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Die Frauen-Zeitung : 21.04.1849
- Erscheinungsdatum
- 1849-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id500284490-184904210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id500284490-18490421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-500284490-18490421
- Sammlungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDie Frauen-Zeitung
- Jahr1849
- Monat1849-04
- Tag1849-04-21
- Monat1849-04
- Jahr1849
- Titel
- Die Frauen-Zeitung : 21.04.1849
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sich gegen diese erbärmliche Benennung, die sowohl den satten, als osl den treuesten Freund desselben herabwürdigl, wenn dieser hochherzig genug ist, seine Verehrung für eine tugendhafte Frau über die Kränkung zu stellen, die ibm eine so niedrige Vor aussetzung, meistens unverdient, beweiset! Was muß aber in der Brust einer edlen Frau Vorgehen, wenn sie sich eben durch solche Anzapfungen in ihren hei ligsten Anforderungen auf die östeutliche Achtung be einträchtigt sieht?! Und wissen wir es nicht Alle, daß selbst der Lebenswandel einer Heiligen sie nicht schützen würde vor den Lästerzungen der Welt, wollte sie, selbst im reiferen Alter neben den zärtlichen Ge fühlen für Gatten und Kind, auch noch den reineren Anforderungen echter Freundschaft Gehör geben? Das aber ist der wunde Fleck unserer unedlen Stellung und der knechtischen Unterwürfigkeit, welche wir der selben zollen, mindestens scheinbar zollen; denn daß uns diese Unterwürfigkeit zu Heuchlerinnen stempeln muß. ist ja zu natürlich. Welcher Frau wären nicht von der Natur tausend Mittel in die Hände gegeben, den Schein da zu ehren, wo er eine Thatsache bemän teln soll, welche mit der Verachtung der Welt ge brandmarkt würde? Nur eine freie, edle Natur em pört sich wider die Zumuthungen, welche eine Welt an sie stellt, der sic kein höheres Recht einräumen will, als dem höchsten und dem innern Richter der Brust. Deshalb sehen wir eine Rahel mit dem gan zen Ernste ihres Wesens die reine Stirn Trotz bieten kleinlicher Klatschsucht; deshalb sehen wir Bettina in ihrer barocken Weise entschlafen auf dem glatten Bo den jener Säle, in denen man ihre Sprache weder redete noch verstand. Deshalb sehen wir eine Tu- dcvant sich abwendcn von einem Geschlechte, das nur ihre Unnatur hcrvorhebt, ohne die tiefe Gluth und Wahrheit ihrer Gefühle zu verstehen, mindestens die selben so zu preisen, wie sie es erwarten dürfte. Daß diese Schilderungen eines unverstandenen Sehnens, wie einer falschen Stellung des Weibes in sittlicher Beziehung, der Wahrheit nicht entbehren, wird mir gewiß von Vielen, namentlich meinen Schwestern, nachempfunden werden, denn das Uibel ist ein zu ostenbares, um seine Eristenz bezweifeln zu können. Doch muß ich mich freilich auf Einwendungen der verschiedensten Art gefaßt machen, und weiß es nur zu gewiß, daß mir sowohl von Frauen, wie von Män nern, die lebhaftesten Entgegnungen zufliegen werden; deshalb will ich mich schon vorher gegen die Erwie derungen zu vertheidigen suchen, welche ich als zu gewiß voranssehe. Was sollen uns Emancipations- vcrsuche", werden viele meiner Schwestern ausrufen, „es gelüstet uns nicht nach dem Rubine jener Zwit- tergejchöpfe, wie George Sand, Mrs. Aston und Kon sorten, die Mann und Kind verlassen, um in der Welt herum zu irren und die Emancipation zu pre digen. " Fern sei eS von mir, diese sogenannten Herrinnen als Muster auszustcllen; fest aber glaube ich, daß gerade derartige Erscheinungen sich öfter wiederholen werden, wenn nicht durch eine vernunftgemäße Abän derung die drückenden Verhältnisse, die das weibliche Geschlecht jetzt geistig wie materiell einengen, dem mächtig sich loSringenden Streben der jüngeren Ge neration allmälig weichen, und selbst Du, mein« Schwester, die Du jetzt mit allem Eifer Deiner Seel« jeder Neuerung entgegen strebst, hast keine Garantie, daß nicht auch Deine Töchter künftig zu denen ge» zählt werden, die sehnsuchtsvoll auf die Lösung der Fesseln harren, welche Tu jetzt nicht einmal lockern helfen willst. Tie deutsche Frau, wie sie sein soll, wird ewig die heiligen Pflichten für die, denen sie in Liebe angehört, über Alles stellen, und ich möchte nicht, daß man meinen Worten eine Tendenz unter legte, welche dieser hohen Mission deS Weibes irgend wie zu nahe träte; diese Pflichten aber werden wir um so freudiger erfüllen, wenn Geist und Herz frisch und frei sich bewegen, und wir auch außerhalb der enggezogcnen Grenzen des zurückgezogenen Lebens, einen Blick auf die schöne Welt und ihre tausendfa chen Bedürfnisse zu werfen vermögen. Ein solcher Blick schützt uns vor der. Alles crtödtenden Einseitig keit, die das so reiche weite Herz des Weibes oft wie verknöchert erscheinen läßt, und es mit den kleinlichen Sorgen und Mühen dergestalt erfüllt, daß selbst die krankhaftesten Erscheinungen das für eine so hohe edle Bestimmung geschaffene Weib zu einer traurigen Parodie ihres Berufes werden lassen. Und nur der Mangel an Aufschwung ist die erste Ursache dieses Uibels; aus zu weit getriebenem, falsch verstandenem Pflichtgefühle werden die besten Frauen Sklavinnen ihres kleinlichen Wirkungskreises, und der gänzliche Mangel an begeisternder Ermunterung eines vernünfti gen Äbzugsmittels führt uns dann in ihnen die trau rigen Gestalten zu, die Jean Paul unter die Rubrik der verwaschenen, vernähten Frauen so treffend zusam- menfaßt. Wie sanft, wie mild und thätig könnten die mit kräftigerem Geiste begabten Schwestern denen zu Hilfe kommen, die unter der Wucht des sie nic- derdrückcnden Pflichlenkrcises ohnmächtig einzuknickcn drohen, wenn das lhätigc Leben diese öfter mit ihnen znsammenführte. Seht! das sind keine Aufgaben für Zwitterwesen, und diese Bestrebungen würden Euch nicht zu Raucherinnen stempeln, oder Euch die Gerte und den Paletot aufdringen. Bleibet Eurer Bestimm ung treu, echter Weiblichkeit ergeben, strebt aber dennoch einer freieren Stellung nach, die es Allen verkünde, daß die Aufgabe unseres Lebens eben so umfassend ist, als die des Mannes, wenn wir sie nur echt menschlich anffassen; daß wir aber zu ihrer großartigen Erfüllung uns auf einen erhöhteren Standpunkt schwingen müssen, als bisher, und nicht mehr dabei zu befürchten haben, stündlich das Dpfer eines bösartigen Verläumdcrs werden zu können. Gleich wie das ehrenvoll geführte Leben des ManneS ihn ge wissermaßen sicher stellt vor den schimpflichen An klagen eines Nichtswürdigen, dessen Beschuldigungen von jedem Redlichen auf das Haupt des Verläumdcrs zurückgeschleudert werden; eben so sicher müßte eine sittlich reine Frau ihren Pfad ungestört wandeln kön nen, ohne vor jedem Phantom erzittern zu dürfen, das gerade eine unbefangene kindliche Seele nur zu leicht heraufbeschwören kann. Welcher Gerichtshof kann der Gattin des gefeierten französischen Schriftstellers das Erröthen und die Thränen der Scham ersetzen, welche ihr eine Verläumdung verursachte, die sie zum Gerede von Paris machte? Haben wir es erst dahin
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