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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187709297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-29
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1877
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raschung wahruehme», daß fie «it der hackten socialdemokrattsche» Literat»! manche Aehnltchkett hahen. Und diese« Stst hat sich Jahrzehnt? laug in die Adern de« Bolle« ergossen; wir Alle, Alle find davon inficirt gewesen. Lu« dieser Drachen» fast entsproß jene wüste Demokratie, die im Ver- liner Zeughau-sturm »»d t« Frankfurter Aufruhr ihre entartetsten Au-läuser trieb. Eine starke Reaction konnte nicht ««-bleiben, obgleich e« gar sehr zu wünschen gewesen wäre, daß sie weniger sendtü'pietlstisch.polizrilich au-gesallen wäre. Al- wtr da- Licht der ne»en Aera erblickten, hatte jene Fortschritt-Partei da- Erb« der Demokratie augttreten, die sich in alle« Politischen und Historischen fast ebm so kurzsichtig wie diese er» wie«. Daß ein hervorragender Abgeordneter für heißersehuten de»tschen Einheit! die ellung der Herst kein öftere- Recept wußte, als Preußen den Groß macht-kitzela»-z«1reib«v,daß»an 1884 im Interesse der Thronbesteigung Friedrich- de« Sachten Bayern dteReich-sturmsahve in dteHand drücken wollte, an gesichts de- heraufziehtnden Entscheidungskampfe« mit Oesterreich den Bruderkrieg bejammern und die Losung: „steinen Mann und keinen Sechser" colportiren konnte, da- spricht für die politische Befähigung dieser Partei, die bi- auf dev heu tigen Tag Nicht- gelernt und Nicht- vergessen hat, doch wohl deutlich genug. Auch hier konnte eine Reactton nicht au-bleiben und fie ward »nS nicht erspart. Man darf doch nicht vergessen, daß in beiden Reaction-zeiten «in große- Capital von Erbitterung und tiefer Verstimmung im Volke ausgebäuft ward. Glaubt man, daß eine so große geistige und moralische Kraftmeoge sich beliebig Hervorrufen und dann, sobald man Lust hat, wie ein Galanteriedegen wieder in die Scheide stecken läßt? Da- ist un-> möglich und wtederfpricht einer der größten naturwtfleufchaftlichen Errungenschaften, dem Naturgesetz von der Erhaltung der straft. Die» selbe Energie, die wir damal- auswendeten (und zum Theil wohl aus wenden mußten), sehen wir nun nach unten hin sortwirken. WaS man auch über die Agitation-mittel und die Fechtweise der Socialdemokaten mit Recht gesagt hat, wir können »nS doch nicht verhehlen, daß auch andere — wir wollen einmal den Au-druck brauchen — „Bourgeoisie»Parteien" sich einer ähnlichen Taktik und Strategie schon be dient haben; z. B. Ultramontane und volk-par- teil«, die Hengstevberg'sche .Mrcheuzeituna" und der stönig-berger „Freimüthiae" ». A. m. könnten manch' duftige- Sträußchen solcher Hetzereien und Verketzerten, solcher angenehmen Abwechslung von bald plumpen Drohungen, bald versteckten Denunciationeu, von geflissentliche« Verdrehungen und Andeutungen » s. w. u. f. w. liefern. Veu keiner Partei freilich sind diese traurigen stüoste auch nur annähernd »it solcher Virtuosität, mit solchem, aller politischen Moral Hohn sprechenden Chni-mu-, mit solch ««verhüllter mal» üäos ge- handhabt worden, al- von der socialdemokratischen. Da- hebt doch aber die Thatsache nicht aus, daß die gebildeten Stände auch auf diesen kothtgev Wegen vorangegaugen sind, daß sie gezeigt haben, zu welchen Mitteln und -niste« die Rechthaberei, oie unter allen Umständen Recht haben muß, und die Parteifucht, die da- Interesse der Partei über alle anderen Rücksichten hiuau-hebt. schließlich nothwendig ihre Zuflucht nehmen müssen Der pomifche Radicali-mu-, der seit länger der nationalen Ehre aufgelockert und untergraben hat, ist i« Laufe der Zeit au- den gebildeten Ständen mehr und mehr in die unteren Elasten hindurchgedrungen und trägt jetzt allerdings einen roßen Theil der Schuld daran, daß diese unteren asten jetzt für die Aufnahme noch radikalerer reu einen allzu empfänglichen Bodm darbieteu Demokratie au- dem gebildeten Mittelstand zu ungebildeten Masten verpflanzt, au- de« Staatlichen in- Wtrthschastliche, an der politischen Theorien tu gierden und Gelüste übersetzt demokratie. Kagesgejchichtlrche Urberjiqr Leipzig, 28. September Am verflösse»!« Montag waren e- fünfzehn Jahre, daß der preußische „StaatS-Anzeiger" folgende allerhöchste Eabmet-ordre brachte: „Nach dem der Prinz Adolph zu Hoheulohe-Jngelfingeu aus sein wiederholte- Gesuch von dem Vorsitz im Staat-mtnisteri»» entbunden wurde, habe Ich den Wirklichen Geheimen Rath Bi-marck- Schöuhausen »um Staat-minister ernannt und chm den interimistischen Vorsitz de- Staat-» Ministerium- übertragen." Die Berliner Presse hat de- Iahre-lage-vie-mal nicht weiter gedacht, da- Hauptorgan ver liberale« Partei München-, die „N. Nachrichten", aber widmet der Erinne rung einen Artikel wärmster Anerkennung. E- beißt darin: „Ja fast verzweifelter Lag«, wo der stöuig in den ernstesten stampf mit seinem Schwur und der unerbittlichen Staat-noth Wendigkeit gerieth. wurd« Otto von Bi-marck au- den Pyrenäen nach Berlin berufen, und er kam aus seines König- Wort: „Majestät hat zu chrem Dienste verusen. ich thue ihn ohne ere- al- Schuldigkeit?" Gefragt, auf welche Bedingungen hin er da- Ministerium aunehme, «ntgegnete er: „Unbedingt und ohne Vorbehalt! Die Zukunft mag da- Weitere lehren." Und die Zukunft hat e- gelehrt. .. Bi-marck brach nicht "re vreußische Verfassung, er schob nur die Ent» scheidung htna«-, wohl fest davon überzeugt, daß ^ie großen Ereignisse der kommenden Tage seine Politik rechtfertigen würden; wohl brach'e diese Politik den Bruderkrieg l8IS — aber jetzt, nach »ehr al- eine» Jahrzehnt, wird jeder Patriot zuzebe» müssen, daß auch dieser striez eine Roth» wendigkett war und daß da- Blut, das tu ihm floß, auch für de- vaterlande- Freiheit und Einigung versoffen wurde. Hätte da-Jahr 1870 Deutschland in dem Zustande der Zerrissenheit und politischen Ohnmacht der Zeit vor 1888 getroffen, so wäre e- Frankretch, da- fetzt Siege Uber Deutschland feierte. Bi-marck'- Politik hat an die Stelle des geogra phischen Begriffe- Deutschland da- einige und freie, da- glorreiche und mächtige deutsche Kaiser- reich gesetzt; Bi-marck hat die Macht, da- An sehen Preußen- nicht mißbraucht zur Unterjochung Süddeutschlands, sein ehrliche- Vorgehen hat vielmehr dort die Ueberzeugung gereift, daß die kleineren deutschen Fürsten keinen besseren Freund und die Bunde-versaffung keinen mächtigeren Schutz vor Bestrebungen, die den Einheitsstaat erzielen, haben, al- Fürst Bi-marck- und e- ist gewiß ein bedeutsame- Zeichen der Zeit, daß ihm diese- Zeugntß au- München wird, a»S einer Stadt, in der im Jahre 1862 Bi-marck sicher nicht einen einzigen Freund zählte, und in der heute jeder brave Bayer «ad gute deutsche Patriot etnstimmt tu Feodor Hormaun'- Gruß: „Der der Jugend beiße- Sehnen. Ihrer kühnsten Träume Bild, We de- Alter- letzte- Hoffe« Nun so herrlich hat erfüllt — Ihm au- Millionen Herzen Preis und Dank in Ewigkeit." CriSpi'S Erscheinen und Empfang in Berlin ist den Nltramontanen ein wahrer Dorn im Luge ge- wesen, einzelne hochgestellte streife dieser Farbe haben sich über dle ehrenvolle Aufnahme, welche der italienische, sehr freisinnige Staatsmann selbst an den höchsten Stellen gefunden hat, ganz ent» rüstet gezeigt. Die „Germania" suchte sich in bo-hafter Weise zunächst an den Nationalliberalen und Herrn v Bennigsen insbesondere wegen ihrer „Schmeichelei" dem fremden Gaste gegenüber zu reiben. AlS nun die Fra» Kronprinzessin den Präsidenten der italienischen Deputirtenkammer eiolud, gerieth da« besagte Blatt gänzlich außer sich und brachte die Notiz nach den liberalen Zei» langen mit dem Zusätze, dieselbe sei immer noch nicht von den Officöfen dementirt! Unterdeß werden dem Iesuitenblatte die ehrende Bemerkung, welche die hochosfic.üse „Prov.-Corr " dem Auf enthalte Cri-pt'S in Berlin zu Theil werden läßt, sowie da- Telegramm desselben an den staiser wahrscheinlich die Augen noch etwa- mehr geöffnet haben über da« hochfreuudschastliche verhältniß nicht blo- der Nationalliberalen, sondern de- osfi ciellen PreußenS zu Italien. Uebrigen- erfährt di« „Magdeb Ztg ", daß eS neuerdingS mit dem Cabinet Nicotera — besonders wa- die Person de- genannten Ministers betrifft — sehr unsicher stehru soll. In diesem Falle handelt eü sich darum, ob daS Cabinrt durch LnSvt'S Eintritt therlweise erneuert werden, resp ob CriSpi ein ganz neue- Cabinet der Linken bilden würde ES liegt der Gedanke nicht fern, CriSpi'/ Reife und Berliner Aufenthalt auch mit diesen Möglichkeiten in nahe Verbindung zu bringen. Von Seiten der deutschen Fortschritt- Partei ist bekanntlich durch die Abgeordneten Parisiu- und Richter eine parlamentarische Cor» respondenz in- Leben gerufen worden. Da- Organ, welche- für gewöhnlich nur an Partei Mitglieder verabfolgt wird, soll sich bereit- einer Verbreitung tu 1700 Exemplaren erfreuen, von denen aus Berlin etwa 40. auf Dre-den etwa 20 Exemplare kommen, während der Wahlverein in Hagen, wo Eugen Richter gewählt ist. an ) Exemplare bezieht Die neueste Nummer schlägt für die vorbereitende Agitation in Wahl- Vereinen sechs Redethemata vor, die sie mit er läuternden Hinweisen versieht, wobei sie aber bemerki, daß in gewissen Fragen vielleicht einzelne arleigenossen einen durch««- abweichenden itantpunct etnnehmen. Da wird denn zur Behandlung empfohlen: 1) der Türkenkrieg, 2) die Ziele der Socialdemokratie, S) die Revision der Gewerbeordnung, 4) die Verfälschung der Leben-mittel, 5) die Revision de- Gesetze«, den u- der Sprach« I Unterstützung-Wohnsitz betreffend, 6) die Apotheken- die praktische« Be-1 frage. — Die Retch-stempelsteuer scheint der da- ist die Social- s Fortschritt-Partei noch nicht brennend genug, sie agitatorisch zu behandeln Interessant ist, daß der geschäft-führende Au-schuß der Partei jetzt au- den Herren vr. Langerhan-, L. Parisiu-, Herme«, Eugen Richter und Zelle besteht Besprechung der Parteivorstände und der Abgeordneten für üb« die nächsten gerade in der Reich-Hauptstadt Ebenso soll Lode Oktober ein Parteitag in Berlin, zunächst für die Provinz Brandenburg abgehalter werden. Wie mau sieht, entwickelt man in fort schrittlichen Kreisen jetzt eine größere Rührigkeit, al- seit Langem Ueber die Salzburger Begegnung bringt ein Wiener Brief der deutschen St. Peter-burger Zeitung folgende neue Mittheilung: Diese Be gegnung kann unter Umständen geradezu epoche machend werden. Die «it Rußland verbündeten neutralen statserstaaten erachten ihre Aufgabe für eine zweifache. Sie bleiben neulral und ver hüten die Ausdehnung de- Kriege- zu einem europäischen; gleichzeitig aber dürfen sie jene GefichtSpuncte nicht au- dem Auge verlieren, welche sie vor dem Kriege zu einem gemein schaftlichen diplomatischen Vorgehen «it Ruß land 'geführt haben. Mit anderen Worten sie dürfen ob de- Orientkrieae- selbst, ob der Fluktuationen de- Waffenglück- und ob der rein militairischen Seite der Frage, deren politische Seit«, den eigentlichen Kern der Ortentfrage, keinen Augenblick vergessen. Sie dürfen nicht z»' geben, daß in einem unerhört wilden stampfe Die jenigen, verenthalden der traurige Krieg «inqe- treten ist, die Christen der europäischen Türkei, einfach a,-gerottet werde». Sie dürfen niLt zu- md daß L°.« geben. daß die Bestialität Orgien feiere und daß t bezirk vertritt Herr die türkische Gewaltherrschaft die Oberhand be halte. de« europäische» Gefühle der Ltvllisatton Hohn sprechend, eine permanente Bedrohung de- europäischen Frieden- und der Lultur bildend. Derartige GefichtSpuncte haben dazu geführt, daß man in Salzburg die Möglichkeit er- -nette, daß Deutschland und Oesterreich- Ungarn gemeinsam gegen die Pforte Vorgehen, und zwar insofern, daß sie der Pforte in einem gegebenen Augenblick geradezu eine vorläufige Einstellung de- stampfe- anbesehlen, da- heißt: Oesterreich-Ungarn und Deutschland würden im nöthigen Falle von der Tükei, eventuell mittel- Sommation. einen Waffenstillstand fordern Selbstverständlich bängt die Auisührung diese- Beschlüsse- von den Wendungen de- Kriegs, glücke- ab und ist in erster Linie für den Fall vorgesehen, daß Rußland- Heere zurückweichen müßten, in welchem Falle nicht blo- Bulgarien, sondern auch andere christliche Gebiete de- Orients der vollen Willkür der fanatlfirteu Türken Preis- gegeben wären. Die Antwort de- Ministerpräsidenten Auer- sperg auf die vom Abgeordneten Fux und Ge noffen eingebrachte Interpellation lautet: Eine Politik von Fall zu Fall hat die Regierung weder in Aussicht gestklll, noch befolgt. Die Politik der Regierung war von Anbeginn klar vor gezeichnet und ist zielbewußt turckigeführt worden Von einer Politik von Fall zu Fall könnte nur dann gesprochen werden, wenn die Regierung nach den wechselnden Waffenerfolgen ihre Haltung ver ändern wollte. Die Regierung erachtete e« von Beginn de- Kriege- an al- ihre Aufgabe, die Neu tralität der Monarchie aufrecht zu erhalten und mit Ausschluß jeder Parteinahme gegen den einen oder anderen der kriegführenden Theile die In teressen Oesterreich-Ungarn- in jedem Falle mit aller Entschiedenheit zur Geltung zu bringen. Die Regie rung steht auch heute noch auf diesem Standpunkte und sieht in den seitherigen Ereignissen Nicht-, wa- ihre Stellung verändern könnte. WaS die Frage über Serbien betrifft, so bemerkt die Re gierung, daß zwischen der m der Interpellation empfohlenen Proclamirung der vollen Neutralität und dem mit dem ganzen Einfluß der Monarchie auf Serbien au-zuübenden Drucke zur Verhinde rung der Theilnahme desselben am Kriege ein Widerspruch liegen dürfte, der die Regierung, wenn sie beiden Zwecken genügen sollte, jedenfalls vor ein schwer zu lösende- Problem stellen würde. DaS Sachlich« der Frage betreffend, so kann e- dte Regierung den Interessen der Monarchie nicht angemessen finden, sich über ihre Haltung gegen I seitigung der über einem eventuellen Eintritte Serbien- in hj, Action von vorn herein auSzusprrchen und muß an da- Hau- daß Ersuchen richten, sie mit Rück sicht auf ihre Verantwortlichkeit von der Beant wortung dieser Frage zu entbinden Im ungarischen Abgeordnetenhaus« brachte Gurdo Baußner (Sachse) folgende Interpellation an den Ministerpräsidenten ein: Mitten in der Wandelbarkeit der gegenwärtigen europäischen Behältnisse giebt e- einen Punct, in welchem sich alle europäischen Kragen berühren. Dieser Punct ist da- Verhältniß unserer Monarchie zu dem oeutschen Reiche. Bon dem freundschaftlichen Charakter diese- Verhältnisse- hängt die günstige Gestaltung der Zukunft Europa», besonder- aber die der beiden mächtigen Nachbarreiche wesentlich ab. In Anbetracht dieser hohen Wichtigkeit, welche da- Verhältniß zwischen unserer Monarchie und dem deutschen Reich« sowohl für diese Groß- Mächte, al- für ganz Europa besitzt, richte ich an den Ministerpräsidenten die Frage: Hat die jüngste absichtliche Begegnung de- Grasen An drassy und de- Fürsten Bi-marck in Salzburg da» di-herige freundschaftliche verhältniß zwischen unserer Monarchie und dem deutschen Reiche ge fördert oder nicht? Die Siege-gewißheit der französischen Regierung scheint innerlich keine-weg- so groß zu sein, wie man sich äußerlich den Anschein giebt. Der Sturm, den da- geharnischte Manifest de- Marschall- im Lande erregte, hat wohl die Männer vom 16. Mai selbst überzeugt, daß die Sprache allzu energisch und die Drohungen allzu dreist gewesen ES verlautet jetzt von einer zweiten Proklamation, die der Marschall demnächst erlassen werde, und zwar soll tu der selben die Herstellung einer „conservativeu Re publik" betont sein. Man erinnert sich, wie überau- flüchtig da- erste Manifest über den Vorwurf hinweg glitt, daß die Regierung die Republik überdaupt, nicht blo- die „radikale" zu Falle bringen wolle, und wie unverblümt dasselbe mit Verfassungsbruch und Staatsstreich drohte. Wenn jetzt die „covservative Republik" in einer neuen Proclamation betont werden soll, so be deutet die- Einlenken den Versuch einer An Näherung an da- link« Centru«, wie die orlea- nisttsch gefärbten Mitglieder de- Cabinet- und der couservativeu Partei längst anstrebteo. Hoffentlich legt mau im Lager der gemäßigten Republikaner den trügerischen Worten eme- Manifeste- kein große- Gewicht bet und läßt sich nicht durch solche taktische» Kunstgriffe au- der sicheren Position herau-lockeo, welche da- feste Zusammevstehen aller republtkaaischen Fractioneu gewährt. Daß die extremsten focialtstische» Truppen sich von der republikanischen Coalitiou lo-sagen, muß nur al- eine Stärkung der letzteren und al- eine Klärung der Situation betrachtet werden. Der Bruch «it den Männern de- so ctaleu Umstürze- widerlegt nur die conservativeu Anklagen, dle sämmtllche Republikaner für Anarchisten und Revoluttonaire zu erklären lieben In Pari- fand am 25. September im 17. Arrondissement eine erste, von etwa 8000 Per- souen besuchte Wahlversammlung statt, deren Resultat für den Verlauf de- Wahlkampfe- über haupt von Bedeutung fein wird. Diesen Wähl te — republikanischen Linken, ein alter bewährt« Republikaner, dessen Landidatur au- verschiede»«, theüwkiie persönlichen Gründen schon bei d« Wahl m Jahre 1876 auf starke Opposition stieß und der überd,«S durch fein Auftreten währen» der letzten Session seine frühere Popularität voll, ständig verloren hatte. Ein bekannter Republikaner Herr Gregoire bekämpfte denn auch die ausgestellt« Candidatur de- Herrn Duprat, dem er namentlich vorwarf, gegen die Amnestie gestimmt und sich bei de« Votum Uber den Etat de- Cultu-mintstertuwt der Abstimmung enthalten zu habe«, anstatt, wie eS feine Pflicht war. diesen Etat zu verwerfen. Ein anderer Redner, der Bürger Vurgogne, suchte nachzuweisen, daß 1878 Duprat nur in Folge eine- Mißverständnisse- gewählt worden sei. brachte dann verschiedene Anklagen gegen die politische Haltung und gegen da- Privatleb«, des Candidatrn vor und erklärte seine Wieder- wähl alS unmöglich. Darauf ergriff Herr CharleS Quentin, Mitarbeiter der „Republiyue Frantzaise", daS Wort und drückte sich etwa sol- endermaßeu aus: „Bürger! Ich will hier weder 'cmdidaten bekämpfen noch Candidaten unterstützen Aber die Personeufrage ist die Principiensrage. Ich selbst war der von diesem Bezirke designirte Candidat, um Euren jetzigen Deputirten zu ersetzen, aber ich habe mich nach dem 16. Mai beeilt, meine Candidatur zurück,«ziehen. Sie wissen, mit wel cher Energie ich 1876 die Candidatur de- Herrn Duprat bekämpft habe. Aber da die Auslösung der Kammer ein Act der persönlichen Gewalt gegen die Erwählten der nationalen Souveraiuetät war, ist eS geboten, daß dieselbe auf diesen Art antwortet, indem fie Diejenigen wieder ernennt, welche man fortgejagt hat. ES existirt ein re- publikanilcher Bund. Denselben zu sprenge» hieße unseren Gegnern nützen. Pari- muß der Pro- vinz mit dem guten Beispiel vorangehen. Im Jahre 1830 lag dieselbe Frage vor. Auch damal- gab eS unter den 221 Candidaten verschiedene, die man gern beseitigt hätte uu; die trotzdem von Pari« mit einer ungeheure« Majorität wieder gewählt wurden. Erinnern Sie sich, wa- Sie am 8. September gethan haben. Sie haben den Sarg de- Manne- g,- grüßt, der Sie die „rlle multitaäo" genannt und sich dann aufrichtig der Republik angefchlossrv hat. Bürger! wir müssen heute nur daran denken, daß Herr Duprat zu den 388 gehört urd de-halb für uns geheiligt ist." Der bekannte Ultraradicale Gustave Naquet sprach sich iw gleichen Ginne auS, worauf ein Antrag auf Be seitigung der Candidatur Duprat mit großer Majorität verworfen und da- Princip der Wieder wähl der 363 beinahe einstimmig votirt wurde Wie auS MonS gemeldet wird, ist der Strei k fast vollständig beendet und die Arbeit namentlich in Dour und ElougeS wieder ausgenommen wei nach den streikenden Ortschaften entsendete ataillone Infanterie kehrten wieder in ihre Garnisonen zurück. Die Wiener Blätter melden übereinstimmend, daß die Armee Mehemed Ali'S in Folge der Ansammlung bedeutender russischer Slreitkräst« und wegen der durch da- ungünstige Wette- schwierig gewordenen Verpflegung am 24. d. M den Rückzug in ihre früheren Positionen am stara-Lom angetreten habe. Nach einem Telegramm d«S „N. W Tagblatt' beschloß Mehemed Ali, nachdem durch Recog- noScirungen constatirt war. daß die russischen Positionen zu stark besetzt seien, um einen Vorstoß egen Bjela zu ermöglichen, seine Stellung am Zanica-Lom aufzugebcn und seine frühere Position auf den Höhen am rechten Ufer de- Aara-Lo» wieder zu beziehen. Diese Bewegung mutte in der Nacht de- 25. d in der Richtung auf Ienikiöi und Sarnafullar a»-geführt. — Rustschuk wird heftig bombardtrt. Die Kort- der Festung erwi dern da- Feuer. Nach einer Meldung der „Polit. Lorresp." a»S Cettinje er folgte die Capttulation von Gorau-ko nach eintägigem Bombardement und heftigem stampfe am 24 d. Die Montenegriner erbeuteten 3 Kanonen und 500 Gewehre und nahmen sao Nizam- gefangen Die Montenegriner besetzten auch Piva, erbeuteten da- Fort Crkvtda und hatten da- ganze Gebiet bi- Foca besetzt. Nach edier Meldung au- Ragusa wurden Bilek und die um- liegend« Dörfer von den Montenegrinern eiuae- äschert, die Kranken und verwundeten, sowie d e rauen und Kinder wurden unversehrt nach rebinje gebracht, wo der Belagerungszustand proclamirt ist. Au« Athen, 26. September, wird gemeldet: Da- deutsche Geschwader ist heute von hin nach Malta tu See gegangen. Au- Japan meldete gestern ein Telegramm die Unterdrückung der Insurrektion in Sat- suma. Dieselbe war vo» den Feinde» der gegenwärtigen, auf Grundlage europäischer Cuttur geschaffenen Ordnung der Dinge im Inselreich« angestiftet worden und hat dem Lande nicht oe- ringe Opfer auferlegt Wenn die Nachricht sich in vollem Umfange bestätigt, so ist Japan von dem Damoklesschwerte gewaltsamer Reactton. da- dräueud über ihm hing, glücklich befreit »vd in den Stand gesetzt worden, unbeirrt durch innere Schwierigkeiten an dem Au-ba« seiner Neu-esiaVung fortzuarbetteu Japan- iuterua- ttor.aleo Beziehungen in Politik und Handel kan» di« endgültig- Unterdrückung de- am Leben-marke de« Lande- zetzccndeu Aufstande- ebenfalls nur l zum vortheil gereichen. Gxport - Märzenbier von «utou Dreher, «..«chmechat boi «im. Erste« bieSi-httge- MLrz-GebrLn empfiehlt in hochfeiner io tu tampev l,t Veto A Eopirpr, « »1 Solu Nl! Lr.cl it.L Lei«! r.«. Post« i.L Post. 1. L Post. i.L Posto LuL L ge-ffnet; selben D > towwehr-t varackcn! Wutlichr Uutvers Stadtb. i Mdttschr « tag »irna früh » Uhr. - »iltalel Schützen ür Ar. Sv; L, 'dttscheS 1 tag von ft S Uhr. »L l lingung: r-« u Zisches » ^wtrütSgel» Aerchio« -4 Uhr. Duprat. Mitglied der! Qualität per tzectol. »» Dv bekannten Press« ab Letlerrt. und 1MU>
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