Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003209
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-20
- Monat1880-03
- Jahr1880
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1880
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Petttzeile 20 Pf Größere kchristen laut unser«» Prriiwerzeichniß. - Tabellarischer Hay nach höherem Tarif Nrrtaxm, „irr dem LedactiamßttG di« Spaltzrile 4« Pf Inserate find stets an d. <e»rdttta« pi senden. — Rabatt wird rncht gegeben. Zahlung pr»eimw«r»a«w »der durch Postoorschutz. ^ 105. Sonnabend dm 20. März 1880. 74. ZghMNg GM- Zvr gefälligen Achtung. -GM Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 21. März nur Vormittag« bis 'j,9 Uhr geöffnet. FNr/p^eF/FFsn «Fs» U>»LsLF«FF«'». Vermiethungei« in der Fleischballe am Hospitalplatze. In obiger Fleischhalle sollen die Adthettungen Nr. 3 und 22 sofort. > 2 vom 15. April d. I. an, - 2S vom 6. Juni d. I. an gegen einmonatttche Kündigung anderweit vermtcthct werden und haben wir hierzu verstergerungtz- termin auf Dienstag, den 23. d. MtS., vormittags 11 Uhr. an RathSstelle anberaumt. Die VersteigerunaS- und Vermiethungsbedingungen können schon vor dem Termine auf dem RathhauS- saale, 1. Etage, eingesehcn werden. Leipzig, den 11. Mürz 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß der für die Bebauung des ArcalS deS Grund stücks zum .Kurprinzen" von der Leipziger Immobiliengesellschaft ausgestellte und von uns mit Zustimmung der Gemeindevertretung genehmigte Bebauungsplan, nachdem derselbe vom 13. Februar bis nut 13. März d. I. öffentlich auSgelegen hat und Widersprüche gegen ihn innerhalb dieser Frist bei uns nicht angebracht worden sind, nunmehr Gültigkeit erlangt hat. Leipzig, den 17. März 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. llr. Georgi. Wilisch, Aff. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte des Leihhauses und der Sparcasse für Dienstag den 23. März ». auSgesetzt und können die für diesen Tag bei der Sparcasse gekündigten Beträge schon Montag den 29. März ». c. in Empfang genommen werden. Leipzig, den 20. März 1880. Des Raths Deputation für Leihhaus und der eparcafie. Königliche Baugewerktiischule zu Leipzig. Zu der Freitag! den Ist. kuj. früh von 9—12 und Nachmittags von 3 v Uhr, und Sonnabend, den 2v ü. früh von S—1 Uhr im Schullocale (Gebäude der Realschule 2. Ordn., 'Nordstraße, Parterre) stattfindenden Ausstellung der «chnlarbcitcn, sowie zu dem Sonnabend, den 20. früh 11 Uhr in der Aula der Realschule abzuhaltenden GntlafsuugS- actus beehrt sich im Namen des Lehrercollegiums ergebenst einzuladen Vipsins, K. Baurath. Bekanntmachung. ES sind neuerdings grüngefärbte Streichhölzer in Packeten zu 250 Stück und mit der Etiquette „Carl F. Meyer, Berlin, Blumengasse 139. Salon Zündhölzer, vollständig giftfrei und geruchlos, entzünden sich an jedem Feuerzeug ohne besonders präparirte Reibfläche" in den Handel gebracht worden, welch« nach dem Ergebnisse der mit ihnen vorgenonimenen Untersuchung als Zündinaffe ein Gemenge von chlorsaurcm Kali, amorphem oder rothem Phosphor, braunem Bleisuperoxyd und Glaspulver enthalten. Diese Zündhölzer entzünden sich, wie nicht nur in einem Fall zur Anzeige gekommen, sondern auch durch angeslellte Versuche bestätigt worden ist, durch einfaches Fallenlassen von selbst. Wegen dieser leichten Entzündlichkeit und da nach der Verordnung des königlichen Ministeriums des Innern vom 9. Januar 1845 nur die aus Phosphor, ohne Zusatz von chlorsaurcm Salt, bereiteten Reib- zündwaaren als erlaubte anzusehen sind, verbieten wir hiermit den Vertrieb der eingangsgedacbten grünge- särbten Salon-Zündhölzer unter Androhung einer Geldstrafe bis zu 150 -4L oder entsprechender Haststrafe für jeden Fall der Zuwiderhandlung. Leipzig, den 17. März i»80. Der Nath per Stadt Leipzig vr. Georgi. Willisch, Aff. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Die in den letzten Tagen erfolgten zahlreichen nachträglichen Anmeldungen veranlassen den Unterzeich neten, noch Dienstag, den 23. März, Nachmittag von '/,8 5 Uhr Anmeldungen im Directorialztmmer der I. Bürgerschule für Knaben cntgegenzunebmen. Aufnahmefähig für cntiprechcnde Abtheilunaen sind ebenso die Schülerinnen, welche das Ziel der zweiten wie die, welche daS der ersten Elasten der Leipziger Bürgerschulen erreicht oder eine dem entsprechende Vorbildung erlangt haben. Mitzubringen sind die letzten Censuren. Leipug, den IS. März 1880. 0. kolmvr, Direktor. Geehrten Principalen können noch einige junge Mädchen für Geschäft empfohlen werden. Der Ausgleich mit Kom. Im klerikalen Lager herrscht Unruhe und lebhafte Besorgniß, denn bis zur Stunde steht die ultra- montane Presse dem päpstlichen Erlast in Betreff der Anzeige geistlicher Ernennungen noch zweifelnd und zurllahaltend gegenüber; sie übersieht die Trag weite dieses Zugeständnisses nicht besser als die Presse anderer Parteien, und ihre Betrachtungen sind in der Besorgniß, den Schritt der Curie ent weder zu überschätzen oder zu unterschätzen, sehr vorsichtig und verclausulirt. Das Centrum und seine Presse sind freilich nicht in der Lage, an einer von Rom ausgehenden Maßregel Kritik zu üben oder gar ihr die Unterwerfung zu verweigern; sie betheuern denn auch zum Boraus, Alles dankbar hmnehmen zu wollen, waS die Curie in der kircken- politischen Frage beschließen werde. Allein cS ist doch leicht ein gewisse- Gefühl des Mißbehagens und der Besorgniß zu bemerken, die Curie möchte in ihren Zugeständnissen weiter gehen, als es die ultra- montane Agitation in Deutschland innerlich für gut findet. In der Bonner „Deutschen ReichS- zeitung" lesen wir z. B.: „In den Kreisen, mit welchen wir Fühlung haben, ist man über den Ausgang der Sache mehr überrascht als erfreut. Man glaubt vielfach, die preußische Regierung würde durch die Macht kommender Ereignisse schon von selbst, ohne daß die Kirche sich Fesseln anlegen zu lasten brauchte, dahin gebracht worden sein, die Culturkampsgcsetze auszuqeben und mit den Katholiken des eigenen Landes Frieden zu schließen. Wir beugen uns in Demuth vor den Maßnahmen, die der heilige Vater in seiner Weisheit zu treffen fiir gut finden wird; andererseits verlangen wir aber von unseren Ver tretern im Land- und Reichstage, daß sie nach wie vor, ja jetzt noch mit größerer Energie aus eine völlige Wiederherstellung der Rechte und Frei heiten der Katholiken in ihren Religionsangelegen heiten hinarbeiten und immer und immer wieder da- ihnen durch die maigesetzlichen Bestimmungen Genommene verlangen. Beten wir vor Allem recht inbrünstig zu Gott, daß er uns bewahre vor Byzantinismus und Staatsgeistlichen, vor libera- lisirenden Bischöfen und Seelsorgern. Diese Gefahr liegt nämlich sehr nahe, ' wie Das ja die Verhältnisse in den Staaten zeigen, wo die Staatsregierung unmittelbaren Einfluß aus die Ernennung der Bischöfe und Geistlichen hat. Wenn nun schon in katholischen Staaten dieser staatliche Einfluß auf die Besetzung der Kirchenämter im Allgemeinen sehr ungünstig ge wirkt hat, welche Nachtheile daraus muß man da erst in einem Staate fürchten, besten Staatsmänner wiederholt gezeigt haben, daß sie nach wie vor an den protestantischen Traditionen dieses Staates '-schalten. Wir fürchten, daß einige katholische Blätter in Preußen zu sehr nach Frieden gewinselt und gerufen haben; fetzt sollen sie ihn haben, aber einen Frieden, de» Fürst Bismarck bekanntlich nur al« Waffenstillstand bezeichnet, einen Frieden, den, unter solchen Bedingungen zu Stande gekommen, man früher allgemein al« einen nicht wahren Frieden bezeichnte." DaS ist sicherlich nicht eine Sprache, die den Frieden fördert; e- ist geradezu eine An klage gegen daS Vorgehen der Curie, trotz äußer licher Unterwürfigkeit, und es könnte sich leicht zeigen, daß die einmal entfesselte ultramontane Bewegung den Urhebern über die Köpfe wächst. Auch diejenigen Blätter deS CentrumS, die sich vorsichtiger und besonnener auSdrücken, wie z. B. die „Germania", verlangen doch, daß der erste ent gegenkommende Schritt deS Papstes nun sofort von Seiten der Regierung mit einer vollständigen Umge staltung des ganzen Systems, aus dem die neue kirchen- volitische Gesetzgebung beruht, erwidert werde, und be fördern den Frieden sicherlich auch nicht mit solchen übertriebenen Forderungen. Gerade das System muß erhalten bleiben und die staatlichen Zugeständnisse werden sich nur auf Puncle erstrecken dürfen, welche im Wesentlichen die zwischen Staat und Kirche ge zogene Grenzlinie nicht berühren. Mit der Ver ständigung über eine einzelne Bestimmung eines einzelnen Gesetzes ist der dein Umfang und der Tiefe dieses Streits immer erst ein bescheidener Anfang gemacht, und wer wirklich aus diesem ersten Schritt den Frieden hervorgehen zu sehen wünscht, darf nicht verlangen, daß der Staat jetzt sofort alle seine Stellungen räumt. Wir vervollständigen die vorstehenden Ausfüh rungen durch eine Correspondenz, die uns aus Berlin zugeht. Es heißt in diesem vom Don nerstag Lalirten Berichte: „Die ultramontanen Abgeordneten des Reichstages nehmen die Gerüchte über die Ergebnisse des letzten Ministerrathes mit ebensoviel Zurückhaltung auf, als sie sich kühl zu der sogenannten neuen Sachlage verhalten, wie sie durch das Schreiben deS Papstes Leo an den Erzbischof von Köln geschaffen worden ist. Im Gegensatz zu den lärmenden Kundgebungen ein zelner Organe der Presse verhalten sich die Klerikalen schweigsam und nüchtern; und die kon servativen Abgeordneten, welche es unternehmen, ihren Collegen vom Centrum zu gratulircn, erhielten die Antwort, daß sie mit ihrem Urtheil über die päpstlichen Zugeständnisse so lange zurück halten müßten, bi- über die Ergebnisse der gestrigen Ministerberathung resp. die Umstände^ nach welchen künftighin die Anstellung der Geistlichen erfolgen solle, Nähere- bekannt sei. Begrei lich ist eS auch, daß die Regierungsblätter angewiesen wurden, sich vorläufig jeder Kritik über daS päpstliche Schreiben zu enthalten. Diese Taktik wird deshalb beobachtet, weil man annehmen zu dürfen glaubt, daß das Centrum in seiner oppositionellen Stellung gegenüber einem guten Theil der Regierungs vorlagen im Reichstag eine Schwenkung machen werde, welche dem entgegenkommenden Verhalten de- Papste- entspricht. In diesem Puncte hat man sich indessen im RegierungSlager offenbar getäuscht. Nach den un- zugehenden Mittheilungen wird sich da- Centrum gegenüber den wichtigsten Beschlüssen der Militairvorlage nicht spalten, sondern m seiner Opposition verharren und bei der Schlußabstim mung da- Ganze d«S Gesetzes verwerfen. Selbst die Concession, welch« den Ultramontanen in der letzten Sitzung der Militaircommission gemacht wurde, indem ihr Antrag, die Geistlichen von der Heranziehung zu den Hebungen der Ersatz reserve erster Elaste zu befreien, die Mehrheit fand, konnte die Eentrumsmitglieder der Com mission nicht bestimmen, von ihrer oppositionellen Haltung abzugehcn. 'Nicht« desto weniger hält man in liberalen Abgeordnetenkreisen dafür, daß die schlauen Anwälte de- päpstlichen Stuhle« im ReicdStagS-Saale nicht eher zu greifbaren Leistungen sich entschließen, bis sie wissen, in welchen Grenzen und bis zu welchem Umfange die Revision der Maigesetze durch den Fürsten Bismarck im Rathe der Krone befürwortet worden ist. Ge rade über diesen Punct und über das Schreiben des Papstes selbst geht uns von einem Abgeordneten folgende Mittheilung zu: „Das Schreiben de« Papstes an den ehemaligen Erzbischof Melchers von Köln ist, soviel man auch daran deuteln mag. ein bedeutsames Zeichen dafür, daß die Grundlagen für die Beilegung de« CulturkampseS bereits im Wege der Verhandlung sestgestellt sind. Bemerkens werth ist in dem Schreiben auch die Stellung, welche Leo XIII. der modernen Cultur gegenüber einnimmt. Er spricht von dem „bewunderns würdigen und unglaublichen Fortschritt", der, „wie Niemand leugnet", in Pen Künsten, welche sich auf die Pflege des Lebens beziehen, und in den „natürlichen Wissenschaften" in unserem Zeitalter erfolgt ist. Das ist für den Verehrer deS Thomas von Aquino schon eine starke Concession, eS ist aber gegenüber deni Syllabus geradezu ein Widerruf. Dieses Denkmal Pius' IX. verdammt bekanntlich alle Fortschritte der modernen Cultur und namentlich die natur wissenschaftlichen Forschungen auf das Nach drücklichste. Der milde Papst Leo XIII. hat öffentlich den ersten Schritt zur Versöhnung gcthan, da« läßt sich nicht leugnen, allerdings in der Erwartung, daß preußifcherseitü eine ganze Reihe bedeutsamer Concessionen erfolge. Das päpstliche Schreiben ist an den durch Urtheil des kirchlichen Gerichtshof« abgcsctzten Erzbischof von Köln gerichtet, der nach der Austastung der Curie trotzdem noch gcgegenwärtig als das geistliche Oberhaupt der Erzdiöcese zu betrachten ist. Ganz gleich ist daS Verhältniß auch bezüglich der anderen Bischöfe, den streitbaren Cardinal Ledochowskl nicht ausgenommen. Die den Bischöfen ertheilte Berech tigung, der Regierung den anzustellenden Priester vorher anzuzeigen, setzt daher die Wiederzulaffung der abgesetzten Bischöfe seitens der Regierung, die Vernichtung der AbsetzungSurtheile voran-. ES ist daS eine Concession, die jedenfalls '.schwerer wiegt al- etwa die Beseitigung deS Cullurepamens. Alle Vermuthungen über die Ausdehnung, welche die Revision der Maigesetze erhalten soll, entbehren zur Zeit noch jedes tatsächlichen Anhalte-; man muß aber darauf gefaßt sein, daß sie recht weit gehen und daß gerade deshalb der zeitige Cultus- minister als nicht ersetzbar trotz aller sonstigen Differenzen fortgesetzt die Gunst de- Reichskanzler« genießt." Politische Uebrrsicht. Lkt-jtz, I«. Mär,. Nacb den Ferien wird den Reichstag eine sehr interessante staatsrechtliche Frage beschäftigen. Der Antrag de- Abq. LaSker und Geu. auf Vorle gung des deutsch-österreichischen Handels vertrag- an den Reichstag zur Verfassung»- mäßigen Genehmigung seitens desselben wird dann einen der ersten Berathungsgegenstände deS Hause- bilden. Wenn die Reichsregierung sich schon jetzt durch ein officiöses Organ gegen jenen Antrag er klärt und ihn alS staatsrechtlich unzulässig hinzu- stellen versucht, so betritt sie damit ein Gebiet, aus welches ibr auch ihre näheren Freunde nicht unbedingt zu folgen gewillt sein werden. Denn die „Erklärung" vom ltl. December 1879 sällt durchaus nicht unter jene Bestimmung des ArtlkelS 11 der RcichSversassung, Alinea >, bezw. unter jene Art von Verträgen, welche der Kai er selbstständig cinzugehen befugt ist. Und daß die Verlängerung des Handelsvertrages mit Oester- rcich-Ungarn ein tatsächlich neues Verhältniß enthält und keineswegs nur eine zeitige Aus dehnung schon bestehender Verträge ist, dafür spricht, ganz abgesehen von der Meistbeqünstigungöclausel, auch der Umstand, daß in der BundeSrathösitzung vom 22. Januar der wttrttembergische Vertreter selbst fein Bedenken in dieser Beziehung dahin äußerte, daß nach der Ansicht seiner Negierung in der That hier „neue Verträge" vorliegen. Wenn deshalb die Antragsteller in nicht mißverständlicher Weise darüber „belehrt" werden, daß ihre Rechts auffassung mit derjenigen säinmtlicker Verbündeter Regierungen im Widerspruch stehe, so entspricht diese Behauptung ebensowenig der Sache wie die fernere, daß jene Abgeordneten zum Nachthcil kaiserlicher Rechte der Verfassung eine neue Er klärung ru geben versuchten. Hat doch der Reichs kanzler selber bei Gelegenheit der Verlängerung des Handelsvertrages im December >878 anerkannt, daß jene Verlängerung der Genehmigung von BundeSrath und Reichstag bedürfe; allerdings aus dem formellen Anlaffe, weil durch die Hinein Ziehung der Eisenbahnwagen-Beschlagnahme znm Theil neues Recht geschaffen war. Das liegt aber auch gegenwärtig vor durch die Aus nahme der Meistbegllnstigüngsclausel m die Er klärung vom 31. December v. I. Diese Clausel bindet unzweifelhaft die künftige Gesetzgebung, zugegeben selbst, daß sie den gegenwärtigen gesetz lichen und Vertrags-Zustand in keiner Wette ändert. Nicht der Art. 11 der Reichsverfassung, sondern die Art. 4 und 24 derselben kommen hier m Frage. Wenn der Reichstag dem Anträge LaSker und Gen. zustimmt, wird er nur seine verfassungsmäßig garantirten Reckte wahren. Und daß eS den Antragstellern nicht beigekommen, i» die Reckte der Krone einzugreisen, dafür sollte schon der Name deS ehemaligen Reichskanzleramts Präsidenten bürgen, der mit unter jenem An träge steht. Wir haben unseren Lesern gestern ein Tele gramm mitgetheilt. welche« eine ossicivse Erklä rung der „Nordd. Allgem. Ztg." über die Geschästspraxis des Auswärtigen Amte- skizzirt. Wir geben nachstehend den Wortlaut des Artikel«, der ein ganz besonderes Interesse in Anspruch nimmt: „Der Gesandte v. Radowitz ist seit einigen Tagen durch ein bereits in der Besserung begriffenes Leiden genöthigt, das Haus zu hüten. Da inzwischen auch der Geheimratd Bücher erkrankt, der Reichskanzler aber noch nicht wieder hergestellt ist, bietet die Uebenviudun^
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