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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187808210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-08
- Tag1878-08-21
- Monat1878-08
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1878
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4422 tender Majorität über Oekoncmieralh Hoppcnsttdt (deutsche Reichspartei). — Harburg: Von der im 17. hannoverschen Wahlkreise ftattgehabten Stichwahl sind bis jetzt bekannt 7787 Et. sür Grumbrecht (nat.- Ub). S0I8 Et. für Grote (Parfiml.) AuS den Aemtern Rothenburg und Harsefeld stehen dt« Zählergebnifse von etwa 30 Bezirken noch auS; die Wahl Grote'S dürfte aber schon jetzt nicht mehr zu bezweifeln sein — Zweibrücken. Bei der hiesigen Stichwahl find bis letzt für OberappellationSgerichtSrath Schmidt (lib.) 8880, sür vr. Jäger (Centr) 8430 Stimmen gezählt: von 10 unbedeutenden Orten sieht da» Wahlergebniß noch auS; die Wahl Schmidt - kann aber alS sicher betrachtet werden. Jauer. Die Wahl Gneist'- (nat.-ltb.) bei der hier stattgehabten Stichwahl ist nunmehr als vollkommen gesichert zu betrachten, da- »iffermäßige Wahlresultat steht noch nicht fest. — Dil len bürg: Bei der im 5. Wahlkreise des Reg.- Bez. Wiesbaden stattgehabten Stichwahl ist der frühere Abgeordnete, SanitälSrath vr. Georg ThileniuS (nat.- üb.), wlederoewählt worden. DaS genaue ziffermäßige Resultat steht noch nicht fest. — Hagenau: Bei der Stichwahl im 10. elsaß-lothringischen Wahlkreise (Hagenau Weißcnburg) wurde Schmitt-Battiston (Cen trum) mit 13.580 Stimmen gegen KreiSdirector ». Etichaner, welcher 8888 Stimmen erhielt, gewählt. AuS 2 Gemeinden fehlt da- Zählergebniß noch. — Her-seid. Da- Resultat der hiesigen Stichwahl ist noch nicht ziffermäßig sestgestellt, bis letzt hat aber Gut-besitzer Braun (deutsche Reich-Partei) mit einer Zweidrittel-Majorität über seinen Gegenkandidaten, Rechtsanwalt Glerm (nat.-lio.), gesiegt. — Danzic Rach dem bi- jetzt festgestellterr Resultate der Stick wähl in dem Danziaer Landkreise erhielt Albrecht knat.-lib.) 3519 und MichalSki (Centr.) 3713 Stimmen. Lus circa 40 kleinen Bezirken fehlen die Resultate noch. Nach -en Attchrvahlen. Die Stichwahlen haben für die nationale Sache eine arge Enttäuschung gebracht, indem sie eine Schwäche de- liberalen Bürgerthum« enthüllten, die bei dem Ernste der politischen Lage für un- alaublich gehalten wurde. Lässigkeit und Träg heit auf der einen, schädlicher Uebereifer auf der andern Seite, dazu die erlremen Bestrebungen der Linken der Liberalen und der äußersten Rechten der Eonservativen bilden eine Reihe politischer Fehler, denen eS zu „danken" ist, daß Socialdemo kraten, Particularisten, Ultramontane auS der Urne wie Giftpilze au» der Erde hervorschossen. Der Pessimismus vei führt in der That den TageSchronisten dazu, feine Vergleiche da zu suchen, wo er >,e findet um dieser Wahlkomödie die bezeichnendsten Epitheta zu Theil werden zu lassen. Fast klingt e- wie Hohn: Herr von Forckenbeck wird einem Windthorst Platz machen! Warum nicht ? Die Frage ist diScutabel, ob der ultramontane Welse, der geschworene Feind de- Reiche-, berechtigt ist, Ansprüche auf das Prä sidium de- neuen Rerch-tage- zu erheben. Da die unmerisch stärkste Partei da- Centrum ist. ist eS nicht unmöglich, daß dasselbe den Anspruch erhebt, bei der Präsidentenwahl in erster Linie berücksichtigt zu werden und wenn man von konservativer Seite diesen Anspruch gerechtfertigt findet, tagt nach Ansicht von Pessimisten vielleicht der neue Reichs tag unter dem Präsidium der Perle von Meppen. Die „Post" hält folgende Heerschau: Polen. Centrum und Particularisten werden rn un gefähr gleicher Zahl wieder erscheinen. Die conserva- rrven Gruppen, einschließlich der Conservaüv Liberalen, weiden 120 bis 125 Mitglieder gegen 78 im letzten Reichstage, die Nationalen rund 100, Fortschritt-- Partei und die Gruppe Löwe zusammen ca. 25 Mit glieder stark werden. Während in dem alten Reichs tage 121 von 127 Nationalliberalen mit den Conser- vativen stimmen mußten, um die Majorität zu er zielen. der Schwerpunkt mithin in dem linken Flügel derselben, der Gruppe LaSker lag, bedarf e- letzt nur 72 bi- 77 nationalliberaler Stimmen zur Mehr heit, eine solche ist somit ohne die Mitwirkung der Gruppe LaSker möglich. Andererseits ist, selbst wenn man nach der in einem Theil der national liberalen Presse noch immer festgebaltenen Fiction, die Fortschritt-Partei den ftaatserhaltenden Parteien »»»rechnet, eine nationale Mehrheit ohne Mitwirkung selbst der Deutschconservattven nicht zu erlangen. Der Plan einer Majorität, welche in ihrem Kern aus der nattonalUberalen Partei bestehend, zu ihrem linken Flügel die Fortschrittspartei, alS rechten Flügel die deutsche Reichspartei hätte, ist für die laufende Legis laturperiode gescheitert. Die Anlehnung nach links ist bei der numerischen Schwäche der Fortschritts partei zwecklo-: will da- GroS der nationalliberalen Partei sich nicht auf die reine Negation be schränken, so muß eS die Anlehnung nach recht- suchen und zwar treten ihr dabe» die conservativen Gruppen zusammen als die bei weitem an Zabl über legenen, jede für sich al- nahezu gleich starker Factor entgegen. Während also die nationale Mehrheit be setzten Reichstages einen überwiegend liberalen Cha rakter hatte, würden in der Mehrheit de- neuen Reichstage- die conservativen und liberalen Elemente gleichmäßig vertreten sein müssen. Die deutsche Reichspartei wird da- Centrum, die nationalllberale Fraktion, wahrscheinlich ohne die Gruppe LaSker, den linken, die deutschconseroative Partei den rechten Flügel zu bilden haben. Hiernach gewährt der Aus fall der Neuwahl wenigsten- die Möglichkeit eines gedeihlichen Zusammenwirken- der Reichsregierung mit dem Reichstage aus nationaler Grundlage. In sehr gehobener Stimmung blicke« die Social demokraten auf da- Uber Erwarten günstige Er> gebniß der Stichwahlen; sie haben bei denselben sieben Mandate errungen und besitze« deren im Ganzen nunmehr venu gegen zwölf im vorigen Reichstage. DaS Berliner Petroleumblatt, die „v. F. P". schreibt: Wir haben allen Grund, mit dem Resultate der- sckben (der Stichwahlen) zufrieden zu sein. Bon 1« Wahlkreisen. ,n denen die Candidaten unserer Partei m der Stichwahl standen, haben wir 7 erobert. Keine Partei hat vrrbälunßmäßig gleiche Erfolge aufzu- weisrn. In fast alle« 1« Wahlkreisen standen «wir der Coalttion sämmtlicher Gegner gegenüber, und trotzdem erkämpften wir eine so überraschend« Anzahl Wahlkreise. D»e social demokratische Partei bat von ihre« seit den 77er Wahlen rnneg-habten Besitzstand nur vier Wahlkreise (Berlin >V., Glauchgu-Meeraaa, btollderg-Schnsdberg. Dresden) .behauptet. Neu ge wonnen wurden 2 Kreise (BreSlau OK und Zschopau) und bei früheren Wahlen verloren und nu» zurückgewannen wurde» S Kreis« (Bannen-Elberfeld, Freiberg, Mittweida). Von den sert 1877 besessenen Wahlkreisen gingen also 8 verloren. eS sind dies Berlin VI., Reichendach.Neurod«, Reichenbach-Auer bach, Crimmitschau, Chemnitz, Solingen, Reuß ältere Linie und Leipzig-Land. Ernige offtcielle Wahlkreise gingen nur mit ganz geringen Minoritäten (50—400 Summen), so Altona, Reichenbach-Auerbach, DreSden- Neustadt verloren, andere, wie Reichen bach-Neurode, Berlin VI. und Gotha mit ziemlich bedeutenden. Die von unS vertretenen neun Wahlkreise und deren Ab geordnete find: Berlin IV. F. W. Fritzscbe, Stollberg- Schneeberg Liebknecht, Dresden (Altstadt) Bebel, Glauchau-Meerane Bracke, Mütweida Bahlteich, Frei berg Kapser. Zschopau Wiemer, B:eSlau-Ost Reinders, Barmen-Elberfeld Hasselmanii. Wenn die Socialdemokraten jetzt stolz thun mit ihren Siegen, so dürfen wir nicht vergessen, daß sie dieselben in den meisten Fällen nicht ihrer über legenen Stärke, sondern der Zerfahrenheit und den Fehlern ihrer Gegner zu danken haben. Diese Fehler zu erkennen, muß die Aufgabe sein, an deren Lösung wir unausgesetzt zu arbeiten haben. Nur so ist eine Stärkung der OrduungSelemente möglich. Der nationalllberale „Schwäbische Mer kur" hat durchaus recht, wenn er die gemachten Fehler nicht nur außerhalb der Partei sucht: „Die Veröffentlichung de- Entwurf- des Socia- listengrsetzeS lenkt, nachdem der Wahlkampf vorüber ist, die Aufmerksamkeit wieder auf den Punct zurück, von dem die Reichslagswahlen auSgegangen sind und der alS der beherrschende Mittelvunct der ganzen Wahlbewegung nicht aus dem Auge hätte verloren werden sollen. Das demscbe Volk war dazu berufen, die Moral auS den Unthaten der Socialiften zu ziehen und der Regierung die Mittel zur Bekämpfung und womöglich Ausrottung dieser verderblichen Secte an die Hand zu geben. Statt dessen trennte sich in einem großen Theile Deutschlands die Wählerschaft in — liberal und konservativ, was für den vorliegenden Zweck wie die Faust aufs Auge paßte. Ein erbitterter Krieg entstand zwischen Solchen, die eng zusammen gehörten, und verdächtige Alliancen wurden Kvc abgeschlossen, welche die seit dem Jahre 1870 natürlich gerrordene Parteibildung mit einmal aus den Kopf stellten. Daß eS von einem Theil der Nationallibe ralen eine falsche Taktik war, nach den Attentaten plötzlich nach links zu schwenken und sich mit einer Partei zu verbinden, welche von der Begründung der Reichsverfassung an in allen wichtigen Fragen mit den Gegnern des Reich- zu stimmen pflegte, scheint jetzt allmälig doch eingesehen zu werden." Die gemäßigt liberalen Elemente sind fortan auf eine engere Fühlung mit den conservativen Mitgliedern de« neuen Reichstag- angewiesen. Möge au- einer loyalen Verständigung eine frucht bringende Thätigkeit im Verlaufe der GesetzgevungS- arbelt hervorgehen ; das ist sicherlich der Wunsch der compacten Mehrheit de- deutschen Volke-. Vir Wahldrwttzuntz in der Provinz Hannover hat in einer förmlichen, von den vereinigten Wel fen und Socialdemokraten erregten Straßenemeute m Harburg einen würdigen Abschluß gesunden. Die Wahlkreise Harburg und Celle sind den Libe ralen in der Stichwahl entrissen worden und wer den jetzt durch welsische Abgeordnete vertreten, wie auch der Wahlkreis Hannover. Die Zahl der Welsen im neuen Reichstage ist damit auf neun gestiegen, eine Stärke, die sie niemals vorher be sessen. Diese neue Niederlage des national gesinnten BürgerthumS ist in hohem Grade beklagenSwerth. lieber den erwähnten wclsisch-socialistlschen Kra wall wird dem „B B.-C." vom Sonntag auS Harburg geschrieben: „Am gestrigen Abend um 7 Uhr wurde die Stadt Harburg der Schauplatz blutiger Ereignisse. Die vereinigten Socialdemokraten und Welsen glaubten annehmen zu dürfen, daß ihr gemeinsamer Candidat Gras Adolf Grote bei der gestrigen Stichwahl den nationalliberalen Oberbürgermeister Grumbrecht be siegt habe, und in Folge dessen sammelten sich große Menschenmassen in den Straßen an, welche die Arberter-Marseillaise sangen. Die Kräfte der Polizei waren nicht hinreichend, um die drohende Bewegung im Zaum zu halten und an Militair waren augen blicklich nur 25 Mann in Harburg vorhanden. Jn- zwilchen wurde daS Hau- deS Oberbürgermeister- Grumbrecht und da- de- Redakteur- der „Harburger Anzeigen" spolirt, indem unabläßlich Steine gegen die Mauern und die Fenster geschleudert wurden. Jetzt blieb nichts anderes übrig, alS eine Abtheilung vom 75. Regiment, welche in der Nähe HarburgS kur» vorher zum Manöver cingetroffen war. telegra phisch herbeizurufen. Ehe diese aber eintreffen konn ten, wuchs der Aufruhr um Minute zu Minute. Um der schwachen Garnison Lust zu machen, rückte dl« Feuerwehr mit Spritzen heran und suchte die Menge zu zerstreuen Doch vergeben-1 DaS Militair wurde mit Steinwürfen angegriffen und gab Feuer, wodurch einer der Tumultuanten getödtet und viele derselben verwundet wurden. Heute Morgen um 8 Uhr trafen die 75er ein. Dieselben traten allen weiteren Versuchen, die Ruhe »u stören, mit Kolben und Ba,onetten entgegen und säuberten auf diese Weise die Straßen und Plätze. Durch ein Placat der Polirei-Direction wurde die Einwohnerschaft aufgefordert, die gesetzliche Macht nach Kräften zu unterstützen, um die Wiederkehr so trauri ger Ereignisse zu verhüten. Gleichzeitig wurden starke, mit scharfen Patronen verseht ne Mintairpatrouillen durch alle Straßen gesandt, in denen jede Ansamm lung von Personen sofort »rrftreut wurde. Vorläufig ist die Ruhe wieder dergeftellt. — Bon Augenzeugen wird Folgende- berichtet: Die Polizei hat sich sehr brav benommen. Die ersten »ehr, Mann Polizisten und GenSdarmen, welche beim Beginn der tumullua rischen Zusammenrottungen die Ruhe wieder herzu stellen suchten, wurden verhöhnt: alS sie Verstärkung erhielten und sich in geschlossener Ordnung aufstrllten, warf man sie mit Koth, Cigarrenftummeln und schließlich mit Steinen. Lange Zeit ließen sie sich rubiq diese Insulten gefallen; vergeben- zogen sie blank, die Menge fuhr mit den Angriffen fort, end sich attakirten sie und der sei«« Pöbel stob auSeinan der. Aber eS waren der Tumultuanten zu viel« kaum waren an einem Orte d« Ruhestörer zerstreut, so rotteten sie sich am anderen wieder zusammen Die Hornisten der freiwilligen Feuerwehr riesen letztere zum Sammeln' die Ruhestörer Netzen sie ruhig gewähren, weil sie glaubten, e- sei wirklich Feuer. Di» Feuerwehr aber rückte gegen die Menge an und gab auS den Spritzen Wasser. Das hals urze Zeit; unterdessen kam auch das Militair und nun vereinten sich alle Kräfte »um energischen Ein- chreiten. Die Feuerwehr batte 80 Fackeln angezün- >«t und diese dienten trefflich zum Zurückdränaen der Tumultuanten: die Funken stoben nur lo. DaS circa 20 Mann starke Militair hatte keine Ofsiciere, nur einige llnterosficiere. aber einige Reserve-Lieute- nantS in Civil gaben sich zu erkennen und comman- nrten wiederholt Attaken. Die Ruhestörer warfen elbft mit ganzen Mauersteinen. Ein Kohlenauflader hatte soeben den Polizisten WiegelS mit einem Stein geworfen und hob einen zweiten auf, da schoß ihn ein Soldat nieder. Im Ganzen wurden vom Militair drei Saloen abgegeben, eine blinde, zwei scharte. An mehreren Häusern zeigen sich noch die Kugelspuren. Als daS erste Blut geflossen war, wurde die vorhrr eige Menge wülhend, aber die lange genug gereizten Polizisten brauchten letzt auch ihre Säbel gehörig. — Von Hamburg ward telegraphisch Hülfe requirrrt. am Sonntag Morgen kamen ein Officier und ein Mann mit dem Austrage vom General-Eommando, zu ehen, ob denn die Sache wirklich so schlimm sei, dann solle geholfen werden. Dagegen 3 Compagnien unserer 75er, die in Buxtehude zum Manöver waren, gingen sofort ab und trafen 8 Uhr Morgens hier ein. Sie wurden einquarliert und zwar ohne Facon, namentlich die Welfen wurden bedacht. Einige Zu sammenrottungen am Sonntag Morgen wurden rasch zersprengt, in allen Straßen gehen jetzt starke Militair- Patrouillen mit scharfen Patronen, mehr alS drei Menschen dürfen nicht zusammen stehen bleiben. Die Wirtschaften müssen um 10 Uhr geschlossen werden, bei 150 >1 Strafe. Sehr viele Verhaftungen wurden vorgenommen, namentlich Solche, die gestern aus offener Straße Reden gehalten batten, ferner bekannte Socialiftenführer setzte man fest. — Wäre der Wahl tag nicht auf einen Sonnabend angesetzt worden, an welchem Tage die Arbeiter ihren Lohn erhalten und viele Betrunkene in den Straßen sind, der ganze Tumult hätte nicht solche Dimensionen angenommen. Auch machte den Pöbel das Bewußtsein frech, daß das Militair zum Manöver abgerückt sei. — Unsere Bürger-Schützen ließen sich nirgends sehen. — Der zuerst Getödtete hinterläßt Familie. Der erste An laß »um Conflict bot sich schon am Nachmittage dar, als der an der Hannoverschen Bahn angestellte Bahn- commissar Tabor im Wahllocal erschien. Ihm wurde von Seiten der Socialiften und Welfen zum Borwurf gemacht, daß er die ihm untergebenen Arbeiter mit von außen leicht erkennbaren Stimmzetteln für Grum brecht versehen und sie unter Androhung der Ent lassung genöthigt habe, für den nationalliberalen Candi daten zu stimmen. Als Tabor das Wahllocal verließ, wurde er von der wühenden Menge angegriffen und mißhandelt. Gegen den Schluß des Wahlakts soll der Besitzer der Glashütte, Röhl, seine Arbeiter zum Wahllocal geführt haben und sie durch Darbietung von Getränken ermuntert haben, für Grumbrecht ihre Stimmen abzugeben. Wie dein nun auch sei, genug, die Vermutyung hiervon pflanzte sich rasch fort und erregte heftigen Unwillen auf Seiten der Gegner. Als Röhl sich entfernte, gingen fünf Poli tisier» zu seinem Schutze mit. Der wüihende Pöbe kümmerte sich nicht darum, sondern drang auf ihn ein, schlug ihn auf barbarische Art. Daraus folgten Zusammenrottungen junger Leute und so entwickelte sich nach und nach der Tumult. So weit man bisher an Ort und Stelle in Erfahrung bringen konnte, wur den ein Mann sofort getödtet, vier bis fünf tödtlich und viele Personen mehr oder weniger verwundet. Das erste Opfer war der in der Ludwigsstraße wohn hafte Arbeiter Jacho, der von einem Schüsse in die Brust getroffen wurde, sofort niedersank und nach we nigen Secunden eine Leiche war. Tödtlich ebenfalls durch einen Schuß verwundet wurde der Arbeiter Dohmeyer, wohnhaft Kanap; derselbe ist wahr scheinlich seinen Leiden schon erlegen. Der Former Weseloh erhielt einen Schuß ins Knie, in Folge dessen ihm das Bein amputirt werden mußte. Der am Holzweg wohnhafte Arbeiter Boß wurde von vier Kugeln getroffen, von denen zwei nur seine Kleider zerrissen, eine ihn am Nacken und die vierte am Bein erheblich verletzte. Der Gärtner Remmers erhielt von einem Polizisten mit dem Säbe eine« Hieb über den Kopf, ,n Folge dessen er blut überströmt »usammenbrach. Der Arbeiter Dienielt, Wilbelmstraße 10 wohnhaft, wurde, während er seine Mutter am Arme führte, von einem Polizisten am Bein und am Rücken leicht verwundet. Mehrere Feuerwehrmänner erhielten durch Steinwürfe erheb liche Verletzungen, auch beim Militair sollen Ver wundungen vorgekommen sein. In einem Berichte der „H. B.-H." heißt eS: Eine abgegebene blinde Salve hatte keinen Erfolg und sah das Militair sich gerwungen, scharf zu feuern. waS denn endlich die Pöbelmaffe auseinander trieb Die Zahl der Verwundeten auf Seite der Tumul tuanten beläuft sich auf circa 30, von denen einer in wenigen Minuten seinen Geist aufgab, während zwei seitdem verstorben sind. Einer der Tumultuanten wurde in dem Augenblicke niedergeschofsen, als er, nachdem er unmittelbar vorher einen Polizeiofficianten durch einen Steinwurf am Kopf schwer verletzt hatte, sich bückte um nochmals einen Stein aufzuheben. Die aus einander gesprengte Pbbelmafle zerstreute sich zwar, durchzog aber noch länge« Zert in kleineren Schaaren die Stadt und dre Aufregung hielt fast die aanz« Nacht an. Erft das am Sonntag Morgen 8 Uhr rn Harburg wieder emrückende, von dem Vorgefallenen telegraphisch benachrichtigte Bataillon deS 75. Regi ment- vermochte die Ruhe vollständig wiederherzu stellen, nachdem mehrere Zusammenrottungen noch am Sonntag Morgen mit Kolbenstoßen hatten auS- einandergetrreberr werden müssen. DaS Bataillon wurde in summarischer Weise einquarliert, wobei d-e bekannten hervorragenden Führer der welsische« Harter vorzugsweise bedacht wurden; zahlreiche Pa trouillen mit scharf geladenen Gewehren durchzogen während des gestrigen Tagei die Stadt und sicherten die wiederbergestellte Ruhe. Di« Polizeidirectron hatte die folaenden B. kanntmacbungen erlaffen, welche gleichfalls da- ihrige zur Wiederherstellung der Ord nung beigetragen haben mögen: sagt und wud nöthrarnsallS nm Verhaftung und tzn. Wendung von Gewalt dag^en emgeschritteir Werder,. Harburg, den 18. August 1878. Die Polizei-Directiou. Schorcht. Nach Lectüre dieser Berichte wird sich der Lrsrr erstaunt fragen: leben wir im neuen Reiche, oder in Amerika, wo gelegentlich der Revolver regiert? «I« W rmme«, ReichSstr. 5, Wetudairdlrm, ur Einführung chemisch untersuchter, aaranttrt reiner ranz. Weine. Täglich von V»1—S Uhr V,ble <t'tx->i« > l.50. incl. '/«Liter Wein. 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Postamt « (Wetzstra-tj. 7. K. Postamt 6 (UilenbMLer Bahndoft. La- K. Telegraphen«« l. ist unuaterdrv-er aeöffner; die andere« (Zweig«) TnstÄlen b»l>ir dieselben Diensthunden wie bei den PoVchaldnt -««tzwe-r-Gnre«» im Gebäude am »maangt M der Baracken bei Godli». Früh 8 bi- Nach«. Briefe rc. nur Leipzig, Postamt l. veße»tliche vtötiottzeke»: Universitätsbibliothek 11—1 Uhr. Stadtbibliothek 3—5 Uhr. BolkSbibliothek 1. (IV. Bürgerschule) 7—»Ult Stätzttfche «Erraffe: ErpedtttimHeft: Jeden «oqn» tag Einzahlungen. Rückzahlungen und Kündigum«: von MH 8 Uyr ununterbrochen bi- Nachm. S An, — Effecten-Lombsrdaeschäft 1 Treppe bock. - Filiale für Eiulagen: Robert Ee-wMe Echühenstrake 17/18: Drogwengeschäft. Wtndmbst,- straße SO: Lmden Apotbckc, Leststraße 17». Sttttlsches Leihhaus: ExpedurouSzeft: Jeden «rtz!» tag von früh 8 Uhr ununterbrochen bisNachm SLrr, während der Auction nur 2 Uhr. Eingang: H Pfänderversatz und Herausnahme vom Waagrvlgtz für Einlösung mld Prolongation von der Nordüm «. In dieser Woche verfallen die vom 1I.—L4. «»»kr 1877 versetzten Pfänder, dneu spätere CiMr-x oder Prolongation nur unter Miteutrichtw'.g >n Auctionßgebüoren stattfii den kann. rtatzt-Gteuer-Eiinrahme: ErpeditionSzeit: vom» 8—18 Uhr, Nachm. 2—S Uhr. -erber,e skr rie»ft»ä»che«. Kohlgarttnstrst« 1 SO ^ für Kost und Nachtquartier. -erber,e zur -eimath, Nürnberger vtr. U. Na"- quartier 20—50 -ck, Mittagstisch 40 Daheim für «rbeiterirme«. Brauste. 7, w-chrmb- 1 für Wobuuna, Heizung, Licht und Frühst i «tahttah im alte» Iacobsh,Spital, in den Sochm- tagen von früh 8 bi- Abend- 8 Uhr und Hon«- unt Feiertags von früh - bi- Mittag- 1 Uhr geöffnet «eues Theater. Besichtigung desselben Nachmittag» von 8—4 Uhr. Zu melden keim Theater-Jnspectrr. Städtische-Museum geöffn.v. 10—4 lHe unenöütl. Del »recht»'» Kn»fta«-fte»»«,. Markt Nr. i», Kaufhalle, S—5 Uhr. Leipziger Lehrmittel-»«^» n«h Mtttmfkapilhet Institut. Permanente Lu-stellung Schulstratze 0. Promenadenseit«. Knust-Gewerbe-Museum und V»rbtlder-S«»» lu«, für Kunst-Gewerbe vom 1. August bi- 15. September geschloffen. Im Bureau de- Museum- unentgrltluft Lu-kunst und Entgegennahme von Aufträgen aus Zeichnungen und Modell« für kunstgewerbliche Ar beiten an allen Wochentage« von V,1Ü—'/»I lldr. Muse»« für Bölkerk«»»«. Grimm. Stein». 44, L ck- geöffnet Sonntags, Dlen-tag- und Donnm-ftB von 11— 1 Uhr. «rchäalo,Ische« Mnsenm geöffnet von 10-12 Uhr. Schützendem-. Dem Besuch täglich von 8 Uhr vor mittag- bi- 5 Uhr NachmrttaqS geöffnet. Am Lrianongarten Eintritt-prei- 50 Pf-. So»io,rs«er Garten, Psaffenhprefer -»(.tägl.a»-Rr. Warnung. Die öffentlich« Ruhe und Ordnung ist gestern Abend in bedauerlicher Weise gestört. Da- Einschreiten der bewaffneten Macht ist erforderlich geworden. Einer der Avfrührer ist gelödtet,vielfach« Verwundungen sind vorgrkomin««. . . . Wir warnen dringend vor Wiederholung ähnlicher Ruhestörungen, denell wir mit aller Energie entgegen- treten werden. Wir bitten all« wohlgesinnten Ern- wobner, unS in dn Abwmdung dcr Wiederholung so trauriger Ereignisse zu unterstützen. Jede Zusammenrottung von Personen aus den Straßen und Plätzen ist für die nächste Zeit unter- Tau- IC * - de» * - der » , , Di« mit waedenfteh Nrrvmdim kürzestem o »»»ou> r 18 8«bü! Verdank» delk.K. v» »«» llr«ti S.T.BN A»»«L» »11» La, kure» (209, A tomsich« i von Friet -Smttr^stattm» Rathhau--Durchacmg, PoSwihanpr» 1. Feuerwache Naschmarkt (Sttckhau»). *2. , Magazingass« Nr. 1. «L. - Flerscherplatz *4. - Mt«- gohamri-ho-pital. *5. - Schlel^strate lü (A Vürgers-»ft1. . «7. - Siesenstraße Nr. ». « NeurL Theater. 1. «G/Potiwtvache Gr-Steinw. 48 (Ust. JohHaG.1 - - KkwrgSvIa- Nr. U. »8. - - FraftMMer Strast, Nr. 47. . *5. - «. - WeMÄieNr,". *7. - - *». - In der MohmtLS Saveston. maligen Anna, sesi vrorge r Officier Dikson, T Avenel Tri >» d. e, d«S A Her > »r. r B Daß der lag und N ». I, all! hiermit zu Linden« -rriti, an Große Parti« st werk, Klei Wegen ich Freit '.I4«r whmiiche dmrgjstüe! 1 Tromp« deburg. Taschen- '/«- und ' «iti Hi Unter kanrrt zu <lllf 1 S»«»ab, vorm. 8 Lbcheilui 41. 48 r gegen s« bietender 18 R al 148 R 3 727 IS folgend« «8. 4», I vrermbi 40 R le 228 R 17 570 S 10 L «4 2 W » N . Stzsa» Rundthi «m 2 1 der Nau Selb« I»atzb.s. Dajäi umherst, Stele » iustige s sehe«. iKÜtzt^. Darf Nr. 7. Fabrik). Td-rhars«.
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