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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-01
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1880
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«rftheixt täglich früh 6'/, Uhr. ^Neöettl«» »»> «rpröttio« JohanmSgasie 33. »>t» -n L^actti»? vormittag- 10—ir Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. Sr dir RiUkgab« ktugklandtrr Maim- 4»rc «achl fl» d>e Reüxlu» »rcht drrimdltch. luttahme der für die nilchft- »larnde Nummer bestimmte« »n,rrate an Wochentage« bis l Uhr Nachmittags, an Sonn- Dnd Festtagen früh bis V,L Uhr. t« -e» Rtialr« fiir Zns. Luoahmr: Otto Klemm, Universität-str. 22. mout» Lösche, Katharinen str. 1S, p. nnr bis '/.3 Uhr. cipuacr Anzeiger OrM fir Politik, Lomlztschichtt, Handel-- und EcschrMerkehr »»ft«,« Ld»«>e«e,t,Prtt» Viertels. 4'/-Mk, incl. Brtngerlohn 5 Mr.. dnrch di« Post bezogen « «k. Jede einzelne Nummer 23 M. Belegexemplar 10 Pf. Gebührm für Extrabeilage» »hae Postbefvrderung 3» ML «üt Postbefvrderung .48 WU. Ixstritr Lgesp. Petitzeile 2V Pf. Erößere Schriften lam ünferr» PreiS,errrichniß. —Labellarstcher Satz nach höhere« Tarif. Ltclame, „ter de» »edecitenoßttch di« Spaltzrile 44 Pf. Jnsertte find stet» «, d «rpedsti«, zu senden. — Rabatt wird »tcht gegabeu. Zahlnno peaa»«» «»4» »dar durch Poftverschaß. 208. Do«nerSt«g den 1. Juli 1880. 74. Jahrgang. ! ! Bekanntmachung, die Le-««- v»» GranittrotloirS detreffe»d. Vielfach und zuletzt unterm 8. December 1879 haben wir an die Grundstücksbesitzer in hiesiger Stadt die Aufforderung erlaffen, ihrer Verpflichtung zur Legung von SranittrottoirS läng- ihrer Grundstücke nach zukommen, auch unS Vorbehalten, gegen Säumige mit ZwanaSmaßregeln vorzugehen. Allein die erlassenen öffentlichen Aufforderungen haben nur einen ungenügenden Erfolg gehabt. Die Gerechtigkeit gegen diejenigen, welche ihrer Verpflichtung genügt haben, und die öffentlichen Ver- kehrSintereffen nöthigen unS, nunmehr allen Besitzern von Grundstücken hierdurch bei 2» Strafe für jeden Ungehorsam-fall aufzugeben, daß sie die Fußwege längs ihrer Grundstücke in der in jedem einzelnen Falle von uns vorzuschreibenden Weise mit Granitplatten, bez. mit Granitschwellen und Mosaikpflafter zu belegen und vor der Ausführung schriftlich um Angabe dieser Vorschriften nachzusuchen haben. Weiter bestimmen wir hiermit bei gleicher Strafe, daß die Ausführung in der Alberistraße, im Bahn- hofgäßchen, in der Bahnhof-, Berliner Straße, soweit daselbst die Bebauung vorgeschritten ist, und die be bauten Grundstücke nicht durch den Biaductbau der Berlin-Anhalter Eisenbahn-Gesellschaft berührt werden, ' in der Blücher-, Brandvorwerkstraße, im Brandweg, in der Dresdner, Eutritzscher Straße, soweit hier die Bebauung vorgeschritten ist, in der Färberftraße, im Gerichtsweg, in der Gustav-Adolf-, Hospital-, Johanna- Park-Straße (d. i. in der Straße von der Weftftraße ab in den Johannapark), in der Jnselftraße, am Königsplatz, in der Kreuz-, Langen-, Lortzing-, Marienftraße, Münzgaffe, in der Plagwitzer Straße, Rosen thalgaffe, am Roßplatz, in der Salomon-, Sophien-, Sternwarten- und Tauchaer Straße bis spätesten- den 1. September 1881, in der Llexanderftraße, am Bairischen Platze, in der Carl-, Eisenbabnslraße, am Fleischerplatz, in der Garten straße, soweit hier die Bebauung vorgeschritten ist, in der Humboldt-, Kohlen-, Kurzen Straße, an LöhrS Platz, in der Mittelstraße. am Reukirchhofe, An der Pleiße, im Ranftschen Gäßchen, in der Reudnitzer-, Rudolph-Straße, im TSubchenweg, in der Thalstraße, Theatergaffe, Am Theaterplatz, in der UlrichSgaffe, Wald- und Zeitzer Straße, bis spätestens den 1. September 1862, endlich in der Anton-, Auen-Straße, Blumengasse, Brüder-, Carolinen-, Egel-, Friedrich-, Frankfurter Straße mit Ausschluß der sogen großen Funkenburg, Georgen-, Glocken-, Keil-, Körner-, Linden-, Mahlmann-, Moritz-Straße, im Naundörfchen, in der Seitengasse deS Äanstädter SteinwegeS, An der 2. Bürgerschule, in der Seitengaffe, Teich-, Liebig-Straße und Webergaffe bis spätesten- am 1. September 1883 zu beenden ist. Leipzig, am 22. Juni 1880. Ter «attz der Stndt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangeinann. Heu- und Grummetnutzung-Verpachtung. Die auf der durch die Parlhenreaulirung neugestalteten Prrcelle Nr. 2783 der Stadtflur, zwischen dem Gothischen Bade und der Berliner Verbindungsbahn gelegen, anstehende diesjährige Heu- und Grummet nutzung soll an den Meistbietenden gegen sofortige haare Bezahlung Montag, de« 5. Jult d. I. Vormit tag- 8 Uhr in der städtischen MarstalEppeditton im alten JohanniShoSpital verpachtet werden, woselbst auch der SituationSplan zur Einsicht auSliegt und weitere AuSkuntt ertheilt wird. Leifqig, den 30. Jum 1880. Les «attzs der Stadt Letpzt, Vekandmle-Jnspeett»«. In unserer Verwahrung befinden sich seit einiger Zeit drei «ollen neue« vletrohr und ein neuer Löthkolde«, welche Gegenstände zweisellos Diebstahlsobjecte sind. Nachdem unsere Recherchen zur Ermittelung der Eigenthümer dieser Gegenstände ohne Resultat geblieben find, bringen wir die- hiermit zur öffentlichen Kenntniß und fordern Diejenigen, denen diese Gegenstände abhanden gekommen sein sollten, auf, sich ungesäumt bei unserer Criminalabtheilung zu melden. Leipzig, am 2». Juni 1880. Da» Poltzet-Amt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. Kneschke. Bekanntmachung. Die bei der Armenanstalt »orgekommenen Veränderungen werden in Nachstehende» hierdurch zur Öffentlichen Kenntniß gebracht. Varftetzerimter haben, unter Eintritt in da» Direktorium, übernommen di» Herren vr. meä. R. Weickert, Ranstädter Steinweg 56, für den den Ranstädter Steinweg 1—s« und 5«—so, «uenstraße 1—12 und 35—40. Gustav-Adolf-Etraße 1—11 und 28-3«, Färber-, Leibniz-, Jacob , Kanal-, Lessing-, PoniatowSkhstraße und da- Naundörfchen umfassenden Hl. District, Prof. vr. plül Franz Emil Jangmann, Lessingftraße 5, I, für den die Schreberstraße, SchrebergLßchen, Weftftraße 28—67 und Dicsenstraße umfassenden llliv. District. Armenpflegerömter haben übernommen die Herren Lotteriecollecteur C. Ferd. Hübsch, Burqstraße 24, 1. für Burgstraße 15-30 (4. Pflege. I. District). Schuhmachermeister Ehrstn. Frdr. Heinrich ««Plast, Nicolaiftraße 1». II, für Geldhahn« und Schuhmacher» gäßchen (2. Pflege. III. District), Schneidermeister Joh. Carl «ötzuer, Kirr Klempnermeifter Jul. Rud. Pleste, Nürnl KSrnerstraß« »d. für Körnerstraße 8—18 (8. Pflege, VII. District), Nürnberger Straße 2, für Brüder- und Turnerstraße l». Pst-, V"l. D.)» ' für Friedrichstraße S4—46 und Sternwartenstraße 24 und ^ . ^ . .... Marien» und Reudnitzer Straß« (4. Pflege, XVII. District), Kaufmann Gustav Lehmann, Gerberftraße 8, für Gerberstraße 26—«7, GothischeS Bad, Erlen» und Pärchen» straße (3. Pflege, XVIII. District), LandeSproductenhtndler Carl Heinr. Engemann, Eanalstraße 8, für da- Naundörfchen (5. Pfl., XIX. D), Schneidermeister Ferd. Rich. «raun, Lützowstraße 18 d, für Lützowstraße 17-20 (1. Pflege, XXI. District), Gymnasiallehrer Curt Cramer, Weftftraße 27, für Eebastian-Bach-Sraße 27—51 (1. Pflege, XXIK District), Kaufmann Rob. Matthäi, Liebiastraße S, für Lützowstraße 1—4 (1. Pflege, XXIX. District), Bäckermeister L. Frdr Eduard «rüser, Lützowstraße 13, für Lützowstraße 5—7 (2. Pflege, XXIX. District), Kaufmann William Wetske, Windmühlenstraße 8, für Lützowstraße 8—12 (3. Pflege, XXIX. District). Drech-lermeifter Rud. Moritz Thteme, Windmühlenstraße 32, für Lützowstraße 13—16, PeterSsteinweg 1 bi» 18 und 48-51 (4. Pflege, XXIX. District), Kohlenhändler Frdr. Carl Schwarze, Braustraße 5, für vraustraße 1—«e (2. Pflege, XXX. District), Tischlermeister Ernst Rich. Zeitzschel. Hohe Straße 7, für Südstraße 54—88 (2. Pflege, XXXll District), Kaufmann C. O. Kittel, Südstraße 12. für Moltkestraße 18, 18, 53-55 (3. Pflege, XXXll. District). Kaufmann Gustav Löchel, Kochstraße 9, für Moltkestraße 15-17, 56-58 und 70-72 (4. Pfl., XXXII. D.), Kaufmann Woldemar Maxim. Ktckler. König-Platz 8d, für Zeitzer Straße I3d—29 (2. Pfl., XXXlll. D.), Kaufmann Heinrich Schröder, Zeitzer Straße 50, für Zeitzer Straße SO und 31, Kochstraße 1—5 und 73—8S (3. Pflege, XXXIIl. District), Gvmnasialoberlebrer vr. pkil. «tedermüller, Sophienstraße 11, HI, für Kochftraße 8—8 (4. Pfl., XXXIN. D.), Gymnafialoberlehrer Georg verltt, Sophienstraße 7 d, für Kochstraße 8, 10 und 30 (5. Pflege, XXXIIl. D). Gvmnasialoberlebrer vr. Adolf Korell, Plagwitzer Straße 14, ll, für Wiesenstraße 1—9 l». Pfl., XXXIV. D-1. Gymnasialoberlehrer vr. Frdr. Eduard Söntg» Davidftratze 7, l, für Wiesenstraße 10—26 (4. Pfl., XXXIV. D), r Leidig den 28. Juni 1880. Da» Aru»en»Dtrect»rtum. Ludwig-Wolf. Hentschel. Bekanntmachung. Die Herren, welche auf das zum Verkauf auf Abbruch ausgeschriebene Gebäude de» ehemaligen Taub stummeninftituts in der Liebigstraße Gebote gethan haben, werden hiermit ihrer Verbindlichkeiten enthoben. I« Aufträge de» Direktoriums per Heilanstalt f-r N«gen»ra«ke. Baurath G. Müller. Das Lircheugesetz und seine Zukunst. Dievorläufige Entscheidung über dasSirchengesetz, soweit sie dem Abaeordneten- hause zusteht, ist vollzogen. Ob das Herrenhaus den abgelehnten Artikel 1 wieder Herstellen und die Vorlage in veränderter Gestalt an da» Abgeord netenhaus zurück senden wird, oder ob die Negie rung sich mit dem verstümmelten Gesetz begnügt und vo»jetzt, dasselbe lieber nicht noch einmal allen Zufälligkett-n der Abstimmung auszusetzen, läßt sich heute nech nicht mit Bestimmtheit angeben. Mit so geringer Mehrheit ist wohl niemals ein so wichtiges Gesetz »ngenommen worden, und der Sieg, den die Regieruiq davongetragen, ist ein recht bescheidener und zwehlhafter. Die Mehrheit wäre vielleicht eine etwa- gtttzere gewesen, wenn die Regierung und die Conservativen bindendere Verpflichtungen übernommen hätten, an der durch den Ausgleich gezogenen Grenzlinie da»-rnd fest- ruhalten. Die ausweichenden und zu Nickt« ver- viudenden Aeußerungen des CultuSministerS, und die bestimmte Erklärung konservativer Blätter und Redner, daß auf den Bisch»fSartikel nur für den Augenblick verzichtet werde, mußten manchen Schwankenden und Unschlüssigen zum verneinenden Votum bewegen. Wir glauben, daß die Erklärung deS CultuS ministerS, die Vorlegung eines gesonderten BifchosS- aesetzes stehe gegenwärtig nicht in Frage, in gutem Glauben abgegeben ist, und wir würden mit dem Abg. v. Sybel in einer demnächstigen conservativ- klerikalen Nachlese »u dem Gcsetz eine Unzuverläs sigkeit und Treulosigkeit der schlimmsten Art er- bncken. Es liegt ja auch in der kurzen Geltung-» dauer de« Gesetzes und der Nothwendigkeit, zu einer Verlängerung desselben demnächst wieder die § Hülfe der Nationalliberalen anzurufen, eine ge- »ifse Bürgschaft gegen die Gefahr, daß inzwischen mit dem Centrum abgeschlossen werden könnte. Allein aller Besorgnisse wird man sich, in dieser Hinsicht doch nicht entschlagen können. Die Be weggründe und Ziele der Regierung, bei dieser ganzen Angelegenheit sind ja v»n Anfang bis p»m Schluß so dunkel und zweifelhaft geblieben, daß wir vor neuen Ueberraschungen keineswegs gesichert sind. Die N'tionalliberale Partei ist bei der Lbstim mung zu nahezu gleichen Tbeilen au- einander gegangen ; er, geschloffene- Auftreten war nicht zu ermöglichen. »nsereS Erachten- ist in dem Gesetz, wie eS auS dem Ausgleich hervorgegangen. Nicht- enthalten, «a» den Grundsätzen der natio- nalliberalen Partei widerspricht oder einen Gegen satz zu ibrer frühere» Haltung bildet. ES sind Wohl auch weniger di,, einzelnen Bestimmungen deS jetzt vorliegenden Gesetze-, waS die Hälfte der nationalliberalen Fraction zur Ablehnung bewogen hat, als die Unklarheit über den Zweck und die Wirkung deS ganzen Gesetzes, die Unkenntniß, wo» hin die Regierung und speciell Herr v. Puttkamer m der kirchenpolilischen Frage steuert. Diese Un klarheit mußte für Viele der entscheidende Grund zur Ablehnung werden. Erst wenn sich die prak tische Wirkung des Gesetze- und sein Einfluß auf die allgemeine politische Lage klarer erkennen lasten, wird es sich zeigen, ob bei diesem Griff in- Dunkle der ablehnende oder der zustimmende Theil der Partei das Richtige getroffen hat. DaS Gesetz ist auch in seiner abgeschwächten Ge stalt unbestreitbar ein großartiges Zeichen der Friedensliebe. Man kann freilich zweifelhaft sein, ob Zeichen von Friedensliebe angebracht sind bei einem Gegner, der die Versöhnung gar nicht will und seinerseits nicht das Geringste thut, sie zu er leichtern. Bei der völlig ablehnenden Haltung der Curie, der katholischen Geistlichkeit und de« Cen- trumS wird daS Gesetz eine erhebliche praktische Wirkung wohl kaum üben; eine solche hat die An erkennung der Anzeigepflicht und den guten Willen der Gegenpartei zur Voraussetzung, und diese Voraussetzung ist eben tatsächlich nicht vorhanden. Man hat das Gebäude zu bauen fortgefahren, auch nachdem sich gezeigt hatte, daß der Grund, auf dem es stehen sollte, eine Täuschung war. Die erfreulichste Wirkung des Gesetze-wäre wohl die, wenn im kathoii- schenVolk dieEinsicht zumDurchbruch käme, auf wel cher Seite daS Hinderniß liegt, endlich zu dem ersehnten Frieden zu gelangen, ob der Liberalis mus, wie ihm von den Gegnern oft vorgeworsen wird, den Culturkampf zum Leben braucht und ihn darum mit aller Kraft unterhält und schürt, oder ob dieser Vorwurf nicht viel richtiger daS Cen trum und seine klerikalen Rathgeber trifft. Dom Frieden sind wir jedenfalls — Das haben die Verhandlungen de- Abgeordnetenhauses deutlich aenug ergeben — nock außerordentlich weit ent fernt. Maa daS neue Gesetz einzelne Härten de» Culturkampse» mildern und die Schärfe der Gegen sätze einigermaßen abschleifen: bei dem starren Fest balten der klerikalen Partei an ihren unerfüllbaren Ansprüchen ist die Grundlage einer aufrichtigen Verständigung durchaus noch nicht gewonnen. P-tttische Ilrbkrstcht. Letpzt», 30. Juni. Die nicht in Berlin angesessenen Abgeord neten haben bereit» zu einem großen Tyeil die Hauptstadt verlosten. Da da» Hau» nicht vor Dienstag oder Mittwoch nächster Woche zu einer Sitzung berufen werden wird, so bietet sich de» Mitgliedern eine wohlverdiente kurze Ferienzeit nack der Mühsal der letzten Wochen. Charakteri stisch für die verwirrte Lage rst, daß die An sicht an Boden gewinnt, die Regierung werde sich mit dem amendirten Gesetz ohne den gefallenen Art. 1 begnügen und auf eine Wiederherstellung deS letzteren im Herrenhause nicht einzuwirken ver suchen. DaS wäre annehmbar, wenn die Wahl beim Art. 1 nur so stände: annehmen oder ab lehnen. Indessen giebt es noch ein Dritte-, und gerade diesen Weg halten die Conservativen, mit oder ohne Auftrag, bei den Ausgleichs-Verhand lungen noch in letzter Stunde »ertasten, näm lich denjenigen der Streichung der Jesuiten- cl«usel. Wird diese, wie es von den Natio- nalliberalen von Anfang an gefordert ist, preis gegeben, dann ist es möglich, daß die Minorität anläßlich deS Examen-Paragraphen noch einen klei nen Zuwachs von Stimmen erhält und so den Artikel knapp durchbringt. Damit würde aber die Gefahr für daS Ganze de« Gesetze- nur erhöht und nicht vermindert werden. Denn eine ganze Reihe von Mitgliedern der nationalliberalen Frac tion hat nur deshalb bei der Schlußabstimmung für da- Gesetz gestimmt, weil ihnen mit der Be seitigung des Art. 1 daS hauptsächlichste Bedenken gegenstandloS geworden war. Und diese selben Stimmen würden gegen die Vorlage in die Waagschale geworfen werden, sobald jener Artikel in der einen oder anderen Form wieder hergestellt wäre. Die Regierung befindet sich also in einer Klemme der allerschwersten Art. Fürst Bismarck hatte am Dienstag eine Besprechung mit dem Cultusminister. Der Reichskanzler beobachtet auch jetzt noch da- tiefste Stillschweigen Uber seine letzten Ziele. Nur so viel ist klar, daß em Verzicht seinerfeis auf den Art. 1 eher «ne Verstärkung al- eine Abweisung der Befürchtungen vor einer späteren Wiederaufnahme der jetzt abgelebnten Vollmachten bedeuten würde. Daß namentlich der Bischofs paragraph, und zwar ohne die Clausel der An- reigepflicht, den Landtag im Herbst aufs Neue be schäftigen wird, daran zweifelt nach der Erklärung deS CultuSministerS am Montage eigentlich Nie mand mehr. DaS salbungsvolle Hervorheben der Principientreue von Seilen de- CentrumS kann gleichfalls nicht darüber täuschen, daß e- mit innigem Behagen die ibm gemachten Zugeständ nisse entgegenmmmt, wie denn auch am Montag der Abg. Windthorst sich beeilte, Herrn v. Putt- kamer eine goldene RUckzugSdrücke zu bauen. Man glaubt in diesen Kreisen, daß die Curie Anlaß nehmen werde, das kirchenpolitische Gesetz als Grundlage neuer Verhandlungen mit der preußi schen Regierung nicht abzulehnen. Hat doch Fürst Bismarck jetzt gezeigt, daß er bestimmte Zuge ständnisse zu machen bereit sei. Die ,Kreuzzeitung", welche mit ihrer Notiz über die nur augenblickliche Verzicht- leistung auf den Bischofsarttkel so Manchen noch in letzter Stunde gegen den Ausgleich be denklich gemacht, hält ihre Erklärung aufrecht und behauptet, sich mit dieser ihrer Anschauung in voller Uebereinstimmung mit ihren conservatweu Freunden zu befinden. Die „Post" sucht zwar in dieser Beziehung einen Unterschied zu machen rwischen den Hochconservativen und den ehemaligen Neuconservativen. Wir haben aber auch von letzterer Seite keine Verwahrung gegen den Aus spruch deS feudalen Blattes gehört. ES liegt in dieser Erklärung ein neuer Beweis dafür, daß die Conservativen im Grunde viel lieber mit dem Centrum sich verständigt und dieser BundeSgenoffen- schaft wohl auch bereitwillig noch einige Opfer gebracht hätten. Die Seelenverwandtschaft von Männern wie Stöcker, Stroffer, v. Kröcher, v. d. Reck u. s. w. mit den Angehörigen des Een- trumS zeigte sich ja während deS ganzen Verlaus» der Verhandlungen auf- Unzweideutigste. Daraus aber können sich die Conservativen und die Re gierung Verlusten: nach der baldigen Ablaufsfrist der meisten Bestimmungen diese« Gesetze» wird an eine Erneuerung mit nationalliberaler Hülfe nicht zu denken sein, wenn, inzwischen da» Gesetz weitere Bereicherungen durch konservativ - ultramontane Mehrheiten erfahren hat. Die „N. Fr. Pr." sagt: Die Neugestaltung de- österr Ministerium-ist also vollendet. Zwei Bureaukraten. ein Pole und ein General sind in da» Cabinet neu eingetreten; dafür wurden die drei au» der VersastungSparlei hervorgeaaugeueu Minister vertrieben, und auch Baron AriegSau bat sich zurückgezogen, so daß man nicht sage--' kann, er sei ganz ohne Verdienst um da- und die österreichischen Finanzen geblieben. ganze Cabinet, in dieser neuen Gestalt, ein „Ministerium der Neutralen" nennen,'. Avv? der Schem de- CoalitionS-Ministeriu- nicht mebr aufrechtzuerhalten ist welcker sZn Cabinet — den Grasen Taaste noch^ Wahrheit ist' ein al» Da« zu g-l^, waS . Wäre ä Acht in ^ Cab.net der Rechts Idee geworden. Lß w'Nen Kreisen schon ^e Politik, weiche die nößl- icnc R-S'erung uo^heit bei allen Parteien Lregt, mögliche UnzusrwünschenSwertheste fei. eS wäre . ste unreifen, warum man gerade die 4^,. ^ 3öahlspruch stir txzD neue Leutra um gewählt hat; denn wir können Minist
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