschlüssen >d die Entschlüsse zu Thaten werden. — Wir Sssen un- nicht bloS einmal, sondern oft emmelu und vereinigen zur Arbeit für ae- '"e Zick, in denen sich alle Ordnung-Parteien ^uld reichen können. ES gilt, die jammervolle itterung der Kräfte und oieseß Sich-Besehden politischen Parteien um untergeordneter Drnae "7 wenigsten- so lange zu überwinden, als höllische Feuer de- Umsturzes aller Ei genschaften der Eultur unter unseren Füßen mit. Es ist rin glücklicher Gedanke, alle Ord- g-parteien unter dem Banner deS Namens eres allverehrten Kaisers zur vaterländischen rbeil zusammenzurufen. Alle Parteien, mögen sich konservativ, nationalliberal oder fortschritt nennen, können sich einem Wilhelm-verein au ßen, dessen Mitglieder durch einen Zug des /ns, durch den Gedanken an die rein mensch- . sittliche, öffentliche Bedeutung de- Hauptes Nation zusammengehalten werden, um für die a allen gemeinsamen Ziele der StaatSerhaltung d Eulturförderung, der BolkSerziehung und ge- iunütziaen soeialen Hülfeleistung nicht bloS von t zu Zeit zu sprechen, sondern wirNich opfer- illig zu arbeiten. Während unser Kaiser von den Hüden unsere- Volksleben- heimgesvcht wird, unsere Nation ihre eigene politische und Gefmchtzeit retten! Der erwähnte Aufruf lautet: „»«» ist zu thuu l Die grauenvolle Kunde von einem »weiten Mord- "lag auf da- geweihte Haupt de- greisen erhersteUer- und Schirmherrn Deutschlands Jeden, der nur einen Funken nationalen Ge- sthl- im sich hat, nicht bloS mit tiefster Trauer, auch mit brennender Scham erfüllen. Wohin r< gekommen, daß eine solche, da- Entsetzen der l Menschheit wachrufende Unthat eine fort- de Kraft unter uns üben konnte? Und mal war der verruchte Mörder kein Verwahr er, Verkommener, in Schande und Unwissenheit gewachsener, sondern ein den gebildeten Elasten Höriger! Noch ist im Augenblick, wo wir den, nicht sicher erkennbar, welche Triebfedern Unseligen geleitet haben, ob es Feindschaft i den Staat überhaupt oder das Wulhgist socialdemokratischen Lehren gewesen ist, das dis diesem Aeußersten seinen Geist verwirrt und GemÜth verwüstet hat. Aber wundern sollte un- nicht, wenn jetzt die Fluth der öffentlichen "üstuna alle gegen die Verhängung von Aus- nnaßregeln bisher gehegten Gedanken hinweg- »nd die Nation sogar forderte, waS Vertreter soeben noch verweigert haben, di« moralische Mitverantwortlichkeit der hvrendenAnfrerzungen dersocialvemokratischen tivu schon bei der ersten Frevelthat konnte in kein Verständiger in Zweifel sein. ES nicht- al- eine freche Unwahrheit, wie der „Vorwärts", in dem bekannten cyniscben Artikel, worin er ferne Partei von solcher Mitschuld weiß zubrennen suchte (in der Nummer vom 17. Mai) u. A. behauptete, sie habe „bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen, wie durch Putschversuche, Ver- schwörereien, Attentate und dergleichen Narren possen nur unseren Feinden in die Hände gear beitet werde." Nur allein in Most's Proletarier- ffederbuch wird der Köniasmorb an drei Stellen besungen. Doch wozu Belege für Dinge, die notorisch sind? Ändeß, ob nun wirklich Prohibitivmaßregeln über die Socialdemokratie verhängt, ober nur die bestehenden Strafgesetze verschärft werden mögen, oder waS sonst immer der Staat in dieser Rich tung Vorkehren möge: daS Eine steht für unS nach wie vor unerschütterlich fest, daß mit alledem keine durchschlagende Wirkung erzielt, nur eine Reihe von Symptomen, aber nicht das Wahre deS UebelS getroffen, ja unter Umständen sogar mehr geschadet als gewonnen würde. Wer wollte befürworten, daß die friedliche, maßvolle, in den Schranken de« Ge setzes treu sich haltende DiScusstou über die Frage der Berechtigung unserer heutiacn Gcsellschu-stüord- nrmg, oder die m gleiche« Geiste betriebene Propa ganda für sociale Utopien durch Polizei und Straf gesetze au- der Welt geschasst werde? Es handelt sich vielmehr ausschließlich um die Methode der socialdemokratischen Agitation, die eine durchaus revolutionqire und mit rasfinirter Bosheit darauf berechnet ist, die Köpfe und Herzen ihrer Anhänger so stark mit leidenschaftlicher Erbitterung und Verachtung gegen die bestehenden Zustände, Insti tutionen und Autoritäten zu erfüllen, daß diese comprimirte Masse irgend einmal explodiren m u ß. Aber ersten- kann von einer so radicalen Anwen dung der Gewalt, wie sie früher geübt wurde, heute keine Rede mehr sein, und sodann ijt, wie immer und immer wieder erinnert werden muß, diese Krankheit gerade in dem, was ihre gefährliche und bösartige Seite auSmacht, un- mit Nichten bloS von außen angeflogen, sondern wesentlich mit ein Erzeugniß gewisser übler Dispositionen deS Ge- sammtlebenS der Nation. Bor Allein ohne den bei der Mehrheit unserer erwerbenden Elasten Har schenden Materialismus würde sie nimmermehr zu solcher Au-dehnung und Intensität gediehen sein. Also nur von geistig-sittlichen Heilmitteln ist gründ liche Hülfe zu erwarten. Doch was nützt es, Die« abermals und abermals zu sagen? Wie denn soll diese Hülse wirksam werden ? ist irgend begründete Aussicht, daß unsere besitzenden und gebildeten Elasten sich von dem Faulbett ihrer stumpfen Gleichgültigkeit erheben, um für die Ehre und Zu kunft unsere- Volkes und Lande« ernstlich und nach haltig mit der Thal einzutreten? Gerade au« dieser letzten schrecklichen Erfahrung aber, wir wagen eS zu hoffen, kann der Segen mannhafter Entschlüsse erblühen. Zum wirksamen Handeln bedarf e- vor allen Dingen der Bereinigung und Organisation. Der Vereine giebt es schon reichlich genug; doch sie alle haben theil- nur parti kulare Zwecke, theil-, wenn auch nicht ihrem Pro gramm, doch ihren Ursprüngen und ihrem bisheri gen Werdegang nach nur für bestimmte Kreise und Richtungen Anziehungskraft. Eben darauf aber kommt eS in erster Linie an, diese lähmende Zersplitterung zu überwinden, die Leute zu einem Zusammenwirken für gewisse Hauptziele ru bringen, auch wenn im Uebrigen ihre politischen, reli giösen u. s. w. Ansichten auseinandergehen — sofern diese Differenzen nur keine funda mentalen sind. Die altgewohnte Intoleranz, Ver dächtigung-- und BerketzerungSsuchl hüben wie drüben müßte dabei gänzlich verbannt werden Kurz, wäre eS nicht an der Zeit, einen alle guten Kräfte der Nation umfassenden deutschen Vaterlandsverein — vielleicht könnte man ihn, unserm schwergekränkten Kaiser zu Ehren, kurzweg Wilhelm-verein nennen — zu gründen, dessen Aufgabe c- sein würde, die Arbeit an jener mora lischen Heilung und Wiederherstellung im großen Stile »n die Hand »u nehmen? Sollte man fragen, durch welche concreten Mittel und Wege denn diese- Ziel erreicht werden soll, so wüßten wir deren eine große Menge nam- Haft zu machen; e- würde jedoch für die-mal zu weit führen, in- Detail einzugehen. Sollte der Vorschlag überhaupt Anklang finden, so werben wir und andere Gleichdenkende gern »u näheren Ausführungen bereit sein. Ohne Thatrraft, ohne Anstrengung, ohne Opfer geht es freilich in keinem Falle; nickt blo- zu materiellen, auch zu persön lichen Leistungen müßten sich die Mitglieder eine- solchen Vereins — Jeder nach dem Maße seiner Gaben und Kräfte — verpflichten. Und zu seiuen Aufgaben müßte unter Andern, auch da- Ein wirken aus bessere Selbstzucht in unseren eigenen Reihen gehören. Genug indessen, wer wünschte nickt heute, ange- sickt- der immer qehäusteren und in immer schreck hafteren Zügen auftretenden Zeichen moralischer Verwilderung in unserm Volke, mit Donnerstimme reden zu können, um die Schläfer aufzuscheuchen, und mit Engelszungen, um sie für die volle und thätige Erkenntniß ihrer vaterländischen Pflicht zu gewinnen? Möge der erschütternde Eindruck diese- letzten und unheilvollsten AusblitzenS an der gähnenden Tiefe nicht abermals im Winde verwehen." Das Attentat. Die „Prov.-Corr." theilt al» die Ergebnisse de- Verhörs Folgende- mit: Im Verhör hat der Verbrecher die That nicht nur wiederholt ein- aestanden, sondern auck, daß er den Entschluß, da- Oberhaupt des Staates zu tödten, schon seit acht Tagen gefaßt. Er habe zu diesem Zweck die beiden Läuse de- Gewehrs schon am Freitag (31. Mai) m,t Schrot geladen und am Sonntag aus Se. Majestät abgeschossen. Er habe Schrot gewählt, weit er geglaubt, damit besser zu treffen. Seine Absicht habe er mehreren Bekannten vorgetragen, die dieselbe gebilligt. Er wolle diese Bekannten nicht schonen, könne sie aber nicht nennen. Er habe seit Weihnachten socialdemokratische Ver sammlungen in Berlin besucht. Die Grundsätze der Demokraten hätten ihm gefallen, darum habe er ihre Versammlungen besucht. — Nachdem die Vernehmung abgebrochen worden, hatte auch ein noch an dem Abend (des 2. Juni) angestellter Ver such, den Verbrecher zu weiteren Angaben dadurch zu bewegen, daß seine Mutter zu »hm geführt wurde, kein Resultat. — Die Untersuchung erleidet, waS die Vernehmung de- Verbrecher- selbst betrifft, durch den Zustand desselben bi- jetzt keine Unter brechung. Aber nach anderen Seiten werden die Nachforschungen unermüdlich fortgesetzt und ge währen reichhaltige Anhaltepuncte, die auf ver brecherische Verbindungen deuten. Die von der „Post" mitgetheilte Nachricht, daß am DienStag Nachmittag an dem Verbrecher Nobiling eine Operation vollzogen sei, bestä tigt sich nicht. Der Zustand de« Nobilu^g macht zur Zeit eine Operation unmöglich. Nobiling liegt noch immer in demselben Zimmer, wohin er am Sonntag gebracht wurde, bewußtlos da DaS Befinden de- am 2. Juni verwundeten Hotelbesitzer- Holtfeuer ist nach A»Sspruch der behandelnden Aerzte ei« befriedigende». Er ver langte, dem „Tagebt." zufolge, von dem in sein Zimmer gerufenen Portier, er möge ihm die Kugel, vre ihm da- Kinn zerschmettert habe, bringen. Dem Wunsche konnte nicht Folge gegeben werden, da sich da- Projektil al- eorpus ckelicti am Mol kenmarkt befindet. Se. Majestät der Kaiser, der sich am Montag vier Mal, am Dienstag zwei Mal nach dem Befinden de- Herrn Holtfeuer erkundigen ließ, sandte demselben, nachdem er erfahren, daß es dem Hotelier gut geh«, die Botschaft, daß auch er der Kaiser) hoffe, durchzukommen. Die Z»hl derjenigen Personen, die in Berlin wegen Majestätsbeleidigungen und unehrerbietiger Aeußerungen verhaftet worden find, beläuft sich be reit- aus fiebenunddreißig — Wie von einem Ohren zeugen mitgetheilt wird, äußerte ein Arbeiter Unter den Linden am Montag Abend, al- der Kron prinz vorüberfuhr: „Der kommt morgen dran!" Der freche Patron wurde sofort verhaftet. — Aehnliche Excesse lverden leider au- allen Theilen Deutschland- gemeldet. Da- Kreisgericht zu Spandau hat am DienStag den neunzehnjäh rigen Eommi- Gustav Erohne au- Berlin, welcher am Sonntag Nackmiltag in einem öffentlichen Locale SpandauS sein Bedauern Uber da- Miß lingen de- Nobilina'schcu Attentats au-sprach, zu 2V, Jahren Gefängniß verurtheilt. — Aus Schneidcmühl, 3. Juni, wird gemeldet: Heute gegen Abend wurde ein hiesiger Korbmacher geselle (Socialdemokrat) verhaftet, weil derselbe in einem öffentlichen Locale in Bezug auf das Attentat mißliebige Aeußerungen gegen den Kaiser gethan hatte. — AuS Krojanke 3. Juni: LIS gestern nach dem Bekanntwcrden de- Attentats auf unfern Kaiser in einem öffentlichen Locale davon gesprochen wurde, hatte ein hiesiger Schneider die Frechheit, seine Freude darüber laut werden zu lassen und rohe Aeußerungen hinzuzufügen. Der Bür germeister ließ den Anaeschuldigten verhaften und ihn sofort dem königlichen KrnS-Gerichte zu Klatow zusühren. — Grätz. 3 t Mai. In einem hiesigen Brau hause äußerte ein Arbeiter: „Hödel ist ein dummer Kerl; ich würde den Kaiser schon getroffen haben." Diese Aeußerung wurde der Staatsanwaltschaft angezeigt und in Folge dessen der Mensch festge nommen. — Kreuznach, 3. Juni. Heute wurde ein hier wohnender Eursremder, ein junger Holländer, in Haft gebracht, weil er gesagt hatte: Schade, daß der Kaiser nicht getroffen ist- — Granden». 3. Juni. Gestern wurde in einem Schanklocale in der Casernenstraße ein Kanonier verhaftet, welcher einem GerichtSexecutor gegenüber bedenkliche Aeußerungen gemacht hatte. Der Maurer JaminSki hatte in einem Locale in der Herrcnstraße gestern Abend ähnliche Redens arten gemacht, denen er eine andere, scherzhafte Wendung zu geben suchte, als man ihn dafür verantwortlich machte. Er ist verhaftet und die Sache der Staatsanwaltschaft übergeben. End lich ist der HauSknecht aus einem hiesigen Hotel sestgenommen, welchem ebenfalls eine derartige Aeußerung über da- Attentat zur Last gelegt wiro. — Königsberg, 3. Juni. Heute Mittag wurde der Agent Sch. wegen Majestätsbeleidigung, weil derselbe unchrbietige Aeußerungen über da« letzte schändliche Attentat aus den Kaiser öffentlich au-gc- stoßen hat, in polizeilichen Gewahrsam genommen. — Esten, 3. Juni. Gestern, kurze Zeit nach dem Bekanntwerden de- Attentat- aus Se. Mai. den Kaiser, mußte hier ein Mann wegen grober Maje- stätSbcleidlgung hinter Schloß und Riegel gebracht werden. — Ein anderer Mensch soll geäußert haben: Wenn der ... schießt, dann kann ich'- auch. Hierbei zog er einen Revolver hervor und drückte ihn aus eine andere Person ab. Glücklicherweise versagte der Schuß. Da- Individuum wurde festgenommen. — Brelefeld, 3. Juni: Auf der Bictoriastraße spielte sich gestern Abend ein sehr erregter Vorfall ab. Ein junger Mensch, wie die Polizei mittheilt der Klempnergeselle Albert Stellbrink, aus Minden gebürtig, ließ dort ganr laut in Bezug aus das Attentat die Aeußerung fallen: „Schade, daß er nicht todt ist." Mehrere Passanten, welche die Worte hörten, bemächtigten sich de- Kerl- sofort, und in wenigen Augenblicken war ein großer Menschenschwarm um ihn versammelt, der, nack- dem er au« freier Hand ein wenig Justiz geübt, denselben zur Polizeiwache brachte. Die Untersuchung gegen Stellbrink ist bereit- cin- geleitet. — Barmen, 4. Juni: Als heute Morgen gegen lv Uhr ein Pferdeeisenbahn wagen die DörnerdrÜcke pasfirte, hatte ein in dem selben befindlicher Mensch die Frechheit, aus unseren Kaiser zu schimpfen. Die anderen Insassen de- Wagen- ließen sofort ballen, warfen den Strolch aus dem Wagen, prügelten ihn furchtbar durch und entließen ihn bann mit dem Bemerken: „So, Social demokrat, jetzt wirst Du Dein freche- Maul wohl halten." — Wegen MaieftätSbeleidiaung mußte gestern Morgen ein Arbeiter verhaftet wer den. — Solingen, 3. Juni: Ei« hiesiger Lehrer der Bürgerschule, welcher sich gestern Abend in einer hiesigen Wirtbschaft unehrerbietige Neuße- rungen gegen Se. Majestät den Kaiser erlaubte, wurde seilen- der Zuhörer an die Lust spedirt und konnte nachher nur mit großer Mühe der Bolk-wuth entzogen werden. Vorläufig, b»s zur Erledigung der gegen ihn anhängig gemachten Klage, ist derselbe seiner Functionen enthoben. — Kassel: In hiesiger Stadt mußten leider bereits mehrere Personen verhaftet werden, welche sick au- Anlaß der Nachrichten Über da- Attentat zu Majestätsbrleidigungen verstiegen haben.
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