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Dresdner Nachrichten : 03.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192110034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19211003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19211003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-10
- Tag1921-10-03
- Monat1921-10
- Jahr1921
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.10.1921
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«'.«» ».'".N öLrr«. Sette 2 Der Schlutz der Aussprache im Reichstag. Derlagung -es Reichstages. tFortsepung au» dem Sonntag».V«arr.> Berti». 1. Oktober. Abg. Koch lD-m>: Der Kern der LMl'.i-llgkeüen liegt darin. dag in einer Zeit. wo unier 'Volt sich noch nicht von den folgen des Krieges erholt ha» es ^eute gibt, die das Poll in zwei Lager trennen wollen. Kien» aus dem deunchnationalen P»>rteitaa zum Beispiel gesagt wird, es sei Zeit, den groben Entscheidungskampf iwischen rechts und links einzuleiten, so ist das der Gipset der Perblendung. Die Politik der B e r st ä n d t Lu n g die Politik der Milte, ist allein imstande, in einer solchen Zeit unserem Polke zu Helsen. Wir verurteilen nicht nur die Attentate, wir verurteilen auch die Roheit d«S poli tischen Kampfes, die Bcrunglimpsungen und Belästigungen von Politikern, ganz gleich, ob sie Herrn Scheidcmann in Kassel oder Herrn Helfserich im Jugendheim treffen. Selbst verständlich erkennen wir den berechtigten Kern nationaler feiern durchaus an. Ader diele Feiern pflegen zu partes politischer Agitation mißbraucht zu werden. Wollen die Deutschnaiionalcn die alten wehrhaften Traditionen auf recht erhalten, so erreichen sie es nicht durch solche Feiern, mit denen sie einen Teil des PolkeS gewinnen, den andern aber um so sicherer abstvßoii und verbittern. «Lehr richtig!! Mit der Unterscheidung zwischen nationaler und anti nationaler Gesinnung sollte eS ein Ende haben. Eine andere Unterscheidung ist aber heute nötig, die zwischen national und nationalistisch. Wir halten eS für nationalistisch, wenn man versucht, nationale Töne auch dann von sich zu geben, wenn sie dem Paterlairde schaden. Wir wollen gleiches Recht ans beide» Leiten. ES kommt nicht daraus an. die Stellen in der Revublik nach einem gewissen Prv- portionaUvsteiii inner die Parteien zu verteilen, es konimi vielmehr daraus an, das! alle, die sich in der Perivaltnng tätigen, für die Republik arbeite» und sich von jeder Agita tion gegen die Republik sernhalten. iZustimmung.! Wir können die Gegensätze in unserem armen politisch, kulturell und religiös zerrissenen Volke nur überbrücken, wenn wir vergessen. In England gibt es nicht solche Gegensätze der Weltanschauung wie bei uns. Bekämen wir ein solches System. dann würde unsere Wirtschaft in rvenigen Jahren wieder ausgebaut sein. Meine Partei hat diesen Stand- Punkt seit der Revvlniio» immer eingenommen, trotz aller Opfer. lBeifall bei den Dem ! Wir wollen die Erfüllung, mir wollen eine Einigung der Mille. lind ich wünsche, das; aus dem Kabinett der Erfüllung bald eine Kabi nett der Versühnung werden wird. lBeifall.! Aba. Beyerle iBanr. Pp.!: Tie Krise zwischen dem Reich und Bauern, die ietzt ihren Abschluss ge funden hat. war nicht nötig. Ich begrüße den ver söhnlichen Ton her gestrigen Kanzle rrcde. Der Kanzler sollte sich überlegen, ob er nicht in manchen Fällen auch den Goldwert des Schweigens erfassen könnte. Gegenüber den gestrigen sozialistischen Angriffen gegen den bisherigen Ministerpräsidenten von Kahr Hede ich hier die Lauterkeit und Reinheit seiner Gesinnung und seines WollenS hervor. Tie Bcnirische Boikspartci hat sich nichl von Herrn von Kahr getrennt: er isi des Vertrauens und Ser Dankbarkeit der Bäurischen BolkSvartei sicher. Sie er blickt in ihm auch fernerhin den Hvri der blühe und Ord edanken» an. Denken G!e sich auch ein bißchen nach oern hinein, dann wird in die Beziehungen zwischen Bauern und dem Reich mehr Wärme kommen. Iran Abg. Zetkin iüomm i: Zwischen unL und den, übrigen Haus« klafft «ln tteker Gegensatz. Einig sind wir unS nur in der Forderung beö Schutzes der Republik, die das Werk des Proletariats ist. Ter Republik fehlt allerdings noch der soziale (behalt. Die verordn»«« de» Reichspräsidenten jedoch ist kein Schutz für die Republik, sondern ein bayrischer Ausnahmezustandersav. Beschwerden sollen vom ReichSrat-auöschuß entschieden werden. Ta» heißi den Teufel b«P seiner Großmutter verklagen. lHeiterkeli. Zuruf recht»: Ra. dann also lieber bet Ihnen!! Ich bin lieber de» Teufel» Großmutter al» dcutschnational. Die MehrheiiSsozialisten sind nicht Herr im Hause der Republik, sondern wohlwollend geduldeter Gast. Abg. Tr. Le»i lKomm. wild!: Dt« Geister, die Sie lnach rcchtS! riesen, werden Sie nun nicht wieder Io». Tie durch den verlorenen Krieg sozial entwurzelten Offiziere mußten zum Lumpenproletariat herabsinleu. Der Redner richtet trrstige Angrtss« gegen die Siegierung Kahr. Abg. Dr. Rosenfeld lUnabh. Soz.! richtet heftige An- griffe gegen die Rechte und behauptet, daß der Fähnrich v. Hirschfclbe erst nach einer Auslage bei der Deutsch nationalen Partei als Sommerfrischler in Kalmbach au genommen worden sei. lZuruse recht»: Erlogen!! Der deutschnationale Parteisekretär Stark habe zugegeben, sich vor Jugendlichen mit dem Mord an Erzberger identilizier, zu habe». Die deutschnationale Kanaille, di« sich im Ro oember 1918 nicht an» Licht wagt«, ist schon wieder lehr groß geworden. Abg. Dr. Helfserich: Wer ist denn di« Kanaille!- Abg. Kuhnt iilnabh. Soz.!: TaS sind Sie! — Abg Henning <D.-N.!: Dummer Lümmel! — Grobe Unruhe. - Tie Adgg. Kuhnt und Henning erhalten einen Ordnungs ruf.! Ein zweites Mal wird die Arbeiterschaft Sie tnach rechtS! nicht so schonen wie nach dem Kapp-Puisch. Die Einigung zwischen Bauern und dem Reich bedeutet den Sieg deö föderalistischen Standpunktes. Abg. Graf Westarp 1T.-R.!: Meine Freunde sind nichl der Ansicht, daß -er Verlauf der Debatte unS Anlaß gib! noch in eine eingehende Erörterung elnzutrcten. Ich l-abc nur die politischen Ergebnisse der Debatte festzustellen. Von dem Material, mit welchem die Schuld der Teutichnationalcn BolkSvartei erwiesen werden sollte bat der Reichskanzler nicht Gebrauch gemacht. Gleichwohl hat er leider die Ehrenerklärung für unsere Partei, aui di wir Anspruch haben und die wir auch gcsorderi haben, nicht gegeben. sOho-Nufe. — Zuruf: Frech heit! und Lärm.! Im weitere» Verlauf der Debatte l>abcn die Herren Abgeordneten Scheidemann und Roien seid die Rolle übernommen, die Angriffe gegen uns mit der nung. Herr von Kahr ist auch kein deutschnativiialer Parteiminister gewesen. Tie Bäurische Volks-- Partei, eine wahre Vollspartei, die sich ans alle Kreise des banrischen Volkes stützt, hat stets auf dem Bode» der Ver fassung gestanden. Tie volle Verantwortung für die Aus hebung des Ausnahmezustandes in Bauern muß die Bäurische Bolksparici den Instanzen und Kräften im Reiche znichieben. die ans die Aufhebung gedrängt haben. Mir der Weimarer Verfassung haben wir durchaus nicht die U n i t a r j s i e r u u g übernommen. Tie jetzige Fassung der Verordnung bedeutet einen erfreulichen Fort ich ritt aus dem Wege des Föderalismus. In Weimar fanden wir bäurischen Föderalisten fast nie die Unterstützung der D e u t sch n a t i o n a l e n. Und heute wirft uns die „München--Augsburger Abendzeitung" vor. wir hätten bäurische Rechte preiSgcgcben. In Weimar wurde von denkschnationaler Seile sogar eine deutliche Drohung mit dem ReichSknüppel an Bauern gerichtet: jetzt aber stellt man sich als Hüterin der bäurischen UI echte hin. Tic Gcsolgschgsi, die Herrn von Kahr mit fliegenden Fahnen von dentsch- nationaler Seite geleistet wurde, ist dem Grafen Lcrchenfetd noch nicht so treu. Ter Friede ist durch die Tätigkeit der Bäurischen BolkSvartei, nicht „dank der Zähigkeit der Deutschnationglen Bolkspartei" geschaffen worden. UnS kommt es auf positive Pflege dcS Reichs- gebührenden Schärfe vorzutragcn. Der Abgeordnelt Schetdemann trat sich erlaubt, auszusprcchcn. daß uns die Schuld an dem Morde ErzbergcrS trifft. iSehr richug! linkö.! Diese Behauptung wird ia auch in den Apparat -ei Agitation draußen im Lande eingeschaltet iverdcn. Mag sie aber noch so oft wiederholt werden, sie ist und bleibt eine bewußte. wider besseres Wissen ans gesprochene Unwahrheit. Damit schließt die Aussprache. Die Abgg. Hvfsmann lKomm.! und Kaiser sMehrhcitsioz.! werden wegen oe Icidigendcr Zurufe zur Ordnung gerufen. Es folgen persön liche Bemerkungen. Abg. Stampfer iMehrheitösoz.! erklärt, daß der Artikel über das Hängen an den Latcrncnpfahl nicht im „Vor wärts" gestanden labe. — Abg. Rosenfcld iilnabh. Soz.! rusi der Rechten zu. ein Laternenpsahl wäre für einen Deutsch nationalen zu schade. lEr erhält einen Ordnungrus.! - Abg. Schcidcmaun lMehrheitSkoz.! hält seine Beschuldigung gegen die Rechte ansrecht: sie trage die moralische Schuld am Morde Erzbergers. Darauf wurden sämtliche Anträge, die die Auf hebung der Verordnung dcS Reichspräsidenten, die Aus nahme beS Ausnahmezustandes in Bauern und ein Gesetz zum Schutze der Republik forderten, dem Rechts- anS schuß überwiesen. Dagegen stimmten die Deutschnaiionalcn und Kommunisten, die die sofortige Ent scheidung verlangten. ES wurde beschlossen, weitere zehn Millionen für Oppau zu bewilligen und die weiteren Anträge ans Erhöhung der Renten zurttckzustellen. TaS Gesetz über die Börsenumsatzsteucr wurde dem Stcucc- auöichuß überwiesen. Darauf vertagte sich das Haus. Ter Präsident erhielt die Ermächtigung, die nächste Sitzung nach dem Stande der Stenervorlagen cin.zirberusen. und zwar nicht nach dem 3. November. Die Deckung -er näcksten Zahlmiasrale. Paris, l. Olt. Zu der Mitteilung dcü Garanttc- komiteeS, daß der am 15. November fällige Betrag der deutschen Ausfuhrabgabc bereits durch deutsche Gegen leistungen ausgeglichen sei und Deutschland am genannten Tage keine Zahlungen zu leisten habe, schreibt der „Temps": Die am 15. November fällige Summe der Ausfuhrabgabe für das Vierteljahr vom 1. Mai bis 31. Juli werde vor läufig aus 810 Millionen Goldmark geschätzt. In dem gleichen Zeiträume hätten die deutschen Sachliefcruiigcn, namentlich diejenigen an Frankreich lKohlcn, Kohlen derivate. Farbstoffe, pharmazeutische Produkte. Wicderauf- baumaterml uiw.s einen Wert von 151 Millionen Goldmark gehabt. Die Lieferungen vom I. August'bis 15. November würden mindestens ebenso hoch sein. Infolgedessen sei der am 15. November von seiten Deutschlands fällige Betrag gedeckt. <W. T. V.) Diedrr vereint. Berlin, 1. Okt. Im Verlauf der Festlegung der neuen deutsch-belgischen Grenze ist bekanntlich das zum Kreise Malmedn gehörige Dorf Los heim entsprechend dem einstimmigen Wunsche seiner Bewohner durch Beschluß der Grrnzkommtssion Deutschland wieder zuge sprochen worden. Die lieber nähme des Dorfes tndeutsche Verwaltung hat am 1. Oktober in Gegen wart des deutschen Grcnzkommissars und eines Vertreters des Regierungspräsidenten von Aachen stattgcfunöcn. Die Uebernahme war von ergreifenden Kundgebun gen der Bewohner begleitet. Sämtliche Einwohner deö Dorfes, das reichen Flaggenschmuck angelegt hatte, waren von früher Morgenstunde ab in festsicher Stimmung zusammen und als die Uebernahme ausgesprochen wurde, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Alle Ansprachen, die bei dieser Gelegenheit gehasten wurden, ließen deutlich die tiefe Bewegung der Bewohner über die Befreiung von der Fremdherrschaft und über die Wiedervereinigung mit dem deutschen Baterlande erkennen. iW. T. B.) DieVeslimmungen -es Nalhenan-Loucheur- Abkommens. Paris, 1. Lkr. Die ..Ionrnee Industrielle" veröffentlicht im Auszug die wichtigsten Bestimmungen des Louchcuc- RatHenau-AbkommenS die sie angeblich in Berlin erfahren haben will. Tana.b erfolgen die gesamten Lieferungen aus privatem Weg:. ju diesem Ziel soll in Deutschland ein« Privatgesellschaft gegründet werden, die mit der Lieferung beS Materials beauftragt wird. Tie deutsche Ausfuhr soll nit e-ncr AuSsnhrtape belegt werden, deren Erge-bnis zur Verfügung des Garantiekomitees gestellt wer ben soll. Weitech,» wtld bestimmt daß der Gesamtbetrag der von Frankreich Deutschland gntgeschriebencn Lieferun gen den Anteil Frankreichs an der deutschen Rcvarations- leistung nicht übersteigen dark. Tie französische Regierung kan» den Vertrag mit einiahrigcr Frist kündigen Der deut schen Regierung steht das gleiche Recht zu, iedoch erst nvm t. Mai 1923 ab. Ein Anhang zu dein Hgnvtvertrag setzt die Lteferungsmodaliltilen fest Eine Kommisston von drei Mit gliedern. darunter ein Deutscher, ist berufen, alle Streit sragen zu ein scheid.». Sie bestimmt auch die Preise der Lieferungen. Jahresüberblick -er Technischen Nolhilfe. Am 3V. September d. I. konnte d e Technische Nothilfe auf ein zweites Jahr ihres Bestehens zurück- blickcn. To häufig wie im ersten Jahre bat sie in vielem Jahre nicht in Tätigkeit treten brauchen. Indessen die Tech nische Nothilse 1919/20 nach den endgültigen Ergebnissen 521mal einsctzen muß'e. beläuft sich diesmal, soweit sich bis her überblicken läßt, die Ein! atzzisser ans 890. Nichts destoweniger zeigt die Statistik, daß auch tm letzten Jahre kaum eine Woche verlausen ist. ohne daß die Technische No-t- hilse an irgendeinem Ort im Deutschen Reich tätig war. Von den 52 IahrcSivochcn sind nur 6 ohne jeglichen Einiatz gewesen. Bezüglich der aufrecht erhaltenen Betriebe bat sich im Berichtsjahr 1920/21 gegenüber dem ersten Jahr 1919/20 LaS Bild insofern verschoben, als die Einiatz- zahl für Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke im Ver hältnis zurückgeaanoe» ist. während in der Landwirtichait diese Ziffer bedeutend gestiegen ist. Auch das Eingreifen der Technische» Nothilse bei elementaren Ereignissen hat sich be- trächilich erhöbt. Hier stehen den 8 Einsätzen dieser Art vom Vorjahr im Berichtsjahre 20 gegenüber. Der Ausbau der Organisation Ist kräftig fort geschritten. Die Zahl der Orts-- bzw. Landgruppen hat sich um über die Hälfte vermehrt, die Mitglicdcrzahl hat mH seit dem Vorlahre verdoppelt. Ti« einzelnen Berufe sind an der Mitgliederzahl folgendermaßen beteiligt: Technische Fachleute 18 Prozent. Handwerker 10 Prozent. Landwirte 22 Prozent, freie Vcrnse 18 Prozent. Arbeiter 15 Prozent. Studenten 0 Prozent und Frauen 11 Prozent. Eine Trouerfe'er der Zenkrumsfrakklon. Berlin, 2. Okt. Im Nelchstagsgcbände fand heute unter ^Anwesenheit des Reichspräsidenten, des Reichskanzlers, des Präsidenten des Reichstages und zahlreicher Minister und Vertreter von Behörden und öffentlichen Körperschaften, sowie einer großen Zahl führender Parlamentarier aus allen Fraktionen die Trauerseicr der Zentrums» fraktion dcS Reichstages für Ihre verstorbenen Mit glieder Hitze, Trimborn, Burlage und Erzberger statt. Streik der Jeilungsaustrüger in Frankfurt. Frankfnrt a. M., 2. Okt. Seit gestern morgen streiken die Frankfurter ZeitungSträgcr und Zeitung» brägertnn-en, so daß den Abonnenten die Zeitungen nicht zu- gcstellt werden lön'.ien. Serbien gegen die tschechische Dermittiung? Belgrad, 2 Okt sEig. Meld.1 Hier fand ein Minister- rat stabt, in welchem nach einem Voriragc von Pasitsch die Ak.ron Dr. B:nci:b' in der westlingarischen Frage besprochen und sestgestell: wnr!e daß di« Aktion im Grund: genommen den Titanone'' Vertrag ändere, dessen Autorität man aus jeden Fall aufrcchierhalten müsse. Budapest» 2. Ort. sEig. Mcld.) Die rumänische Regie rung hat Über das ungarisch-e G r c »rz g e b let den B c- lagerungSznstand verhängt und die Grenze gegen Ungarn geiverrt. Oerlltches und SSchsisches. Der Einzug -es Bischofs. Am Sonntag des Nolciikranzseste« betrat der Bischof von Meißen Dr. Schreiber die Katholische Hosktrche »um erstenmal in seiner »euer. Würde - ein feierlicher und denkwürdiger Augenblikk für dir sächsischen Bekenner drs katholischcn Glaubens. Es war ^9 Ubr srllh: au» den Rebeln der Nachikühle, die ihm von den Schultern auf dir Berge des weiten Elbgürtel» herabsanken, erhob der Herbst tag sein frcudensonnigeS Gesicht. Glockenklang erscholl, und der Btschos schritt in die Kirche hinein, empfangen von Kon- sistorlum und Geistlichkeit und sämtlichen katholischen Ber- einen der Stadt. Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde waren unter den zahlreichen Kirchenbesuchern. Der Chor sang dem Etnzirhende» da» i-jeev »acvrckar maxmis entgegen. Al» -er Kirchenftlrst Platz genommen hatte, grüßte ihn von der Kanzel herab der Supertor und Pfarrer der Hoskirchc. Kanonikus Hart mann. Da» Pontifikalamt beaann. Nach der Verlesung de» Svange- liums hielt der Bischof, im Schmucke seine» Amte», den silbernen Hirtcnstab in der Linken, die erste Predigt an dt« Dresdner Gemeinde. Er sprach von der Bedeutung beS Tage». Da -ns alte Bistum Meißen vor der Errichtung der Hoskirche schon erloschen war. hat sie noch keinen Meiß nischen Bischof in ihren Mauern nrhabt: im Zeichen de» RoscnkranzfesteS, so führte der Bischof a»S, tritt nun der erste in sic hinein. Die Prediat ging weiter aus den Ginn des Rosenkranzes und deS NosenkranzgebeteS. Geteilte» Leid ist halbes Leid: unter dem Ntchtbegriss diese» deutschen Sprichwortes wurde die schmerzensreiche Bedeutung deS Rosenkranzes aeschildert, wie sie aber auch gleichzeitig, in den sechs Geheimnissen, die der Gläubige dabet bedenkt, die Freuden der Maria verkörpere und endlich anSmttnde in die trostreiche und glorreiche Gewißheit der göttlichen Gnade und der ewigen Fortdauer der GlanbcnStreuen. In Weihe und hymnischen Gesängen schwang sich die Feierlichkeit au». Wenn sich das Hochamt am Vormittag al» ein« rein religiöse Festlichkeit gegeben hatte, so brachte die Be grüßungsfeier am Nachmittag im überfüllten Bcr- cinShauSsaake eine k t r ch c n p o l t t t s ch e Kundgebung, die weithin mit Aufmerksamkeit gehört zu werden verdient. Denn es wäre» nicht die einleitenden stimmungsvollen musikalischen Borträge, die den BegriißungSworten de» Landtagsabgcordneten Heßlrtn vorangingen, wa» der Versammlung baS besondere Gepräge aufdrückte, sonder« im letzten Grunde die Worte deS Bischofs selbst, die klare F-affitna seiner Aufgabe, wie sie sich ihm barstellt. Bon dieser Rede anS, so darf mau vielleicht in Anlehnung an ein vielgebrauchtes Wort sagen, kündigt sich eine neue Epoche im kulturellen, tm innerpolitischcn und speziell lm klrchen. politischen Leben Sachsens an. NcgterungSrat Professor > l ii a e l e hatte in längeren Ausführungen die Bedeutung der BlStumSgründung bereits grundlegend erörtert. Er batte sie bargcstellt als einen Ausdruck der durch politische Stürme unerschütterlichen Macht der katholischen Idee. Ir» capitata Val, d. h. in der Liebe zu Gott, so hatte er in Be zugnahme ans den Wahlspruch dcS neuen Kirchenhcrrn ge- 'agt, werde die Zerrüttung der Gegenwart zu überwinden sein, und da müsse sedcr die entscheidende AnsanaStat an sich selbst vollbringen. Dann trat der Bischof Dr. Schreiber selbst an das geschmückte Rednerpult und sprach in den Hauptpunkten ungefähr wie folgt: Ein Wort der Aufmunte rung und der Führung geziemt diesem Tage. Der Bischof Ist in seiner Diözese zur Führerschaft bestimmt, und er will auch ein Führer sein Gott sei Dank, daß nun die Fesiel« gesprengt sind, die bisher den Angehörigen deS katholischen Glaubens AnSnahmcbcschränkungen auscrlegten. In ber Absicht, dem deutschen Volke ein Helfer zu sein, und ein deutscher Mann zu sein, wird der DIschos nun sein Amt ver walten. In Liebe allein läßt sich der Ausbau beS nieder, gebrochenen Deutschlands meistern. Diese Liebe soll nicht nur den Katholiken gelten, sondern allen, die willen- sind, am Ausbau mttzuarbcitcn. Sic sollen die Kräfte elnsetzen, die sic besitzen, aber sie sollen auch die Kräfte srelgeben, die in der katholischen Weltanschauung wurzeln, denn bav be deutet wirkliche Demokratie »nd wahre Gewissensfreiheit. Der Bischof und seine Tiözesanen stehen ans dem Boden ber neuen Verfassung, aber sie wollen, dast die Verfüllung auch voll durchgesührt werde. Auf allen Gebieten deS sozialen und wirtschcntlichen Lebens hat der Katholizismus den An spruch, znm Ansban wirksam hcrangezogen zu werden. Jede andere Uebcrzenanng, wenn sie nur ehrlich isi, wird tn ihrem Rechte ans Mitarbeit anerkannt: freilich ist die katho lische Weltanschauung mit geschichtlichem Rechte, mit dem Ausweis ihrer Leistungen für die Entwicklung der deutschen Kultur, tn bevorzugtem Maße befähigt zur Aufbauarbeit. ES beißt für daS deuilche Volk daö Veste wollen, wenn man die Entbindung der Kräfte der katholischen Weltanschauung überall will. Zwischen den verschiedenen Weltanschauungen kann kein Zwiespalt entstehen, aber ein Wcttlaus zum ge meinsamen Ziele, und der Katholizismus ist überzeugt, dabei nicht zu kurz z» kommen. In erster Linie fordert er die konfessionelle Schule, die ungeschmälerte Entfaltung seiner Denkweise ans allen Gebieten dcS öffentlichen Lebens »nd die Gleichberechtigung seiner WohltätigkeitSvcranstal- tnngcn. Wenn die Tiözesanen binter Ihren Nii'ckws treten, dann wird der Weg sicher glücklich sein. Ter Bischof will dienen, nicht bedient sein, und nächst den GlanbcnSgenollen allen anderen dienen, wenn sie eS nicht vorzieben. ans den Quellen der katholischen Religion anch für Ihre Aufbau arbeit etwas zu entnehmen. Mit bischöflichem Segen schloß die Versammlung. Nichlabführung von Slenerabzvgen vom Lohne. Eine bemerkenswerte Gerichtsentscheidung. TaS Schöffengericht z» Pirna hatte Anfang Juli die ehemaligen Inhaber der Sächsischen Kalk- und Dolomit- Werke. Angentciii n. Plctzsch/Werk Nenntmannsdors. Amts- hauptmcinnschast Pirna, den Großhändler Rudolf Erich Anger sic in und den Bau-Ingenieur Alfred Otto Alwin Pictzsch, wegen Steuerhinterziehung zn je 01390 Mark Geldstrafe verurteilt, an deren Stelle ein jeder tm Falle der Uneinbringlichkeit 1 Jahr GesängniS zu verbüßen haben sollt« AIS Inhaber deö Werkes sollen beide tn ber Zeit von Ende Inn! biS zu Anfang November vorigen JahreS ber Arbeiterschaft die vom Reiche vorgesckriebencn 10 Prozent Steuern vom Lohne gekürzt, den Betrag in Gcsamthühe von 12 278 Mk. aber an die Reichskasicn nicht abgrsllhrt haben. Das Schöffengericht erkannte aus den fünffachen Betrag als Strafe. Die Verurteilten wie auch die Staatsanwaltschaft legten dagegen Berufung ein, so daß sich jetzt die sechste Strafkammer des Dresdner Landgerichts mit der Angelegen heit beschäftigen mußte »nd eine prinzipielle Entscheidung als Berufungsinstanz füllte. Tic beiden Angeklagten er- klärten: Tic Abzüge vom Lohn seien nach den vom Reiche erlassenen Vorschriften bewirkt worden, eine Steuerhinter ziehung liege nicht vor. Zum Zwecke der Lohnzahlung eien jeweilig nach Abrechnung der siir Steuern zu kürzenden Beträge nur die tatsächlichen Summe» tm Wege des Kredits bei der Bank erhoben worden, di« an die Arbeiterschaft direkt auSzuzablen waren. Jederzeit hätten die Stcucrlislcn von ber Behörde clngesehcn und nach, geprüft werden können. Allerlei Schwierigkeiten seien zu überwinden gewesen, besonders habe die Lieferung der für die Kalkbrennerei erforderlichen Kohlen gestockt, auch sei bas Werk mit gegen 85 Arbeitern zu stark belegt gewesen. Ent lassungen hätten nicht vorgcnommcn werden dürfen, obgleich eine Verminderung der Arbeiicrzahl nötig gewesen wäre, wenn der Betrieb rationell geführt werden sollte. Gegen Arbciterenllasiungen habe die Behörde Einspruch erhoben, der GewerkschastSbcrinlc Kimmich-Pirna lei beS öfteren Im Werk gewesen, »m selbst zu prüfen und mitzubcraten, was getan werden konnte, »m bc,n Betrieb ausrcchtzucrhaltcn und Entlassungen zu verhüten. Letzterer sei auch seinerzeit mit einem der Firmenlnliaber beim Wirts-bastsmintltLp
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