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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.09.1921
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19210901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1921090102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1921090102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-09
- Tag1921-09-01
- Monat1921-09
- Jahr1921
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.09.1921
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411 Dresdner »achrichie, «»tt. » Donnersiag. 1. Scciiember 1«1 - men zugunsten Deutschlands, ohne allerdings burchbringen und eine Wandlung des Vertrags herdeisüvre» zu können. Der Grund dafür io führt der Verfasser auS. liegt darin, das, durch feindliche Kricgsprvr»aga>ida die lleberzeugung ,»o„ der deniiche» KrieaSichuld der Welt in fleuch und Blut uderaeaanaen in. „Iür die Alliierten ist Deutschlands alteiniae Scknild am Krieg« grundlegend. Sie ist die Balls aus der das Gebäude des Vertrags errichtet ist. und tuen» diese Anerkennung verweigert ober angetaitet wird, io ist der Beriraa ininatiiir." So turtle Llvvd George aus der Lon- doner t! an seren ; tu erregtem Tone dem deutschen Außen minister zugerusen nnd damit, ohne es zu wollen, di« ver- i'»undi»are »teile des Bavelnieines von Versailles «wiesen. > >e»ren diese stelle, de» Angel» und Kernpunkt des ganzen Vertrags, will Prinz Mar von Baden vornehmlich seine inoralinde Offensive rillten. Er empfiehlt zu diesem Zivecke die Lchassunq einer ..Arbeitsgemeinschaft, die mit der ge nügende» Autorität im Inland« und tm Ausland«, ge tragen von der gleichen ethischen Grundrichtung ilirer Mit alieder und geleitet nach einem eiicheiilichen strgtegtstlien Plan, den Kampf zur Wiederanfrichtnng unseres gnien ü.amcns führt". Der strategische Plan soll folgende dre Angriffsziele umfassen: ..1. Die Mitschuld der Entente am Ausbruch des Krieges vor die össeniiiche Meinung der Welt, insbesondere aber der feindliche» Völker, überzeugend hin» zunelleu. Die ungeheure Mitschuld der Entente an der .vükrnna deS Krieges deutlich zu mache». 3. Das deutsche Wort wieder in der Weit zu Eliren zu bringen". Als Mittel zur Erreichung der ersten beiden Ziele sieht der Prinz den ..Druck der öffentlichen Meinung", siir daS dritte die „Zer- streuung des Provagandancbels der Entente" und die Zn- rücklührnna her vvrliandeiien Anklggegrüiide gegen Deutsch land ans ein normales Mas;. Man tonnte den hier nur nrichbaft angedeuteten Ofsen- kirwlänen. denen, wie gesaat ein wertvoller Kern innewolint. restlos ; uni:» men. ivenn sie nicht zivci Mängel answieien. die die Verwirkiichnna des Gesam-tzieles leblnttt in Frage stelle». Än erster -teile kommt vier die in der -Kirnt sicher lich übertriebene Unterstreichung der Einsicht in eine deutsche Kriegsschuld in Betra<bl. Es braucht und tann im Rahmen die'er Alli'iilnnngen nicht darüber gerechtet zu werden, in wiefern und in weichem Ausmaße eine solche vorhanden in. Nur das in ganz sicher, dasr wir. ivv wir doch praktische Politik treiben und ienem pvsitim'n Ziele der völligen Revi sion des Verjgiller Vertrags znnreben wollen, mit einem 'elbnauäleriichen Eingeständnis einer absolut nicht erweis baren Schuld Deutschla,ii-s am Walttneae der Entente ge radem in die z>ände arbeiten. Plan denke an die Männer vom Schlage BriandS und blond Georges, wie sie erleichtert aufatmen würden, wen» Deutschland in seiner Gesamtheit eine „Teilschiild", die natürlich sofort zur alleinigen Schuld umgewertet würde, anerlennie. Sie ivürden sich buten, ihrerseits ans sich selbst alS die Mitschuldigen zu iveisen und den Grundpfeiler ihres Verkra gswerkes zu untergraben. Ans ein Feilschen um das . bllelir oder Weniger" der Schuld kann eS nicht ankvmmen. auch iveini eS. wie der Prinz emp fiehlt unter der Leitung einer neutralen Romminron ge- nhiebl. Die einttee Aufgabe, die ani diesem «tzebieie ihrer Löwing durch liniere Krair harrt, in die Zerstörung des lne ue röchen Schuld ge nw des, in das man Deutschland ver strickt tun. Der zweite Mangel, den die Pläne deS Prinzen Mar von Baden enthalten, beruht darin, daß sie für die Aufgabe, die er mit ihnen verfolgt, m eng c-ehalteii sind. Tollte eS möglich sein, so fragt man sich unwillkürlich, allein durch die S>ekämi'silna der Kriegeschuldliiae „den Friedensvertraa wicht nur juristisch und logisch, sondern vor allen Ttt: 'en ihn psixbologisch zu entinur-eln. d. h. die allgemeine Billigung, die heute noch die Ver'klavniia und Ansbentuna der dent- lchen Ratio» bei den alliierten Völkern findet, zu zerstören?" Tollte cS inü-alich sein, die wirtschaftlichen Zwangs Bestim mungen. die uns m erwnr-'e» drohen, durch eine Außcr- krgfts.Pnng dev ilrieas'cbuldlüge aleich'alls außer Kra't zu sehen? Möglicheewere könnte ma» ffch vurskellen. daß der strategische Plan deS Prinzen Max von Baden dazu aus- reichte. die Entente zu einer Revision der Tchuldoaragravhen m veioegen: sie aber davon zu überzeugen, das; mit der Kriegsschuld!iige der ganze Vertrag bis zur lebten seiner Besriinnnttiaen und Konseauenzen znsammenbrellien und nn- ivirksam werden müsse: daS dürste denn doch wohl trot^ aller schönen Worie Llond Georges, ans die man sich berufen könnte, eine verfehlte Hosniuna sein. Der Erreichung die>'eS Zieles winiten darum neben der moralischen Offensive »och au de re Mittel und Wege dienstbar gemacht werden. Vor allem müs-te von em-r zuständigen -teile — warum will Max von Basen die Regierung uad ibre Aemter ganz anher Dienst lassen? — unter Heran nel'nng aller Hisssguelleii der zahlenmähig kliov und klare Beweis errechnet und der Entente anaebvten werden, daß die Vsilliardeniorderunaen des Ultimatums ein unbegreiflicher, nie erfüllbarer Unsinn sind. Und zwar in linke diele Beweisführung nicht aus sich warten lallen und noch rechtzeitig vor dem bereit-'- von aller Welt erwarteten tatsächlichen und endaültiaen W irisch alt s- zudammenbriub eri'olgen. Vor wenigen Tagen hat der „Te-rrrvs" bei seiner AnSemandersebuitg mit KeuneS er kennen lallen, das; er bereits mit Deutschlands Zahliinas- unfähigkeit iin Anfang des nächsten wahres rechnet. Gibt eS einen schlagenderen Beweis für die Torheit der Entente- 'vrderungen. als diese Stimnie ans dem Zentrum des eiae- üen Lagers? Hier niüllte die Parallelaktion der moralischen Dffensive. die Darlegung der verhängnisvollen Wirkungen der wirtschaftlich»:!! Forderungen cinietzen. Nur dann, wenn eine Verbindung dieser beiden ge-aen den Versailler Vertrag gerichtete» Bewegungen die die Kriegsschiildlüge und dis Unmöglichkeit der Wiederher stellung Sbcstimmnngen zuin Ziele haben, i-oraenommen wird und wenn beide ilnverzüalich j,, gleicher Wei'e gefördert und betrieben n-erden. läßt sich ein Erfolg für das deutsche Volk erwarten, der es endlich befreit ans den Ketten seiner sitt lichen und würtschaitliche» Not. Voraussetzung dafür ble'bt. das; es anshört, sich in unsinniger Weise selbst zu zerfleischen und innerlich zu bekam wen. und daß es- der Einsicht zilgüiig- lich wird, wo die wahrhaft Schuldigen an seiner Not zu suchen sind. Die Leuerungszulaqen. Die neuen Vorlagen über die Auszahlung der Teuerungszulagen an die Beamten, Angestellten und Arbeiter des Reichs nnd PreukienS werden am kominenden Donnerstag verabschiedet und sofort in Kraft treten. Die Auszahlungen erfolgen tm Lause des September. Dementsprechende Vorlagen sind dem Reichs rate und dem ständigen Ausschüsse des Landtages als Not verordnungen zugegangen. Berlin. 3l. August. Die Pressekoinunssion der Beamten-, A n g e sr e l l t e n - und Nrbciteroer - bände teilt mit, dah sich die L>'g,auisaiionen mit Rücksicht aus die 'Notlage der Beamten, Angestellten und Arbeiter trotz schwerwiegender Bedenken nach schwierigen nnd harten AuSeinandersevnngen gezwungen sahen, das bei den jetzi gen Verhandlungen über eine Einkoinmenserhöhung er zielte Ergebnis anzunehmen. Es sei aber den Vertretern des Ncichssinanzministeriums gegenüber verlangt worden, bah die Regierung zusammen mit de» Organisationen un verzüglich die Weiterberatung der grundsätzlichen tragen fortsetze, um so eine gerechte Basis zu schaffen, aus der in Zukunft eine befriedigende Regelung der Lohn- und GelialtSfragen ermöglicht werde. Mit dem Reichsfinanz ministerium sei vereinbart worden, dah die noch offen- stehenden Einzelsraqen der jetzigen Regelung durch sofortige Aufnahme von Spezialverhandlungen geklärt und erledig» werden sollen. (W. T. B.j Sin Strett um -ie Aaiserbtlder. »vln. 31. August. In der KreiStagSNtzung des Land- kreises Köln hatten die MelirbeitSsozialisien den Antrag eingebracht, der Kreistag wolle beschlteken. dah die im SretshamS noch vörbaudenc» Kats«k/btl-er zu ent» Die Beisetzungsfeier in Bieberach. Bieöerech, »1. Die Leiche des ermordeten LtaatsministerS «. D. Vrzderger traf -efteru adeud. vou einer Ehrenwache Bieherachcr Bürger begleitet, hier ein Sie wurde in de« Chor der Stadlpsarrktrch, ansgebahr«. Eine Ehreuwache hielt die ganze Rächt Wach« am Sarge, vente früh «nrd« «ine Meise für den Verstorbene» gelesen, .s» einem »onderznge war der Reichskanzler, die Mtnifter und Abgeordnete» anS Berlin und Otnttgart et», getroffen. Unter den Bertretern der Retchoregiernn« de, landen sich ». a. Staatssekretär der Reichskanzlei Hemmer, Reichstagspräsideut Loede und andere Herren in großer Zahl. Kaplan Vogt, «in persönlicher Freund Erzbcrgers. zele, brierte das feierliche Leelenamt. DaS Gotteshaus war überfüllt. Der Zug mit der Leiche Erzbergers seht« sich von der Ltadtpsarrkirche um l Uhr in Bewegung. Voraus gingen zahlreiche Vereine mit Musikkapellen und Fahnen. Hinter dem Sarge folgten dt« Geistlichkeit mit dem Wejhbischos Dr. Sproll, Frau Erzbeeger mit den beiden Kindern des Ster» storbeueu und de» sonstigen Aegehürigen, der Reichs» kanzler mit deu Mitgliedern der Reichs, r eg te r u n g, der R e ich s ta g s p rä s i de n t, dteVertrcter der wltrttembergilchen und badischen Negierung, die Abord nungen weiterer Vereine und eine nach Tausenden zählende Menge. Um t.Sü Uhr wurde der Sarg in die Gruft gesenkt. Nach einem Gesäuge des Ülechenchores hielt Stadtpsarrer Schweikart die Trauerrede Rach der ans der ersten Seite wiedergegebenen Rede des Reichskanzlers legte Präsi dent Loebe im Ramen des deutsche» Reichstages einen Kranz ans dem Sarge nieder. Für die gesamte dcntlche Zentrnmspaetci sprach Abg B e ck e r, Arnsberg. Er jagte: Erzbergcr war guten Willens voll. Gut und hilfreich siir den einzelnen und das Vaterland. Er war der Unsere, wenn auch einzelne an ihm zn zweifeln begannen, wenn auch verschiedenen nicht mit ihm einverstanden waren, im Lause der letzten Fahre seiner politischen Wirksamkeit. Aber auch jene anderen haben eS anerkannt, das» an der Lauter» keit seines Eharakters nicht zn zweifeln war. Weiter sprachen noch Obcrrcgiernnqsrat Vcnerle in Ramen der würuemdergischen Zentrumspartei, Fustizmiuister Bolz für die Zentrnmsfraktion des würitemberglschen Landtages, Stadtschnltheik Doll ans Vieb-'iach. Mons. Vogt. Bieberach, Dr. Lchosrr aus Freiburg, Ministerialrat Dr. Bauch vom Reiillsfilian,miuisternm nnd andere, darunter auch Namens der U. S. P. D. Rcichstagsabgrordnctcr Geck. ONenbiirg. Ein Posanncnchor und der übliche Fahnengrnk beendeten die Feier au dein mit zahllosen Kränze» bedeckten Grabe Erz bcrgers. Reichskanzler Dr. Wirth ist nachmittags 5 Uhr nach Radolfzell weitergereist. iW. T. B.1 Line Sühnekapelle für Erzberger. Brberach, 3l. August. Die ivür-ttembergische und die badische Zentrnmsfraktion erlichen folgenden Ausruf zur Errichtung einer Sü h n e kap e l l e für Erz berger. Er lautet: Gesinnungsgenossen! Der Väter frommen -ille folgend, »at das Zentrum von Württemberg und Baden beschlossen, an der Stelle, wo unser Erzberger sein Blut sür unsere Ideale vergossen 1,-at, eine schlichte Sühneka pelle zu erbauen und bei der Tanne, unter deren Arsten er lein Leben aushauchte, ein Marterl zu er- richte». Alljährlich am 2ti. August soll ein Stthneopser dort gefeiert werden. Das Grabdenkmal in Biberach soll unsere Stiftung sein. Wir bitten unsere Freunde und Freundinnen. Len Baustein zu stiften. Geldspenden sin- an Direktor M'gr. Vogt in Biberach einzu,zahlen, Postscheck konto Stuttgart 87-tl. sW. T. B?, Die Berliner Demonskralion. «Draht meldungunIrerBerlinerEchrtstlettnng.s Berlin, 31. August. Tie heutige sozialdemokratische Kundgebung gnlählicki der Beerdigung Erzbergers ist, soweit sich übersehen lässt, trotz ilireS gewaltige» Umfanges, ohne ernstliche Zwischenfälle verlanscn. Die Menge, die sich im Lustgarten, in der Schlohsretheit und ans dein Schlohpkatze ansammelte, war schier unübersehbar. Die Zahl der Teilnehmer wird auf 20ÜV00 geschätzt. Tic Teil nehmer kamen in langen Zügen mit roten und lchwarz- rot-gelbeu Fahnen und Plakaten heran. Hin und wieder wurden während des Umzuges durch die Stroben Hochrufe auf die Republik und die Internationale ausgebracht und .'Nieder mit der Reaktion!", „Nieder mit den Deutschnatio- nalen und mit der deutschnationalcn Mörderbande" l'.s ge rufen. Eine Anzahl der Züge führte Musikkapellen niit. Im Lustgarten versammelten sich die SPD.-Leute, in der Hauptsache vor dem Alten Museum, wv der frühere v r e u h i s ch e Ministerpräsident Braun und Erwin Barth sprachen, während die Unabhängigen vor dem Tome Aufstellung nahmen, wo Erisvien und Dittmann von der Freitreppe herab redeten. Die Kom munisten sammelten sich zum grössten Teile vor den Ein gängen zum Schlvh an, wo von einem ver Postamente Adolf Hof' mann sprach. Das Denkmal Kaiser Wilhelms war von mehreren jungen Burschen erklettert worden. Einer hatte Platz aus dem Helm des alten Kaisers genommen, von wo er eine rote Fahne wehen, lieh. Andere hielten das Pferd besetzt. Auch die Staiue Friedrich Wilhelms IIZ. war erklettert worden und mit roten Fahne» versehen. Um 4^4 Uhr verkündeten Fansarenkläng« den Beginn der Reden. Vv» etwa IN Stellen im Lustgarten und auf dem Schlohplntze wurde gletchzelttg gesprochen. Der frühere preuhtsch« Ministerpräsident Otto Brau», der von der Freitreppe de» Alten Museums rebele, sprach von de« fluchbeladenen Hoheuzoller« M und erging sich dann ln Ausfällen gegen Lubendorff nnd Helfferlch, während er Erzberner prteS. Weiter« Angriffe richtete er dann ans Bauern und dte deutschen Richter. Blellelcht sitze der Mörder Gareis' geborgen t» Bayer», vielleicht sahen auch vrzbergers Mörder setzt rnhtg «ud un behelligt in dem Staate, dessen staatlich« Organ« gegen die Mordbnbeu nicht mit der erforderlichen Streng« vprglngen. Dem Hirschfelbe habe ein deutsches Gericht ideale Ge sinnung attestiert und ihn sogar zu Radtouren beurlaubt. lStürmtsche Psnirufe.s Dürfe inan sich wundern, wenn solches Walten der Justiz die Mörder nicht aüschreckek Die Schüsse in Griesbach seien gegen die Republik und gegen die Demokratie gerichtet. Die Justiz dürfe nicht mehr der arlte Schlupfwinkel der Reaktion sein. Die Mitglieder der Mordparteten s!) mühten setzt aus den einflußreichen Stellen verschwinden. ES müsse ein grobes Reinemachen angehen. Dte Regierung in Preuhen müsse endlich un abhängig von den Mürderparteten werden. Es sei ein un haltbarer Zustand, dah Reichskanzler Wirth tm Reiche mit den Sozialdemokraten und dc.;h in Preuhen der Minister präsident Stegerwalb zusammen mit den Mürderparteten regiere. Wenn die Herren von rechts dte srete Luft der Republik nicht vertragen tönnten, so mühten st« dte Faust der Republik verspüren. lStürmtsche BravorufeI Dittmann von den Unabhängigen, der von der Frei^ treppe des Domes sprach, behauptete, dah tu Deutschland eine Mörderzentrale lll bestehe, dle ihren Sitz ln München habe, von wo ans die ganze Hetze gegen die 'Republik ausginge. Mit der Ermor- dnng Erzbergcro habe dte Reaktion in der Regierung, dle zurzeit mit Ausarbeitung der neuen Besitzsteuern, durch dte der Kapitalismus betroffen würde, beschäftigt sei, Ver« wirrung anrichteu wollen, um so dte Republik zu stürze» und die Steuerlasten ans die Arbeiter abzuwälzen. l!s Mit der jetzigen Justiz müsse aufgeräumt werden, da sie mit der Mördcrzentrale in Verbindung stehe. Nach den Ansprachen setzten sich dte Züge allmählich tu Bewegung und marschierten zu den Sammelplätzen zurück. Die Auflösung ging in Ruhe von statten, wozu auch der einsctzende Regen daS seinlge beitrug. Sine Kundgebung au» deulscheu Richlerkretle«. Esten, 3t. August. Die Essener Richter-B er- einigung hat an den Reichskanzler, den R<«chSj»rsttz» minister und an daS prens.ishe DtaatSmintstertum folgende Kundgebung gerichttck: In einem gewissen Teile der politischen Presse wird dre Ermordung ErzbergerS mit der Handhabung der deutschen Rechtspflege durch dt« Richter ln Zusammenhang gebracht. Es wind versucht, der groben Masse des deutschen Volkes elnzurodcn, dah dieser Mord zum nicht zcrinaen Teile di« Folg« des sogenannte« Zwcterleimasres sei mit der dir Strastirstlz bei politischen Vergehen links- oder rechtögesinnte Kreise messe. Nie tst eine schändlichere Lüge zur Erreichung eines polt, tischen Programms „Ersatz deS VerussrichtertnniS durch das Wahlrichterrnm" verbreitet worden. Wir stnd über- zeugt, dah kei», deutscher Richter sich ander» alS von seiner Pflicht leiten lassen wird, die von ihm beschworene Ver- fassung zu schützem, sowohl gegen alle aus Anarchie abzieleudcn Bestrebungen, als nnch gegen Versuche, ein Stück ab- gelaufener Geschichte wieder herzustellen Wir erwarten von der Ltaatsrezicrung. die bisher der mahlos:n Hetze gegen ein Beamtentum, ans dcssen Schultern sie steht, tatenlos zu- aeschen hat. daß sie nuninsbr diesen durch nichts gerccht- iertigten llnterstell:rng>en hetzerischer Kreise mit größter Schärfe entgegentritt. Ottwig von Hirschfel-e bleib! vorläufig in Käst. Berlin, 3l. August. Im Anschluß an die Festnahme deS ehemaligen Fähnrichs v. Hirschfelde ist beim Polizeipräsi dium eine ausführliche Mitteilung des württembergischen Landcspolizeiamtes vom 80. d. M. eingegangen, wonach v. Hirschfelde als Mörder Erzbergers nicht in Frage kommt. Die wllrltembergische Kriminalpolizei hat festgcstellt. dah v. Hirschfelbe sich am Tage der Tat un- unterbrochen in Kalmbach, also 85 KUometer vom Tatorte entfernt, ausgehalten hat. Beim Berliner Polizeipräsidium ist demgegenüber ein von heute datiertes Telegramm der Staatsanivaltschast Osfenburg mtt der Bitte eingegangen, v. Hirschfelbe weiter in Hast zu behsl- ten. mit dem Bemerken, dah die Staatsanwaltschaft beim zuständigen badischen Amtsgericht den Haftbebehl gegen v. Hirschfelde beantragen wird. Bei dieser ungeklärte» Sachlage wird v. Hirschfelde vorläufig im Berliner Polizet- präsidtum weiter f e st g e h a l t e n. lW. T. BI erneu seien. Das im Krcistaa überwiegende Zentrum lehnte jedoch die Debatte über diesen Pnntt ab. Tie Ab stimmung ergab schließlich eine Mehrheit für die Bei behaltung der Kaiserbilder. Dieser Beschluß ver- anlahte die Linke, den Saal zu verlassen. Ter svzial- dcmvkratische 'Redner erklärte, das; er die noch zur Be ratung stehenden Anträge seiner Fraktion infolge dieses Beschlusses znrückziehe, da ein weiteres Zusammenarbeiten mit dem reaktionären Kreistag unmöglich <!) sei. GeneralfeldmarschaU von Bittow -j-. Berlin, 31. August. Genrralfeldmurschall Karl v. Bttloiv, der im Kriege Führer der 2. Armee war, ist heute früh in seiner Berliner Wohnung gestorben. Ter Verstorbene wurde am 21. März 181si zu Berlin geboren, trat 1865 als Fahneniunker in das 2. Garüe- regiment zu Fuß ein, machte den Krieg gegen Oesterreich als Portepeefähnrich und Leutnant mit. 1870/71 war er 'Regi mentsadjutant im 2. preußischen Gardclandwclirregiment und nahm u. a. an den Belagerungen von Straßbnrg und Paris teil. 1877 wurde er Hauptmann im Grohcn General- srab, 1881 Kompagniechef. l885 im Range eines Majors, kam er erneut zum Großen Generalstab und avancierte 1890 zum Chef des Generalstabs des Gardekorpö, in welcher Stellung er 1890 zum Oberstleutnant, 1893 zum Oberst be fördert wurde. 1897 erhielt er eine Versetzung als Departe- mentsdtrektor ins Kriegsmiilisierium und wurde kurze Zeit darauf Generalmaior: 1901 wurde er Divisivnskomman- Rur, 1902 Gencralauarttermeister. 1901 wurde er zum General der Infanterie befördert, als welcher er bis zum Weltkrieg das III. Armeekorps - - Eharlottenvurg — führte. Im Kriege war er ein bekannter und verdienter Heer führer, der sich besonders im Jahre 1914 anläßlich des Vor marsches im Westen hervortat. Der Deulschnailonale Parleilag. München, 31. August. Der Deutschnattoiiale Parteitag ist gestern durch eine Tagung der deutsch natio nalen Frauen eingeleitet worben. Dte Abgeordnete Paula Müller-Lttsried erstattete ein Referat über bas Jugendmohlfahrtsgesetz. F-ran Dr. Eva Moritz sprach zur Frage der Stttlichkeitögesetzgebung. Zu dem Parteitag sind In München von führenden Persönlichkeiten der Partei bisher etngetroffen Staatsmtntster a. D. Hergt und Graf Westarp, StaatSmtnister a. D. Helfserich wird heute in München antommen. Deutschland muh zahlen. lEigner Drahtbertcht der „Dresdn. Nachrichtens Genf, 31. August. „Echo de Paris" meldet, dah bis 1. August für die Zwecke des Wiederaufbaues der von den Deutschen zerstörten Gebiete von Frankreich zu Lasten der deutschen Reparationsleistungen 6.4 Milliarde» Goldmark ausgegeben worden ivaren. Neuyork. 81. August. Deutschland hat bereits heut« die für morgen fälligen Reparationszahlungen tm Betrage von 68 Millionen Dollars durch seinen hiesigen Vertreter bezahle» lassen. lW. T. BI Enlenleelnspruch gegen -ie Vorgänge im Burgenland. Wien, 31. August. Wie die „Neue Freie Presse" auS Budapest meldet, hat die Interalliierte Generalkommlsston in Budapest gegen die Vorkommnisse in Westunsarn, sowie gegen die Haltung der ungarischen Regierung Einspruch erhoben. — Der gestrige Mlnisterrat hat beschlossen, Telle der österreichischen Reichswehr zur Unterstützung der Gendarmerie in Wcstungarn marschbereit zu halten. lWTBI Slan-rechl Uber Oedenburg. lEigcne Meldung.) Wienerueustadt. 3L August. Dte Lage in Oedenburg ver- schlechtert sich von Stunde zu Stunde. Alle Männer unter 50 Jahren flüchten angesichts der ZwangSrekru- tterungen. Die Insurgenten reauirieren die Autos der Ententekommlssron. Ihr Anstreten wird immer selbst bewußter. Die Bandeiisührer schleppen alle waffenfähigen Niänner mit. Der Kommandant her Insurgenten. Major Ostenburg, hat versichert, er werde bis zum letzten Bluts tropfen kämpfen. Gestern bat ein aroher Umzug mtt Fah nen und Musik durch Oedenburg stattgcfundcn. Di« gefan genen öfter re tckii scheu Soldaten werden mißhandelt. Ueder Oedenburg Ist das Standrecbt verhängt worden. Ungarischer Einfall in Steiermark. Graz, 8t. August. VormtttagS drangen ungarische Freischärler bei Hohenbrugg in Oststelermark ein, wurden aber sofort zurückgetrieben. (W. T. BI Unterzeichnung des amerikanisch-ungarischen Arledens. Budapest. 8l. August. Gestern nachmittag ist der Frle- densvertrag zwischen Ungarn und den Bereinigte» Ssqgsyz von Amerika unterzeichnet worden. lW. T. BI
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