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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187808106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-08
- Tag1878-08-10
- Monat1878-08
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1878
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Grschei»t tt«Uch früh 6'/, Uhr. »Mül« «rprditio, JohanniSgassc 33. S^rcht«^» der bedmtü,, Vonmtt»g4 1»—12 Uhr Nachmittags 4—« Uhr. »e der für die nächst- Nummcr destftnmtn, itt an Wochentagen dis z lthr Nachmittags, an Soim- mcd Kefttagen früh disUhr j, »k« Male» stir Jas. ^m>ah»e Otto Kinn«. Unwerfttätsstr. 22. u«üS Lösche, »atharinmstr. 18. p. nnr bis Uhr. MWger.TaMM Anzeiger. Organ skr Politik, Localgeschichte, Handels imd Geschäftsverkehr. S-st«,« lL.LS». 2U»mu»e«e»t»»rki» viertelt. 4*/^Mt, incl. Brinaetlohn d dorch dir Post bezog«» 8 Mt. Jede rmzesi» Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf GedUdrru für Lxttaderlage» ohne Postbefürdernng 3» Mk. mit PofchefSrderung 4L Ml. JoserMr Lgesp Petttzeil« 20 W. chroherr Schri-ren laut unsere» Prri«mrz«rchmß — Tabeüarileher Satz nach höbcrem Tarif, «eclmne, asler »ein »e»aett««ürich die Spaltzeil« 40 Pf. Inserate find stet« au d. Lepebitt« t» senden — N-datt wirb nicht gegeben. Zahlmm penanmnsrana« oder durch Postvorschuß. Z LLL. Somwbeu» den lv. August 1878. 72. ZühMNA. GW- M gefälligen Veaihtms Unsere Expedition ist morgen Sonntag de» 11. August nur Vormittags bis '§9 Uhr zeöffnet. Bekanntmachung. Di« Entschädigung für die in der Zeit vom 24/25. Juni bis mtt S. -all diese- Jahre- im alten A«t»p»s, an der Alexander-, Lanal-, Central-, COlovnadeu-, Dorotheen-, Elster-, ErdmonnSstratze. am Fleischerplatz, an der Freae-, Gnstoo Adolph., Lesfiug-. Moriy-, Me«»elssoh«straße. am «an», dörlchen, an der Promenapeustratze, an der Pleiße, Poniatowskbstratze, am NanstSdier Steinmege. an der »ndolph-, Seiten-, »ald-, «eft- und Zimmerstratze allhier emquartiert gewesenen UepnnO»- Mannfchasten vom S-«iglich Sochfische« 8. Jnfanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" «r 107 kann in den nächsten 8 Tagen bei unserem Quariieramte, RathhauS 8. Etage, erhoben werden. Der den Quartierzettel Borweisende gilt zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, den 3. August 1878. Der «alt, der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Bekanntmachung. Die Lieferung der sür den Betrieb der städtischen Gasanstalt erforderlichen Bücher und Drucksormularc »I auf die Jahre 1879 und 1860 an den Mindestsordernden, jedoch vorbehältlich der Au-wahl unter den Submittenten, vergeben werden. Verzeichnisse der Drucksachen bez. Proben derselben und Lieferungsbedingungen sind in der -ta-anftalt kmzusehen bez. in Empfang zu nehmen, Offerten aber bi- längsten- den IS. August d. I.. Abends « Uhr »rrsieselt und mit der Aufschrift: „Drncksormnlare. die Gasanstalt bei*." versehen bei der »nnttatur -es AathS abzugeben. Nicht versiegelte, oder verspätet abgegebene Offerten bleiben unberücksichtigt. Leipzig, den 89. Juli 1878. Des AathS De-Utatian zur Gasanstalt. Bekanntmachung. DaS von Vr. Johann Christio« Hebevstreit i. I. 1798 gestiftete Stipendium für Studirende aus hiesiger Universität ist auf drei Jahre von und mit Michaeli- d. I. ad zu vergeben. Zu berücksichtigen sind hierbei Solche, welche aus der Familie Johann Sebenstrcit's, der im 17. Jahrhundert Pfarrer ,« Nenn- Hofen bei Neustadt a. d. O. war, stammen, und allhier Medtctn oder Theologie, oder Jara ftudiren, un» in Ermangelung solcher Verwandter hiesige vürgersöhne, welche allhier Medictu ftudiren- Wir fordern diejenigen Herrn Studirenden, welche sich in einer der gedachten Eigenschaften um da« bezeichnete Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Nachweisen bis znm 15. Avgust d. I. schriftlich bei unS einzureichen. Leipzig, den 33. Juli 1878. DerAathderStadtVei p r i «. vr. Tröndlin. Messerschmidt. Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebene Herstellung einer Schleuße ll. Elaffe sowie einer Rohr- shleuße auf dem Gerichtsweg ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber Lcrrvon in Kcnntniß gesetzt. Leipzig, am 5. August 1878, Der «ath der Ltadt Leipzig vr. Tröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. In der Kochstrabe auf dem Lracte zwischen der Körner- und Arndtstraße, sowie »wischen der MoKe- und Kronprinzstraße sollen Schleusten lll. Elasse hergestellt und an einen Unternehmer iu Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten siegen in unserem Bauamte. RathbauS. Zimmer Nr. 1, au- und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mtt der Aufschrift: „Schleußt» in Per Sochstrane" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 17. P. M. Nachmittags 5 Uhr einzurmchen. Leipzig, am 8. August 1878. Der »ath per Stobt Leipzig. vr. Georgi. Dangemann. Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebene Herstellung eine- hölzernen Fußsteige- über die Fluthrinne un Leutzscher Wege ist vergeben uno werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in fiemrtniß gesetzt. Leipzig, am 3. August 1878. Der »ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann. Bekanntmachung. Da die Benutzung der Harkortstrabe aus dem Tratte zwischen der Kleinen Buragasse und der Pleiße« gaffe zur Ablagerung der Baumaterialien für den llferbau daselbst nöthig ist. so wird dieser Theil der Harkortstraße von jetzt ab bis auf Weiter- für den Fährverkehr gesperrt und der Fußverkehr nur ans dem Fußwege läng- der GerichtSgebäud« gestattet. Leipzig, am 30. Juli 1878. »er «oth »er Stadt Leipzig. --- vr. Georgi. Äangemann Vermiethnng in der Fleischhalle am Hospitalplatze. Die zum 21. d. MtS. mtethsret werdende Abtheilung Nr. 22 der Aleischhave am Hos-ttalplatze ill von da ab für 15« jährl. MiethzinS gegen einmonatliche Kündigung und sonst unter den üblichen Sedingungen anderweit zu vermiethen und wollen Miethlustige sich bei unS anmelden. Leipzig, den 3. August 1878. Der »ath der Stadt Leipzig. vr. Georg«. ^ - Stötz.-»- Lage-geschichtliche Aeberstchr. Leipzig, 9. August. Dre auf Anregung der Bereinigten Staaten statt- ündende internationale Münz-Conferenz Mtd am 10. August in Pari- zusammentreten. Äir erfahren, daß die Staaten de« lateinischen Mmbunde«, sowie England und Oesterreich an derselben theilnehmen werden. Die nordischen Staaten, Dänemark, Schweden und Norwegen, Litten ursprünglich die Einladung Nordamerika- adgelehnt, weil da- Programm nur die Feststellung X« internationalen Gebrauche« sowohl der Silber- alS Goldmünze enthielt. Die nordischen Staaten glaubten daher, an dem Congreß sich nicht be- theiliqen zu können, weil sie erst unlängst den «Halbsüß bei sich eingeführt; erst, nachdem da« Pro gramm dahin erweitert worden, daß auch die Frage wegen de« Verhältnisse- der verschiedenen Länder ;» einer Uni Versal münze zur Erörterung ge- 'angen solle, beschlossen dieselben', die Münzconfe- reuz zu beschicken. Deutschland, welche« erst sor wenigen Jahren sein Münzwesen radtcal ge ändert und zur Goldwährung geschritten, lehnte vir Einladung ab, ebenso Rußland. Durch die Mtbetheiligung dieser Staaten werden naturge mäß die Arbeiten de- Congresses an Bedeutung verlieren. Die Münzconserenz, welche mehrere Äschen in Anspruch nehmen wird, dürste vom französischen Finanzminister Löon Say eröffnet :verden. Der am 8. August in Berlin verstorbene Mnsterialdirector Ür. Franz Förster gehörte zu veu bedeutendsten Juristen Deutschland«. Sein be rühmte- „Preußische- Privatrecht" brachte ihm seine Berufung von Vorpommern, wo er al« Kichter thätig war, in da- Justizministerium als Hillfsarbeiter ein und rasch erkannte namentlich ver Justirminister vr Levnhardt, welch ausge zeichnete «rast der Staat an Förster besaß. Ihm sielen sofort die schwierigsten Aufgaben zu; zusammen :nit Pape nahm er den regsten Antheil an den legislatorischen Vorarbeiten und kein Gesetz von Bedeutung haben wir im Reich wie in Preußen, da- nicht von Förster mitredigirt worden wäre. E- war der größte Freundschaftsdienst, den vr. -eonhardt dem CultN-minister vr. Falk erwie«, indem er chm den vr. Förster alS Direktor de- ,ristsichen Ministerium« abtrat In dieser hervor ragenden Stellung hatte er die meisten der preußischen Maigesetze formulirt und in den Com missionen wie im Plenum de- Landtage« vertreten. Dm Abgeordneten war Förster eine außerordentlich sympathische Erscheinung, denn er verband mit reichem Wissen und objektiven Wesen die liebenswürdigste Freundlichkeit gegen Jedermann, u»d die Folge hiervon war, daß man im Landtage mit keinem Commissar der Re grerung so gern verkehrte, wie gerade mit Förster. Sein unermüdlicher Eifer ließ ,hn nie dazu kom me», an sich selbst zu denken, und so erlahmte seine »rast vor der Zeit Schon seit Jahresfrist brust Dienststundcn mit aufreibender Thätiakeit folgten j bi- tief in die Nacht hinein Wissens chasluche Studien, deren er, wie er zu sagen pflegte, benö- immer nur darauf bedacht, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, und von seinen eminenten Leistungen gering zu denken. lieber die Stellung de- Cultu-minister« zu deu Verhandlungen in Aissingen wird von der Herrn vr. Kau nahestehenden Presse mitge« theilt, daß die Grundlage, auf welcher eventuell verhandelt werden könnte, schon Gegenstand ver traulicher Erörterungen zwischen dem Fürsten BiSmarck und dem Staatsministerium resp. dem Cultu-minister gewesen ist. Damit fällt, wie hin zugefügt wird, eme ganze Reihe boshafter Insinua tionen und falscher Behauptungen zu Boden. Bon »ltr«montaner Seite wird für die Stichwahlen die Parole auSgegeben, sich von dem zu unterstützenden Candidatcn bindende Ver sprechungen ertheileu zu lassen, daß derselbe im Kulturkampf eine den Ansprüchen de« EentrumS entgegenkommende Haltung einnehmen «erde, rm Falle aber keiner der gegenüberstehenden Eandidaten die nvthigen Garantien bietet, sich der Abstim mung zu enthalten. Dieser Taktik der Ultramou- tanen ist bereit« der socialdemokratisch« Sieg iu Elberfeld zu danken. Der bisherige nationallibe- rale Abg. Prell, der doch keineswegs iu Sache» de-Kulturkämpfe- besonder» compromtttirt erscheint, ist auf Weisung de« Abg. Reichenspcrger von den Anhängern de« Eentrnm« nicht genügend befunden und in Folge dessen der socraldemokratifche Abg. Hasselmann gewählt worden. Die Socialdemokraten haben sonach eiuen Wahlkreis, der ihnen da- vorige Mal in erbittertem Wahlkampf entrissen worden, jetzt mit Hülfe de- EentrumS wieder ge wonnen. Ein ähnliche« Schauspiel scheint sich auch i« 4. Berliner Wahlkreis vorzubereiten, wo der Candidat der Fortschritt-Partei Zel" dem Socialdemokrateu Fritzfche in engerer Wa gegenübersteht. De» Sieg sür die Ordnung»« Partei sichern, kvnute i» diese« äußerst gefähr deten Wahlkreis nur gelingen, wenn alle ve» der ersten Wahl ans uichtsocialistische Eandidaten ge fallcne Stimmen sich aus den Eandidaten der Fortschritt-Partei vereinigte». Die Wähler de- Mimster« Falk sind denn auch (freilich in deu con- servatioen Blättern der Hauptstadt lau genug) ausgesordert worden, für Zelle zu stimmen. Dagegen aber haben die Christlich-socialen und die Ultra« montanen beschlossen, sich der Abstimmung zu ent halten. So gering auch an sich da- Gewicht dieser Parteien in dem genannten Wahlkreis ist, so sind ihre Stimmen doch nvthig, fall« der Docialdemokrat unterliegen soll. Und so werden e- die Mtramon- tanen im Verein mit Herrn Stöcker abermal- zu verantworten habe», wenn ein Mann der socialen Revolution auch in der Hauptstadt zum Abgeord Frieden zwischen Staat und Kirche! Unerquicklichere «ud zerfahrenere Parteiver- hältnisse herrschen wohl nirgend- in Deutschland als in Frankfurt a.M Bei den ersten Wahlen hatten sich gegenübergestanden «in Socialdemokrat, ein Demokrat, ein Kortfchritt-mann, ein Rational- liberaler und ein Conservativer. In die engere Wahl kamen der Vertreter der Demokratie, Herr Sonnemann, und der nationalliberale vr Barren- trapp. Die Conservativen kommen bei ihrer über aus geringen Anzahl überhaupt nicht in Betracht. Tie Socialdemokraten stimmten selbstverständlich für Herrn Sonnemann, der ja seit Jahr und Tag m seiner „Frankfurter Zeitung" mit dem SocialiSinu« in einer Weise liebäugelt, daß er schon mehr zu dessen offenen Parteigängern gerechnet werden muß. Ein höchst merkwürdiger Anblick, die- typische Blatt de- vörsenthnm- und de- CapitaliSmu« Hand in Hand mit dem CommuniSmu« gehen zu sehen! Dock an diese wunderbare Lhatsache in Frankfurt a. M, wo der Preußenhaß noch immer die seltsamsten Blasen treibt, hat man sich längst gewöhnt. Einigermaßen gespannt durfte man auf die Haltung der Frankfurter Fortschritt-Partei bei der Stichwahl sein. Nun, sie hat sich officiell der Beiheiligung ent halten. Viele ihrer Mitglieder mögen aber doch wohl gestimmt haben und zwar für Herrn Sonnemann, der denn auch glänzend gewählt wurde. Die officiell proclamirte Wahlenthaltuna war unver kennbar sympathisch für den Demokraten gefärbt. Eine- der Vorstandsmitglieder, vr. Schräder, er klärte in der entscheidenden Versammlung ganz offen: „Wenn die Krage so läge, daß e- für die Wahl von Wichtigkeit sein würde, für wen die Fortschrittspartei sich erkläre, wenn sie durch Ab gabe ihrer Stimme den Ausschlag geben würde, so würde er entschieden rathen, für Gonnemann einzutreten" Und Da«, trotzdem daß ein andere- Vorstandsmitglied Herrn Sonnemaun vorgeworsen, daß er sich „offen zum Anwalt der Socialdemokratie aufwerfe . Also bei der Wahl zwischen einem bi- an deu Hal« im SocialiSmuS steckenden Manne und einem sehr ge- mäßigten Rationalliberalen weiß die Frankfurter Fortschritt-Partei nicht- Bessere- zu thun, al- sich d« Stimmen officiell zu enthalten, ihre Gvmva- thien aber offen genug dem ersteren zuzuwenden! Und Da-, wLhoend m derselben Versammlung betheuert wurde, die Fortschritt-Partei sei eine streng nationale Partei und erachte e- für ihre Aufgabe, die Irr lehren der Socialdemokratie entschieden zu be kämpfen! Der Vorgang steht mit dem sonst bei diesen Wahlen zwischen Fortschrittspartei und Ratioualliberalen bestehenden Berhältuiß in grellem Widerspruch Die Frankfurter Fortschrittspartei ist freilich eine eigenthümliche und di-ciplinlose Gesellschaft! ES heißt. Fra» Luge nie, die Wittwe Na poleon'S ÜI., habe die Absicht, in Oesterreich sich anzukaufen und fortan zu wohnen Darüber find die Wiener Blätter nicht eben sehr erfreut. So schreibt die „N Fr. Pr " in Bezug darauf: Man sagt, daß die Gräfin Pierrefonds — wie sie sich hier mcht ohne feinen Tact nennt — die Absicht habe, sich in Oesterreich anzukaufen und bleibend niederzulaflen. Eine Bestätigung diese- Gerüchtes würden wir ganz natürlich finden, denn unsere M» narchie übt für alle entthronten Herrschaften eine ganz unwiderstehliche Anziehungskraft au«, sie ist daS England der Depoffebirten. Sowie Groß britannien dem von den Regierungen gehHten BolkSkämpfer, so bietet Oesterreich den von ihren Völkern vertagten Regenten ein beliebte- Asyl. Fall- also die „Hofhaltung" von Ehiselhurst plötzlich nach Hietzing oder nach einem böhmischen Schlosse ver legt werden sollte, so möchten wir unS gar nicht darüber wundern. Nur um Eine- möchten wir die Gräfin v.Pierre- fonds bitten, wenn ihr unferLand hübsch genug erscheint, um bei unS ihre künftige Wohnstätte auf-uschlagen. Seit dem Sturze de- Kaiserreiche- und noch mehr seil dem Tode ihre- Gatten treibt die Gräfin v. PierrefondS ernstlich Politik. Wer wird es einer Mutter verargen, wenn sie für da- Fortkommen ihre- Sohnes besorgt ist, wenn sie ihm seine Laufbahn zu erleichtern sucht ? Der junge Prinz aber sieht e- leider für seinen na türlichen Beruf an, dereinst die Stelle seine- Vater- einzunehmen, und Ehiselhurst ist der Mittelpunct eines NeheS von Jntriguen geworden, die selbst in England, wo man FlüchtlingSränken gegenüber die Augen schließt und das festländische Polizeigeschnüffel nicht kennt, neuestens ziemlich unbequem geworden sind. Wir möchten nun mü aller Galanterie die Gräfin von PierrefondS darum ersuchen, da- Sespinnst von Ehiselhurst nicht nach Oesterreich mitzunehmen. Die ziemlich kräftige Gesundheit, deren sich seit einem halben Jahre die französisch« Republik erfreut, weift zwar darauf hin, daß d,e zärtliche Mutter, die an dem künftigen K nsermantel ihre- Sohne- webt, eine unfrei willige Penelope-Arbeit verrichtet; aber wir möchten den betreffenden Webftuhl nicht gern in Oesterreich auf- gestellt sehr». Der Sohn Napoleon'- UI. hat noch immer die Legende für sich, emen seit Sedan fadenscheinig ge wordenen, dennoch nicht ganz vernichteten MvthuS. Er ist ein Prätendent, dessen Ansprüche zwar wenig Hoff- nung auf Verwirklichung haben, aber ernsthafter zu nehmen sind. Wir möchten eS nun sehr ungern er leben, daß unsere Monarchie, etwa gar die nächste Umgebung der Residenz, zum Tummelplätze bonapai tiftischer Verschwörer erkoren würde, daß man hier Pläne auSheckte, wie die bestehende Regierung-form Frankreichs decembert werden könnte. Wenn die »räfin v. PierrefondS al- solche in unserer Mitte leben will, so soll sie willkommen sein. Wenn e- aber im Plane der Bonapartisten liegen würde, iu Oesterreich einen neuen Mittelpunct für ihre pelitischen Zweck», eine Art Versuchsstation zur Wiederbelebung de« todten Kaiserreiche- zu gründen, dann würden wir den Schmerz, die Wittwe LouiS Napoleon'- wieder «breisen zu iehen, mit großer Fassung ertragen. WaS man an zarter Rücksicht und ausgesuchter Höflichkeit gegen eine Ex-Kaiserin leisten kann, ist ihr >a ohne dies von unserem Hose zu Theil geworden, und über die Aufnahme, welche sie von dieser Seite erfahren, wird sie nicht zu klagen haben. Wie bereit- dnrch den Telegraphen gemeldet wurde, ist bcr päpstliche Nuntiu» in Wien, Msgr Jacobiai, behus« seiner Ernennung zum päpst lichen StaatSsecretair nach Rom bcrnjen
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