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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780623
- Sammlungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-23
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1878
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3350 der bisherige Vertreter de« Wahlkreise«, der nationaluberale Abgeordnete vr. Slevogt frei- »rltia za GunKen de« hervorragenden Staat«» manne« verrichtet hat. Die Aufstellung der Wahlcandidatur de« vr. Delbrück hat ihre Bedeutung ersichtlich nicht e«»« nur im Sinne irgend einer Parteianschaung, sondern im Sinne unserer politischen Entwickelung Überhaupt. Die Motive, welche Herrn Delbrüa seiner Zeit »um Rücktritt von der Leitung unserer Reichsverwaltung bewogen, werden heute ander« beurtheilt al« damals. Die Zwischenzeit hat satt» sam gelehrt, daß da« AuSscheidm diese« hervor ragenden Staat-manne« au- dem ReichSdienste einem wenn nicht schon bestehenden, so damal« doch heranrückenden Conflict der wirthschastlichen lieber» »eugungen zu danken war, dessen Folgen sich — Dank dt« bisherigen tastenden Verhalten« der Reichsregierung — heute noch nicht übersehen lasten. Wenn nun ein Mann, wie ver Staats« minister Delbrück, im Amte dem leitenden Staats mann einst der Nächste, seinen Posten au der Spitze der Reichsgeschäste mit einem Sitze in der Volk« Vertretung vertauscht, um seinen Ansichten zum Wohle de« Lande- unter Umständen auch gegen die herrschende Strömung Ausdruck und Gehör zu schassen, — so liegt in dieser Thatsache allein em Fortschritt m unserm politischen Leben, der unS ber besten Vorbilder im coustitutiouellen Staate würdig macht. Berliner Blätter melden: Eine Versammlung so tumultuarisch, wie sie selbst in Berlin selten ist wurde am Donnerstag Abend in Becker'S Sälen Commandantenstraße K2, feiten« de- neugcgründe ten konservativen CentralvereinS abge halten. ES hatten sich viele Geistliche eingefunden, auch eine kleine Schaar christlich-socialer Arbeiter und Hosprediger Stöcker waren an wesend. Anfangs führte den Vorsitz der Rent meister Hartwig. Nachdem die von einem früher gewählten ComitL, d. h. von dem Vorstände des ,.Verein« der Conservativen der Louisenstadt" au« gearbeiteten Statuten angenommen waren, kam e« »u langen, unerquicklichen GeschästSordnungSde- vatten, die endlich damit endigten, daß zur Wah von 6 Vorstandsmitgliedern geschritten wurde. Bei dieser Wahl wurden die Vorstandsmitglieder deS Louifenstädtischen Verein«, welche die Gründung de« conservativen CentralvereinS eingeleitet und bi« dahin die Geschäfte geführt hatten, ganz über gangen, Fabrikant Schlunck, Pastor Schwartz, der Redacteur der „Deutschen LandeSzeitung" Neu mann, vr. Hübner, vr. KUnzel und Buchdrucker Weber waren die Erwählten. Diese Wahl gab den Beweis, daß die Versammlung über» wiegend aus Deutschconservativen und Wirth schastSreformern bestand. Unter dem Vorsitze de« Fabrikbesitzer« Schlunck wurde nun Uber daS Ber hältniß de- conservativen CentralvereinS zu den Christlich-Socialen verhandelt. Inzwischen batte Hofprediger Stöcker mit der Mehrzahl der Christ, l,cd Socialen, in der vermuthung, eS würde zu einer derartigen Verhandlung nicht mehr kommen, den Saal verkästen. Nachdem Pastor Schwartz dafür eingetreten war. mit den Cyristlich-Socialen Uber die Wahlen in Fühlung zu treten, erklärte sich Vr. Böhm, ein Redacteur der „Post", mit Entschiedenheit dagegen. Seine Rede, worin er dem Hosprediger Stöcker vorwarf, ein gefährliches Sviel zu treiven und die Christlich-Socialen „christ- licve Socialdemokraten" nannte, erregte lauten tuinultuarischen Widerspruch, dessen der Vorsitzende nicht Herr werden konnte, so daß der Redner enden mußte. Der Versicherungsagent Ballicn nahm sich der Christlich-Socialen an; er gebrauchte dabei die Wendung, daß die Socialdemokraten in der Er kenntniß der wirthschastlichen Uebelstände vielsaö Recht hätten. Darauf suchte ein anderer Redac teur der „Post", OSkar Wolfs, die Ansichten seines Collegen zu begründen, alS er sagte, Hosprediger Stöcker ziehe die christliche Religion in daS Gebiet seiner Späße, schnitt ein ungeheurer Tumult dem Redner da« Wort ab. Nachdem sich die Ge müther beruhigt hatten, wurden dem Redner noch fünf Minuten Redezeit vergönnt, welche er benutzte um — immer unter lauten Äußerun gen des Mißfallens — zu erklären, daß Hof Prediger Stöcker von der socialen Frage Nichts versiebe (Rufe: „Muß bei Ihnen in die Schule gehen") und daß die Christlich-Socialen die gesähr uchsten Feinde de« Staate« seien. AlS trotzdem die Versammlung, die Uber 300 Mitglieder zählte, mit allen gegen 0 Stimmen beschloß, mit den Cbristlich-Socialen Fühlung zu suchen, rief 'Herr OSkar Wolfs, daS sei eine Schande, welcher Ru mit dem Gcgenrus: „rauS! rauS!" beantwortet wurde, vr. Böhm und Herr OSkar Wolfs er klärten ihren Austritt und verließen sofort den Saal. Nachdem noch der Vorsitzende Schlunck be- tont hatte, sein Candidat sei Graf von Moltke, und der Chef-Redacteur Neumann die Versamm lung benachrichtigt hatte, daß da« WahlcomitL der Deutsch - Conservativen für Deutschland eben falls mit den Christlich-Socialen in Verbindung treten wolle und an die Aufstellung deS Hos prediger« Stöcker denke, wurde die Versammlung geschlossen. Ta-e-geschichtliche Urberstcht. LetPrt,, SS. Juni. Wie die „Voss. Ztg." au« sicherer Quelle er» fährt, hat die Genesung de« Kaiser« in diesen Tagen sehr erfreuliche Fortschritte gemacht. Die milde und warme Luft am offenen Fenster de« Balcon« hat sehr stärkend und äußerst wohlthuend auf ibn gewirkt. Der Sailer hat auch mehrfach das Zimmer ohne merkliche Anstrengung durch schritten, wobei «hm allerdings von seinen Dienern die Arme gestützt werden mußten. Der Lehnstuhl, in dem der Saiser am Tage sitzt, ist jetzt auf den Seitenlehnen so gepolstert, daß die Arme, die der hohe Patient ja noch immer nicht gebrauchen kann, bequem daraus »che, kSitneAu 'Uuhru« kann der immer «r »it Hüffe seiner Umgebung >eu. — L« ist davon d»e Rade, daß der ld e« iharsa« Gesundheitszustand er de« Hoflager nach Wilhelm-Höhe Über iedeln und später da« Wildbad Gastein besuchen werde. ^ , Wie der „Kreuzztg." von beachtenSwerther Seite mitgetheilt wird, beabsichtigt die Regierung, den neugewählten Reichstag für die ersten Tage de« September einruberufen. Der StaatSgerichtsyos wird am 8- und S. Juli gegen den Majestätsverbrecher Hödel verhandeln. Vorgeladen sind 38 Zeugen. In Bezug auf die Frage der Ausschließung der Oeffentlichkcit bei den Verhandlungen verlautet, daß nur vte Ber treter der Presse zugelassen werden sollen. — Die Anklageschrift bietet sehr interessante Momente über Interna der Socialdemokratie und bezüglich der Charakteristik vieler Koryphäen jener Partei. Da- öffentliche Ministerium wird durch den Ober staatSanwalt v. Luck vertreten fein. DaS Befinden de« Attentäters Nobiling hat sich im Wesentlichen noch nicht geändert, man fürchtet, daß Entkräftung dem Leben desselben ein Ende machen werde. Der junge Mann, der daraus auSging, den Kaiser zu sprechen und sich eine- Mittels rühmte, die Socialdemokratie mit einem Schlage zu vernichten, heißt Joost und ist Bäcker von Pro fession. Derselbe ist der Sohn achtbarer Eltern in Königsberg, und die Ereignisse der jüngsten Wochen scheinen ihm die Sinne verwirrt zu haben. Er soll nun nach Königsberg zu den Seinen zurückgefchickt sein. Die Zweite badische Kammer ist aus den 28. Ium einbcrusen worden. Zum Congreß schreibt die „Kreuzreitung" Der Verlauf der dritten Congreßsitzung scheint zu nächst Besprechungen der Bevollmächtigten unter sich nöthig gemacht zu haben. ES bestätigt sich durch diesen Verlauf die Annahme, daß die Er- ledigung der bulgarischen Frage Schwierig keiten bereiten mag. Dagegen ist die Frage Über die Zulassung Griechenland- zum Congresse in sofern vorgeschritten, al« die Bevollmächtigten mi Ausnahme derer der Türkei, sich jetzt sämmtlich der Ansicht zuzuneigen scheinen, daß eine Zulassung von Vertretern de« hellenischen Königreichs mit beratender Stimme wohl angängig und insofern vielleicht selbst nicht unerwünscht wäre, alS der Zusammenhang der griechischen Bestrebungen mit der bulgarischen Frage bei der Berathung dieser letzteren bereits zu Tage getreten ist; doch wird die Zulassung der Vertreter Griechenlands nur so in Aussicht genommen sein, daß sie nicht ständig an stimmtlichen Sitzungen Theil nehmen, sondern nur bei allen Fragen, die ein besondere- Interesse Griechenlands in sich schließen, zugezogen werden. Der „Nat.-Ztg." wird gemeldet: Die in den ersten Tagen deS Congresse« von berufener Seite ständig auSgegebene Parole: die Hoffnung au erne allseitig befriedigende Lösung, wird nich mehr auSgegeben. Sie scheint heute selbst mit den sehr dehnbaren Gewissen mspirirender Diplomaten nicht mehr vcreinbarlich zu sein. Man beschränkt sich bloS darauf, der möglichen pessimi stischen Auslegung der länger werdenden Intervalle »wischen den Congreßsitzungen die Spitze abzu- vrechen. Die Nothwcnvigkeit, den vertraulichen Verhandlungen mehr Zeit einzuräumen, wird star betont. WaS durch die längeren confidentiellen Auseinandersetzungen gewonnen wird — so heißt eö — kommt den dann später in rascheren Fluß gerathenden Congreßverhandlungen ru Gute. Was jetzt vertraulich arrangirt wird, soll später seine Früchte tragen! Diese Vertröstung aus die Zukunft hat leider ihre recht trübe Seite. Mit den bisher erzielten Resultaten deS bereits viel Zeit consumirenden vertraulichen Verkehrs scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein. Und die Zukunft! — nun, c« »st Alles darnach angethan, um sie in keinem besonder- rosigen Lichte erscheinen zu lassen. Trügen nicht alle An zeichen, so steht der Congreß am Vorabende der berühmten „Versumpfung". Auch wenn eS gar keine so scharf ausgeprägten Gegensätze zwischen den direct detheiligten Großmächten gäbe, wie sic in Wirklichkeit vorhanden sind, würde die Haltung der Türkei allein genügen, um jeglicher Aus gleichung den Boden zu entziehen. D»e Weige rung, Schumla und Varna zu räumen, genügt allem, um Alle- auf den Kopf zu stellen, AlleS auf die Spitze zu treiben. Kann die bulgarische Frage geregelt, gelöst werden, so lange türkische Truppen in so festen Positionen stehen bleiben ? Die Annahme verbreitet sich, daß im Schooße deS englischen CabinetS und speciell seiner Bevollmächtigten zum Congreß nicht AlleS in Ordnung sei. Die Enthüllungen de« „Globe" sollen keineswegs überwunden sein, sondern vielmehr zersetzend auf daS verhältniß der Minister fortwirken. In so weit mag der Cor- respondent der „N. Fr. Pr." Recht haben, ivenn er von einem „unseligen Zwiespalt im englischen Cabinet", der auch nach Derby'- Rücktritt noch sortbestehe, meldet. Natürlich wendet sich der Correspondent diese« Blatte« gegen den Minister, der „von jeher den Argumentationen der russischen Staat-kunst gegenüber keine rechte Widerstands kraft gezeigt" babe: In der Umgebung Lord BeaconSsield'S. heißt eS ist der Zuschrift, wurde jedwede Separat-Vereinbarung »wischen England und Rußland noch vor wenigen Tagen in der allerentschiedenften Weise in Abrede gestellt. Jede daraus bezügliche Anfrage wurde für unbegründet erklärt, alS ob ein Memorandum vom SO. v. M. gar nicht episürle. Soll daran» geschlossen werden, daß der MarquiS v. Salisbury dinier dem Rücken Lord Beaconssirld'S mit Sck>uwalost die »«bn Puncte vereinbarte? Soll man eS für möglich halten, daß der englische Premier von den Verhandlungen und Actionen seine- Collegen im Foreign Lsstce kerne Ahnung hatte? Die Annahme ist nicht zulässig; eS ist untz»kbar'U>ch.»W»ößltzch. chaß von d«rLr,st»» de« MemdraMimS dem „Mobs* Kewttmß «meM e« cheinlich, ja gewH. da» der Entwurf! !ord Beaconrfiekd sofort nach U »raut» desselben vorgelegt wurde; daß er di« ganz« Abmachung al» unstatthaft, al« «ne Verletzung der Europa schuldigen Rücksicht, al» eine ungenügende und einseitige Lösung imnoars; daß in Folge dieser Verwerfuna der Ent dem Wurf im Stadium der Entwürfe blieb, »u dem schätz baren Material gelegt wurde und da» Lord Veacons- fikld gerade in Folge der ihm durch diesen Entwurf grossen batten bedenklichen Eali-bury'scden Disposi tionen den Entschluß faßte, den Minister de« Aus wärtigen nach Berlin »u begleiten und durch sein« Anwesenheit am Lougreßtische di« von Salisbury mit Schuwaloff auSgx heckte Lösung und andere schwer zu berechnend« Excemncitäten diese- in Derby - Fuß spuren einherschreitenden Staat-manne« zu vereiteln. So weit wollen wir mit dem Wissen oder Glau ben de« Correspondenten der „N. Fr. Pr." nicht rechten. Derselbe fragt aber weiter, wie e« komme, daß ein englische« Blatt in der Lage war, diese Schriften zu veröffentlichen. Er antwortet durch den Hinweis darauf, wem die Veröffentlichung nützen könnte: „Offenbar nur derjenigen Macht, welche da« meiste Interesse hat, die zur unabwei«- licheu Nothwendigkeit gewordene große Retirade so viel nur möglich zu maSkiren und zu verdecken, und die diesen Zweck erreichte, indem sie England in seinen Absichten bloßstellte und daS Mißtrauen aller anderen Mächte gegen da« Londoner Cabinet entfesselte." — Diese« „Offenbar" hält die „Nat- Zta." für sehr zweifelhaft. AuS Wien kommt ihr vielmehr eine Notiz zu, welche keineswegs die Ur heberschaft der IndiScretion einem russischen oder englischen Diplomaten zuschob. Der ,,Diplomat", so schreibt man ihr, der dieselbe lanctrte und be reit« für den Alibibeweis gesorgt hat, verübte eine« jener Meisterwerke dritten Range-, die ihm schon häufig geglückt sind." Schon häufig geglück — dieses zweischneidige Lob gebührt nur sehr we nigen Diplomaten, und die „N. Fr. Pr." würde vielleicht auf die richtigere Fährte kommen, wenn sie den Störenfried Europas und routinirtcn Ge schäftSmacher im Dunkeln wenigsten« in ihrer politischen Nähe suchen wollte (Beust?!). Die in Berlin anwesenden Delegirten der Alliance ISraelite au- Europa und Amerika haben sich an den Congreß gewandt, um denselben für die Gleichberechtigung aller Culte au der Balkanhalbinsel und insbesondere bez. deS unglücklichen Loose« der Israeliten in Rumä nien zu interessiren, indem sie in einer Denkschrift Nachweisen, daß die jetzige bedauerliche Ausnahme stellung der ISraeliten m direktem Widerspruch sicht mit dem Pariser Vertrag von 1856 und ber Conven tion von l858, dem Staatsgrundgesetze der Moldau und Walachei. Die ISraeliten m Rumänien wurden als Fremde erklärt und ihnen da« Recht der Niederlassung in den Landgemeinden, deS GrunderwerbS und der Ausübung gewisser Ge werbe entzogen. ES heißt in der Denkschrift weiter: „So vollständig heimathlos geworden, von den Gesetzen deS Lande« verleugnet, ver Will kür und der unbestraften Verachtung Preis ge geben, von der Presse mit Kränkungen und Ver unglimpsungen überschüttet, konnte e« nicht fehlen daß die israelitische Bevölkerung die rohen Leiden schäften der Massen gegen sich aufgewühlt sab, die ru jenen fast alljährlich wiederholten Iudenyetzen führten, welchen die ganze civilisirte Welt mit Entrüstung gegenüber steht. Nichts desto weniger sind dabei die einheimischen Inden gleichwohl zu allen Lasten und zum Militairdienst Herangerogen worden." — Im Weiteren wird auSgeführt „daß bisher die europäischen Cabrnete dagegen erfolglos protestirt haben. Die rumänische Dtplo matie versuchte sogar die Sanktion Europas für die Ausnahmegesetze dadurch zu erlangen, daß sie den Mächten den Abschluß von Handelsverträgen antrug, durch welche diese die Anwendung ver Restriclionsgesetze auf ihre eigenen jüdischen Am gehörigen, welche in Rumänien leben, anerkennen sollten." — Der Berliner Congreß wird ange- rufen, dieser» Zuständen ein Ende zu machen. Der Congreß, heißt es, wird ferner dre Rechte der in Ru mänien lebenden Fremden, daS heißt der Angehörigen ver fremden Staaten besser zu vesimren und zu ge währleisten haben, zumal wenn etwa durch die Anerkennung der Unabhängigkeit Rumänien- die Consular - Jurisdiction daselbst ganz aufgehoben werden sollte. — Die Delegirten der Alliance Israülite haben bet sämmtlichen Congreßnutglttt>ern eine überaus »uvorkommende Ausnahme gefunden und die Versicherung erhalten, daß der Congreß die Iudensraae im Sinne der von ihnen über reichten Denkschrift für Rumänien und, wie man hofft, auch für das neue Bulgarien zum AuStrag bringen werde. Die Pariser „Rvpublique fran^aise" giebt eine Analyse von dem Inhalt de« Memorandum-, welche« die rumänischen Minister für den Congreß au-gearbeitet haben. Danach soll t. kein Theil de« rumänischen Staatsgebiete- ab- getreten werden. 2. Die russische Armee kein Durchzug-recht durch Rumänien haben, wie in Artikel 8 deS Vertrage« von San Stefano stipulirt sei; 3. müsse Rumänien daS Donaudelta und die Schlangeninseln zurückerhalten. (? Ist nicht recht verständlich. Doch wohl nur, wenn die Forderung äst l nicht durchzusetzen ist. D. R.), 4. soll die Unabhängigkeit Rumänien« anerkannt und da« Land Gunter der Collcctivgarantie der Mächte neutralisirt werden. In der Iudeofrage wünscht Rumänien folgenden Gesichtspunkt inne zu halten: Rumänien anerkennt die Nothwendigkeit, diese Frage zu regeln, welche keineswegs religiöser, sondern wesentlich nationaler (?) und socialer Natur ist. Die Juden find durch Sprache, Tracht und Sitten Fremdlinge im Lande. Rumänien bekämpft nicht eine religiöse Ge meinschaft (?), sondern eine fremde Nationalität, welche vollständig von dem Lande Besitz ergreifen würde, sobald man ihr gestattete, Grund und Boden onsßold »» «»erben (?). Die Frage ist somit eine innere lin «iS Ammlogenheit de« Lande« und kann nur dntzch ein VstereS Md nicht durch ein interMEpnale« Gesetz 'dam» gereaett werden. Rumänin, ist rittschloffen, sobald der Moment gekommen, seine MäbhängigEit ge schert Md jede nationale Schwimigkeit dasmllgt ein wird, eme mit »er Civilisi»tion, den socialen Forderungen und den besondere» Bedürfnissen br ande« entsprechende Lösung der Iudenfrage zu finden. Für den Augenblick hat Rumänien aber keine andere Aufgabe al« seme territoriale In tegrität zu vertheidigen und seine politische Unab hängigkeit zu sichern. Wie au« Rom gemeldet wird, hat da- Befinden de« Papste« sich in den letzteq Tagen verschlim mert; die Aerzte haben demselbä» angerathen, den Baticaa zu verlassen, der Papst hat die« aber bestimmt abgelehat. Ein in London ansässiger deutscher Handwerker ersncht di, „Köln. Al»." «m Ausnahme folgender Betrachtungen Uber Ke dortigen Gocialdemo- kraten: „E- sind jetzt 13 Jahre, al« ich zuerst mit der sauberen socialvemokraklschen Gesellschaft m Berührung kam Wie so mancher anderer Deutsche durch Schuksa'.Stückcn hierher getrieben und der englischen Sprache nicht mächtig, fand ich mich in eine Lage versetzt, die mich nöthigte, wie so viele andere anständige Ausländer, mit Leuten sehr gemischten Rufe« in Berührung zu treten, ohne deren wahren Charakter zu kennen. So kam ich auch mit dieser Gesellschaft in Be rührung in einem Loeale und einer Gegend Londons, woraus sich ein jeder anständige Mensch so schnell wie möglich wieder hinauSwünscht. Mit wenigen Ausnahmen besteht diese saubere Gesell schaft au« ungebildeten, aber höchst frechen Vaga bunden, die, zu träge zum Arbeiten, durch irgend welche Mittel aus ven Taschen anderer, wirklich reeller, aber unwissender Arbeiter leben wollen. Diese sogenannten Referenten oder Leiter der Ge scllschaft, meist unter dem Einstusse übermäßig ge nossener Getränke, verursachen durch hirnverbrannte Reden solche Aufregung unter den unwissenden Mit gliedern, daß dieselben in keinem Locale lange ge duldet werden, daher da« oftmalige Wechseln der Verein-locale. Sie lästern alle« Edle und Gute und verdammen jeden Andersdenkenden, und eS müssen die Reden, die dort geführt werden, jedem anständigen, mit gesundem Menschenverstände be gabten Menschen nur Ekel und Abscheu einflößen. Oftmals habe ich darüber nachgedacht, wie e« wohl unserem lieben Vaterland« ergehen würde, wenn eS von den Principien solcher Leute regiert würde. Sie haben da- Motto der Jesuiten: „Der Zibeck heiligt die Mittel", und e« wundert mich nicht, daß unter dem Treiben einer solchen Secte auch Meuchelmörder gezogen werden können. Ihre Mitgliederzahl erreichte in der höchsten Blüthe nur ungefähr 300, ist aber jetzt schon be deutend zusammengeschmolzen. Jeder anständige Deutsche verachtet den Verein und dessen Treiben, und namentlich hat da« Betragen der sogenannten Socialdemokraten ihm bei der letzten Anwesenheit unsere« Kronprinzen Hierselbst bei den am meisten reidenkenden Engländern den letzten Todesstoß ver- etzt. SvAar hatte ich Gelegenheit, einige Einsicht in da« Privatleben mehrerer dieser Rädelsführer zu haben. HäuSlicheS Glück exiflirt nicht. Durch da« nächtliche Umhertreiben de« sauberen Ehemannes wird sein Geschäft (wenn er ein solche« bat) nebst Frau und Kindern vernachlässigt, und oft, wenn der sich großdünkende Redner verbrecherische Reden hält, müssen Frau und Kinder zu Hause hungern. Darum möge jeder Deutsche, den da- Geschick nach England führt, sich fern halten von jenen Leuten, die sich Socialdemokraten nennen." Im englischen Unter hnuse erklärte in Beantwortung einer Anfrage de« Deputaten Jame«, der StaatSsecretair der Colonien, HeakS Beach, er habe keine Nachricht darüber, daß der Krieg mit den Zulukaffern zum AuSbruch ge kommen sei, es sei indeß wohl möglich, daß bei den unruhigen Zuständen, welche in jener Gegend herrschten, Truppenverstärkungen vom Cap dahin abgeseudct worden seien. Da« „Journal de St. P6tersbourg" bespricht die Haltung, welche die türkischen Conareß- delegirten den Meldungen auswärtiger Blätter zufolge anxehmen. Da« Journal weist denselben gegenüber darauf hin, daß die Türkei sich den Entscheidungen de« Congresse« zu fügen habe. Die Pforte suche da« Einvernehmen der Mächte zu stürm, indem sie alarmirende Nachrichten verbrei ten lasse. DaS Journal meint, daß die Mächte den Werth de- Widerstande- der Türkei zu er messen wissen würden und hofft, daß sie die Türkei in Respect halten werden. In Athen geht da« Gerücht, daß der Wieder- cmSbruch dm Aufstande- in EpiruS und Thessalien bevorstehe. Gegen 12,000 Flücht linge au« allen Gegenden der Türkei weigern sich, in ihre Heimath zurllckzu kehren. Wegen de« in Thessalien fortdauernden Räuberunwefen« beab sichtigt die griechische Regierung, Truppen an der Grenze zu concentriren. LrMlsvker KelexendeltsIiM! Bis »ur Eröffnung meines neuen Geschäft« »er kaufe ich Teppiche aller «rt, Liiuserzeuge, Attreter (Voeos un» «ohr »on »OH au). Retse-eikeu, «chlafpeckeu <»,» S'/, an), Ttschtzecke« ln «oßelin (pan 7'/. an). Maaila-Ttschpccken l»on Z'/, X »e > zu he»ntte«» ermaßt,te» Preisen! k. ch. «Isla, Hainßr. 8—1V. Zur vollständigen Orrenttrnng während ber bevor- liebenden Wahlperiode, zur Aufklärung über die schwebenden Steuer- und handelspolitischen Fragen ist kein Blatt besser geeignet, al« die in einer Aussage von 81^00 Exemplaren erscheinende Frankfurter Zettnn,. Abonnement« s » per Quartal bei allen Postämtern.
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