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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-24
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1878
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scrupeln, haben doch Jene, welche an einen Gott "n Himmel glauben, der die Lüge als einS der größten Laster hinstellt und unmittelbar in die Hölle führt, auch keine Gewistensstrupel, warum sollten wir un» da wegen einer Nothlüge welche machen? Hier handelt e» sich um leben oder verhungern bei dem Arbeiter und da ist die Lüge erlaubt. — Aber am 30. Juli, da wollen wir die goldne Wahrheit reden, daß die ganze OrdnungSgesellscbast mit ihren Flachköpfen auSeinanderstieben, wie eine Heerde Schafe beim Donnern. Und dann sind sie mit ihrem Leben zu Ende, denn wa- sie jetzt herauS- stecken, ist da» Letzte, schlimmer kann e» unmöglich kommen. Darum halten wir in unfern, Innern fest an der Fahne der Socialdemokratie und Han- veln bei der Wahl demgemäß, dann ist der Sieg unser." * Leipzig, 23. Juni. Nachdem wir schon früher eine Nachweisung über den Personenverkehr aus den hier einmündenden Linien der königlich sächsischen Staatsbahnen während der Pfingst- feiert« ge geben konnten, sind wir heute in der Lage, eine solche Mittheilung überden Personen verkehr in den genannten Tagen aus der hiesigen Station der Thüringischen Bahn nachzu tragen. ES wurden befördert in den abgehenden Zügen in l. Wagenclasse 153 Personen, in 2. Elaste 1708, in 3. Elaste 9080, in 4. Elaste 2808, im Ganzen 13,756 Personen. Dagegen kamen hier an m I. Elaste 138, in 2. Elaste 1880, in 3. Elaste 10.913 und in 4. Elaste 3019, im Ganzen 15.950 Personen. Der gesammte Per sonenverkehr auf der hiesigen Station der Thü ringischen Bahn während der Pfingstfeiertage umfaßte demnach 2tt,70tt Personen, d. i. 3000 Personen mehr, alS im vorigen Jahre. ----- Gestern wurde in dem Grundstücke „Zum goldnen Elephant" in der Hainstraße, in welchem seither da» Eafö national interimistisch untergcbracht war, ein neues CasL mit Restau rant, We'in- und Bierstube von Herrn Rud. Röhl eröffnet. Die gesammten in erster Etage gelegenen Lokalitäten machen gleich beim Eintritt einen äußerst einladenden und behaglichen, dabei aber zugleich eleganten Eindruck. Die Ausstat tung ist im modernen Styl gehalten, die Be leuchtung eine effektvolle und vor Allem auf eine treffliche Ventilation Aufmerksamkeit verwendet worden. In dem Restaurant selbst ist ein kaltes Buffet etablirt und dessen Verwaltung von der freundlichen Wirthin selbst in die Hand genommen worden. ES steht gewiß zu erwarten, daß dem neuen Etablissement, dem auch ein recht gcinüth- licheS Gesellschaftszimmer nickf fehlt, ein steter zahlreicher Besuch zu Theil. werden wird, zumal d,e verabreichten Speis,z, und Getränke den An spruch auf die Bezeichnung „vorzüglich" machen dürfen. — Unter ven Gartenlocalen der Stadt, welche die Pachtung jedes Naturfreundes verdienen, steht »hnian daS neu errichtete Bier- und Kaffee haus von Aug. Grün, Auenstraße 1315. Als eine Fortsetzung der Gärten der großen Funken burg, nur durch die große Wiese vom Rosenthal getrennt, theilt e- nnt diesem den Bestand alter schöner Bäume, und eine gesunde frische Lust. Daß auch die Bewirtschaftung eine gute ist, erhöht die Annehmlichkeit deS Aufenthalts. Wir können diesen Erholungsort Jedem empfehlen. * Wurzen, 22. Juni. Der 25 Jahre alte Sattler Hermann Leib scher aus Mügeln lebte schon längere Zeit mit der Wittwe Naumann in BurkertShain, bei der er wohnte, in Unfrieden. Beide batten sich bei Gericht verklagt und erheb liche Geldstrafen zu bezahlen. Leibscber hatte sich nun am 13. dss. MtS. auS der Wohnung ent fernt und wurde am 18. Juni in einem Gehölz bei BurkertShain erschossen ausgefunden. Er hatte die Schußwaffe noch in der Hand. An den beiden vorhergegangenen Tagen hatte er die Naumann, welche ihr Weg auf dem Butterhandel in die Nähe jeneS GehölzeS bringt, aufgelauert, und man nimmt allgemein an, daß Leibscher erst die Naumann und dann sich selbst hat erschießen wollen. * Pegau, 22. Juni. Der Pferdehändler Karl Friedrich Dreihaupt auS Benndorf, welcher sich vor einiger Zeit der MajestälSbeleidigung schuldig gemacht hatte, ist jetzt vom KrciSgericht Zeitz zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis; verurtheilt worden. — DaS „Glauch. Tgbl." meldet aus Glauchau, 22. Juni: Der Weber und Stadtrath Schle singer. Vorstand der hiesigen GenofsenschastS- buchdruckerei, in deren, Verlage die socialdemokra- tischen „Glauchauer Nachrichten" erscheinen, ist heute Vormittag seitens de« hiesigen Bezirksgerichts wahrscheinlich ,n Sacken der Artikel die „sinnlose Phrase" ebenfalls in Untersuchungshaft genommen worden. In dieser Angelegenheit befinden sich ge genwärtig in Haft: Handelsschuldirector Klemich, der Weber und ErpeditionSvorsteher Franz, der genannte Stadtrath Schlesinger und der Raddreher und Redakteur R. Kraut. — AlS vorigen DienStag ein Einwohner von Potschappel sein todtgebvrene« Kindlein, welches in einer Schachtel geborgen lag. bchusS Beisetzung auf den Friedhof zu Pesterwitz bringen wollte, üdermannte ihn unterwegs der Scklas der art. daß er sich gezwungen sah, an einem küblen Plätzchen einige Minuten der Ruhe zu pflegen. Diesen Augenblick benutzte ein Langfinger und ent wendete dem müden Schläfer die Schachtel, jeden fall» in der Annahme, daß sich in derselben iraend ein Werthobject befinden werde. Welche Ent täuschung mag ihm bei Oefsnung de» Behälter« geworden sein! Die Sache ist bereits bei der Polizei zur Anzeige gelangt — ek. DreSden. 22 Juni. Netto 28Vs Millionen Mark verlangt die Regierung zu den von ibr geplanten Eisenbahn-Ankäufen, welche dem Landtage soeben mittelst kgl. DecretS Nr. 6t zur verfassungsmäßigen Genehmigung unterbreitet worden sind. Viel Geld? werden viele Steuerzähler denken, „Immer noch ein gutes Ge schüft!" sagt dagegen die Regierung in ihrem dem ge dachten kgl. Dekrete beigegebenen Aussatz über die Eisenbahnkäufe. E» sind im Ganzen drei, denen die Stände zustimmen sollen, und zwar will der säch sische Staat übernehmen: Chemnitz-Würschnitz, Gößnitz-Gera, Annaberg-Weipert, Muldenlhalbahn und Mehltheuer-Weida. Der Kaufpreis. welcher für Gößnitz-Gera, Mehltheuer-Weida und Mulden- tkalbahn bereit- durch vorbehältlich ständischer Genehmigung abgeschlossene Verträge verclausulirt ist, beträgt für Chemnitz Würschnitz 2 600,000 Mark nominal ,n dreiprocentiger Rente an die Actionaire, d. i. 650 Mark dreiprocentige Rente für jede Aktie; für Gößnitz-Gera 5,050,000 Mark an die herzoglich sacksen-altenburgische Regierung; für Annaberg- Weipert 2,222,000 Mark in dreiprocentiger sächsischer Rente und außerdem noch 30,000 Mark alS Beitrag für einige rückständige, von betr. Gesellschaft noch zu erledigende ExpropriationSansprüche; für die Muldenthal-Eisenbahn 13.000,000 Mark baar oder 18.000,000 Mark in dreiprocentiger Rente, zahlbar am 2. Januar 1880, und für die Mehltbeuer- Weidaer Bahn 450.000 Mark. ES ist dieser Eisen- bahnen-AnkaufS-Pentaleuch, angesichts der nicht gerade rosigen Zeit- und Geschäftslage mit ihrem Geldmangel und Steuern-Ueberfluß freilich für den Landtag und seine Mitglieder kein ParadieSapfel- oder Ananas-Nachtisch, der ihm jetzt noch zu guter letzt servirt wird, und die neuen Eisenbahnankäuse werden zweifelsohne recht animirte Debatten in der Zweiten Kammer zeitigen. Schließlich wird aber den verehrten Landständen doch wohl nichts Anderes übrig bleiben, als trotz allen Bedenkens herzhaft hineinzubeißen in den säuern Apfel und die geforderten Summen zu bewilligen. Wer A sagt, muß auch B sagen; die Arrondirung des sächsischen Eisenbahnnetzes, von der man sich mehr fach den Anbruch eine« neuen goldenen Zeitalters für Sachsen versprach, ist ja nun einmal mit ständischer Sanktion begonnen worden, und so wird auck> die letzte bittere Pille hinabgeschluckt werden müssen. Wenn schon — denn schon! Wann aber die geplagten Landboten und die auf den Journalistentribünen in schier tropischer Atmo sphäre ihre Referate fabricircnden beklagenswerthen Berichterstatter endlich auS dem Landtags-Fege feuer zu den heimischen Laren zurückkehren können, ist noch sehr zweifelhaft. Vor Mitte Juli ist an einen Schluß deS Landtags schlechterdings nickt zu denken. Die Schön burgische Gerichts- ablösungs-Affaire wie die Elsenbahnankäufe werden die Kammern noch längere Zeit beschäftigen, der übrigen auf Erledigung harrenden Gegenstände gar nicht zu gedenken. Möglicherweise dauert der Land tag aber auch noch länger! — An, 19. Juni starb in BerthelSdorf der Bischof der Brüdergemeinde, Ernst Reichel, nachdem vor wenigen Wochen Bischof Levm Theodor Reichel, und vor einigen Monaten Bischof Eröger da» Zeitliche gesegnet hatte. ES giebt nun in den deutschen Brüdergemeinden nur noch zwei Bischöfe, und werden wahrscheinlich wieder neue geweiht werden Verschiedenes. — Herr 10. Moritz Busch, von welchem dem nächst ein Buck über den Fürsten Bismarck er scheinen wird, veröffentlicht soeben in eine», Peters burger Blatte eine längere Schilderung über Varzin uud die Lebengewohnheiten dss Fürsten, welcher wir Folgendes entnehmen: Das Leben des Kanzlers in seiner Barziner Zurückgezogenheit ist ein sehr einfaches. Es ist m, Wesentlichen Erholung von GeschästSüberbürdung, Rnchstagsreden und den bekannten traurigen „Friktionen" in guter Luft und ländlicher Stille, dann rege Beschäftigung mir der von ihm, wie bemerkt, warn, geliebten Land- wirthschast, endlich Genuß der Natur, zu der er ebenfalls zu allen Zeiten innige Neigung gehabt bat. Er trägt hier nicht, wie in Berlin fast ausnahmslos, die Interims-Uniform der gelben Kürassiere, sondern im Z)ause einen schwarzen Anzug und — so wenig stens im letzten Herbste — ein wecheS Halstuch ,mt blaßrothen und blauen Blümchen, beim AuSgk hen oder Ausreiten eine dicke graue Joppe und einen breitran digen Klapphut nlit hohem KopftheU. Wie man weiß, litt er in den letzte», Jahren an Schlaflosigkeit. Durch die vorjährige Gasteiner Cur hatte es sich, wie mit Anderem, so auch hiermit wesentlich gebessert. In Folge dessen stand der Kanzler früher als sonst auf, um nach neun Ubr schon einen Spaziergang zu machen. Dabei begleiteten ihn der erwähnte schwere Knotenstock und Sultl und Flörchen, seine beiden lllmer Doggen, von denen ,hm jener vom Oberstall- meister des König» von Bayern, Grafen Holnstein, zum Geschenk gemacht worden war. Nicht lange nach meiner Anwesenheit ,n Varzin hörte man, daß ein schlechter Kerl ihm den Hund umgebrachl habe. Jndeß ist er seitdem durch einen ganz ähnlichen er setzt worden. Zwischen zehn und elf Uhr nimmt der Kanzler mit der Familie und den etwaigen Gästen ein Frühstück nach englischer Art ein, bei dem ich ihn aber nur Milch und dann eine Tafle schwarzen Kaffee trinken und etwas geröstetes Weiß- brod nebst zwei Eiern eflen sah. Dabei legt man ihm die Eingänge vor, über deren Erledigung er dann sofort die nütbigen Anweisungen ertheilt. Kurz vor oder nach dem Frühstück werden mit den Pächtern, Bauern oder Förstern der Herrschaft, sowie mit Hand- werkoleuten Privatgeschäfte besprochen. Zwischen l und 8 Uhr wird ein Ritt, oft weit hinaus inS Gelände oder auch eine Spazierfahrt unternommen, bi-weilen um einen Bau oder eine neue Schonung oder auch den Fortschritt einer Feldarbeit zu inspiciren, einem Fischzuge beizuwohnen u. s. w., oft nur der Bewe gung halber. Bor der letzten Reise nach Varzin war dem Fürsten das weite Reisen schwergefallen, und namentlich hatte ihn da» Galoppiren angegriffen. Auch hier batte sich Gastein bewährt. Im Oktober begleiteten wir zu Wagen den Kanzler und Graf Herbert aus einem Rundritte, der uns auf Umwegen bis auf die Höhe, wo man Schloß Crangen mit seinen vier Thürmen und seinem blauen Landsee in der Ti'se vor sich hat, und dann über Wuffow wieder zurücksübrte, und bei dem die Rener große Strecken im Galopp zurücklegten. Zwischen fünf und sechs Uhr findet da» Tiner statt, dann wird noch ein Stündchen !m Billardsaale mit Gesprächen bei einer Taffe Kaffee verbracht, wo der Fürst gewöhnlich am Ofen, neben der großen Vase, zimi Pfeifen Tabak raucht und gelegentlich daS Kamins'uer mit Tannen zapfen nährt. Gegen 10 Uhr trinkt man den Thee im Zimmer der Fürstin, wobei der Kanzler im vorige» Herbste ein Glas Milch genoß, und um kalb zwölf Uhr begiebt man sich in der Regel in lenr Schlaf zimmer. Noch sei bemerkt, daß be, den Mahlzeiten, soweit möglich, nur Selbfterzogenes, SelbfterbauteS und SelbsterlegteS auf den Tisch kommt. Die Jagd überläßt der Kanzler schon seit einiger Zeit seinen Söhnen. Dagegen liebt er seinen Park noch wie zn Anfang, und derselbe verdient diese Zuneigung. Er ist eben so groß als schön; wenn ich richtig verstand, bedeckt er mit seinen Bäumen und Büschen ungefähr dreihundert Morgen. Stattliche Buchen und Eichen, an einigen Stellen auch alte vollstämmige Kiefern, erheben ihre Wipfel über das Unterholz der Hügel oder über daS GraS der Senkungen. Schlangenwege durchziehen ihn in verschiedener Richtung. Schmale Pfade kommen hinzu Bisweilen stößt man auf eine Lichtung mit Aussicht über Feld und Trift nach einem fernen Waldhügel. Am Saume der Partie, wo er an die vom Borbesitzer deS Fürsten vorge nommene große Rodung stößt, schließt sich ihm ein großer stiller Teich mit Spiegelbildern der Wipfel und Wolken, Schilf und Seerosen an. Hier und da ladet eine Bank unter einem weißen Buchenstamme mit Erinnerungszeichen, Anfangsbuchstaben von Na men und dergleichen zum AuSruhen ein. Der Kanzler weiß jeden schönen Baum des Parkes zu nennen. Er scheint ihn von Grund aus studirt zu haben. Wiederholt kam er auf ihn zu sprechen, und sehr an- muthig wußte er selbst von seinen Dohlen zu be richten, wie sie „ihren Kindern das Fliegen lehren", wie sie dieselben später an die See „zur Würmer diät führen"^ und wie sie „als vornehme Leute" zum Winter in die Stadt, in die Thürme von Stolp und Schlawe ziehen. — An den beiden Ausgänaen der Passage, Unter den Linden und in der Behrenstraße, befand sich seit einiger Zeit ein Schaukasten, in welchem jedeS- mal die neuesten Nummern deS „Staatssoialist" asfichirt waren. Das AuShängen dieses Blattes war, wie die „Berl. Bürg.-Zlg." berichtet, dein Polizeilieutenant deS Revierbureauü jeneS Viertels anstößig. Derselbe wandte sich daher an den Direktor der Passage mit der Forderung, da« „socialistische" Blatt auS dem Schaukasten zu ent fernen. Der Direktor weigerte sich unter dem Vor geben, daß er dieSchaukästen an den „StaatSsocialist" für den Monat Juni gegen eine pränumerando-Pacht- Zahlung verpachtet und nicht da« Recht habe, die Kästen zu controliren. Sobald die Pachtzeit ab gelaufen, wollte er dem Pächter kündigen. Hier aus wandte sich die Polizei «Hauptmannsckast, so erzählt die „Berl. Bürg.-Ztg.", an den Direktor mit dem gleichen Ersuchen, doch mit demselben Erfolge, «selbst dem Ansuchen des Grafen Per- poncher soll der Passage-Direktor eine gleiche Weigerung entgegengesetzt haben. Seitdem ist NachtS wiederholt die Glasscheibe der Schaukästen zertrümmert worden und der „Staatssocialist" daraus entfernt worden. Dies hat schließlich zur Folge gehabt, daß auf ein weiteres AuShängen deS der christlich-socialen Partei nahe stehenden Blattes verzichtet worden ist. — Der 16. Juni, der lOOjährige TodeStag des Schauspielers Eckhof, welcher während der Jahre 1775—1778 an dem neu gegründeten herzoglichen Hostheater zu Gotha als artistischer Direktor sungirte, wurde daselbst in einfacher aber würdiger Weise gefeiert. In der Rotunde des HoftheaterS war eine Nische hergestellt, deren unmittelbare Umgebung mit geschmackvollen Ver zierungen in GypS und Stein, nach Zeichnung des Bildhauer» Deutschmann zu Coburg, um geben ist, während in der Mitte dieser Nische die von letzterem gefertigte Büste Eckhos'S ausgestellt ist. (Dieselbe soll später durch eine Metallbüste ersetzt werden.) Die unterhalb der Büste befind liche, in Zink gegossene und broncirte Gedenktafel ist mit nachstehender Inschrift versehen: „Konrad Eckhof, geboren zu Hamburg am 12. August 1720, gestorben zu Gotha am >6. Juni 1778, zur Er innerung an den hundertjährigen TodeStag desselben, >6. Juni 1878. Ernst II.. Herzog zu Sachsen« Coburg-Gotha." Rath Appun hielt eine sach gemäße Rede. Andere Ovationen galten dem Grabe Eckhos's auf dem Friedhose. — lieber einen seltsamen Selbstmord be richtet die „K. Ztg." auS Mainz unter dem 11. Juni: Ein Küfermeister, dpr in Mainz in Ge sellschaft mit einem Kaufmann eine Weinhandlung betrieb, schlug an 16 Stücksäffern deS LagerkellerS die Zapsspunken heraus, schnitt sich dann am Hals die Schlagadern entzwei und endete in der Wein flut auf dem Kcllervoden sein Leben. AlS nächste Ursache der schauerlichen That, mit der ein großer Theil des Vermögens deS GeschästSthrilhabers zer stört worden ist, wird Geiste-verwirruxg ange nommen. (Eingeia ndt.) Jur Abwehr »er jetttzertgen r»he« Angriffe auf Versalien und «tgenthum. Seit Jahr und Tag strotzen die hiesigen Lokal blätter fast täglich von mir stets bedenklich erschienenen Relationen über rohe Angriffe, welche jugendliche und erwachsene Strolche, sowie die sog. „Flegel in Glace handschuhen" aus den Straßen und Plätzen Leipzig» wider friedliche Personen und ihr Eigenthum zu ver üben wagten. Und doch bilden sie sicher nur den kleinsten Theil der derartig begangenen Exceffe! Einen neuen empörenden Beitrag dazu lieferte der späte Nachmittag deS 17. Juni d. I., wo ein in seinem Borgarten still beschäftigter, älterer hiesiger Bürger und Grundstücksbesitzer angesehenen Stande- von einem, in Gesellschaft zweier anderer Manns personen voiübergehenden jungen Menschen, der in uemllch anständiger Kleidung eine sittlich verkommene Seele barg, ohne gegebene Veranlassung mit dem Piädikate; „Sie alter Schwemsvagabund" rc. beworfen wurde, da- der also Beleidigte ruhig hin- nehmen mußte, da der rohe Beleidiger durch den Gartrnzaun augenblicklich gedeckt war, sich schnell davon machte und schleunige polizeiliche Hülfe nicht zu Gebote stand. Dieser neue Fall gröbster Aus schreitung, der unstreitig ebenso wie alle früheren und noch kommenden der Entstehung nach auf die, unbegreiflicher Weise Jahre lang viel zu nachsichtig behandelten nicbtswürdigeii Verführungen und Ver giftungen deS BvlksgemüthS zurückzuführen ist, muß ledem Freund der Ruhe, Ordnung und menschlichen Gesittung die Augen darüber öffnen, was auf diesen, Wege noch zu erwarten ist, richtet aber zugleich die dringendste Mahnung an daS gut gesinnte Publicum Leipzigs, zunächst vom Staate nach seiner zweifel losen Verpflichtung endlichen wirksamen Schutz gegen solche Pöbelhaftiakeiten zu begehren, welcher zeilher gewiß nur unzulänglich gewährt worden ist. Daß dies so kommen konnte» liegt unseres Erachten» ebensosehr in der zeitherigen offenbaren Schwer fälligkeit der polizeilichen Executive, als in ihrer numerischen Nngenügendheit. Zur gründlichen Beseitigung dieser Mängel führt kein andere- Mittel alS s) ungesäumte, entsprechende Vermehrung der Schutz mannschaft, t>) Vergrößerung ihrer augenblicklichen Macht vollkommenheit und c) Stationirunq mindestens eines polizeilichen Wachposten- auf jedem Platze und in jeder Straße der Stadt — bis zu Wiederherstellung besserer Zustände. Nament lich empfiehlt man die Maßregel sub c der gründ lichsten Erwägung, da sie weit praktischer ist, alS daS zeit weilige Begehenlassen der Straßen rc. durch Schutzleute. Zugleich richte man sein vorzügliches Augenmerk auf das Zureisen arbeitslosen Gesindels, welches sich in Leipzig täglich in so ausfallender Menge um- hertreibt, wie kaum in einer anderen deutschen Stadt, natürlich stets geneigt, sich an jeder Unfertigkeit zu betheiligen. Auch erwäge man, nach dem Vorgänge Englands, ernstlichst die Wiedereinführung der Prügelstrafe, denn so lange es Menschen unter uns giebt, die sich schlimmer als da- Vieh betragen, ist sie noch nicht entbehrlich. Eine einmalige An wendung von Prügeln gegen jene Sorte von Straßen flegeln würde sehr rasch zum Ziele führen. Sollte die staatliche Hülfe selbst bei nachdrücklicherer Ge währung noch nicht auslangen, so unterstütze man sie — am besten schon jetzt — durch ungesäumte Bil dung eines großartigen, antisocialiftischen Vereins, welcher, analog dem Thierschutzvereine, den Schutz friedlich wandelnder Menschen auf Straßen und Plätzen mit übernehmen könnte. Außerdem verschaffe man der Gültigkeit der Sonn- und Festtage die in Leipzig weit mehr als anderswo verloren geganoene Achtung wieder und beseitige jede zu weitgehende Dispensation gegen Geld. Man gräbt sonst an der Scholle, worauf man steht. (Wer sich einen Begriff von der Richtigkeit jener Be hauptung machen will, den empfehlen wir z. B., selbst an den höchsten christlichen Festlagen, den Besuch nur der Waschhäuser und Trockenplätze in Scbimmel's Gut, sowie die Beobachtung deS Verhaltens der Jugend auf den hiesigen Plätzen und Straßen.) Endlich aber vergesse man vor Allem Eines nicht, nämlich: die unwiderlegliche Wahrheit: daß mit der Pflege alles Dessen, was einer ge sitteten Nation heilig sein muß, vor Allem in der Schule zu beginnen ist. vixi, und es sollte mich freuen, wenn diese äußerst wohlgemeinten Winke an maßgebender Stelle und in den Herzen des loyalen Theil» der Leipziger Bürger schaft den verdienten Anklang finden würden! (Eingesandt.) Der geehrte „langjährige Besucher deS Parterre", welcher so oft stundenlang in Kälte, Wind und Wetter vor den Thürcn de» Theaters gewartet haben will, scheint sich desto weniger Zeit zum Lesen des betreffenden „Eingesandt" genommen zu haben, sonst hätte er sofort gefunden, daß sich dasselbe durchaus nicht gegen die Einrichtung der numerirten Parterreplätze überhaupt, sondern gegen die überaus engen Sitze daselbst und deren Ver kauf zu Parquetpreisen richtet! Hätte der Herr Parterrebesucher einen Platz (Nr. 330 biS 397) in der Walküre mit 5 Mark bezahlt, würde ihm derselbe wohl nicht so preiswürdig vorge kommen sein! Meteorologische Beobachtungen. bisck clem kulletin 6er lv llsmborg betrug 6ie Temperst»,r »m LL. ^uai vin Ü llkr Klorgeos: Ort » -o -2 ° L Vinä Vetter s s « A- ' 6-2 S V Überseen. . . . 76«,0 8 still, rrolüenl.') iiopenksgea . . 764,4 leiekt, rrolltenl. -17,0 8tocltkolm . . . 776.9 — still, d«6ecllt -15 0 klspsrsnä» . . . 758,7 msssig, volltig still, rrolkenl. -17.0 Petersburg . . . 784K V -8SK ülosksn Lorll 766,« 8 leickt, ksld des?) -«-14 4 vresl 767,5 !S still, Hsolltenlos - -16.0 «eI6er 767.1 8V still, heiter j-177 8>lt 766.8 V still, Vvnst'i -s -15,0 lismdurg. . . . 78/.6 V sckrr., n-ollienl. -I7L 8rrin«mün6« . . 786,1 VöiA,' still, heiter -«-19.» dleossbrrrsiser. 768 8 vxv leickt, He6eckt*> -t-17.6 Kemel 76L9 8>* sckrrsck, Kegen") -t-i»>s p»ri, 786,8 X still, becleclct leickt. 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