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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-15
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1878
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Erscheint tSgUch früh 6 ' /. Uhr. »«»«««„ «» «wedttto, JoyanrstSgasi« ÄS. >Prrchß,»S„ »er Nrt«No»r Vormittag» IS—12 Uhr. RachmittggS 4—- Uhr. der für die nächst- Nummer bestimmten an Wochentagen bi» hr Nachmittags, an Sonn- > Festtage« früh bi- V,V Uhr. r» de» Filiale» stk Z»Ü L»»ah«t : Ölta Klemm. UniversitLtSstr. 22. Lonis Lösche, Aalharnienstr 18,p. bi- Uhr. UtipugerTagclilalt Anzeiger. dWn für Politik, Localzcschitte, Handels md Gtschästkverkchr. Meb-Asfla-e IL^OG. Zid»»»e»e,t«»rrt» »ktteIt.4^,HL, ««1. Vrinaerloha L Mt. durch die Post bezog«» « Mg Jede einzeln« Nummer » -f. Belegexemplar 10 «. Gebühren für Erttabeaagm ohne Postdefdrderung S« «k. mit Postdefvrdcrung 4» Rk. ?nstratr Sgesp Petitzeile 20 Pf. frühere Echnsten laut unserem Preisverzeickmiß — Tadelarffcher Satz »ach höherem Tarif. Nttla»e» „Irr de» RebocNoneikich di« Spaltzeil« 40 Pf- Inserate find stets an d. «epedNi»» zu senden. - Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr^ranmenaa-o oder durch 288. Di-nStag den 15. October t878. 72. ZühMNg. Bekanntmachung, tz«s Hanstreu zu« «»- oder verknaf «etzrnuchler Kiettzer, Betten nntz tzergl. tzetr Häusia« Zuwiderhandlungen gegen di« Bestimmung in 8. 5«^ der Reich»-Gewerbe-Ordnung, nach welcher gebraucht« Kleider. Betten und dergl. vom An- und verkauf im Umherziehen auSgeschloffen sind, veraillaffen uns. diese» Verbot unter Hinweis darauf in Erinnerung zu bringen, daß das Hausiren zum Zweck« de- An- und verkauf» gebrauchter Kleider, Belten und derol. fowvdl in tzr« Messen, wie nutzer -enselben unstatthaft ist, und für jeden LonkaventionSfall mit Geldstrafe bi- zu 150 und ,n Fällen de- Unvermögen» mit Haftstrase bi« zu 4 Wochen bestraft wird. Leipzig, den Lv. September 1878. Der «attz »er Stadt LeiHzi». Vr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung, Pie ÄMWobtlinr-Vrantzeaffen-Beiträge betreffen». Zufolge Verordnung der König!. BrandverficherungS-Commission vom 85. Juki d. I. kommt der aus da« zweite Halbjahr 1878 entfallende, zu« 1. Oktober b. I. zahlbare halb« Jahresbeitrag von der Grbnnpe- versichern«» nicht zur Erbebuna. Dageqen bewendet eS bezüglich der «bentrichtnng her balbjnbrige« Beiträge sstr bi« versichern««, tvtzustrieler unb landwtrtbichaftltcher Betrtebsgegenftnnbe. sowie wegen der «achnnblnng der au» frühere Termine sich berechnenden Stückbkitrige, anch rückstchtltch der Gednudeverstchernng bei den bestehenden g«setzl»ch«n Bestimmungen. , ^ . ES werden demnach alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter, welch« derartig« Beiträge zu enkichten haben, hierdurch aufaeiordett. dieselben vom 1. October ab spätestens binnen acht Laaen b«, der Brandcaffen(.elder-E»nnahme allhier — Brühl Nr. 47/ül, S. Edege — zu bezahlen, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßregeln geaen die Restanten rinketen müssen. Leipzig, am 30. September 1878. Der »ntb ber Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Scharlach. Vermiethung. Die von den Herren Bruhm L Schmidt gekündigten GrfchSstSlvealitiiten in der 1. «tage deS der Stadtgemeind« gehörigen HauseS SellterS Hof, bestehend auS 2 Zimmern nach der Grimma'schen Straß« heraus und 3 Hofzimmern, iv»e« vom I. April 1t»7- an aus drei Jahre Donnerstag den 17. d. M, vormittag« 11 «tzr, an RarhSftelle anderweit an den Meistbietenden vermicthet werden und liegen ebendaselbst schon vor dem Termine die BermiethungS- und Versteigerungsbedingungen zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 5. October 1878. Der »attz tzer Statzt Leipzig. vr. Tröndlin. Eerntti. Bekanntmachung. Das Befahren der Wege des Änbannaparke« mit Lastfuhrwerk, beladenen wie undeladenen, ist laut Placat seit längerer Zeit allen Unbefugten bei Skase verboten. Indem wir dieses Bcrbot auch hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringen, verfügen wir »uglerch, daß der durch Anschlag an den Eingängen de- JohannaparkeS ertheilten Weisung, recht» zu fahren, auf da- Strengste nachzugehen ist. Zuwiderhand lungen werden mit Geldstrafe bis zu «0 Mark oder Haft biS zu 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, den 18. October 1878. Der N«th per Stgbt Leipzig. ve. Tröndlin. Wangemann. Nicolaigymnasium. E» ergebt hierdurch an alle Eltern, welche Ostern 1879 der untersten Eiaffe deS Nicolaigymnosiums Knab n zuzuführen beabsichtigen, die ergebenste Aufforderung, dieselben schon jetzt bei dem Unte» zeichneten zum Behufe einer vorläufigen Vormerkung anzumelden. Eine kune schriftlich« Notiz mit Angabe deS vollen RamenS, des Geburtsort«, -tag- und -jahreS und deS derzeitigen ElassenrangS d«S Knaben, sowie der Woh nung der Eltern ist zu diesem Zwecke genügend Die Angabe der Wohnung ist auS dem Grunde von Be deutung, weil der Unterzeichnete angewiesen ist, im EollisionSfalle den einheimischen Knaben, welche »m östlichen Theile der Stadt wohnen, vor den im westlichen Bezirke wohnhaften den Vorrang zu geben. Vor- autzfichtlich wird die Anstalt auS Mangel an Raum Ostern künftigen JahreS nur eine Sexta formtreu können. Leipzig, den IS. October 1878. Prof. Ti». Vogel. Bekanntmachung. Das Qnartier-Nmt und die Hunbestener-Gtunnhme befinden sich von heut« ab SntbnrinenKrntze Nr. 2S, 1. Etage (Alte RarhS-Waage). Leipzig, am 14. Oktober 1878. Der Nnth der Stndt Leipzig. vr. Tröndlin. Vas Schicksal des Socialiftengesehes. Berlin, IS. October. Der Reichstag sollte nach den Dispositionen, wie sie am Anfang der eben abaelaufenen Woche getroffen waren, am 15. Octbr. geschloffen werden. Aber der Sang, den die Be- rathnngen genommen haben, veranlaßte den Minister des Innern, Trafen Eulendurg, sich noch einmal in Eontatt mit dem Präsidenten v. Forckenbeck zu retzen, und man soll gemeinsam zur Ansicht gelangt se», baß dt« Sitzungen de- Reichs tage- nicht vor dem 1«. aeschtosien werden können. Die Majorität, mit der schließftch da- ganz« Gesetz -egen bi» Sottab demokraten angenommen werden wurde, ließ sich nach den ersten Abstimmungen ziemlich genau de» rechnen» indeß hat der gtstrige Tag die Lalculation als nicht richtig bewiesen. Es bleibt ungewiß, ob nicht ein geringer Theil vom linken Flügel der nntionalliberalen Partei, der freilich kleiner sein wird als die Schaar der gestrigen Dissi denten, sich bei der entscheidenden Abstimmung auf die Seite der Opposition schlagen wird, die allerdings damit noch nicht die Mehrheit aewinrren würde. Andererseits macht sich jedoch die Meinung gellend, daß der Abg. Lasker und seine näheren Freunde für da- Ganze deS Gesetzes stimmen werden, wenn di« Regkrung nicht für die dritte Lesung Compromißbedingungen ausstellt, die anzunehmen dem linken Flügel der Nationailiberalen nicht thun- sich erscheinen dürste. Der Abg. Bamberg er hat in der aestrigen Srtzung den Standpunkt präcisirt, den die ausschlaggebende Partei zum Gesetze überhaupt einnimmt, auch wenn nicht über einzelne Bestimmungen von allen ihren Mitgliedern gleiche Voten abgegeben werden. ES wird die- wahrscheinlich auch her dem Preßparaaraphen eintreten, der morgen zur Ab- Ammung gelanost. Bon einsichtigen konservativen Mitgliedern d«S Reichstage- wird de-halb auch, wie wir hören. Anlaß genommen, an geeigneter Stelle den Wunsch auHusp, echen, daß auf dieNatronalliberaIen keine »» große Pression geübt werden solle- ihre Bereitwillig keit, da- Nothgesetz unter den erschwerendsten Um ständen anzunehmen, sei durch di« gestrige Abstim mung bis zur Evrdenz constatirt. In diesem Sinn« hat man sich auch in bundeSräthlichen Kreisen geäußert, so daß den Eompromißverhandlun- aen, di« zwischen der zweiten und dritten Lesung stattstnden werden, mit Beruhigung entgegengc- ehea wird. * * * * Berit», 18. Oktober. Der Verlauf oer heutigen Sitzung hat gezeiat, daß di« veremiqte Opposition gegen da- Gesetz ihre Hoffnung, dasselbe an dem einen oder andern Punkt von principieller Bedeutung zum Fall« zu bringen, noch nicht aufgiebt, sondern ihren Widerstand fortsetzt. Die Thatsache, daß jeder Para graph, in dem sich der bestimmte «weck de- Gesetze- nnch irgend einer Richtung hin erkennen läßt, dazu berucht wird, auf die Generaldebatte zurückzugreifen, «in Beginnen, das klar den Willen der Gegner der Lorlaoe, die Verathungen möglichst binauSzuschieden, autzdrückt, hat »Ile Berechnungen über den Haufen geworfen, bi- zu welcher Heit wohl die zweit« L sung de- Gesetzes zu Ende geführt werden kann. Denn ei in de« oi-h«igen Tempo weite r fortgebt, so vergebt mindestens noch die ganz« nächste Woche, ehe der Reichstag bei dem Schlußparagraphen et Gesetze- angeläugt sein wird Um rascher die Sach« zu erledigen, bleibt nur der Fall denkbar, daß endlich auch den Gegnern de» Gesetze- das stundenlana« Reden überdrüssig werden wird und sie weiteren Widerstand aufgeben. Für die Möglichkeit diefs Falles ist nach den Ergehniffen der heutigen Sitzung einige Hoffnung insofern vorbanden, als sich in derselben evident herauSgestellt, daß für da- Ge setz selbst in denjenigen Bestimmung«« »ine entschie den« Mehrheit vorhanden »ft, welche einer Anzahl Mitglieder der nationalliberalen Parte» als zu weitgehend erscheinen. Es Kat heute der FM «», daß die vereinigten Oppositionsparteien die W>«» stützung dieser vom Gros der Ralionalllberalen theil- weise diffentirenden Abgeordneten (14 Stimmen. D.R.) bei einem Punkte erhielten, und trotzdem batte das Gesetz noch eine Mehrheit von 33 Summen. Dieser Punkt betraf die Bestimmung, daß Ver sammlungen, von denen durch Thatsachen die An nahme gerechtfertigt »ft, daß sie zur Förderung von auf den Umsturz der bestehenden Staat-- und Gesell schaftsordnung gerichteten Bestrebungen, zu verbieten sind. Die Gegner de« Gesetzes nahmen ganz richtig an, daß unter diese Bestimmungen auch die Wahl- Versammlungen fallen und eS lagen zwei Anträge vor, die beide bezweckten, solche Versammlungen außerhalb des Gesetze- zu stellen. Der eine An trag war von dem welk sch-vatticulariftischen Abge ordneten Brüel gestellt und von dem Centrum unterstützt, während der andere gleichartige Antrag noch kurz vor der Abstimmung von dem Abgeordneten vr. Hänel eingebracht wurde. Es konnte nicht zweifelhaft sein, daß beide Antiäge eine Durchlöche rung de- PrincipeS der Vorlage bedeuteten, denn wenn den Eocialdemokraten gestattet werden soll, in Wahlversammlungen weiter agüiren zu können, so brauchte eigentlich gar kein Specialgesetz gegen die Social- demokrntt« «macht zu werben. Seitens de- preußischen Ministers deS Innern unddeSAbg. v. Kardorsf wurde da- auch bestimmt hervorgehoben und letzterer wie« nach unserem Dafürhalten »n triftiger Wcise darauf hin, daß eine Wahlversammlung, welche den Zweck Hab«, die Wahl de- Abg. Haffelmann zu be treiben, ganz entschieden von dem Bestreben geleitet sei, dasjenige zu befördern, wa- eben von dem sor- liegenden Gesetze gehindert werden soll. Der Abg. vr. La-ker, der, obgleich er für 8. i des Gesetzes gestimmt hat, in mehreren Punkten sich von seiner Partei kennt, erklärte, daß er für das Amendement Hänel stimmen werde, er verhehlte zugleich aber dem Antragsteller nicht, daß Dieser, falls der Antrag ab- aelehnt werden würde, seiner Sache einen sehr schlimmen Dienst geleistet habe, da dann gewiffer- maßen die mit der Ausführung deS Gesetze- betrauten deutschen Polizeibehörden sich darauf berufen könnten, daß die Maiorität deS Reichstages den Sinn deS fraglichen Paragraphen der Vorlage dahin interpretirt habe, daß eben jede Wahlversammlung, die behufs der Aufstellung der Eandidatur eine- Socialdemo kraten und der Förderung dieser Eandidatur statt finden solle, zu verbieten sei. Bei diesem Paragraphen bekamen die Mitglieder des Hauses zum ersten Male eine Rede de- in BreSlau gewählten Abgeordneten und Photographen Rein- der- zu hören. Dieser Vertreter der Socialdemo kratie versteht es, wie viele seiner Genoffen, eine lanae Reihe von Sätzen fließend und mit einem ge wissen Uplomb herzusagen, indeffen er wiederholt die einzelnen Redewendungen wohl ein halbe- Dutzend Mal und wird dadurch sehr bald langweilig. ES hatte den Anschein, al- werde er sich innerhalb der Grenzen de- parlamentarisch Zulässigen halten, indeffen mit einem Male schwang er sich zu den Gepflogenheiten der Herren Liebknecht und Haffelmann empor und be hauptete von denjenigen Abgeordneten, die für da- Gesetz stimmen würden, und nicht minder von der Regierung diese müßten wegen „LandeSverratheS" in Lnklagezustand versetzt werden, da durch da- Gesetz di« Reich-, und Landesversaffnngen umgestoßen wür den. Selbstverständlich erregte diese Dreistigkeit einen Stur« des Unwillen- und der Entrüstung im Hause, der sich erst allmälig, nachdem d r Aba. Rein der» zur Ordnung a« usen worden war, beschwichtigen ließ. Rach mehrstündiger Debatte konnte endlich tin Amrag auf Schluß derselben durchdringen und unter lebhafter Bewegung i« Hause verkündete der Prä sident, daß die Abstimmung über die Anträge der Abgg. Hänel und Brüel. bez. über den 8- 5 de- Se- setze- nach der EommisstonSvorlaa« vorgenommen werden solle. Plötzlich stellte der Fraction-vorstand de- Eenkum-, der »bg. von Frankenftein, noch den Mittag aus namentliche Abstimmung, wieder «in- jener Mittel, um den Gang der verathung möglichst zu verzögern. Laute AuSruse de- Unwillen» wurden t« den Reihen der Eonservat'ven und der Rational- liberalen laut, indeffen der Antrag wurde von min desten- 50 Abgeordneten unterstützt und eS blieb nach der Geschäftsordnung nicht« Andere- übrig, al- dem Antrag« ftattzugeben. Die Ausführung dcS AnkageS war um so zeitraubender, als die namentliche Ab stimmung in der nächsten Sitzung nochmals wieder holt werden muß. weil der Antrag drs Abg. Hänel in der heutigen Sitzung nicht gedruckt vorlag. Die namentliche Abstimmung wurde nicht- desto we niger mit der lebhaftesten Spannung verfolgt. Nach etwa einer Stunde waren die Schriftführer so weit, dem Präsidenten da» ResuUat mütheilen zu können und dieser verkündete, daß der Antrag Hänel mtt 800 gegen 187 Stimmen abgelehat sei. Große Er regung ging bei dieser Verkündung durch das Hau», die gegen da« Gesetz stimmenden Parteien waren augenscheinlich sehr betroffen und niedergeschlagen. Bon den sächsischen Abgeordneten stimmten, wie schon gemeldet, außer den socioliftischen und fortschrittlichen Abgeordneten auch der Vertreter für Zittau, vr. Rientzsch, für den Antrag Hänel. dagegen die sämmtlichen anderen Abgeordneten mit Ausnahme d.S Abgeordneten Bopel, der in der Sitzung, wa« wir biermit berichtigend bemerken, fehlte. Wir wollen bei düser Gelegenheit zugleich bemerk», daß gegen den 8. 1 deS Gesetze- von den Sachsen die Socialiften und die drei Fort schrittler Eysoldt, Streit und Echaffrath, die übrigen Abgeordneten dafür gestimmt haben. ES bleibt noch übrig, der großen Rede zu gedenken, welche der Abgeordnete Bamberger am Schluffe der heutigen Sitzung hielt, nachdem die Berathung zu dem 8 6 der Vorlage überqegangen war, der von den Maßregeln gegen die socialdemokratische Presse bandelt. Die Bamberger'sche Rede war dre Anttvort auf die provocirende und rücksichtslose Rede, die der Abg. Windthorft am Tage vorher gehalten und wobei er namentlich auch die nationalliberale Partei angegriffen hatte. Die Ausführungen deS Abgeord neten Bamberger waren nach dem Recepte gehalten: „Auf einen groben Klotz gehört em g> ober Keil", und das Centrum schäumte oft auf vor Aerger und Er bitterung über die ebenfalls rücksichtslose Art, mit welcher der Redner die Liebesdienste, welche sich Ultran-.ontane und Eocialdemokraten gegenseitig bei den letzten Wahlen bezeigten und auch jetzt im Reich-tag erweisen, an den Pranger nagelte. Der Abgeordnete Bamberger, welcher seinen glücklichen Tag hatte, war in st inen Deduk tionen sehr hieb- und sattelfest, indem er für seine Anklagen gegen die ultramontane Compagnie Windt- Horst und Genoffen die Beweise schwarz auf weiß bei brachte. Er zog unter Anderm Ottainal-Wahlschrift- stücke auS seiner Mappe, auf denen km» und bündig zu lesen war, daß der Abgeordnete und Domkapitular vr. Moufana in Mainz dem socialdemokratischen Wahlcomite daselbst versprochen hatte, in seinem Sinne im Reichstag wirken zu wollen, worauf da« gedachte EomitS die Socialiften auffordertr, Mann für Mann die Stimmen für Mousang abzugeben. Umgekehrt batte ganz dasselbe Berhültniß in Offenbach ftattge- fanden, wo die Ulkamontanen die Unterstützung. d,e rhnen rn Mainz durch die Eocialdemokraten zu Theil geworden, dadurch vergalten, daß sie ihr» Stimmen auf Liebknecht vereinigten. Die persönlichen Erklärungen, welche darauf die Abgeordneten Mousang, der im Reichstag vollstän dig in der äußern Gestalt eine» römischen Priester» auskitt, und Liebknecht abgaben, vermochten a» den Bamberger'schen Mittbeilungen nicht viel adzu- schwächen, im Segentheil, Bamberger war in der Lage, danach unter der Zustimmung der Majorität de» Hauses zu constatiren, daß Mousang und Liebknecht di« Wahrheit seiner Angaben bestätig hatten. Ganz zutreffend war auch, wa» der Abg. Bam- berger zur Widerlecung de» Borwurfe» bemerkte, die nationalliberale Patte» sei inkonsequent, indem sie jetzt für ein Gesetz stimme» da» sie im Frühjahr ver- worfen habe. Der Redner erklärte, er und ferne Partei seien sich der bedenklichen Punkte de» Gesetze» wohl be wußt, indeffen sie feien dennoch mit vollem Bewußtsein gewillt, dies« Bedenklichkeiten mit in Kauf zu nehmen und sich e»ne gewisse Selbstbeschränkung nach verschie denen Richtungen hin aufzuerlegen, und zwar aus dem Grunde, um zu verhüten, daß die Eocialdemo- kratie uns immer mehr einer ganz ausgeprägten, in ihren Folgen ganz unübersehbaren Reaktion entgegen keibe. Gegen eine solche Gefahr Hab« die G.sellschaft sich zu schützen da« Recht, die Gefahr sei aber erst mü dem zweiten Attentat auf den Kaiser so dringend her voroeketen. Abg. Bamberger sprach die bestimmte Hoffnung auS, daß m»t der Durchsüdrung de» Se ciakftengesetzeS «in entscheidender Wendepunkt in der inneren Entwickelung Deutschland» herbei ze- kommen sein werde und zwar insofern, als Jeder mann klar werden müsse, daß eS auf dem bisherigen Wege nicht weiter gehen könne. Alle Schichten der Gesellschaft, sogar die Regierungen, Hütten eine» Theil der Schuld daran, daß im Innern unsere« Reiche- ein Zustand solcher Gefahr entstanden und es werde hoffentlich nach Erkennung dieser Gefahr eine allge meine Umkehr stattsinden. Wir glauben, daß die heu tige Bamberger'sche Rede vollen Anspruch darauf hat, von recht Bielen mit Aufmerksamkeit gelesen zu werden. Die heutige Sitzung sollte nicht ohne «inen stür mischen Zwischenfall schließen. Den Abg. Windt- borft hatten sichtlich die Darlegungen deS Abg. Bamberger über da-vündmß zwischen den Ultra- montanen und den Socialdemokralen bei den Wahlen stark verdrossen. Er erhob sich zu einer perfönlick en Bemerkung bez. thatiächlichen Berichtigung, überschritt aber im zornigen Eifer die Grenze des parlamenta rischen Anstande-, indem er den Abg. Bamberger der Lüge beschuldigte. Damit war Herr Windthorft der Correctur deS Präsidenten vcifallen, der ihn in aller Form zur Ordnung rief. Er machte zwar aller hand Anftiengungen, sich auSzureden, indeffen Herr von Forckenbeck erhielt den Ordnungsruf mit stren gen Worten ausrecht. P-Ittische Iledrrsicht. Leipzig, 14. Oktober. In Preußen giebt e» eine „Frage Kalk-, welche seit Jahr und Tag in der Schwebe bleibt und die durchaus zur Seeschlangc geworden ist. Dieser verdiente Staatsmann, dem da» Loo» zu Theil geworden ist, Orthodoxie und Iesuiti»mus z« Feinden z« haben — viel Feind, diel Ehr — soll bald au» seinem Amte scheiden, bald wieder darin verbleiben; kurzum e» erübrigt nur, einfach »u melden, was auS „eingeweihten" Kreisen ver lautet. Die neueste ossicivse Version ist folgende: Die augenblicklich durch die liberalen Blätter laufen den Gerüchte über den Rücktritt vr. Falk'» müssen da- größte Befremden erregen, nicht nur weil dieser Rücktritt doch allein den Ulkamontanen und Ottho- boxen, und nie den Liberalen zu Gute käme, sondern nur allein deswegen, weil diese Gerüchte augenblick lich viel unbegründeter find al» je zuvor. Wir glauben sogar zu wissen, daß vr. Falk'S Bleiben ,m Amte jetzt kaum noch zu bezweifeln ist und daß die Besetzung der vacanten Stellen d«S Oberkirchenrath» in seinem Sinne, nicht in dem de? Hofpredigerpattei erfolgen werde. Die „Germania" hat die Nachricht verbreite:, daß Fürst Bi»marck ein längere- Schreiben an den Cardmal-Staat-secretair Ring gerichtet habe, und Hat auch über den Inhalt diese» angeblichen Schreiben» Mittbcilunaen gemacht. Wir können versichern — meldet dre „Post" — daß alle diese Angaben vollständig auS der Luft gegriffen sind * . * vom Schauplatz« der Okkupation nichtReuek. Der „N. Fr. Pr." wird nur gemeldet: Seraiewo, IL. Oktober: In specieller Mission de» Kriegs Ministerium- kaf Generalstab»»Oderst Merkel »«Hauptquartier ein. DerHerzoa vonWürttem- berg und Generalstab-ches Alvori sind gestern von Livno hier augekommen. Hadschi Loja,
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