Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-23
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint tSzttch früh 67. Uhr. »»«iw, Ivha«nLHLst« rr. MmhDimDo Du RtDOtümu Vormittag» 10—t2 Uhr. Nachmittag» 4—4 Uhr. der für die Nächst- e N«m»er destlmmtro au Wochentag«, dis Intzr Nachmtttrms. »» So,»» »»FefiMO^MdW'/.« Udr. ^W,FMalr, ste Z^. L»«ck»r : VU» Klemm. UniverMrestr. 22. jtaM» Lösch«, Latharivcntzr 18.P. nur dis Uhr- Utipilgtr.TagtblaN Anzeiger. OM» stk Politik, Localgtschichtt, Handels lllld GeschLstSdcrkkbr. Ausl«gc LL.LOB Ndooaementepriw Viertels. 45», Mt, mü. Bkmaeriohu s Mt. durch die Post de-og» 4 Mt. Jede einzeln« dtummer 25 st. Belegexemplar 1» As. Gebavren für Extrabeilagen ^ime PotttxiVrdennu, 34 Pst. mil Postbeförverimg 4L Mt 7iyrral« Lgesp Petttzeil« 20 st. Größere r?<tniitcn laut mrlervn Preis« rzetchniß.—TadeLan*--^ Satz nach döhercm Tarn. Siktta»en mttn dew »edatttonakttch dir Spaltzeilr 44 Pf. Inserat« find stet» an d. Eepettki», »u senden. - Rabatt wirb nicht gegeben. Zatilmigpinaaninera^ö» oder durch Postvorschnß 298. Mittwoch den 23. October 1878. 72. ZahMNst Königliche Baugewerkenschnle zu Leipzig. <D Z. t» Geüäutze her «ealschule II. Krönung. «srhftr«tze.) Nachdem lartt Verordnung de» hohen Ministerium» de» Innern di« Errichtung einer Parallelklasse für den 1. EursnS genehmigt worden ist, rverden diejenigen Schüler, welche in diese Abtheilung einzutreten be rechtigt find, hiermit amgcsordert, sich Freitag, den 35. October, an welchem Tn»« der Unterricht beginnen irird, pünalich früh 8 Uhr nn Schullocale einzufinden. Die Dtrecttou LipsiuS. kgl. Baurath. Gewölbe - Nermiethnng. Da» »«uher an die Herren Strübell L Müller au» Meerane vermiethete Gewölüe mit Echreihftuhc in dem der Etadtgemeinde gehörigen Hause NeichSftratze Nr« 58 soll vom 1. April 187» an gegen eintzalh- jthrltche »ünhigunH anderweit »ermtethet werden und haben wir hierzu auf Mittwoch den »0 h. M Vormittags II Uhr cmen Berjlergerung-termin an RatbSstelle anberaumt, woselbst auch schon vorher die VermielhungS- und SerfteigerungSbedmgungen zur Einsichtnahme auSliegen. Leipzig, am 18. October 1878. Der Nattz her Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lerutti. Bekanntmachung. Bei hiesiger Arme »anstatt find alS Armenpfleger eingetrelen der Tischlermeister Herr Wilhelm Emil Arad, Grorgenstriße Nr. 8. für die die Garten- und die Georgenftraße umfassende 1. Pflege de» neuerrichteten XXVIIl. Armrndsitncwk, der Kaufmann Herr Eduard Pfeiffer. Bkücherstraße Nr. 34. für dre die Berliner, Eutritzscher und Blücherftraße, sowie den Blücherplatz umsaffende 3. Pfleg« desselben DistricteS. der Kaufmann Herr Bruno Grüuthal, Tauchaer Straße Nr. II, für die früher dem XVII. Distrikt« zugetheill gewesene Lange Straße als 3. Pflege de» XXVIII. Disiruttl der Kaufmann Herr Karl Heinrich Unruh. Weststraße Nr. 7«, an Stelle de» Tischlermeister» Herrn Robert Kind für die 4. Pflege deS XXIU. DistricteS der Tuchavpreteur Herr Johann Heinrich Seedach jnn. an Stelle de» Kaufmanns Herrn Sprich Lamabach für die 4. Pflege desselben DistricteS, der Kaufmann Herr Georg ctto Wahpler, Grimma'scher Steinweg Nr. 5«. an Stelle de» Friseur» Herrn SmU Lisch für die 3. Pfleqe des XIV. DistricteS. Leipzig, den 17. October 1878. Das «rmendtreetortum Stadtrath Ludwig-Wolf, d. Z. Bors. Die Diuye in Montenegro. 2Z Cettinje, 12. October. Seit dem 5. d. M- lst Kol aschin, welche- in commerzieller wie strategischer Beziehung nicht viel zählt, in monte- »egrrnischem Besitze. Die Sache ging ohne besondere Schwierigkeiten vor sich, wozu dre Ein wohnerschaft, der langen Ungewißheit müde, da» Meiste beitrug. Wahrscheinlich würde e» beim Men geblieben sein, wenn e» dabei nur auf die Intentionen und Entschließungen der Pforte allein augekommen wäre. Dagegen sieht eS mit der Räumung vonPodgoritza und Ss>uz, ans welche festen Puncte Montenegro unter keinen Umstünden verzichten kann, noch immer ziemlich trostlos au». ZS mag mit dem Drucke seine Richtigkeit haben, welchmi die berüchtigte „albanesifche Llga" aus die Ent schließungen und Aktion der Pforte auSübt, und man ist hier geneigt, die Zwangslage nach Gebühr m würdigen, mit- welcher Savset Pascha in seiner letzten Depesche vom 8. October an den Kürsteu Nikolaus vie Haltung der Pforte in der betreffenden Angelegenheit entschuldigt; ma» kan» sich aber hier doch nicht für die Dana mit diesen Entschuldigungen und der Angabe ihrer Ur sache zufrieden geben. Endlich muß man sich hoch uur an die Thatsachen halten, und diese verkünden es laut genug, daß Montenegro noch immer nicht znr Verwirklichung der ihm durch den Ber liner Vertrag zuerkaavten Rechte gelangen konnte. Man hat hu r allerdings alle Vorkehrungen getroffen, um eventuell die Erfüllung der von der Türkei übernommenen Verpflichtungen, wenn absolut nicht anders möglich, selbst mit Waffengewalt zu erzwingen, indem bei 22.000 Mann mit 34 Ge- schützen an den Grenzen concentrirt worden sind. KUrfi Nikolaus, welcher aber daS größte Ge wicht aus die Erhaltung der guter» Dispositionen der großen Cadinete für Montenegro legt, hat eS für klug und opportun erachtet, den in Vieser An gelegenheit hier ertherlten Rathschlägen der Groß mächte volle Rechnung zu tragen. England, Krankreich und Italien machten sich hier zu Interpreten jener großen Schwierigkeiten, welche die freien Entschließungen deS SullanS so sehr be hindern. Deutschland rieth desgleichen zur Ge duld und Oesterreich-Ungarn schloß sich den Ansichten de» Berliner Cabinets an. Selbst Ruß - taub scheint neue Csmplicatiouen im Osten, we- mgstenS für jetzt, vermiÄ>eu zu wünschen. Staat»« ruth von Gier« gab au« Livadia unter dem 8. d. M. telegropbisch hierher bekannt, daß „Se. Majestät Kaiser Alexander seinen Botschafter in ffvastaotinopel angewiesen habe, die beschleunigte lledergabc von Podgoritza beim Großvezier zu mgiren. Der Kaiser glaube an ein befriedigendes Ne'ultat diese» Schritte» und fei daher um so »ehr geneigt, auzunehmeo, daß ein ruhiges Zu warten in Cettiuje für opportun erachtet werden dürste" Fürst Nikolaus sagte nach Empfang dieser Depesche zu seinem Vetter Bozo Petro- »it«: „Halten wir da« Pulver trocken — aber So» Gewehr vorläufig tei Fuß." In Konstantinopel ist mittlerweile die Di- stomatie sehr rührig, um die Pforte zu bestimmen, l sie Differenz mit Montenegro rm Smne de» Ber- krer Vertrage» auSzutragen. So versichern wenig- ßwS die hier accreditirten diplomatischen Agenten j mhrerer Großmächte. Die fürstlich monteuegrmische Regierung ist über de gelungene Repatriirung der herzegonnnischen Nicht! inge außerordentlich befriedigt. Der Bojwode vikotit», Schwiegervater d«S Fürsten, hat di« wl HML. Iovauovic geführten Verhandlungen ssicklich beendet und 4950 Herzegowiner find M Stunde bereit» in ihren, seit Mai 1875 ver- »ienkn HeimathAdür fern eingetroffeo. Die Familien iüzen bereit» den Männern nach. Montenegro *ad dadurch von einer sehr schweren Last befreit. «Ernährung von etwa 12,000 Menschen wardurch- vt keine leichte Ausgabe. namentlich seit der Zeit, üÜiit regelmäßigen Subsidien von außen her ausge- hatten. Gleichzeitig empfindet man hier erne »ose Geunathuuua darüber. daß eS Montenegro -klangen ist, der k. und k. Regierung einen facti- 'chen Beweis für jene loyale Haltung zu geben, deren man sich in Cettinje vom Anbeginne der Action in der Herzegowina an befleißigt hatte. Unter allen südslawischen Ländern ist diese« Fürsten thum vielleicht dasjenige, wo «au am allerwenigsten, oder gar nicht mil Illusionen arbeitet; die Mon tenegriner jagten niemals Chimären nach und die selben sind alS nüchterne, praktische Leute jetzt mehr alS je geneigt, den realen Verhältnissen volle Rech nung zu tragen. politische üedcrsicht. Le tpzis, 33. October. Gras Neust, der sein Vaterland aufgab, um ich in den Dienst eine« fremden Monarchen zu teilen und diesen — e« ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen — zu einem Krieg« gegen da» deutsche Volk zu drängen, um seinem Haffe gegen die Hohenzollern und den ihm hundertmal an staatSmänn,scher Weisheit über- legeium Fürsten Bismarck AuSdruck zu geben, ist heute bereit» in London wie in PuriS gleich unmöglich. D«k wenig glückliche Staatsmann kVante all diesen Verlegenheiten, die er sich und Anderen bereitet, recht leicht auS dem Wege gehen, wenn er nicht erne »»besiegbare Vorliebe für diplo matische Portefeuille» hätte. Man darf jetzt von einer Afzaire Ben st sprechen, deren Tendenz darauf gerichtet ist, da» neue deutsche Reich mit Oesterreich und Frankreich zu brouillireu. Da« scheint mau um» doch an der Donau wie an der Seine z» aMmen, denn in der letzten Stunde scheinen »och Bedenken gegen die tumtät der Ernennung deö österreichisch- >n Diplomaten zum Botschafter in Pari» incht zu sein. ES ist eine schon oft Herd or te Eigenthümlichkeit de» Grafen Neust, daß er seinen Freunden stet», seinen Feinden nie mals gefährlich wird. Da» zeigt sich auch in den letzten Vorgängen. Die Wiener „DeutscheZei- tung" schreibt ziemlich alarmirt: Wir halten die Versetzung de» Grafen Beust für einen politischen Fehler, »eu sie in Berlin Beichim- mung erregt, ohne un» in ParrS Etwa« zu nutzen. Konnte Gras Beust au» irgend einem Grunde nicht in London bleiben, dann war sein Platz in Rom oder in Petersburg: an beiden Orten war er „möglich"; in Pari» kann er unS Verlegenheiten schaffen, selbst wider seinen Willen. Jetzt sind die Beziehungen zwi schen Wien und Berlin intim; aber e» können Situa tionen kommen, in denen die Anwesenheit eine- so prononcirten Diplomaten, wie Graf Beust ist, in Pari» für un» eine positive Unannehmlichkeit wer den kann." In Pariß ist die Meldung von der Erneu nung Neust'- mit grüßte« Mißtrauen ausge nommen worden. So widmet dre „France" dem Grafen einen nicht» weniger al» freundlichen BewiVkommnongS-Artikel. Anch einem Rückblick auf die bisherige Laufbahn de» vsterreichischen Di plomaten fährt da» Blatt de» Herrn von Girar di» fort: „An» dem Gesagten eroiebt sich, daß Herr v. Beust in seiner langen politischen THLtigkeit Mancherlei anarstrebt UN» nie Etwa» durchgesetzt hat. Die Ereig nisse haben seine Politik und sein« Pläne verurtheiü. Dre Deutschen hätten also Unrecht, seiner Versetzung nach Pari» irgend welche Bedeutung berzulegen.DieRegierung der Republik ist nicht m«-r m oen Händen de« Höflinge de» Kaiserreichs und die Geschick« der Nation hänae« nicht von dem schwankenden Willen «inrS Souverain» ab, der nach der Laune de» Zufall» den entgegengesetzten Einflüssen Eetör liehe. Die Zeit der kleinen Jntriguen ist vorüber. Wir vollen den Frieden und denken gar nicht daran, un» für irgend welches Abenteuer mit dem uneinigen und krankhaften Kaiser- setzt werden müssen. Di« Alliancen mtt Wien sind übrigen» der französischen Regierung nicht günstig und Marw Antoinette hat den Bourbonen eben so wenig Glück gebracht, wie Marie Louis« den BonaparteS um von Mexiko und dem Kaiser Maximilian gar nicht zu reden. Zudem führen wir Nicht» im Schilde und suchen kein Waffengtück, sondern wollen uns nur in Frieden und Arbeit wieder aufrichten Auf all« Fälle würden wir nicht noch einmal die Thorheit be gehen. unS mit Schwachen zu verbünden, um mit ihnen die Ni-ederlagen zu therlen oder den ganzen Stoß aus unS allein zu nehmen. Herr v. Beust kann nach Paris kommen, er wird hier alle die Rücksicht finden, die seiner Hohen Stellung, seiner Vergangen heit und seinem unleugbaren Talent gebühren. Man wird aber kern große» Geschäft mit ihm machen; er hat den bösen Blick." Den Muth, unter solchen Verhältnissen dennoch nach Pari« zu gehen, wollen wir dem Grafen nicht absprechen, denn der illustre Staatsmann be treibt noch eine zweite Liebhaberei, nämlich die: .Geschichte" zu machen. * * * Fürst Carol hat mit seinen Braven einen ferer« ichen Einzug in die Hauptstadt seine» nunmehr vom türkischen Joche befreiten Lande- gehalten. Bei dem Empfange hielten der Minister Rosetti und der Bürgermeister BerviflkommnungSan- 'prachen an den Fürsten, aus welche dieser dankend erwiderte, der Empfang sei die schönste Belohnung Ür die Armee, welche durch ihre Tapferkeit in Bulgarien ihrem Vaterland« die Achtung u»d Werthschätzung Europa» erworben hätte. De« Fürsten wurden vielfache Ovationen dargebracht. Die Truppen führten 6 türkische Fahnen und 50 türkische Geschütz« al« Trophäen mit sich. In Paris herrschte am Sonntag allgemeine Festesfreude. ESHatim AuSstellungSaebäude die feierliche Bertheilung der von der Preisjury zuerkannten Preise ftattgefurrden Der Prinz von Wales, die Kronprinzen von Dänemark und Schweden, der Graf von Flandern, der Herzog von Aosta und der Kbnig Franz von Spanien (der einzige König, der den republikanischen Boden betrat) wohnten der Feier ber Präsi- vent Mac Mahon hielt, umgeben von den Präsidenten der beiden Kammern und von den Ministern, eine Rede, in welcher er den Fürsten, Regierungen und Völkern für die Betheiligung an der Ausstellung dankte und yervorhob, daß dre Aus stellung von 1878 trotz der tiefgehenden com- merziellen KrisiS ihren Vorgängerinnen gleich ge kommen sei, wenn sie dieselben nicht übertroffeu bade. (Sehr bescheiden!) Der Marschall schloß seine Rede mit den Worten: Die Erinnerung an die UnglückSfälle, welche unser Land getroffen haben, werden unter unS ausrecht er halten und weitrr entwickeln den Geist der Ein tracht, die vollkommene Achtung vor den Institutionen und den Gesetzen und die heiße Liebe zum Vater- lande Sämmtliche Mitglieder de» diplomatischen CorpS, mit Ausnahme de» russischen Botschafter», Fürsten Orloff, welcher durch Unwohlsein abgehalten war. sowie ein sehr zahlreiche» Publicum waren bei der Feierlichkeit anwesend. Die Ankunft de» Herzog» von Cumberland wird in Kopenhagen für Anfang November erwartet und sodann erfolgt die Declaration der Verlo bung desselben mit der anmuthigen Prinzessin Thyra. Die Kaiserin Eugenik und der kaiserliche Prinz Napoleon (nomloe L»lu und weiland Kugelfucher von Saarbrücken) sind nach Chiselhur st zurück gekehrt, nachdem sich der jugendliche Prätendent bei der genannten Prinzessin in Kopenhagen de» allerschönsten Korb geholt hatte. Nur wer dal Glück hat, führt die Braut heim, sagt da» Sprüch wort. Der frühere Chef der Exekutivgewalt von Spanien, Pi y Margall, ist wegen Theil- uahme an der jüngsten republikanischen Schild erhebung verhaftet worden. Die „Frankfurter Zeitung", welche betreff» der Asghanistan-Afsa,relehrrichtig meint,daß ge wisse Leute in Lnglanv dieselbe lieber mit Silber al» mit Blei regulirt sähen, erhält an« Part» eine allerding» sehr nach Tendenz riechende, private Mittheiluug, welche besagt, daß der russische Finanzminister bald nach seiner Ankunft dasclbst in dem PalaiS der russischen Botschaft eine Confereuz mit dem Hause Rothschild hatte. Dem genannten Blatte zufolge handelte e» sich um eine Anleihe von 250 Millionen Rubel, und hätte der Vertreter der Firma Rothschild erklärt, die Häuser Roth schild seien in der Lage, die Auleihe gemeinschaft lich und ohne anderweite Beihülfe auszuführen, aber nur unter der Bedingung, daß der Kaiser eine Constitution gebe, weil ohne eine solche die gebotenen Garantien keine Sicherheit gewährten Man weiß nicht, soll man mehr die M öglichkei t dieser plutokratischen Dreistigkeit oder den Humbug be wundern. mit welchem die Pariser Reporter deS dema goaischen Blatte- ihre Frankfurter Leser bediene». Der Anglo-Asghanische Conslict soll nun doch erst im nächsten Frühjahr zum AuStrag gebracht werden zu sollen; Schir Ali und dre indische Regierung haben — wie eS scheint — beide ein Interesse daran, die Entscheidung bmau»- zuschleben, um den Winter über mit gehöriger Muße die Vorbereitungen zum nächsten Feldzug treffen zu können. Da« rachewülhige Schnauven der „Time»" nach sofortiger .Züchtigung" de» Emir- wird damit der verdienten Lächerlichkeit an heim gegeben. berliner Lrirfe. .*» Berit«, 31. October. (Vorgänge bei den Eompromißverhandlungcn. Die Gerücht- Uder AuSarbeiten einer Etrafgesetznovellr. Programm für den Parteitag der Fort schrittspartei. Postalisches. Die Besetzung der neuen preußischen Oberlande-gerichte Parlamentarische Ferien, vr. Kapp. Ober bürgermeister von Forckenbcck.) lieber einen inneren Vorgang in der letzten ReichStagS- sitzung ist bis jetzt Nichts in die Oesfentlichkeit ge drungen, obwohl derselbe in BundeSrathS- wie in Lbgeordnetenkrersen Befremden erregt hat. Gelegen, lich der Compromißverhandlungcn wurde von berufener Seite betont, daß der Kaiser besonder- hoben Werth auf die freie Ernennung deSPräsidentender BundeSrathScommission lege. Bekanntlich wurde bei der zweiten Lesung deS Socialistengesetzes beschlossen, daß der Kaiser den Vorsitzenden und dessen Stellvertreter auS der Zahl der neun CommissionS-Mitglieder er nennt. Von nationalliberaler Seite glaubte man dem Wunsche deS Kaisers u»n so mehr Rechnung tragen zu müssen, als von Ultramontanen und Par- ticularisten schon bei der zweiten Lesung behauptet wurde, daß den Einzelstaaten in diesen Angelegenheiten die volle Polizeigewalt m letzter Instanz entzogen werden soll, daß die Constructton der neu zu schaffenden Be hörde gegen daS Princip des SocialistengesetzeS sei. und baß daS föderative Princip der Verfassung ver letzt werde. Diese Gründe standen denjenigen geae,.- über, welche die Nationalliberalen befolgen zu müssen glaubten und in dem Verlangen gipfelten, eine Len- tralisationS-Maßregel zu schaffen, welche den panicu- lariftischen Velleitäten ein Paroli bietet. Demgemäß überließen sie den konservativen den Vmtrin in der Einbringung deS bezüglichen Antrages. Wenn die» dabm gedeutet wird, daß bei den Comprounß- verHandlungen den Nationalliberalen regierungs seitig di« Su^ .cht eröffnet worden ist, daß ein Mitglied »h.er Partei vom Kaiser zum Präsi denten der Commission ernannt werden wird, so glauben wir, dieser Muthmaßung widersprechen zu können. Gerade unter denjenigen Nationalliberalen. welche in der Lage wären, über e,ne solche Eventualität unterrichtet zu sein, ist man biS zur Stunde ohne alle Kenntmß d«S NamenS desjenigen, der zum Vor sitzenden berufen werden soll. Auch über dre Namen der « EommissionSmitglieder, von denen der BundeSrath 4 au» seiner Mitte und 5 au» der Zahl der Mitglieder der höchsten Gerichte deS Reichs oder der einzelnen vunde-paaten zu wählen hat. ist man unter den hier lebenden Abgeordneten noch ohne Jnformatio- aen. Ob mit der unmittelbar bevorstebenden Publicaiwn de» Gesetzes auch jene der Commisfionömitglieder er- folat, ist bi» zur Stunde nicht bekannt. Nach den Bestimmungen de- Gesetz?» soll eine Beschneid« innerhalb einer Woche nach der Zustellung der Ver fügung be, der Behörde, welch« dieselbe erlösten day angebracht werden. Hiermit ist selbftverstänl ch erne gleiche Frist für die Veröffentlichung der Comim,fion8- mttglieder normirl. Außerdem muß sich die Commis sion consütuirra und ihre Geschäftsordnung feststellen, wodurch selbstverständlich ein kleiner Aufschub für den unmittelbaren Eintritt in ihre Functiriien unvermeidlich erscheint. Offenbar verfrüht geht durch auswärtige Blätter, welch« particulanstischen Jntereffen dienen, die Nach richt. daß daS Reich--Justizamt bereits mit der Ausarbeitung einer Strafgesetznovrlle beschäftigt sei. Eie stützen sich dabei aus dre unter dem Vorsitze deS Reichskanzlers abgehaltene BundeSrathSfitzung, m welcher mit überwiegender Mehrheit der Com- vromiß für die dritte Lesung angenommen, aber von der Minorität nicht verhehlt wurde, welche Bedenken X
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite