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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.06.1921
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19210623026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1921062302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1921062302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-23
- Monat1921-06
- Jahr1921
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.06.1921
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>. Jahrgang. r«1. Danarratag, SS. Juni 1«1. Gegründet 1838 Drahlanschrtft, »»chrichl»» D «««»«» V»rnhn«ch«. S»mm»I»«»m«r 2S 241 Nur Dr Nachlg^p^UH«: 20011. Bezugs-Sebühr L L'-'S Anzeigen-Preise. " " ^ i «nmoarftg« NustrSg» g«g«n Nor«»^»«»chl»a,. nmn » M- Nachdm» m» «ft d»«Mch,r SchNM^K«, u»d Naup»,«schiftefl»v»' «a»1»»Nr,h, SS/40. Dru» ». Verlag »»» yiqgsch L «elchar», in »r«dE VvMchAch»»««, 10SS <.Dr«»ft»rr Dachr."> MlSftsg. — L»v«I<mg«, OchrpftOUft» wrrd«, »sch« aakbawahrt. Das Urkeil im Lebenslängliches Zuchthaus. tDrahtmrl-nng n « jrrr klerliner S ch rl f t l r t t u n g.> Berlin, 22. Juni. Am Hölz-Prozcss wurde l/ente abend »ach einstiindiaer Beratung des Gerichtshofes fol gendes Urteil gefällt: Der Angeklagte wird wegen Hochverrats in Tateinheit mit Totschlag, versuchten Totschlag, Bernehen gegen das Sprennstossgesetz. sowie wegen zahlreich übriger Straftaten zu einer lebens länglichen Zuchthaus st rase, sowie zum dauern den Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte oerurteilt, ferner werde« ihm die Kosten des Verfahrens anserlcgt. In der Urteilsbegründung helfet es. Laß das Bericht hinsichtlich der ans Mord laute» den Hauptfrage zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß Hölz den Gntsbesttzer Hes, vorsätzlich und gemeinschaft lich mit anderen »och nicht bekannte» Talern getötet habe. Das sei durch die verschiedenen Zeugenaussagen be wiesen. Dagegen lmbe das Gericht nach reiflicher UcVer legung die Krage, erb der Angeklagte mit Uebcrlcgung gehandelt habe, verneinen müssen. Als darauf der VoAitzende die Sitzung schlag, schrie Hölz: „Es kommt der Tag der Freiheit und der Rache! Sie sind die Zuhälterder I u st i z." 'Varsitzenüer: „Der Angeklagte ist abzusühren." Holz: „Ihr lünist das Wort verbieten, aber Ihr tötet nicht den Geist." Es kam zu einer erregten Szene zwischen Sem Gefangenenwuner und dem Verteidiger Ircstizrat Krankel. Letzterer behanptcie, dast der Wärter den, Angeklagten, um ihn am Wciterreden zu verhindern, geschlagen l-abe. Weitere Anscinaiidcr- sctzungcn wurden dadurch beendet, dast eine Anzahl von Polizei beamten Hölz, der anscheinend noch weiter reden wollte, in die Mitte nahmen und ihn durch die Tür ans der Anklagebank heransdrängten. Staatsanwalischaftsrai Dr. Jäger, RechtsamvaU Hegcwisch nnd Instizrat ütrol, l^egleitetcn Hölz bis zu seiner Zelle. lDer Verickst über die Schlußsitzung befindet sich ans der ziveüen Seite.) Die Aburteilung des hölz in Sachsen. Nach den bisherigen Pressemitteilungen sollte sich be kanntlich Hölz nach seiner Aburteilung durch das Berliner Sondergericht auch noch vor einem sächsischen Schwurgericht verantworten wegen seiner im vergangenen Jahre in Sachsen verübten Brandstiftungen, Erpressungen und son stigen Gewalttaten. Hierzu erfährt eine Dresdner Korre spondenz von unterrichteter Seite, dast dieser Prozess nur dann stattfinde» wird, wenn das Berliner Sondergericht Hölz nicht etwa schon von sich anS zum Tode oder zu lebens- känglichem Zuchthaus verurteilen würde. Eine Verschär fung des Berliner Urteils wäre ja in diesem Kalle doch nicht möglich. Man will darum die Hunderttansende von Kosten, die ein solch umsangrciclier Prozeß vernrtacbt, ersparen. Dr. Wirlh über -ie neuen Steuern. sTrahtmeldung unsrer Berliner Lchrtftlcitung) Berliu, LS. Juni. Im ReparationSauöschust be zeichnet«: Kiuanzminister Dr. Wirth als schwerste Ausgabe der Reichösiuauzverwaltnng die Krage, wie neben einer ge waltigen Belastung des Konsums, etwa durch Aus bau der Umsatzsteuer. auch der Besitz in hiihercm Maste zu den Lasten heraugezogen werden könne. Hierfür kommt entweder eine Umformnna deS NeichSnotopser- gcsetzeS oder ein Ausbau der RcichSvermögenö- stcner iu Krage, woriiber zurzeit Erwägungen im Ncickis- sinanzminifterinm im Eiauge sind. Ohne schon ein ab- schliestendes Programm für die gesamte Deckung zu geben, schilderte der Reichskanzler die Gesetzentwürfe, die zurzeit iu Arbeit und bis zu einem gewissen Abschluss gelangt sind. Genannt wurden die Zuckersteuer. die Einführung des Süss- stossmonovolS. die Acndernng des Branntweinmonopols, die neue KiirperschastSsteucr, die Rennwettstcner. Leucht mittelsteuer. Zündwarensteucr, Tabak-, Bier-, Mineral- wasserstcuer. Die Entwürfe sind sämtlich im Kabinett ge nehmigt. Geplant sind ferner eine Kap'italSnerkehrSsteucr, BersicherungSsteuer. Umsatzsteuer und Kraftsahrzengstencr. Die Borarbeiteu sind soweit gediehen, dast das Kabinett demnächst beraten kann. Die Erhöhung der Zölle, be sonders ans Kaffee. Tee. Kakao nnd fertige Er zeugnisse ist vorgesehen. Besprochen wird z. B. die Krage der Erhöhung der Kohlen st euer, deren wirtschaft liche Kolgen eingehend vorher geprüft werden müssen. Die Erträge. Berlin. 22. Juni. In parlamentarischen Kreisen ver lautet, dast man mit einer Geiamteinnabme ans den neuen Steuern in Höhe von etwa 2 0 Milliarden Mark rechnen dürfe, wobei die llnisatzstcner mit 2,3 bis ll Prozent zugrunde zu legen wäre. Bei der Körpcrschasts- st euer soll man mit einem Mehrertrag bis zu zwei Mil liarden Mark, bei der Tabaksteuer bis zu OM, Vierstencr bis zu 400. Branntweinsteuer bis zu 820 Millionen Mark rechnen. Man nennt ferner folgende Summen: Ncnnweib neuer 130. Züiidwarcnstcncr 30. Leuchkmiltelstcuer 40. Ka- pitalscrtragsstencr "70, VcrsichernngSsteucr 200 Millionen Mark. Die Erhöhung der Zölle toll etwa 800 Millionen :viark und die Umsatzsteuer gar 12 Miliar den Mark erbringen. Man spricht davon, dass das Noiopfer schon ans „politischen" Gründen nicht fallen gelassen werden könne und zu einer grossen Erfassung des Besitzes anSgebant tverden solle. Amerikanische Volschewislenschiffe? Paris, 22. Juni. Nach einer Havasmeldnng ans Washington hat die Negierung eine Untersuchnng über das geheimnisvolle Perschwinden dreier ameri kanischer Schisse im Ailantijchen Ozean «ingeleitet. Man neige zu der Annahme, das, die Manuiämite» ge meutert. ihre Schisse nach Russin,»- gesteuert „ich sie den Bolschewisten auSaeiiefert hätten. sW. T. B.i EinRäumungsabkommenmilGeneralSöser Oppeln 22. Juni. Gestern fand eine Zusammen kunft zwisilu-n dem englischen Oberloinmandierendcn Genc- ral Heu neck er und dem Leiter des Selbstschutzes, Gene ral Höscr, statt. Die Zusammenkunft führte zur Ber- cinbarung der Räumung Oberschlcsiens, n»d zwar zunächst bis zu einer bestimmten Linie, aus die sich die Insurgenten znriickziehen sollen. Diese Linie geht zwar nicht so weit in den Industriebezirk hinein, wie vom Zwölscr-AnSschust verlangt worden war, umfasst aber noch den Ort Hi „de „bürg. Die Räumung soll innerhalb Ri Stunde» nach erfolgter Annahme der Bercinbarnng durch die Interalliierte Kommission erfolgen. Innerhalb 48 Stunde» soll anderseits der Selbstschutz über die Grenze Leobschiitz nnd Kronstadt znriilkgehen. Innerhalb sieben Tagen sollen die Iusnrgentcn die Grenze des gesamten obcrschsesischen Gebietes iibcrichriftcn haben. Me Reichstagskommission bei General hoeser. Oppeln, 22. Juni. Die in Oppeln und Obergloga» stakt- gesundenen Besprechungen zwischen dem Zwölfer-Ausschuss. General Hoeser und den nach Obcrschl-esien ent sandten Vertretern der Regierungsparteien ergaben U c b e r e i n ss i m in n n g in allen Punkten. Ins besondere wurde der letzte im Einverständnis mit dem Zwölfer Ausschuß gemachte Näumnngövorschlag des Generals Hoeser eingehend besprochen. Die Vertreter der Regierungsparteien erklärten ihr volles Einverständnis mit diesen, Vorschläge. Sie erblicken i» ihm die beste Garantie zu einer baldigen und reibungslosen Räumung Ob er Schlesiens. lW. T. 21.) Die Derschacheriing Oberschlesiens sicher? Paris, 22. Juni. Die S c n a t § k v m m i s st o n für auswärtige Angelegenheiten hat heute nach mittag unter dem Vorsitz von Poincare eine Sitzung ab- grhaltcn, der Ministerpräsident Briand beiwohnte. Er sprach sich über die oberschlesische Angelegenheit, die Lage un Orient nnd über die Verhandlungen mit Deutschland anS. In Oberschlesien könne man nach den jüngsten Verhandlungen erwarten, dass sich die englische These, was die Nechtsauffassnng anbctreffe. der französischen These nähern )!) werde, der auch die Regierung von Rom sich znz'.rwende» geneigt sei. Es scheine jetzt schon sicher, dass der Oberste Rat nur über ein einmütiges Ab kommen entscheiden werde, das die Interalliierte Kom mission allein oder mit Hilfe von Technikern. Diplomaten und Journalisten, die ihr beigcgeben wurde«, angenommen hat. Tie angenblicküche Kommission würde an Ort und Stelle verbleiben. Im Orient könne man auch eine gleiche Annäherung der französischen und der eng lischen These ins Auge fassen, der auch die rtalienisciie Negierung zustinime. Es scheine wahrscheinlich, -aß die Türke» und die Griechen in Anbetracht der kritischen Lage, in die eine neue Offensive sic bringen könnte, die an gebotene Vermittlung der Alliierten annehmen ivürden. Die türkische Regierung müsse eine unerlässliche Kreihcit er halten und die Möglichkeit, ein- Krjcdensclcineilt zu werden, so dass sie uiitinteressiert sei an den Interessen nnd dem Einfluss Frankreichs in der Levante. Protest gegen die polnische Deutschenhehe. Berlin, 22. Juni. Ter deutsche Botschafter in Paris hat am 21. Juni der Botschafterfviifercnz eine auch den Re gierungen in London und Rom mitgeieiltc Note übergeben, in der auf Grund eines Berichtes über die schweren Aus schreitungen der polnischen Bevölkerung gegen Deutsche in den abgetretenen ehemaligen deutschen Gebieten in O st r o w o am 2. Juni hervorgehoben wird, dass die polnischen Behörden versäumt haben, rechtzeitig in entscheidender Weis« znm Schutze der Verfolgten einzu greifen. obwohl ihnen die Anzeichen des sich vorbereitenden Pogroms nicht unbekannt geblieben sein konnten. Inner halb zweier Jahre seien infolge der sich immer schmieriger gestaltenden Lebens,Verhältnisse für die nicht polnische Minderheit Tausende von Gewerbetreibenden, Hand werker» und Arbeitern zur Aufgabe ihrer Berufstätigkeit und zur Abwanderung ans dem abgetretenen Gebiete ge zwungen morden. Die Note sagt znm Schluss: Dieser Schutz, der den Minderheiten durch den Versailler Vertrag garantiert wird, fehlt im abgetretene» Gebiete, wie die Vor gange in Ostr-owv beweisen. Indem die deutsche Regierung die Vorgänge in Ostroivo zur Kenntnis bringt, beehrt sie sich, den Botschafter rat zu ersuchen, die Aufmerksamkeit der polnischen Negierung ans die unbedingte Notwendigkeit eines vollkommenen Schutzes der nationalen und religiösen Minderheiten zu lenken. iW. T. B.) Die Erdrosselung der deulschsn Lvftfohrk. Berlin, 22. Juni. Zur Krage des Verbotes der H crstell » ng von L u f t i a h r m a t e r i a l bat die B ot scha f te r k o n f c r e n z am 18. Inni folgende Ent scheidung getroffen, deren Durchführung sie der inter alliierten Luftsabrstiberwachiingsloininission übertragen hat. Die deutsche Regierung muss in kürzester Zeit das ge samte Liistsahrtmaterial, das im Widerspruch mit den Be scblüsse» von Boulogne hergestellt worden ist. beschlagnah men und der interalliierieii Liiftfahrtiiberwachnngskvm- mtssion ausiiesern. Es wird Ausgabe der Kommission sein, dieses Material in zwei Gruppen zu teilen. Das als mili tärisch charakterisierte Gerät wird endgültig de» alliierten »nd assoziierten Hauptmächten nnd Belgien überantworte! werden da Artikel 108 des KriedcnSvcrtrageS Deutschland die Unterhaltung einer militärischen Luftfahrt »nter'aat. Von dem als zivil charakterisierten Gerät sind gleichfalls 23 Prozent den alliierten und assoziierten Hauptmächten und Belgien z» übcrantwvrieii. Der Oie st deS zivilen Lust sahrtgeräts wird an Deutschland zu vollem Eigentum znrüclsalle». sobald der deutschen Regierung die Ermäch tigung erteilt sei» wird, den Ban von Luitsahrtgerälen wieder anszunebmen. (W. T. B ) England und Kemal-Pascha. Unter den drei Aufgaben, deren Lösung der kanadische Premierminister Meighan unlängst in einer Parlaments rede zu Ottawa der britischen Ncichskonscrenz zuwicS, e> scheint als die wichtigste dir Festlegung eines allgemeinen Kurses der englischen Aussenpolitik. Lloyd George hat diese Anregung umgehend ausgenommen und in einer Pro- grammrede die Richtlinien der zukünftigen englischen Politik festgclegt: „das britische Oie ich," so sagte er. „von einem Ende der Welt bis znni andern, ist durch seine Ehre nnd durch seine Interessen an die Verträge gebunden, die es unter zeichnet hat. Wir müssen jedoch die Massnahmen in Be tracht ziehen, die unsere Sicherheit erfordert." Mit diesen zwei Sätzen ist letzten Endes soviel gesagt, dass Verträge nur solange für die englische Politik von Bedeutung sind, als durch sic die englischen Interessen und die „Sicherheit" des britischen Imperiums gewahrt werden. Solche Vcr trüge aber bilden nach Llond Georges Auffassung die wahre Grundlage eines dauernden Friedens, sic müssen angenommen und durchgeführt oder aber ihre Annahme muss erzwungen werden. Offener und deutlicher hätte sich der englische Ministerpräsident kaum zu einer einseitigen eng lischen Interessen- und Gewaltpolitik bekennen können, krasser konnte der Standpunkt eines skrupellosen Egoismus nicht liervorgekehrt werden, als cS in diesen Aeussernngen der Kall ist. England siegt, diktiert „Verträge", und diese Ver träge sind heilig und unantastbar, sind bindend für di« unter drückten Nationen, folange die „englische Sicherheit" mit der Erfüllung der Diktatbestiinnningen gewährleistet erscheint. Wenn man im Zeitalter des Absolutismus und Ser nnver- hüllten Eroberungskriege einer solchen Nusfassung des Ver hältnisses überlegener Völker zu kleineren Mitvölkcrn be gegnet wäre, so würde man sich darüber nicht sonderlich ver wundern, in den Tagen deö Völkerbundes aber und der angeblichen Achtung vor der Hoheit der Menschen- und Völkerreck,te mutet es wie ein Hohn aus alle Versicherungen der Gleichberechtigung der Rationen an, wenn der führende Mann eines ersten Kulturvolkes, der mit den Begriffen Frei heit und Neckst sonst nur so uni sich zu werfen pflegt, ohne alle Scham das Evangelium der schnöden Gewalt zmedigt. Verträge sind also doch nur Papicrsctzen, die von der eng lischen Willkür zerpflückt werden können, sobald eine zu fällige Umgruppierung der Mächte oder sonst ein Anlaß sic nicht mehr als hinreichend für den dehnbaren Begriff der britischen Sicherlnnt erscheinen lassen. Diele neue und dock, so alte Lehre der britischen Reichskonferenz wird manchem freiwilligen oder auch unfreiwilligen englischen Vertrags partner zu denken geben. Man wird sich überlegen, ob es unter diesen Voraussetzungen ratlam erscheint, eine Allianz mit England einzngchen, oder sich ans eine bestehende zn verlassen. Das gilt für Russland ebenso wie für Krank »eich. Und in Angora wird man sich darüber freuen, vor sichtig genug gewesen zu sein, die englische Annäherung zurückaewicsen nnd das Kricdensdiktat nicht anerkannt zn haben. Denn in keinem anderen Lande der Welt hat man mit so viel Erfolg, aber auch mit so viel Zähigkeit und Bcgciste rung die englischen Gewaltplänc durchkreuzt nnd bis zur Stunde zunichte gemacht, wie in dem kleinasiattschen Herr schastSgebictc des genannten nationalst,rkiichen Führers. Mag dessen Persönlichkeit für uns. die wir nur ans Grund von Gerüchten »ns von ihm ein Bild zu entwerfen in der Lage sind, nicht klar Umrissen erscheinen, mögen orientalische Berschlagenheit und die Abenteuerlichkeit politischer Schach züge, die auf ihn znrnckgeycn, sein Charakterbild trüben, soviel ist sicher, daß er durch seine Tatkraft und seine zweisel los tiefe Vaterlandsliebe, die ihn unter den ungünstigsten Auspizien das Werk beginnen ließen, das jetzt eine »n geahnte Bedeutung gewinnt, sich die Snmpaiyien eine, großen Weltgemeindc erworben hat. Er ist der Befreie, seines Volkes, dessen Name durch den Vertrag von Süvres von der europäischen Landkarte getilgt werden sollte. Seine Ziele waren ihm von Anfang an durch die Vertragsbestim mungen klar vorgeschriebe,,. Es galt, der n,n zwei Dritte, ihres Besitzstandes beraubten Türkei zn territorial erträg lichen Bedingungen zn verhelfen, cs galt ferner, die Finanz nnd Justizhoheit dem entrechteten Lande zurückzugewinnen, und endlich, ihr eine Streitmacht zn erhalten, die ihren Lcbcnsnotwciidigkeitcn und ihrem Schutze wirklich entspricht Die 43 000 Gendarmen, die ans der Londoner Konferenz als ausreichende Sicherheftstruppe, als Eriatz für -ic einst mächtige türkische Armee angeichei, und bewilligt wurden, bedeuten bei der Ausdehnung seihst des verringerten tiirki schcn Besitzstandes eine Lächerlichkeit, mit der sich Mustaia Kemal nicht lange besaßt hat. Die Stärke seiner Truppen beläuft sich gegenwärtig nach vorsichtigen Schätzungen aui 180 000 bis 200 000 Mann. Ihre KampseSaiiSrüstung soll gut sei». Nach einer neuen Vereinbarung mit Moskau sollen die Bolschewisten die Munitionsversorgung der kcma listischen Armee übernommen haben, eine Tatsache, die zwar wenig verheißend klingt, die ober bei den engen Vczielmn gen zwischen Angora »»d Moskau immerhin möglich ist. Wie dem auch sei, die kemalistischen Truppen haben eö fertig gebracht, den griechischen Ansturm, dessen letzter Zweck es war, in englischem Sinne die Erzwingung des Vertrages von Sövres zu besorgen, zu brechen. Die letzte große griechische Offensive ist gescheitert, der griechische Vormarsch längst zum Stehe» gekommen. Ans Lageberichten, die nicht über Athen kommen, geht hervor, daß Mustafa Kemal im Norden am Marmara-Mecr, in der Mitte an der Bahn Smnrna - Asinn -Karahisiar und im Süden im Mäander Tale mit Erfolg gngreift, und daß seine Spitzcnirnppcn in, Zentrum nur noch wenige Kilometer von dem erstrebten Ziele, von Smnma, entfernt sieben. Diese glänzende mUi-
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