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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-16
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1878
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ErfchctrU täglich früh 6'/, Uhr. Ritxtt-M >«d GiPr-tN»> JohanniSgafs« SS. >»rrchß»»de, irr Lr-ertte«: vormtttags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—4 Uhr. der für die nächst- Nummer destinunten au «ochentageu bis hr NachmittaaS, au Soun- > Festlage» srühdtS V.8 Uhr. In de» RUchr, fltt Jat Lmmh«: Ott» Klemm. Umverfitälsstr. 22, 289. WpziM Lagcblaü Anzeiger. Orga» fir Politik, Localgeschichk, Handels und GeschästSverkrhr. Mittwoch den 16. Oktober 1878. «ed-««fl«Le LL.8YG. vtertüt- 4^/,srL, i»cL Bringrrloh« L ML. durch dt« Po- bezöge» « ML I«de einzeln« Nnmrner 24 PL Belegexemplar w Pf. Gebühren sür Extrabeilage» ohne Poitbefvrderimg 34 ML mit Popbefvrderung 4L ML ?»jerate üaesp Prtttzeil« 2u Pt. ^rbsier« «xhnftrn laut nnsevem Preisverzerchmß. — Tabellarffcher Satz »ach bübercm Tarif, tleetame» aatrr dem Lrdacttem-rtch di« Spaltzeil« 40 Pf. Inserate stad stetö an d. LrpEea zu send«». — Rabatt wirb Midi gegeben Zahlung praeanmanmoa oder durch Postvvrschuh. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Da- Befahren der Wege des AodanuaparteS mit LaftfntzrnoerL beladenen wie unbeladenen, ist laut Placat fett längerer Zeit allen Unbefugten bei Strafe verboten. Indem wir dtefe- Verbot auch hierdurch zur öffentlichen Kenntmß bringen, verfügen wir zuglerch, daß der durch Anschlag an den Eingängen de» JohannapaikeS ertheillen Weisung, rechts zu fahren, auf da- Strengste nachzugehen ist. Zuwiderhand lungen werden mit Geldstrafe bi» »u «0 Mark oder Hast bis zu 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, den 12. October 1878. Der »nth 4er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Dangemann. Bekanntmachung. Die Jahreszinsen der zur Unterstützung für ältere Jungfrauen in Leipzig, welche ihren Lebensunterhalt durch Rätren, Sticken, Stricken und sonstige dergleichen weibliche Handarbeiten erwerben oder früher er worben haben, aber in Folge von Krankheit, Alter-- oder Augen-Schwäche vbllig arbeitsunfähig oder auch nur minder arbeitsfähig geworden sind, bestimmten Louise« fttstu», sollen demnächst von unS vertheilt werden, und fordern wir nach vorstehenden Stifumg-beftirnmungen geeignete Bewerberinnen hierdurch auf, ihre Gesuche dis zu« SS. vetoder 4. I. bei un- (Rathhau-, I Trepp«, Zimmer Nr. 7) einzureichen. Leipzig, den 14. October 1878. Der «ach der Stadt Letp«,a vr. LrSndlin. Mtsferschmidt. Bekanntmachung. Das Quartier-«»« und die Hnndesteu«rG4»«atzn»e befinden sich von heut« ab Kaltzmttnenstrnß« Nr SS. 1. Etage (Alte Raths-Waage). Lerpzig, am 14. October 1878. Der »attz der Stad« Lettz0». vr. Tröndlin. Behufs Unterbringung des Standesamtes wird eine aus 7 oder 8 heizbaren Räumen bestehend« erst« oder »weite Etage in der inneren Stadt »der in neren Vorstadt sofort zu miethen gesucht. Anerbietungen mit Angabe des Miethpreises bitten wir dis zu« 17. dieses der unserer Nuntiatur (Rathhaus, I. Etage) nieberzulegen. Leipzig, am IS. October 1878. Der «attz der Stabt Leipzig vr. Tröndlin. Bekanntmachung. Die Beitragspflichtigen unserer Gemeinde, welche mit ihrer die-iährigen Steuer noch im Rückstand« sind, werden hierdurch an Entrichtung derselben erinnert. Der vorftaad »er Israelitische« «elt-t»n»«e»et»de z« Leipzig. Sultau und Emir. Die ernste Verwickelung, welche die indische Politik de» Tory CabinetS in Asien hervorger»fen, erregt in AU-England allgemeine Bestürzung. Man wird mit Schrecken gewahr, daß man bereit» überrumpelt »st. Rach allen Nachrichten, beabsichtigt der Emir von Afghanistan, mit der Offensive den englischen Truppen zuvorzukommen. Mit Rück sicht aus diesen Umstand haben mehrere englische Regimenter Marschbereitschaft für Bombay er bauen, am für alle Fälle vorbereitet zu sein. Immerhin scheint es sicher zu sein, daß man nicht die Absicht hat, bis Kabul vorzudringen. In jede« Kalle wird man englischersett» »n diesem Jahre nicht weiter al-bi» Kandahar undIell- jalabad Vordringen, weil man noch immer hofft, daß Schir Ali nachgeben werde, wenn er sehen wird, daß man vollen Ernst macht und er auf eine offen« Unterstützung Rußlands nicht rechnen ksnne. Man legt sich auf» Abwarten und spec»lirt auf die Kehler seiner Feinde Da» P ^chh. Lid Reserve, »«che «an sich bei den eventuellen Opd» rational auferlegen will, hat auch ihren Grund darin, daß man gar nicht geneigt ist, da- anglo- indische Gebiet zu vergrößern. Letztere Eventua lität wäre jedoch unvermeidlich, wenn man die SriegSfrage zu stürmisch anfaffen und zu rasch siegreich wäre. An Krieg» uu glück denkt man in London gar nicht. Die größte Genugthuung würde «an jedenfalls empfinden, wenn die entstandenen Schwierigkeiten mit Afghanistan auf friedlichem Wege beglichen werden könnten. SchirAIi aber ist kriegs lustig. Da» ist ein schlimmer Casu» für den auf Em- heimsung des indischen Mammon- erpichten Bice- könig, die Marionette Lord Beacoassteld'S. Schir A li »st diel «ehr Charakter köpf al» Ihrer Majestät der Kaiserin von Indien Stellvertreter. E« wurde bereit» de- Briefwechsel», der sich zwischen dem Emir und dem Sultan gelegentlich des orien talischen Krieges entsponnen, gedacht. Einen wette ren Beitrag zur Klärung des Verhältnisse» zwischen den beiden „Khatifen" liefert eine iutereffante Cor- respondenz der „A. Z." Der Bierfässer derselben äußert sich dahin: . Es ifi in der letzten Zeit so vielfach von dem Ber dältniffe de» GultanS der Türkei zum Smir*von Afghanistan die Red« gewesen, und man hat demselben an vielen Orten eine derartige Wichtigkeit beigelegt, daß wir es anaezeigt finden, zur Richtig- sirlluna d«S eigentlichen Sachverhalte- emige kurze Bemerkungen zu machen. Der Sultan der Türkei wild allerdings, fest der Zeit, wo Eelim II. mtt der Besiegung Tom an Bey's von Egypten sich das Schutzr- t über die heiligen Städte deS JSlam er worb hat und in Besitz gewisser Reliquien gelangt ist, als rchtmäßiger Lhalife, d. h. al- Stellver treter M. amed'S, von den Sunniten anerkannt: »«doch nicht von den Schiiten, die bekanntermaßen m der Person d«S König- von Persien den Emir ul Mumini (Fürst der Rechtgläubigen) e>blicken. Der Ehalrfen Titel—denn nur al» bloßen Titel müssen wir denselben bezeichnen—hat den Herrschern von Konstanti nopel zu allen Zeiten bei den Fürsten der sunnitischen Welt ungefähr i«n«n Grad der Achtung »erschafft, dessen dt« Abbaskden bei der Neige ihrer Macht m der mohamedanischen Welt sich erfreuten. Die Fürsten von Mtttelafien, Afghanistan, Indien und dem westlichen Afrika waren stet- darauf bedacht, von dem Sultan da- Recht de- Euthb« und de» Frei- tagSgebetS sich zu erwirken; in Eentralafien ging man noch.weiter und gefiel sich in einer Art geistiger oder geistlicher Basallenschast zum Sultan; denn während v. der Lhan von Share»« den Tttel eine- Steig- dügelhalterS d«S CulianS führt», brüstete sich der Shan von Chokant mit dem pompösen Titel eines Wasch- decken Halter- de- ertzeren, u. s. w. Auch di« au- re ligiöser Ueberzeuaung fließende Achtung mit welcher der Name de» Chaltfen stet- erwähnt wurde, kann nicht in Zweifel gezogen werden; doch erstreckt« sich dieses Gefühl der geistlichen Suzeränetät nur selten oder nie in den Bereich der praktischen Politik. Denn einmal waren die betreffenden Länder zu weit von einander entfernt, und dann war auf bnden Seiten die Unwissenheit so groß, daß man an eine eigent lich« Berührung und an einen intensiven diploma- tischen Verkehr nie recht dachte. So zeigt uns dm Geschichte in den letzten drei Jahrhunderten höchstens zwei Fäll« auf, in welchen die btütane der Türkei in ihren Kämpfen gegen die schiitischen Dyna stien Persien- sich behufs Mitwirkung an die Fürsten au- dem Hause der Scheibariden und Ajchtar- chaniden gewendet haben, ohne indeß einen beson deren Erfolg zu erzielen. In Mittelasien selbst batte da- ganze Berhältniß den Anschein einer religiösen Etikette, und wenn die betreffenden Chane einem ihrer Höflinge eine bequeme, billige und angenehme Pilgerfahrt nach Mekka verschaffen wollten, verlieh man ihnen den Gesandten-Titel zum Sultan von Rum. Mit diesem Titel hielten sie sich mehrere Mo nate lang in Koustantinopel auf, und kamen darauf mit kostbaren Geschenken für sich und ihre Herrscher in ihre Heimath zurück. Di« Effendi- in Konftantinopel ihrerseits blickten auf ihre GlaubenSdrüder au- dem fernen Osten mit Neugierde, mitunter auch mit religiösen, aber keines wegs mit nationalen Sympathien. Hatte man ja am Bosporus von den fremden Glaubens- und Na- tionalitätSgenossen nur vaqe und unsichere Kenntmß. Erst vor zwei Jahren wuid« da- erst« Buch über Mittelasien in türkischer Sprach«, und zwar aus Grund europäischer Quellen, von Ali Effendi, dem »Mdneteur de« „Bassiret", herauSge- sag«: über Mittelasien, denn von Afgha- N di« Herren am Bosporus noch viel weniger wisst» und alS »an kurz vor dem Ausbruche d«S russischen Krieg» nach Eimssären suchte, welch« die fernen B»d«r in MÄhamed von der gemein samen Gefahr de- JSlam in Kenntmß setzen und Sympathien, eventuell auch Unterstützung sür die Sache de» Sultan», schaffen sollten t konnte man mit knapper Roth nur einige mitwlafiatrsche Scheiche oder Derwische ausfindig machen, die au- Begeisterung für die Sach« ihre frühere» Retse-Eesahrungen al-Scherflem darzubringen im Stande warm», lütter solchen Um ständen war auch da- Hmanssinden einer geeigneten Persönlich-alt für die Mtjston nach Afghanistan keine Leichtigkeit. Nur de-hal» siel die Wahl auf Lhti li» ssi Effentzt, der in früheren Zeiten mtt einigen moSlimischen Gelehrten aus Hindoftan im Verkehr ge standen hatte und über Land und Leute jener Welt einigermaßen Bescheid wußte. Lhulussi Effendi reiste bekanntermaßen über In dien nach iKabul und kehrte auch auf demselben Wege zurück. Er war der Ueberbrinaer eine» Brief» an und von Schir Mi Chan, der Vermittler einer Korrespondenz, von der wenig in die veffenüichkeit gedrungen ist, denn die im vergangenen Jahr und auch jetzt in den europäischen Blättern cur- firenden Versionen tragen entfernt nicht den Stempel der Originalität an sich und enthalten im besten Falle nur Eompilationen oder balbofsiciöse Ver drehungen der betreffenden Originale. Doch dies ge hört nicht zur Sache. Was den europäischen Leser bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge interesstrt, ist die Frage: ob Sultan Abdul Hamid aus da- Vorgehen Schir Mi Lhan» einen Einfluß auSzuüben vermag, und ob man vom Bosporus aus denn wirklich zur Erweckung von paniSlamttischen Interessen auch tbatsächlich Schritte gethan hat. Letztere Frage ist eine Eventualität, die man auf der Pforte aller- tzichDs Wohl in» Auae gefaßt hat, zu deren verwirk- Üchung aber man gleichwohl auch schon deshalb nicht mit vollem Nachdruck schreiten konnte, weil da- rrain nicht genügend vorbereitet und anaesicht» der chwerten Eommunication und der asiatischen Träg- t» nicht minder aber auch auS Mangel an einem fehlenden und ordnenden Geiste, heute wenigsten» noch nicht di« Zeit dazu ist. WaS die vorerwähnt« erste Frage anbelangt, so müffen wir dieselbe ent schieden an verneinenden Ginne beantworte». UnS dünkt der ganz« diplomatisch« Le. kehr zwischen Kabul und Etamdul nicht» andere» al» der Ausfluß einer asiatischen oder, wenn man will, einer moslimischen Eti kett«, die auf da» politisch« Verhalten beider Staaten ohne jeqlichen Einfluß bleiben wird. „Der Chalise, sagst du, hat gute Soldaten und gut« Kanonen, sem Pulver ist so fein wie unser Gerstenmedl, sein« Festungen so hoch wie «nsere Berge", sprach zu mir «in mittelasiatischer Fürst vor sechzehn Jahren; „doch er ist zu wett von uns entfernt, und wrr können von ihm nnr eine Fattha (Gebet) in der Stunde der Roth erbitten." Würde es sich in Kabul um ein rituelles Gesetz in Betreff des Zuftutzen» des Schnurr bartes oder der regelrechten Waschung der Fußzehen und der Nasenspitze handeln, so könnte uno würde man nach Konftantinopel als an di« kompetente Quelle sich wenden und den Bescheid auch willfährig entgeqennehmeu. In politischen Fragen jedoch wird man in Bala-Hisfar sich sehr wenig um die Rath schläge des Sultans kümmern; man ist dort schon lange seine eigenen Wege gegangen und wird sie auch in der Zukunft gehen. Londvn. 14. October. Der „Standard" meldet au» Simla von gestern: In Peschawur ist ein au» Kabul vom «. d. M. dattrte» Schreiben de» eingeborenen Abgesandten eingelangt, den der Lire- könig nach Afghanistan entsendet hatte; da» Schreiben besagt, der Gesandte habe Erlaubntß er halten, Kabul zu verlassen und werde eine Antwort de» Emir» auf da» Schreiben des BicekönigS Lord Lytton überbringen. Der Inhalt der Antwort des Emir- sei ihm nicht bekannt. London, 14. October. Die „TimeS" schreibt, es werden auS drei Gründen die Feindseligkeiten nicht sofort beginnen. Ali MuSjid sei sehr be festigt. em Handstreich daher unmöglich- ferner sei noch ein Gesandter in den Händen de» Emir» (siehe oben. D. R.) und schließlich dürfe man di« Möglich keit nicht ausschließen, daß eine Antwort de» Emir» zur Versöhnung führen könne. Petersburg, 18. October. Am 30. d. trifft General von Totleden hcer ein, um an einem großen KriegSratbe thetlzunehme«. Es ist dir Aufstellung eine»Ovservationscorps am Orus ny>laat; da» Eommando dürfte de« älteren Gkobodeff an vertraut werden. P-tttischr «rdersicht. »i»,«,. i». va-t«. Se. Maj. der Kaiser wird sich noch längere Zeit der ReglerungSgeschäfte enthalten und vor erst n i ch t nach Berit» zurückkehren. Ein längerer Aufenthalt in Wie-baden darf «l» sicher ange sehen werden; er wird namentlich von den Aerzlen dringend gewünscht. Die Berathung de- Socialistengesetze» am Montage hat eine Lücke in da» Ganze gebracht. Bei der Abstimmung über den H. 6, den wichtigsten de» Gesetze-, der über die Presse handelt, ergab sich eine Lücke, indem die confervative Partei den Commijston-beschlnß ablehnte, die Ra Nonal- liberalen dabei beharrten und so für keine Fassung eine Mehrheit sich fand. Da da» Zu standekommen de» Gesetze» nur möglich ist bei Uebereinstimmung der konservativen und national- liberalen Fraktionen, so ist der Dissen», der hier zu Tage trat, von bedenklicher Vor bedeutung sür den weiteren Verlauf der Verhandlung. E« liegt in diesem Vorgänge vie ernste Mahnung, der Ve> ständigung eine solidere Grundlage zu unterbreiten, d. h. feste Abmachun gen vor der Debatte zu treffeu, »m da» Gesetz nicht dem Verfalle anhecmzugeven, ehe da» Lau- unter Dach ist. WaS will voch da» Gesetz? die Frage ist hundert Mal aufgeworfen und tausend Mal beantwortet worden von den verschiedenen Parteien. „Da» Gesetz soll ermöglichen, unsere bisherige Ent» Wickelung, welche von der Socialdemokratie in An-nff genommen ist, fortzuführen. Der drohenden Hataftrophe gilt «S zuvorkommen: mtt den Vollmachten, die man jetzt der Regierung anvertraut, soll der Setahr jener schweren und dauernden Re aktion vorgebeugt werden, welch« eine weitere Aus breitung der Socialdemokratie, ein« schärfore Zuspitzung der Laa« unfehlbar mit sich bringen «Aßte. Wie leer und oberflächlich find neben dieser Wahr heit die LusVellungen, welch« jede« Paragraphen di« Reaktion nachrrchnen, die sich m ihm summirt. Da» steht ja von vornherein außer aller Frag^ daß die staatltche Freiheit nnt diesem Gesetz nach allen Seiten zurückgeschrandt wird. Aber Kleinere» gehen wir ans, um Größere» zu retten, —wir über nehmen Beschwerden in der Gegenwart, u» unsere Znkunft zu rttten." Da» sollte sich auch Herr Kleitz-Netz«w merken, der rechteste aber nicht der „rechte" Flügelmann der Deulschconservativen Partei. Tact und maßvolle Haltnua find diesem Politiker nicht eiaen, der mit Windtyorst sein Jahrhundert in die Schranken fordern möchte. Um so mehr wird er an seiner Partei sein, den schädliche» Ein fluß diese» Manne» lahm zu legen. Soeben hat in Dresden der 2. deutsche Arbeitercongreß getagt. Der Congreß be zweckt die Zusammenfassung aller astltsoeia- l istischeu Element« zur praktische» Arbeit an der Lösung der sociale» Frage. Mau kann nicht leugnen, daß die» Unternehmen anfangs nicht eine sehr günstige Ausnahme gesunden hat, da der Name Dessen, von welchem die erste Anreguiig au-ging, vr. Max Hirsch, ihm eine einseitig fortschrtttliche Tendenz zu geben schien. Ja dieser Beziehung hat indeß die jüngste Zeit eine erfreu liche Klärung gebracht. Die neueste Nummer der „Socialen Kraae", de» Organ» de- Eongrcsie». schließt einen Artikel, in welchem die Stellung des Congresir» zu den politischen Strömungen beleuchtet wird, mtt den Worten: .Wir weilen entschieden den Borwurf zurück, ak? ob wir einseitig einer politischen liberalen Pattei- richtunq huldigten. Wir sind weder fortschrittlich noch nationalliderat, aber wir sind liberal; wir find auch nicht prononcirt politisch, aber wir stehen zu der Meinung, daß da» politische Leben von dem wirtd- schaftlichen und socialen nicht zu trennen ist. Die Gegenwart giebt un» »um Theil Recht, di« Zukunft wird die» ganz thun." O » O Zur Charakteristik deS Herrn Sonuemann — emer Persönlichkeit, die augenblicklich im Tage-»- teresse steht, um demnächst wieder in- Obscure zu rückzutreten — schreibt man der „R A Z." au» Mülhausen im Elsaß Folgendes: Die einzige deutsch« Zeituna, welche hier von den der extremsten französisch-republikani schen Richtung angedönqen Vertretern der hohen Industrie gehalten wird, ist da-Sonnemann'sche Blatt, die „Frankfurter Zeitung". Bor drei Jabren hatten die Ober - Elssasser In dustriellen hcerfelbst eine großartig« Ausstellung ihrer Erzeugnisse in den Räumen der inäuntrielle veianftaltet. Eine ganze Reihe von Festlichkeiten war bei dieser Gelegenhett in- Werk g« setzt, zu welchem die bedeutendsten Industriellen, Literaten und fachwiffenschaftlüben Berühmtbelten Frankreich-, Elsaß-Lothringen- und der Schweiz Einladungen erhalten hatten. L- war jedoch weder der Herr Oberpräsident von Moeller, noch irgend ein anderer Beamter de-Reichs- lande-, noch überhaupt irgend ein Deutscher eingr- laden, mit einziger Ausnahme de» Herrn tzonnemann, welcher unter den Ehrengästen bei diesem im höchsten Grade demonstrati» französischen Feste einen hervorragenden Platz einnabm. Der Abgeordnete für Fnmkfurl hat eben kein Vaterland. Nicht verwunberltch, denn Herr Sonnemaun gehört nicht nur der rothen, sondern auch der goldenen Internationale an, die selbst ein Bündniß mtt der schwarzen nicht scheuen, wen» e» gilt, da- Reich zu zerfetzen. Diese- neu- deutsche „Schwarz-roth-aold" gefällt den Franzosen natürlich ganz besonders, wenigsten» bester al« die Trikolore der alten Burschenschaft Au- der Provinz Hannover wird gemeldet: ,Ln den welfischen Kreisen ist man höchlich er baut über den „Muth", mit welchem der Abgeordnete Brüel von Gefühlen der Hannoveraner gesprochen, welch« denjenigen ähnlich, die unter der Fremdherr schaft Napoleon'- l. herrschend waren!- Gehört denn jetzt in der That Eourag« dazu, solche Dinge zu sage,»,? WaS geschieht denn dem Hern, Brüel von der preußischen Regierung? Gr aenies.t seine sehr hohe Pension oder sein sehr hohe- Walte- aeld und lebt nach seinem Geschmack« und entsprechend seme-n seit jeher nörgelnden, launischen Wesen als Märtyrer herrlich und in Freuden. Zu den gelobten hannoverschen Zetten wär- da» nie möglich gewesen. Da hätte Herr Brüel nach der berüchtigten Borrie-'schen Verord nung vom 14. Januar 18K7, betreffend dt« Unter ordnung pensionrrter und auf Warteaeld stehender königlich« Dimer (d. h. Etaat-diener) längst seine Pension verloren. Ob, wenn diese hannoverschen Grundsätze zur mal- fast alle diese welstschen Herren drückten. Der Abgeordnete Brüel ist ein Herr« Sonne- mann durch»«- ebenbürtiger „Mitstrebender", um mit Heiue zu reden » » » Wie die Wiener „Neue Fr. Presse" vernimmt, ist die theilweise Demobtlisirung der Ocu- pation-armee, uämiich die Bermmdernag der-
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