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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187808160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-08
- Tag1878-08-16
- Monat1878-08
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1878
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Erscheint täglich früh «V, Uhr. Rr»«tti«» »ad Lepkdilt», Jvhannisgasi« 33. Hachß»»>r» der Nidartt»,: Ammttags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. ir der für dir nächst - Rümmer drstimmtrn an «ochrnta-ru dio sltyr Rachmtttaas. an Lonn- -rsttagrn früh dio' /,9 Uhr. M n» RUatrn str Zaj! vX-iuümu: M« Stemm. UnwerMtsstr. 22. Wtt Lösche, Sathattnrnsa. 18. p. Mtt dis Uhr. tipziger Taaelilalt Anzeiger. L>Mll für Politik, Localgcschichtk, Handels und Geschäftsverkehr. Anflngr 15,LEO. Ah»»>r»eiN»prss» vttttelj. 4^,Mt., rncl Bnuaeitvhn L Ms. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2ü Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» oftuc Postbefördemng 36 Btt. mit Pvstbeförderung 4L Btt. Iiiseraie ügrfp. Petitzeile 20 Pf. -frühere Schriften laut nuferem preisverzeichn,ß. — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif, kleclmnrn unter dem Ncdacttourstrlch die Lpaltzeile 40 Pf. Inserate sind fitts an d «rxrdltto, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung pr»vinim«nu»<1o oder durch Pofivorschuß. H 228. Freitag den 16. August 1878. 72. Jahrgang. An das Stadtverordneten-Collegium. Den Henen Mitgliedern unsere- Collegium- theile ich hierdurch mit, daß, laut einer Zuschrift de- HrtheS, dre für Bebauung der BiSmarckftraße eingegangenen ConcurrenzpILne, von denen der mit dem Motto „ope e, caoslliv" den ersten, und der mit dem Motto „Wie man oauen kann" den »wetten Preis Mtkannt erhalten haben, im Cartonsaale de- Museum- zur Ansicht au-gestellt find. Leipzig, am 14. August 1878. Soest, Stadtverordneten Vorsteher. Bekanntmachung^ Der ofsicielle «nfang der diesjährigen MichaeltSmeffe fällt — moranf »tr eninegen den falschen M«den »erschtedener Kalender ganz besonders aufmerksam machen — auf den 2V. Ledlember und stadtstt dieselbe mit dem IS. Oktober. Während dieser 3 Wochen können alle in- und auS'änSifchen Handelsleute, Fabrikanten und Sewerbe- »äende ihre Maaren hier öffentlich feil bieten. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weise tmitl rn der zum Auspacken bestimmten Borwoche, vom 83. September an, betrieben werden. Da- «us-acken der Maaren ist den Inhabern der Meßlocal,en in den Häusern ebenso wie den in düen und auf Ständen feilhaltenoen Verkäufern in der Woche vor der Böttcherwoche gestattet. Zum Sin Dkr« ist da- Offenhalten der Meßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche gestattet. Hede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Offenhalten eine- solchen Verkauf-locale- wird, außer der chrvgen Schließung desselben, jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, Mlt einer Geldstrafe bi- zu 71 >l geahndet werden. Personen, welche mit dem in H. 56 der deutschen Gewerbeordnung vorgeschriebenen LegitimationSscheine M versehen sind, dürfen bei Vermeidung einer Geldstrafe bis 150 oder entsprechender Haftstrafe den öafirhandel während der Messe nur nach eingeholter Erlaubniß des Polizeiamtes und auch mit dieser nur »den eigentlichen drei Meßwochen betreiben. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung de- Waarenverschluffes an bi- mit Ende «Woche nach der Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, am 30. Juli 1878. Der «altz der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Meffersckmidt. Bekanntmachung. D,e «bsuhre der in der Zeit vom 1. September 1878 bis 30. Juni 1878 für das städtische Kranken- !wt zu St. Jacob hier auf dem Bayer'schen und bez. Dresdner Bahnhofe ankommendcn Stein- und vrauu- lchlen soll im Wege der Submission unter Vorbehalt der Auswahl unter den Offerenten und jeder sonstigen Erschließung vergeben werden. Reflectanten wollen ihre Offerten bi- 85. August e. Nachmittags 5 Uhr an die Inspektion deS Krankenhauses gelangen lassen, woselbst auch die Vertragsbestimmungen einzusehen sind. Leipzig, am 13. August 1878. De- «aths Deputation zu« »rankenhause zu St. Jaeod. Bekanntmachung. Der am 1. «ugnft d. I. fällige dritte Dermin der Grundsteuer ist nach der »um Gesetz vom 5. Juli d. I. erlassenen Ausführungs-Verordnung von demselben läge mit Zwei Pfeuntgen von jeder Steuereinheit »u entrichten und werden die hiesigen Steuerpstichtigrn hierdurch aufgesordert, ihre Steuerbeträge nebst de» städtischen Abgaben an I.S7K ^ von jeber «ruudfteneretnheit von diese« Tage ab bis spätestens 14 Tage nach demselben an die Stadt - Steuer - Einnahme allhier — Ritterftraße 1K, Georgen- yalle 1 Treppe links — zu bezahlen, da nach Ablauf der Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen d»e Säu migen eintrrten müssen. Leipzig, am 30. Juli 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Taube. Bekanntmachung. m der Eutritzscher Straße, sowie in der Straße 8 deS nördlichen Bebauung-Plane- sollen Schleußen * UI. Classe hergesteut und an einen Unternehmer in Lccord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserem Bauamt, Stathhaus, Zimmer Nr. I, auS und können daselbst eingefehen refp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Schleusten in der Rordborstadt" versehen ebendaselbst und zwar bis »um 85. August I. I. Nachmittags 5 Uhr einzure,chen. Leipzig, am 13. August 1878. Der «ath Per Stadt Leipzig. vr. Georgi. Äangemann. Bekanntmachung. Die zur Submission ausgeschriebene Lieferung deS für die UntverfitätS Institute und GefchäftS- Loealttätea im nächsten Winter erforderlichen Holz- und KotzlenbetzarsS ist an den Mindestfordernden ver geben, wovon die nicht berücksichtigten Herren Bewerber hiermit benachrichtigt werden. Leipzig, am 14. August 1878. UntverfitätS Rentamt. Graf. Bekanntmachung. Die «bputzarbettrn im Maurtctanum und im goldenen Anker sind an den Mindestfordernden vergeben, und werden die nicht zur Berücksichtigung gelangten Herren Gewerken hiervon in Kenntniß gesetzt. Leipzig, am 15. August 1878. Universitäts-Rentamt. Graf. Pri«z Friedrich Karl. Der Feldherr, der als Jüngling schon Mit Blut erkauft die Sporen; Ein echter tzohenzollernsohn. Zu Kampf und Krieg geboren, Ein Reiter, kühn im SturmeSlauf, Dem Preußenheer „Allzeit vorauf Prinz Friedrich Karl!" Die am heutigen 16. August, dem achte, JahreS- l»ze der Schlacht von MarS la Tour, bei dem XII. »«gl. stichs.) ArmeecorpS begonnenen Brigade- ümgen geben m diesem Jahre Veranlassung zur Wection der sächsischen Truppen durch den -weralfeldmarschall Prinz Friedrich Karl von s-mißen. Auch unsere Stadt wird den berühmten wüschen Heerführer gelegentlich dieser Inspektions reise in ihren Mauern sehen und zwar am dortigen Abend. Vas in früher» Tagen für die preußische Armee em Eeydlitz, Ziethen,' Blücher war. daS ist jetzt Nr sie Prinz Friedrich Karl, ein schneidiger, kühner, «sichtiger, genialer Reitergeneral. Sein Name ftcht mil ehernem Griffel eingeschrieben auf man chem goldenen Lorbeerblatt, welche- Preußenö Heere in der Neuzeit aus blutiger Wahlstatt errungen, and „der rothe Prinz" — wie er nach dem von chm mit Vorliebe getragenen Attila seines in Rathenow garnisonirenden Brandenburgischen Hu- sarm-Regiments Nr. 3, der Ziethenhufaren, ge nannt wird — hat überall, wo er commandrrt, die preußischen Fahnen und Standarten zum Siege .;eiilhrt In Schleswig brach er 1864 däS'erste volle LorbeerreiS und erwarb sich den ehrenvollen Zu namen „Prinz allezeit voraus" bei den preußischen Loldaten, die noch heute von ihm singen: Prinz Friedrich Karl, der tapfre Degen, Wollt die Düppler Schanzen fegen, D'rin der Däne sich versteckt. Er befahl: „Geschwind, ihr Kinder, Lost die Vierunozwanzigpfünder, Daß er die ein wenig schmeckt." In Oesterreich 1866 war auch Prinz Friedrich Karl bei dem eisernen Tanz ; dort machte er bei Sadowa sein Meisterstück: DaS ist der Prinz „Alltyd vorup" Im rothen Attila, Der hat dem Feinde heiße Supp' Gekocht bei Sadowa. Biel Eisenklöße that er 'nein Und quirlte mit dem Säbel drein! Hurrah! Doch auch unserm, dem XII. Armeecorps steht der Prinz seit 1870 nicht fern. Tie sächsischen Truppen, die ihm 1866 bei Gitschin alS Feinde Pgeniiberstanden und seinen Braven tapfer Stand dfttkTi, bestanden unter seinem Oberbefehl alS Hl. deutsches ArmeecorpS anno 1870/7! die Han prob« m glänzender Weise, als sie am un vergeßlichen 18. August bei St. Privat Schulter au Schulter mit der preußischen Garde und unter donnerndem Hurrah hineinstürmten in den Eisenhagel, welcher ihnen au- dem von der sächsischen und der Tardeartillerie in Brand geschossenen Dorfe entgegen- vraffrlte und den hartnäckig streitenden Feind mit Selben und Bajonnet hinauSwarfen und nach Metz tftnnn^agteu. Prinz Friedrich Karl hatte schon zwei Tage vorher bei MarS la Tour dem Franz ium zum blutigen Tanze aufspielen lassen unv nach dem heißen Tage von Gravelotte warb er mit eiserner Hand um die jungfräuliche Veste Metz, die er der Mutter Germania wieder zuführte, für welche That er zum Generalfeldmarschaü befördert wurde. Diese höchste militairische Würde hatte nach einer Tradition im preußischen König-Hause bisher noch kein hohenzollernscher Prinz bekleidet; Prinz Friedrich Karl und der Kronprinz Friedrich Wilhelm sind die ersten. Die Sachsen waren nach dem l 8. August 1870 aus dem Verbände der zweiten vom Prinzen Friedrich Karl befehligten deutschen Armee ge schieden, um mit der preußischen Garde und dem IV. ArmeecorpS zur MaaS-Armee vereinigt, unter Befehl de- jetzigen Königs von Sachsen zu fechten bei Beaumont und Sedan, wie in den Schlachten vor Paris. Nach dem Frankfurter Frieden und nach Schaffung der deutschen Armee-Jnspectionen erhielt der Ge- neralseldmarschall Prinz Friedrich Karl die zweite, zu der auck daS königl. sächsische ArmeecorpS ge hört, welche« er zum ersten Male Ende August 1875 und jetzt zum zweiten Male inspicirt; ebenso wohnte der Prinz mit seinem Oheim, dem deut schen Kaiser, 1876 den großen Kaisermanövern bei, welche zwischen Leipzig und Merseburg stattfanden. Hoffentlich wird der ruhmreiche Feldherr auch dies- mal den Leistungen der sächsischen Truppen eben so warmes Lob spenden können, wie er dies l 875 und Kaiser Wilhelm 1876 getban. Leicht ist's freilich nicht, sich deS eisernen Kriegs- mannS Anerkennung zu erwerben und welch hohe Anforderungen er an Osficiere wie Mannschaften stellt, das hat er in eben so schöner, wie kerniger Weise ausgesprochen in der berühmten 1860 in Frankfurt a/M. in Commission bei F. A. Ausfahrt erschienenen Broschüre „Eine militairische Denk schrift", wo er u. A. sagt: „Verstand, Seele und Körper sind die Theile, auS denen der Soldat besteht. Be schränken wir unS auf die Ausbildung eine« dieser Tdeile, z. B. deS Körpers, so mögen unsere Re sultate für den Frieden noch so in die Augen springend sein — für den Krieg sind sie nicht aus reichend, weil sie einseitig sind und weil im Kriege der volle kriegerische ManneSwerth verlangt wird. Richten wir mit Eifer und Erfolg unsere Thätigkeit nicht auf die Au-bildung de- Körper- allein, sondern auch auf die de- Verstände-, so werden wir schon weiter kommen; aber der volle kriegerische ManneS- muth wird erst dann erreicht, wenn auch die Seelen kräfte auSgebildet werden " Und weiter: „Der Er ziehung de- Soldaten muß der angestrengteste Eifer zugewendet werden. Alle militairifchen Triebe müssen in ihm wachgerufen, er muß aus den Standpunkt gebracht werden, daß er tapfer ist, weil sein Herz nicht ander- kann Er muß zu dem Vollgefühl sich erheben, daß der Soldat der geborene und berufene Vertheidiger seiner Fahne ist, damit er, wenn seine Vorgesetzten kampfunfähig gewor den sind, sich nicht seiner Pflichten überhoben alaube, sondern noch immer wisse, im Namen deS König- die Waffen zu führen und damit er lebhaft fühle, daß e« die größte Schande ist, sich unver wundet zu ergeben. Dem Cavalleristen insbeson dere ist zum Bewußtsein zu bringen, daß ein preußischer Reiter im Sattel nie gefangen werden darf." Warum wir heute untere Leser an diese Worte de- Prinzen Feldmarschall erinnern ? Weil sie seinen hohen Sinn, sein echt militairischeS Denken und Fühlen trefflich illustriren, weil sie mit die Richtschnur für Deutschland- Wehrkräfte und deren Au-bildung geworden find und da- deutsche Volk ihrer Realisirung die unvergeßlichen Erfolge de- Jahre- 1870/71 ebenso verdankt, wie die Schaffung unsere- starken allezeit schlagfertigen Heere-: des deutschen Reiche- Stolz und Stütze in äußeren, wie inneren Gefahren. Acht Jahre sind verflossen, seit die deutschen Truppen geführt von Wilhelm dem Siegreichen, für diesen in wilden, erbitterten Schlachten Ring auf Ring zur neuen deutschen Kaiserkrone zu sammenhämmerten, daß von den wuchtigen AmboS- schlägen die Welt erbebte und die leuchtenden Siegerfunken den staunenden Völkern der Erde zeigten, waS deutsche Kraft und deutsche AuSdauer vermag. Mag da-scharfe deutsche Schwert, welche-die Kaiserkrone erstritt, diese, wie da- ehrwürdige greise Haupt, welche- sie trägt, schützen und schirmen gegen jeden Feind und unser herrliches Heer immer dar bilden einen roetivr clc di-ooxv, an dem jeder Feind zerschellt, er erstehe auf fremden, oder hei mischem Bode,.. Daß wir dies zuversichtlich hoffen dürfen, ist mit ein Verdienst des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, oeS tapferen Waffengefährten unsere- Königs Albert. TagesgeschichUiche Ueberjrchl. Leipzig, 15. August. Kaiser Wilhelm begab sich am DienStag mit der großhcrzoglich badischen Familie zu Wagen von Teplitz nach dem Kostener Thiergarten. Mittwoch hat der Kaiser ein Thermalwasserhand bad und ein Vollbad genommen. DaS Befinden Sr. Majestät ist gut. Während der Anwesenheit de- Geh. RatheS vr. v. Langenbeck wurde fest gestellt, daß die Cur Sr. Majestät in Teplitz zu vollenden sei. — AuS Frankfurt a. M. wird gemeldet: DaS nachstehende im Aufträge Ihrer Majestät der Kaiserin an ihn gelangte Tele gramm beeilt sich der Unterzeichnete zur allge meinen Kenntniß zu bringen: Ihre Majestät die Kaiserin bittet Ew. Hoch- wohlgeboren den Betheiligten Allerhöchst Ihre Theilnahme über den Brand im Palmengarten auszusc,rechen. Allerböchft Dieselben erinnern Sich mit zu großem Vergnügen des letzten Be suches daselbst, um nicht die Zerstörung deS Etablissements lebhaft zu bedauern. gez. CabinetSsecretair von Mohl. Frankfurt a. M., den 13. August 1878. Der Oberbürgermeister: Or. von Mumm. Stichwahlen. Sehr unerfreuliche Resul tate haben die Neuwahlen »amentlity auch im Großherzogthum Baden gehabt. Unter den ISWahlkreisen desLandeS pflegten bisher nur zwei dem Centrum zuzufallen, die übrigen 12 meisten- der nationalliberalen Partei, oder doch höchsten- einer den Conservativen. Durch die jüngsten Wahlen aber scheint die nationalliberale Partei in Baden erheblich decimirt werden zu sollen. Bereit- hat da- Centrum zu seinen zwei ererbten Sitzen noch einen dritten m Frciburg gewonnen. In Karls- ruhe hat, wie soeben aemeldet wird, in der Stichwahl der deutschconservative Candidat von Marschall über seinen nationallideralen Con- currenten Eisenlohr gesiegt; ebenso ist in Mannheim in der Stichwahl der nationalliberale Candidat und mehrjährige Vertreter deS Wahlkreise- Scipio dem Demokraten Köpfer erlegen Die demokra tische Partei in Mannheim ist zwar bekannter maßen von jeher ziemlich stark gewesen, doch aber wird man Über die verschiedenartigen Elemente, die sich die-mal unter dem demokratischen Banner vereinigten, noch interessante Aufschlüsse erwarten dürfen. Ferner stehen noch in zwei andern badi schen Wahlkreisen, Constanz und Psorzheim- Durlach, Stichwahlen zwischen Nationallideralen und Deutschconservativen bevor, lieber die Natur der süddeutschen und speciell badischen Deutschconservativen, deren leidenschaftliche Agi tation in Baden ganz besondere Verwirrung angerichtet hat, wird man noch schöne Erfahrun gen machen, wenn eS wirklich gelingt, mehrere Abgeordnete dieser Richtung in den Reichstag zu bringen. Mit dem UltramontaniSmus eng ver bunden, von der pietistischen evangelischen Geist lichkeit auf jede Weise unterstützt, mit einer guten Dosts von reich-feindlichem ParticulariSmuS unter mischt, ist die deutschconservative Partei in Baden in die Höhe gekommen aus Kosten einer Färbung der nationallideralen Partei, die wahrhaftig nicht nach der extremen Seite hinneigte. Mit der nationalliberalen Partei wird im ganzen außer preußischen Deutschland die nationale Sache selbst getroffen. Die BreSlauer Stichwahl, die für den Socialdemokraten entschied, bleibt an den Con servativen hängen. Die „Post" sucht zwar den conservativen „neuen Wahlverein" gegen den Vor wurf in Schutz zu nehmen, daß ein großer Theil seiner Mitglieder direct für den Socialdemokraten gestimmt habe, indem da- Blatt wahrscheinlick machen will, daß bei der Stichwahl noch sehr be deutende Reserven auS dem socialdemokratischen und namentlich au- dem ultramontanen Lager herangezogen worden seien. Man wird diese Conjcctur, die plötzlick 1600 neue Wähler auS dem Boden stampfen läßt, fchwcrlich sehr glücklich nennen können. Aber selbst wenn wir den Vorwurf einer directen Unterstützung de- socialdcmokratiscken Can- didaten durch Conservative mangels eine- acten- mäßigen Beweises nicht erheben wollen, so bleibt aus alle Fälle eine Lässigkeit und Gleichgültigkeit de- conservativen WahlvereinS zu beklagen, die zu einer Stimmenthaltung in großen, Umfang geführt hat und angesichts der schwerwiegenden Entschei dung kaum weniger scharf zu verurtheilen ist alS die direkte Unterstützung de- Socialdcmokraten. Ergebnisse: Karlsruhe: Be, der Stich wahl ,m hiesigen 10. Badenser Wahlkreise wurde v. Marschall (ronsI mit 8522 St. gegen Eisenlohr lnat.-lioJ 7307 St. gewählt. Zeitz: Bei der Stichwahl im Wahlkreise Zeitz-Naumburg Weißen selS siegte Graf Flemming (nat.-lib.) mit großer Majorität über Wurmb (cons ). HildeSbeim: Nach der amtlichen Feststellung ist im lo. han noverschen Wahlkreise Senator Römer (nat.-lib.) mit 10,690 St. gegen Gutsbesitzer Dröge (Centr.), der nur 8950 St. erhielt, gewählt. Sorau: Nach amtlicher Feststellung ist im 8. Frankfurter Wahl kreise Ritterautsbesitzer Schön (cons.) mit 7201 St. gegen Syndikus Bessert (lib ), der nur 6232 St. erhielt, gewählt. Schwerin: Bei der engeren
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