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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-29
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1878
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«n Zeilen . st«8.5ü0. ). lo.üw. hl 8/.000. t. ^ « »vppl^ > Bairrls ctbr. 1877 ,05v. <m I.OVOM. r Frank- licher und geräumt, l drückten, m rapid« sich wieda htung ei» schäfl. wo n lebhafte den Prris- igün eben, enter:, was ussteiaendc > verhanle ährend in en Eigener ßten. Die »ilität nach Uttel- und »frage ein. »ggen und »en Osts«- iräßig und sggen eine rage etwas ten. Ruß ckhaltendn, orderunq«, sogar Ri- Roggm » ErlchetX tLgltch KLK Ma. U<tz«aioG Mch DiqseDVtF« . <»^ühanmS.f«,fs« LS. »« »eh»««-e Vovatttag« 1»—12 llhr. Nachmittags 4—8 Uhr. der für »le Nächst- Nummer desttmmlrv an «vch«tta,e» dts I Uhr »achmUlUDS, au Sonn- «ad Feftla-e« früh bis '/,b Uhr. Kr de» -Statt, für Z^.Z»,atz»e: vtt» KKmm. llntversitätspr. 22. Ü«K Lüsche. Katharincnpr 18^». >»r Hs, Uhr- Organ für Politik, Localgeschichtc, Handel« and Geschäftsverkehr. Anflüge LÜ.50G. Ldv,-nW»v»mt, «tertelhOa-Mkr, ti»Ü.On,ia«rloh«t.SL. «irch di« Post -qoge»« ML Jede ttozelne Nuöüser 25 Pf. 1 VelrWxemp-ar IO «s. Gebühr« liir Exnadeuageu »tz«e Phstbefördamug 3« ML > «« Postbesdrdermq 4L ML Mrratt Sgesp. Petitzekle V Pf. Größer, Ähnftea laut rmierr» PveiSverzrichnifi —Tadeltaröch« Satz nach höherem Tarif ileclmoe, mein den, LrdacttoaiLrtq die Svaltzeil« 40 Pf. Inserat« sind stets an d.Mpeb«« »u sende». — Rabatt wird mch, gegeben. Zahlung pr»«nu»«r»Qäi oder durch Pvftvorschuß. 3«L. Dienstag den 29. October 1878. 72. ZahMNft. Bekanntmachung. Dt« durch den Abbruch der Brücken und Uferwände deS Ranftäbter StetnwcgS gewonnenen Materialien, «I: Wähl«, Pfosten, Träger, Anker und andere Eisentheile rc. sollen Mittwoch, den S«. d. m.» v»n früh S Uhr an ü». V*sr der Aagermühle gegen Baarzahlung und unter den an Ort und Stelle bekannt zu machenden wetteren Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, den 85. October 1878. LeS Ratte« Vau>reputai1»n. nerer früh» miändischrr I b»—1« X 70-186^1 bez.ll.Brf. xo hreflgn l ringer 118! »er ISO bi» 36-145 X feinste 178 iS-185 X ».. do. schic- bez. u. Ar. »er 138 bil bei. u. vr. anischcr 1K «ber ung«. eine ISO bil > « XI ftger 870 x j l X Br. ohne ff«I r 60 X Br. - Faß mau. mehl Nr. «I Nr. ' 88 X. X, Roggea- Zerdand, de. I . Sack, Io« ioco 9.50 bis! Ereditactun 18S0er Loosc rrrnte —, do, 40, Italiener ll 78.90. ruf- siergisch-Mar- > )i-conto-Com- aurabütte 72,! Tendenz: ch, DiSconw- Lreditactien 5.25, Anglo- 180 50. österr. >, Marknoten er „Lanaba" gie (L. Mrs- r. durger Post- ommend, was Llvmoutyein. »Sfische Packet- rc. kommend, äantrn ein. Üohd-Dampfer gegangen, iß lan > Dampf« »kommen, «troffen: i» kanüche Post der Cunard- »rk; in New- vlvania" vo» of Brussel Rußlands Mstungeu in der Krim. Odessa, 24. October. Der auf seinen hiesigen Posten eben zurückgekehrte General-Adjutant Se in eka hat die Weisung erhalten, hier und in dem benachbarten Nikolajeff regelmäßige Truppen- TranSporte nach Varna und BurgaS zu orga- »isireu. Bisher wurden die großen ursprünglich zu Kreuzungen bestimmten großen Schiffe „Rossija", „MoSkwa" und ,,Petersburg" zu diesem Zwecke verwendet; dieselben reichten jedoch für die rasche Entsendung von beträchtlichen Massen nach Bulgarien und Rumclien nicht auS. Es mußte somit eine größere Airzahl von Dampfern der Gesellschaft „für Handel und Verkehr auf dem Schwarzen Meere" gechartert werden, welche bereits ihrer neuen Bestimmung zugeführt wurden. Ueber die Gesammtzahl der zur Verstärkung derOccupationS-Armee bestimmten Truppen- theile lauten die Angaben wiedersprechend; man nennt die große Ziffer von 60.000 und auch die relativ bescheidenere von 30,000 Mann, welche das bereit- eingestellte Rekruten-Contingent vom Jahre 1878 liefern würde. So sehr auch diese Maßregel, von welcher sich die hiesige kaufmännische LZelt nicht gerade am angenehmsten berührt fühlt, all gemeines Aufsehen erregt, so tritt sie doch vor stuer, öffentlich noch gar nicht eingestandeuen Be wegung io den Hintergrund, welche in Bessara- bien m diesem Momente vor sich geht. E- «erden nämlich in Lessarabien in all« Stille 4 Divisionen Infanterie, 8 Regiment« Kavallerie, 12 Feld-, 4 GebirgS-Batterien und ei» beträchtlicher Park von Belagerung--Geschützen coacentrirt. General-Lieutenant Ni kitin führt da- Kommando dieser Armee, welcher der ganz harm lose Name de- „Rückens de- HecreS" („Tül Rrmii"1 beigelegt!wude; nur weiß man nicht, welche- He« e- sei, dessen Rücken diese Truppen macht bilden soll, da doch in Rumänien sich zur Zeit nur mehr ganz unbedeutende russische De tachement« befmden. Da- Dunkel, welche- üb« die Bestimmung dieser Truppenanfammlung ge breitet ist, trägt um so mehr zur Beunruhigung bei. als man in militairischen Kreisen positiv ver sichert, daß au- Livadia Befehle an General Aikitin «gangen seien, zu jeder Stunde marsch bereit zu fern. UebrigenS würde Bessarabien auch nach dem eventuellen Abmarsche dieser Armee nicht ohne Truppen bleiben. General Ni kitin läßt sich ernstlich angelegen sein, die Transportmittel auf der Linie Odessa- Lischeneff-Bender in großem Maaßstabe zu vermehren. 800 Waggon- werden von der KurSk « Charkover und Kiew-Odessaer Bahn er wartet. Diese Maßregel wird damit motivirt, daß man Truppen au- dem Innern erwarte. Daß diese Transporte im Laufe der nächsten Wochen zu «värtigen seien, beweist die Thatsache, daß man sich bemüht, die CoupsS für die Beheizung zu üaptiren. Die Erfahrung, welche man im Winter des Jahre- 1876/77 in dieser Richtung gemacht hat, weist auf die dringende Nothwendigkeit hin, die Erwärmung der CoupHS durch kleine Blechöfen, Lärmflaschen u. s. w. zu ermöglichen. Dieser Er- schrung wird nun Rechnung getragen, kiu, wenn auch in anderer Sphäre auftauchen- det Symptom wrrd auS Sebastopol signalisirt. kkavutlich war d« Hafen von Sebastopol alS LxschiffungSort für die türkischen KriegSgefan- pm designirt. Die Pforte hatte auch bereit- f üWe hierher geschickt, welche viele Tausende der befangene» ausuahmen und nach Galata beför- Heien. Plötzlich rst in der Rückbeförderung dies« besanqrnen in ihre Heimath eine Pause eingetreten. Ader Nordseite von Sebastopol, neben dem Mkklir.Krievhose, wurden Zelte aufgeschlagen, Me bereit- 18,000 Türken beherbergen. Man M sich Vorsteven, daß der geringe Schutz, welchen Mmuwandzelte in dieser Iahreözeit gewähren, W ohne bedenkliche Folgen für die Gesundheit der ^-gefangenen bleiben könne. Die Regierung wird M gezwungen sein, sie wenigsten- in der Krim -wllociren, fall- die Auslieferung derselben Mr für längere Zeit su-pendirt werden sein Wt Die Ursache dies« Sistirung ist dem Mm« nicht bekannt, man ist aber, wie bemerkt, Wst, darin ein üble- Symptom für die Lage zu Am» Man ist hi« über die «lebten Ent- gingen sehr ärgerlich. Die Freude, mit der ^Dnede von San Stefano begrüßt wurde, sich sehr bald al- unberechtigt und wich ? Ersten Befürchtungen vor einem allgemeinen Amte. Darauf kam der Berliner Vertrag ^ »an glaubt« nunmehr, sich d« vollsten FriedenSzllversicht hingeben zu können. Die neuer- ving- am politischen Horizonte ausgetauchten schwarzen Puncle flößen jedoch abermals der hie sigen Handel-Welt schwere Besorgnisse ein. Wa- plant der Ezar'? Politische Uebersicht. Leipzig, 88. October. Zur Genesis des CompromisseS üb« da- Socialistengesetz zwischen den drei positiven Parteien deö Reichstage- schreibt die „Post": Bon den Herren von Helldorf und vr. LuciuS wurde gegen Herrn von Bennrgsen besonders geltend gemacht, daß ein Zugeftändmß in der Frage der Dauer des Gesetzes in den bezüglichen Frac- tionen nur sehr schwer durchzusetzen sein werde, da die Mebrzahl eine Zeitbegrenzung überhaupt nicht wolle, äußersten Falls wenigstens aus einer längeren Reihe von Jahren bestehen werde, alS der von der Eomnussion vorgeschlagemn, eine Sluf- fassung, welche Herr ür. LucruS schon vorher im Plenum vertreten halte, entsprechend der in der Reichspartei herrschenden Stimmung. In der That hat, nachdem die kurze Zeitdauer als Basis d«S Com- promiffeS zwischen den drei Fractionen acccptirt worden war, keiner der württembergischen Abgeordneten auch nur zur Unteistützung den bezüg lichen Antrag unterschrieben. Der thatsächliche Hergang dürfte sonach beweisen, daß bei der endgültigen Vereinbarung jede der drei maßgebenden Fraclwnen ihren berech tigten Einfluß geübt hat, welcher allerdings durch vielseitige patriotische Mäßigung ge leitet wurde. Man hegt in parlamentarischen Kreisen den lebhaften Wunsch, daß Admiral Werner sich zur Annahme fine- Mandat- für den Reichstag bereit finden lasse, da der Mangel ein« technischen Kraft bei der Berathunz b« Marine-Anaelegenheiten, insbesondere d«S BuvgetS schwer empfunden wird. Am Freitag verstarb auf fttnem Schlöffe Glück-' bürg der Herzog Karl von Schleswig-Holstein» Glucksburg — das Haupt d« jüngeren Zweig- linie de- oldenburgischen Hauses — nach eben vollendetem 65. LebenSiahre. Ter Verstorbene, ältester Bruder de- dänischen Königs Christian IX , hat «n seinem Leben nur wenig von sich reden gemacht, über die Grenzen seiner engeren Heimath hinaus mögen außer den Lesern de- Golhaischen Alma- nachS nur Wenige von ihm und seiner Existenz aewußt haben; dennoch kann er vollauf bean spruchen, daß seiner mit ehrenden Worten ge dacht werde. Nicht- wenig« al- geistig hervorragend, ohne bedeutsame Stellung im öffentlichen Leben oder im Dienste des Staates v»r wie nach 1846, machte Herzog Karl sich doch einen Namen in der Gt schichte seines Landes. Vermählt mit der Tochter deS däni schen König- Friedrich VI., al- zur Disposition stehender Oberst aus dem Kieler Schlosse residirend, konnte er «S sicherlich nicht leicht finden, an jenem verhingnißvollen 24. März de- JahreS 1848 Stellung zu nehmen; sein klares RechtSdewußtsiin und seine warme Liebe zur Heimath überwanden aber alle Be denken und der Ersten einer stellte er sich der provisorischen Regierung zur Verfügung. D.eS wird ihm unverziehen bleiben, so wenig bedoitend auch seine militairischen Leistungen waren. In wiederum ganz ander» schwieriger Weise ge staltete sich deS Herzog- Stellung, als durch den Beschluß der Londoner Eonferenz sein Bruder, PrmzEhristian zum dänischen Thronfolger er nannt ward, und mehr noch, als derselbe nach dem plötzlichen Ableben Friedrich'» Vtl. im Jahre 1868 unter ten kritischsten Verhältnissen alS König Christian IX. wirklich den dänischen Thron bestieg. Mit wahrhaft gesundem Erfühl und fernstem Tact hat Herzog Karl auch hier den richtigen Weg ,u finden gewußt; fernem königlichen Bruder in inmger Liebe zugethan, blieb er seinem deutschen Heimathlande unwandel bar treu biS zu seinem Leben-end«. Leutselig und freundlich gegen Jedermann, theilnehmend und wohl- thätig, wo es nolh that und wo er helfen konnte, erwurb Herzog Karl sich einen bleibenden Platz in den Herzen aller Der«, die ihm nahe kamen. Der deutsche Gesandte in Athen, Herr von Radowitz, hat sich auf dem Auswärtigen Amt, in welchem « commissarisch beschäftigt ist, verabschiedet, um sich »nverweilt auf fernen Posten zu begeben, wo feine Anwesenheit m Folge v« politischen Lage nothwendig geworden ist. Man nimmt an, daß sein bi-herige- Decernat in die Hand de- Legatiou-rath- Busch übergehen wird, der ihm bereit- auf dem Congrrfse thätig zur Seite stand. « * * Zwischen d« Krim und dem Balkan, zwischen dem „Goldnen Horn" und den Mündungen d« Newa und d« Themse fliegen Sturmvögel einher, den Ausbruch eine- Unwetter- prophezeiend. Fast schcint e-, als sollten Russen und Türken Wied« blutig zusammenstoßen und England in den Ringkampf verwickeln. Nach ein« d« „Polit. Corresp." auS London zugehenden Mittheilung, hätte der letzte englische Mimsterrath bezüglich der Frage d«S Beginnes der militairischen Ope rationen gegen Afghanistan keinen endgülligen Beschluß gefaßt. Unter Erörterung der Umstände, welche die Eröffnung deS FeldzugeS gegen Afgha nistan dringlich machen könnten, wurde gleichzeitig die Eoentualilät in Erwägung gezogen, daß die Verhältnisse auf der Balkan-Halbinsel eine Entwickelung nehmen, welche eine neuerliche maritime und militairische Machtentfaltung England- heraus fordern würde. DaS schließlich« Ergebniß des MinisterralhrS soll in d« allseitigen Anerkennung der Nothwendigkeit culmimrt haben, daß unter dem allfälligen Zwange schon jrtzl die Operationen gegen Afghanistan eröffnen zu müssen, die Bethäligung deS IntercsseS Eng lands an d« strikten Durchführung deS Ber liner Vertrage- auch nicht da- Geringste leiden dürfe. Russen und Türken rüsten, waS da- Zeug hält. Wie dem „Reuter'schen Bureau" auS Konstantinopel gemeldet wird, hat der Sul tan OSman Pascha wre dem SeraSkier em- psohlen, Baker Pascha die möglichste Unterstützung bei d« Ausführung de- Planes für die Be fest i- zungen Konstantinopels zu leisten. Baker Pascha hat sich verpflichtet, die Ausführung seine- Planes ,n 2 Monaten zu vollende». Derselbe hat ich bereits auf seinen Posten zum Beginn der Arbeiten begeben und wrrd dem Sultan darüber wöchentlich Bericht «statten. Wir lassen nachstehend, aus den Leitartikel ver weisend, noch eine Reihe Depeschen folgen, welche die Lage schlagend kennzeichnen: London, 87. October. Der Mimsterrath beschloß für gewisse Eventualitäten die englische Flotte wieder nach den Prinzeninseln zu schicken. Berlin, 87. October. Aus Odessa und Seba stopol werden neue, zur Verstärkung de- russischen ArmeeftaudeS in Rumelien bestimmte russische Trup pentransporte signalrsirt. Konstantinopel, 87. October. Die Zahl der bulgarischen Insurgenten in Makedonien wird auf 80,000 Mann geschätzt, mit Waffen und Kanonen sollen dieselben gut ausgerüstet sein Unter den von »en Insurgenten niederg«brannten Ortschaften befindet sich auch Jenikiöi. Wien. 27. October. Mehrere Blätter, darunter )ie „Presse", halten ihre Meldungen über die rus si- scherseits in Bukarest gestellten Forderungen, betreffs deS DurchzugSrcchtS durch Rumänien, gegen über dem Dementi der „Politischen Correspondenz" aufrecht. Bukarest, 27. October. Der „Monitorul" ver öffentlicht daS Gesetz, welches der Regierung zum Zwcck der Inbesitznahme und Verwaltung der Do- drudscha ernen Credit von ein« Million eröffnet. Wien, 27. October. Der „MontagSrevue" zufolge wrrd dem Abgeordnetenhause demnächst der Gesetz entwurf über die Einverleibung von Cpizza m Dalmatien zugehen, welcher alS Beilage den Ber liner Vertrag enthält. Telegramme aus Madrid, welche in Berlin eingetroffen sind besagen, daß die in Folge deS aus Kömg AlfonS unternommenen Attentats verursachte Aufregung unbeschreiblich ist. DaS Wolff'sche Bureau versendet noch folgende Mit- thrilung: Madrid, 27. October. Den Vertretern der spa nischen Regierung rm Au-lande ist folgende Mrtthei- lung zugegangen: Drr König hat sich gestern Abend rn Beglertung seiner Schwester, der P rr n re ssin vonAsturien, in offenem Wagen und ohne EScorte nach der Kirche von Atocha begeben. Von dem Portale des PalaiS bis zur Kirche wurde der König mit endlosen enthusiastischen Kundgebungen begrüßt, an welchen alle Classen der Bevölkerung theilnahmen, in dem dieselben von dem gleichen Gefühle beseelt waren, dem Könige sowohl ihre lebhafte Anhänglichkeit, wie die energische Mißbilligung deS Attentates ,u erkennen zu geben, — da- in dresem Falle glücklicherweis c nur dazu gedient hat, leinen Urheber und die verab- scheuungSwürdigen socialiftischen Tendenzen, die demselben die Waffe in die Hand gegeben haben, mit Schande und Verachtung zu treffen. DaS diplomatisch, EorpS ist gestern von dem Könige in feierlich« Audienz empfangen worden und hat demselben den aufrichtigen Wunsch auS^edrückt, daß Gott ihm auch fern« seinen Schutz verleihen wolle. AIS d« König vor dem Eon- greßgebäud« vorübersuhr, begrüßten ihn die Sena toren und Deputirtrn, die sich am Portale versam melt hatten, mit den lebhaftesten Zurufen. Mit Rück ficht auf die große Anzahl von Personen, welche sich zur Beglückwünschung deS König- nach dem PalaiS vegeben hatten, ist vom König angeordnet, daß am nächsten Montag ein allgemeiner Empfang stattfinden soll. Auch auS sämmtlrchen Provinzen gehen zahl reiche Beweise wärmster Theilnahme für den König hi« ein. * « . - * Peter Schnwaloss dürste dies« Tage da» Ziel sein« Wünsche «reityt haben. Die Bedeutung sein« Anwesenheit im kaiserlichen Hoflag« ,u Livadia ist seit dem ersten Auftreten der Nach richt von sein« Abreise auS Pari» durch keine Thatsache und kein Urtheil gemindert worden. Wir find nach wie vor in dem Glauben, daß es sich um wichtige Entscheidungen üb« die künftige Stellung deS rnsfifchen Diplomaten und deshalb auch um einen bedeutsamen Abschnitt in der russischen Politik handelt. Graf Schnwaloss ist in dem gegcnivärtigen Augenblicke ein für hie russische Politik kaum zu entbehrend« Beamter Die Beziehungen Rußlands sowohl zu seinem schlimmsten Feinde, England, alS zu seinem besten Freunde, Deutschland, gewinnen mit jedem laufenden Tage nur immer an Bedeutung, und nach beiden Richtungen giebt eS Niemand in Rußland, der so kompetent wäre wie Peter Schnwaloss. Jetzt, wo die Hauptstellung Rußlands gegen England genommen ist, wo der afghanische Streit so gut wie die Verhältnisse in der europäischen und in der asiatischen Türkei fortdauernd zu Händeln mit England führen können, muß der Botschaft« in London der Nächste zum Rath sein. Ab« eS wäre Überraschend, wenn etwa dem Czaren eS gelänge, dem Grafen Schnwaloss neben dem Fürsten Gortschakofs in seinem Amte sestzuhalten. Vielmehr dürste e- sich darum handeln, ob Gras Schnwaloss aus ein« bisherigen Stellung zur selbstständigen Lei- ung eine- Mrnisterporteseuilles, etwa de- Innern, oder deS Kanzleramtes aufsteigt oder ad« ob « den Staatsdienst verläßt. ES laufen un- bereit- au» Paris Gerüchte zu üb« die bevorstehende Er- etzung Fürst Gortschakofs'- durch Herrn von Schuwaloff. Dieselben mögen vorläufig der- rtiht sein, eben weil die Alternative noch offen leht. Bon den persönlichen Unterhandlungen swlschen dem Ezareu und Gras Schuwaloff, viell eicht von geringfügigen Begebenheiten mag der AuSgavg der Verhandlungen abhängrn. E« ist aber wohl möglich, daß wir in Kurzem den lange erwarteten Abgang deS Fürsten Gortschakofs und den Eintritt veS Grasen Schnwaloss rn die StaatSleitung «folgen sehen. Zur italienischen Miuiftrrkrists. --- Rom, 24. October. Die Proarammrede von Pa via hat die Demission d« drei Minist« herbei geführt, welche mehr oder wenig« d« Partei der liemäßigten Rechten angehören. Der König hat mu Bedauern die Demission dieser drei Minister ange nommen und Cairoli beauftragt, für die Wieder- »esetzung der vacanten Minister-Posten Sorge zu tragen. Die beiden Portefeuille- des Krieges und der Marine sind bereiis durch General Bonelli und Admiral Äcton (nach neueren Meldungen durch General Bonelli und Ex-Minister Brin jAnm. d. Red.s) so gut wie besetzt. WaS da- Portefeuille ber auswärtigen Angelegenheiten anbelanqt, so wird Cairola dasselbe provisorisch leiten, biS em geeignete Persönlichkeit dafür gefunden sein wird. In dev dreißig Monaten, seit die Linke am Ruder ist, haben )ie beiden Conserls-Präfidinten, welche einander ge folgt sind, DepretiS und Cairoli, dieselben Ver legenheiten «fahren, wenn eS sich darum gehandelt hat, einen Minist« des Aeußeren zu finden. Jeder- >eit mußte man zu der Rechten die Zuflucht nehmen, weil nur dieser entnommene Persönlichkeiten Ver trauen nach außen eingeflößt haben. AuS diesem Umstande leiten auch diejenigen ihre Hauptargumente bei, welche beharipten. daß die Linke noch nicht zur Regierung reif se,. Znzwischen hat Graf E orti den Wunsch geäußert, aus seinen früheren Posten nach Konftantrnopel zurückzukehren. Die Ursachen und Details der plötzlich einaetretenen theilweifen MmisterkrisiS find jetzt besser bekannt, Li vor einigen Tagen. Cairoli hat bei sein« Rede in Pavia den Bemerkungen nicht Rechnung getragen, welche ihm von seinen College», dem Grasen Corte und dem General Bruzzo, gemacht wurden, als er ihnen Kenntniß von dem Entwürfe d« Rede gab, welche er zu halten beabsichtigte. Marine-Ministcr Admiral Broch etti gab seine Demission mehr auS Parieigeist, alS wegen persönlicher Ueberzrugung. T-e Einwendungen de» Grafen Eorti gegen die Rcoe Cairoli'S bezogen sich hauptsächlich auf daS Ungenügende d« Erklärungen Cairoli» i» Bezug auf den Vorsatz Italiens, mit allen Mächten, hauptsächlich ab« mit Oesterreich- Ungarn in Frieden zu leben. Graf Eorti fand die Erklärunaen Cairoli'S um so ungenügender, al» « der Ansicht war. daß die Agitation o« „Ir, iiu irreäent," und die Bildung drr Schützengesell- schäften m Italien ein gewisse» Mißtrauen in Oesterreich-Ungarn Hervorrufen mußten. Graf Co rn hatte gewünscht, daß die friedlichen Erklärungen des Minister-Präsidenten um so entschiedener zu lauren hätten,al» Oesterreich-Ungarn trotz d«Vorgänge in Italien diesem durch dw Rückkehr de» Baron Haymerle nach Rom und durch die ausgezeichnete Aufnahme, welch« die italienischen Bevollmächtig ten für die Revision deS italienisch-österreichiscden Handelsverträge» inWien gesunden haben, einen Beweis sein« aufrichtigen, friedlichen Gesinnungen ae- g« den hat. Weiter nahmen v,e zurückg«tr eten«n Minist« Anstand and« Nachgiebigkeit Cairoli'S gegen die An hänger de» unbeschränkten versamnilungr-undAfsocia- tion»r«chteS. eineNachgiebigkeit, welch« nur zum Vorth, üe der irceäeiU," und der „llleeoli aus-
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