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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187705272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-05
- Tag1877-05-27
- Monat1877-05
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1877
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. LtLarüo» out -rprUtio» JvhanniSgaff« 33. -pttch-viidk» »er Lrd<u>too: Vormittags tu—12 Ubr. Nachmittags 4—ii Uhr. «lmuchme der für dir nächst- „taendr Nummer brftimmtrn Zmerate an Woche,itagm bis zllhr Nachmittaas. an Loiu»- mit Kefttagrn früh bis V.L Uhr. I, »t« FUialkll für Zus.-Aimahwr: VNL Stemm, Uiuvcrsitätsstr. 22, touts Löfchr.Katbarincnstr. Id,p. nur bis '/.L Uhr. Nlp)lgtr.TagMM Anzeiger. Organ fir Politik, Lvkalgkschichtt, Haudüs- md Geschäftsverkehr. «-io,» rs.i««. LLo»»r«k,t»p«1, viertelt. 4'/, GA, incl. «riuarrtohn - Mt., durch di« Post bezogen « Mt. Jede einzelne Stummer LU Pf. velegrxemptar lU Vs. Gebührru ,ür Extrabeilagen »hne Postbesvrdernng SO Mt. u Ü Postbesörderung 4L Inserate 4arsp. Bourgeois-. Lv Pf. «rvhere «chnftcn laut uosert» PreiSvcrzeichuib — Tabellanichrr Satz nach höherem Tarif. LerUuarn nater dem Led«ltoa»trtch di« Spaltzeile 4V Ps. Inserat« find stä« an d.SePkdttt»« »n send«. — Rabatt wird mchp gegeben. Aahlmm^rnLnawornnch oder durch Poßvorschuß 147. Gormtag den 27. Mai 1r>77. 71. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadwerordneten I. II III. IV V. VI. VII Saale de» I. BL»Oe»sch»I». Errichtung einer neuen Stadt- a« SV. Mat ». v. Abend» VH, t« Tagesordnung: Gutachten deS Verfassung-- «nd Finanzausschusses über rathSstelle. Gutachten de- Bau- und SchulauSschusseS über ». die Nachsorderung für Herstellung der Abortanlagen im Neubau der höheren Bürgerschule für Mädchen nach dem Süvern'schm DeSinsectionSsysteme; d. die projectirten Schulbauten an der Sebastian Bachstraße und im großen IohanmSgarten; e. den Bau der Volksschulen an der Arndtstraße. Gutachten deS SchulauSschusseS über Errichtung einer neuen Bezirksschule. Gutachten der Ausschüsse zum Oekonomie-, Ban- und Finanzwesen über den Antrag deS Herrn Stadtv. Gumpel wegen Verkaufs stävtischen ArealS. Gutachten deS Finanzausschusses über a. die Rechnung der Stadtwafferkunst pro 1875, d den Entwurf der reoidirten Sparkassen- und LeibhauSordnung. Bericht de- Finanzausschusses über den Stand der Anleihen vom Jahre 1868 «nd vom Jahre 1876. Gutachten d«S Finanz-, BerfasinngS-, Lösch- und OekonomieauSfchusieS über die Rück üußerung de- RatheS auf verschiedene Beschlüsse deS Collegiums zum diesjährigen Budget Bekanntmachung. Die Herstellung eines neuen BrunnenS an der Arndtstraße allhier soll, vorbehältlich der Aus wahl unter den Submittenten, an den Mindeftfordernven vergeben werden. Bedingungen sowie Anschlagsformulare liegen aus dem technischen Bureau der Stadtwasie-cknnst (Rathhau-, II. Etage, Zimmer Nr. 5) a»S, werden auch daselbst auf Verlangen verabreicht. Offerten sind unter der Aufschrift „Neuen Brunnen an der -Arn-tstraHe bet*." ver siegelt bis zu dem L Juni d. I. Nachmittags 3 Uhr bei genanntem Bureau einzureichen. Leip,ig, den 23. Mai 1877. DeS NathS Deputation zur Wasserkunst. Bekanntmachung. Der diesjährige Leipziger Wollmarkt wird a« LS. und LS. J««i adgehalten. eß kaun aber die Anfuhre und Au-ieguug der Wolle in hergebrachter Weise bereits am 14. desselben Mouatö erfolgen. Leipzig, den IS. Mai 1877. Der Rath her Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti Bekanntmachung. Donner-tag de» SL. dieses MonatS, Vormittag- Lv Uhr sollen am Frankfurter Thor eine Partie pappelne Blöcke und dergleichen Reitzholz gegen sofortige baare Bezahlung an den Meistbietenven versteigert werden. Leipzig, den 26. Mai 1877. DeS RathS Strahenban DepntMtt»»« Holz-Auction. Montag, den 88. Mat ». «. sollen von Nachmittag- i/,3 Uhr an im Forstreviere Sonnewttz auf dem Mittelwaldschlage in Abiheilung 16 und 17 ea. Svv Hanfe» klar gemachte» Stockholz unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft auf dem Holzschlage im sogenannten Streitholze bei Connewitz, unweit der WafserleitungSanlaqe. Leipzig, am 14. Mai 1877. DeS RathS Forstdepntatlo». Zu dem am Montag den 28. Mai von Nachmittag- 2 Uhr an im Ttoolt stattfindende» Hessischen Waisenseste werden Freunde und Gönner, sowie Pflegeeltern unserer Waisen nur bierdurch höflichst eingeladen. Die Watse»hauSve,»altnug. Leipzig, 26. Mai. Nach verschiedenen Meldungen auS Paris ist man in der Umgebung de- Präsidenten Mac Mahon sehr überrascht über die ungünstige Auf» nähme, welche der französische Minister wechsel im AuSlande gefunden hat. Ist Dem wirklich so, so können wir Ausländer unsererseits ebenso sehr über die im Elysee ursprünglich ge' hegten Erwartungen überrascht sein. Die . Germania" hat sich vor einigen Tagen auS Rom schreiben lasten, die Entlastung IuleS Simon'S fei infolge der Drohung de- PapsteS erfolgt, daß er die Beziehungen mit der französi schen Regierung abbrechen werde. Aehnlicheö ist von anderen, klerikalen wie nichtklerikalen, Blättern berichtet worden, und man hat sich biS jetzt von cetheiligter Seite nicht zu einem Dementi be wogen gefunden. ES mag zugegeben werden, daß mit jener Rücksichtnahme auf die Stimmung deS PapsteS die französische Regier-wg noch keineswegs zum gehorsamen Werkzeuge der vatikanischen Pol,t k geworden sei; aber daß man deübalb im AuSlande die in der Situation liegende Gefahr verkennen werde, konnte von den Urhebern deS parlamenlari'chen Staatsstreichs unmöglich erwartet werden. Unsere uitramontane Pvsse thut freilich, als handle cS sich hier um eine bloS eingebildete Gefahr, er funden, um Deutschland einen Vorwand zum Mißtrauen gegen Frankreich zu geben. Dem gegenüber sei hier an ein Urtheil erinnert, welches kein Geringerer alS Gladstone im Herbst 1875 gefällt hat. Er schrieb: „Der mächtige Strom menschlicher Leidenschaften, den wir fälschlich „Schicksal" nennen, wird Frankreich zu einem an dern tödtlichen Strauß mit Deutschland führen um da- politische Nebergewicht in Europa. Ohne Zweifel sind Frankreichs Worte und selbst seine Gedanken heute für den Frieden; aber sein Hin tergedanke, sozusagen: der Keim feine- künftigen Gedanken-, der nur die zu seiner Entwickelung nötbige Atmosphäre erwartet, ist der Krieg. Wenn ter Tag diese- schrecklichen Kriege- kommen wird, so wird der einfachste, natürlichste Instinkt Frank reich dahin treiben, sich mit den Elementen zu verbinden, die sich ihm am Leichtesten an- schließen. Aber diese Verbindung, die wir damit im Auge haben, wird nicht die Form eine- Bündnisse- von Staat zu Staat haben. Dieser Hauptverbündete Frankreich- wird ein Verbündeter ohne Namen sein; die ultramontane Minderheit wird r- sein, welche über die ganze Erde verbreitet ist, die in Belgien triumphirt, in England Tumulte erregt, die in Frankreich ab wechselnd heute regiert und morgen Verschwö rungen anzettelt; die Deutschland und Oesterreich aufregt »nd verwirrt, d»e vielleicht in Italien weniger stark ist alS in allen anderen Ländern, die aber überall zusammenhängend ist, hartnäckig in ihren Plänen, die weiß, waS sie will, die ihren Leitern unbedingt folgt »nd — zu warten ver steht. — Diese Minderheit, die da- deutsche Reich haßt und da- geeinigte Italien alS einen Dorn in ihrem Fleische fühlt, diese Minderheit der ruroväisckm Grsammtbevölkerung wird durch eine fatale und unabwcndbare Anziehung die aktive verbündeleMrankrerchS werden, wenn vieseS einmal unter dem «Banner deS religiösen Fanatismus in e,n unselige- Abenteuer gestürzt sein wird. DaS sind die beiden großen Kräfte, die zu einer ge- gebenen Zeit den Frieden bedrohen werden: die Erbitterung und der Rachedurst Frankreich-, welche Deutschland zu« Ziele haben, und der giftige Ehrgeiz de- römisch-jesuitischen KlerikaliSmuS drr entschlossen ist, einen letzten Schlag zu ver suchen, «he er für immer auf die weltliche Herr, schüft in Italien verzichtet. Diese beiden Kräfte, so verschieden sie unter einander sind, werden sich doch zu einer gemeinsamen Aktion verbinden, u« ganz auseinandergelegene Ziele zu verfolgen." So der englische Staatsmann. Und ein deutscher Politiker sollte unter den heutigen Umständen sorglos sein? ES ist wahr, Mac Mahon und DecazeS haben beruhigende Versicherungen ge. geben; eS scheint sogar, alS habe man dx^ch die Ausweisung de- Don Carlo- einen Beweis liefern wollen, mit welcher Energie man nöthigen- sallS zur Ausführung dieser Versicherungen bereit sei. Ader die Logik der Thatsachen ist nur zu oft stärker alS der gute Wille einzelner Menschen. Deutschland- Staatsmänner haben keine Veran lassung, deS Ministerwechsels wegen eine veränderte, feindselige Politik gegen Frankreich einzuschlagen; aber zu große Vertrauensseligkeit «nd Mangel an Wachsamkeit wurden unter den obwaltenden Verhältnissen mehr alS ein Fehler, sie würden ein Verbrechen sein. Tatzesgeschichlliche Aebrrsuyt. Leipzig, 26. Mai. Der e ditierte Kampf, welcher seit längerer Zeit die Ultramontanen in Bayern spaltet, ist in eine neue, interessante Phase getreten Seitdem der Redakteur de- „Bayerischen Vater land", vr. Sigl, unter den heftigsten Angriffen auf die „Gemäßigten", die katholische Volk-Partei in- Leben gerufen, wurde er von den Organen der CentrumSpartei alS Berräther an der katho lischen Sache gebrandmarkt, ja alS „preußische- Reptil" verdächtigt. Trotzdem ist er zu dem päpst. lichen Jubiläum nach Rom gereist Dort wurde ihm von dem Comits der deutschen Pilger eine Karte zur Theilnahme an der Audienz beim Papste verweigert »nd er mit Schimpf und Hohn au- der Versammlung dir Pilger hinauSgewiesen. Seine Gegner säumten nickt, auS diesem Vorfall in ihrer Presse Capital zu schlagen. Jetzt ist nun Sigl nach München zuiückgekehrt und wehrt in seinem Blatte di« Angriffe ab Am Schluffe de betreffenden Artikel- behauptet er, wenn er sich auch an der allgemeinen Audienz der Deutschen nicht habe betheiligen können, so sei er doch von einem „sehr hoch gestellten kirchlichen Würden träger" persönlich in da- Vorzimmer de- Heiligen Vater- geführt worden, um demselben vorgestellt zu werden, doch habe da- schmerzhafteste Leiden eS dem Papste unmöglich gemacht, an jenem Tage irgend Jemanden zu empfangen. Dann fährt er fort: „Meine Feinde und Gegner, deren freund- liche Aufmerksamkeit allerdings auch biS nach Rom gedrungen ist, haben nicht erreicht, waS sie ange strebt, ihre Pläne haben nicht zum ersehnten Ziele geführt; volle Klarheit wird die nächste Zukunft bringen. Ich habe Rom nicht verlassen, ohne mit größerem Muihe und frischer Kraft in den Kampf für eine Sache zurückxukehrm, welche die der Wahrheit «nd Gerechtigkeit, die Sache Gotte- und seiner Kirche ist". Man muß hier nach auf die „volle Klarheit der nächsten Zukunft" in der That gespannt sein. Herr Sigl hat vor Jahren für seine journalistische Thäligkeit von dem Papste den Titel eine- „lieben Sohne-" erhallen; noch heute sammelt er seinerseits Liebes gaben für den Heiligen Vater. Bisher wurde die auffallende Tbatsache. daß er. trotz seiner Ber ketzerung durch die „Gemäßigten", von Rom auß nicht deSavomrt wurde, von den Organen der Cm trumtpartei dadurch erklärt, daß sein Berrath io Rom noch nicht bekannt sei. Jetzt haben nun die Herren in Rom selbst, unter den Augen de- PapsteS und seiner Räthe, einen Skandal aufge- sührt, welcher dem Vatikan von der Sigl'fchm LoStrennung Kenntniß verschafft haben muß. Wenn jetzt die DeSavouirung nicht bald eintr'fft, so sind die „Gemäßigten" stark blamirt, zugleich aber fällt damit ein höchst beachten-werthe- Streif licht aus die wahren Pläne der Curie. AuS dem belgischen Orte Seraing wird dem „W. T- B." vom 24. d. gemeldet: „Der vor einigen Tagen bier auSgebrochene theilweise Streike von Kohlengrubenarbeitern hat einen beunruhigenden Charakter angenommen, so daß die Hieherfendung von stärkeren Militärc- abtheilunam für nothwendig erachtet wurde. Die von den Ruhestörern gesperrten Straßen wurden heute durch Reiter geräumt, wobei mehrere Ver wundungen vorkamen. Mehrere Personen sind verhaftet worden." — Ein Telegramm vom 25. Mai meldet: Die Zahl der streikenden Ar beiter beträgt 7000, die Ruhe ist noch nicht voll ständig heräestellt, auf einen GcnSdarm wurde mit einem Revolver geschossen. Wieder einmal hat sich der Haß der Fran zosen gegen die Deutschen, sowie ihr Verlangen, ihre „Revanche "-Gelüstei» jeder Art zu kühlen, in brutalster Weise gezeigt. Zwei Osficiere von der Besatzung in Metz waren am zweiten Psingst- feiertage in Civil nach dem benachbarten Nanch gereist. Der Himmel weiß, wie rS gekommen, daß die beiden Herren «IS deutsche Osficiere erkannt wurden, — genug im Ru stand ihnen eine große Bolk-mengc, darunter viele Soldaten, so drohend gegenüber, daß die Osficiere für ihr Leben besorgt sein mußten. Sie bemerke» aus der Straße einen Tramwaywagen, eilen schnell nach demselben hin «nd klären mit wenigen Worten den der deutschen Sprache mächtigen Kutscher über ihre gefährliche Situation auf. Der brave Mann haut aus die Pferde ein, schnell rollt der Wagen dahin, gefolgt von einer heulenden Menge, unter der franzö sische Soldaten besonder- durch Geschrei und wüthende Gestikulationen sich hervorthaten Der Tramwaywagen langt am UmspannungSplatze an, die Pferde find bereit- müde, der Kutscher strängt sie schnell ab, spannt frische Pferde vor «nd will gerade weiterjagen, als die tobente Rotte den Wagen erreicht, den Pferden in die Zügel fällt, die Stränge durchschneidet und nun in da- Innere de- Wagen- dringt; die Vordersten der Aaflürmer sind Soldaten. Französische Osficiere gehen vorüber, sie erfahren von den Wüthenden, wem der rohe Angriff gilt. — die Osficiere gehen theilnahmloS vorüber! Die beiden Opfer der „Revanche" find in fürchterlicher Weise zugerichtet worden; der eine Osficier befindet sich in einem Zustande, der da- Schlimmste befürchten läßt. Wenn unlängst gemeldet wurde, Graf Schu- walofs wolle feine UrlaubSreise zur Beseitigung de- Mischen Rußland »nd England herrschen den Mißtrauens aus Grund der englischen Er klärungen über England- Intereffen im Orient verwerthen, so wird ihm Da- nach Allem, wa- auS Petersburg verlautet, wohl gelingen. Sollte im Laufe de- Kriege- die Flotte England- vor Konstantinoprl erscheinen, so würde Gortschakow daran erinnern, daß er selbst eine solche parallele maritime Okkupation seiner Zeit vorgeschlagrn bade. Dagegen müssen alle Gerüchte über be stimmte Abmachungen «nd Vereinbarungen für die Zukunft mit gebührender Vorsicht behandelt werden. England legt auf die Dardanellen-Frage auS begreiflichen Gründen ein große- Gewich' Die freie Fahrt für russische Kriegsschiffe durch die Meerenge würde im Laufe der Zeit die Ent Wickelung einer russischen Flotte im Schwarze: Meere zur Folge haben, die alSdann auch im Mittelmeer erscheinen »nd im gegebenen Falle de: Weg nach Indien gefährden löunte. Rußland mag feinen Plan, eine Abänderung de- Pariser Frieden- auf de« bezeichueten Punkte durchzusetze», vertagen; aufgeben aber wird e- ihn nicht leicht. Der spanische Minister d«S Innern hat an läßlich der in der Nacht zum DonuerStag vorge- nommenen Verhaftungen eine Bekanntmachung publicirt, in welcher mitgetheilt wird, die Regie rung habe einige auf halben Sold gesetzte Osficiere verhaften lasten. Dieselben seien angeklagt, Ver schwörungen gegen die öffentliche Ruhe angezettell zu haben. Letztere sei indessen nicht gestört worden. Verschiedenen Unterosficieren seien Anerbietungen gemacht worden, sich an dem Complot zu bethei ligen Dieselben hätten aber in Folge dessen von dem Complot Anzeige gemacht. ES scheint, daß General Iznatieff nicht un richtig prophezeit hat. wenn er in einer seiner Unterhaltungen mit Berichterstattern der Presse sie Behauptung aufgestellt hat, daß bei AuSbruch »rS Krieges der AuflösungSproceß der Türkei durch Revolutionen und andere Katastro phen beschleunigt werden würde. Die neuesten Telegramme melden, daß zu allen Drangsalen, vie über die unglückseligen Türken hereinzudrechen drohen, eine revolutionaire Bewegung in der Hauptstadt mit Waffengewalt hat unterdrückt irerden müssen. Die Zurückberufung Midhat Pascha'- ist die Parole der Unruhestifter gewesen, alS welche wiederum die Softa, die Studenten, figuriren. Wie eS scheint, richtet sich die Bewe ing gegen die noch immer nicht beseitigten ver ^erblichen Palasteinflüsie auf den Sultan, als deren Opfer Midhat Pascha gefallen ist. Mög licherweise kommt die Bewegung der Regierung nicht ganz ungelegen, die dadurch eine passende Veranlassung findet, sich vorläufig de- konstitu tionellen Apparat- zu entledigen, der sich doch schlecht verträgt mit den Befugnissen, welche die Verkündigung deS heiligen Kriege- dem Herrscher der Gläubigen Überträgt. Urber die bereit- gemeldete Bewegung der Sofia- in Konstantinopel bringt da- „Neue Wiener Tageblatt" eine Darstellung mit dem Hinzufügm, daß der Sultan in Folge der drohen- dm Demonstration der SostaS s«ue Wohnung auf der asiatischen Seite ve- BoSporuS ausge schlagen habe, viele Christen verlass« die Stadt Der „Politischen Correfpondenz" geht über die Kundgebung der SostaS m Konstantinopel die telegraphische Mittheilung zu, die Deputation derselben habe von der Kammer die Absetzung Mahmud Damat »nd Redif Pascha'- verlangt dmm die SostaS die Schuld »u der Katastrophe von Ardahan beigem«um hätten, ebenso sei die Ersetzung Mouhktar Pascha'- durch einm andern Befehlshaber und die Zurückberufuug Midhat Pascha'- gefordert worden. Nachdem der Präfideut der Kammer versprochen, dm Sultan unverzüglich davon zu unterrichten, habe er die SostaS be schwichtigt. die Sitzung geschlossen und sich »um Großvez,er und mit diesem zum Sultan begeven. Die Folge davon fei gewesm, daß der Belagerung- xustand verkündet worden und daß Damat «ms Redif Pascha in ihren Aemtern verblieben feien Die Erregtheit der Bevölkerung sei i« Wachsen und da- Eintreten einer revolunouairm Erhebung
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