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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187807198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-07
- Tag1878-07-19
- Monat1878-07
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1878
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Erschri«t täglich früh 6'/. Uhr. »t»«*«, «» ««rLN-» Z»h«m«»Gasi, 5-. pmrchtmchr» Sa LetzmN«»: Nermittag« io—13 Uhr. «»»mtttag» 4—» Uhr. »w^ch«, vn: f»r dl, nöchst- stt»"»e «ummer destimmtro 2>*mttr «, Wochen ragen dt« sktz ««hmtnäp». au Lon». m»Kest1»Hen srithhi» '/.S Uhr. I« tr» Fhhch, Er >»s. L»»«d»e: vtt» Me«». Unturrfitätsstr. 33. *«Us LAsch«. Katharmeapr. 18.o- «r dt» Utzr. ripzlger.TaMM Anzeiger. LMu fir Politik, Localgefchlchtc, Haiidkls- «nd EcschLftkMkchr. A»stagr I5.L00. ro«„emn,t»«i» viertelt. Mt, incl. Brinaeckodn b Sn., durch die Post bezog«» « LN. Jcc« einztl« Aummer 3» P». Hrlegexemplar lö Vs Gebüdrim für Extrabetla-eo ohne Postbrstirderuntz 38 SN. mir Popdrsvrderung 4» VN r-stcr-lte Lgrsp PetrtzeU« 3" P» O^öjrere Scdn reu laut uosea» PrriSvrrzeichmß. — TadeLarischer Sah »ach höherem Tarn »rrtamr, »«1er 4«, »ctzarN«»»4r« de« Spaltzeit« 4v Ps Inserat« fiod stet» a» d ««etziNs, zu senden. — Rabatt wirb »ucht gegeben. Zahlunapr»»nLa«»n4« oder durch Postvorschntz. ^ 2V0. Freitag den IS. Juli 1878. 72. Jahrgang. Aue Wilhelms« Spende! >« 20., »l. »v» rr. zult diele« Jahre« s»> «»»«ehr die t« «>e« Seit»«««» «ngekSndiGte «<lhelms^pr,»e Gesammelt «erde». 3» «len «tSdte« und Dörfern de» Deutschen «eiche», t» rchnle »nd Han», det den Dentschen «ler «el1,t»n»'«eken»r»isie fvle» die Hönde fich re»e» rur Dar»rt«»ung dieser Spende. M«vn und Kr««. Mn» und «ret». ein Äe»ltcher sn> deifteuern; denn nicht die Grötze der ««de. sonder» d«s Gelttzl, t« «eiche« sie »e»ede« «trd, ist non Bedeutung. »ein «vrt ist genügend zu« «»«drucke de« Schnierze». da» «nser geltedter deutscher Kaiser, »er Einiger de» «eiche». d»n ruchloser Hand verletzt «nrde. Kein Wort ist genügend, u« die -reude auszudrüSe« und den Dank gegen Gott, datz da» Leden de» Kaiserlichen Greises gerettet wurde, «o ader da» «ort Versagt ist zu allen Zette« ein öntzere» Opfer dargedracht worden. So möge also Zeder zur «tltzelmS-Speude ein Kleine» deifteuern als «usdruik des Schmerze» und des Leide», «der auch als Ausdruck der Freude und des Dankes, und jedes deutsche Ge«üttz möge sich daran erauicken, datz e» beitrug, seine« Kaiser sür den Zh« von Etnzelue« angethaneu «chmerz «tstiouensalttge Freude z« bereite«. »erltn, de» IS. Zult 1878. Zm «a«e» und «»»trage des vo« General-Kelbmarschal Grasen vvn Mvltke geleitete» Lvmtts» für die Wtltzel«S Spende der geschastssützrende «»»schuft ouveber, Bürgermeister von Berlin, Vorsitzender de» «usschusses . «lttor, »trN. Getzet«er «ath, Prifident der Kgl. Seetzandlung. Schatzmeister de» T««itS». Gras Xrulw-Vo^trvndurg, vberpräfibent a. D.; vr. Lvrtdolcl Tavrdacd; vr. Loge!, Getzei«er vder «egierungsrath, Direktor de» Königl. Stattftischen vurean«: Gras Lolvndurg.I'ramvv, «itt«eifter a. D.; Aled«. Direktor des Kaiserliche« General. Poftaurte». Unter »etugnabme ans vorfteheuden «usrns «enden wir »«» au ale Et»«otzner der Stadt Leipzig mit der herzlichsten Bitte, datz etu Jeder, welche« die Person unsere» Kaiser» ttzeuer, welchem die deftehende «echtSordnuug heilig ist, seinen veitrag zur Wilhelm».Spenbe leiste and de« hohen deadfichttgten Zweck erreiche» helfe. Eicht aus reiche G«de« aus einzelnen «lassen der Gesellschaft tft es det dieser Sa««lung ad- ,esehe«, sondern aus die vetheiligung aller «lassen. Tarn« soll von einem Einzelnen nicht mehr al« Eine Mark angeuo««e» «erden, und sollen auch Pfenniggadeu willkommen sein. Wir werden SammluugSdogen in jedes Haus sende«, und ersuchen jeden Hausbesitzer, der «»»mlnng seine krüftige Unterstützung dadurch zu leihe«, datz er den Sammlungsdoge« allen vcwohnern seine» Hause» vorlege«, die von letzteren gezeichneten Beiträge etnheden und mit de« rammlungsdogeu an die aus demselben angegebene Lammelftelle oder au den mttunterzeichneten Bekanntmachung. Da in Folge der engen Fahrbahn de» SchredergätzchenS wiederholt Verkehrsstörungen vorgekonnnen ind. so verordnen wir hiermit: l) Da» Fahren durch da» Schrebergäßchen mit schwerem Fuhrwerk sitz verboten, soweit nicht die Fuhren für die an diesem Gäßchen liegenden Grundstücke bestimmt sind. L) Alle dorthin bestimmten schweren und leichten Fuhrwerke haben von der Wiesenstraße au- ein- zufahren und nach der Sckreberstraße auszufahren. 3) Mit leichtem Fuhrwerke ist da» Durchfahren gestattet, aber nur in der Richtung von der Wiesenstraße nach der Schreberstraße. 4) Zuwiderhandelnde haben Geldstrafe bi» zu 60 >8 oder entsprechende Hast zu gewärtigen. Leipzig, am 16. Juli 1878. Der «ath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Wangemann Bekanntmachung. In der Bismarckftraße soll von der Plagwitzer Straße ab dem Pleißenwüdfiuthbett entlang eine Stein- zeugrohrschleuße hergestellt und an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamte, RatbhauS 8. Etage Zimmer Rr. l, au» und können daselbst «ingeseben, resv. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Rohrschleutze in der vtsmarckstratze" versehen ebendaselbst und zwar tzt» zu« 22 Zult d. I Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 13. Juli 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Lröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. rammlungSdogen an die aus demselben angegebene Sammelftelle oder au den mttunterzeichneten rtreetor «»»»« (Gcvrgentzale, S. Etage, tm statistische» Bureau) tu deu ragen de» SS. und «4 A«tt d. I. abltesern laste« wolle. »dem haben »te «ttuaterzeichneden «. ». Bau»»», Markt «r. 14, rugnat XoUio, in Ktrma: Varl rordrlob, Grimma'sche Strafte «r. S4. vaam, t» Firma: vuolar Lun, Grimma'sche Stratze «r Itz. vnbar Soonnltnar, Grimma s krlockrlol, Lckaara Lauv-llletr« Wegen nothwendiger Ufer« und Brückenbauten an der Harkortstraß« und an Lurgenftein'S Garten wird der Meißenmühlaraben dicht unterhalb de» KirschwebreS allhier von Mitte August d. I. ab auf ca. 6 Wochen abgeschlagen werden. Indem wir diese» zur öffentlichen Kenntniß bringen, fordern wir die Adjacenten hierdurch auf, daß sie innerhalb der obigen Zeit, so weit ihre Grundstücke reichen, da» Flußbett bi» zu dessen Mitte gehörig räumen und die etwa nöthigen, ihnen obliegenden Bauten und Reparaturen an Ufern, Brücken und dergl. au4 führen lassen, widrigenfalls die Räumung und bez. die Bauten und Reparaturen auf ihre Kosten von Obrig- keitSwegen auSgeführt werden würden. Der «ath »er Stadt Leipzig. Leipzig, am 17. Juni 1878. Vr Tröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. Die von un» zur Submission ausgeschriebene Erbauung von Usrrmauern an der Harkortstraße und am Eingänge zum Lurgenstein'schen Garten, sowie die Herstellung eine- Geländers auf der letzteren ist ver geben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entlassen. Leipzig, den 17. Juli 1878. Der «ath der Stadl Letpzia. vr Georgi. Wangemann. IrsMwanu, Eolouuadenstr. «r. »tz ». Pfasteudorser Str. «r. r, L. L. Laniom»»»» Gatzertsche Gtrasze «r. SV, Käruerstratze «r. 18 u. Südftratze «r. 11. : «sbr. 8pU1o«r, Wiudmühleustratze «r. SV. ». v. 8pM^e, tu Firma ä. Hksrtdauor, Markt «r. IS, n,e Gammelstklle sür die Wilhelms.Spende errichtet, uud find dieselde« derett, Beiträge au- ,«nehme». ^ Leipzig. am 14. Zult 1878. Das lkomitö sür die Wilhelms-Spende, vr. pd. 4r«»ckt, Stadtberardn. — e. Uur. «snelov. »ans«, u. Stadtderard«. — äoxani Naum «tzirma: vaotar Ln«), »ans«. — Stadtrath tilpdoun vvrr, Vuchhändler. — vorab. 4»»««pll Uanaeu, rnchhäudler. — Premierlteutenant a. D va«'-«, Dir. des Statist. Bureaus. — Gtadtrath »o-nlor. — z»x. Lmil z«88nlirvr (Ktrma: v«llar ^V8«ultr«r), »aufm. — Kaufmann LloiusvdMllt, Stadtverordu. — 1. L. lüouv, Fleifchermetster u. Stadtverordn. — ». ». I,«nivwa»», »aus«. ». Tiadtverordu. — Uar. ^«l. vod. I.uärrlg, Tapezierer uud Stadtverordn. — GtadtKdW Lucknig-Volk. — Stadtrath N«hl«r. — Stadtschretber S1v8««r«tbmiät. — »otb«, Kemsch. — p. v. 8«l1v, »aufm — v. v. vpilluor, »aufm. — Xlox. «s«rik»nor. Banquter. Verpachtung. Von dem der Stadtgememde aehörigen, an der Berliner Stratze gelegenen zeithertgen Luaft'schen WachStnchplatze sollen S Pareellen und zrvar 1) eine von ca. 44vk» m Meter --- SSV l^I«. Flächengebalt, vorn an der Straße, «tt dem darauf stehenden kleinen Haus (ehemaligem Cbolera-WacbbauS, jetzt Fabriklocal), 8) eine von ca. 459 m Meter --- Sa p«. Flächengehalt, weiter hinter gelegen, auf welcher ein de« zeithertgen «dpachter gehöriges und von demselben bez. nach Vereinbarung zu übernehmendes, außerdem aber zum Abbruch kommendes einstöckiges HauS steht, 3) der hinterfte Platzthetl von ca. 1 -ectar 11.«, «r — S «cker 4m«. Flächengehalt, zur anderweiten Verpachtung als Lager-, Werkplitze oder dergl. vom 1. «ugust d. z. an gegen vier wöchentliche Kündigung Freitag den 2«. dies. Mon. vormittags 11 Uhr an Rathsstelle versteigert werden und liegen ebendaselbst schon vor dem Termine die Verpachtung-- und Versteigerungsbedingungen zur Einsichtnahme auS. Ler Math der Stadt Leipzig. Leipzig, den 16. Jul» 1878. vr. Georgi. Cerutti Vor der eutjchttdeudeu Stunde. Ei« Wort an die deutsche« Wähler. I». Da» Wichtigste, wa» den Reichstag in seiner nächsten Session beschäftigen wird, betrifft die Finanzen und die Steuern. Um diese dreht sich der Hauptstreit. Es ist daher sür jeden Wähler von sehr dringen dem Interesse, ganz klar zu sehen: wa» wollen die Regierungen, waS wollen die Conservativen und wa» wollen die Liberalen? Die Berliner halbamtliche „Provinzial - Cor- respondenz" sagt: Die Regierung will eine „wirth- schastliche Reform". Von ihr erwartet sie eine „allseitige Erfrischung der finanziellen Verhältnisse de» Reiche»". Für die Regierung sei eigentlicher Grund und Zweck der Reform „nickt die Ver mehrung der Steuerlast de» BolkrS", sondern 1) Selbstständigkeit der Finanzen de» Reicke«, Vermehrung der Einnahmen desselben durch Erhöhung der vorzugsweise geeigneten indirek ten Steuern, 2) Verminderung der directen Steuern in den einzelnen Staaten und in den Kreis- und Communalverbänden lieber diese Verminderung der direkten Steuern ind über neue nützlich« Ausgaben weiß die „Pro- Unzial-Correspondenz" sehr schön zu reden. Frei- lch bezieht sich alle» Da», wa» sie sagt, zunächst inr auf Preußen und aus Verhältnisse, vie im dvußiscken Landtage entschieden werden. Sie hat daxi also vorzugsweise die preußischen Wähler im ^>a sollen nach der „Provinzial - Corresondenz" m Preußen die untere» Stufen der Elassensteuer Mr von der Steuer befreit oder erleichlet werden; da stll ein namhafter Dheil ^womöglich die Hälfte) der Grund- und Gebäudesteuer an die communalen verbände überwiesen werden, da sollen die Hand- werter und die kleineren Handeltreibenden in der lGewerbesteuer erleichtert werden. Da sollen ferner neue nützliche Anlagen gemacht °«d große Gummen sür da» NnterrichtSwesen der- . w«det werden. Welche vortreffliche AuSfichtewfür Preuße»? Glauben denn die Wähler, die liberalen preußi scheu LandtagSabgeordneten werden alle diese schö nen Dinge nicht gern annehmen und wenn e» geht, noch viel mehr? Haben doch die Liberalen da» Meiste davon seit Jahren gefordert. Ja, sie könnten noch manche andere Dinge, die wünsckenSwerth sind sür Preußen, bei den ReickS- tagSwahlen binzusUgen. Wenn man einmal z. B. von der Reform der Elassensteuer spricht, dann möge man auch an die sehr hoch belasteten Mittel stufen denken! Auch die kleineren Landwirthe, die Handwerker, die Beamten und ebenso die bester ge stellten Arbeiter sind besonder» hoch belastet, na mentlich wegen der hohen Zuschläge für die Com- munen. Dleö ist ofl genug von liberalen Abge ordneten im preußischen Abgeordnetenhause nach gewiesen. Gegen diese Versprechungen der „Provinzial- Correspondenz" also wird kein Mensch im Lande seine Stimme erheben. Hätten wir sie nur erst in Gesetzesparagraphen leibhaftig vor unS! Wir können die Zeit kaum erwarten Aber um Alle» DieS in Preußen zu machen, wird da» Reich viel, sehr viel Geld durch neue Steuern schaffen wüsten. Rechnen wir es einmal ein wenig nach. Zur Reform der Claffenstener, wie sie die „Pro vinzial- Eorrespondenz" verspricht, sind l5, bi» 23 Millionen Mark nöthig, zur Ueberweisung der Hälfte der Grund- und Gebäudesteuer an die Communalverbände 29 Millionen Mark, zur Re form der Gewerbesteuer weuigsten» 5 Millionen, zur Verbesserung de» Unterricht-wesenS nach den bi» jetzt bekannt gewordenen Absichten etwa 20 Millionen. Nehmen wir auch nur 15 Millionen für neue prodnctive Anlagen hinzu, so kommen wir auf einen Bedarf von 90 bi» ISO Millionen Mark jährlich für Preußen. Davon würden etwa 55 Millionen Mark zur Erleichterung der Steuerzahler an directen Steu ern, der Rest vov 35 Millionen aber zur Ver- Mehrung der AuSgaben verwendet werden. Sollen aber in Preußen diese Reformen durch- geführt werden, so muß e» vom Reich dazu den erforderlichen Betrag in indirekten Steuern jähr lich erhalten. Um Die- zu können, muß daß Reich jährlich l50 b,S 200 Millionen Mark an indirekten Steuern mehr, al» biS jetzt erheben. Damit wird eS aber noch nicht gethan sein Denn man wird auch für den Mllitair- und Marine-Etat mehr al» bisher haben wollen. Die „Provinzial « Correspondenz" spricht davon zwar speciell nickt; aber sie bebt doch hervor, daß die Steuer reform nickt bloS daS Geld für Erleichterungen in den Einzelstaaten, sondern auch sür die höheren Ausgaben schaffen soll. Man sei dock offen und nenne das Ding wie cS ist: e- handelt sich in der That auch um Ausbringung von mehr Steuern und Lasten als bisher. Also etwa ein Paar Hundert Millionen Mark an neuen oder höheren, indirekten Steuern*) sollen im Reick aufgebracht werden; daS ist die^raae, die den Reichstag und vorher auch die Wähler ernstlich beschäftigen soll. Wie aber diese vielen Millionen aufgebracht werden sollen, darüber sagt die Berliner „Provinzial- Correspondenz" nur sehr wenig und geradeDaS ist eS, waS die Wähler am meisten »nteressirt; denn sie sind e», die, man mag e» machen, wie man will, doch immer bezahlen wüsten. Die „Provinzial-Corresponden»" sagt, in erster Linie müsse der Tabak höher besteuert werden. Von ihm wird man „mit Leichtigkeit den größten Lheil der wünschenSwerthen Mehreinnahmen ein- bringen". Aber wie will man vom Tabak diese Mehreinnahmen erhalten und wie viel werden sie betragen? Der Fürst Bi-marck sagte im Reichstag, „sein Ideal sei da» TabakSmonopol". Die liberalen Abgeordneten im Reichstag waren gegen das TabakSmonopol. Kein Land der Welt hat eine so blübende TabakS- industrie wie Deutschland. Sie beschäftigt, abge sehen von den Nebengewerbcn, die damit im Zu sammenhang« stehen. 110 bi» 120,000 Arbeiter — also etwa die Hälfte der Arbeiter, die von der Großeismindustrie^ leben, welche für fich jetzt so *) Gegenwärtig "erhebt da» Reich au» allen in- directen Steuern (Zöllen, Verbrauchssteuern rc.) und der Wechselstempelsteuer im Ganzen etwa 800 Mil lionen Mark; also ebensoviel beinahe würbe nöthig sein. dringend verlangt, daß der Staat sie durch einen Zoll schützen solsi Bei Einführung de- TabakSmonopol- würde ein blühender, weitverzweigter Handel, eine blühende Industrie vernichtet, die Hälfte oder zwei Drittel der darin beschäftigten Arbeiter brodloS werden*), der Tabaköbau. von dem viele kleine Landwirthe in Deutschland leben, aus ganz unsichere Füße gestellt und der Regierung auf Gnade und Ungnade überlie fert werden. Wie ein Sachverständiger auSgerechnet bat, sind bei der Tabaksindustrie 800,000 biS l Million Menschen in Deutschland direct oder indirect be theiligt. Sie würden durch die Einführung de» Monopols schwer betroffen werden; denn ihnen allen eine Entschädigung zu gewähren, ist ganz unmöglich. Und trotz dieses gewaltsamen Eingriff» in unsere wirthschaftlicken Verhältnisse würden die Einnahmen aus dem Monopol namentlich in den ersten 10 Jahren sehr unsichere und keineswegs so hoch sein, wie sich die Freunde de- TabakSmonopolS einbilden. In den ersten Jahren nach Einführung de» Monopol» gäbe eS wegen der Entschädigungen nur sehr wenige lieber schliffe. Oesterreich hatte auS dem Monopol im Jahre 1853 eine Einnahme von 25 Millionen und erst nach 20 Jahren eine Einnahme von 74 Millionen, die seitdem nicht gesteigert ist. Und glaubt man denn: Der Steuerzahler würde die Einführung de» Monopol» nicht merken? In Frankreich kostet da» Pfund ordinaircr Rauchtabak 4 bi» 5 Mark, bei un» in Deutschland 40 bi» 60 Pfennige! Da» ist denn dock ein Unterschied, der wahrhaftig zu merken ist. Also man sage unS doch erst klar und deutlich, durch welche neuen Steuern man die Hun derte von Millionen im Reich aufbringen will. „Erhöhung der eigenen Einnahmen des Reiche»". Da» wollen mit den Regierungen auch die Libera len. Die nationalliberalen Abgeordneten haben Das schon im Jahre 1868 verlangt, aber sie ver langten zugleich auch die volle Sicherheit dafür, daß nicht blo« neue Lasten und mehr Steuern im Reiche geschaffen würden, sondern auch gleichzeitig Erleichterungen in den Einzelstaaten 86.0 In Oesterreich waren 1878 beim TabakSmonopol 0, in Frankreich 18,000 Arbeiter beschäftigt. 1
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