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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-25
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1880
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Grfchet»t täglich früh 6'/. Uhr. WC»«L«»U IL> VLPFWMIU Jvhauuisgaff« öS. Ser »es«ttt»,: vormtttagS 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. ALr dl« LLck^d« kln««sa»d1rr Ut««. sÄdlr «acht ft» dt» «rdaett»» «echt »erti»dUch. der für die nächst- Nummer d esti mm ttn an Wochentage» bis Nachmittags, an Ton», esttuge« frü-dts '/,6 Uhr. Da de« FUtatr« fSr Z»s Tm»ah»e: Otto Klemm. Univerfitätsstr. 22. Ou«K Lösche. Latbattnenstr. 18,p. nur bis Uhr. WpMer.Tagcblatl Anzeiger. VrM fir PMk, Lmlzeschichtt, HaadelS- uud GeschäMerkchr. «uft-g- I«,w». Lbe««n»e«tt»«t» viertelt. 4»/,VL» incl. Bttnaettoha k Ms, dvrch die Post bezog« S Att. Jede einzelne Nummer 2L Pi- Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Exttabrilagm ohne Postbestrderung »9 Mt. Mit Postdefbrderung 48 Mt- Sustmte Lgrsp. Prtitzeile 2V Pf. Größere Echnstr» laut unfern» PrriLixrznchmtz. — Tabellarischer Satz nach höherem Lar». Letto»«, «Irr >r» »rdactiomßttch die «paltzeile 40 Pf Inserat« find stets an d. ««utzWi» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»onnM«r»ach» oder durch Postvsrschuß. .IZ 11«. Donnerstag den 25. MLrz 1880. 74. Jahrgang. Jur gefälligen Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Freitag dm 26. März nur Vormittags bis 'j-9 Uhr geöffnet. LL?F»»«FFFF«-r «sss» F^r^sLF«»FFs». Bekanntmachung. «m Sonnabend, den 8. Aprtl Bornilliags 1« Uhr sollen vom Unterzeichneten im AuctionSlocal des hiesigen königlichen Amtsgerichts verschiedene Gegenstände, darunter 1 Piamno, 1 Silber-Service, mehrere bessere Möbels rc. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung verkauft werden. «.Leipzig, am 23. Mär, 1880. Der «ertchtsvollzteher des königlichen Amtsgerichts. Brock- Bekanntmachung^ Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 20. März vorigen Jahre-, die Vertilgung der dem Futterbau so gefährlichen Kleeseide (ttuscut») betreffend, verfügen wir hierdurch wiederholt wie folgt: 1. Die Besitzer, beziehentlich Pächter von Aeckern, Wiesen und sonstigen bewachsenen Flächen im hiefi gen Stadtbezirke haben »m Frühjahre, Sommer und Herbst, besonders nach dem ersten Kleeschnitte fortdauernd zu beobachten, ob auf ihren Grundstücken Klcefeide sich zeigt, und, sobald dies der Fall rst, die Kleeseidenpflanzen, insbesondere die bkübenden und Samen tragenden, zu vernichten, auch die betreffenden Stellen m einer Tiefe von mindestens 1k Centimeter in genügender Ausdehnung umzugraben. 2. Wer der vorstehenden Bestimmung nachzugehen unterläßt, wird um Geld bis zu 60 oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 20. März 1880. Ler Nath der Stadt LetHzt« vr. Georgi. Richter. Städtische Gewerbeschule. Zum Besuche der Ausstellung der Schülerarbetten, welche in der 2. Etage deS Schullocales östlicher Flügel der lll. Bürgerschule, Grimmaischer Steinweg 17/18, vom 23. bis 30. lws. stattfindet, beehrt sich im Namen des Lehrer-Collegmms hierdurch ergebenst einzuladen Leipzig, am 20. März 1880. Der Direktor: Nieper. Geöffnet ist die Ausstellung von Vormittags 10 bis Mittags I Uhr dieser Mehrfach kun r Woche außer Städtische Gewerbeschule. ««öffnet sein. Leipzig, am 24. MLrz 1880. benem Wunsche entsprechend wird die Ausstellung von Schülerarbetten während i Besuchftunden von Vormittags 10 bis Mittags 1 Uhr am Donnerstag und Sonnabend auch in den Abendstunden von 6—8 Uhr Der Direktor: Nieper, Prof. Bekanntmachung. Auf den zwischen der Bayerischen- und Südstraße gelegenen Tratten der Körner- und Schenkendorfkraße, fowie auf einem Theile der verlängerten Bayerischen Straße sollen macadamifirte Fahrbahnen hergestellt Wer ren und sind die hierzu erforderlichen Arbeiten an einen Unternehmer in Accord zu vergeben. Die Bedingungen für diefe Arbeiten liegen in unserem Bauamt, RathhauS, U Etage, Zimmer Nr. 13 au- und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offenen find versiegelt und mit der Aufschrift: Macadamtsirnn, der Schenkendorfstrake betreffend versehen ebendaselbst und zwar bis zum 31. d. M. Nachmittags K Uhr einzureichen. Leidig, den 19. März 1880. Der Nath der Stadt Leipztt- vr. Georgi. Bekanntmachung. Aus den durch Mildthätigkeit begründeten Fonds der Ziehkinderanstalt sind in Anerkennung der von ihnen bewiesenen besonderen Pflichttreue folgenden Ziehmüttern von uns Geldprämien ertheilt worden: 1. Frau «malte Wilhelmine Bergmann, Berliner Straße 111. 2. . Marte Emilie Katzler, Hohe Straße 2. 3. - Alwine Ernestine Kühn, Promenadenstraße 4. 4. > Clara Emma Oswald, Marschnerstraße 13. K. - Marie Nosalie Starke, An der Pleiße 2 g. «. - Henriette «tlhelmtne Zöllner. Gerichtsweg 8. 7. . Marie Friederike Bernhardt, Burgstrabe K. 8. . Friederike «malte Beyer, Fregestraße 13. 9. . Wtlhelmine Braune, Lützowstraßc 13. 10. « Ernestine Emilie Brückner, Gerichtsweg 7. 11. - Johanne Wtlhelmine Gerhardt, Sternwattenstraße 45. 12. . Anna Auguste Hasenstetu. Webergasse II. 13. . Friederike Koitzsch, Brandvorwerkstraße 7. 14. - Ernestine Wtlhelmine Lösche, Lützowstraße 18 d. 15. . Johanne Marie Therese Meyer, Fregestraße 8. 16. - Dorothee Marie Prtefer, Webergaffe 1 17. . Johanne Wtlhelmine Nückext, Hohe Straße 33e. 18. - Johanne Nosine Caroline Schettge, Ranstädter Steinweg 70. . 19. . Martha Elisabeth Spender. Plagwitzer Straße 4. 20 - Johanne Franziska Ernestine Hermtne Stauffer, Brandvorwerkstraße 2. 21. « Friederike Wilhelmtne Trebitz, Gerichtsweg 9. 22. « Marie Anna Vogel, Ulrichsgasse 20. Der Ziehkinderarzt der Armenanstalt, Herr llr. >neä. Hermann Meißner, Münzgasse 12, ist jederzeit bereit, auf Nachfrage nach guten Zieheltern jede wünschenswerthe Auskunft unentgeltlich zu ettheilen. Leipzig, den 19. März 1880. DuS Armeu-Dtrertort««. .. Ludwig-Wolf, Etadtrath. Diejenigen Eltern, deren Kinder zu Oster« 1882 in der rvangelisch-reformirten Kirche eonfirmtrt werde« solle« werden ersucht, »teselden in »er Zeit zwischen de« 36 Mörz und 17. April d. I. anzumelde«. und zwar die Knaben bet Herrn Pastor vr. Howarb. die Mädchen bet Herrn Pastor v. Dretzdorff. Selbstanmeldnngen der Kinder werden nicht angenommen. Leipzig, am 26. März 1886. Dos evangeltsch-reformtrie Pfarramt. „Der Nuntius kommt!" Mit den vorstehenden Worten siqnalisirte schon vor längerer Zeit Graf Harry von Arnim den sich jetzt vollziehenden Ausgleich zwischen Berlin und Nom. Als ein Zeichen der herrschenden besseren Beziehungen zwischen der preußischen Regierung und dem Batican und zur Erleichterung der ferneren Verhandlungen soll, wie es heißt, dem nächst die Wiederbesetzuna der diplomatischen Ver tretung bei dem päpstlichen Stuhle erfolgen, und zwar durch den im Jahre 1872 von der Curie zurückgewiesenen Cardinal Hohenlohe. Es ist von historischem Interesse, bei dieser Gelegenheit «n die Darlegungen zu erinnern, welche der Reichskanzler damals an die Zurückweisung der Hohenlohe'schen Mission knüpfte. In der Reichs tagssitzung vom 14. Mai 1872 erklärte Fürst Bismarck: „Ich halte für eine der hervor ragendsten Ursachen der gegenwärtigen Trübungen auf confessionellem Gebiete die unrichtige, entweder durch eigene Aufregung oder durch schlimmere Motive getrübte Darstellung über die Lage der Dinge in Deutschland und die Absichten der deutschen Regierungen, die an Se. Heiligkeit den Papst gelangt sind. Ich hatte gehofft, daß durch die Wahl eineS Botschafters, der von beiden Seiten volles Vertrauen hatte, einmal in Bezug auf seine Wahrheitsliebe und Glaubwürdigkeit, dann in Bezug auf die Versöhn lichkeit feiner Gesinnungen und Haltung, daß die Wahl eines solchen Botschafters, wie sie Se. Maje stät der Kaiser in der Person eines bekannten Kirchenfürsten getroffen hatte, in Rom willkommen sein werde, daß sie als ein Pfand unserer fried lichen entgegen kommenden Gesinnungen aufgefaßt, daß sie als eine Brücke der Verständigung benutzt werden würde, ich hatte gehofft, dast man dann die Versicherung erkennen würde, daß wir etwa- Anderes, als daS, was ein Sr. Heiligkeit dem Papste auch durch die intimsten Beziehungen ver bundener Kirchcnfllrft sagen, vortragen und aus- drückeu könnte, nie von Sr. Heiligle,t dem Papste verlangen würden, daß die Formen immer die jenigen bleiben würden, in welchen ein Kirchenfürst dem andern gegenüber sich bewegt, und daß alle unnöthigen Reibungen in einer Sache, die an sich schwierig genug ist, verhütet würden. Leider ist diese Avsicht der kaiserlichen Regierung durch eine kurze Ablehnung von Seiten der päpstlichen Curie verhindert worden, zur Ausführung zu ge langen. Ich kann wohl sagen, daß ein solcher Fall »icht häufig vorkommt. Ick bin seit ziemlich zehn Jahren jetzt auswärtiger Minister, ich bin seit einundzwanzig Jahren m den Geschäften der höhe ren Diplomatie und ich glaube, mich nicht zu täuschen, wenn ich sage, es ist dies der einzige und erste Fall, den ick erlebt , daß eine solche Frage verneinend beantwortet wird." Der Botschafter- Posten blieb bekanntlich vorläufig unbesetzt, wurde aber im Etat weiteraeführt, nachdem gegenüber den Anträgen auf Streichung der Reichskanzler der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, daß im Vatican auch einmal wieder eine gegen Deutsch land freundlichere Stimmung walten und der deutsche Gesandte beim Papst ein erwünschtes Mittel der besseren Verständigung sein könne. Allein die nächste Zeit zerstörte diese Aussicht so gänzlich, daß hie Reichsregierung die Einziehung der Gesandtschaft vom 1. Januar 1875 an be schloß. Der Reichskanzler gestand im Reichs tage am 5. December 1874, daß die Regierung sich Mißdeutungen aussetzen werbe, wenn sie auch jetzt wieder die Hoffnung auf eine Ver ständigung mit Rom wiederholen wollte; es sei Änstandspflicht für das Deutsche Reich, eine Macht, welche solche mit der Selbstständigkeit der Staaten unvereinbare Ansprüche erhebe und katho lische Unterthanen zur Auflehnung gegen die S taatS- gesetze ermutlnge, la diese Auflehnung als beschwo rene Dienstpflicht fordere, vorerst ferner nicht mehr anzuerkennen. Die Eigenschaft, das Haupt einer Confession zu sein, welche in Deutschland Beken ner hat, sei noch kein Grund, einen diplomatischen Vertreter bei einem solchen Haupte zu haben. Im Reichstag wurde übrigens damals von verschiedenen Seiten der Wunsch laut, es möge zu einer Wiederbc- setzung dieserStelle überhaupt nicht mehr kommen, und zwar wurde dabei besonders der Gesichtspunkt hervor- gehobcn, der Papst könnte sich versucht fühlen, eines Tages einen Nuntius beim deutschen Kaiser zu beglaubigen, was sich dann schwer zurückweisen ließe. Würden auch einem solchen päpstlichen Nuntius keinerlei Verfügung-rechte in kirchlichen Angelegenheiten gestattet sein, so würde derselbe doch vermöge des ihm übertragenen hohen Amte« einen Einfluß auf die Bischöfe der vatikanischen Kirche und ihre Anhänger ausüben, der nicht zu wünschen ist, da es ja die Bischöfe sich gewiß nicht nehmen ließen, in ihm ihren Vorgesetzten zu erblicken und zu fürchten. An ewig sich erneuern den Versuchen, den päpstlichen Uebergriffen Gehör zu verschaffen, dürfte es dann in Deutschland so wenig fehlen, wie es in andern Staaten bisher der Fall war. Politische Ilebersicht. 24. Min. Zur auswärtigen Lage wird uns aus Berlin vom Dienstag geschrieben: „Die Blicke der politischen Welt sind seit ven letzten 48 Stunden aus den Fürsten Orloss gerichtet, der als einer der Träger der Gortschakoff'schen Politik aalt und thatsächlich der Allianz Rußlands und Frank reichs die Wege bahnte. Man weiß in diplo matischen Kreisen, daß Fürst Bismarck sich zu wiederholten Malen über die Thätigkeit diese» Staatsmannes nicht in der freundlichsten Weise äußerte. Um so überraschender war eS, ihn plötzlich aus der hiesigen Bildfläche in einer langen Conferen; mit dem Letter unserer auswärtigen Politik erscheinen zu sehen. Wir übergehen, was in Hofkreisen an diese sowie an die fernere zweistündige Unterredung mit dem Kaiser geknüpft wird, wollen aber nicht uner wähnt lasten, daß Fürst Orloss von dem deutschen Reichskanzler nicht etwa als ein außer Cours ge setzter Staatsmann betrachtet wird. Während seiner hiesigen Anwesenheit stand er in fortwäh rendem telegraphischen Verkehr mit dem Czar Alexander, und der so überaus wohlwollende Trinkspruch des Czaren bei Gelegenheit der Ge burtstagsfeier deS deutschen Kaisers, der hier äußerst wohlthuend berührt hat, wird direct aus diesen Mei nungsaustausch znriickgcstihtt. Daß der Umschwung in Petersburg, der durch die „Hartmann-Affaire" wesentlich befördert worden ist, sich nicht bloS auf den Kaiser persönlich erstreckt, sondern auch weitere maßgebende Kreise in sich zieht, dafür spricht u A. die Entschiedenheit, mit welcher der Thronfolger sich in einem privaten Kreise kürzlich gegen die französische Regierung und die dortigen Staats männer äußerte. Äährend so das gute Einver nehmen an den höchsten Stellen einen neuen Aus druck gewinnt, bewahrt die deutsche Diplomatie so lange eine gewisse Zurückhaltung, als nicht in den auswärtigen Angelegenheiten Rußlands die Fäden aus jener Hand genommen sind, die in den letzten Jahren die deutsche Politik grundsätzlich durch kreuzte." Die Militairvorlage wird voraussichtlich in der Gestalt, wie sie aus den Berathungen der Commission hervorgegangen, die Majorität des Reichstages für sich haben. Alle Berechnungen gegnerischer Parteien, welche auf eine Spaltung seitens der nationalliberalen Fraction hoffen, ver- rathen einen Optimismus, der an den That- lachen seine Widerlegung finden dürfte. Von Amendements deS Ccntrums verlautet bis zur Stunde Nichts. Die überraschende Wen dung im kirchenpolilischen Kampfe hat augen scheinlich die Taktik der Ultramontanen in Ver wirrung gebracht. Sic ziehen eS deshalb vor, sich in tiefes Schweigen zu hüllen, eine Kunst, in der es ihnen bei der vollendeten Disciplin ihrer Partei wie ihrer Presse keine andere Fraction gleich zu thun vermag. Die Fortschritts partei wird keine selbstständigen Anträge stellen; dagegen wird der Antrag Rickert aus Herabsetzung der siebenjährigen Geltungsdauer des Militairgesktzes auf fünf Jahre, welcher in der Commission unterlag, im Plenum wicdcrkehren. Dieses Amendement ist, neben unwesentlicheren Abschwächungen der Regierungsvorlage, das ein zige, dessen Aussichten als relativ günstige betrachtet werden dürfen, denn es wird nicht nur die Stimmen der Fortschrittspartei und des CentrumS auf sich vereinigen, sondern gleichzeitig einen Bruchtheil der NationaUiberalen für sich haben, der vor der Hand zistermäßig noch nicht sestzustellcn ist. Immerhin ist eS aber möglich, daß derselbe ge nügt. um im Verein mit jenen beiden Fraktionen diesen wichtigen Abänderungsantrag durchzubriu- gcn. So würde denn gerade diejenige Bestim mung deS MilitairgesetzeS, welche bei dem ersten Bekanntwerden desselben den geringsten Wider spruch fand, zum Ausgangspunkt einer nutzbrin genden Opposition werden. Die Reichsregierung dürfte allerdings das Amendement Rickert ablehnen, indessen wird, wie man uns berichtet, in Kreisen, die mit derfelben Fühlung haben, angenommen, daß das Septennat nicht als Grund der etwaigen Ablehnung der Vorlage dargestellt werden soll." Wir entnehmen Berliner Blättern eine offi- ciös angehauchte Warnung, die bisherigen Er gebniste der Verhandlungen mit Rom nicht allzu sanguinisch aufzusasten. Wir geben diese Mtttheilung hier wieder, ohne weitere Kritik daran zu üben, da die Launen des Berliner Preßbureau wie Apritwetter zu wechseln pflegen: ,Hn leitenden Kreisen bat man nicht ohne Ver wunderung von dem Optimismus Kenntniß ge nommen, mit welchem ein großer Theil der deutschen Presse aus dem Schreiben de- Papstes auf das heran nahende Ende deS CulturkampfeS schloß. Die etwas kühlere Stimmung, die inzwischen eingetreten, dürste der Sachlage bester entsprechen. Zunächst muß her vorgehoben werden, daß die Art und Weise, wie der Papst sein Einlenken der Welt kundgiebt, in einem Briefe an einen wegen Ungehorsams gegen die StaatS- gesetze «bgesehten Erzbischof, der der preußischen Regie rung nichts als „Herr Melchers" ist, hier sehr ver stimmt hat. DaS Geheimniß, daS über der letzten StaatSminifterialsitzung ruht, soll allerdings streng bewahrt werden, aber doch nur deshalb, weil keine bindenden Beschlüsse gefaßt sind, sondern nur ein offenes Aussprechcn über die neu geschaffene Lage stattgeftlnden bat. Der Reickskanzler wird nach wie vor nicht „nach Canossa" geben, wie er dies ja auch in anderer Form bei den letzten beiden parlamen tarischen Diners ausgesprochen hat. Gegenüber den weittragenden Culturkampfgesetzen und der Macht, die durch dieselben in die Hände de» Staate» gelegt ist, kann man die Concefsion deS Papste- zwar mit Freuden alS eine Wendung zum Besseren begrüßen. Keinenfall» kann sie aber an und für sich betrachtet al» ein Angebot angesehen werden, dem
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