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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187809110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-09
- Tag1878-09-11
- Monat1878-09
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1878
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«rschrtl tiigtich früh Uhr. Lrsectt»« «,» GrPc tztti»» JohauaiSguss« 33. IMchstundt« de, DorunttogS 10—12 Udr. Nachmittags 4—< lldr. der für Ne nSchft- Nummer defttmmtrn jcratr an Wochen t«ßcn dis chr Nachmittags, an Sonn- »Festtagen srühNs V.S Uhr. Ja »e, Filiale, für Z,f-Amuch»>e: Otto Ktem«. Untvcrfiiätsstr. 22. Laut-Lösche, «atyattuenstr 18.P- bis '^3 Uhr WpMtr Tageblaü Anzeiger. Organ skr Politik, Localgeschichtc, Handels und Geschäftsverkehr. Auslage ILLOH. ^»iNi,n»r,ttperi« vtettelj. 4V,Mk.. inci. Vrmgerloim S Mt., durch di« Post bezogen S DL Jede ri«zelm Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Df. Gedüdrm für Ettrabetlagen ohne Postbefdrdenwg SS DL mit Postdefdrderung 4L Mt. duseral« Saesp. Petttzefte 20 Pf ArüHerr bchrflten laut unserem PreiSverzeichmk —T^beLa rischer Satz nach böberem Tarif. NerUuar, „In de» «edatttmuchtch di« Spaltzeil« 40 PH Inserat« find stets an d. »peNtl», zu senden, — Rabatt wich nicht gegeben. Zahlung pr»»»»»«»»»«, »der durch Postvorfchutz. 254. Mittwoch den 11. September 1878. 72. Jahrgang. Oesterreich uu- Italien. Es geht eine Art von dreistem Uebermuthe durch da- BolkSthum de- neuen Italien-. Anstatt Oester reich gegenüber, welche- sich so großherzig erwie-, als eS s,ch darum handelte, Venetien abzutreten, da- Gefühl von Loyalität und Dankbarkeit zu pfle ge», hetzt und hetzt die italienische Presse zum Kriege gegen die kaiserlich königliche Monarchie. Wer giebt Italien das Reckt dazu, einen friedlichen Nachbar «itAusstavdSvcrsuchea und Ueberfällen zu bedrohen? Wenn in Italien sich eine sich täglich steigernde Erregung kundgiebt, welche ihre Spitze gegen Oesterreich richtet, so muß da- berechtigte- Er staunen erwecken. ES mag sein, daß der bosnische Widerstand gegen Oesterreick den etwa- thatendurstigen Patriotismus der Italianissimi kitzelt. Der alte abenteuerliche Held de- inter- uationalen Patriotismus Garibaldi thut daS Seinige, um seine Gefährten auf dem Felde der FreiheltSkämpse nicht einscklafen zu lasten. Er weckt sie beim Geräusch der Waffen in Bosnien durch den Hinweis auf Oesterreich. Das ist frech. Aber wir können unS kaum denken, daß ein italienisches Eabiuet den Hirngespinsten von Caprera heute noch und aus einer so gefährlichen Bahn, alS eine aggressive Politik gegen Oesterreich wäre, folgen wollte In Oesterreich ist man empört über dieses Vor gehen, ja man trifft alle Vorkehrungen, um nicht Überrascht zu werden. Ein interessantes Stimmungs bild liefert eine Eorrespondenz, welche dem „H. C." au- Wien zugehl. Es heißt darin: Der Lärm von italienischen Volksversammlungen und ComitöS, welche, obgleich Italien kein neue- Custo oder Llsta erlitten, nach Gebietsabtretungen in Ti ttrol und im Trieftinischen verkangten, ist noch kaum verstummt, da tritt em Vorfall ein, der die lSemüiber auf- Neue erhitzen und vielleicht sehr ernste Ver wickelungen zwischen Oesterreich und Italien herbei- führen wird. Trotz aller Loyalität-Versicherungen der italienischen Regierung hatte man sich über die wahren Absichten unseres südlichen Nachbar- niemals einer Täuschung hingegeben. Und, wie gewitzigt durch bittere Ersah- ruugen, hat man nicht versäumt, die-mal rechtzeitig die milttairischen Vorkehrungen zu treffen. Ich habe Ihnen schon m einem Schreiben vom 14. August mit- ideften können, daß die Westküste der Adria sehr sorg sam von unserer Motte überwacht wird, weil man ich daraus gefaßt macht, daß die in italienischen Häfen, namentlich in Ancona, bereit gehaltenen Trans portschiffe und Propellers jeden Augenblick Massen italienischer „Freiwilliger" an da- albanische oder dalmatinische Ufer werfen könnten. In Einzelheiten hrerüber einzugehen, verbietet sich von selbst. Genug an der Andeutung, daß die von Pola auS geübte stramme Seepolizei in außerordentlich dankenSwerther Weise durch die guten Dienste der Agenten jener europäischen Großmacht unterstützt wurde, die daS größte Interesse hat, den Illusionen Italien- betreffs leiner Machtstellung rm Mittelmeer ein Ende zu machen Vertretern derselben Großmacht verdankt iS Oester reich auch, neben der von ihm selbst geübten Wach samkeit, daß keinen Augenblick die erneuten Umtriebe und Susspionirung SüdtirolS durch Agenten der italienischen Regierung hier ein Gcheimniß blieben. Man erfuhr außerdem, daß die diesjährigen Herbst- Manöver dem italienischen Kriegsministerium Anlaß geben sollten, den größeren Lyeil des nationalen Heere- an unserer Südgrenze zu vereinigen. Mäh end nun der hiesige Botschafter Italien- fortfuhr, von Loyalitäts-Versicherungen zu überfließen, wurden bei unS alle Vorkehrungen getroffen, um im gegebenen Augenblick jeden illoyalen Versuch energisch zurück zuweisen. Wir würden unS sehr täuschen, wenn nicht längst von dem Sieger von Custozza die voll ständig« Oröre äk drtsille für Südtirol ausgearbeitet wäre, und wenn mcht ein guter Theil der jüngst mobilisnten Heereskörper die eventuelle Bestimmung an unserer Südgrenze statt nach Bosnien hätte. Indem ich nur beiläufig des allerdings in maß gebendsten Kreisen courstrenden Gerüchte- erwähne, daß für den Fall eine- italienischen Angriffes aus Oesterreich eine mit England vorgesehene Convention in Kraft treten und daß Oesterreich- Entschluß, sein« Integrität auf- Aeußeiste zu vertheidigen, von Ber lin au- mit allem Gewicht unterstützt werde, kann ich hier di« Thatsach« signalisiren, daß von Seiten eines englischen Botschafter- die österreichische Regierung in Kenntniß gesetzt worden war, daß der italienische Generaicons ul Perrod in Serajewo di« Seele aller Ränke sei, die von Rom au- über Cettinje, Serajewo bi- Belgrad «spönnen werden, und daß derselbe aus Re« große Summen Geld«- zur Verfügung erhalten Hab«, um in Bosnien den Luftzand gegen die Occu- pation zu nähren. Obercommandant Pkilippovich wußte, als er End« Juli Wien verließ, westen er sich von diesem sauberen Diplomaten Italien- zu ver reich einen geheimen Krieg machen. Ein Dragoman Perrod'S, der glücklich entkam, «acht« über das End« eine- EhekS die ersten Angaben in Scutari. Wie natürlich, speit man in Rom Feuer und flammen. Der hiesige italienische Botschafter hat ein gewöhnliche- Phlegma abgelegt und erzählt Jeder- nann, der es hören will, von der neuen Auflage de- »erüchtigten Gesandtenmorde- von Rastatt. Er hatte zestern auch eine Audienz beim Kaiser, um die Be- chwerden, beziehungsweise Forderungen Italien- an- »»bringen. Italien verlangt LOo.OvO Lire für die Unterbliebenen Perrod's, Abberufung des General- eoethoff, Absetzung und Einsperrung deS betreffenden Feldauditors, Auibiffung der italienischen Fahne in Serajewo und Begrüßung derselben durch 2l Salut schüsse. Ww zweifeln, daß Oesterreich sich diesen Forderun gen bequemen werde. Die Veröffentlichung der gegen Perrvd zeugenden Urkunden würde jedenfalls stark auf da§ öffentliche Uriheil Europas in der Sache ein wirken. Ucber die Ländergier, welche sich in den Re solutionen der Volksversammlungen und Comitts in Italien kundgab, war dasselbe stritt: dasselbe dürft« auch ziemlich ungünstig für die itaftensche Regierung selbst auSfallen, welche sich nicht gescheut hat, trotzdem sie die Conareßbeschlüffe gebilligt und unterschrieben, gegen die Ausführung derselben in Bosnien unter der Hand zu agitiren und mit einem Hadschi Loja gemeinschaftliche Sache zu machen. Die zweideutige Haltung de« italienischenCabinetS Oesterreich gegenüber ist in hohem Grave geeignet, die Sympathien, welche wir für den jungen National staat haben, auf ein Minimum einznschränken. iehen habe. Perr od scheint nicht- davon geahnt zu haben, daß eme LHLtrgkei», noch bevor er nach Serajewo auf einen Posten zurückg«kehrt war, sorgfältigft überwacht «i. Er trug allerdings, al- er am 1l. August in Nemile bei Branduk von Pionieren der 6. Division al- Spion justificitt wurde, di« OrdreS für den Lom- mandanten der Aufständischen in Zwornik an einem verborgenen Körpettheile in fleischfarbene Seid« ae- «iSelt an sich, aber «S fiel außerdem den österreichi sche» Soldaten die ganze werthvolle Eorrespondenz m du Hände, welch« »usschl ' hcfto Staaten, di« innerh luß giebt über die Pläne der der bosnischen Grenzen Oester- Politische Uebrrsicht. Lei-zt-, 10. September. Wie sehr der neue Reichstag von der Wich tigkeit de- Augenblick- durchdrungen ist, zeigte die Prüfen zzisfer der ersten Sitzung. Der NamenS aufruf ergab die Anwesenheit von 271 Mid gliedern, d. h. mehr al- kn irgend einer der ersten «itzungen früh««* Sessionen, die bekanntlich nur zu oft mit Beschlußunfähigkeit begannen. Im Uebrigen befaßte sich die von dem Alterspräsidenten von Bon in geleitete Sitzung nur mit den vor bereitenden Schritten zur Constituirung des Hauses. Die Wahl der Präsidenten wurde auf Mittwoch angesetzt. Da- vielstimmige „Oho!", welches darob aus den Reihen des Cen trumS ertönte, läßt erkennen, daß dasselbe Sü den zwischen den einzelnen Fraktionen eingeleitelen Verhandlungen Über die Besetzung des Präsidium« für sich keinen Vorthe»! erwartet. — Am Beginne der Sitzung Haiti der Präsident ein Hoch aus den Kaiser auSgcbracht, in welches die ganze Ver sammlung mit Au-nahme de- Socialdemokraten Liebknecht — die ebenfalls anwesenden Abgeord neten Bebel und Fritzsche hatten den Saal verlassen — kräftig einstimmte. Etwas Andere» war von diesem Trifolium nicht zu erwarten. lieber da- Verhältniß der deutschen Cen« trum-partei zu der römischen Curie bringt die ,.K. Z." eine hochbedeutsame Eorrespondenz auS Rom, 5. September. Eine in vatikanischen Dingen bewanderte Persönlichkeit sagte mir dieser Tage: „Man ist im Vatikan empfindlich überrascht von der Haltung der Deputirten des CentrumS, die bis jetzt unter dem Namen von Katholiken be kannt waren und für solche galten. Man hat diese Partei eingeladen, dem heil. Stuhl in seinen Verhandlungen mit der Regierung beizustehen, in dem man ihr nahelegte, die systematische Opposition gegen die Regierung auszugeben. Aber zwei Drittel lkrer Mitglieder haben den Personen, die in sol chem Sinne auf sie einzuwirken suchten, geant wortet, d«ß sie nicht gewillt seien, dergleichen Rath- schlüge anzunehmen. Die im Vatikan emgelaufe- nen Berichte sagen daS dürr und trocken. DaS Frieden-wert ist aber dadurch stark beeinträchtigt." ES ist an dieser Stelle schon längst die Vermuthung «»-gesprochen worden, daß voa diesen seltsamen Heftigen nicht- Andere- zu erwarten sei. Anderer seits heißt e-, daß einige Persönlichkeiten auS chland ft ^ Denis ia, Vatikan erwartet würden, um um eine mittlere Stimmung handeln, die offene Insubordination vermeiden möchte, aber nicht um den Preis blinden Gehorsam-, Uebrigen- scheint »an auch im Vatikan den landläufigen Spruch zu kennen, daß lange Dinge zu Schlangen werden. Um den Gang der Verhandlungen abzukürzen, über legt Leo mit seinem Staat-fecretarr, ob e- nicht an der Zeit sei, irgend eine Persönlichkeit geistlich«, Stande- nach Berlin zu schick«», mit der Voll macht, über die streitigen Punkte von streng reli giöser Natur zu verhandeln und abzuschließen, ohne den langen und gefährlichen Umweg durch die hiesigen Eongregationen. Der Gedanke scheint große Aussicht aus Verwirklichung zu haben. Be reit- mehrmal- wurde erwähnt, daß Leo in seiner nächsten persönlichen Umgebung Hindernisse für die Ausführung feiner Pläne finde und daß er ent schlossen s«, dieselben hinwegzuräumen Auch die ser Gedanke nimmt immer mehr greifbare Ge stalt an Dem rheinischen Blatte wird ferner auS Rom, 6. September, gemeldet: Man bezeichnet eS «IS sehr wahrscheinlich, daß die preußische Reaieruna einen speciellen Bevollmäch tigten nach Rom schicken werde, um wichtige Mit theilungen zu machen. ES sei Wunsch der Regierung aewesen. irgend einen deutschen Prälaten mit der Weiterführung der laufenden Verhandlungen zu be ttauen. Daraus aber sei von der anderen Sette be merkt worden, daß ein Geistlicher nicht den Vertreter einer weltlichen Macht darstellen könne, da ein solcher fick leickt vor daS Dilemma gestellt sehen könnte, ent weder irgend einen Auftrag zurückweisen zu müssen oder gegen den heftigen Stuhl selbst zu arbeiten. CS bestätigt sich, daß der Befehl de- Kron prinzen zur Einleitung de- kriegsgericht lichen Verfahrens wegen deS Unterganges de- Panzerschiffes „Großer Kurfürst" eingetroffen ist. Gegenüber anderrveiten Nachrichten wird aus glaub würdiger Quelle versichert, daß mit der Führung der Untersuchung daS Generalkommando de- dritten Armeekorps betraut worden ist. Dasselbe hat seinen Sitz in Berlin. AlS Gerichtsherr würde also zu sungiren haben der commandirende General Groß, genannt von Schwartzhoff. An der Spitze des CorpSgerichtS steht der CorpSauditeur Iustizrath SolmS, ein aus dem Gebiete der Militairjustiz besonders geschätzter Mann, der früher auch als Marine-Auditeur lange Zeit thätig war Au« Weimar wird der „A. Z." geschrieben! Unser Regierungsorgan. die „Welm. Ztg." kommt jetzt auf eine Aenderung des ReichStaLs- wahlgesetzeS zu sprechen; sic empfiehlt eine Re form desselben in dem Sinne, daß die Wahlberech ttgung erst mit dem 30. Lebensjahre und nach min desten- zweijährigem Wohnsitz in einer Gemeinde «worben werde, auch sollte tue Dauer einer Reichs- tagSperiode von drei auf fünf bis sechs Jahre sich «höhen; dagegen wird Gewährung von Diäten au die Abgeordneten empfohlen. Daß für diese „Re form" zunächst die officiöse Zeitung eine- Kkinstae"' Fühlung suchen soll, ist bezeichnend für die Methoi nach weicher die Einleitung ,u der Aenderung ein Grundgesetzes m Scene gesetzt wird. Wie der „Bayerische Curier" auS guter Quelle vernimmt, soll ?. AmbrosinS KaeS neuer dings den König aus das Dringendste gebeten haben, seine Resignation als Bischof von Würz burg anzunehmen, worauf der König von Bayern unter dem Ausdrucke de« Bedauern- dem gedachten- Gesuche desselben stattgegeben haben soll. Wenn e« noch eine« Beweise» für die Noth Wendigkeit energischen Vorgehen» seiten- der österreichischen Occup atio nstruppen und für die Ohnmacht der Pfo rte selbst für die Durch sührung deS Berliner Vertrag» zu sorgen bedurft hätte, so würde durch die Nachricht von der Er mordung Me he med Ali Pascha'», der behusS Pacification dieser Gegenden nach Alt-Serbien und Albanien gesendet worden, dieser Beweii erbracht sein. Aller VoranSsicht nach werden auck nun die Offensivoperationen der k. k. Armee mit Energie fortgesetzt werden, nachdem die einge- trete,ie Pause zur Heranziehung der nothwendigen Verstärkungen und zur Sicherung der Communi- cation benutzt worden. Westlich an der österreichisch-bo-nischen Grenze haben die Oesterreicher anscheinend eine nicht unbedeutende Schlappe vor der Festung Bihac» erlitten. Generalmajor Zach meldet, daß er am Sonnabend Nachmittag nach 3 Uhr einen weiteren Angriff auf die stark befestigte Posi tion deS Gegners bei BihacS ausaebcu und wieder nach Zavalje zurückkehren mußte. Zavalje, wohin sich der General hat zurückzieden müssen, liegt aus österreichischem Gebiet »»Kroatien, westlich von Bihac». Die Verluste der österreichischen Truppen in dem Kampfe bei BihacS waren beträchtlich. Oberst Le Gay, Oberfilieutenant Kokotovic und l4 andere Osstciere wurden verwundet, 2 Officie»e sind gefallen, 2 andere werden vermißt. Die Zahl der verwundeten Mannschaften beträgt 400. Nach Meldungen auS Ragusa wurde Tre- bin je Sonnabend Mittag ohne Widerstand besetzt. An der Trebinica-Brücke hatten die Truppen ein Geplänkel mit Korjenicanern, erlitten jedoch keine Verluste Die türkischen Truppen sind von Trebinje abgezogen. Die Ermordung Mehemed Ali'S, der Albanien pacificiren wollte, beweist, daß dort eine fanatische Stimmung gegenüber der durch den Berliner Vertrag geschaffenen neuen Lage herrscht. Aus dem „HalS" zwischen Montenegro und Serbien werden die Oesterreicher sicherlich auf ernsthaften Widerstand der Albanesen stoßen. I» Gefechtsbericht: Wien, 9. September. Offictelle Meldung. Nach der Besetzung von Trebinje wurde ein an der Trebinica-Brücke »urückgelaffeneS Halbbataftlon d«S 74. Regiments »m Laufe d«S Nachmittag- von den Insurgenten angegriffen, der Angriff wurde indeß nach «nstündigem Kampfe entschieden »urückgewiesen. E» sind hierbei ein Oberlieutenant und 8 Mann ge- allen, 8 Mann werden vermißt. Auch die bei Tre nn» lagernden Truppen wurden durch Schüsse aus »in umliegenden KulaS belästigt; gegen letztere win den 3 Compagnien Infanterie entsend«. Die tür kischen regulären Truppen blieben trotz deS FeuerS der Insurgenten in ihrem Lager angetreten und er litten selbst einige Verluste. Von den Insurgenten blieben über 20 Mann tobt. Telegraphisch ist bereit- der Depeschenwechsel über d»e bulgarischen Gräuel zwischen dem Sultan und dem Czaren kurz erwähnt worden Die Depesche, welche Abdul Hamid an den Czaren gerichtet hat, lautet wörtlich: „Die Berichte, welche meiner Regierung über die Leiden der muselmännischen Bevölkerung Bulgariens und Oft-RumelienS zukommen, sind dazu anäethan. die Eurer Majestät w wohl bekannten Gefühle des Mitleid- zu «regen. Die Quälereien, welche die Bulgaren gegen Tausende von menschlichen Wesen begehen, sind unbeschreiblich. Sie schrecken weder vor dem Morde, noch vor der Plünderung und Entehrung zurück. ES giebt keinen Tag, an dem sie nicht solche Frevel begehen. Nachdem diese armen Flüchtlinge ohne Heimatd, *444, 4*44,144,»V, »4/4,44 4 ich mich an Eure Majestät, indem ich Dieselbe bitte. Befehle zu geben, daß daS Leben, die Güter und die Ehre der MoSlimS ,n ein« wirksameren Weise ge schützt werden". Die Antwort de» Kaisers Alexander lautet: „DaS Telegramm Eur« Kaiserlichen Maieftät hat mich peinlich überrascht. Ich bin geneigt, zu glauben, daß die Eurer Majestät über die Leiden der Musel männer in Bulgarien undOst-Rumelien zugekommenen Berichte zum Mindesten übertrieben sind. Die Ueberzeugung, welche Eure Majestät aus sprechen, daß ich einen solchen Zustand der Dina- nicht dulden würde, ist gerecht. Die Befehle, welche die Obercommandanten Unser« Armee und Unser Kaiserlicher Eommiffär für Bulgarien erhalten baden, schreiben ihnen vor, für die Sicherheit und da- Wohl ergehen Aller ohne Unterschied d« Nationalität und Confesston zu sorgen. Ich bin demgemäß überzeugt, daß sie nicht verfehlen werden, jede Ausschreitung gegen die Bevölkerung streng zu bestrafen." In New-OrleanS starben am 8. September dl Personen und 223 wurden als erkrankt gemeldet. In Memphis wurden gestern 100 Personen be erdigt, die Zahl der Erkrankten ist auf 3000 ge stiegen, unter den Gestorbenen befanden sich auch 8 Äerzte. Die Zustände in Memphis sind über alle Beschreibung traurig, eS hat sich jetzt ein Comits gebildet, um den bi-her vom Fieber verschont Gebliebenen das Verlassen der Stadt möglich zu machen. Von Plaquemine- (Louisiana) wird eben falls der AuSbruch de- Fieber- gemeldet, in Hickman hat dasselbe ein wenig nachgelassen. Der Verkehr auf den Eisenbahnen und Dampfbooten ist theil- w«se su-pendirt, in den von der Epidemie heimgr« suchten Bezirken hat der Betrieb der Geschäfte voll ständig aufgehört, an 20,000 Personen sind arbeitslos und es dürste eine Million Dollar» «forderlich sein, um nur für die nächsten 5,0 Tage Leben-mittel für dieselben zu beschaffen. Die Lhronrede. Die Thronrede, mit welch« der neugewählle Reichstag «öffnet wurde, unterscheidet sich wesent lich von den früheren. Sie trägt n ich t den kühlen geschäftsmäßigen Charakter, der Aktenstücken dieser Art mnezuwohnen pflegt, sie zählt nicht eine Reihe von Gesetzentwürfen auf, mit denen sich daS Hau- zu befassen hätte, sie schildert nicht die allgemeine politische Lage, sondern sie besaßt sich nur mit der Ankündigung eine- einzigen Gesetz entwürfe-. Eine eingehendere Motivirung ist in einer Thronrede einer Novelle wohl niemals zu Theil geworden. Und mit vollem Recht, denn die Gründe für Einbringung de- Socialistengesetzes sind in ihrer au-sührlichen Entwickelung an da» Land gerichtet. Neue Momente — und darin hat die „N.-L. C." recht — bringt die Thronrede nicht in die Situation. > Die thatsächlrchen Aükündigungen sowohl, welche sie enthält, wie die Anschauungen, von welchen sie au-gebt, sind seit langer Zeit der Gegenstand der öffentlichen DiScussion. S»e beschäftigt sich au» schließlich mit der Geschichte und dem Zwecke deS Socialistengesetze-, Bemerken-werth ist indeß, daß das Wort „Socialdemokratie" oder „socialvemo- kratifche Bestrebungen" oder sonst dergleichen durch- au- vermieden ist. Statt dessen sind überall Aus drücke gebraucht, die an den Handlungen, gegen welche da- Gesetz gerichtet ist, unzweideutig da« Kriterium teS Verbrecherischen erkennen lassen. Der Schein, al- ob durch da- Gesetz Berechtigte- neben Unberechtigtem getroffen, al- ob eine ganze politische Partei oder gar eine ganze gesellschaftliche Classe außerhalb de« gemein samen Rechte- gestellt werden solle, wird dadurch vermieden. Sind die Bestrebungen, um die e- sich handelt, also gekennzeichnet. so wird und muß der Rcich-tag eS selbstverständlich a!S seine Pflicht be
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