Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-14
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. AG««», »»» T»bamii«Haffe U. D»lchß>,»„ »« »e»«e<te,: «Etttag» 10-12 ühr. K»ch»ittag« 4—« Uhr. »er für die «ächft- R»«mer tzesttm«teu « »s«hnrta,n» »1s ttzr »«chMtta-s. a» Ssm». «» FefttLgeu früh »i«'/.» U»r. >» »«, Bll-Ini stk Z,ß-L«»»tz»«: v«, »le««. tdnversttättstr. 22. »««»« »»iche. »atharmeoftr. 1S. P. «kr »ts '/-r ll»r. UriW-rr.ÄiaeblaN 1«S. OWU für Politik, Socchkschichtr, Handels- und Geschästsverkchr. Freitag den 14. Juni 1878. A«f l«ge IL^EE. vtertrlt- 4»/,Vtt, wct. ibrulgertoh» 4 Mi.. v«rch di« Post bezog« tz VN. ged« einzeln« Nummer t» Pf. veke-exmiplar 1» V. »edildrm fstr ExiradeLg« »st« Postdtwrderimg SL^Vtt. mir PostbeArbeömg 4L AN Zistnttt Lgeft» Petttzeil« 21 As. Großer« Schriften laut mAercm Preismvichnst.—r»d«L«,)chei Sa- nach h»h«e» Ta«f Aectaox» „Irr »e« Ledat1i»„tM di« Spaltzetl« «0 «. Inserate find pä» an d. G»e»N,o, »u senden. — Rabatt »M mckst gegeben Zahlaagp»«»«»».-.^ »der durch Postvorfchuß. 72. Jahrgang. Im Anschluß an die von dem betreffenden Somit« veröffentlichte Bitte a« Bettr««e für »te Hi»ter- tztteiemtn »er auf »e« Paujerfchtff „Äratzer Kurfürst" LeruuAlückte« erklären wir uns gern bereu, Beiträge m unserer «tiftUNgSduchhalterei («attztzaus I. Eta,es entgegenzunehmen. Leipzig, den I». Juni 1878. Der «ath »er Etatzt LetHtt,. vr. Tröndlin. Mefferschmidt Bekanntmachung. Die Lieferung von 88 Pulten. 100 Echriinken und anderem rchul«a»tltar soll mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern an den Mindeftsordernden vergeben werden. Anschlagsformulare und Be dingungen sind auf der Schulexpedition zu erhalten. Die Gebote sind bis zum 80. Juni d. I. AdendS 8 Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Pulte" versehen, auf der Schulexpedition einzureichen. Leipzig, den 13. Juni 1878. Die «au»r»utatton »es «ath«. Leipzig, 13. Juni. So ist denn nunmehr der alte Reichstag aufgelöst und mit der Ausschreibung der Neu wahlen auf DienStag den 30. Juli der Wahl kampf eröffnet. Die verschiedenen Parteien werden nicht zögern dürfen, Stellung zu nehmen, sich offen über die zur DiScussion stehenden Hauptfragen au-zusprechen, sich über ihre Candidaten schlüssig zu machen und in die Agitation für dieselben ein- zutretcn. WaS unS betrifft, so haben wir die Stellung bereit- markirt, die unsere Partei im Wahlkampfe einzunehmen haben wird. Diese Stel lung ist für unS eine sehr einfache; eS ist die alte, in so vielen Wahlkämpfen bewährte. In allen Fragen der nationalen Politik und Gesetzgebung bleiben wir die Allen, getreu unseren deutschen, gemäßigt liberalen, auf realen Verhältnissen fußenden und «ach Möglichkeit mit der Regierung zusammenstim menden Üeberzeugung. Auch der Socialdemokratie gegenüber gilt cS für unS nur, unsere seitherigen fHrsinnungen zu bewähren, aber — der veränder ten Lage, der gesteigerten Gefahr entsprechend — noch schärfer, noch entschiedener, noch wirksamer »IS bisher. Als oberster Satz steht diesmal aus unserer Fahne die Losung: „Hinaus mit den Socialdemokralen!", und da wir hoffen und »erau-sehen, daß Die- jetzt auch die Meinung »Her übrigen OrdnungSparteien ist, so wird eS, denken wir, nicht schwer fallen, in den am meisten bedrohten Wahlkreisen eine ehrliche Verständi gung über gemeinsame antisocialrstische Candidaten herlmzuführen. Unsere Freunde werden sicher weder den Conservativen, noch den FortschrittS- leuten Schwierigkeiten machen, wo diese die aner kannte Führung im Wahlkreise haben. In Berlin z. B. werden die Nationalliberalen ohne Weitere- dem Fortschritt secundiren, und so wirb eS hoffent lich gelingen, den Schandfleck auSzumcrzen, der von den letzten ReichStaaSwahlen in Berlin hcr- rührt. Aber gleiche Dienste erwarten wir unserer seits auch von den anderen Parteien in Wahl kreisen, in denen wir seither den Vortritt gehabt baden. In unserer sächsischen Hauptstadt haben I sich bei der letzten Wahl die Nationalliberalen zur Führung ausgeschwungen, ebenso im Wahlkreise Glauchau-Meerane; ob die anderen Ordnungspar- leien loyal und selbstlos genug sein werden, sich dieser Thatsache zu beugen, oder ob um des Friedens willen die Aufstellung von Compromiß- candidaten nothwendig sein wird, da- vermögen mir hier und im Augenblicke nicht zu entscheiden. Sicher ist unS nur, daß so oder so eine Einigung zu Stanke kommen muß und daß unS sowohl in deu genannten, alS in den übrigen sächsischen Wahlkreisen, die bisher Socialisten in den Reichstag geschickt haben, schließlich jeder Candidat paffen wirb, wenn er nur nicht zur Commune schwört. Verden diese Gesinnungen überall getheilt, so kann e< gar nicht fehlen, daß die Vertretung der deutschen Ration ganz oder biS auf verschwindende Reste von dieser Schwefelbande gereinigt wird. Im Uebrigen aber, in allen Wahlkreisen, in denen wir mit nicht sorialistischen Gegnern zu ringen haben, bleiben wir am besten unseren bisherigen Ver tretern tren, ihnen, die unser Vertrauen seit Jahren besessen und gerechtfertigt herben, von denen »ir sicher find, daß sie der Regierung die Mittel z»r Niederwerfung »er SoeiachpWbrptte gewähren, zugleich aber etwaigen Rtickfirist««Hen and reacti»- vairrn Getüßch» in allen übrigea'Lhtgen entgegen« treten werdchl» Sollten derartig« Gedüste, »k sich j M überall bireit wachen, sich wirklich auch in höhere Regionen verdrängen, sollte man mei- »NI. daß die Heil gekommen sei, am di« freiheit lichen Grundlagen de- deutschen Reiche- za rer- iierrn und frtzdale Mumien wiÄer ru künstlichem Scheinleben zürückzurusen — so wird «» doppelt »ölhia sein, dte wahre Meinung de- Bürgerttzums »»«zusprechen und, getreu den bisherigen Ueber« I jnigungkn, die bisherigen Vertreter wiederzuwählen, ku Regierung wird den Au-spruch de« Volke« »Mithmen und zu achten wissen; wie wir wählen, sh werden wir regiert werden. Tazer-eschichtliche Lebersicht. Setpst«, IS. Juni. . Ueber da« Befinden de« Kaiser- meldet da- «lletm vo« 12. Juni, S Uhr 30 Min. AbenkS: -baue Majestät der Kaiser haben auch heute bi« Bekanntmachung. Läng- der Grundstücke der neuen Schulen an der Arndt- und Moltkestraß«. sowie den Straßen st. und ». de- südlichen Bebauung-plane- soll da- Mosaikpflaster der Fußwege hergeftellt und an einen Unternehmer m Lccord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamte, Rathhau- II. Etage Zimmer Nr. 1 au< und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ausschrfft: „Masatk-Pflasterung an »er VI. Bürger- und VI. Vetirks-Schnte" versehen ebendahin und zwar »iS zu« SS. Juni ». I. Rach«ttta«s L Ubr einzureichen. Leipzig, am ll. Juni 1878. Der «ath »er Stabt Leipzig vr. Georgs Silffch, Res. zum Umschläge der Witterung bei geöffneter Balcon- thür im Lehnstuhl zugebracht und den wohlthuen- dcn Einfluß der frischen Luft Allerhöchstsctbst hervorgehoben, vr. v. Lauer, vr. v. Langenbeck. Vr. WilmS." Ein Telegramm vom l3. Juni meldet: Se. Majestät der Kaiser haben vergangene Nacht ruhig geschlafen. Die Genesung de- Kaiser- ist, wie die „Prov.- Corr." resumirl, im Laufe der verflossenen Woche in erfreulichster Welse stetig fortgeschritten. Nach dem die Kopfwunden und die Verletzungen an den Armen und am Rücken größtentheils bereits am 5. Juni in der Heilung begriffen waren, blieb zunächst nur die Anschwellung am rechten Vorder arm unverändert, und es trat vorübergehend eure erhöhte Wärme in demselben em. Schon am 7. Juni aber lautete die ärztliche Meldung oahm, daß in dem verletzten Arme weder Schmerz noch Hitze mehr aufgetreten sei und daß eine erfreu liche Abschwellung begonnen habe. In ken nächsten Tagen konnte die Abwesenheit alles Fieber- und da- Kortschreiten der Abschwellung deS Armcö ge meldet werden. In Folge ungestörter Ruhe und guten Schlafe- in den Nachten stellte sich eine zu nehmende Besserung m dem Gesammtbesinden und nach und nach eine freie'e Beweglichkeit des Körper« em. Seit dem 9. d. war auch eme Zunahme »m Appetit wahrnehmbar. Der yohe Kranke durste an diesem Tage schon einige Stunden außerhalb des Bettes sitzend »»bringen und fühlte sich dadurch merklich erfrischt. Am 10. d. zeigten sich nach emer sehr ruhigen Nacht die Kräfte deS Kaisers sichtbar gehoben. Se. Majestät halte nach gewechseltem Verbände daS Lager im Bett mit dem Sitze im Lehnstuhl vertauscht und konnte gegen acht Stunden so zubringen, wodurch da- Krästegesüyt des hohen Patienten wesentlich gehoben wurde. Auch der Appetit war reger geworden. Am ll. konnte der Kaiser bereit- einen großen Theil deS Tages bei geöffnetem Fenster im Lehnstuhl sitzend zubringen und sich am Genüsse der frischen Lust erquicken. So ist denn die Zuversicht aus die weitere glückliche Wiederherstellung und neue Kräf tigung de» hohen, allverehrten Kranken vollauf be gründet. Es »st anzunehmcn, daß derselbe sobald wie möglich weitere Erfrffchung in ländlichem Aufenthalt suchen werde; doch ist über Zeit und Ort eine feste Bestimmung noch nicht getroffen. Man schreibt der „Köln. Ztg." aus Berlin, ll. Juni: So erquickend die letzten Bulletin- über daS Befinden deS Kaisers waren, so wenig darf man sich verhehlen, daß bis zur vollständigen Ge nesung de- hohen Herrn noch eine lange Zeit hm- gehen dürfte. Die Uebersiedlung nach Badelsbcrg, wenn sie überhaupt erfolgt, steht noch nicht in so naher Aussicht. Nach zuverlässigen Millhellungen ist der Kaiser doch noch tief ergriffen. Alle Per sonen, die ihn sahen, sprechen jetzt in Thränen von semem veränderten Aussehen: da« Gesicht ist wachs bleich. Der Kaffer hat so viel Blut verloren, mehr noch als zwei starke Aderlässe ihm hätten nehmen können, und da« ersetzt sich in seinem Aller schwer und langsam. Dem allgemeinen Schwäche- gesühle entspricht auch der müde Klang der Stimme, die aber nur die zartesten Rücksichten gegen die Umgebung kuud giebt, keinen Ton R» Klage, der Ungeduld oder des Verzagen«. Weit zwei Laßen hat der Kaiser den Ort seine« Aufenthalt« geändert «nd da« bdtmeBortragsz,innrer verlassen, um «ehr frische Last za haben. Man hat zu diese« Zwecke ein Etablrffement von Gewächse« gemilcht, Pie den Ort, wo er liegt, nach ck»ßen voükvmmen abschließen und da« Zuströme« von frischer Lust ermöglichen. Be» der Uebeisührung aas den Lehnstuhl machte sich daS Fehlen eine« Schlasrocke« in drffem Zustand« sehr fühlbar. Der Kaiser hat nie ein derartige« Kleibung«stück be sessen u»b so mußte denn eine «aatelartrge Tunica von weichem Wollenstofsr schnell angeferligt »er den. Am gestrigen Tage war sein neunündvier- zigster Lochzeit-lag. Die Kaiserin, welche in Folge der Aufregungen der letzten Woche zwe» Tage da« Bett hüten mußte, hatte sich in so weit wieder erholt, daß sie an diesem Tage wieder um den Gemahl sein konnte. Sie überraschte iha mit mehre ren Geschenken, an denen er seine innige Freude äußerte. Wie immer, so tst er für die kleinste Auf merksamkeit dankbar und durch Würdigung erkenn tlicy. Wenn auch da« Blut au« seinen Zügen gewichen ist, daS milde, freundliche Kaiserlächeln ist geblieben. Auch sein Interesse für die staatlichen Vorgänge und die Aufgaben, welche seine Thätigkeit inimer wach hielten, hat sich erfreulicher Welse gehoben und der Geist lebt frisch in der Hülle, die — so Gott will — sich in voriger Kraft wieder ermannen wird. Aber die Wünsche stiegen schnell, und so groß das Bangen am Anfang vergangener Wocüe war, so doch stieg auch am Ende derselben daö Hoffen; vielleicht über die Möglichkeit hinaus, wenigsten-, was die Dauer der ReconvaleScenz anbelrifft. Die kräftige Natur des Kaiser- und die Kunst und Sorgfalt der Aerzte haben ja schon sehr viel gethan, aber als vollständig genesen wird der Kaiser nur dann betrachtet werden können, wenn die Sorge bezüglich der Rehposten oder deS Schrvtkorns in der Wunde am rechten Arme ge hoben sein wird. Die „Krcuzzeitung" schreibt: „Der Kaiser hat, wie auch die Bulletin- meldeten, seit den letzten Tagen erfreulicher Weise sein Schmerzenslager mit einem Lehnstuhl vertauscht, auch da- bisherige Krankenzimmer verlassen. In der Bibliothek hat man einen Raun, geschaffen, zu welchem der Zu tritt frischer Lust in höherem Grade möglich tst, als daS in dem blauen VortragSzimmer der Fall war In diesem Raume hat man die Blumen und Früchte au^estellt, wetche Treue, Liebe und Anhänglichkeit in diesen Tagen den, Monarchen spen deten. Erst gestern noch tra eine Sendung auS Pari- nn. welche die herrlichsten frischen Früchte enthielt: Melonen, Trauben, Pfirsiche, Aprikosen. Se. Maj. erfreute sich daran, als die badischen Enkelkinder dem kaiserlichen Großvater da- Kistchen überdrach- ten. Der Appetit de- Kaisers hat sich gehoben; Se. Majestät genießt abwechselnd starken The«, Ei, Fleischthee, Bouillon, Huhn, Spargel, aber die Kräfte kehren doch nicht so schnell zurück wie in eurem jüngeren Körper, und eS dürste wohl noch eine gcwiffe Zeit hingehen, ehe an irgend welche Ueberliedelung getacht werden kann." Zur „Stellvertretung de- Kaiser- durch den Kronprinzen" schreibt die halbamtliche „Pro».« Correspondenz": „Die Stellvertretung Sr. Maieftät des Kaiser- und König- für die Zeit seiner Behinderung ist in der selben Weise georvnet, wie es im Oktober 1857 zur Vertretung deS erkrankten Königs Friedrich Wilhelm I V. durch den damaligen Thronfolger, den Prinzen von Preußen, unseren jetzigen Kaiser und König, geschah. Zur Einsetzung einer Regentschaft, wie sie im Ar tikel 58 für den Fall dauernder Verhinderung de« Träger- der Krone vorgesehen ist, lag indem Zustand« deS Kaisers, welcher von vorn herein die Hoffnung auf Wiederherstellung gewährte, kein Anlaß vor,—wohl aber zur Anordnung einer vollen Stellvertretung in der oberen Leitung der RegierungSgeschäite in Preußen und im Reiche, einerseits um dem Kaiser die zur Genesung erforderliche äußere und innere Ruhe in vollem Maße »u gewähren, andererseits um unter den vielfach erhöhten Angaben und Anforderungen dieser Zett die Leitung und den Gang der Regie rung auch nicht einen Lugenblick in Unsicherheit ge- rathen zu lasten. Die Ursachen und Umstände selbst, unter welchen die Behinderung Sr. Ma,estät eingetreten »ft, er fordern mehr als je ein feste- und sichere- Regiment im Innern, und gleichzeitig stehen in der Hauptstadt des deutschen Reiche« Berathungen und Entschei dungen der allerwrchtigtten Art für den europäischen Frieden bevor, bei welchen, abgesehen von der Be deutung der sachlichen Aufgabe, welch« der deutschen Regierung dabei zufällt, daS deutsche Kaiserthum nicht ohne unmittelbare persönliche vertreiung den ver sammelten ersten Staatsmännern aller Großftaaten gegenüber bleiben konnte. In etyem größeren und schwereren Augenblicke konnte vnser Kronprinz kaum zur Uebernahme der Reaicrungsqeschäste berufen werden. Der Schmerz des Sohne« über daS Leiden de« kaiserlichen Vater« wird unendlich erhöht durch den Ursprung der Wunden, an denen der erhabene Krank« daniederliegt, — und dieser Ursprung hat der strll- vertritendea Regierung zugleich die ernste Sorge um Abwendung der groben Gefahr, von welcher Staat und Gesellschaft bedroht sind, von vorn herein schwer lastend auserlegt. Wohl könnte ein solcher Anfang ein edle« und wohlwollendes fürstliches Herz tief verstimmen und zurückschrecken. Wenn unser Kronprinz trotzdem mit vertrarrensvollem Muth an die Erfüllung seiner Hoden Aufgabe für das Vaterland heramritt, so darf ihn darin die Wahrnehmung bestärken, daß gerade jene Frevclthaten für den Kern der deut schen Nation ein Anlaß geworden sind, ihrer Liebe zu dem Herrscherhause und dem Bewußtsein ihre- innigen Zusammenhanges mit demselben stärke ren Ausdruck als w zuvor zu geben und darin eine Bürgschaft zu gewähren, daß solche Gesinnung sich fortan auch mit der Thal in fester Unterstützung der Regierung bewähren werde. Unser Kronprinz türfte überdies an die Leitung der Regierung mit dem Bewußtsein herantreten, daß ihm auch persönlich daö volle Vertrauen der ganzen deutschen Nation freudig entgegengebracht wird. Er ist dem Volks- bewußtsein nicht bloS der dereinstiqe Erbe de- unter der glorreichen Regierung Kaiser Wilhelms Errunaencn, er selber vielmehr hat schon alS Prinz eine seltene Fülle eigenen Ruhms und großen Verdienstes um daS Vaterland erworben. AlS Mitkämpfer und Füh rer in den Tagen der Entscheidung. e»n ruhmreicher und glücklicher Feldherr, unter dessen Hcergebot die deutschen Krieger von Nord und Süd einst ihre ersten gemeinsamen Siege errangen, eine kräftige fürstliche Persönlichkeit in der vollen Blüthe der ManneSkrast aus des Lebens sonniger Höhe stehend, füllt unser Kronprinz längst die Vorstellung und daö Gemüth der Deutschen im Norden und Süden lebhaft aus. Jetzt als Vertreter deS Königs und Kaisers berufen, die Leitung der Regierung in seine Hand zu nehmen, gilt er der ganze» Nation als ein Bürge, als ein Pfand für des Reiches Zukunft. Die ihm in so reichem Maße bereits zu Therl gewordene Lrebe und Verehrung bieten sich ihm in dieser schwe ren Zeit als kräftige Stütze zur Lösung seiner erben Ausgabe für den inneren Frieden dar. Der „Reichsanzeiqer" bringt folgende Verord nungen : Verordnung, betreffend die Auflösung deS Reichstag-. Vom 11. Juni 1878. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen auf Grund »eS, nach Artikel 84 der Reichö- versaffuna vom BundeSrath unter Unserer Zustim mung gefaßten.Beschlüsse-, im Namen deS Reichs, was folgt: Der Reichstag wird hierdurch aufgelöst. Urkundlich unter Unserer Höchfteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den 11. Juni 1878. Im Allerhöchsten Aufträge Sr.Majestät des Kaisrlö: (l.. 8.) Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Fürst von BlSmorck. Verordnung, betreffend die Wahlen zum Reich-tag. Vom ll. Juni 1878. Wir Wilhelm, von GotteS Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen auf Grund der Bestimmung in, tz. 14 de- Wahlgesetzes vom 31. Mai 1889, im Namen de- ReichS, was folgt: Die Wahlen zum Reichstag sind am 30. Juli 1878 vorzunehmen. Urkundlich unter Unserer Höchfteigenhändigen Un terschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den II. Juni 1878. Im Allerhöchsten Aufträge Sr. Majestät de- Kaisers: (1.. 8.) Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Fürst von Bismarck. In der letzten Plenarsitzung de- Bundes rathe- machte der Präsident de- Reichskanzler- amte-, Staat-minister Hosmann, Mittheimng über die erfolgte Ernennuny de« Vice-Präsidenten deS preußischen Staat-mintsterium» Grafen zu Stoll- derg-Wernigerode zum Bevollmächtigten zum BundeSrath. Hieraus brachte er folgendes Schreiben de- Geheimen Cabmet-rath- Sr. Majestät de- Kaiser« zur Kenntuiß der Versammlung: Berlin, I I. Juni 1878. Die unheilvolle Thal, welche am 8. d. Mts. von Neuem da« Leben Sr. Majestät de- Kaiser- bedrohte, hat, wie d»S Kronprinzen kaiserlich« und königliche Hoheit auS Ew. Excellenz Berichte ersehen, den Mit gliedern des BundeSrath- Veranlassung gegeben, Ihre Gefühl« und Wünsch« gegen Ee. Maj. durch einen ein- müthlgen Beschluß in herzlicher Weise zum Ausdruck zu bringen. Höchstderselbe war tief gerührt von einer so wcumen Theilnahme, mit welcher der BundeSrath daS herb« Geschick Höchstbero, in unerschütterlicher Treue S.i- nem hohen und schweren Berufe ergebenen Herrn VaterS begleitet, und hat nicht gesäumt, den Beschluß des BundeSrathS zur allerhöchsten Kenntuiß zu bringen. S«. Maieftät der Kaiser haben in Folge besten des Kronprinzen kaiserliche und königliche Hoheit beauf tragt, die Mitglieder deS BundeSralys mit dem Aus drucke verbindlichsten Danke- wissen zu lassen, wir ungemein wohlthuend Ihr Beschluß Allerhöchftden- selben berührt hat. Ew. Excellenz beehre ich mich, gemäß der mir von Er. kaiserlichen und königlichen Hoheit ertheilten Weisung, ganz ergebenst zu ersuchen, hiervon den Bundesrath geneigtest in Kenntniß setzen »u wollen. v. Wilmowsky. An den Präsidenten deS ReichskanzleramtS, Herrn Staatsminrster Hofmann, Excellenz. Bei der hierauf folgenden Abstimmung Uber den Antrag Preußen-, betreffend die Auslösung de-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite