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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187812091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-12
- Tag1878-12-09
- Monat1878-12
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1878
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Hierdurch drt»G« wir di« uachstzeheutzen Gatzuugen ,ur öffenlUche» Kenntniß. Seches, de» < December 187«. Die Handelskammer. »«4»«-». »vrs. G«s< «. Satz««ge« für de« 0»ter-tütz»ui»s»«d der Haudel-kammer. Dom 80. November 1878. t. >«I de« MermLchtnjsse von 8000 ^l, welche» der am 4. November 1877 hier verstorbene Herr Scheim« TommerKeuratb Gtzmnntz Wecker, vormal» Vorsitzender der Handelskammer, dieser letztereu «zur Skldung eine» Fond» »nr Unterstützung von dem HandelSftande LngehSrigen, deren Witwen und Kindern" l-mterlassen hat. «ad au» denjenigen Zuwendungen, welche der HandeUkammer etwa weiterhin zu gleiche« Zwecke »ustieße», wird «nter de« Namen «nterstütznugsfond der Handelskammer e ne besonder« Tasse gebildet, deren Stammkapital in mündelficherer Weise »ia-tragend an»ulegea und welch« nach folgenden Grundsätzen zu verwalten ist. L. Die Gewährung von Unterstützungen au» den Zintzerträanissen beschränkt sich auf im Bezirke der HandeUkammer wohnhafte Angehörige de» HandelSftande» oder Witwen und Kinder von solchen. Bei der Bertheilung find vorzugsweise diejenigen unterstützungsbedürftige« Angehörigen de» Handel»- stand«» zu berücksichtigen, »«sch« früher zur Handelskammer beitragspflichtig gewesen find. Dieser Borpig geht ans die Witwe, «nd Ktnder über. 8. Die Gewährung einer Unterstützung kann nur auf Grund einer schriftliche» Anmeldung erfolgen, welch« jedoch nicht von dem Unterstützungsbedürftigen selbst auSzugehen braucht. 4. Die einlaufendeu Anmeldungen find de» Finanzausschüsse von»legen, weicher sie zu prüfen und seine Vorschläge der Kammer in nicht-öffentlicher Sitzung zur Beschlußfassung zu unterbreiten bat. Dies« veschlußfaffung erfolgt tn der Negel jährlich einmal, und zwar ,n nnem der beide» letzten Monate de» Kalenderjahre». Je nach der Zahl und Beschaffenheit der eingegangenen Anmeldungen kann der Finanzausschuß «« der Berichterstattung eine öffentliche Bekanntmachung veranlassen, durch welche auf da» Vorhandensein mW auf den Zweck de» Ünterstützung»fond- hingewiesen wird. k. Sofern di« in einem Jahre verwilligten Unterstützungen den Zinsenertrag nicht aufzehreu, ist der Nest »um Capital« zu schlagen. 8. Die Namen der «»gemeldeten Unterstützungsbedürftigen dürfen nicht veröffentlicht werden, gleichviel ob die Anmeldung Berücksichtigung findet oder nicht. Im llebrigen bleibt di« Art der Ausführung der Beschlüsse dem rrmeffe« de» vorfitzenden der Handels kammer überlasten. 7. Die Handelskammer behält sich vor, die gegenwärtigen Satzungen nach Bedürfniß abzuändern. Nach Lew Laisersefte. Der Festjubel in Berlin ist verhallt, der Kaiser hat seine gewohnten Beschäftigungen wieder übernommen und ancb da» Berliner Bür ge rth um ist wieder an die Arbeit gegangen. Die Erinnerung an diesen Tag aber wird sortleben nicht nur bei den Teilnehmern der erhebenden Feier desselben, sondern im Herzen de- ganzen deutschen Volke-. Alle Berichte stimmen darin Überein, daß der schlicht-bürgerliche Charakter oeS Kaiserempfangc» durchweg aufrecht erhalten, ja bi- zu einer patriarchalischen Herzlichkeit aus geprägt war Der erhabene Monarch selbst hat wi'derholt darauf Bezug genommen und auch noch nachträglich der Stadt Berlin seinen Dank für dir empfangenen Eindrücke ausgesprochen. Am Sonnabend empfing der hohe Herr die städtischen Behörden von Berlin. Wie e- heißt, rvar der Empfang ein sehr herzlicher und freund licher, insbesondere gegenüber dem Oberbürger meister v Forckenbeck, welchem Se. Majestät auch die Hoffnung au-sprach, daß er Präsident de» Reich-tage- bleiben würde. Die gesammte loyale Presse ist über da- denkwürdige nationale Ereigniß, alS welche- sich der EinzugS- wg darstellte, vollauf befriedigt. Wir selbst und unsere Correspondenten haben sich dahin ausge sprochen Heute mag noch einer Ausführung der Correspondenz de- „R.-v. f. S " Erwähnung ge- schehen, mit deren Inhalt wir un- in Ueberern- ftimmung befinden. E» heißt darin: Kaiser Wilhelm ist, von seinem Leiden ge nesen, i» seine Hauptstadt zurückgekehrt und hat die Leitung der Regierung-gefchäfte wieder über nommen Mit diesem Ereigniß ist ein neuer Abschnitt in de« vielbewegte» Leben de- «reisen Heldensürsten, in dem Leben de- deutschen Volke» erngetreten, «nd die dankbare Hingebung, die ernst- heitere Erregung, die am 5. December die Kaiser- kadt erfüllte, hallt darum wieder i« ganzen Vater land« und überall, wo Deutsche wohnen. Die Stadt Berlin, die als Residenz de» Kaiser- der Schauplatz der schändlichen Unthaten vom vorigen Sommer ge wesen. hatte natürlich auch jetzt wieder den vortritt, da eS galt, die Erinnerung an jene finsteren Tage durch e,n Fest fröhlichen Wiedersehen- au-zulöschen; chr war e» beschicken, den nach schweren Prüfungen Wiedererstandenen Auge in Auge zu begrüßen, rhn jubelnd zu umdrängen, ihm den Pfad mit Blumen zu bestreuen und ihn durch Ehrenpforten und Triumphbögen nach seinem Hei« zu geleiten. Aber sie that e- nur im Namen aller guten Deutschen, die im Geiste bei ihrem Kaiser waren, mit ihm sich freute», mit ihm da- große Sühnefest unter den Linden begingen, von diesem Feste schweift der Blick unwillkürlich zurück zu jenem ersten Einzüge, den unser Kaiser feierte, al- er lorbeergeschmückt ou- dem Kranzosenkriege heimkehrte. Damal» kam er daher geritten auf stattlichem Roste, umringt von den Heerführern und Staatsmännern, die mit ibm im Donner der Kanonen Deutschland- Ehre und Unabhängigkeit gerettet, Deutschland- Einheit begründet und festgeschmiedet hatten; hinter ihm her wälzten sich endlose Heere-säulen, ein Wald von Helmen blinkte im Sonnenglanze; e- war da» Bolk m Waffen, da- der Heldenkaiser siegreich nach Hause führte. Die-mal gab e» keine Truppen- zkae, keine strahlenden Uniformen, kein Waffenge pränge; denn nicht den Sieger galt e- zu feiern, sonder« den thkuren, glücklich geretteten Vater, der mit ungetrübter Liebe, mit der allen schlichten Herrlichkeit zu den Seinen zurückkehrt und mit derselben Liebe «nd Herzlichkeit von ihnen begrüßt wird. Da- Fest, an da- sich im Stillen so manche bange Befürchtung knüpfte, ist ohne jede Störung, ohne den leisesten Mißton verlausen und nach so viele« Bitternisten gereicht e- un» zum Tröste, daß wir un» wieder sagen dürfen: unser Volk ist unverdorben, der Kern ist gut. Ser Kaiser hat Die- mit seinem gesunden, kindlich r einen Gemüthe sicher herauSgesühlt und sein Ver- 1 rauen auf die sittliche Tüchtigkeit seine» Volkes ,st au- der Krisis diese» Sommer-, die der Kest- jubel de- L. December abgeschlossen hat, ne» ge- krästigt hcrvorgegangeu. Möge diese» gegevseitrge Vertrauen zwischen Kaiser und Volk gute Früchte tragen; möge die Heilung der kaiserlichen Wunden cme frohe Vorbedeutung sein für die Heilung der Schäden, an denen unser Volk selbst krankt; möge irr nun beginnende neue Abschnitt in der Regie rung Wilhelm'» I. so heiter «nd jrisch, so schatten- v» und harmonisch verlaufen, wre die Feier seine» Einzug» iu Berlin Politische Iledrrsicht. Settztt». 8. December. Di« Ueberraschung de- Kaiser» über die schlichte Großartigkeit de- Berliner Feste» ist cme vollständige gewesen. Die osficivse „R.>. Ztg." äußerte sich in diesem Sinne wie folgt: Wie nun constatirt werden kann, hat die Ein lasseier in allen politischen Kreisen ebenso wie der Bürarrschaft einen sehr bedeutenden und er- enden Eindruck -emacht. Der Kaiser selbst hat sich wiederholt dahin geäußert, daß die Großartig keit dieser Kundgebung ihn überrascht und tief er griffen habe. Der Kaiser hatte br» zum letzten Augenblick den Wunsch wiederholt, die Manifesta tion, die er nicht aau» abweisen wollte und konnte, in den einfachsten Grenzen verbleiben zu sehen, und noch in den letzten Lagen waren Weisungen einge- troffen, die Vorrichtungen einzuschrünken. Der Po lizeipräsident vermochte jedoch rn dieser Beziehung den Allerhöchsten Wünschen nicht Folge zu ver schaffen, ohne die Gefühle der Bürgerschaft zu krän ken, und darauf bezogen sich die Worte de» Kaiser» an den Oberbürgermelfter. daß der Empfang nicht blo» seine Erwartungen, sondern auch seine wieder holt ausgesprochenen Wünsche weit übertreffen zu wollen scheine. Wa» nun der Kundgebung vor Allem den erfreulichen Charakter verliehen hat, war die Einmüthigkeit, welche in der Stunde de» Ein zugs sowohl al» während der Illumination nicht «in einzige» Mal gestört wurde. Bekanntlich war vielfach die Befürchtung laut geworden, der Erlaß der jüngsten strengen Maßregeln würde nicht blo» die freudige Stimmung trüben, sondern selbst u Ausbrüchen der Rohheit führen. Um so mehr ällt der freudige und ruhige Verlauf de» ganzen Festtage» in- Gewicht. Die Erfahrung darf wohl al» ein Beweis gelten, daß die energische Geltend machung von Autorität und Gesetz bereit» die gute Frucht getragen, die Elemente, welche bei solchen Festlichkeiten so oft Anstoß gegeben, zu entfernen oder im Zaum zu halten. Die Anordnungen der Polizei für den Tag finden allgemeine» Lob, aber daß sie zu durchgängig erfolgreicher Anwendung gelangten, »st doch vor Allem der willigen Unterstützung tn der Bevölkerung »u verdanken, demnächst aber auch dem Umstand«, daß da» Walten der Obrigkeit sich in allen Kreisen wieder mehr und mehr Achtung verschafft bat. Je ängstlicher von mancher Seite dem genannten Tage entgegengesehen worden, desto mehr ist der in jeder Beziehung glückliche Verlauf geeignet, dem ae- sammten Lande und namentlich der Stadt Berlin wieder «inen zuversichtlicheren Blick in die Zukunft zu erlauben. E» wird ferner osficiö» gemeldet: Gegenüber den Combinationen, zu denen in manchen Zeitungen die Form der Wieder-Neber- nahm« der Negierung durch Se. Majestät den Kaiser Veranlassung gegeben bat, dürfte zu confta- tiren sein, daß Se. Majestät schon vor vierzehn Tagen von Wiesbaden auS den Willen zu erkennen gegeben batte, am Tage der Rückkehr nach Berlin die Re gierung wieder zu übernehmen. Demzufolge waren die erforderlichen Erlaffe im Einverftändniß zwischen dem Kronprinzen und dem StaatSminifterium ent worfen und dem Kaiser im voraus vorgelegt worden und sodann auf Grund der von Sr. Majestät ge troffenen Bestimmung definitiv festgestellt. * » » Der Reich-kanzler widmet sich auch in seinem Landaufenthalte zu Friedrich-ruhe den StaatS- geschäften, soweit e- seine angegriffene Gesundheit gestattet, vor einigen Tagen war der Präsident de- NeichSkanzleramte»,Staat-minister Hosmann, zum Besuche daselbst und hatte eine lange Conserenz mit dem Fürsten Bi-marck, die sich wohl mit den schwebenden Kragen der wirtschaftlichen Politik beschäftigt haben dürste. Auch die Besuche anderer Minister in Friebrich-ruhe sollen für die nächste Zeit in Aussicht genommen sein. Man spricht auch davon — so wird auS Berlin ge meldet — daß der Reichskanzler in den nächsten Tagen zu einem flüchtigen Besuche nach Berlin kommen werde, um den Kaiser zu begrüßen. Doch ist Nähere- und Bestimmte- darüber noch nicht bekannt. Abgesehen von diesem kurzen Be suche aber wird der Reich-kanzler seinen Land aufenthalt schwerlich vor Beginn der unmittelbaren Vorbereitungen zur Reich-tag-session beendigen. Die Conserenz wegen der WilhelmS-Spende hat eine Subcommission niedergesetzt, bestehend a«S den drei RegierungScommiffaren, dem Direk tor der Preußischen RentenversicherungSanstalt. Staat-minister Delbrück, vr. Böhmert au- Dresden und vr. Lehm au- Leipzig, die daö vor gelegte Statut skr eine Altersver sorgung» anstatt mit Capital« »nd Renten versicherung weiter berathen soll. Im Laufe der Eiöiterung scheint von verschiedenen Seiten der die Ansicht bervorgetreten zu sein, daß man der Conserenz doch wohl etwa- mehr hätte überlasten sollen, al-blo-die Verbesserung und Vertretung eine» im Ministerium de- Innern au-gearbeiteten fer tigen Plane-. Die berufenen kundigen Männer hätten ja vielleicht noch bessere Originalvorschläge zu machen vermocht, deren Umgestaltung zu defi. nitiveu Projekten dann für geschickte Minlsterial- räthe hätte Vorbehalten bleiben können, anstatt daß e» nun gerade umgekehrt gemacht worden ist. Mögen auch schon vorher mehr oder minder unreife Ideen genug Vorgelegen haben: bei einem Anlaß wie der WilhelmS-Spende kommt e- eben darauf an, welche Instanz uud Autorität die schließlich au-zuführende anheimgiebt. Eine Coa- ferenz wie die gegenwärtig tagende hätte iu dieser Hinsicht unsere- Erachten- den Vorzug vor einem oder mehreren preußischen Minister» verdient. Der Eindruck, welchen die von der Behörde ver fügten Au«weisung-maßregeln hervorgerufen haben — so wird au- verli» gemeldet — darf nicht ausschließlich nach deuinderKortschritt-- presse laut werdenden Stimmen de- Mitleide- beurtheilt werden. Der größte Theil der Bürger schaft. auch Derer, welche sonst bei Wahlen nur für Candidaten der Fortschritt-Partei stimmten, ist damit ufrieden, daß den Agitationen ein Riegel borge- choben und der Einfluß der socialdemokratischen Führer, wenn auch nicht gebrochen, so doch im hohen Grade erschwert ist. Nachdem die alten Organisationen aufgelöst sind, kommt e- haupt sächlich daraus an, die Bildung neuer zu ver hindern Nachdem der Anfang dazu wiederum gemacht worden war, blieb der Behörde nur übrig, dem Anwachsen derselben durch Entfernung der Leiter und Organisatoren vorzubeugen. Die über triebenen Gerüchte, welche an die Verkündigung de» S. 28 de- Socialistengesetze- geknüpft wurden, haben sich al- eben so unbegründet erwiesen, wie die Behauptung, daß damit lähmend auf die Fest freude der Bürgerschaft eingewi-kt worden sei. Die Führer der Socialdemokratie und ihr Anhang ge hören schwerlich zu denjenigen, bei welchen «ne .Festfreude" überhaupt vorausgesetzt werden kann. ES wird eben Z«t, daß dir Berliner Bevölkerung sich endlich, wie die „Nat.-Ztg." vor einigen Tagen treffend hervorhob. de- Ernste- der Lage bewußt wird. Der Socialdemokratie war e- wahrhaftig ernst genug und sie würde am Tage einer revo lutionären Entscheidung sicher bewiesen haben, daß sie keine Sentimentalität und keinen Spaß versteht. Da- Criminalgericht zu Dortmund verhan delte gegen den socialdemokratischen Agitator Tölcke wegen Beleidigung verschiedener Mitglieder de- Reichstage-, welche für die Annahme de- Ge setze- gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie gestimmt hatten. Der Straf antrog war von 38 Reichltag-abgeordneten ge stellt worden. Der StaalSanwalt beantragte die Verurtheilung de- Angeklagten zu einer GFäng- nißstrase von einem Jahre. Der Gerichtshof ver- tagte da- Urtheil, um der Bertheidigung ent sprechend noch Auskunft von dem Präsidium de- Reichstage» einzuholen. -- » * » In Berliner diplomatischen Kreisen hält man e» für zweifellos, daß nach dem Abzüge der Russe« au» Bulgarien und Rumelien an deren Stelle ein von den vertriig-mächten zu sor- mirende- Contingent einrücken wird. Die gegen wärtig zwischen den leitenden Cabineten schweben den Verhandlungen sollen in erster Linie die Fest stellung der Einzelheiten in Betreff der Bildung de» gedachten gemischten ArmeecorpS bezwecken. Die Anzahl der zu entsendenden Truppen scheint noch nicht bestimmt zu sein. Dieselbe wird von der Ent wickelung der politischen Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel abhängen. Au» Koustantinopel meldet man, der Sultan habe die Genehmigung ertheilt, daß auf der Grundlage der die Congreß- befchlüsse nicht berührenden Bestimmungen de- vertrage- von San Stefano über einen end gültigen Frieden unterhandelt werde. Man kann die russischen kriegerischen Maßregeln allenfalls sich dahin erkläre«, daß sie bestimmt sind, einen Druck auf die Verhandlungen au-zu« üben. Wenn der eingeschüchterte Sultan sich allen Forderungen Rußland« unterwirft, so wird der Friede allerdings baldigst unterzeichnet werden, wenn nicht, so muß man aus die Möglichkeit ge faßt bleiben, daß Rußland einen Handstreich aus Konftantinopel versucht. Dem „Reuter'schen Bureau" wird au» Kon stantinopel gemeldet, die österreichische Re gierung habe sich damit einverstanden erklärt, daß iu die Convention betreff- NovibazarS auch Bosnien und die Herzegowina miteiubegriffen würden, da die Pforte hervor hob, daß eine Aus schließung dieser Länder von der Convention den Verzicht der Pforte aus ihre legitimen Rechte iu Bo-nien involviren würde. Oesterreich verlangt, die Evacuation solle erst stattfinden, wenn die Kosten der Occupatio» bezahlt sind, wa- die Pforte indessen ablehne. » * Wie in Part- versichert wird, soll bereit» eine spanische Rote existiren, worin da- Madrider Cabinet auf die Nothwendigkeit aufmerksam macht, die Schweiz zur strengeren Beachtung ihrer internationalen Pflichten anzuhalten. Die spanische Regierung beklagt sich inSvesoudere über die Existenz eine- revolutio- nairen spanischen ComitS iu Genf, welche- von dort au- ganz offen ihre gcgeu die Rahe Spanien- gerichteten Jatriguen «nd Manöver betreibe — Depeschen au» Madrid mel den, daß die Minister anonyme Briefe empfan gen. welche ihnen mit sofortiger Rache drohen, fall» die Todesstrafe gegen Moneasi vollzogen würde. Diese Drohbriefe kommen vom Nu-lande, wie man annimmt, au- der Schweiz. Die Antwort de- Emir» von Afghanistan aus da- Ultimatum der englischen Regierung ist jetzt eingetroffe«. Dieselbe scheint erst nach der Eroberung von Alimu-jid geschrieben zu sein «ad bestätigt zuuächst de» Empfang de- Ultimatum». Sodann werden darin die Freundschaft-Vers,cde rangen der englischen Regierung einer Kritik unter zogen und hervorgehoben, oaß die frühere» Handlungen der englischen Regierung, besonder« die Vermittelung derselben zu Gunsten Jacnt Khan- im Widerspruch mit diesen Versicherung» siänden. Die Verweigerung de- Empfange- der englischen Mission sei erfolgt, weil der Emir be fürchtet habe, durch den Empfang seine Unabhängig keit einzubüßen. Ferner wird erklärt, daß keine Feindschaft zwischen Afghanistan und der englische« Regierung bestehe. Der Emir wünsche die früher» freundschaftlichen Beziehungen zu der englisch» Regierung wieder au'zunehmen und sei bereit, ei« kleine temporäre Mission zu empfangen. » « In der vorjährigen Botschaft de- Prä sidenten der Bereinigten Staaten an den Congreß wurden Verhandlungen angekündigt, u» die Naturalisation-Verträge mit de, deutschen Reiche, d. h. mit den einzelnen Staate», u unificiren. Daß solche Verhandlungen stattgr- unden haben, möchten wir bezweifeln; vielleicht hat man sich in Washington überzeugt, daß auf deutscher Seite geringe Geneigtheit besteh«, den dortigen Forderungen bezw. Bedingungen z» entsprechen. Die diesjährige Botschaft hat da» Thema nicht berührt; dagegen wird jetzt gemeldet, dem Congresse sei ein Antrag dorgellmt worden, die Regierung zur Kündigung dieser Verträge za ermächtigen; al» Grund wird die zweijährige Frist für den verlast der Naturalisation angeführt Man darf gespannt fein, die Absichten der Washingtoner Regierung bezüglich dieser für die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Länder so wichtigen Frage näher kennen zu lernen. ES wurde unterm 5. d. M. telegraphisch von Washington gemeldet, da- Repräsentanten- hau-habe die Vorlegung der diplomatischen Schrift stücke in Sachen Bäuiuer'S beschlösse». Die für un- wichtigste Correspondenz, die Antwort de» deutschen NeichSkanzleramte- auf die nordameri kanische Beschwerde, ist bereit» am 15 November in amerikanischen Zeitungen veröffentlicht worden. Sie ist datirt: Auswärtige- Amt. — Berlin. 18. Juli 1878. Der Sachverhalt ist in ihr in fol gender Weise klargestellt: „Der p. Bäumer, welcher seiner Abstammung nach die preußische Staatsangehörigkeit besaß, hat im Jahre 1868 im Alter von 2l Jahren seine Ent lastung auS dieser Staatsangehörigkeit nachge sucht und erhalten, ist hierauf nach Amerika auS- aewandert und, nachdem er da» nordamerikamscbe Bürgerrecht erworben, im September 1877 nach Münster rurückgekehrt, um sich dort bei seinen Eltern auszuhallen. Nachdem er dort einige Monate verweilt, hat sie königliche Regierung zu Münster, von der Annahme ausgehend, daß der p. Bäumer nicht nach Nordamerika zurückzukehren, sondern sich lediglich der Erfüllung der diesseitigen Militairpflicht zu entziehen gedenke, demselben unter dem 12. December 1V77 eröffnet, daß er entweder da- Gebiet de» deutschen Reich» binnen acht Tagen zu verlassen, oder, fall» er in Deutscb- and blerbe, seine Militairpflicht z« erfüllen habe" Bäumer wandte sich nun, da er wegen Mangel» der erforderlichen Mittel die Reise nach Amerika nicht antrcten konnte, au den Minister de» Innern mit dem Gesuch, ihm einen verlängerten Aufent halt iu Münster bi- Mitte Februar 1878 zu gestatten. „Diesem Gesuche, welche» irgend welche Beschwerde über die Maßregel der Ausweisung eibst nicht enthalten hat, ist seiten» de- Herrn Minister» de» Innern al-bald stattgegeben worden " Bäumer aber trat schon am tzt. Januar seiue Reise freiwillig an. Beschwerde hat er bei den compe- tenten Behörden nicht geführt. In Hinsicht daraus wird Bäumer vom Minister de- Innern die Er- laubniß ertheilt, falls derselbe nach Preußen zu- rückkehren sollte, jür die Dauer zweier Jahre in Preußen zu verbleiben. Außerdem wird der Unterreichnete dafür Sorge tragen, daß in Zukunft bei Behandlung ähnlicher Fälle die von der kaiserlichen Regierung ausgestell ten allgemeinen Gesichtspunkte auch seiten» der localen Behörden volle Berücksichtigung finden" Bäumer verlangte schließlich Entschädigung, die ihm au- dem Grunde verweigert wurde, weil Bäumer schon im November 1877, «och che von feiner Au-weisuug dieRedc war, in einem Schreiben au die könig liche Regierung zu Münster erkärt hatte, er gedenke sich, da er in Chicago sein eigene- Geschäft habe, nur besuchsweise bi» zum Frühjahre bei feiuea Elter» aufzuhalten, und weil Derselbe außerdem von der ihm bi» Mitte Februar d. I. verlängerte» Auseuthalt-befugniß freiwillig keine« Gebrauch ge macht hat." Der Brief ist gezeichnet , vou Philip», bora" «nd adresfirt „Au de« außerorventlicheu Ge sandteu uud bevollmächtigte« Minister der Verein, Staaten vo» Amerika, Herrnvayard Taylor".
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