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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780627
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-27
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1878
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3426 de« freisinnigen Bürger thum», die bei der Grün» dang und Entwickelung de« Reich« die Hauptstütz« der Reichsregierung gewesen. Wie e« überhaupt gekommen, daß eine solche Bermuthung auch den Unbefangenen sich auf drängen könne, Da« zu entwickeln, ist die Zeit zu kurz. Unleugbare Thatsache ist ja leider, daß Reibungen von steigender Heftigkeit zwischen dem Reich«kanzlcr und den Nationalliberalen stattge funden haben, am meisten gerade nachdem der Versuch einer persönlichen Verbindung durch die Bildung eine« neuen Ministerium« in diesem Herbste mißglückt war. Welche Dimensionen diese Entzweiung in Zukunft annehmen werde, ist>icht voran« zu bestimmen. Denkbar ist eS immerhin, daß der Reichskanzler den praktischen Versuch machen wolle, ob nicht die Natron ihrer bisherigen Austastung von politischer und ge» fetzlicher Freiheit müde, gesonnen fei, ihr Wohl in Zukunft einer weniger durch Gesetze gebundenen und mehr absoluten Staatsgewalt amupertrauen. Fallen die neuen Wahlen nach dieser Richtung hi-. a«S. so ist allerdings zu gewärtigen, daß wir ein neue«, ungewohnte« Regiment von Staat-allmacht in« Reich einziehen sehen. Bleibt aber die Nation, wie auf« Innigste zu wünschen ist, den Grund» anschauungen bürgerlicher Freiheit getreu, auf deren Basi« allein da- deutsche Reich hat geschaffen werden können, so wird hoffentlich der Patriotismus de- Reichskanzler« nicht minder al« sein eminent praktischer Ginn sich cheigern, den jetzt begonnenen Streit in- Endlose fortzusetzen. Und die, welche durch eine Abstimmung im liberalen Sinne dafür Sorge tra gen wollen, daß auch die freiheitlichen Grundlagen de« neuen Reiche« nicht erschüttert werden, dürfen sich ruhig sagen, daß ihnen nicht blo« daS Reich feine Erhaltung verdanken werde, sondern daß sie auch dazu beitragen, den unsterblichen Ruhm de- Reichskanzler« vor der Gefahr zu bewahren, daß da« von ihm in« Leben gerufene Reich au« einem noch unter seiner Herrschaft angefachten inneren Zwiste die Keime eine« tödtlichen ZersetzungSpro- ceste« empfangen habe. Die Wahlbewe-rmg ist fast überall im Reiche im Gange. Die national» liberale Partei hat ihre feste Stellung bereit- ge nommen und der Versuch, sie durch die Gocialisten- frage zu spalten, wird mißlingen. ES kann kein Zweifel sein, daß der Regierung die nvthigen Voll machten zur Bekämpfung der Socialdemokratie gewährt werden wüsten. Fast alle Wähler stellen sich auf diesen Boden; sie verlangen und erhalten die Zusicherung, daß der zu Wählende der Regie rung die Unterstützung? zu energischer Abwehr de« socialdemokratischen Unwesen- mcht versagen werde. Al« der Reich-tag am 24. Mai den von dem BundeSrathe beschlossenen Gesetzentwurf ablehnte, konnte man sich noch der Austastung hinaeben, daß da« Hödel'fche Attentat al- eine vereinzelte, wenn gleich widerwärtige und verdammenSwerthe Erschei nung zu betrachten und daß demnach die Lage nicht eine solche sei, welche AuSnahmemaßregeln, wie die von den Regierungen beantragten, al- gerechtfertigt erscheinen laste. Da- Nobiling'sche Attentat aber und dw Beurtheilung, welche diese Unthat bei einem nicht unerheblichen Bruchtheile der Bevölkerung fand, haben gezeigt, daß da« Uebel ein weit verbreitete« und daß e« zunächst wenigsten« unerläßlich ist, der focialdemokratischen Agitation mit allen Mitteln ein Ziel zu setzen, um den Boden wiederzugewinnen, von dem auS eine erfolgreiche Bekämpfung der Krankheit möglich sein wird. Dieser Ueberzeugung hat die Erklärung der fünf Berliner Abgeordneten in der „Nat.-Ztg." vom 6. d. unumwunden Aus druck gegeben. Wie die Dinge stehen, wird die nationalliberale Partei im Reichstage die Vor lage der Regierung nur dann ablehnen können, wenn sie in der Lage ist, durch diese« Votum nicht nur diese Vorlage, sondern die Regierung selbst zu beseitigen, um dann aus Grund ihre« Programm- der Regierung und der Unschäd lichmachung der focialdemokratischen Krankheit und damit die Verantwortlichkeit für alleö Wei tere zu übernehmen. Andernfalls würde die Ablehnung der Regierungsvorlage nur da« eine Resultat haben, daß vorläufig wieder einmal zur Bekämpfung der Socialdemokratie gar nicht« ge schähe. ES liegt auf der Hand, daß eine poli tische Partei im eigentlichen Sinne de- Worte« die Verantwortlichkeit für eine solche Neutralisirung der staatserhaltenden Kräfte ebenso wenig übernehmen könnte, wie die Regierung selbst. Da nun die nationalliberale Partei anerkanntermaßen nicht in der Lage ist. die Erbschaft de« Ministerium« BiSmarck anzutreten, so ist sie dem gemeinsamen Feinde de- Staate« und der Gesellschaft gegenüber gezwungen, der Regierung, al« dem für d,e Auf rechterhaltung der gesammten sittlichen und Rechtsordnung verantwortlichen Factor, diejenigen Vollmachten zu ertheilen, welche dieselbe schließlich al« unentbehrlich bezeichnet. Wer die Mitthei lungen und die Erklärungen der Wahlcandidaten aufmerksam verfolgt, kann darüber nicht in Zweifel sein, daß die natwnalliberale Partei im Reichs tage die oben bezeichnete Stellung zu der neuen Socialistenvorlage einnehmen wird. Der Ruf nach einer „Partei BiSmarck"!, welcher vor zwei Jahren einem Landrathe der Provinz Posen eine historische Berühmtheit einge tragen hat, wird jetzt von einem angesehenen Blatte der Rheinprovinz erhoben, welche« bi« dahin für liberal gegolten hat. Die „Elberfelder Zeitung" ist der Ansicht, daß inmitten der herr schenden Verwirrung überall die Patrioten sich um da« Banner mit dem Namen deS Fürsten BiSmarck schaaren sollten, und sie hält für angeniesten, gleich im Voraus Diejenigen zu verhöhnen, welche iyrem Vorschläge etwa nickt beipflichten. Ihr erwidert d>^ ö": Wir unsererseits sind der Ansicht, daß die Verwirrung durch eine derartige Herein tragung persönlicher Momente in den Wahlkampf nicht vermmdert, sondern nur vermehrt wird, die deutsche Reich-Partei hat ihre- Darauf» Hoffe» mit den Worten: „Wir erwarten daß au« den Wahlen eine anfehn- solcher Männer hervoraehen wird, welche die Politik de« leitenden Staatsmannes zu unterstützen gewillt sind, die unser Vaterland zu ungeahnter Höhe geführt und ihm die verdiente Achtung der Welt erworben hat." Aber dieser Satz enthält zugleich eine solche Einschränkung, daß alle nationalgesinnten Männer ihn ohne Bedenken unterschreiben werden. Diejenige Seite der Politik de- Fürsten BiSmarck, welche Deutsch land zu ungeahnter Höhe geführt bat, die aus wärtige Politik, «st gerade von nationalliberaler Seite bi- auf diesen Augenblick mit der unbedingtesten Hingebung unterstützt worden, und so weit wir in die Zukunft zu blicken vermögen, erklären wir laut und entschieden, daß, wie auch da- Verhält- nrß zwischen der Regierung und der national- liberalen Partei sich gestalten möge, da-vertrauen in die Leitung unserer auswärtigen Angelegen heiten durch den Fürsten BiSmarck daS alte bleiben wird. Wa« aber in dem heutigen Wah kamvfe zunächst und vor Allem in Frage steht, find die Ausgaben der inneren Politik. ES gilt eine energisch« Bekämpfung der Socialdemokratie. Alle Parteien verlangen dreselbe, alle bieten ihre ent schlossene Unterstützung an. ES bedarf mcht erst einer besonderen „Partei BiSmarck", um die volle Berücksichtigung der Nothwendiakeit der Lage zu ver bürgen. E« gilt sodann die Anoahnung einer durch greifenden Steuerreform. Die Idee de« Fürsten Bis marck, daS Reich finanziell selbstständig zu machen und die ungleiche Last der Matricularbeiträge durch eine auSgieoigere Ausbeutung de- System- der indirecten Steuern zu beseitigen, wird nicht nur von den konservativen Parteien, sondern auch auf national liberaler Seite getherlt. Nur Uber die Durch führung dieser Idee im Einzelnen gehen die Mei nungen auseinander. Für BiSmarck schwärmt für da« TabakSmonopol. Hat die „Elberfelder Ztg." etwa Lust, diese- „Ideal" zum Losung-Worte für den Wahlkampf zu machen? ES gilt ferner, inmitten einander heftig bekämpfender entgegengesetzter Strö» munyen die wichtigsten Handel-- und wirthschastS- volitlschen Fragen zu entscheiden. Weiß die „Elber» selber Ztg." mit Bestimmtheit anzugeben, wa- Fürst BiSmarck in dieser Richtung will? Sie würde dem Lande mit der Veröffentlichung dieser Wissenschaft einen dankenSwerthen Dienst erweisen. Bi- jetzt hören wir von allen Seiten nur die gleiche Klage über da- undurchdringliche Dunkel, welche« die von der Regierung in Bezug auf diese- Gebiet gehegten Absichten verhüllt. Was denkt man sich also dabei, wenn man den ganzen In halt de- in Deutschland demnächst zu Erstrebenden m da- eine Wort „BiSmarck" hmeinzulegen zu können meint? Wir fürchten, diese Parteifahne verflüchtigt sich unter den Händen. Andererseits aber scheinen unS Diejenigen dem Fürsten BiSmarck den schlechtesten Dienst zu erweisen, welche die Person desselben zum Dcittelpuncte de« gegen wärtigen Wahlkampfes machen und gleichsam ein PlebiScit über ihn veranstaltet möchten. Die historische Erscheinung deS ersten deutschen Reichs kanzler« ist so groß, so erhaben, daß eine Hinem- ziehung derselben in den Kampf der politischen Parteien sie nur verkleinern,! sicher nicht heben würden. Ain Montag Nachmittag hatten die vereinigten Vorstände der Fortschrittspartei und der National liberalen auS allen sech- Berliner Wahlkreisen eine vertrauliche Besprechung, die von beiden Seiten i.< durchaus loyaler Weife gepflogen wurde und zu völligem Einvernehmen geführt hat. Die „Nat.-Ztg." berichtet, daß im vierten Ber liner Wahlkreise die Candidatur de- Ministers Falk in einer Versammlung von „t20 Vertrauens männern" ausgestellt worden sei und bemerkt hier zu: In jenem Wahlkreise, wo bei der letzten Wahl von 42,707 Berechtigten 19,347 (45,« Procent) an der Wahl Theil nahmen, von denen 10,769 (55,» Procent der Stimmenden, 25,, Procent der Be rechtigten) für Fritzsche stimmten, wäre jede Zer plitteruna gegenüber den Socialdemokraten ein chwerer Schlag nicht nur für die liberale Sache, ondern für alle staatserhaltenden Kräfte! Wer steht aber an der Spitze jener Agitation für Falk? Der Fabrikant E. Hessel! Wir wissen nicht, ob dieser Mann und seine bisherige politische Thätigkeit dem Herrn Mi- nister Falk bekannt sind. Wir glauben die« jedoch nicht annehmen zu können; andernfalls ist un« die dila torische Erklärung de- Herrn Ministers unverständ lich. Wir meinen, daß ein Mitglied der Staat-- reaierung da nur eine prägnante Zurückweisung grven dürfte, wo ihm von solcher Seite ein Man dat angetraaen wird. Mag Herr Minister Falk im vierten Wahlkreise Nachfrage halten, für westen Wahl Herr Hessel daS vorige Mal gewirkt hat; mag Herr Minister Falk die Annoncen im letzten Jahrgang der „Berliner Freien Presse" einsehen, in denen schutzzöllnerische Borträge de- Herrn Hessel in focialdemokratischen Vereinen angezeigt wurden! Dann wird Herr Minister Falk — si hoffen wir bestimmt — über die wahre Natur der Agitation Licht bekommen, die mit Mißbrauch seme« klangvollen NamenS im vierten Berliner Wahlkreise eine Spaltung herbeiführen will. Die aus den 23. Juni nach Baden einberufene Versammlung der badischen Reich«- und Land tag--Abgeordneten nationallibera ler Richtung war von nahezu 40 Teilnehmern besucht. D«e Verhandlungen leitete Geh. Rath Lamey. Bei dem streng vertraulichen Charakter der Versammlung kann die „Badische LandeSzeitung" nur so viel mittheilcn, daß zunächst Herr Kiefer über die letzte Tagung de« Reichstag« und die Umstände, welche zur Auflösung desselben führten, einen höchst interessanten Bericht erstattete und dann den Entwurf einer Wablansprache an daß badische Volk vorlegte. Der letztere wurde einer RedactionScommission zu endgültiger Fastung über wiesen. Den Schluß der fast 4stüudiae» Verhand lung bildeten StoumungSberichte au« den einzelnen Wahlbezirken, wobei man sich die gerade jetzt vor- liegende» großen Schwierigsten nicht verhehlte. Dennoch gebt die Partei geschloffen und mit der festen Zuversicht in den Wahlkampf, daß da« frei- finnige badische Volk der Sache der Freiheit und de« Fortschritt« zugethan bleibt. La-er-eschichülcht tlrderficht. Leltzrt«, SS. Juni^ Die in den letzten Tagen auSgegebenen Bulle tin« bestätigen amtlich die erfreulichen Nachrichten von der fortschreitenden Genesung unsere« Kaiser-, welche sich nach verschiedenen Richtungen hin zu äußern beginnt; namentlich soll die Beweg lichkeit de« Monarchen täglich eine leichtere sein. Der Kaiser vermag, bereit- da- Zimmer ohne Hülfe Anderer am Stocke zu durchschreiten; auch die Bewegung de- rechten Arme« namentlich in horizontaler Richtung sollen täglich weniger zu wünschen übrig lasten. Der „Reichsanzeiaer" bringt folgenden Aufruf: Am diesmaligen Pfingstfest hat da« Chriftenvolk Preußen« und Deutschland« einen allgemeinen Bußtag begangen. Zweimal binnen drei Wochen hat Frevler- Hand auf d<A Leben Sr. Majestät unsere« Kaisers und Königs einen Mordversuch gewagt. In Schmach und Schmerz verhüllt da» kaum gninte deutsche Reich sein Haupt. Während die Waage zwischen Furcht und Hoffnung schwankt und aller Orten die Fürbitte von dem König aller Könige die Erhaltung deS ge liebten Monarchen erfleht, drängt e« Tausende zur Errichtung einer sogenannten Votiv-, d. i. Danke-- und Gelöbniß kirche in Berlin. Hier in der Hauptstadt des Reichs, hier am Orte der doppelten Meuchclthat und der doppelten Bewahrung durch Gotte« Barmheriigkeit soll diese Grlöbnißkirch« stehen, eine Stätte des Dankes und Gebetes, ein Mahn ruf auS Stein an vorüberwandelnde Geschlechter. Ohne daß wir andere und größere Unternehmungen, die vielleicht in diesen Tagen des Volkes patriotische Bewegung aussprechen werden, irgendwie beeinträch tigen wollen, ist eS unser Wunsch, mit jenem Bau daS Gelübde erneuter treuer Hingabe au-zusprechen an das christliche Bekenntniß unserer Väter, an das Erbe unserer vaterländischen Geschichte, an daS Haus Hohenzollern. Die Mit- und Nachwelt soll eS wissen, wie in schreckensvollen Tagen, als wider göttliche und menschliche Ordnung ein Abgrund von llmsturrge- danken sich aufgethan, wir untere Augen aufgehoben zu den Bergen, von denen unS Hülfe kommt. Der mitunterieichnete Banquier Loesche ist bereit. Gaben für diesen Zweck in Empfang zu nehmen. In den Provinzen muffen sich Sammelftätten hierfür bilden. Laßt unS nicht säumen! Und Gott sehe das Unter nehmen in Gnaden an! Ueber daS Ergebniß der letzten Sitzung de« preußischen StaatS-MinisteriumS sind viele irrige Nachrichten verbreitet worden, namentlich in Be zug auf das Socialistengefetz, d. h. auf! die Gesammtheit der gegen die Socialdemokratie zu ergreifenden legislativen Maßregeln. DaS Gesetz befindet sich, wie ofsiciö- berichtet wird, noch in den« Stadium der commistarischen Verhandlung zwischen dem Justiz-Ministerium resp. Reichs-Justiz Amt und dem Ministerium deS Innern. Der Untergang des „Großen Kurfürsten" hat im AuSlande die Urtheile über die deutsche Krieg-flotte in hohem Maße beeinflußt. Namentlich in England lautet die fast allgemeine Beurtheilung derselben jetzt eben so absprechend, wie vor Kurzem noch daS directe Gegentheil der Fall war. ES darf bei der entschiedenen Mißgunst, mit welcher dort bisher da« rasche Anwachsen der deutschen Marine verfolgt worden ist, dieser Be- oder eigent lich Verurteilung der Bestrebungen, welche Deutsch land ausgewendet hat, sich eine Seemacht zu schaf fen, zwar keinesfalls ein zu große« Gewicht beige- legt werden; allein eS wird für die- letztere ver doppelter Anstrengungen bedürfen, um den Eindruck jeneS UnglückSsalleS im AuSlande abzuschwächen und sich wieder zu der Höhe der Anerkennung auf- zufchwingen, welche der: Leistungen der deutschen Admiralität und der deutschen Marine in den letzten Jahren bereit- allerwärtS gezollt wurde. Weit ungünstiger als der Verlust de- vorgenann ten Schiffe« muß deshalb auch die Einbuße an Geltung und Anseben erachtet werden, die sich da mit für die deutsche Marine verbunden erwiesen hat, und die man jetzt allerwärtS geflissentlich be müht ist, so sehr nur immer möglich zu erweitern Auch der reale Verlust darf jedoch namentlich für den Fall, daß der Congreß nicht zum Frieden fUH reu sollte, keinesfalls unterschätzt werden. Statt sechs Panzer-Schlachtschiffe erster und zweiter Gefechtsstärke besitzt deren jetzt die deutsche Kriegsflotte bi« zur Wiederherstellung deS „Kömg Wilhelm" nur noch vier, wozu dann al- Panzer- Kreuzcrfchiffe die beiden nicht mehr für eine See schlacht au-reichend gepanzerten Fregatten „Krön- vrinz" und „Friedrich Karl" und die in der gleichen Lage befindliche Panzercorvette „Hansa" noch hinzutreten. Einer größeren Seemacht gegenüber dürfte die- Panzergeschwader von nur sieben Schiffen jedoch kaum die offene See zu halten vermögen, was bei neun Panzerschiffen, darunter sech- erster und zweiter Ran«claffe, voraussichtlich leicht zu bewirken gewesen sein möchte. Zur Zeit im Bau begriffen sind nach dem diesjährigen Marineetat fünf Panzercorvetten, wovon jedoch nur die Panzer- corvetten „Sachsen" und „Bayern" die AuSncht auf eine baldige Fertigstellung bieten, und fünf Panzer-Kanonenboote, wovon für ein« die letzte Baurate bewilligt worden ist, mit dessen Fertig stellung die Zahl der fertigen Panzer-Fahrzeuge dieser Ärt auf sechs anwachsen wird. Diese letzteren sind jedoch nur zur Küsten- und Hasenverthei- digung bestimmt, und sind darüber noch keine Veröffentlichungen erfolgt, in wie weit die neuen Panzercorvetten, denen jede Takelage abgeht, und deren nächste Bestimmung darauf gerichtet ist, für die deutschen Krieg-Häsen al- AuSsallschiffe zu dienen, mit zu einer Verwendung auf hoher See herangezogen werden können. — Die Frage der Ertheilung eine« ausreichenden Schwimmunter richt« in der deutschen Marine, welche in ß d«S Untergänge- de- „Großen Kurfürsten" vielfach angeregt worden ist, hat schon im vorigen -rv ihre Erledigung gefunden. Unter einmalige «gaben, Titel 9, Seite 90 und St de« dies jährigen MarineetatS werden für die Anlage und Ausstattung von Bade» und Schwimmanstalten für Kiel und FriedrichSort 36,000 Mark bean sprucht, und findet sich hierzu folgender Vermerk: „Der Schwimmunterricht erscheint al« ein unab weisbares Bedürsniß und ist deshalb in der Marine obligatorisch eingeführt. Die vorhandenen provisorischen Einrichtungen zum Baven und Schwimmen genügen in keiner Weise, vielmehr ist die Herstellung von festen, dem BedÜrfniß auf die Dauer genügenden Anstalten zum dringenden Be- dürfniß geworden. Für Wilhelmshaven wird ein gleicher Antrag für später vorvehalten." Zwei felsohne dürfte in Anlaß de- mit dem voranae- sührten Schiff eingetretenen Zwischenfall« die För derung der allgemeinen Einführung diese« neuen obligatorischen UnterrichtSzwageS noch beschleunig: werden. AuS Berlin, 25. Juni, wird berichtet: Sr. Maj. auzersregatte „Köuig Wilhelm", 23 Geschütze, ömmanoant Capitain z. S. Kühne, ist am 25. d. auf PortSmouth-Rhede gegangen und beabsichtigte am 26. Äuui über Fvlkeflone die Heimreise an zutreten. Der „Hannoversche Courier" will auS angeblich zuverlässiger Quelle wissen, daß zwischen der preu ßischen Regierung und dem Prinzen Ernst August ein Abkommen getroffen sei, wonach der Prinz den Titel „Herzog von Cumbcrland und Erb prinz von Braunschweig-Lünebura" an- uehmen und ihm daS beschlagnahmte Vermögen de« Königs Georg zurückgegeben werden solle. Aus Kalrsch, 23. Juni, schreibt man der „Schles. Presse" über die schon erwähnte Iuden- hetze: Heute fand seiten- der katholischen Christen der durch acht Tage bekanntlich sich wiederholende, auS Anlaß de- Fronleichnamsfeste- von der Kirche vorgeschriebene Rundgang durch die Straßen der Stadt statt. ES waren zu diesem Zwecke viele Altäre an verschiedenen Ecken der Straßen er richtet. Einer dieser Altäre wurde durch ruchlose Hand zum Theil zerstört. Sofort hieß eS, die» habe em Jude auS Haß gegen die katholische Be völkerung gethan. Ohne weitere- Besinnen stürzte sich auS der Masse der Procession ein Theil der Katholiken auf die zufällig in der Nähe befindlichen paar JSraeliten und schlug diese zu Boden. Der Bann war gebrochen, der Anfang zur Iudenhetze ge macht: Ein „gefundene« Fressen" für die fanatische, nachTausenden zählende Volk-masie. In nur weni gen Minuten hatte sich die Procession aufgelöst, ein großer Theil strömte wie auf Commando instinkt- mäßig nach dem Iudentempel und in die Bethäuser, zerbrach alle- in ihnen Wertbvolle, demolirte Altäre und Kanzel, riß da- Allerheiligste und die Bundes- lade aus, worin die GesetzeSrollen befindlich, und zerstörte letztere derart, daß auch nicht ein Atom übrig blieb. Während dieser BaudaliSmuS in den Tempeln und Bcthäusern verübt wurde, geschah daS Unerhörteste auf den Straßen. Mit Waffen aller Art, Sensen und Dreschflegeln, die sich die Fanatiker in aller Eile beschaffen konnten, bewaffnet, drangen diese auf alle ihnen begeg nenden unschuldigen JSraeliten ein und machten ihnen unbarmherzig den GarauS. Zwölf Juden wurden in Folge dessen da« Opfer diese« Fanatis mus. Nun rettete sich Alle-, was konnte, in die Häuser, verschloß, verrammelte und verbarrikadirte diese von allen Seiten. Wer nicht Zeit gewinnen konnte, die GefchäftSläden zu sichern, dem wurde ein nicht geringer Theil de- Inhalt« geplündert. DaS Geheul und den Jammer, den ich mit Worten nicht zu schildern vermag, können Sie sich denken. Selbst die evangetlschen Christen sind vor einem Ueberfall nicht sicher. Man sieht Biele auf preußische- Gebiet flüchten, um dem- sicheren Tode zu entgehen. Unter den Flüchtenden sind namentlich die vielen au« dem nahe gelegenen Ostrowo sich geschäftlich hier aufhaltenden jüdischen Handelsleute, die bedeutende Snmmen aufbieten, um mittelst eine« WagenS schleunigst über die Grenze zu kommen. — Man spricht davo«, daß. heute Abend erst die richtige Iudeahatz, „die wilde Jagd", vor sich gehen werde, indem in die Häuser der Juden eingedrungen werden soll. Wahr ist, wa« ich auch mit eigenen Augen gesehen, daß Sensen eifrig geschliffen werden; e« hat mich diese« lebhaft an MiloSIaw und Lion- anno 1848 erinnert. — Noch bemerke ich, daß wir rum Unglück zur Zeit gerade ohne jegllche« Militair sind p unsere Garnison, ein Regiment schwarzer Husaren, ist vor ca. 14 Tagen auSgerückt. Schleunige Hülfe thut sonach dringend noth. (Dieselbe ist inzwischen bereits eingetroffen.) DaS Wiener „Fremdenblatt" betont, daß der türkische Widerstand, sobald sich Rußland ohne Hintergedanken mit Oesterreich und England auf den Boden deS europäischen Rechte- stelle, jede ernste Bedeutung verliere. Zum letzten Male sei den Türken die Möglichkeit geboten, ihr staatliche- Gemeinwesen zu reoraanisiren; wenn dieselben diese Gelegenheit abermal- vorübergehen lasten sollten, würden sie Europa zwingen, eine Lösung ohne sie zu versuchen. — Die „Presse" enthält eine von einem hervorragenden Kenner der Balkanhalb insel herrührende Zuschrift, in welcher nachgewiesen wird, daß eine ungehinderte Eisenbahnverbin dung von Novi einerseits, von Vrood anderer seits nach Salo nicht hauptsächlich im Interesse Europa« gelegen sei. In Frankreich scheint eine theilweise Am nestie bevorzustehen. Die „France" versichert, daß der Präsident der Republik sich auf die dringen den Vorstellungen der Minister Dufaure und Bar- doux entschlossen hat, den Nationalen Festtag vom 30. Ium durch einen BegnadiaungSact zu verherr lichen. Auf Grund der Vorschläge de- Gnaden auSschuff« Wohltha! Dcporlir Bei de bei Gen stattfand, erkeuuenr die keiner vo« Gar brachte ^ S^rublit, Die P der Wel lckri der lvtm Eine Ver der, ist k, Der Z nien ho schlimmer da- Leb« penfler h Iu Lo lischen C Weisunge verhau Zwischen! de« Iu dazu, da größere Zeit der ÄeaconSsi mungSf die Räuu durch die sobald R frist über anderer sei der Festu daß d,e 4 in dem ? Garantie gegebener Da« „ den Prot, von Sa garten völkerunc stücke an dabei bei garischcn als e- in Einen dadurch Sofias! Diese Fo wendigkei delSempo verbind»! leicht zu nach Noi weiterer treten; n bereit- r Bahn, al riakeiten faßt da! zugleich erlangt same St« gegen er Armee i würden, sind. D wird da! und erist dem russi PreiSaebi Schipkap ein auSre seit« mi festigunge der Conc« Bevollmi Durch di, Sandscha promißw« Seiten! alle Rüst auS den taillone , einer bes: Kreta li sammenst nicht« ge! tich entst eintritt, I Griechen! Au« K bohen Ps eingewenl macht, i armeni Berlin a nach de» Schritte der Pfor darum, I die Autoi sichern, nischen 6 punct, de tragen r nisation Patriarck meinden begeben. — Di> gegen soc ter-En chen Entl
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