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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-13
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1878
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1 früh S'/. Uhr, Letzettt«, mr» «iPetzvt»» Johamrisgaff« «. >»«chß»«dc, wr NttmO»»^ vormittaz» »S—1> Uhr. «ochmittags «—« Uhr. her für tzte nächst- RUMMer lXfttMMZk» I tr LU Wochentage» dts Rachmfttaas, ao Tom- »tage« früh öi« '/.st Uhr. L« »r» /sttett, fik Lmuchwr : Ott» Klemm, Uinversittttsstr. rr. ' 1 Lösche. Latbarmenstr 18.P. di« '/F Uhr. Mipzigtr.NagMM Anzeiger. OMN für Politik, Localgcschichk, Handtlr- md SkschLstrvnkehl. Meft-AnsUtgr ILHSv Ltz„m«ni»«rtt, viettekj. 4^Wt. tuet. Bnngerlohu b Ml durch d,e Post be-ogeu « Mt. Jrd« einzel»« Nummer LL W. «tteqe^mpler 1« «. «ebüdren für »sircrdrflager, ohne PostdeMderu», r« Mt. mit P«stdribrdrr»»L 4L ML Inserate Laesp Pettt-eüe tt> -f -»rsßere Schriften laut «»frrall Preioverzcichmß.—TadeLeviax, Satz nach YSHerr» Tarif Lette»«, outrr de» Lr>«ctt»«LrUÜ die Spaltzeile 40 Pf- Inserate find stttü au d Lrpedrna, zu senden. — Rabatt wird rnch: gegeben. Zahlung pn»>«»n»»».vtz oder durch Postvorschaß 286. Sonntag den 13. October 1878. 72. Jahrgang. Oeffentlichc Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch. am IS. Oetoher ». o. «Heu»« '/,? Uhr t« G««Ue »er I. BüraerschMr Tagesordnung: l. Gutachten de« Vau- und bez. Finanzausschusses über , Herstellung neuer FUteranlagen für die Stadt» Wasserkunst, d. bauliche Einnchtungen in der Georgenhalle, e. Einrichtung der neuen ExpeditionSräume für das Standesamt und die Stadtsteuer. U. Gutachten des Bau-, Oekonomie» und Finanzausschusses über a. die Herstellung der vorderen Tratte der Süd- und Kochstraße rc. llt. Gutachten des SchulauSschusseS über ». die unentgeltliche Neberlassung de» SaaleS in dem alten Nicolai- schulaedäude an die Fachschule für Maler- und Lacktrerlehrlinge, d. Erbödung deS im Budart der höheren Schule für Mädchen ausgeworfenen Betrags für Heizerlohn, e. Entschädigung der König!. Baugrwerken- schule sür Belastung der von ihr in da-Parterre der IV. Bezirksschule eingesührten Beleuchtungsanlagen. IV. Gutachten deS Finanzausschusses über s. die Amortisation deS AnlagecapitaleS für die Bahngeleise im Lagerhose, d. die Rechnungen der Stadtbibliothek auf die Jahre 1878 und 1877. v. Gutachten des Oekonomie- und bez. StiftungSauSschusteS über ». den Antrag wegen Erweiterung der Anlagen im Scheibenholze, d. Erhöhung deS BudgetpoftulateS für Schleußenreparaturen, e. den Antrag wegen Instandhaltung der Gräber des JohannisfriedhoseS. VI. Gutachten deS BerfassungSausschuffeS über die neue Geschäftsordnung des Collegiums. Bekanntmachung. Am heutigen Tag« find Fräulein Wtlhelmtue Achtete, Sternwartenstraße LS, U. wohnhaft, und Frau Marte Auguste Emilie verehel. Schnabel, Zeitzer Straße 13 d, U. wohnhaft, alS Hebammen für unsere Stadt verpflichtet worden. Leipzig, am 3. October 1878. Der Math »er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretschmer. Aufforderung. Di« am II. Mar I84S verstorben« Frau Emilie verw. GerichtSdirector Winkler ged. Pöpprg. hat m ihrem letzten Willen rin vermächtniß von 4000 eL mit der Bestimmung gestiftet, »ah »le Ztuseu da»»» a» »ndemtttelte «tttt»e» zweier htestge» «»»»rate» oder «rrichtsdtrertore» je süus Jahre laug «»»gezahlt werde» sole«. D«e eine Hälfte der Zinsen dieser Winkler-Pöppig'schen Stiftung ist auf die fünf Jahre 1878 bi» imi 1883 anderweit durch den BerfassunaseuSschuß deS StadtvrrordnetewEollegiumS zu vergeben. ES ergeht daher an diejenigen Frauen, welche darauf Anspruch machen können «nd » ollen, die Auf forderung. ihre Anmeldungen »iS zum 1L. «»»«»der ». I. im Geschäftszimmer der Stadtverordneten (Katharinenstraße Nr. 2», L. Etage) anzubttngcn. Sie bisherigen »utzutestertnueu können keine wettere Berücksichtigung stade« Leipzig, am 9. Ottober 1878. Der BersgffuugSauSschub »er Stadt»er»r»»err» vr. Schill. 'Aufforderung, den Handelsvertrag mit Italien best. Auf Antrag eines unserer Mitglieder damit beschäftigt, eine Eingabe an die Regierung behufs Wahrung der Interessen des Handels und der Industrie mit Bezug auf den demnächstigen Ablauf des Handelsvertrags mit Italien vorzubereiten, ersuchen »,r alle Diejenigen, welche an dem Handel nach Italien betheiligt find, ihre darauf bezüglichen Wahrnehmungen und Wünsche baldmöglichst und ISugttenS »iS zu» IS » «. schriftlich an unser Bureau, Neumarkt IS, I, mstzutheilen. Leipzig, den 11. Ottober 1878. Die HondelSkammer. ve. Sense!, S. Vom Reichstage. »es Fortsetzung »er zweiten Lesuug Soctalifteugesetzes. ' Berit». 11. Ottober. Heute war eigentlich der Tag, der für die Beendigung der zweiten Lesung deS Eocialistengesetzes von allen Seiten in Aus sicht genommen war, dre Beratbungen find aber erst der 8- ö angelangt und eS ist noch sehr fraglich, ob e- morgen, Sonnabend, gelingen wird, zu Ende zu kommen. ES hat sich klar herauSgeftellt, daß die Leidenschaften viel zu sehr aufgeregt find, als daß di« Beschlußfassung über daS gedachte Gesetz inner halb der üblichen Zeitgrenze zum AuStrag ge bracht werden kann. Deutschland steht eben mit seiner ganzen inneren Polüik an einem entschel- Lenden Wendepunkt und eS kann daher füglich nicht Wunder nehmen, wenn sich die berufenen Bettreier der Nation sammt der Regierung gründlich über di« neu beabsichtigte Ordnung der Dinge im Reich« auS- sprechen. Zu der Ausdehnung der Debatten trägt ferner der in diesen Tagen von leitender Stelle be tonte Umstand bei, daß wir in unserem deutschen Parlamente eine ganze Menge Fractione» und Gruppen haben, die alle mehr oder minder »um Wort kommen wollen Außerdem liegt es in der Natur der Dinar begründet, daß dem kleinen Häuflein der so- cialipischen Abgeordneten, die bei der Sache in erster Linie interesfirt sind, eine reichliche Berücksichtigung in der Wortertherluna geschenkt werden muß. Ehe der Reichstag heute in seine eigentliche Arbeit emttat, vollzog der Abgeordnete Bamberger eine Auseinandersetzung mit dem Abgeordneten Sonne- mann, der ihm vorgestern vorgeworfen, er habe 184» sich ähnlichen Bestrebungen hingegebrn, wie sie letzt an den Socialiften verfolgt werden sollten. Abg. Bamderarr wieS dem Abgeordneten für Frankfurt nach, daß er die Unwahrheit geredet habe. Die fort gesetzt« Brrathung über daS Socialistengesetz de» gann bei ß. 1», welcher von der Stellung der Ge nossenschaften, reaistritten Gesellschaften, ein- aeschriebenen HülsScaffen zu dem Gesetze handelt. ES ist bekanntlich überall im deutschen Reiche in den Kreisen der Mitglieder der Schulze« Delitzsch'schen Genossenschaften eine große Beun ruhigung darüber entstanden, daß auch diese letzteren von dem Gesetze eventuell getroffen werden sollen. Daß die Absicht der verbündeten Regierungen auf eine solch« Interpretation deS Gesetzes hinauSläuft, darüber hat eine Erklärung deS sächsischen Justiz- «inisterS Lbeken in der Kommission die nöthige Gewißbeit verschafft. Seitdem sind die Abgeordneten auS allen Gegenden Deutschland- von den Mit gliedern der Genossenschaften mit Bitten und Vor stellungen überschwemmt worden, daß man dem Gesetze keine derartige Ausdehnung geben möge und man hat sich dabei allseitig darauf berufen, daß die Genossenschaften niemals polittschenAgitationen irgend welch«rArt gedient haben; eia Anfahren, dessen Richtigkeit übrigens heute von allen Seiten anerkannt wurde. Die Lcnn- «isston hat bei der Borberathung de» Gesetze» bereit» gesüblt, daß in dieser Beziehung da» Gesetz eine Modlsication erleiden müsse, und sie har eine Milde rung oahin gehend eintreten lassen, daß die gedachten Geaoffenschaften rc. zunächst nicht zu verbieten, sondern nur unter staatlich« Eontrvle zu stellen feien. Da» war jedoch den Freunden der Genoffenschaften nicht genügend, und sie haben «» heute glücklich durchgesetzt, daß di« Genoffenschaften von dem Gesetze ganz auSge- aommen sein sollen. Dieser Erfolg wurde in der Hauptsache durch die für die gedachte Aenderung de» Gesetze» warm eintretenden Abgg. Schulze-Delitzsch, Me. LaSker und 0«. Delbrück derbeyefühtt. Na mentlich die Ausführungen de» letztgedachten Abge ordneten, de» ehemaligen Präsidenten de» Reichs- kanzleramte», übten sichtlich «ine grobe Wirkung au», »nd man kann sich ruhig dem Glauben hingeben, daß durch eine Maßregel, die dieser Mann vettheidigt, gewiß nicht die Wirkungskraft de» Gesetzes Abbruch erleiden wird. Au» den Bemerkungen de» preußischen Minister- de» Innern, Grasen Eulenburg, war tbrigen» herau-zusühlen, daß die Regierung der be legte» Aenderung ihrer GesetzeSvorlage keinen Wider stand entgegensetzen wird. Wir wollen nicht uner wähnt lassen, daß nach g. r»k d«S GenossenschaftS- BfttzeS die voll« Möglichkeit für di« Behörden gegeben V, Genoffenschaften auszultsen, »eiche sich anderen als im GenofsenschaftSstatut vorgesehenen Bestrebun gen Hingaben. Der 8- L de» Gesetzes führte den Abg. Bebel auf die Tribüne, der auf die Generaldebatte »urückgriff und von seinem Standpuncte aus dem Reichstage nochmals die Verwerflichkeit der Vorlage zu Semüth »u führen unternahm. Herr Bebel vermeinte den Mitalredern deS HauseS damit bange zu machen, daß er ihnen die Perspective eröffnet«, wie nach dem In krafttreten deS Gesetze-, nach der Unterdrückung der socialistischen Blätter und Buchdruckereien, sie, die deutschen Socialdemokraten, sich mit der ausländi schen Presse, von der sie bereits Anerbietungen er halten hätten, in Verbindung setzen und auf diese Weise Deutschland im Ausland« gründlich schlecht machen würden, eine Eröffnung, welche ein wahre- Hohngrlächter im Hause hervorrcef. Auch dem «Leip ziger Tageblatt" ließ Herr Bebel die Ehre der Be kundung seiner Empfindungen zu Theil werden, indem er dem Reichstage mittheilte, diese» Blatt, welche» dreSocial- demokratie ganz abscheulich verfolge, habe bereit- den Zustand erkennen lassen, der eintreten werde, wenn die Presse der socialdemokratische» Pattei nicht mehr exiftire und die Wahrheit dadurch nicbl an den Tag kommen lasse. Da- „Leipz. Tageblatt" habe zuerfft die ganz unwahre Nachricht veröffentlicht, daß die So- cialisten m Sachsen bereit- daran seien, geheime Verbindungen »u organistren. Durch derartige Mit theilungen müsse die Beunruhigung in der Bevölke rung immer größer werden. (W»r behalten uns vor. diesen Theil der Bebel'scheu Rede, wenn erst da- ofsicielle Stenogramm vorlieoen wird, dem Wortlaute nach wiederzugeben. Die Erbitterung Herrn Bebel'» und seiner Preß-Elique gegen daS „Leipziger Tageblatt" ist «ne so intensive, daß eS den Herren auf Entstellung weiter nicht an- kommt. Um Kampfmittel find die Herren niemals verlegen, enthält doch ihr Köcher nur gar zu oft die jenige Waffe, welch« sich bei Regenwetter auf der Straß« findet. Die Redaction de» Lechz. Tageblattes.) Die 88- 8 und 4 deS Gesetze» wurden ohne große Debatte mit derselben Mehrheit wie die vorausgehenden Paragraphen angenommen. Bei 8- 3 bekamen die Mitglieder de» Hause- und die Zuhörer auf den Tribünen schon emen gelinden Schreck, alS der Prä- sident vn kündete, daß der Abg. Bracke sich zum Wort gemeldet habe, welcher ganz die Eigenschaften eine» sein Auditorium einschläfernden DoctrinairS be sitzt. Herr Bracke begnügte sich jedoch mit einigen Worten und die Berathung konnte bald zum 8- b übergehen, welcher da» Verbot und die Auflösung von den socialdemokratifchen Bestrebungen dienenden Versammlungen, Festlichkeiten und Aufzügen betrifft. Hier trat »um ersten Male der Führer d«S Len- trumS, der erst vor wenigen Lagen in da» Hau» «in- «trrtene Abg. Dindthorst, auf den Kampfplatz. Derselbe hatte sich bereis gestern bei 8. 1 zum Wone aemeldet, dasselbe war jedoch wegen Schluffe» der Debatte ihm zu erlheilen nicht möglich gewesen, und nun hatte er sich den 8- ö zu ferner Red« gewLhlt, welch« die letzte Stund« der heutigen Sitzung noch recht interessant und belebt «achte. Die Ltndthorst'sche Rede lief in der Hauptsache auf «ine recht bSSartig« und giftige Philippika gegen den Reichskanzler hinan», deffe» Red« am Mittwoch die klein« hannoversche Excellenz anscheinend sehr ver drossen hat. Der Redner führte sein arSbsteS Geschütz in da» Feld und warf sich zum allerchnstlichtzen Ankläger »e» ganzen Regieruna-spslem» auf, auf dem der innere Bau de» deutschen Reiche» bericht. Der Kern der Luklage bestand in der freilich schon oft gehörten Be handlung, daß die Katholiken in Deutschland um ihre» Glau der» willen verfolgt und unterdrückt werden und die katholisch« Kirche von BiSmarck und Falk in Knechtschaft geschlagen sei. So lange aber «in derartiger Zustand existirr, werde man dt« socialiftische Partei nicht unterdrücke«. Herr Windthorst sprach über die heutig« Erziehung-weise in Schul« und Staat, ja über die ganze moderne Gesellschaft, die er ttn« nihilistische nannte, sein Anathema auS und fand dabei bei seinen GeffnnungSaenoffen im Eentrum lauten Bestall, während die Parteien auf der Linken und sogar der Rechten den zornigen Vertreter für Meppen oft durch Gelächter und Wider spruch unterbrachen. Zuletzt ging Herr Windthorft zu d,retten Denunnationen geg-n den Reichskanzler über, den er in indirekter Weis« einen Brandstifter nannte, dem man wegen dieses Handwerke» doch un möglich Löschanftalten anvertrauen könne. Herr Windthorft verflieg sich ,u der unerhörten Dreistigkeit, da- deutsche Reich in seinem Innern für bankerott zu erklären und von den deutschen Fürsten zu behaupten, sie wüßten nicht, wie es im Reiche stehe. Er selbst bot sich an, vor dem Lreopag der deutschen Fürsten darüber die nöthige Aufklärung geben zu wollen. Der Abg. Windthorft kann sich ikdenfallS nicht über Mangel an Redefrei heit im Reichstage beschweren, da der Präsident ihn in keiner Weise corrigitte. Herr von Forckenbeck war jedensalls der Ansicht, daß die Erwiderung aus diese über alle Maßen heftigen Angriffe dem Fürsten BiSmarck selbst überlaffen bleiben möge, und man wird abzuwarten haben, wa» in dieser Beziehung die nächste Sltzung bringt. Der ReichSkaniier war heute wahrend der ganze» Sitzung nicht nn Hause an wesend. Au» der Rede de- Abgeordneten Windtboist ist jedenfalls da» Eine zu entnehmen, daß eS bezüglich de» Ausgleiche- mit dem Vatikan noch gute Wege hat. Wenn irgend wie Aussicht vorhanden wäre, daß der Culturkampf auf Grund von Eoncesflonen an die katholische Hierarchie beendet werden könne, dann würde wohl der Führer der Mtramontanen sich nicht zu solchen Angriffen gegen die ReichSregierung haben hinreißen laßen. klebrigen» bewies der Ada. Windthorft, daß selbst ein so geschulter und geschickter Redner, wie er e» ist, sich im Feuereifer zu einem großen Fehler verleiten lasten kann. Nachdem er den Beweis dafür zu führen versucht, daß gar kein Grund für Erlaß de- Socia« listengesetzeS, da von Nobiling nicht bewiesen sei, daß er zu der Socialdemokratie gehöre, di« Sachlage somü noch aenau so sei wie im Frühjahr, kam er auf die gestrige Rede de- Abg. Hasselmann zu sprechen. Er meinte, daß dieselbe allerdings einigermaßen dazu geeignet erscheinen könne, für da» Gesetz den Bewer ber Nothwendigkeit zu erbringen. Redner laS nun dem Vertreter für Elberfeld-Barmen ganz gehörig den Text ob seiner Ungeschicklichkeit, er rief mit Pathos auS: ,La, Herr Haffeimann, wenn Sie e- allerdings so meinen, wenn Sie Hhre Wünsche mit Gewalt durchsetzen wollen, dann können wir nicht mehr mit Ihnen diScutiren". Natürlich erhob sich bei diesen Motten ein stürmisches Gelächter in den Reihen der Nationalliberalen und Eonservativen und «S war augenscheinlich, Herr Windthorft hatte mit diesen Worten den beabsichtigten Eindruck seiner Beweis führung zu nicht« gemacht. Um ö Uhr Nachmittag» vertagt, sich da» sehr er müdete Hau» aus Sonnabend vormittag. -» » * verltn, 11. Ottober. Zwei Momente traten in der heutigen Specialdevatte über da» Ge« nossenschastSwesen hervor, welch« da» lebhaft« Interesse de» Hause» uns der überfüllten Tribünen in Anspruch nahmen. ES waren die erste Rebe Delbrück s, welche er in seiner Eigenschaft als Abgeordneter vom Platz« auS hielt, und >«n« d«S Abg. WindthorL (Meppen). Die gewichtige Red« d«S ehemaligen Reich-kanzleramtS-Präfidenten trug ohne Zweifel da- Meiste zur Annahme d«S von den Nationottiberalen eingebrachten Amendements bn, welches die GenoffenscdaftSraffen der Wirksamkeit de» Socialiftenaefetze» entzieht. Jedenfalls bewirkt« di« Rede Delbrücks, daß ein ansehnlicher LheU der Freiconservattven gleichfalls für da- Amendement der Nationalliberakn stimmte, obwohl der Minister Graf Eulen bürg sich «gen einen Theil de» Amen dement», welcher die HülsScaffen betrifft, mit der Bemer kung wandte, daß derselbe unannehmbar sei, weil sich ver botene Vereine in HülsScaffen umwandeln Vnnten. Delbrück kehrte stch während seiner Rede nicht ohne Absicht zwe, Mal gegen den Minister de» Innern. ES ist begreiflich, daß dieser Umstand di« Sensation erhöhte, welch« die Red« diese» Staatsmann«» ber- vorrief. Denselben in» ReichSkanzler-Amt zurück,u- führen, gilt al» ein« jener Bestrebungen der Rationab liberalen, die bei einer neuen Zusammensetzung de» preußischen Labinet», sowie bei einer Reorganisation der RnchSverwaltungSämter dnrchaesühtt werden soll. Man muß die Bewegung im Hause beobachtet haben, al» Delbrück aus seine frühere Stellung bepignehmend sagt,: er al» aller Verwaltung-beamtet möchte die Gefahren, die die Administration der Genoffenschaften den Behörden bereiten würde, gern von diesen fern- halten. ES lag in diesen Worten nicht- Ostensible», aber sie sollten doch die Stellung charakterifiren, »elche Delbrück in einer wichtigen politischen und w,nb schaftlichen Frage zu den entgegenftehenden Parteien einnimmt. — Der Rede de- Abg. Windthorft (Meppen) sah man in Abgeordnetenkreisen erwar- tunaSooll entgegen. War eS doch ein stehender Satz in der volitischen Unterhaltung, daß man au» der ersten Rede Windthorft'» im Reichstag« erkennen werde, wie nah oder fern der Abschluß eine» a—Soe ttveoäi zwischen Rom und Berlin gerückt sei. Wäre diese Annahme richtig, so müßte nach seinen heutiaen Ausführungen di« Beendigung de» Eultiir- kampse» in weiter Ferne liegen. Unter dem heftig.» Widerspruch de» HauseS vemerkte er: so lang« ünfzehi» Millionen deutscher Katholiken in der lnS- rerigen Weise ihres Glauben» wegen verfolgt würden, önne man die Regierung nicht unterstützen. Wir wollen eine Regierung, aber nicht diese! — Auf den Abgeordnetenbänken der Liberalen wurde mit ecner gewissen Genugthuung registrirt, daß vor läufig da» Tischtuch zwischen dem Vatican und der Wuhelmstraße zerschnitten sei. ES würde wenig helfen, äußerten einflußreiche liberale Abgeordnete, wenn man sich beute noch auf den osficiösen Stand- punct begeben und dem Abg. Windthorft eine persön liche Politik treiben ließe, die sich im Gegensatz zu dem Papste befindet. Die heftigen Angriffe de» Een- trum-sührerS gegen die MehrheitSparteien im Hau,»-, die allerdings durch den Humor der kleinen Meppencr Excellenz gemildert wurden, ließen deutlich erkennen, daß er keine Rücksichten un Interesse Rom» nach irgend welcher Seite hin zu beobachten habe. ES ist gut, daß dieS so gekommen, weil sonst im preußischen Abgeordnetenhaus« die Position de» CultuSmtnistett, in» Schwanken gerathen wäre. Sitzungsbericht. *vertta, II. October. (Zur Ergänzung d-s gestrigen Telegramm».) Abg. ve. Schulze- Delitzsch: In Be,ug auf die eingetragenen Genossen scdasten, denen in Bayern die reg,stritten G^ell- schaften gleichstehen, welche beide Arten von Verorr düngen, also in diesem Gesetz immer zusammenzu- fassen find, bestehen die strengsten Androhungen, wenn sie irgend etwa» Andere» betteiben, al» in dem Statut ausgesprochen ist und al» die Geschäfte, welch.- fle bei der gerichtlichen Eintragung bezeichnet haben. Schon da» GenoffenschaftSgrsrtz scbrewt für dir,e- Fall sofortige Schließung vor; e» liegt also nicht der gMogftr Grund vor, die Genossenschaften unter da.-; vorliegend« Gesetz zu stellen. Wenn nun aber die Gmvffenschaften bei Verfolgung ganz loyaler und ge ttttich gewährleisteter Zwecke diesem Gesetze verfallen «len, so würde da» ihren gänzlichen Ruin Herde, ühve». Die niederen Beamten scheuen nichts » sehr, alS den Vorwurf ihrer Vorgesetzten, zu ax »u verfahren, sie werden also sehr bald gegen die Genossenschaften Vorgehen, und sobald nur eiuige derselben unter staatliche Verwaltung «stellt werden, nimmt dal Mißtrauen aegen alle überhand, der Credit ist ihnen abgeschmtten und damit die Lebensader unterounden, so daß sie zu Grunde geben müssen, mit ihnen aber auch Tausend von Privatleuten, welche solidarisch mit ihrem Privat- vermögen für sie haften. Da» ist absolut unvereinba, «ft de« RechtSstart und verstößt gegen di« elften Principien jede» geordneten StaatSleben». Wollen Sie durchaus dieses tendenziös« Ausnahmegesetz, — nun, ich will keinen an diesen Genuß verhindern; ab« den Ruin der Genoffenschaften, den Ruin vicler Tausend« von redlichen, fleißigen Staatsbürgern, ko lossal« VermögenLverluste Anderer möchte ich wenig- ftm» ausdalten. Und ich bitte doch zu erwägen, wa» außer dieser unglückseligen privatrechtlichen noch für andere Folgen sich au» der Schließung der Genoffen- schasten ergeben würden. Die ruhigsten und fried lichsten Leut« machen Sie dadurch geradezu zuSocial- dem»traten, Sie vergrößern deren Anhänger um da- Zehnfache. Hunderttausend« zu Grunde zu ruhten, di« den mühevollen Weg der Selbfthülfe veschrriien, da» können Sie nicht verantworten. Abg. v. Goßler rühmt die Wärme in der Rede
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