Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-15
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
' Erscheint tSgltch früh 6'/, Uhr. N«»««,» »»L LrorKit»« JvdaamSqasie 28. A»«Lt»»tr» tu LetzocN»»- Vorcrtttags 1»—12 ttbr Nachmittag» 4—6 Uhr. tzme der für die nächst, »e Nummer bestimmten an Wochentagen dt« Utzr «achmttlaas. an Sorm- ud Festtag« ftti-bt«'/.» Utzr. », »e, RU-le, skr L«mh»e: Vtt» Klemm. UaiversttätSstr. 21, 8o*ts S-lche.Latharm«--r. IS.p. uur di« '/^ Uhr. UtiWger Tagtlilalt Anzeiger. OrM für Politik, Localgkschichtk, Handels- md GkschästSverkchr. 16«. Sonnabend den 15. Juni 1878. ««flaze 15,54«. X4»»«r»r»»»»rri» vtettAj. 4^,18, incl. «rnmcrloh» 3 Mt. durch di« Post bezog« « VN. Jede einzeln« Nummer 23 V. velraexenq^ar 10 Vf »ebührru für «ttratttüyea ohne PofNx'brdrrung 3« Ml. mit Postbefdrderung 4b Ml Zestrole Lgesp. PetltzeU« 2V Vf Größere Scbnften laut unserem Perl-verzrichnitz — LabeLanscher Satz nach höherem Loris. lUctawru„irr »eui »ewrttmnßttch die Spaltzeil« 40 Pf- Inserat« find sttt« a» d.<««bM»» zu senden. — Rabatt wird utchr gegeben Zahlung praaanmaramla »der durch Postvorschutz. 72. Jahrgang. Zvr gefälligen Vtluhlung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 16. Juni nur Vormittags bis '«9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung, die Pferdevormusterung betteffend. die Aushebung von Pferden Nachdem daS König!. Krieg-ministerium in Gemäßheit Z. 1 der Verordnung, die Aushebung für den Bedarf der Armee betreffend, vom 1. März 1877 eine allgemeine Musterung des PserdebestandeS anaeordnet bat, so werden die Pferdebesitzer der Stadt Leipzig hierdurch veranlaßt, ihre Pferde (mit AuS- rahme der Fohlen unter 3 Jahren, sowie der Hengste und Stuten) der BormusterungS-Commisffon vorzu- ----- - ^ ^ ------ ^ » ^tweder nah „ führen. Die Stuten find jedoch nur dann von der Vorführung befreit, .wenn sie nachweiSsiö hochtragend find oder noch nicht länger als 8 Tage abgefohlt haben. Die Vorführung erfolgt in nachstehender Weise, alS: 1. vormusterungsbezirk, welcher die innere Stadt und Zeitzer Vorstadt, Cat.-Abth. X Skr. 1 bis 818 und k Nr. 1 bis 313 incl. 1 bis S Abth. 6, sowie Abth v und k umfaßt, die Pferdebesitzer deren Namen mit den Buchstaben X bi- K beginnen, Mittwoch den IS. Juni d. I (und zwar: die Buchstaben X bis X rüh Punct 8 Uhr, die Buchstaben X bis X früh - 9 - ) die Buchstaben I- bis X aber: Donnerstag den 20. Juni d. -. (und zwar: die Buchstaben I. blS 0 früh Punct S Uhr. die Buchstaben 11 biS X früh - 9 - ) 2. vormusterungsbezirk, welcher di« Dresdner Vorstadt, Cat.-Abtb. v Nr. 313 bis 1300 incl. 10 bis 1« Abth. 6 umfaßt,'Sie Pferde- besitz« mit den Buchstaben X bis K Freitag den 21. Juni d. I. die Buchstaben X bis X früh Punct 8 Uhr, die Buchstaben X bis X früh - 9 - ) (und zwar: Der Congreß. Am DonnerStag, 13. Juni, Nachmittag- 2 Uhr stieg in Berlin über dem Hause de« deutschen Kanz ler« die deutsche Reichsfahne empor, und bannt war ein Moment signalisirt, der für alle Zeiten e«n geschichtlich denkwürdiger bleiben wird; der große Orientcongreß war eröffnet. Möge sein HriedenSiverk, daö unter dem Zeichen einer neu tralen und friedenSbedürftigen Nation begann, Dinge auSemandergehen und alS Friedensboten in ihre Heimath zurückkehren. Dann werden die Herren von der Feder Palmen errungen haben, die noch ehrenvoller sind als diejenigen, die mit dem Schwerte erfochten werven. Ueber die Eröffnungssitzung de- Con- gresse- wir Folgende- gemeldet: Der Congreß wurde nach 2 Uhr mit einer kurzen Ansprache er öffnet, welche der Reichskanzler Fürst Bismarck biut, in welcher er die Bevollmächtigten begrüßte. Darauf nahm Graf Andrassy da- Wort und schlug vor, da- Präsidium de- Congreste- dem Fürsten Bismarck zu übertragen. Der österreichische Mi nisterpräsident hob hervor, daß nicht nur die per sönlichen Eigenschaften de- Fürsten Bismarck, seine bohe Wei-Heit ihn zu solcher Stellung beriefen, daß eS auch den Gesinnungen gegen den erhabenen Souverän, unter besten specieuem Schutze man sich hier versammele, wie den diplomatischen Gepflogen heiten entspreche, in dieser Weise den Vorsitz zu regeln. Graf Andrassy erklärte weiter im Namen ferne- Souverän-, mit rvelcher hohen Befriedigung e« denselben erfülle, beim Zusammentreten de- Congreste- die Gesundheit Sr. Majestät de- deut schen Kaiser- in so hocherfreulichem Fortschritt zu erkennen und gab den Wünschen für besten baldige vollständige Herstellung AuSdruck. Die übrigen Bevollmächtigten schloffen sich der Erklärung de- Grafen Andrassy an. Der Reichskanzler Fürst viß»«rrck dankte im Namen deS Kaisers für diese »»-gerückten Gesinnungen, deren Dolmetsch er bei Sr. Majestät sein würde und übernahm dann dankend da- Präsidium. DaS Sekretariat wurde vorherigen Verabredungen gemäß Geh. Rath von Radowitz fungirt tokollführer. Nach einigen weiter aus die Geschäfts ordnung bezüglichen Vorgängen schloß der Reich kanzler die Sitzung um 3>/, Uhr. — Die nächste Sitzung de» Congreste- wird künftigen ! stattfinven. Bei dem Galadincr, welche- Abend- 7 Uhr im Weißen Saale de- königlichen Schlosse- zu Ehren der Mitglieder des Congreste- stattfand, wurden die Botschafter und deren Gefolge zunächst von dem Kronprinzen und der Kronprinzessin in der alten Capelle begrüßt. Der Hof zog sich hierauf für kurze Zeit in das Kurfürstengemach zurück, während die Botschafter, an deren Spitze Fürst Bismarck, Fürst Hohenlohe und Staat-minister von Bülow schritten, von Ceremonienmeistern nach dem Weihen Saal und den betreffenden Sitzen geleitet wurden. Die Tafelordnuna war für die Botschafter derart, daß in der Mitte der Tafel dem Kronprinzen gegenüber Fürst Vi-marck seinen Platz erhielt und sich ihm zur Rechten Gras Rubrasth, Lord BeaconSfield. Graf Schuwalosf, I^raf Karvlyi, Lord SaliSbury, Baron von ecrccari»» wuroe bestimmt. Lorr als erster Hro- »us die Geschäft»« Haymerle, Lord Odo Russell und StaalSmimster von Bülow, zur Linken Waddington, Graf Corti, Graf St. Ballier, Sadullah Bey, Gras Launay, Deprez, von Oudril und Fürst Hohenlohe an- schlosten. Fürst Gortschakoff. der noch immer sehr leidend ist, hatte sich entschuldigen lasten. Nachdem die Gäste an ihre Plätze geführt waren, hielt der Hof unter kleinem Vortritl seinen Einzug, wobei die Musik die Ouvertüre zur..Iphigenie" tatonirte. Die Unterhaltung war während der Lasel eine sehr lebhafte. Nach dem Braten erhob sich der Kronprinz und hielt nachstehenden Trinkspruch in französischer Sprache: ,che Loogree reuai 4 kerlin » dien voulu ineiixurer «es ir,»,u» en e»prim»nt 6e, voeur pvnr >e rtiobli,««- ment <ie 8» !H,je8t4 I Xmpereor, man ,UF»,te pöre. ^e remercie ie, r^presevtnnt, äe, ?oin»vce» «1e cette ^->rque üe sxmpitkie. Xu nom <le man ,nxu,le pöre j^rprime ie <ie,ir 6e voir leur» ettorl» coorvnoes p»r ui e entente qui ser» Ie «eilleur x»xe üe I» p»ir unt re xelle. Xu «om «ie 8» R»je,t6 je doi, ,or 8ourersin> et 'ru, xouverneweot, 4oni Ie« r4pre»eni»ots ,e soot reuin, » kerlin." ,Der in Berlin versammelte Congreß hat Veran lagung genommen, ferne Arbeiten einzuleiten, indem er Wünschen für die Wiederherstellung Sr. Majestät des Kaisers, meines erhabenen Vater-, Ausdruck gab. Ich danke den Vertretern der Mächte für dieses Zerrben von Sympathie. Im Namen meine« erhabe nen VaterS äußere ich den Wunsch, ihre Bemühungen durch ei» Einverständniß gekrönt zu sehen, welche- das Unterpfand für den allgemeinen Frieden sein wird. Im Namen Sr. Majestät trinke ich auf daS Wohl der Souveraine und Regierungen, deren Ver treter sich in Berlin versammelt haben." Gegen 8 Uhr erreichte die Festlichkeit ihr Ende. Uebcr den Eintritt in den Sitzungssaal berichtet man: Zuletzt von den Bevollmächtigten, einige Minuten nach 2 Uhr. fuhr Kürst Gor ts cha- kofs vor. Der greise kranke Staatsmann, dessen Gesicht-züge von den Strapazen der weiten Reise sichtlich angegriffen schienen, wurde von zwei Kammerdienern au- der königlichen Equipage ge hoben und mittel- einer Tragbahre nach dem Empfangssalon geführt. Hier trat dem iüustren Eollegen Kürst BtSmarck feierlich entgegen, reichte ihm »m Beisein sämmtlicher CongreßuntgliHer die beiden Hände, drückte herzlich die dargeboteaen, und reichte schließlich dem Fürsten Gortschakoff den rechten Arm, an Vesten Seite »er russische Kalter, unterstützt vom Botschafl-secretair Gras Wlnpoff. in den Eongreßfaal geleitet wurde. Jetzt folgte» die übrigen Theilaehmer am Coagreß in der paar- weisen Reihenfolge: Andrassy mit Beacoaisield, Waddington mit Salisbury. Schuwaloff mit St. Ballier, Eorti mit Hohenlohe, welchen sich Bülow, Radowitz und da- diplomatische Gesolge «»»schlossen. Für die ceremonielle Behandlung der Congreßbotschafter, die ossiciellen Empfänge, Ehren posten u. dergl., ist ei» den beim Wiener Eouareß gültig gewesenen Bestimmungen entlehnte- Pro gramm entworfen »orden. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Kür die Formali- täten der Eröffnungssitzung wird ohne Zweifel der Piecedeuzfall von 1>,L8 in erster Reihe maßgebend gewesen fern. DaS erste Protokoll de» Parffer Eongreste- vom 25. Februar fllhit zunächst die anwesenden Vertreter der Eongreßmttchte nach der alphabetischen Reihenfolge ihrer französischen Namen-form auf: Autriche, Krauce, Grande Bre tagne, Russte, Sardaigue, Turquie; da- erst seit der 1t. Sitzung vom 18 März LheU nehmende (und zwar: welcher die Weftvorstadt welch« mit den Buchstabe ferner bi« Buchstaben I, bis L aber: Sounadeud den 22. Juut d. I. die Buchstaben 1. bi- 1) früh Punct 8 Uhr. die Buchstaben k bis X früh - d - ) S. vormufterungSbeitrr. Cat. Abth. v 1800 bis 1811 incl. 80 bis «0 Abth- 0 umfaßt, die »ferbeb«st»-r. chstaben X bis v beginnen, Mouta« de« 24 2««t d. I die Buchstaben X bis k früh Punct > Uhr, die Buchstaben X bi- 6 früh - 9 - ) die Buchstaben S bis p aber: Dienstag den 25. Juut d. I. die Buchstaben k bis 1. früh Punct 8 Uhr, die Buchstaben III bis I' - * ' ) (und zwar: (und zwar: die Buchstaben 0 biS X Mittwoch den 26. Junt d. I. - (und zwar: die Buchstaben 0 bis P früh nct 8 Uhr, »stab... ^ die Buchstaben X bis X - « 9 - ) bei Venne,du«- der ZwavgSvorführuna, sowie der in 8. 37 de« ReichSgesetzeS vom 13. Juni 1873 ang^ drohten Geldstrafe bis zu 150 pünctlich auf dem hiesigen «otzplatze vorzuführen. Bon der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind ausgenommen: 1) Mitglieder regierender deutscher Familien, 3» die Gesandten fremder Mächte und daS Gesandtschaft-personal, 3) Beamte im Reichs- oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebräuche, sonne Aerzte und Threrärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihre- Berufs nothwendigen Pferde, 4) die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Posten contractmäßig gehalten werden müssen. Da die Pferde einzeln zu besichtigen find, so bat die Vorführung von 3 oder mehr Pferden durch min bestens 3 Leute zu erfolgen. Denjenigen, welche mehr alS 18 Pferde besitzen, wird hiermit ausnahmsweise gestattet, dieselben in zwei Abteilungen, und zwar die eine um 8 Uhr und die ander um 9 Uhr vorzuführen. ' " . - K-ntgltche ridtl-C-mmtsiur. i. v. Heyne, RegierungS-Afseflor. Schdt. Leipzig, den 18. Juni 1878. Preußen wurde dann zwischen Großbritannien und Rußland eingeordnet. (Heute nimmt, wie bereits in London 1871 und in Konstantinopel 1876 bi» 1877, Deutschland (Allemaane) die erste, Ita lien die fünfte Stelle ein.) Nach Angabe der Thatsache und deS OrtS der Zusammenkunft iverden die Verhandlungen mit dem Vorschläge deS österreichischen Bevollmächtigten, Grasen Buol- Schauenstein, eröffnet, den Vorsitz der Arbeiten der „Conferenz" (wie es an dieser Stelle heißt) dem Grafen WalewSki zu übertragen. E- ist die- nicht nur, sagte Graf Buol, ein durch die Präcedenz- sälle geheiligter und kürzlich in Wien beobachteter Gebrauch; e- ist zugleich eine Ehrenbezeugung (kom- wage> für den Souvcrän, besten Gastfreundschaft diesem Augenblicke die Repräsentanten Europa« genießen. Graf WalcwSki erklärt dann die An nahme dieser Ehre in einer Ansprache, in welcher er iu der Uebertragung derselben „ein neue- Zeug- niß der Gesinnungen findet,welche unsereAlliirten wie unsere Gegner bewogen haben zu dem Wunsche, daß Pari- der Sch der zu eröffnenden Unterhandlungen sein möge." Nach dem üblichenZoll persönlicher Be scheidenheit schließt der französische Minister mit einem Satze, welcher in schonender Andeutung de- vorau-gegangenen Kriegszustände- die Nothwendig- keit eine- Geiste- der Versöhnung und de- gegen seitigen Wohlwollen- betont. Der Vorsitzende schlägt dann, ohne Widerspruch zu finden, den Pro tokollführer vor, als welcher Herr Benedetti, Di rektor der politischen Angelegenheiten im Ministe rium deS Auswärtigen, emgeführt wird. Hieran schießt sich die Verifikation der Vollmachten, welche zu den Acten der „Conferenz" genommen werden. Ll-dann schlägt der Vorsitzende unter Zustimmung aller Congreßmitglieder die gegenseitige Verpflich tung zur Beobachtung eine- vollständigen Ge- heiwniffes (»ocrst aboolu) Uber alle Vorgänge auf der „Conserenz" vor. Nach erklärter Zustim mung Sardinien- zu dem am 1. Februar 1856 in Wien festgestelllen Protokoll und einem Au-tausch der Ideen Uber diesen Punct wird dasselbe al- die Stelle von Friedenspräliminarien vertretend den Arbeiten der Conferenz zu Grunde gelegt, woran sich die Vereinbarung eine- Waffenstillstandes schließt. An Stelle der letzteren Feftstellunge« wird dann diesmal der Vorschlag de» Borsttzeude« treten, den Vertrag v»u San Stefan» zur Grund lage der Verhandlungen zu nehmen. Ob daran provisorische Abmachungen zur einstweiligen Auf rechterhaltung und Sicherung de- FriedenSzustandeS sich reihen werden, insbesondere so weit derselbe durch die militairischen Aufstellungen in der Um gebung von Konstantinopel gefährdet erschein« könnte, muß dahingestellt bleiben Ohne Zweifel wird aber auch die-mal der Congreß in seine eigentliche Arbeit erst mit der zweiten am Schluffe de- Protokoll- zu bestimmenden Sitzung eintreten. Ferner schreibt die „Nat.-Ztg." zur Eröffnung de- Congreste-: Die sonst so stille und beschauliche Wilhelm-ftraße trug heute gegen zwei Uhr ein etwa» erregteres Ge präge. In der Näh« de- Reich-kanzlerpalafte- hatten sich ein paar hundert Menschen zusammengefunden, die der Dinge karrten, die den Zusammentritt de- Con- grrstes bezeichnen sollten. ES war freilich kein Publicum gewöhnlicher An. wa- sich dott zusam mengefunden hatte; sein Hauptgepräge eihielt eS von den Vertretern der siebenten Großmacht, der Presse, die bei dieser Zu sammenkunft absolut vor da- Dhor verbannt ist. Dem Anschein nach zu urthoilen ist die Journalistik in ganz ungewöhnlicher Weise qualitativ und quantitativ ver treten, so daß bereit- das WitzwoN circulirte, es sei ein Congreß von Journalisten, bei dem auch einig« Diplomaten erschienen wären. Hoffentlich wird die große Menge der Erschienenen nur in der Gediegenheit der Mitlbeilungen zum besonderen AuSdruck kommen, lim 3 Uhr wurde die Eirculation zu Fuße vor dem Reichskanzlerpalast gehemmt, und die Auffahrt der Eongreßgesandten begann. Weder durch Pracht der Equipagen, noch der Livreen, noch durch irgend eine sonstige Ae»cherlichkeit zeichnete sich diese Auffahrt auS. In geschloffenen Wagen sah man die Spitzen der europäischen Cabinete in die Thore deS Palaste- hineinrollen; nur hier und da gelang eS. eine der einführenden Persönlichkeiten >u entziffern. Die Bevoll mächtigten waren in großer Uniform und auch schon deshalb schwerer zu erkennen. ES treten bekanntlich heute die Bevollmächtigten selbst und daS Sekretariat zusammen, der diplomatische Kometenschweif qlänzt bei der heutigen Versammlnng nicht mit. Anscheinend wird sich da» Wort des Reichskanzler- bewähren, der bereit- vor einiger Zeit erklärte, man mache sich über triebene Vorstellungen von dem, was dieser Congreß mit sich bringt. Die Sache beschränke sich darauf, daß ein Duyend und mehr ältere Herren in maß- lebenden Stellungen, welche ruheliebend und ruhe '«dürftig sind, zusammenkommen, um zunächst mög- sichst gebeim zu haltende Verhandlungen zu pflegen; für die Erwartungen de- Publicums bezüglich der Aeußerlichkeiten siebe daher eine große Enttäuschung bevor. Auch belchränken die letzten Ereignisse in Berlin die Festlichkeiten auf daS geringste Maß. Die Thatsache, daß von dem AuSganq dieser Berathungen der Friede der Welt und daS Schicksal von Unzähligen abhängt, giebt allerdings dieser äußerlich unscheinbaren "iusammenkunst ein so tiefes und spannende« Interesse, daß jede andere Betrachtung zurücktritt, -ine kurze Zeit, nachdem der letzte Wagen in da- Portal einpassirt war, erhob sich stolz und langsam über dem mittleren Pavillon de- Reich-kanzlerpalaste- die deutsche Flagge. Der Kongreß von Berlin war eröffnet. Die Vertreter von Griechenland, Rumänien, Serbien und Montenegro sind sümmtlich mit der Uebergab« von Denkschriften betraut, welche die Wünsche ihrer Regierungen zur Kenntniß de- Con greste- zu bringen bestimmt find. Wie ,^H. T. B." au- Pari- meldet, sind auch seiten- der „Alliance J-raelite" au- allen Staaten Delegirte nach Berlin geseudet wurde». «» de» Congreß für die , »eKe der Alliance, skr die »berechtigung aller Eulte und insbesondere bezüglich de- unglücklichen Loose- der Juden iu Rumänien und der Türkei zu interessiren. Derselben Quelle zufolge hat Fürst Bismarck einer von ihm bereit- empfangenen Deputation gegen über m wohlwollendster Weise e- ausgesprochen, daß ec die Bestrebungen der Alliance bei dem Con- greß zu befürworten bereit sei. Die Einrichtung de-Congreßsaale» und der anstoßenden Räume wurde erst dieser Tage »ollendet. Den Boden de- Saale- bedeckt ein mächtiger Teppich, auf dem ein hufeisenförmiger Tisch von Rußbaum, mit einer grünen Decke über zogen, ausgestellt ist. Die zahlreichen Sessel sind «il Leder, gleichfalls von giüner Farbe überzogen. Die Anordnung der Plätze ist in der Weile seflae- setzt, daß die Vertreter der Mächte nach französi schem Alphabet der letzteren sitzen. Die Protokoll führer sitzen an den beiden unteren Enden de- T'sche-, dem Präsidirenden gegenüber. An den Wänden de- Saales stehen zahlreiche mit rother Seide überzogene Stühle Der Buffetranm ist mit Treibhauspflanzen sehr geschmackvoll decorirt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite