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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.08.1920
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19200825020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1920082502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1920082502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1920
- Monat1920-08
- Tag1920-08-25
- Monat1920-08
- Jahr1920
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.08.1920
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m«H«n Etumischuua in die -ov« Politik -es Reiche» -»laß gegeben. A» München aber liegt ber Kall wesend ltch anders. Do« ist der sranzöstsche Vertreter der Siegle vun« direkt aufgrzmungen worden,- vline die sonst allgemein libltctie Anfrage. ob eine bestimmte Persönlichkeit genehm sei. ob sie auf daS .Agrement rechnen dürfe, ist Herr Darb eines schönen Tages dem Pttnisterpräsidenten v. Kahr ins Haus gefallen und hat sich wider alle diplomatische <Se pflogenheit einfach alb fr-nizösischer Gesandter vorgestellt. Leine Ankunst in München wurde von einem Kommentar MllleranöS in der Kammer begleitet, der sehr bezeichnend war für den Zweck, den man in Paris mit der Münchner Gesandtschaft oersvlgt. Millerand erklärte nämlich. Frank- 5«tch müsse muhelfen, .um Bayern vor der preußischen Hegemonie zu schützen". Das heißt natürlich nichts anderes, als daß der französische Bertreter in München sorgfältig alle Bestrebungen unterstützen soll, die auf die Zertrttmme. rung des Reiches und Schaffung eines neuen „großbaneri- chen Staates" — Bauern. Rheinland. Württemberg. Baden und Oesterreich — hinauslausen. Im Zusammenhang hier mit ist die Pariser Regierung eifrig bemüht, ihre Zwecke auch auf dem Umweg über die Kurie zu fördern und die geheime Arbeit des Münchner Gesandten möglichst durch einen gleichgesinnten Nuntius zu unterstützen. Der kluge BenediÜr XV. wird sich aber Hirten, sich in derartige In nigen einzulassen, die dem Ansehen des Hl. Stuhles aus das äußerste schaden würden. Auch sonst hat der Schritt macher MillerandS in München keinerlei Aussicht ans irgendwelchen Erfolg seiner wühlerischen Tätigkeit. Soweit TrennungAbestrebungen in Bayern und Süddeutschiand überhaupt in die Erscheinung traten, haben sie selbst in ihren extremsten Verfechtern doch immer nur auf eine vorübergehende Lvolvsung adgezielt, m der Absicht, von Süddenlschianö aus das Reich von Grund auS neu zu er- richten, und im übrigen hat eS sich lediglich um eine Be wegung gehandelt, die den Einzelstarten im Wege einer Revision der Weimarer Verfasste:« die bundesstaatliche Sekbltändmkett zurttckerobern will. I» letzter Zeit sind se- doch alle diese Sonderwünsche hirtte- der erneuten einmüti gen Betonung deS ReichSgedankenS zurückgetreten, und daS hat gerade die französische Politik mit ihrer imperialistischen Verstiegenheit und ihren VcrnichkungS- und Zerstückeln.uck'- olänen gegenüber Deutschland bewirbt. Alles in allem: Die Wiederherstellung der früheren diplomatischen Beziehungen zwischen München und Paris ist nur möglich auf der Grundlage der Gegenseitigkeit und in den vollen Formen des völkerrechtlichen Verkehrs, sowie unter der zwingenden Voraussetzung, daß keinerlei Versuch einer Störung der reichSpolitischkn Zirkel unternommen wird. Die jetzige französische Gesandtschaft in München aber rst keine diplomatische Vertretung tm völkerrechtlichen Sinne, sondern ein einseitiger Pariser Wach*, und Horchposten, der ganz bestimmie, aus die Auflösung Deutschlands gerichtete Tendenzen der französischen Politik fördern soll. Mit Rück sicht auf diesen klaren Tatbestand wird die Rcichsregierung nicht umhin können, unzweideutig zu der Angelegenheit Stellung zu nehmen. Die Münchner Regierung hat Herrn Dard in kühl korrekter Weise an die Rcichsregierung ver wiesen und läßt ihn durchaus links liegen. Von Berlin auö wird man nunmehr in Paris wissen lassen müssen, daß ^ der jetzige Vertreter in München in keiner Weis« genehm g» ist und daß die im FriedenSvertrag vorgesehene Wiederauf- « nähme der amtlichen Beziehungen »mit dem einen oder G anderen der deutschen S'aatrn", wcnn überhaupt, nur N) unter den vorerwirhmen Voraussetzungen zulässig sein kann Solange freilich in Paris daS Dveigestirn Millerand— Porucar«—Koch regiert, wi-d mehr oder weniger jede frau- zösische Berirctt.--»g tu Mü>uheu mit dem Odium des Ver- — oachrS behoste« kein. keß sie außerhalb ihrer eigentlichen « Anssab« liogeud« Zwecke verfolgt, die sich gegen die Reichs- ^ etnhett rkchtea. Reagiert die Pariser Regierung auf solche U Vorstellungen nicht, so kann der französische Vertreter aller- LdtngS nicht Mi« Gewalt vor die Tür gesetzt werden: denn Z daS würde Frankreich sicher »IS „feindlich« Handlung" ve- ^ irachren und sofort mit dem Einmarsch ins Ruhrgebiet de- « antworten. Es bliebe dann nur übrig, den fremden Etn- ^ dringling — denn dies ist er tatsächlich nach der ganzen Art. ^wie er in München hereingeschneit ist —, derartig zu iso- -»lieren. daß er selbst die Sache schließlich satt bekäme und den 8 deutschen Staub vou seinen Füßen schüttelte. K «v neue Sitzung in der bi« späten Nachtstun- Die DiklüLur -er Eisenbahner. Berlin. 24. Aug. Die gestrigen Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der von den sozialistischen Parteien und Gewerkschaften gewählten Kommission über di« Ver- kehrSkontrolle der Eisenbahner haben noch zu keiner Verständigung geführt, es haben sich im Gegenteil neue Gegensätze ergeben, deren Uebevbrückung außer- orbemlich schwierig erscheint. Gestern abend fand mit der gewerblichen Spitzenorganisation eine Reichskanzlei statt und zog sich bis tu deu hin. Berlin. S-t. Opg. Nach/Hem b-re Kontrolle der Eisenbahner hinsickstltch aller Munittonstransporte von der NetchSrcgterung prinzipiell zuge standen wor- de» ist. hat man in einer in Berlin-Spandau stattgefundc- neu Besprechung von etwa 5» radikalen Postbeamten und Arbeitern gleichfalls ein Einspruchsrecht gegen über Postsendungen geltend gemacht, für die An zeichen vorltvgen, daß sie Munition oder Handwaffen ent. hakten könnten. Auch die Arbeiter der städtischen Nord- Häfen fordern i» einer Entschließung daS Recht zur Durch- »nchnnq ber Gütersendungen von und an militärische Behörden. Berlin. S4. Nnp. Ans dem Stettiner Bahnhof kam eS «ster» nachmittag zu unliebsamen Zwischenfällen, dt« aus Mißverständnisse deS dortigen Betriebsrats zurückzufübrcn sind. Zwischen dem Ministerium des Innern und den Ber- cretern der Eisenbahner war gestern vereinbart worben, daß auS den Transporten dir schwere Munition und die Minenwerfer ausgeladen und in Las Depot der Sipo znrückgebracht iverden sollen. Nachmittags fuhr ein Transport der Sipo mit Lastwagen auf dem Stettiner Gürer- bahnhof vor und begann mit der Entladung der in Frage kommenden Waggons. Ein Betriebsrat des Stettiner Bahn hofs suchte den Führer der Entladungsmannsckmft, Ober leutnant Denke, auf und verlangte von ihm die Ein stellung der Arbeiten. Oberleutnant Denke erklärte, daß er befehlsgemäß handle und die Waggons unter allen Umständen auch erttlaöen werden. Der Betriebsrat ließ daraufhin eine Lokomotive Vorfahren, die den Zug von der Laderampe fortzieheir sollte, um die Arbeiten der Sicherheitspolizei zu verhindern. Oberleutnant Denke ließ nun das GlciS von mehreren Beamten sperren und teilte dem Betriebsrat mit, daß er auf die Maschine Feuer eröffnen werde, wenn der Versuch, den Zug fortzuziehen, tatsächlich gemacht werde. Trotzdem ließ der Betriebsrat die Lokomotive weiterfahrcn die sich bis auf wenige Meter dem Zuge näherte. Als dann die Sicherheitsbeamten die Gewehre schußsertig mach ten und auf den Lokomotivführer anlegten, gab dieser nach und fuhr davon. Wegen dieses Vorfalles kam es zu neuen Verhandlungen, und erst heute vormittag gelang es. den Betriebsrat des Stettiner Bahnhofes davon zu über zeugen. daß die Sicherheitspolizei gemäß ange nommener Abmachungen gehandelt habe und daß die Wetterentladung zu gestatten sei. Wie weiter ge meldet wir-, ist von den Eisenbahnern auf der Station Lrchtenberg Friedrtchsselde ein Waggon mit Munition, der sür die Sipo der Grenzmark bestimmt war, angehalte» und die Weiterbeförderung verhindert worden. Berlin, 24. Aug. Im Anschluß an die zwischen den sozia listischen Eisenbahnerverbänben und der Regierung ge» stthvten Verhandlungen ist vom Bet-rtebsrat Stettiner Bahn hof der Transportzug fürdieSicherhcitS- ooltzet in Ostpreußen freigegeben morden. Ter nach Königsberg bestimmte Transport dürfte im Laufe deS veuäioerr AbendS Berlin oerlaiien. Ein Ausruf -er Reichsregierung zur Wassenabgabe. Berlin, St. Aug. Der Reichspräsident hat folgen den Aufruf erlassen: »Au das deutsche Volk! Das Gesetz über die Entwaffnung der Bevölkerung ist i» Kraft getreten. Die erforderlichen ersten AuSführungSvorschrij. ten sind mit Zustimmung des ReichsiagSbetrat» festgesetzt. Geboten ist es jetzt, da» deutsche Volk aus di« schwere Be deutung des Gesetzes hlnzuwetsen. Die Verpflichtun gen, die wir durch den JriedenSvertrag und die Verein- barungen von Spa haben übernehmen müssen, verlangen daS Entwaffnungögesetz. Unabsehbar sind die Folgen, wen» dt« Entwaffnung nicht gelingt. An alle Volksgenossen gehl die Forderung: HerauSzugeben! Wer sein Vaterland nicht aufs neue infolge der Nichterfüllung des FriedenSvertrageS in schwere Gefahren stürzen will, darf sich der Ford.'rang der Wassenabgabe nicht entzielxn. Die Befolgung der Vor schriften, die zur Durchführung der Wassenabgabe erlasse» ir»erde», ist gebieterische Notwendigkeit. Die Entwaffnung der Bevölkerung ist für uns Zwang und gleichzeitig Lebensfrage. Die Wasfenabgal'« wird gleichmäßig und unparteiisch gegen jeden durchgeführt werde», mag er in seiner politischen Anschauung rechts oder links stehen. Wer säumig ist, wer widerwillig bleibt, -cn muß die schwere Strafe deS uns im Spaer Abkommen aügesordeltcn Gesetzes tresseu. Wir müssen durch dt« Tat auch hier Len festen Willen zur Erfüllung der übernommenen Pflichten beioeisen. Sonst drohen uns neu« schwere Belastungen, die unser ge samtes Wirtschaftsleben vernichten würden. Berlin, 21. August 1820. g-z. Ebert. Fehrenbcch. Prämien für di« Wasfenablteferung. Berlin. 24. August. Der RetchSkvtiimissar für die Ent waffnung teilt zu den Ausführuiigsbestimmuiigen des Ent waffnungsgesetzes ergänzend mit, daß für die schnelle A b - lteferung der Waffen Prämien gezahlt werden, und zwar für die erste AblteferungSzctt vom iS. September bis 10. Oktober sür jedes Gewehr oder Karabiner 100 M., ür die Zeit vom 10. bis 20. Oktober 50 M.,- für andere Waffen werden höher« oder niedrigere Summen gezahlt. Die Reichsregierung gegen die Organlsallon Escherich. 24. August. Das RetchSkabtnett befaßte sich in der gestrigen Sitzung mit der Behandlung der Organisation Escherich. Die Reichöregierung war einmütig der Ansicht, baß dieser Orgavi-ttion keine Ausnahme- behandln ng zu gemährt sei und daß der ReichS- kommissar für Entwaffnung den Angehörigen dieser Organisation bei Durchführung der Entwaffnung schon mii Rücksicht aus den FriedcnSverlrag irob die Abmachungen von Spa nicht anders zu behandeln habe aiS andere Staatsbürger. Zum Verbot der Organisation Escherich durch die preußische Regierung Stellung zu nehmen, lag bei dem föderalistischen Charakter der Rcichsregierung kein Anlaß vor, da die Handhabung des Vereins- und Ver sammlungsrechts in den Händen der Länder liegt, und es den Beteiligten freisteht, über die Rechtmässigkeit des Ver botes die gerichtliche oder verwaltungsgerichlliche Entschei dung herbetzuführen. tW. T. L.j AuS München wird gemeldet: Die Bekämpfung der Organisation „Escheriä/" in Berlin wächst sich, wcnn nicht noch in letzter Stunde Einkehr erfolgt, .zu einer schweren Gefährdung des ReichSgedankeuS aus. Der Ivayristhe Kurier", daS Organ der Bayrischen BolkSpartei, bringt daS wie fvlgtz zum Ausdruck: Die preußische Regie- rung, an deren Spitze der ltnkSsozialistische Minister präsident Braun steht, und zu dessen engerer Koalisattmi der durch das Bielefelder Abkommen kp übel beleumdete sozialistische Minister Sevcrtng und der nicht weniger wett links stehende Finanzminister Lüdemann gehören, hat sich durch sein mehr als ungeschicktes, dazu noch völlig rechtswidriges Vorgehen gegen dtp Organisation ..Esche rich" in einen offenen Gegens-.- zu ::: bayrischen Diaats- regierung gesetzt Die Folgen des Vorgehens der preußischen R-'gie-nng können noch außerordentlich ernst werden. Ter Bayrische Landtag und die bayrischen Abgeordneten im Landtag und im Reichstag werden zu dem Vorgehen der preußischen Ne gierung so rasch wie möglich Stellung zu nehmen haben. ES handelt sich nicht nur um eine rechiS- und staatSwisscn- schafiltche Frage, eS handelt sich um die Gefähr dung des RcichsgeüankenS. Hinter dieser Ge fährdung steht Las drohende Gespenst der Main- liiite. Die Franzosenherrschafk im Saargeblel. Saarbrücken, 24. Aug. Die französische Bergverwaltilng har 47 Grubenbcamte, die sich an dem Sympathiestreik be teiligt lxttten. kurzerhand entlassen. Der Verband tcch nlscher Bergbeamten löst sich auf. Inzwischen sind aber von der Bergverwaltung neue Verhandlungen angeknüpft wor den, über die auch von den Bergarbelterorganisattoneu ge wünschte Wiedereinstellung der Beamten. Esse», 24. Auch Die Belegschaft der Schachtankagcn „Amalia" in Essen ha« beschlossen, weitere Ueberschichicn zum Zwecke der Leistung von 2 Millionen Tonnen an die Entente nicht mehr zu verfahren, weil sie nicht gewillt sei, die Ausbeutung durch das internationale Kapital noch zu verschärfen. Sie werde der Frage der Ueberarbett erst uäher- treten, wenn gewisse Forderungen erfüllt seien. Dr. Kermes !n London. Berlin. 24. Aug. Der Reichsernährwiigsminister Dr. Hermes hat sich nach London begehen, um sich wegen der in dem Abkommen von Spa vorgesehenen Vorschüsse zum Ankauf von Lebensmitteln für die Berg Arbeiter mit den ErnährumigSminifteirn der Entente in Ver- bmdung zu setzen. Kündigung des Lohnlarlss im Ruhrbergbau. Berlin, 24. August. Die Bcrgarbeitcrvcrbände haben den Lohntarif im Ruhrbcrgbau gekündigt. Sie fordern eine Lohnerhöhung von 0 Ml. für die Schicht für Unter tagSarbciter und um »5 Psg. für die Stunde für die iagSarbeiter. Auch die Angestclltcnorganisationcn den Lohntarif zum 31. d. M. gekündigt. lW. T. V.1 Ueber- haben Die „Unabhängigkeit" Ägyptens. London, 28. August. Die „Times" gibt eine Aufklärung über die Bedingungen, die zwischen Lord Mi ln er und Saad-Zagluk-Pascha vereinbart wurden. Hiernach wird England dt« Integrität Aegyptens gegen jeden frem den Angriss sichersteUen. Dagegen aber muß Aegypten England im Niltalc eine bevorzugte Stellung einräumcn und im Falle eines Krieges ihm jede Erleichterung zum Eindringen aus ägyptisches Gebiet geben. England wird eine Garnison in Aegnpien in der Kanalzone unter halten. deren Basis jedenfalls Cantara sein wird. Aegypten soll seine ausländischen Beziehungen selbst leiten, unter der Bedingung, daß eS keine Verträge abschltcßt, die sich nicht mit der englischen Politik vertragen. Aegypten werde auch das Recht haben, diplomatische Vertreter im Ausland« zu halten, jedoch würden sie wahrscheinlich gegenwärtig aus die Länder beschränkt bl>sibcn, in denen Aegypten Handels beziehungen hat. Die Kapitulationen werden aufgehoben und die Kontrolle der Gesetzgebung über die Ausländer wirb dem Oberkommissar übertragen. DaS Abkommen, das -etroffen werben soll, soll vom englischen Parlament und vou der ägyptischen Nationalversammlung ratifiziert werde». lW. T. Li die Die russenselir-liche Weu-una -er englisch-italienischen Polink. 24. August. Die osfi-iösen Mitteilung«« Luzerner Zusammenkunst Lloyö V»org«H über und Gioltttts haben nur in jenen Sretle« UrberrLschung hervorgeruse», denen die lebten politische» vorgLuae t» Lvndvn unbekannt geblieben sind. Di« informierte« Kreis« der Ententediplomaii« bähen von der ««»mehr off«n »ulag, getretenen rusjenseinblichcn Wendung -er englischen Poli. tik ohne Uebrrrafthung Lennint» genommen. Ueber die Gründe diese» Umschwungs tm Verhalten Llo«ö George» wird au» zuverlässiger neutraler Quell« folgende» mit- geteilt: Bor allem wurde Llovb Georg« burch die verhaub- lungSmethodc KrasstnA Mißtrauisch gemacht, und später, als Krassin mit Forderungen auftrat, die England» Orientinteressen gefährdeten, mißmutig. Krassin forderte Zulassung zur Verwaltung der Meerengen und der Donau- Avmmissivn. die deutlich verrieten, daß da» sowfettsttsche Ru^ land den Weg des zaristischen Rußlands nach Eon st an- ttnopel wieder ausnehmen will. Noch stärker fiel jene Nachricht in die Wagschaie. die von militärischen und propa gandistischen Vorbereitungen Rußland» tm Orient berich tete. Der englischen Regierung war e» bekannt, daß Enver.Pascha sich tn Berlin aufhtelt und hier einen sehr regen Verkehr mit russisch-bolschewistischen und nach Deutschland geflüchteten mohammedanlfchen Kreise» hatte. Gleichzeitig wurde ber englischen Regierung bekannt, baß Lentn sein« Propagandatätigkeit im Orient energisch fort setzte. Abgesandte de» persischen Nattonalkomitee» Verteten in Samara mit Vertrauensleuten Lenin». Große Geld mittel flössen auS Moskau den englischen Revolutionären zu. Alle diese Zeichen führten zu dem wachsenden Miß trauen der englischen Politik gegenüber Rußland, fa man begann ernste Zweifel an der FriedenSbereitschaft ber rulsi. schen Näteregternni zu haben, da man immer mehr de» Eindruck gewann, daß die Russen die FrtebenSverhand lungcn nur hinausschieben wollten, um Polen sowjettsieren .n wollen. Die Berichte, die au» den besetzte» polnischen Gebieten ctntrafen. die Bildung «ine» revolutionäre» Komitees in Btalystok. dt« Organisierung ber Gowfetver- waltuna in den besetzten Gebieten Polen» mußten diesen Eindruck noch verstärken, und die russischen Frie de nobedingungen vernichteten vollends den Glauben an die FriedenSberettschast Rußland». Unter solchen Um ständen muhte «ine Wendung in dem Verhalte» Englands einireteu. Viel bemerkenswerter als die Wendung in der englische» Politik ist aber der Umschwung Gioltttts. Hat dock, Italien von scher die Anschauung vertreten, daß lein wirtschaftlicher Wiederaufbau Europas ohne Rußland möglich sei, es ist sogar so weit gegangen, daß es auS eige- ner Initiative Beziehungen zu Sowjetrnßlanb ausgenom men hat. Nun sch-Lnt es. daß die Annäherung Italiens an Räterußland di: linksradikalen Tendenzen so sehr ge stärkt hat, daß Giolitli aus tnnervolittschen Grün den gezwungen war, seine Haltung zu ändern und sich Llond George ansuschließen. Paris. 24. Aug. D»r englische Botschafter ka: dem Minister deS Äcußc-:n amtlich deu Zweck der Zusam menkunft Lloyd Georges und GiolittiS in Luzern bekauu:- gegeben. Daraufhin ga-b der Minister der engljjchen Dot- 'chaft folgende Note: Die französische Regierung dankt der englischen und der italienischen Regierung sür die ge machte Mitteilung. Sie freut sich, feststellen zu können, baß in den gepflogenen Unterhandlungen nichts enthalten ist, was nickst übereinstimmt mit den Prinzipien, die sie stet» be- folgt hat." Bern. 24. Aug. Mr die Schweiz. Dep.-Agentur erfährt, wurde das gestern in Luzern aus-gegeben: Eommuuigue auch nach Moskau gefunkt Brüssel. 24. August. Amtliche belgische Stellen bezeich nen die Einstellung der französischen Erztransport« uaL Belgien sür nicht zutreffend. — Belgien wird seine Poli tik keinesfalls in Widerspruch bringen und glaubt vorder hand noch zu einer neutralen Haltung im polntschen Kon flikt verpsiichtet zu sein. Die Beziehungen mit Frankreich sollen aber nicht vernachlässigt werden. Um Frankreich zu beweisen, daß es Hilfe für Polen nicht ganz versagt, wird unter Leitung des Ministers Eardon de Wiart ein Komitee errichtet, das Lebensmittel und Medikamente nach Polen senden wird. Allgemein erwartet man, daß in wenigen Tagen eine ganz andere Politik unter den Westmächten bezüglich der polnischen Angelegenheit herrscht, dte mehr in gegenseitiger Ucbcrcinstlmmung ist und sich nach be» Anschauungen Frankreichs richten wirb. Brüssel, 24. Aug. Der Minister des Aeußere» Hu man s hat seine Dcmiision cingercichi. lW. T. B.) -fern. 24. Slug. Giolittj ist vormittags im Sonder» 'ug in Bern eiugeiroffen, wo er vom Bundespräsidelnen Mo:ta empfangen wurde. Im Eisenbaünw.i,eu hatten beide Staatsmänner eine kurze Unterredung, wob«: der Bundes- präsident die Grüß: des VundesrateS auS'prach und Gu>- iült 'eine große Befriedigung über den herzlichen Empfang durch das schweizerische Volk auLdrückte Aus de» Hinweis des VundcSprüsidenten Moita, daß er in Giolitti den Monn d.'S F : >d e n s und d«'- Versöhnung sehe und daß darauf die Sympathie des schweizerischen Volk»- »urück-- zusühren sei, betonte Gioutil. daß sie allerdings dl« Hauptpunkte seines ProarommS seien, und erkläre übrigen von der Luzerne: Besprechung befriedlzt. kelbcn sich iw Um -ie Neulralilitt Danzigs. Danzig, 24. August. Der Beamtenrat der ge werkschaftlichen Eisenbahner tn Danzig be- schloß, alles für Polen bestimmte Kriegsmaterial anzuhal ten. CS sollen nur Lebensmittel und Sanitätswagen »ach Polen befördert werden. Paris, 24. August. „Matin" meldet aus London: Der Völkerbund hat eine Note verfaßt, aus der hervorgeht, daß Str Reginald Tower in Danzig nur als Bevoll mächtigter der Alliierten handle. Kopenhagen, 24. August. Der englische Marine- m t n t st c r Long. ber sich zurzeit an Bord der Admtrali- tätSjacht in Kopenhagen aushält, begibt sich dieser Tage nach Danzig, um sich über die dortigen Verhältnisse zu unter richten. Danzig. 24. August. Am 16. August lst ein Geschwader nu il großen amerikanischen Kriegsschiffen, aruiiter 3 Schlachtschiffe. 4 große Kreuzer und 1 Torvebo- oittllc, von der Küste von Virginia mit versiegelter Order nach der Ostsee gegangen. Sein Bestimmungsort ist zweifel- los Danzig. Die hier eingctrofsenen amerikanischen Tranövortdampfcr „New Rochellc" und „SuSkuehannah", der eine mit 1800, der andere mit etwa 1500 polnische» Rückwanderern an Bord, deren Einwanderung dte volnische Regierung verweigert, weil sich die wehrfähigen Männer nicht zum Heeresdienst etnztehen lassen wollen, werden wieder nach Amerika zurückgebracht. Gleichzetttg mit den polnischen Passagieren haben dte amerikanische» Dampfer eine Ladung HecreSmate rtal mitgebracht. Snlenlelratispor1e Mainz-Memel. Berlin, 24. Aug- Amtlich wird mitgeteiU: Auf Grun des FriedcnSvertragS fährt wöchentlich «in Sntente- TranSport und ein Dran»port mit Lutentemotertal ans der Strecke Mainz—Danzig^-Mewel. Die erste Versammlung de» Völkerbünde». Rewyork, 24. Aug. Präsident Wilson hae dt« »m- sadung zur ersten Versammlung de» Völkerbund«» am lS. September tn Genf an de« Generalsekretär de» Völkerbundes weiteraeleitet.
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