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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187706287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-28
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1877
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Erschein tS-ltch früh «'/, Uhr. «ttdatti»» «ck Lr»ctvt»» Johanntsgasse SS. L»r«chsia»>t» der Rrdarttei: vormittags IS—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. «nähme der für Vir aiichjr- ttnwr «vmmer bestimmt« mtte an Wochcntag« bis hr Nachmittags, an Sonu- ud Kesttugm früh bis '/,Ü Utzr. > de» Rtiatt» fiir Z,s. Aa»ah»r: >tt» Klemm. Umoersttätsstr. 22, a»i- Lösche, «atharinenstr. 18^». nm dis '/Z Uhr. MMer LaMM Anzeiger. OM« str Politik, Locchkschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1K.2ZV X>oLiu»k«t»prcl» viertelt- 4*/. »acl. Brinaerlobu d M-. durch di« Potz bezog« ü Mt. Jede einzelne Nummer »o Pf. Belegexemplar >0 V. Gebühren für LxtradeüLg^i ahne Pastbesvrderung 3« p«. U.u Popdefvrderung 4» Mk. Zuseralt 4arsp Bouraeoisz. 2ü Pf- Größer« Lchnfteu laut unsre,» PreiSverzeichniß, —Tut-llarst.^, Satz nach höherem Daris Urelamr, »ntrr de» Lrdacrlomßrch die Spaltzeile 40 Ps. Inserate find pctS a« d. Sepedttt.« zu senden. — Rabatt wird atche gegeben Zahlung praonumarauch oder durch Postvorschuß. M 17S. Donnerstag den 28. Juni 1877. 71. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, können die geehrten Abonnenten Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang nehmen lassen. ^ , .der dieses Lrmenti bringt, erklärt zugleich, die Leipzig, 27. Juni. I Regierung erblicke noch keine Nothwendigkeit, Unsere Leser erinnern sich wohl noch der spötti-! einen Ertracredit zu beanspruchen. Auch in Eng- chen Stimmnng, die vor Ausvruch de- Kriege- I land sieht man also etwaigen Eroberungsplänen »czüalich der Kampfbereitschaft Rußland- herrschte. Dann kam aber die Ueberfchreitung des Pruth und der Aufmarsch an der Dona», der sich trotz aller Terrain- und Fortbewrgnngs- hivderniffe sicher und prompt vollzog, während die Türken Nicht- von Belang thaten, um ihn auszuhalten. Die öffentliche Meinung in Europa nahm nun eine Frontveränderung vor und warf ihren Spott und ihr Mitleid nach dem türkischen Rußlands, da- der Türkei gegenüber noch lange nicht über den Berg ist, bei aller Wachsamkeit mit Ruhe entgegen. Thun wir desgleichen! Tagesgeschichtliche Aeberficht. Leipzig, 27. Juni. Fürst Bismarck, der in düsen Tagen in Ber- . ^ lin eintrifft, kürzt nicht etwa auS irgend welchen Lager, wogegen man Rußland scheu von der SeiteI politischen Gründen seinen Aufenthalt in Kissingen ansah und sich vor etwaigen schnellen Erfolgen I ab, sondern reist von dort ab, weil seine Cur de- dieser plötzlich wieder unheimlich gewordenen Macht i endet ist. Er wollte nicht länger dort bleiben, zu fürchten begann. Als aber die Rüsten Wochen! alS biS gegen Ende Juni. Dies ist zu bemerken, lang scheinbar unbeweglich an der Donau stehen I weil hier und da angenommen wurde, es müßten blieben, da kam die alte fidele Stimmung wieder S wohl Zwischenfälle ungewöhnlicher Art die Ab in Tang, man glaubte den Stromübergaug auf den I reise de- Kanzlers von Kissingen beschleunigt haben. RimmermehrStag verschoben und machte sich Über I So viel man in unterrichteten Kreisen weiß, vie plumpe Demonstration lustig, zu welcher der l begiebt sich der Fürst direct nach Barzin, um Krieg an der Dona» zufammenzuschrumpfen schien. I dort, von den Strapazen de- Kisstnger Urlaub- Jetzt ist der Strom überschritten; diese- mächtigen I sich erholend, erst eigentlich auf Urlaub zu leben NaturhemmnifirS spottend, die Wachsamkeit de-1 Ein hintnpommnsch« Edelmann erzählt, Bis wahrlich genugsam gewarnten Feinde- tLuschend, I marck habe auf seinem Lieblingssitze Schonungen seine Befestigungen umgehend, haben die Rüsten I in weitem Umfange angelegt, und die Pflege der mit klingendem Spiel den türkischen Boden be I jungen Waldgebiete laste er sich recht angelegen reten, auf welchem schon in diesen Augenblicke I sein. Seit neun Jahren im Besitz von Barzin, hi weit Über 80,000 Manu ungehindert vor-1 habe er außerdem eine Menge Verbesserungen vor- -lca. Gleichzeitig hat sich die russische Haupt« I genommen, und über da- Alles möglichst selbst nee auf der ganzen Linie sprungfertiä gemacht, r weiter stromauf da- jenseitige User zu er- i hen und sich i» dichten Masten über Bul ^arien zu ergieß«. Was ^geschieht nun auf der Zuschauertribime? Europa bekommt wieder seine Krämpfe; ins Extrem zurückfallevd, über schätzt es wiHer unbändig die Angriffskrast Ruß land-, während die Berlhcidiguugskrast der Türkei Bestimmungen zu treffen, zeitweilig also blo» Lanowirth zu sein, sei ihm so sehr Bevürfniß, daß der Gedanke an weite Reisen gar nicht m ihm aufkomme Die Botschafter Hohenlohe, Schweinitz und Münster werden Abstecher nach Barzin machen, wo außer Lothar Bücher noch ein HülfSarbeiter de- auswärtigen Amte- den Sommer und ven Herbst zubringt. Der Post auf Null herabsinkt, und ob der Angst vor der! verkehr ist bestens geregelt, und zwei Drähte fürchterlichen Gefräßigkeit de- nordischen GeierS htct man viel Heulen und Zähneklappen. In der „Köln. Ztg.", die sich bisher der Türkei mit einer gewissen Wärme annah« und sicher eine ganz bedeutende Gegenwehr von dieser «wartete, münden von der Barzin« Station direct in de- Kanzler- Arbeitszimmer. So kann, wenn - Noth thut, in Hinterpommern gerade so rasch und viel erledigt werden, wie in der Wilhelmsstraße Die Abgeschlossenheit de- Barzin« LebenS gestattet wird jetzt schon d« Ansicht Raum gegeben, „daß I ab« ungestörte Erholung in jedem freien Lugen d« Krieg jetzt ziemlich rasch »«laufen werde" blick und es ist dafür gesorgt, daß dem Kanzler während seine- pommerschen Urlaubs nur Wich tigeS zur Entscheidung zugeht. Die Minist« Hofmann und Eulenburg waren wiednholt in Barzin; sie wnden auch diesmal wieder vor Beginn d« Landtagssession sich dorthin begeben. Ein«, der sich bei Bismarck unentbehrlich machen wollte, kommt nicht mehr: Wagen« hat seine Rolle auSgespielt. Nur ab und zu ließen sich in den armen Türken wird nachgesagt, daß „sie > sich in Erinnerung an ihre Erfolge in früheren Feldzügen eine stärkere Fähigkeit d« Ber theidigung zugetraut hätten, als sie in Wir! lchkcit besitzen." Daran wird dann die Be lürchtung geknüpft, daß die Türkei in ihr« Herzensangst einen Separatfrieden mit Rußland abschließm möchte, bei d« die Interessen der übrigen Mächte in die Brüche gehen könnten. I den letzten Jahren neugierige Engländer und Vir sind nicht- weniger als türkensreundlich und I Amerika«« alS Correspondenten sehen; sic wissen, Hab« die sonderbare Halbmondsucht der „Köln. I daß für Tourist« in Barzin Nicht- zu Holm ist Atz." nie aettzeilt, können ab« auch jetzt ihr« I Sie könvm nicht nächtig«, weil die Dorfschänke plötzlichen Klemmuth nicht theilen. Wir glaub« I ihr« primitiv« Charakter bewahrt hat und nicht, daß Rußland im Staude ist, so schnell mit I kulinarischer Genüsse ist sie ebenfalls bar. Die d« Türkei fertig zu werd«, daß e> die ander« I Bewahrung diese- Urzustände- hängt wohl mit Mächte überrascht, überrumpelt. Air glaub« I direct« Weisungen de- Gutsherrn zusammen, auch nicht, daß die russische Staatßkunst, von I Im Re ich-lande hat der Gebrauch d« etwaig« rnilitairischm Erfolgen fortgeristm, ihreI deutschen Sprache seitens der Bevölkerung bisherige nüchterne, auf- Erreichbare gerichtete I ganz erfreulich zuamommm. Bi- zum Atttge Taktik verlass« »nd sich auf »»absehbare I und in den «st« Jahren nach demselben btt»ienlc Bahn« hinau-stüzev wird, «ns dm« e- «tt I man sich in den gebildet« Kreis« ausschließlich Oesterreich, England, vielleicht auch «tt Deutsch-1 der französisch« Sprache im schriftlichen »nd land zusammen«»»« könnte. Warn die Stunde I mündlichen Berkehr. Da- hatte einmal darin d« Ernte gekommen ist, wird Sortfchakoff für! sein« Grund, daß selbst der gebildete Elsässer Rußland ettchetmf«, wall nur immer angehl I nur de< alemannisch« Dialekts, nicht ab« des — ohne die Interest« und Empfindlichkeit« der I Hochdeutsch« kundig war und man sich theilweise tbrigm Großmächte zu verletzt«. Auch ohne de» I schämte, dm erst«« zu gebrauch«; andererseits Wink, den Oesterreich ihm schon jcht durch diel suchte man. wo e- nur immer anging, die Eigm- Berfiärkung sein« Trupp« an der Grenze giebt, I schaft eine- Franzosen vorzukehrm. Da- hat wird « diese Macht zu schon« wissen. Wie > sich jcht wesentlich geändert Durch dm unaus- Oesterreich. so ist auch England auf seine« Post«. I -leidlich« Umgang mit den deutsch« Beamt« In Petersburg weiß mau nur zu gut, daß der I hat die hochdeutsche Sprache eine solche Lcrbrei- gerivgste Versuch, rrgendwie an den Ding« zu I tuvg gesund«, daß sie so ziemlich von jedem gebil- rühreu, die England als seine Machtintneff« I deten Manne gesprochen werden kann; dag«« find i« Orient bezeichnet hat, sofort den I die Frau« noch weit zurück; sie können sich nicht britisch« Löwen wecken würde. Die englische I entschließen, an Stelle der leicht« französisch« Diplomatie entfaltet im Augenblicke eine sehr! Umgangssprache die deutsche zu setz«. Im fchnft- wachsame Thätigkeit. Der Botschaft« in l lichm Verkehr mit dm Behörden bat sich nach Berlin, Lord Russell, der noch einige Zeit in I -nd nach fast ganz die deutfche Schriftsprache ein- England zu verweil« gedachte, ist angewiesen, l gebürgert, und auch diejmig« Geschäftsleute, die unverzüglich ans sein« Post« zurückzukehven. Da-1 nach Deutschland Geschäfte mach«, bedien« sich neben ab« wird von London au- der Meldung I derselben bereits in ihr« Correspondmz. Sehr entgegen getreten, daß die malische Regierung I zu beklag« ist ei, daß die Sprache d« deutsch« eine Extrasorderung von 2 Million« Pfund für I Behörden sich nicht überall freihält von dm dort Kriegszwecke verlang« werde. Der „Standard", s ganz unverständlich« Fremdwörtern; e< wäre sehr zn wünsch«, daß die oberste Reich-behörde in dies« Richtung strenge Anweisung« «geh« ließe Auch die Titulaturen könnte man getrost in Wegfall bring«, da sie ebm so wenig Ber- ständniß finden, al- sie Zweck Hab«. Die „Neue Welt", da» illustrnte Beiblatt der socialdemokratischen „Berliner Freien Presse", sucht mit vielem Geschick geeignete Themata au- allen Jahrhunderten der Geschichte heraus. In ihr« letzten Rumm« bringt sie da- Bildniß Thomas Münzer'-, de- bekannt« Schürns de» Bauernkriege-. Ja der biographisch« Ein leitung, welche da- Blatt nach Engels' Geschichte der deutschen Bauernkriege dazu giebt, heißt eS: Wir Münzer s ReligiovS-Bhilosophie an den AtheiS- mus, so streifte sein polittschts Programm an den LommuiilsmuS, und mehr als eine moderne communi- stische Secte hatte noch am Vorabend der Februar- Revolution über kein reichhaltigeres theoretische» Arsenal zu verfügen, als die „Münzn'schrn" de» sechszehutrn Jahrhunderts. Dies Programm, weniger die Zusammen- fasiung der Forderungen der damaligen Plebejer, als dir geniale Snticipation der Emancipation»-Brdingungen der kaum fich entwickelnden proletarischen Elemente unter diesen Plebejern — dir» Programm forderte die sofortige Herstellung de» Reiche» Gotte», de» prophezeiten tausend- jährigen Reicks aus Erden, durch Zurückführung der Kirche auf ihren Ursprung und Beseitigung allcr Jnsti- tutionen, die mit dieser angeblich unchristlichen, in Wirklichkeit aber sehr neuen Kirche in Widerspruch standen. Unter dem Reiche Gotte» verstand Münzer aber nicht» andere», als einen Gesellschaftszustand, in dem keine Llastenunterschiede, kein Privateigenthum und keine den GesellschaftSmitgliedern gegenüber selbstständige, fremde Staatsgewalt mehr bestehe. Sämmtliche be- stehenoen Gewalten, sofern sie nicht sich fügen und der Revolution anschließen wollten, sollten gestürzt, alle Arbeiten und alle Güter gemeinsam, und dir vollständigste Gleichheit Lurchgeführt werden. Ein Bund sollte gefiistet werden, um die» durchzusetzen, nicht nur über ganz Deutschland, sondern über die ganze Christenheit; Fürsten und Herr«, sollten eingeladen werden, fich an° zuschlirßen ; wo nicht, sollte der Bund sie bei der ersten Gelegenheit mit den Waffen m der Hand stürz« odn tödten. Münz« setzte sich gleich daran, diesen Bund »u orgamslr«. Seine Predigten nahmen ein« noch heftiger«, revoluttonatren Charakter an; neben den Angriff« auf die Pfaffen donnerte er mit gleicher Leidenschaft gegen die Fürsten, d« Adel, da» Patriciat, schilderte er in glühenden Farben den bestehenden Druck und hielt dagegen sein Phantafübild des tausend, jährig« Reiches der social-republikanisch« Gleichheit. Der „Bnl. Fr. Pr." ist auch da- Studium der französisch« Jacquerie im l4. Jahrhundert zu empfehlen, welche alte französische Schriftsteller recht drastisch geschildert haben Die Jacque- plündert« und verbrannten die Edelhöse. Nur da- Ende war für sie etwa- kläglich, dmn sie ' wurden besiegt und dann in Mast« — gehängt. Nach einer Meldung der „Kölnischen Zeitung" au- London sollte sich Mtdhat Pascha am DienStag, Nubar Pascha am Mittwoch nach Pari- begeben; Beide beabsichtigen in einem deut sch« Babe Aufenthalt zu nehmen. In demselben Augenblicke, da die Schreiben von Graf Derby und Fürst Gortschakoff zur Be ruhigung d« Gemüther wegen etwaiger weiter« Verwickelungen infolge de- gegenwärtigen Krieges vnöffentlicht werden, thut sich an einer and«« Stelle eine Perspective auf, welche den Au-blick auf ein« Weltbrand furchtbarst« Art gewährt. Der „Kölnischen Zeitung" wird ein vor Kurzem geschriebener Brief des Ezechenführer» Rieger mitgetheilt, in welchem die Ueberzeugung ausgesprochen wird, daß Rußland den Krieg nicht begonnen habe, lediglich um 4 Millionen Christ« in d« Bulgarei zu befreien, „sondern seine Absicht war, den 100 jährigen gordischen Knoten zu durch, hau« und alle »nt« dem fremd« Joch schmachten- den Slawm zu befreien." Herr Rieg« fährt fort: „Seit dem Anfang dieses Jahrhundert- waren e- hauptsächlich die Czech«, welche unt« unser« unglücklich« slawisch« Brüdern die Civilifation und d« politisch« Geist »«breitet«. Deshalb halt« wir auch auf uns« Recht, die panslawlstische Bewegung, wmn sie m Oesterreich au-bricht — »nd die- wird kurze Zeil nach dem Uebergang d« Rust« über die Dona» geschehen — in die Hand zu nehmen" Demnach können wir also schon für die nächste Zeit auf höchst interestante Erscheinung« in Oesterreich gefaßt sein. Die Vertreter d« „Civilifation und de- politisch« Geistes" werden eS i« Falle russischer Siege, die bei dn kläglich« Verfassung der türkischen Armee ja nicht mehr lange aus sich warten last« könn«, an groß« Rodomontaden sicherlich nutzt fehl« last«. Schade nur, daß ihnen nicht auch die entsprechende Truppevmacht zur Verfügung steht! Wir halt« die Lebcn-kraft der österreichisch« ungarisch« Monarchie doch für noch stark genug, um d« „panslawistischm Bewegung" innerhaib der Grenzen ihres Reiche- Herr zu werden. Im Uebrigm sollt« die Herr« Czech« bedenk«, daß Deutschland bei dn etwaig« „Befreiung" d« »nt« österreichischem,,Joch schmachtend« Slawen" auch ein Wörtchen mitzusprrchm hätte. Und wie die- Wörtchen lauten würde, kann nicht zweifel haft sein. D« dentsch« Reichskanzler hat oft genug in Gespräch« betont, daß Deutschland z» einem thätigen Eingreifen in die orientalischen Händel nur dann Leranlastang haben «erte, wmn seine eigen« Inter«ssm durch dieselben ge fährdet würden. Zu dies« Interest« rechnet er aber ». A dm Bestand der österreichisch-ungc« risch« Monarchie. Da- deutsche Volk denkt rn diesem Purcte genau wie d« Kanzler. Herr Rieg« kann also mit Sicherheit vorhersehm, an welch« Klippe äußersten Fall» seine „BrfreiuugL"- Träume gründlich scheitern würden. Au» Wim kommt die Miltheilung, daß der Fürsterzbischos von Wien, Msgr. Kutschk«, der Cur re ein« au- d« Jnitative des Klerus hervorgegangmm „Ausgleich ' mit dn öfter, reichischen Regierung angesichts d« Drohung der obligatorischen Civilehe im Entwürfe vorgelegt habe. Cs handelt sich hier offenbar um eine Belebung de- ConcordatS, welche- dm An spruch der Ultramontanen, daß der Staat aus konfessionellem Gebiete nicht einseitig ohne Ein- willigung der Curie Gesetze «lasten dürfe, Wied« zur Geltung bring« soll. Der Plan scheint um so aussicht-voller, al- in den bürgerlich« Kreis« durch die kluge, seit 5 Jahr« verfolgte Politik der Bischöfe in Oesterreich die Furcht vor den Klerikalen in der Abnahme begriffen ist und alß selbst aufrichtig liberale StaatSmänn« von ein« klerikalen Partei dn Zukunft träumen, mit der sich pactn« lasten werve, von d« Auffrischung der josephinisch« Tendenz« im österreichischen KlnuS. Mit Recht hält die „Tribüne' diese Hoffnungen auf eine Umwandlung in den Tendenzen dcS KleruS ab« nicht nur für unberechtigt, sondern auch für gefährlich, weil sie die Bevölkerung in ein Gefühl der Sicherheit einwieg«. „Düse Sicherheit müßte die Bevölkerung über kurz od« lang abermals in da- römische Joch spannen »no wenn man d« Druck derselben auch anfänglich milde zu gestatten wüßte, so unterliegt eS doch nach dm Lehr« d« Geschichte keinem Zrveisel, daß die Herrschaft al-dann in Knechtung auS- arten würde. Eine Wiederbelebung der klerikale n Herrschaft in Oesterreich wäre ein Ereigmß, welche- weit über die weit« Grenzen der habS- burgifchen Monarchie hinau- seine Bedeut« g äußern würde; auf Deutschland besonder- wüßte < S bei den innigen Beziehungen zwischen dm Nachbor reichen intensiv wirken. Darum scheint e- zeit gemäß, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die UnionSarbeiten de- österreichischen KleruS zu richten, die mommtan in dem AuSaleich-entwu. f ve- Msgr. Kutschk« culminiren. Erhält dies« Pact Gefrtze-kraft, dann scheint e- um die Save de- Fortschritt- in Oesterreich geschehen, selbst wenn der Inhalt in- Liberale schillern sollt.-. Dre Art und Weise, wie « in Scene gesetzt wir-', bedeutet eine Rückkehr zu dem kaum verlassene c Standpunkte. welch« die Oberhoheit der Kirche üb« Staatsgewalt proclamirt, und angesichts d« Wucht diese- verderblichen PrlncipS würde-i die Detail- deS PacteS vollend- in den Hinter grund treten." In der ungarischen Kamm« betonte bei der Fortsetzung der Oricntdcbatte Gras Albert Apponyi, daß das Land die Interessen der Mon archie an« Sicherst« durch die Erhaltung drr Türkei und durch die Achtung d« bestehend« Be, - träge für gewahrt «achte, während der frühere Generalconsul in Belgrad, Kallay, die Einführung von Reformen zwar alS unerläßlich bezeichnete, zugleich aber ebmsallS die Nothwmdigkeit hervor« bod, den Bestand der Türkei aufrecht zu «halten. Ministerpräsident TiSza versicherte, daß im letzten Ministerrathe Wed« eine Besetzung noch ein« Mobilisirung beschlossen Word« sei »nd erklärte weit«, die Monarchie sei entschlossen, eine Besitz nahme benachbart« Gebietes durch eine fremde Macht nicht zu dulden (Beifall.) Die südthroler Mitglieder de- österreichi schen Abgeordnetenhauses habrn ihr Mandat niedergclegt. In der bezüglichen Zuschrift «klär« dieselben, da- Hau- habe durch die Abstimmung in der Angelegenheit, betreffend die Gewährung größerer Selbstständigkeit für Südtyrol, bewies«, daß die südtyrol« Abgeordneten von dem Hause Nicht» zu erwarten hält«. Kaum ist die französische Kammer aufge löst, als auch die Regierung schon ansängt, auf ihre Weise die Wahlen vorzubereit«. So hat d« Präfrct der ob«« Loire al- Generalmaßr^el sämmtliche Hotel«, WirthschaftS- und Kaffeehaus Concessionm zurückgezogen; er Wirt sie natürlich gegen Bürgschaft für gute- politische- Verhalten — mit Vergnügen «neun«. Gegen die republi- kanische Presse «findet man ganz neue Chicavm. eine Ausgabe, die man für unmöglich halten sollte Kann man dem Druck d« Zeitungen nicht bei- kommen, so sind die Präfecten unerschöpflich in Mitteln, Vertrieb und Verkauf derselben zu hin dern, was in Frankreich, wo der Einzel- und Straß«verkauf d« Nummern ein Hauptbelriro ist, üb« die Existmzsähitzkeit eine- Blatte» ent scheidet. Welch« Erfolg diese MtttU bah«
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