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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.11.1919
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19191115021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919111502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919111502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1919
- Monat1919-11
- Tag1919-11-15
- Monat1919-11
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SU«'«'-"»L »KW«P»« Tnrschelbuug rrurr also äesalleu. Ser Krieg Slug weuer. de,m Hte Feinde wollten den Trioden nicht und Wilson lehnt« jeden Druck auf die Entente al'. U«S »lieb »«r die Watl. ««» schmählich z» «»termerfe». ' oder das Letzte ,« wage«: Einen ehrlosen Frieden oder ruhmvollen Untergang, Vhr- ki'S aber sann das deutsche Voll nickt werden. So bade ick unser Bork saaials eiugeschätzl. und so schätze ich e» >-eutc nock e>u, -rotz allem. >vas vvrgekmnmen nt. Ich >oitnfcke mi,tz weder hier neck, vor einer anderen ,Instanz >iranf zu berirsen, daß ick am V. Januar der Entscheid»«« inr den ilotcrseebeotKrieg nstderraten habe. Ich über nehme vielmehr dafür die moralische und politisch« Mitverantwortung. tckt> bekenne mich -agu und stehe für sie ein. Die weiteren Ereignisse in Amerika be stätigten die Riä> tinkeil metnrr Aufsaffnuck Bor alle» bestärkte mich die Senat sdotschaft Wilson» in -er Ueder, ^engrrng. daß aus Wilsons Hilfe nicht zu rechnen sei. Gieichevodl staden auch ivir den letzten Versuch vom Vi. Iannar nickt viuru-genutzt gelassen, obwohl die Mög lichkeit vorhanden war, daß dieser letzte Versuch eine Halle für uns war. Ader rvir wollten nichts unausgcnuvt lassen, und zso erklärt sich unser Telegramm »ack Amerika vorn 29. Januar. LS hatzu keinem Ergebnis geführt. Nun bat Gras Bernsiorsf gesagt, die Frie-rn»vermittlnng Hütte wertergchen können, wenn wir eine Nuance anders geantwortet üärün. ES ist sehr stkirver. sich den Kopf über aen so komplizierten Herrn Wilson zu zerbrechen. Wir naben gesagt, unsere Unterseeboote seien draußen, und eo wi reckniick unmöglich, sie zuriickzuberuseu. Wir crllürteu nr»S aber bereit, den Untencebvoi-Krieg cinzustcllen. so bald eine airssicklsvoste FrirdenSvermittlmra erfolgte. Bros. Bonn und Graf Bernstvrsf meinen, dieses Telegramm Hütte dir HriedenSver! ttttluna gestört. Wen« es aber dem Präsidenten Wilson wirkiich ernst »m den Frieden war. so hätte er sich durch -iesio relegramm r:m Frieden nicht abdringea lassen djjr,ea. Wäs aber tat Wiison? Er antwortete über haupt nickt. Er behielt die ihm überniittelten maßvollen deutschen Friederwlbedingnngei! streng für sich, so daß wir der Weit weiterhin als die KriegSverlüngerev, die Annerionisten rnrä die Länderschlucker galten. Am Tonn tag hat Tr. David in einer Versammlung behauptet, daß nach den bisherigen Feststellungen dieses Untersuchung-«»^ lchuffcS der Reichstag in der Frage des Unterseeboot Krieges hiuiortz Licht geführt worden sei. während man an Wilson einen plumpen Betrug ich ihm die Antwort auf seine Aeußerungen nicht schuldig bleiben werde» (Sachen im Zuhörerraum.) Vors. Aarmnth» Wenn diese Kundgebungen im Zu hörer,aum nicht unOeblcrben, werde ich zur Räumung schreiten. Dr. Helfferick: Auch ohne den vnclttgcschräntten Unterj-eebovt Krieg hätte Auirrtka den Krieg gegen uns begonnen. Aber trotz der Erfahrungen von Versailles wird es in Deittichland stet- Leute gebe«, die in WUson den Man« -er Gerechtigkeit nnd des Frieden- feiern und alte Schul- aus das eigen« Land schieben. Die GelbsterMi«driu«ug. bor Ilagella»tio»uö find s« Deutschland zur Sranlhett geworbe». rrrvks. M«r»nth: Ich bitte, sich möglichst an Datsachcn zu halten. Dr. Helsserich: Ich möchte die Hoffnung aussprechen, daß die Feststellungen dieses AuSsckrrssr- dazu führen mögen, dieser Unheilvollen Krankheit in unserem Volte einigermaßen entgegenzuwirken. Nun die Wirkungen des Unterseeboot Kriege». Man hat die bentschen Vcr- ientrrngszifsern angegriffen. Sic bewegen sick etwa ln der Mitte zwischen dem. was die Engländer selbst als versenkt, uiid dein, was ne als verientt nnd beschädigt bezeichnet haben. ES wir- also so sein, daß von uns eine Reibe von Schissen als versenkt gemeldet wurde, die in Wahrheit nur beschädigt worden sind. Von 1017 an war die Steigerung der Abwchrmiktcl deutlich erkennbar. Die wirtschaftliche Wirkung zeigte sich zunächst darin, daß ^ie Statistik der Nahrirngs mittel r» England rerschivand. England t>rt, was e» konnte, um sich der Wirkung zu entziehen. ES konzentrierte seine Einfuhr auf die Dinge, die für da3 Leben und die Krieg führung wesentlich waren. Tie Ausnutzung des Schisse ramues wurde ans», äußerste gesteigert. Die Neutralen wurden zu Schifsslristungen mit der Hungerpeittche ge zwangen. Großzügige Maßnahmen zur Hebung der Pro duktion wurden eingelcitet, z. B. das große Ackerb.nl- prograurm, der verstärkte Holzschlag, die vermehr!? Eisen- crzgewinliung. Nüchtern und sachlich habe ich diew Dinge ! clmndcit, wie es sich unter ernsten Männern, geziemt. Ich 1«be srcrs den Gedanken z u r ü Agc wie s c n. daß der Unkcrsecboot-Krieg in wenige» Monaten zum Er folge führen müsse. In bewußtem Gegensatz zur Festsetzung von Terminen habe ich am 01. Januar 1017 der Hofs nun« den Zusatz hinzngesügt, das, eine Garantie natürlich nicht über nommen iverden könne. SMKcher md Söchstsches. Dreiern 11 Novrmdep. Getieralobrrst ». Hanf«, über di» Vlarucfchlocht. Der ehemalige sächsische Heerführer Generaloberst Freiherr v. Hansen, zu Beginn de- Krieges Führer der 8. Armee, wird demnächst im Berlage von K. F. Köhler in Leipzig seine Niederschriften über die Marne sch lacht erscheinen lassen. Das Buch soll den Titel tragen: „Erinnerungen an den Marnefeldzug". Generaloberst v. Hausen ist bekanntlich vielfach für üc» Rückzug an der Marne verantwortlich gemacht worben. Sachsen« §kohlen»oeritte Gegenüber den in der letzten Zeit verschiedentlich um» -raiifeltden Gerückten von große» KobleiivorMen auf den sächsischen Kohlciuoerlen »sird von zuständiger Seile mil- geteilt, daß die sächsischen B r a n n ko h le n me rke am M. Oktober ti',st» Tonnen Braunkohlen, 1ÜM2 Torinen Bri ketts und vstst? Tonnen Preßsteine ansgcsiapclt hatten» wäh rend der Halderworrak der sächsischen Steinkohlen- iv e r ke »242 Tonnen Stetiiiohlen betrug. DaS macht rund 12 Pfund ans den Kops der Bevölkerung oder einen kuap. pcn halberr Zentner auf eine vierköpsige Ja m il te aus. Dabei ist z» berücksichtigen, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Kohlen für Hausbranü- z wecke nn ge eignet ist und daß Eisenbahn, Gas-, Wasser- und ElettrizitälSwerke wie die gesamte Industrie auch Anspruch an diese Bestände erbeben, Ed handelt sich also um. am Bedarf gemessen, recht gcringsügige Mengen, nnd es kommt nach wie vor alles daraus an. die Förderung mög lichst zu heben. ^ Tie erste Akademikerin im sächsischen Ministerium. Im sächsischen Ministerium ist jetzt die erste akademisch gebildete Iran, ,v r ä ulet n Tr. p I, i l. H arnisch. die Tochter des IustizininisterS Tr. Harnisch, augesletlt worben. Sie erlangte ans der Landesuniversität Leipzig die'Doktor würde nnd wird seit März im LandespreiSamt mtt Preis- pr it fu »g s s ra ge n des ch äst igi. —^ Auszeichnung. Der Stud. jur. und Leutnant der Reserve Ernst 'Nitzschke, Sohn deS FinanzministerS ONtzichke, erhielt jetzt eine von Lima» v. SandcrS unter schriebene Besitzurkinide. nach welche» ihm am 86. Oktober 1018 vom Sultan der Türkische Eiserne Halbmond verliehen worden ist. versucht kxibr, kmrnte man dem .Reichstag klareren Wein enrschenken, als es durch, mich in der Frage der Beteiligung Amerikas am Krieg ,gescheheu ist? Wo ist der plumpe Be trugs versuch au Wilson, wo auch nur der leiseste Än- schenr dafür? Der amoriiarnsche Botschafter Gerard 'chrerbt in seinem Bucke über Herrn v. Beihmanu Hvll weg, der nach Dr. David den plumpen Betrugsver'uch an Amerika begangen habe» soll: „Es war leichter für Deutsch land. mit Hern: v. Betlimann-Hollweg an der Spitze zum Frieden zn kommen. Tie ganze Welt kennt und achter ihn »vegen seiner Ehrenhaftigkeit." So der amerikauische Botjch«fter nnd sö ein deutscher Reichsminister. (Große Erregung bei den AuSschußmiigliedern. Beifall i« Zu höre rra nur. Allgemeine Unruhe im Saale,l Borsitzendrr Wa?m»th: Ich bitte wirklich, diese Schärfe der Kritik zu unterlassen. Dr. Helsserich: Ich bin durchaus nicht scharr geworden, stuckern habe nichts anderes getan, als die Aeußenrng des amerikarrischeu Botschafters der Aenßerm'g eines deutschen Rrichsministers gegenüber gestellt. ReichSnrimfrer Dr. David (mit großer Schärfe): Die Antwort werde ich Ihnen schon geben! Vorsitzender Warmnth: Das Recht zn einer sachlichen Kritik will ich dem Zeugen nicht bestreiten. *Wenu.ern Mitglied der jetzigen Regierung der frühere» Regierung den Korwurs eines plumpen Bctrugsvcrsuches macht, w nt öS dnrchairs zulässig, wenn dagegen sachlich Stellung qsirourmen wird: aber der T v n inarMdie Musik, deshalb bitte ich den Zeugen» wenigstens alie>S,'härse in drr Form zu rvrnveiden. ALg. Dr. Eoh«: Die ganzen polemischen Aussührmigen Dr. Helsserlchs haben mit drnr Berveisthema gar nichts zu tun. Auch die Aeußerungen Tr. Davids vom Sonntag ge hören nickt zur Sache. Ich widerspreche ausdrücklich der Auffassung des Vorsitzenden. Vorsitzender Warmnth: Und ich halte nrei ue A »/ ficht aufrecht. Abg. Tr. SinzHeimer: Der Zengc beruft sich -ruf eine Aeußerung GerardS. Dann möge er auch die Aeußerungen aus dem Buche Harares vorlesen, in denen er mitteilt, daß ihm am Tage oder kurz vor dem bekannten Amerika- Diner die bestimmte Zusicherung gemacht worden sei, der unbeschränkte Unterseeboor-Krieg würde unter kernen Um ständen kommen. Vielleicht gründen sich daraus die Aus- sührimgcn Tr. Davids vom Sonntag. > Dr. Helsserich: Ich iurbe das Buch GerardS nicht hier, aber ich kann bestätigen, d«rß Gerard an einer Stelle schreibt, daß ihm kurz vor dem Diner der amerikaniickn:!! Handelskammer in Berlin bestimmte Zusicherungen ge macht worden seien. Ob Lies der Fall war. weiß ich nicht. Für Mick handelt eö sich in diesem Augenblicke darum, daß Gerard die persönliche Ehrenhaftigkeit des da- nraligen Chefs der Reichskanzlei anerkannt Hai. Rejchsminister Dr. David: Sachlich werde ich dem Zeugen später antworten und will jetzt nur erklären, daß Vors. W«r»«th: Hot mon die großzügige Gegenwirkung tu wirtschaftlicher Hinsicht auch in Rechnung gestellt? Dr. Helfserich: Man kann nichr alles vorausseken. aber sch bade im Reichstage immer daraus hingewiesen, daß England ein zäher Gegner sei. Der Redner verliest Stellen ans keinen ReichstagSredeu. in denen er darauf himveisi, daß neben dem Unterseeboot-Krieg auch di« ideelle« Kräfte nicht entbehrt werden können. Ec erinnert an die Rede eines französischen Senators, der damals erklärt habe. Teilt schlanü müsse seine Berg werke und Äersten an Frankreich auslicfern und dieDeutschen müßten wie Sklaven behandelt werden. Das 'ei der Frieden gewesen, der im Jahre 1617 zu haben war. Er fährt fort: Konnte ich ernster und eindringlicher sprechen? Aber es irmr ja all c s in d « n W i n d g c s p r o ch e n . roeir die Leine, die heute von Vertuschung sprechen, damals nichr hören wollten. Damals begann die Fruchk des Krieges zu reisen. Der Unterseeboot-Krieg wirtie fühlbar. Er ent lastete unsre Hoer. Der Kriegsmiuisier v. Stein hat selbst erklärt: Wir merken die Entlastung. Der Unterseeboot Krieg trug dazu bei, die Abwehr der kr in blichen Offensive möglich zu machen. Ucbcr Liese Dinge ist noch viel zu sprechen. DaS Bild ist nnvvllständig, solange über diese poli- lischcn Fragen nicht eingehend verhandelt wird. Vors. Warmnth: Die Fragen der polnischen Stimmung des Jahres 1R7 sollen später behandelt werden. Dr. Helsserich: Ich füge mich. Im Kriege entscheidet uiehl nur die Masse, die Menscheiizahr und Sic Technik, sondern geistige und sittliche Imponderabilien kommen Hinz». Hindcnbnrg hat damals zu der unseligen Dcnk^ schrift Czernins gesagt, der Ausgang des Krieges sei mehr denn je eine Nerven frage. Die schärfste Waffe wird stumpf, wenn der Glaube an den Tieg bei Freund und Feind zerstört wird. Äarn» kam der Unterseeboot-Krieg nicht T znr Entwicklung? "" Warum hat er nicht zum Ziele geführt? Weil die Uuter- seeboot-Wafse von inuen heraus ftnmpf gemacht worden ist. — Damit sind die Bekundungen Helsserichs beendet. SS iverden einzelne Fragen an ihn gerichtet. Reichsminister Dr. David: Der Zeuge hat einen schweren Angriff wogen meiner am vergangenen Sonn tag im Schau'plcihause gehaltenen Rede gegen mich ge richtet. Das amtliche Stenogramm meiner Rede beweist, daß die drastische Form, in der die Tendenz meiner 'Rede an den „Vorwärts" übergcgangen ist. von mir nicht gebraucht worden ist. Ich habe nachgewirsen, daß durch die Gcheira- diplomatie das deutsche Volk, der Reichstag nichts von der Frietensaktivn WilsonS erfahren bat und daß es blind in den Krieg mit Amerika geführt worden wäre. Zur selben Zeit wurde von einer neutralen Macht ein Friedensschritt unternommen, der als ergänzender Hilssschntt von unge heurer Be den!ring war. (ltztt Lchluß tz« Rrdaktion dauert dt« Litzung noch fort.) - * DaS sächsische Kuusigcwerbc gegen den neneu Reichs adler. Die Sächsische LaudeSstclle für Kunst- gewerbe Hai Kenntnis genommen von der neuen Form des deutschen Reichsadlers, wie sic von der deutschen Reichs» rcgiermig settgelegt wurde. Die La» de schelle bedauert, daß die>s kraftlole heraldische Darstellnng als Vor bild he raus gegeben worden ist. Sie erklärt, diese Zeichnung nur als Schema anerkennen zn können und ist bereit, dem sächsischen Gciixrb: künstlerische Ausarbeitungen zu ver mitteln. —* Militärisches Vorgehen gegen das Lchicbertum. Aus Anordnung des Oberbefehlshabers siir Leipzig wurde am Donnersiag abend ans dem Leipziger. Haupt- bahnl, ose eine überraschende Razzia auf Schieber und andere unlautere Elemente, die dort ihr Unwesen treiben, veranstaltet. Durch zwei Sturmtrupps wurden alle Aus gänge besetzt und mit Maschinengewehren verwahrt, dann eine gründliche Untersnchnng des Bahnhofes und seines Areals vorgenommen. Die Durchsuchung führte zu zahl reich e n Verhastungc n. — Der Magdalenen-Hilssvcrein tu Dresden begeht Sonntag, den 1». November, nachmittags 6 Uhr, in der Ehrlichschen. Gestiftskirche, EUasstraßc 1. die Feier seines Z 0 jübrigen B c st e h c rr s. Zu einer Zeit gegründet, wo man an staatliche Fürsorgeerziehung noch nicht dachte, hat er schon lange vor dem Fürsorgecrzichungsgesetz sich der weiblichen schiilciitl-asscnen. verwahrlosten und gefährdeten Jugend angenommen. In den ersten Jahren übergab er seine Schützlinge dein Magdalerien - Asui in Niederlößnitz. der ersten Anstalt dieser Arr in Sachsen, welche neuerdings an den Magdalcnen-Hilfsverein eng angeschlvsscn worden ist. Er sorgte dort für deren Unterhalt. Später gründete er eigene Anstalten, eine für schwer erziehbare und gefähr dete Mädchen in Loschwitz, zwei für gefallene und gericht lich bestrafte in Mvrttzburg und Radebnrg. ein Asyl in Dresden als Fabrikarbeiterinnenheim für ehemalige Zög linge. die sich für Dienst nicht eignen, und eine Zufluchts stätte für obdachlose Mädchen, die sich wieder in geordnete Bahnen führen lassen wollen. Di: Zöglinge,^die sich be währt haben, werden durch den 'Verein in Stellung ge bracht und unter „Nachpslcge" gehalten. Im Lause der fünf Jahrzehnte sind mehrere tausend Mädchen durch seine Fürsorge gegangen, und von diesen viele an Leib und Seele gerettet und wieder auf den rechten Weg gebracht worden. In der gegenwärtigen Teuerung kämpft der Verein natür lich mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Gaben nnd Mitgliedsanmeldmigen (Männer nnd Frauen, Jahres beitrag mindestens ll Mi.) iverden in der Geschäftsstelle des MMdalenen - Hilssvcreins, Dresden, Zinzendorfstraße 17, Erdgeschoß, oder aus Postscheckkonto des Vereins, Leipzig Nr. 297W, angenommen. —* I« der Tevsels-Dirle Weiher Hirsch kindet heute, Freitag, abend l»,« Uhr ein Ehrenaücnd siir die Koloratursängerin Fräulein Inge Nass und Herrn »apelimctsler Alfred Strass er statt. Als «säße wirken mit dtc Vortragsciinstlerltt Frau Luci« Berber und der sächsische Komiker Emil Lange. —* Als Ledenamittelschwindler tritt der Schmtcdcgehilfe Mar Alexander Funke, om U. t8W in Dresden geboren, zuletzt Soldat der 8. Komp. deS Res.-Ins.-Ncgtd. 2«l, auf. Er sucht i» .Lei»." ! Neuem,tudieruug im Schauspielhaus, Iß. Nvo. 1S<». Jede große Dichtung hat immer di: erneute Prüfung am Maßstab der Zeiten zu bestehen. Unsterblich mag der Kern fern, die Schale ist wandelbar, zerstörbar. Ter Ver fall des Großen weckt in großen.Seelen Schmerz. „Wer weinte nicht, wenn das Unsterbliche vor der Zerstörung selbst nicht sicher ist?" fragt Goethes Taffo ahnun-Gbang. Und das Gedicht, das Goethe nur ihn span», wir von je das zarteste Gespinst, das köstlichste Gewc-be. das der Dichter aus seinem Innersten entwickelt hatte. Ohne die Fäden hinüber zu Goethes eigenem Erleben ist der „Tusso", wenn er ganz aus sich selbst stehen soll, ein gebrechliches Gsbild. Denn dann bleibt nur eine Hosgeschichte und eine Dichterkrankheit übrig. „Aber Hof- und L.iloi:geschickten haben ihre Zeit und zu dem Gleichgültigsten von der Welt gehören DichterreizbarkeKen." DaS sigte Fonirne, als er nach den siebziger Kriegsjahren den Maßstab der Zeit an „Tassv" anlegt«. Wenn rvir »ns heute das Wert neugc- winnen wollen, so kann uns nicht der Hof von Ferrara an sich» auch nicht der kranke Tassv, sondern neben den Fäden zu Goethe hinüber nur das AdAsmensckentnm seiner Ge schöpfe das »nsterbliche Teil der Dichtung bedeuten. Paul Wrecke beschritt als Spielleiter diesen RettungSweg. Er legte nicht auf Eti'kctteverletzungen wie Tassos Dcgenzückun« im Palaste die Beden- dung. sondern holte hier und an jeder ähnlichen Stell: die menschlichen Regungen und seelischen Gegen sätze heraus, um daS Eine zu zeigen, woraus cs uns heule ankomwt: Das adligst« Zufaininenstrcbe» Hoch gesinnter ist unmöglich, wo Leidenschaft sich nicht bündigen kann. Die wahre Aristokratie ist die des Herzens. Unter jcd-em Gewarrdc jeder Zeit, ob Ferrara oder Weimar, Renaissance oder Gegenwart, hat höchsten Kulturstnn nur die reine Menschlichkeit. Da» wenigstens ist Goethe- letztes Wort, «nd di« Beste» aller Zelten sprechen es ihm nach. Da- stilistisch« Mittel, tn der Darstellung dieser Mensch- kichkeit airf der Bückne das Richtige zn treffen, ist der natür liche Ton und die Herzlichkeit. In dieser Richtung strebte Wiockes SpiellMurig. Er selbst ging beispielgebend voran. Der Herzog AM^vnS. den er spielte, rvar vor allem ein herzlicher, rvarnr fühlender Mensch, einer, der so gern die r crickiedengearteten Menschen, die er liebt, von einem «deist beseelt sehen möchte, der nie den Herrn spielen muß. rvcil er es ist durch Güte und Gerechtigkeit. So bedeutsam dürfte selten die Gestalt des Herzogs verkörpert worden sein wie durch Wiecke. Seine beständige besorgte Spannung, sein vorsichtiges Ablenken von Streitpunkten, sein Mitleid mit der seelischen Verworrenheit deS Dichters, das alles spiegelte sich in Antlitz und Haltung eines echten Edel- manneS. Auch Lotbar Mcdncrt befreite das Bild des Antonio von überlieferten Zügen. Kein schwarzbärtiger, kaltherziger, hohmwllcr Diplomat, sondern ein Mensch von leuchtender geistiger Uebcrlegenh-eit. mir spielenden ironi schen Lichtern, we-lteriahren. willcnSfrit. beherrscht und doch fähig pbantniiewarnrer Schwärmerei für seinen Lieblings- di-„ter Ariosi, deshalb auch ln der Verachtung des „Müßig gängers" Tasso nicht giftig verletzend, sondern nur als Taimensch getränkt, menschlich auch iin tzsissühl der Eifer sucht nur des Ruhmes willen, zuletzt voll freundschaftlicher, männlicher Rührung dem Schwachen gegenüber — das alles bedeutet eine neu: Durchscelirng und Durchwärmung rwn Antonios vorgezeichnetem Charakter. Die Gefahr des Stils der Vermenschlichung klassischer Linienführung liegt in der Durchbrechung -er Natürlichkeit, die auch im Forinenadel zur Geltung kommen kann, durch Naturalismus. Dieser G,.fahr ist Friedrich Ltndner als Taffo nicht ganz entgangen. Von einer knabenhaft zarten Scheu und Scham mar er tm ersten Akt. dt« ganze Sensibilität der Dichter- secle legte er bloß, und man verstand, daß der Lorbeer diesen Dichter sengen mußte, der sich so klein fühlt, gemessen an der Größe seines Wollen». Im verdeckten Bekenntnis seiner Liebe zur Prinzessin, tm Aufschnellen seine- Gefühl- beim Frenndskimstsanerbieten an Lntonto. tm jähen Auf» brausen de» beleidigten Gefühl- und tn dem seldstzerstvr«. rtschen Jammer al» entehrter „Gefangener" — überall der starke Ausdruck menschlicher LeidenSfabigkckt ohne Ucher» schretttlng der SchönhcttSlinie. Die aber ging verloren im vierten Akt. Wahn und Verblendung sind hier gewiß nickst ohne Kleinlichkeit und Wendung inö Häßliche. Aber noch ist Tasso nicht der irrsinnig Tobende und wutvoll Schrei ende. den der geschichtliche Herzog später ins „Hospital" bringen ließ, noch muß er soviel Beherrschung behalten, seine Freundin, die Gräfin Sanvrtale. nicht dröhnend an- Mschreien, noch windet er sich mehr in Scclenqual als körperlich, ncch schlügt er an die dunkle Schicksals Pforte, nicht mit der Faust ans den Tisch. Die Etikette mag der Adelsmcnsch durchbrechen, doch nicht die Form. Was Lindner hier durch die Hingabe an sein Temperament über» trieb, glich er wieder an» durch die Leidensttefe der Zerf rüttun« im letzten Alt, durch die rührende Hilflosigkeit eines belasteten Menschen, der ein großer Dichter ist. Unendlich zart nnd fein zeichnoie Alice Verden die Prinzessin, nicht eigentlich die Kranke, auch nicht die verblühende Fran. sondern eine entsagende Liebende, -!e zn zaghast wäre, Grenzen zu überschreiten. Einem solchen vergeistigten Wesen muß die ttmarmnug Tassos als „ctivas Ungeheures", sine physische Gewalttat erscheinen. ES war nicht Goethes Leonorc aus Welmarischcm Boden, sondern die bewunderswürdige Anpassnngökunst einer anders ge arteten Natur an den veränderten Stil. Melitta Lcitls- ner, nicht so blendend wie einst die Körner, mar doch voll natürlichem Frohsinn und gesunder Weiblichkeit» ohne dtc Fvrmbeherrschung der Renaissanecdamc zu verletzen. In den Charakteren kam die Absicht der Spielerneuer ung fast völlig zum unverkennbaren Ausdruck, nicht so ganz tn der Gesamtsrimmung der Aufführung. Da machte» sich besonders in der ersten Halste Dehnungen durch psycho- logische Klctninalerci fühlbar, die Kühle verbreiteten, da wrltte -er Goethesche Vers in seiner arkadischen Fülle mit dem Plaudcrton nicht recht zusammensttmmen, La bahnte sich der menschlick)« Konflikt zu zögernd an. Lina neue Auffassung hat cs von vornherein schwer, da» Bild des Ueberlteferten zu verdrängen, und ob die Vermenschlichung der Hofgeschichte bet jedem Goethefreund Berftändnt- oder Btlltgmrg findet, bleibt zweifelhaft. Auf zettferner Höhe steht -a- Tassodrama: soll es in unseren Taaen woch in dte
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