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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187807255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-07
- Tag1878-07-25
- Monat1878-07
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1878
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Grjchetttt tLgltch früh SV. Uhr. I«»««»» «ch G^edttt«, gohmmiSgaffr SS. Hmch-mde» der »ed«ff««: »MWtttLg« lO—ir ttzr. Nachmittag« 4—« Uhr. «ma»«, der für vir nächst- ftfteuoe Nummer bestimmtrr. -Useratr an «ocheatagrn dt« S Uhr N«ch»ttla-S. an Sam,- «» Festtagen früh bi«Uhr », »e, Mate, chr Z»s.-Lmmtz»« vtt» Kle««. UnnxrfitLiSstr. LS d<*t« Läiche.Katharmeastr. 18^> «tt bi« V^3 Uhr. Anzeiger. OrM für Politik, Localgeschichte, Handels- md Geschäftsverkehr. Uotla,« 15L0S viertelt. 4'/, Vtt, iucl. Hringerlohu b Vtt.. durch die Post bezogen « Ms Jede einzelne Nummer Lt Pf. Belegexemplar 10 Pf Gebühren für LxtradeUageu ohne Postbesürderung Sk Mt. mit Postdesörderung 4« Vtt Inserate bgesp. Petitzeil« rv Pt Größere Ächnüra laut unserem Preisverzeichnis — Tabellarisch« Satz nach höherem Tarn, ttectmue, »ater de» lledactlanasUrL di« Spaltzeile 40 Ps. Inserat« find stet« an d. gaprbttt«, zu senden. — Rabatt w<rb nicht gegeben. Zahlung pr»«nn»»»näa aber durch Postvorschuh. LV6. DonuevStag den 25. Juli 1878. 72. Jahrgang. Zur Wilhelmsspende! Zn unserem »ukruf »om 14. h. M. hatten wir gebeten, die Sammlungsbogen am LS und -4. b. M an die ans denselben angegebene Sammlungsftelle oder an das tzsmitömttglted Direktor II»»-« «nter Beifügung der gesammelieu Betrage gelangen zu lassen. Komeit dies nicht erfolgt ist. werde»» wir die Sammlungsbogru nebst den gesammelten Geldern durch Beauftragte abbolen lasten Leiptig. am LS Juli 1878. vaa t^omlt« tür lll« rvub«im-8pvu<l«>. I. Stadtrath 2I«vI>l«r, «orsttzender Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Freitag, am iS. Juli a. v. Abends '/,7 Uhr im Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über das Abkommen mit Herrn Fr. Boigt wegen Durchfübrung des südwestlichen Bebauungsplanes. II. Gutachten des Oekonomie- und Bauausschusses über ArealauSgleich mit der Kramerinnung behufs Re- gulirung der Baufluchtlinie am KönigSplatze und an der Windmühlenstraße. IU. Gutachten deS OekonomieauSschusses über ». Kostenverwilligung für Legung von Thonplatten auf dem südlichen Fußwege der Schillerstraße; b. die Herstellung der Ufermauer an der Pleiße vom Pleißenstege ab biS zum Schlachthofe. ' lV. Gutachten des Schulausschufses über a. Reorganisation deS Internats an der ThomaSschule; d. Kosten- verwilligung für Reparaturen in der Realschule I. Ordnung. Bekanntmachung. Die von uns zur Submission ausgeschriebene Neupflasterung eine- LheileS der Theatergasse ist vergeben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entlassen. Leipzig, den W. Juli 1878. Der «ath ber Etadr Leipzig. vr. LrSndlin. Wangemann. Verpachtung. von dem der Stadtgemeinde gehörigen, an der Berliner Etratze gelegenen zeithertge« Qt»«st'sche» Wachstuchplatte sollen S Parteien und zwar 1) eine von ea. 4465 O Meter ---- 2S9 s^IN. Flächengehalt, vorn an der Straße, «it pe» baraus fteheaben kleinen Haus (ehemal,gem Cholera«WachhauS, jetzt Fabriklocal), 2) eine von ea. 459 Hl Meter ---- 25 PN. Flächengehalt, weiter hinter gelegen, auf welcher rin be« zetthertgen Abpachter gehöriges und von demselben bez. nach Vereinbarung zu übernehmendes, außerdem aber zum Abbruch kommendes einstöckiges HanS steht, 3) her hinterste Platztheil von ca. 1 Hektar 11^, Ar -- 2 Acker 4 (DA. Flächengehalt, zur anderweiten Verpachtung als Lager-, Werkplatze oder bergl. No« 1. August ». I. au gegen vier wöchentliche Kündigung Freitag den 26 dies. Mon. vormittag« 11 Uhr an Rathsstelle versteigert werden und liegen ebendaselbst schon vor dem Termine die Verpachtung-- und VersteigerungSbedingungen zur Einsichtnahme auS. Der Math her Stabt Leipzig. Leipzig, den 18. Juli 1878. . vr. Georgi. Eerutti. Christlich-socialer Ehrgeiz. Die neue „innere Mission" der Prediger Stöcker und Todt gleicht jener bedenklichen Sorte von Heiden-Mission, welche schon zufrieden ist, wenn der bekehrte Wilde christliche Gebete plappert und kirchliche Ceremonien mitmacht, sich aber um solche Kleinigkeiten, wie Vielweiberei, Menschensrcssen und dergleichen vorläufig nicht viel kümmert. Mit den volk-wirthschastlichen Trugschlüssen und Verirrungen der Socialdemokratie es aufzunehmen, fehlt eS jenen nur theologisch gebildeten Männern an jeder Fähig keit. Sie sind wohl gar selber angesteckt worden von Mar? und Lassalle, wenn sie sich derLectüre derselben unbewehrt und mit dem nämlichen tiefen Haffe gegen den allmälig ausklärenden und bessernden Liberali-muS in der Seele, hingegeben haben. Ihr .»siel ist die Bekehrung der socralistisch erregten Ärbeiter von Atheismus und Materialismus. Hätten sie sich hierauf weiblich beschränkt, wer würde ihnen nicht alles mögliche Glück gönnen? Allein sie wähnten— neubekehrte Socialisten wie sie selbst «n wirtschaftlicher Hinsicht unvermerkt geworden waren — sich den Zugang zu den entfremdeten Ge mächern des Arbeiterstandes sichern zu dürfen durch ein volkSschmeichlerischeS und verderbliches Einstimmen in die radikale Kritik der bestehendenGesellschaftSzustände; sie machten Chor mit ihm in der Verdammung der ganzen modernen Gesetzgebung. Vom Standpunkt de« Staats und der Gesellschaft angesehen, ist ihr Treiben daher um 'Nichts bester alS das derjenigen Socialdemokraten, welche zugleich Atheisten und Materialisten sind. Ob eS unter dem kirchlichen oder dem religiösen Gesichtspunkt seine Verdienste bat, wollen wir hier nicht untersuchen. Die ab fälligen Urtheile zahlreicher sonst gleichgläubigcr (Zristlichen und Kirchenvereine scheinen eS stark in Frage zu stellen. Aber genug, für den Staat ist der christlich-sociale Agitator, der die Arbeiter in ihrer von den socialdemokratischen Demagogen eingcsogenen Verachtung aller staatlichen und gesellschaftlichen Autorität bestärkt, um kein Haar harmloser als der ursprüngliche atheistische Verführer. DeShalb bat bereits der ritterliche Führer der freiconser- vatiden Partei Graf Bethusy-Huc im offenen ReickStage sein tiefes Mißfallen an dieser neuen Wühlerei kräftig ausgesprochen; und deshalb wird da» von der Regierung vorbereitete Gesetz gegen socialdemokratische Umtriebe schwerlich umhin können, auch den Herren Stöcker, Todt und Ge noffen daS angemaßte Handwerk zu legen, zu roelchem sic weder erzogen noch berufen sind. Lehrlinge ihrer Art wüsten wieder in strengere Zucht genommen werden: da- ist einS der drin gendsten Erfordernisse, wenn wir mit dem Wider üreben des Heranwachsenden Geschlechts gegen alle sittliche und wirthschaftliche Ordnung fertig werden wollen. Vor der Hand werden die Wähler am 30. Juli ihrem Größenwahn eine fühlbare Lektion ertheilen müssen. Die „Christlich-Socialen" sind schon so geschwollen, daß sie an Orten Candidaten auf stellen, wo man sie bis jetzt glücklicherweise höchstens erst durch die Zeitungen kennt, oder wo Herr Hof- Prediger Stöcker in seinem unaufhaltsamen Drange, überall den Apostel dieser nichtsnutzigen Weisheit zu spielen, sogar von den ihm kirchlich nächststehen- deu Kreisen mit Protest zurückgewiesen worden ist Daß derartige Candida turen beim allgemeinen Stimmrecht auch nicht den Schatten einer Aus sicht auf Erfolg darbieten, verhehlt sich natürlich nicht einmal die hohe Einbildung ihrer Urheber. E< kommt ihnen also lediglich darauf an, aller Orten nur erst Fuß zu fasten und von überall her Stimmen für die Wahlstatistik zu sammeln ES soll nach vollzogener Reich-tagSwahl gesagt wer den können: „Die christlich-sociale Partei verfügt in ganz Deutschlund bereit- über so viel Tausende von Stimmen!" Ju Erwartung von Reich- laHisitzen nimmt man einstweilen mit einer ge wissen Anzahl von Wahlkreisen, in denen «an es doch wenigsten« zu irgend welchen Minderheiten gebracht hat, vorlieb. Auch DieS at die christlich-sociale Secte ihrer Vorläuferin und Geistesschwester, der Socialdemokratie, abge- ernt. Der ruhige Bürger mag daraus wieder erkennen, wie wichtig eS ist, am Wahltage nicht u fehlen, damit seine Stimme mit in die Waag- chale falle gegen die Musterung deS socialdemo- ratischen UmfturzheereS beider Flügel, deS „christ- ichen" und de« antichristlicheu. TagesgeschichUiche Ueberficht. Leipzig, 24. Juli. Au, Beginne deS gegenwärtigen Wahlkampfe« zeigte sich an verschiedenen Orten daS Bestreben, unter nationalliberaler Firma rein konservative Tendenzen zur Geltung zu bringen. Jeder rechl ich denkende Mann hat daS alS euren Mißbrauch der Parteifahne verurtheill. Jetzt, sagt die „Nationall. Correfp.", erleben wir — allerdings nur in ganz vereinzelten Fällen — daS Schauspiel, daß auch Candidaten, welche sich bei den Wählern ursprünglich als Angehörige der nationallibcralen Partei und gestützt aus dieselbe einaesührt haben, den Unterschied zwischen „nationalliberal" und „konservativ" zu verwischen trachten und den con- ervativen Bestrebungen in einer Weise schmeicheln, welche in der Bevölkerung zum Mindesten Ver wirrung erzeugen muß. Ein solche- Verfahren ann nicht scharf genug getadelt werden. Wie cs daS Recht jedes Wähler« ist, seine politische Ueber- zeugung in Folge besserer Einsicht zu wechseln, so auch jedes Abgeordneten. Wir verdammen Keinen, der sich zwischen der letzten Reichstagsession und heute vom Liberalen zum Conservativen entwickelt hat. Aber, was verlangt werden kann und verlangt werden muß, ist, daß dieser Gesinnungswechsel offen eingestanden werde. Es ist eine Täuschung der Wähler, wenn man, wie e- nach den unS vor liegenden Nachrichten in einem Falle vorgekommen, die Differenzen zwischen dem nationalliberalen und dem conservativen Standpuncte alS „Kleinigkeiten" bezeichnet. In keinem Zeitpunkte ist die Grund verschiedenheit beider Richtungen greller zu Tage getreten, als in dem gegenwärtigen. Welcher ehr lich liberale Mann kann sagen, daß man sich üver jene Differenzen mit dem Gegner „leicht verständigen werde", in einem Augenblicke, da alle conservativen Redner, alle conservativen Blätter die Vernichtung deS Liberalismus, und speciell des Nationallibera- liSmuS. alS daS Haupterforderniß der Lage predigen! Es mag ja Leute geben, die den sonnenklaren That- sachen auf solche Weise in- Gesicht schlagen zu müssen glauben, um sich ihr Mandat zu retten. Aber die nationalliberale Partei wird jede Ge meinschaft mit ihnen ablehnen. Wer in diesen Tagen der Anfechtung nicht den Muth hat, ganz und unumwunden ihre Farbe zu bekennen, der mag sich als auSgeschieden betrachten. Für unsichere Cautonisten ist kein Platz in einem Armee corpS, welches mitten im Feuer steht. — ES wird unS berichtet, daß in dem erwähnten Falle der Candidat erklärte, er würde in manchen Dingen anders gestimmt haben, wenn er nicht durch den FractionSzwang gebunden gewesen wäre! Daß der „nationaltiberate FractionSlerroriSmus" in den Pamphleten der conservativen Agitation eine große Rolle spielt, ist begreiflich, unbegreiflich aber, wie Jemand, der die wahre Sachlage auS eigener An schauung kennt, diese unbegründete Beschuldigung wiederholen mag. Die nationalliberale Fraction har niemals einen ihre Mitglieder absolut bindenden Beschluß gefaßt; niemals ist ein-ihrer Mitglieder gezwungen worden, gegen seine bessere Einsicht, seine bessere Ueberzeugung zu stimmen. Jeder Einzelne trägt für alle seine Abstimmungen die Verantwortlichkeit allein, und eS ist eine de« selbstständigen ManneS unwürdige Handlungsweise, dieselbe von sich auf die Part« abwälzen zu wollen. — Mögen die Wähler, bei denen der Name der aationalliberalen Partei noch einen gut«, Klang hat, sich vorsehen mit solchen Can didaten! Man hat der nationalliberalen Partei einen Existenzkampf aufgezwungcn. Da gilt die Loosung: „Wer nicht für mich ist, der ist Wider wichs" Darum: wer die seit 12 Jahren bewährte Mittelpartei, welche zugleich die Be festigung und die freiheitliche Entwickelung deS Reiche- erstrebt und in diesem Rahmen stets ein offenes Auge für die Bedürfnisse des praktischen LebenS gehabt hat, auch ferner erhalten wissen will, der wähle einen Mann, der sich unumwunden und ehrlich zur nationalliberalen Fahne bekennt, und nicht einen solchen, der seine Partei in der entscheidenden Stunde verleugnet, der nur die Maske de- Nationalliberalen trägt und unter derselben mit den Conservativen lieb äugelt. Die Nachricht von einem Attentat aus den Herzog von Meiningen beruht auf der un geheuerlichen Aufbauschung eines kleinen Unfall-, der Demselben vor etwa vierzehn Tagen zugestoßen ist. AlS der Herzog AbenbS spät nach Liebenstein zurückfuhr, stieß sein Wagen bei einer starken Krümmung der Straße an einen mit Steinen ge- üllten Kasten, wie solche zur Messung der Steine »enutzt werden; dabei kam ein Hinlerpserd zu Falle, doch ist ein weiterer Schaden nicht angerichtet worden. Der Telegraph hat den in Wien erfolgten Tod deS BegrünverS der deutschen pathologisch- anatomischen Schule, deS HosrathS Professor Karl von RokltanSky, gemeldet. Derselbe wurde im Jahre 1804 zu Königgrätz geboren, studirte zu Prag und Wien die Heilkunde, wurde 1828 an letzterer Universität Assistent der patho logisch-anatomischen Anstalt und 1834 Professor der pathologischen Anatomie. Durch die mit dieser Stellung verbundenen Functionen eines Prosector« de« großen Wiener Krankenhauses und eineS gericht lichen Anacomen für Wien war eS ihm möglich, ein unermeßliches Material von Beobachtungen und Erfahrungen zu sammeln, oaß er in seinem „Lehr buche der pathologischen Anatomie", klar und über sichtlich verarbeitet, der Oeffentlichkeit übergab. Rokitansky hat vor Allein daS große unbestrittene Verdienst, der pathologischen Anatomie zuerst aus deutschem Boden eine allgemeine Bedeutung ver schafft, dieselbe zur Grundlage einer pathologischen Physiologie und zur Grundlage der naturwissen schaftlichen Forschung aus dem Gebiete der Medicin überhaupt gemacht zu haben. Bezüglich de« deulsch-österreichischenHan- delSvertrageS schreibt die Wiener „Montag-- Revue" unter dem 21. Juli: „Wie wir hören, hat Gras Andraffy gelegentlich de- Berliner Con- areffeS Veranlassung genommen, mit dem Fürsten BiSmarck rückhaltlose Auseinandersetzungen in Bezug aus die fortwährende Verzögerung der österreichisch- deutschen Handel-vertragSverhandlungen zu pflegen, und eS ist, nachdem man sich über den Standpunkt der Parteien klar geworden, kein weitere- Hinderniß vorhanden, daß die beiderseitigen Delegirten bald zur Wiederaufnahme und Vollendung ihrer Mission zusanimentrelen. Der Abschluß deS österreichisch- deutschen Handelsvertrags ist übrigens nicht bl»S für die beiden betroffenen Staaten, sondern für die handelspolitischen Verhältnisse von ganz Europa von der größten Wichtigkeit. Kein Staat will Vorgehen, bevor nicht von anderer Seite eine Ten denz sestgestellt wurde. So würde Italien gern neue Verhandlungen mit Frankreich anknüpsen, aber eS fürchtet einen gefährlichen Einfluß deS neuen Vertrage- auf sein commerzielles Berhältniß zur Schweiz; Frankreich wünscht recht bald zu einem Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn zu gelangen, will aber erst seinen Rapport mit Jtalien^eordnet haben. Umgekehrt gedenkt Italien die Verhand lungen mit Oesterreich Ungarn dann zu beginnen, wenn die französischen wenigstens eine erkennbare Bast- geliefert haben. Diese Mittheilungen be stätiaen die oben aufgestellte Behauptung, daß durch den Abschluß eine- österreichisch-deutschen Handel« vertrage« der Weg wird frei gemacht werden können. Der österreichische Standpunkt ist übrigen« präciß gegeben: Entweder biS zum t. Januar 1870 neue Handelsverträge oder den allgemeinen Zoll tarif." Der römische „Diritto" bringt einen Artikel, in welchem ausgeführt wird, daß allerdings daS Versaminlungsrecht nothwendiger Weise unversehrt zu erhallen wäre; daS Blatt constatirt jedoch gleichzeitig, daß die Regierung fest entschlossen st,, jede ruhestörende Demonstration zu ver hindern, wie dies auch durch die gestern Abend von dem Minister deS Innern angeordneten strengen Maßregeln bewiesen würde, die dahin zielten, Versuche einer der Form und dein Wesen nach sehr unschicklichen Demonstration rasch ein Ende zu machen. Der „Diritto" sagt weiter: Sobald die öffentliche Ordnung in« Spiel käme, wären weder Zanardelli noch Cairoli geneigt, sich vor Insinuationen oder Drohungen zu beugen. Da« Blatt spricht sodann von de« internationalen Erfordernissen und sagt: Die Regierung kenne ihre Pflichten und Rechte gegen über einer befreundeten Regierung und se! ent schlossen, sie aufrecht zu halten. Die Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn seien lene, wie sie durch die in loyaler Weise Unterzeichneten und angenommenen Verträge sanctionirt wurden. Ein System offener Freund schaft und geheimer Conspiralionen könne wohl für schwache Regierungen passen, die von einer abenteuerlichen Politik Alles zu gewinnen, aber Nichts zu verlieren hätten, zwischen große» Staaten jedoch könne nur ein Zustand offener Freundschaft oder offener Feindschaft vorhanden sein. ES sei eine Perfidie aus die Regierung die Verantworilichkeit für eine Agitation zu Wersen, welche größtentheils gegen diese selbst gerichtet wäre. Der „Diritto" schließt den Artikel, indem er diese Agitation beklagt und sagt: Die Regierung müsse das Versaminlungsrecht unversehrt ausrecht- halten, wenn eS aber auS dem Felde der freien DiScussion heraustrete, so würde die Regierung ihre Pflicht zu thun wissen. In London fand am 23. Juli eine zahlreicb besuchte Versammlung deutscher Socialdemo kraten statt. Der Vorsitzende sagte, eS sei die Mission der deutschen Socialisten, den militairischen DeöpotiSniuS Deutschland« zu stürzen. Dieser Be merkung folgte stürmischer Beifall. Beschlüsse, welche die deutsche Regierung heftig angreis«,, wurden einstimmig angenommen. Die außerordentliche Session der belgischen Kammern ist am 23. ohne Thronrede de« König« eröffnet worden. Die Deputirtenkammer begann sofort die Wahlprüfungen. Der „Polit. Corresp." wird auS Konstanti nopel vom Dienstag gemeldet: 10 Bataillone rus sischer Infanterie mit zahlreicher Artillerie haben Schmnla besetzt; auch haben mehrere russische Civil beamte dort die Verwaltung von den türkischen Civilbeamten übernommen, die sich nach Varna be- gaben. — Ueber die Räumung der russischen Stel lungen vor Konstantinopel, welche erst nach der gleichfalls bevorstehenden Räumung VarnaS seiten« der Türken erfolgen soll, wird lebhaft verhandelt. Die Türken wünschen, daß die russischen Truppen aus eine Entfernung von 24 Stunden hinter Tscha- taldja zurückgehen, während die Russen nur bi« auf eine Stunde Entfernung von Tschadaldja gehen wollen. — Am Montage hat in der bosnisch«» OccupationSangelegenhcit ein Ministerrath statt- gesunden. Die Gerüchte von dem nahe bevor stehenden Abschlüsse einer österreichisch-türkische« Convention haben bisher keine Bestätigung ge- gefunden. Au« Alexandrien schreibt man der „Weser Zeitung": Gerüchte, «elche allerdings bi« zur Stunde noch jeder Beglaubigung entbehren, wollen davon wissen, daß der Vice könig sich mit keinem geringeren Plane trage ul- mit dem, eine Art von Verfassung in seinem Reiche einzusühren. Der nächste Schritt soll in einer Erweiterung de« schou
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