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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.07.1921
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19210708021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1921070802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1921070802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-07
- Tag1921-07-08
- Monat1921-07
- Jahr1921
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.07.1921
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I». gcchr,««». -k »17. Freitag, ». Juli l«i. Gegründet 185« Drahtanschrift: Nachrichten Drr»»„. gernlprecher-Samm«lnumm«r 22 241 Nur IIP Nachtg.sprSche: 20011. D-Mgs-G-bühr L«' Anzelgen-Prelse. I:.».?»»-«. " o 1^ ' Toni. Ausräitrtie« AuskLge u««cn Doraurdezahlung. Einzelnummer N PI. Nachdruck mir mg deutlich«, Quegemmgobr (.Drrsdnrr Nachr."> zuIMg. — Anveriangie Schriftstück« «erd«, nicht ausd »wahrt. Schrstst«ltu»g und Kauplgeichiistrfirst«: Marlrnftraft, 38/40. Druck u. N»rlag von lli»,sch L «eich«-»» in Drevdrn. Postsch«ck»Nonto lOSS Dreade«. für 6ie Lommerfriscke! tisngsmattsa / l-iogsstütilo / Sclrills / Sscick- spisls / Oracston / Lommocspiols / /xagslsi- —.—unci »Us SpcrrlgsrLIs -----—^—7----- S. /». «ftlttllsr, k-rszer Sir. 38. Ksffss Kasino IDiS bsliedtsri Kür»stIsr-t<ori2SriS Im 1>Isnon: »Uli/, Vl/isiisk 8ilmmugg88ggg6k 7ltk Ätßsk akne Kki8kgepsv><- Ver8iokerung kskön 8ie nie lllr alle kreisen untt ^ulenlttatto vom Verlassen 6er >Vokn,M8 bis rur lielmkebr baktet. Potteen sokort bet km» preuk, Vsi-mHei-liiig. I»ü08VL!N«kiV8ll'.s lEelepbon: 14154 unrt 14514 I)rab1>vori: polieeprenk Der oderschlesische „Wassenstillslanö". Gesahr-rohen-e Aussichten. Katto »»> si, 7. Inli. Die „Gazctta Lndooa" verbreitet folgende Meldung: In »reisen, die der Interalliierte» Kom mission »ahcstchen, herrscht die Ueberzengnug, das, es tros, der gegenwärtigen Pazifizierung Oberschlcsiens sehr zweisel- liast sei, die Ruhe in, Lande aufrecht zu erhalten, und das, Obersch'esien noch lange Zeit hindurch ein tätiger Bullau sein werde nud sogar die Ursache eines neue» Welt krieges werden könne. Die heutige Pazifizierung werde als eine Art Wasfenstillstenb angesehen. Gerüchten zufolge könne schon i»> Monat August in i t einer l5 r Neue rung der Kämpfe gerechnet werden, die sich dann nm so heftiger gestalten dürste», als sie nicht eine nnvor- berritete 'Volksbewegung, sonder» eine organisierte mili tärische Eampagne sein würden. Paftzwang für Oberschlesien. Oppeln, 7. Juli. Seit dem li. Juli besteht für die Ein- nnd Ausreise von und nach Oberschlesien wieder der P a ß - zwang, wie er vor dem polnischen Aufstande bestandeik hat. Tie Pässe müssen also ein französisches Bisnm tragen. Die neuen Bslchungszonen in Oberschlesien. t<k i g n c r D r a h t li e r i c>, t der „D r c » d n. Nachrichte n"! Oppeln, 7. Juli. Das Abstimmungsgebiet' ist jetzt für die Besetzung durch die interalliierten Truppen in drei A b s ch n itte eingeteilt worben und zwar so, das, die italienischen Truppen den ganzen Westteil bis zur Linie Landsberg!, Sakran, Tu raum, Mnlapane. Kofel, Ratibor, die Franzosen den weitaus gr bäten sind wichtigsten Teil des Abstimmung-! ehiekes bis zur Linse Lnblinitz, Jost. Gl-eiwitz, Köuigsliitte. Benthe»/ die Engländer aber nur die »reise Tarnowitz und H i u d e n b u r g sowie Teile des Kreises Rvsenberg zur Besetzung angewiesen erhielten. Tic Engländer sind damit von den Italienern getrennt. Tic Ha n pta uf r uh r h e r d e und vor allen: auch die wich tigsten U e b e r g ä n n e na ch » v » g r e f, p o l c n sind in der -L> andd e r F r a n z v s c n. Außerdem sitzen aber auch noch in Hindenburg und Bcittli-cn französische Alpenjäger. In Oppeln besinnet sich eine Reserve der Interalliierten »ommijno», die in der Hauptsache ans Engländern und nur zu einem ganz geringen Teile ans Franzosen besteht. Die ganze Datt'k der Franzosen geht dahin, die italienischen und englischen Truppen an die deutsche Grenze, die franzö »scheu aber an die polnische «Grenze zu schieben, dran hofft dabei sranzSnscherseils für den Fall, das, es zu einem neuen polnischen Aufstand komme': sollte, auf bewaffnete Zu sammenstöße zwischen Deutschen, Engländern und Italienern. Die Grenze nach Ko nsrest pv l e n ist bisher in keiner Weise ab ge sperrt. Fortdauer der Polenherrschaft. Hi'idenbnrg, 7. Juli. Die deutsche Bevölteruug des Kreiies Hindenbnrg hat an die Interalliierte Kommission telegraphisch einen Hilferuf gerichtet, in dem eS heisst, das, heute, nachdem die Räumung längst hätte vollzogen sein müssen, die Zustände sich noch in leiner Weise gebessert haben. Tie Landorte seien noch voll von Insurgenten, die sich über all die Polizcigewglt angemasst hätten. Sv sei in der Ge meinde P iS ko pitz mit Genehmigung des sranzösischcn KreiskoutrolleiirS eine aus Insurgenten bestehende Ge rne in dcwache gebildet worden. Selbst in Hindenbnrg seien B erschlcpp n n g e n und M i st h g n d l n n g e n von Einwohnern an der Tagesordnung. Ter Transport großer Waffenmengen nach dem Kreise Hindenburg dauere an. Ratibor. 7. Juli. Aus der Umgebung der Stadt wird das Auftreten neuer bewaffneter Banden gemeldet, die. in der alten Weise die denlschgesiunte Bevölkerung terrorisieren, misibandcln und verschleppen. iW. T. B.s Die englisch-sranzvsische Spannung in Oberschlesien. Berlin, 7. Juli. Wie aus Beitthen gemeldet wird, ist cs dort ans Anlas, der Zusammenstöste zwischen Deutschen und Franzosen zu ernsten Auseinandersetzungen d e r E nglü ii der mit de n F r a n z o s e n gekommen. Der englische Bataillmiskvmmandenr verlangt die sofortige Zurücknahme der sranzösischen Truppen sTeile eines fran zösischen Alpenjägeröatnilloiiss, da Beitthen zur englischen Besgtznngszvne gehöre und ihm ziigewiesen sei. Er sorderl außerdem die Freilassung der verhafteten deutschen Geiseln und eine Absperrung der kvngrcst-poliivchen Grenze von Lckwppiuitz, Siemiaiivivitz und Myslvwitz, wv sich noch immer polnische Iiisurgentciibgiiden zusginmen mit regu lären rruppeiiabteilungen sammeln. Der französische ttrcis- kontrvüenr hat die engliichcn Forderungen abgelchiit und die Eiitscheidnng des sranzösischcn Generals Gralier ein- geholt. Tie Span inni g zwischen Engländern und Fran zosen ist deshalb grotz. Weiierp Bcuthcner Nachrichten besagen, daß die Zu sammenstöße mit den Deutschen seitens der Franzosen deshalb provoziert wurden, um die wichtige Stadt Benthe», die einzige Stadt des Industriegebiets, die sich nicht in der ihnen ziigewiescnen Zone befindet, besetzen z» können. Tie Engländer hotten aus Zuteilung von Beuthen an die englischen Truppen gedrungen, da sich in Benthe» der Hauptsitz des polnischen AnfstondeS und der Ab st im mun gs o rga nisation b e fi n de t. Der Veuthener 7!iörder ein früherer Insurgent? Benthe», 7. Juli. Die ttntersnchnng des Mordes an deni Major Montaltgre hat ergeben, -ast die »ngcl von der Sedanstrassc ans gekommen ist. Der Mörder sott ein Istjährjger Bursche ssrüher Insnrgents sein. Die Mutter wurde net haftet, weil der Sohn slüchtig ist. Die Geiseln sind bisher nicht freigegebcu. sW. T. B.s Paris. 7. Juki. Wie der „Intransigeant" mittei-lt. hat die parlameiitarischc Gruppe der Freunde Polens in der Kammer henke noch mittag beschlossen, durch ihren Borsitzen den beim Ministerpräsidenten aiisragen zu lassen, weiche L t r a f in a st n a h in e n angesichts der Ermordung des französischen Obersten Mgntalägre in Oberschlesien ins Auge gefasst seien. lW. T. B.s Die Trauerfeier für den erschossenen Major. Beuthen. 7. Juli. Heute voriirittag fand die Ueber- siihrung der Leiche des erschossenen Bataillons'-Komman deurs Ntoiitalögrc statt. Au dem Zuge beteiligten sich General Le rund. General de Martini und Sir Harald Stuart. Alle in Beuthen liegenden sranzösischen Truppen waren aufgeboten. Zn dem Zuge hatte eine Reihe pol nischer Verein e ihre Mitglieder aufgeboten, dir Kränze mit Schleifen in den pvinifchen Farben mit sich führten. Tie Leiche wird vorerst nach Gleiwitz gebracht und ans dem dortigen Militärfriedhosc bcigesetzt, nm später nach Frankreich itbergesiihrt zu werden. Tie Tranerfeier verlief in voller Ruhe und Ordnung. lW. T. B.s Der Sland -er Wie-eraufbauverhan-lungen (Eigner Drall tbcricht der »Drekdn. Nachrichten".! Paris, 7. Juli. Tie vereinigten Kvinmissivneil für Finanzen nud auswärtige Angelegenheiten des franzosi scheu Senats hörten gestern einen Bericht Lviicliciirs über die Bcrhandliingen an, die in Wiesbaden begannen nnd in Paris fortgesetzt wurden, aber noch nicht znin Ab schluß gelangt sind. Lvncheur legte dar, daß die deutschen Licserungcn nnr fünf Achtel jener Beträge ausingchen dürfte», die Deutschland jährlich an Frankreich zu zahlen habe. Loucheur wartet die Rüclkehr Gnggenhcimers nach Paris nb. der neue Bvrschlägc überbringcii soll. Es müsse die Einsetzung zweier Berigussorgonisationeii ins Auge ge faßt werden, von denen die eine in Deutschland, die andere in Frankreich ihren Sitz haben soll. Die englischen Vünbnispläne. Washington. 7. Juli. Nach dem hiesigen Berichterstatter des „Philadelphia Public Lcdger" hat die britische Regie rnng der cimerllg'.iiichen Negierung Borschläge gemacht nm eine Berständigm-iig der drei Großmächte Großbritannien. Japan und der Bereinigtet! Staaten im Stillen Ozean herbeizuführrn. Ter nämliche Berichterstatter bemerkt dazu, daß die englischen Borschläge auf dem diplomatischen Wege übcrmittctt wurden und somit durchaus amtlichen Elmralter trugen. Sic nisterliegen zurzeit der Prüfung durch die Regierung in Washington. <W. T. B.s Das Verhältnis Ruhlands zu Griechenland. London, 7. Juli. Nach einer Exchange-Meldung aus Sim>r»a fragte Tschitscheri» den griechische» Premier minister drahtlos, ob die Nachricht »vn der griechische» Kriegserklärung g.„ Rußland ans Wahrheit beruhe. Ministerpräsident Gimaris erklärte in seiner Antwort die Nachricht für v ol l I!v m m c » » n richtig. Griechenland befinde sich nnr mtt den Kemglisten im Kriegszustand. Die Auslieserung -er Ausmarschpläne. Berlin, 7. Juli. Zn der ans Basel und Genf stammenden Nachricht über die Forderung der Ententemächte ans Aus lieferung der Aiifmarschplän; des ehemaligen deutschen Generalstabes wird von hiesiger unterrichteter Seite mit- geteilt, daß eine solche Forderung seitens der interalliierten Kontrollkommission noch nicht gestellt worden sei, das- aber mit ihr schon in den nächsten Tagen zu rechnen ist. General Rollet soll bereits im Besitz der entsprechenden Pariser Instruktionen sei». Tie interalliierten Forderungen sollen befristet und in bestimmter Form gehalten sei» und sich aus de Enttvaffiinngsbcstimmnngen des B.'rsailler Vertrages stützen. Angeblich sollen dieser neuesten Enteistesordernng noch weitere Forderungen folgen. Die Haltlosigkeit polnischer Verleumdungen. Berlin. 7. Juli. Tie deutsch-polnische Koni Mission auS Posen ist am 7. Juli von ihrem Besuch ii» Ricderlaiisitzer Braiuilohlenrcvicr zurüclgelehri. Sie hat dort sestgcsiellt, das, seitens der Behörden oder Arbeitgeber keinerlei Zwang zur Erzielung der Abwanderung von Pole» girS- gcttbk morden ist. Soweit polnische Arbeiter unter dem Zwange wirtschaftlicher oder sozialer Spannung zur Ans- wandcrniig veranlasst worden sind, haben sie dies mit Hab und Gut ungehindert durchführen können. Die Kom mission hat sich am 7. Juli wieder nach Posen znrückbegrbcn. Es muß abgewartet werden, hast dort die falschen Dar stellungen über die Lage der Polen in Deutschland anshöreii. Es muß aber vor allen Dingen auch erwartet werden, daß gegen die Deutschenhetzer in Posen und Westprensten energisch ciiigcschrittci, wird! Die kianzlerrcisc nach Breslau. Berlin, 7. Juli. Ter Reichskanzler Dr. Wirth und der preußische Minister des Innern Dominikus Im he» sich heute zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach Breslau begeben, um mit den dortige» oberschlesischen nnd schlesischen Stellen persönlich Fühlung zu nehmen. sW. T, B.s Die Reform -es auswärkigen Dienstes. Bei den Beratungen, die im Ausschuß des Reichstages über die Reform des Auswärtigen Amtes und des diplo matischen Dienstes gepflogen werden, ist die Oefscntlichkeit vornehmlich an der Frage interessiert, ob die alte, zünftige Diplomatie wirklich so grundschlecht ist, wie gewisse Kreise behaupten, so daß sie am besten täte, ganz von der Vild- fläche zn verschwinden und einem neuen Stabe von Kans- leuten, Industriellen nnd Parlamentariern Platz zu machen, oder ob sie nicht doch anch ihre sehr beachtlichen Vorzüge hat und des weiteren Lebens wert ist, wenn sie unleugbaren Fehlern nnd Zöpfen entsagt und sich in modernem Gewände präsentiert. Die Bemängelung der Diplomatie ist nicht erst nllcrnencstcn Datums, sondern war schon lange vor dem Kriege ein oft behandeltes Thema in Presse und Parlament. Doch war damals noch nicht die Heftigkeit dcS Tones üblich, mit der nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges alle Welt gegen nnserc bcrnfsmnßigcn Diplomaten loszog uud ihncit die ganze Schuld an der Katastrophe in die Schuhe schob. Es gehörte eine Zeitlang geradezu zum „guten poli tischen Ton", recht weidlich auf die „Bügclfalten-Diplo- matcn" zu räsonnicren und kein gute» Haar an ihnen z« lassen, »lei» gar nichts sollten die „Leute vom Bau", die doch sonst in allen Berufen geschätzt nnd unentbehrlich sind, mehr taugen, und daS Heil sollte nur in der Berufung von „Praktikern" liegen, denen allein der Besitz der erforder lichen Eigenschaften zn einer gedeihlichen Führung der aus wärtigen Politik, als da sind Tatkraft, Unternehmungsgeist, Ideenreichtum, vorsichtiges Abwägcn der Wirkung, kritische Beobachtung der Erscheinungen des öffentlichen Lebens, Kenntnis von Land nnd Leuten, Anpassungsfähigkeit an die fremde Denk- nnd Anschauungsweise, zngcsprochen wurde. Inzwischen hat sich die Stimmung aber schon erheblich be ruhigt nnd viele, die zuerst lebhaft in das allgemeine Ver- dammungSnrtcil cinstimmten, sind jetzt geneigt, ihre Ansicht zu revidieren und Licht nnd Schatten gleichmäßiger zu ver teilen. Sicherlich kann auch heilte bei einer unparteiischen Würdigung der Verhältnisse nicht bestritten werden, daß dir deutsche Diplomatie sich mancherlei zum Teil recht schwer wiegende Verfehlungen hat zuschulden kommen lassen, deren Vcrmcidinig uns aller Wahrscheinlichkeit nach eine günstigere MächtekonsteNation beim Beginn des Krieges beschert hätte. Doch selbst in diesem Punkte wird man nicht bedingungslos den Skab über die Vertreter der allen Diplomatie brechen dürfen, sondern bedenke» müssen, das, die Zeit ihrer Tätig keit, die sewciligen Verhältnisse nnd Znständc, die Strömnn gen der öffentlichen Meinung eine große Nolle spiele» und die diplomatische Wirksamkeit wesentlich beeinflussen. Sv kann es z. B. das geschichtliche Urteil dem Fürsten Biilow nicht zur persönlichen Schuld anrcchnen, daß er die eng lischen Bnndnisangcbote znrückwicS, weil damals noch ganz Deutschland im Banne der Anschauung stand, das, der eng lisch-russische Gegensatz nnnbcrbriickbar sei, und dast die deutsche Politik sich daher beiden Staaten gegenüber die Hände frei halten müsse. Zur Ehrenrettung der alten zünftigen Diplomatie dient aber auch noch ein weiterer Umstand, der fast immer bei der Behandlung der Frage übersehen wird, nämlich die Er schciming, daß die Beschwerden über unsere auswärtige Vcr tretnng erst nach dem Rücktritt BiSmarcks begonnen haben. Solange der Eiserne Kanzler das Heft in der Hand hatte, funktionierte der auswärtige Apparat tadellos nnd Männer mit so klangvollen Namen wie Hatzfeldl, Münster, Radv witz, Reuß, Schlözcr, Schweinitz, Stumm erledigten ihre Ausgabe als verständnisvoll ausführendc Werkzeuge ihres großen Meisters und doch glich wieder mit der gebotenen Selbständigkeit i» einer Weise, die ihnen selbst die Achtung der Nation sicherte und für die Gestaltung der auswärtigen deutschen Beziehungen gute Früchte trug. Alle diese niii Erfolgen gekrönten Diplomaten verschwanden nicht etwa gleich nach dem Sturze BiSmarcks in der Bersenknng, so» der» sülirten ihr Amt noch lange Zeit weiter, und erst später trat die Ergänzung des diplomatischen Korps ans dem neuen industriellen Adel r>in, so dast der GebnrtSadcl etwas ins Hintertreffen geriet. Wie kam cs nun, daß trotzdem dem Orchester der alten Diplomaten plötzlich der hnrmo Nische Znsammenllang zn fehlen begann, als Bismarck nicln mehr den Daktstock führte? Der Grund lag darin, daß sich kein Dirigent fand, der Bismarck zu ersetzen vermochte, uns daraus erhellt, das; es nicht nur ans die Diplomaten au lvmmt, sondern sehr wesentlich auch auf die Leitung der ans wärtigen Politik in der Heimat, wenn das Gesamtergebnis befriedigen soll. Der Geist ist maßgebend, der im Aus wärtigen Amte herrscht, auf Grund dessen die Diplomaten draußen instruiert werden und den sic genau kennen, der ihnen Freudigkeit und Rückhalt bei der Ausübung Aires Berufes verleiht oder sic bemmt und rückständig macht, je nachdem. In dieser Hinsicht aber ging cs in Berlin in der nachbismarckischen Zeit ständig bergab und zumal in der Bcthmannschen Aera war es geradezu ungeschriebenes Ge setz in den Kanzleien der Gesandtschaften, dast nichts Unau genehmes über fremde Stggtsoberhänptcr, Regierungen und Volksstiiiimnngcn nach Berlin berichtet werden durfte. Da die Botschafter und Gesandten, die dennoch der Wahrheit die Ehre gaben, grob angefahrcir winden, so fügten sic sich
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