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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-20
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1880
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Erscheint t-glich früh 6'/. Uhr. Leder«»« «tz JohauuiSgass« S». >Mchß»»k, der Vormittag- 10-12 Uhr. Nachunttags 1—8 Uhr. Mi! »tr »L«^ rtn«^«»"r «-«- kcrwcr »ach» MdacUo» nicht Umrahme der für die nächft- -viarnde Rümmer destimmte» KLmt, au Wocheulage« bis 4 Uhr Rachmttta-B. au Sou»- uud Festtag« früh «S '/^ Uhr. r, »r» VU-tcu str r»^»«ah»r: Ln, «teuna, UniverfitLtsstr. 22. Louis L-sche.Latbarinenstr. I8.P. uur bi« '^8 Uhr. Auflage 16.1ÜÜ. Lbau«nueut«»reis viertel!. 4', ML, imL Bniracrtohr» S ML. durch die Post bezogt!» « ML Jede etuzeure Rümmer 25 Pf. Helegexemplar 1» Pf. »edübren für Extrabeilagen »Here Pvfibeförderuug s« ML «it Postbesdrderung 48 PL 3 »lernte bgrsp Petitzeile 20 Pf. Größere Lchristeu laut unserem PreiSvrrzrichmß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Sktlame, »utrr »rn, «edartt,«strich die Spaltzeile 4S Pf. Inserate find stet« an d. LrpedM», zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»ei»aw»r»«i» oder durch Postvorschoß. ^ L27. Dienstag den 20. Juli 1880. 74. Jahrgang. Mittheilung an die Gewerbtreibe«de« für WafferleitungSolage«. Die in 8 3 der Instruction I für Ausführung von Wasserrobrleitungen und Wasserleitungsanlagen in Privatgrundsluclen genannten >ntr«sss,rmulare find »n der Expedition der Stadlwafserkunft von heute an »u emnehmen Leipzig, den 39. Juli 1880. Die Etabttoasserkullft. Dost. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte deS Leihhauses und der Sparkasse für Dienstag, den 2«. Juli ». e. auSgesetzt Leidig, den 17. Juli 1880. Des Rath» Deputation sür Leihhaus und Sparkasse. Bekanntmachung. von dem am 3. Mai l. I. hier verstorbenen Privatmann Herrn Johann Rümsch ist der hiefigen Armencasse ein Vermächtniß von S0«1> Mark »u-gesetzt worden, welches durch Herrn Justizratb Ferdinand Brunner »ur Auszahlung gelangt ist. Mit dem Ausdrucks des aufrichtigsten Dankes bringen wir LieS hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 19. Juli 1880. Das «rmen-Directortum. Ludwig-Wolf. Hentschel. Herr v. Windthorst. Gleichgültiakeit und Undank auf der einen, auf der andern Seite aber auch bessere Einsicht und Verständniß für die Interessen deS Staate- haben dafür gesorgt, daß dem Führer der Centrum-- partei nun doch nach mit so viel Leidenschaftlich» keit geführten jahrelangen Kämpfen der erhoffte Lorbeer verkümmert wurde. Herr Windthorst ist ur Stunde ein geschlagener Mann, ein unglück- icher Feldherr, der nur mit Mühe im Stande ist, den aufgebotenen Heerbann zusammenzuhalten und einen „ehrenvoklen" Rückzug in- Werk zu fetzen. Die Zeiten ändern sich. Es weht heute ein anderer Wind durch die ultramontane Presse als »och vor wenigen Wochen. Die Katholikenver sammlungen, die mit so vielem Geräusch in Scene gesetzt wurden, die dem Centrum den begeisterten Dank der Wähler für die Fortführung de- alten trotzigen Widerstände» aussprechen sollten, sie haben nur einen kühlen und ganz „programmmäßigen" Verlauf genommen, bei dem die Hand de- Arran geurs zu sichtbar war, um nicht die Phrase von Begeisterung und Unwillkürlichkeit des VolkS- infiincts eben als Phrase erscheinen zu lasten. Man fühlt in der katholischen Bevölkerung, darüber sollte sich Niemand einer Täuschung hingeben, das Gewicht der Concessionen, welche der Staat ge macht hat. Ob es mit schadensrohem Begehren nach einem Mehr geschieht, ob die gewährten Erleichterungen mit ehrlicher Anerkennung ausgenommen werden, daS ist eine Frage, die je nach dem Parteistand- puncte verschieden beantwortet werden mag, die aber an der Thatsache selber nichts ändert. Jetzt bereitet schon die Verzögerung der Publikation des preußischen Kirchengesetzes, die nur auf äußerlichen Gründen beruht, Unruhe im ultramontanen Lager. WaS als ungenügend vor einem Monat mit Hohn abgelehnt wurde, das wird jetzt herbeigesehnt, und der Scharfsinn der CentrumSgelehrten müht sich ab, in den Ausführungen deS Herrn v. Sybel die Handhabe zu einer Verständigung mit dem Staat auf unveränderter Basis zu suchen. Der Fühler, den die jesuitische „Ge, mania" in dieser Hinsicht auSstrcckt. indem sie im System der Repression für das Ver- hältniß deS Staats zur Kirche demjenigen der Prävention, wie eS jetzt gilt, den Vorzug gicbt, wird indirect auf den Abgeordneten Windthorst zurückgefllhrt. Man weiß, daß der Führer des Centrum» wäh rend der Verhandlungen über das Kirchengesetz und namentlich in dem Schwebezustand der CommissionS- bcrathungen durchaus nicdt von dem KriegSeifer erfüllt war, wie seine Freunde v. Schorlemer, Bachem und Lieber. Und so hat er die Sybrl'- schen Vorschläge, die sich im Wesentlichen an da- württembergiscben Kirchenrecht anlehnen, mit einein Wohlwollen ausgenommen, von dem in den Reden der Ultra- seiner Fraktion Nicht- zu finden war. I» der Sitzung de- Abgeordneteuhause- vom 23. Juni entgegnete der Aba. Windthorst auf die A«-sührungen de- Abg. v. Sybel wörtlich: „So wie der verehrte Herr DaS hinstellt, in dieser Allgemeinheit geht die Sacke allerdings nicht; aber e» ließen sich ja Modalitäten denken, welche auf diesen Weg führen können, und zwar ia der Weise, daß man der Kirche in Beziehung aas die Anstellung die freie Bewegung läßt und wenn der betreffende Geistliche der Re gierung auf staatlichem Gebiet einen Anstoß giebt, dem Staat die Veiuaniß eiuräumt, die Thättgkeil de- Angestellten insofern zu beschränken, al» dabei ein staatliche- Gebiet in Frage ist, nicht aber auch die rein kirchliche Thätiakeit, denn e- würde ein Uebergriff in da- Gebiet der Kirche sein. Ich sage mit vorstehenden Worte« nicht, daß die An gelegenheit so geordnet werden müßte, daß es so zweckmäßig wäre; aber ich habe doch nicht umhin gekonnt, anzuerkennen, daß der Lbg. v. Sybel einen Gedanken gehabt hat, den mau zu überlegen wohl Veranlassung hätte". Der Abg. Windthorst war allerdings so vorsichtig, daS System, wie er eS versteht, sofort dahin zu verclausuliren, daß eS nur „auf dem reinen Verwaltungswege" möglich wäre. ES mag dahingestellt bleiben, ob die kleine Er- cellenz mit ihrer Vermuthung Recht hat, daß auch Fürst BiSmarck von Anfang an von diesem Ge» danken ausgegangen sei „und nur noch Bedenken habe, seine Consequenz vollständig durchzuführen." Soviel aber ist sicher, daß die preußische Kirchenpolitik in ein neue- Stadium eintritt, zu welchem daS Puttkamer'sche Gesetz nur erst als der Anfang des Anfanges angesehen werden kann, und daß die Fäden bereits geknüpft werden, welche die Gegen» sätze von Staat und Kirche zu verbinden bestimmt sind. Herr v. Windthorst aller wird durch diese Schachzüge immer mrhi bei'Seite geschoben und matt gesetzt, da der Reichskanzler eines Vermittler» nicht mehr zu bedürfen scheint. Und so erntet denn die kleine Excellenz nach veiven Seiten, nach „oben" wie nach „unten" hin, nur Undank für eine in der That seltene Vereinigung diplomatischer und demagogischer Künste. Die Rolle des Staats mannes der CentrumSpartei ist auSgespielt. politisch» Ilrbrrsicht. Leipzig, IS. Juli. Zur Kennzeichnung des Tons, in welchem die ultramontane Presse „Politik" treibt, mögen einige Beispiele gegeben werden. In einer Be sprechung der preußischen Zugeständnisse an die Curie entbliidet sich da» auf besondere- Betreiben de- Papstes uulänßst neu gegründete katholische Blatt „Aurora" nicht, die neue Maivorlage der Regierung mit einer Katze zu vergleichen, „die den Schein annimmt, als ob sie schlafe, um den günstigen Augenblick zu erhaschen, wo sie kratzt". Wenn dergleichen unter den Augen des Unfehlbaren geschrieben werden kann, welcher seine Presse zum Anstand, zur Feinheit de- Ausdrucks und zur Mä ßigung ermahnt hat, so kann man sich freilich nicht wundern, in deutschen klerikalen Blättern bereit willige Nachfolge gerade in unwürdigster Schreib weise zu finden. DaS „Schwarze Blatt" vom 8. Juli nennt die Abschlagszahlung deS preußischen CultuSministerS ein Angebot von 50 Pfennig und einem unbrauchbaren alten Rock auf eine Forde rung von 1000 Mark; aber, so fügt es hinzu: „eS kann unS ja einerlei sein, ob dem maigesetz lichen Hunde der Schwanz auf einmal oder zoll weise abgehackt wird — wenn er nur abgehackt wird". ' Ueber die im Reichslande herrschende Stim mung bringt die „K. Z." eine Eorrespondenz au- Straßburg vom 15. Juli, welche die Verhält nisse treu widerspiegelt. E- heißt ia diesem Berichte: „Der Rücktritt de- Staatisecretair- Herzog wird in altdeutschen Kreisen entschieden bedauert Wenn auch einerseits in den Statthalter dal volle Vertrauen gesetzt wird, daß er al- deutscher Heerführer der deutschen Sach« wissentlich Nicht- vergeben werde, so hegt man aus der anderen Seite doch nicht minder die ernste Besorgniß, daß ferne ritterlich« Natur die Elsässer »u sanguinisch betrachtet und ihn zu der Hoffnung verteilet, mit denselben weiter zu kommen, als «» eben von de, jetzt leben den Generation erwartet werden kann. Wir dürfen uns nicht verhehlen, baß weitau- der größte Theil der gebildeten Bevölkerung und mithin auch die entschiedene Mehrheit de- Lande-au-schusseS lieber französisch wäre al- deutsch! AuS diesem Ver hältnisse aber, au- dem die wenigsten ein Hehl machen, folgt, daß ein ersprießliche» Zusammenwirken nicht möglich ist, wenn nicht der leitend« Gedenke der Regierung „Deutsch vor Allem" unter allen Umftän- d n deutlich hervortritt. Dann find Halbheiten au-» geschloffen und der Lande-au-schuß muß sich wohl oder übel dazu bequeme», der deutschen Art, zu denken und zu arbeiten, Rechnung ,u tragen, und wer werden, da- ,st — nachdem wir nun seit 1871 tztraßlmrg bewohnen — unsere feste Ueberzeuguna geworden, auf diese Weise am weitesten kommen. Finden dagegen unsere Be amten, die in den schwierigen Verhältnissen hier ihr Bestes eingesetzt haben, nicht die volle Unterstützung seitens der Regierung, sondern maßregelt man sie dem LandeSausschusse zu Gefallen, so werden wir bald sehen, daß nicht allein diese Körperschaft, sonde,n auch der Einzelne in ihren Anforderungen immer weiter gehen werden. Es ist nur logisch, daß die Leute, die wider ihren Willen deutsch sind, als „ihr Recht" immer mehr fordern werden, ie mehr Zuge ständnisse man ihnen macht. Denn wa- wir ihnen auch bieten, genug bieten wir ihnen nie; eS sei denn, daß wir alle freiwillig aus dem Lande gehen und die Franzosen einladen, mit Sang und Klang einzuuehen. Der Statthalter mag sich wohl hüten, zu glauben, man wisse ihm für das oder jenes Ent gegenkommen Dank, man faßt es als ein „Recht" aus und lebt der Ueberzeuguna, daß man noch lange nicht genug bekommen habe. Darin liegt aber die Gefahr, daß die deutsche Verwaltung, indem sie die jetzige Generation befriedigen will, zu weit geht. Die Leute sind der großen Mehrzahl nach innerlich französisch und können einfach nicht deutsch denken und nicht deutsch empfinden. Mit der Generation, die jetzt in die Schule geht, mit der werden wir weiter kommen! Und so wä^e es zu wünschen, daß man jetzt nicht zu rasch vorwärts gehe, um nicht zurück tu müssen. Wenn daS erste Jahr zehnt nicht viel Fortschritt gebracht hat, daS zweite wird schon bessere Früchte tragen. Dann mag eS unbedenklicher sein, ein größeres Maß von Entgegen kommen zu zeigen — jetzt thut vor Allem Stetigkeit im Leulschthum noch!" * * Die Pariser Festtage sind vorüber und die französische Presse der letzten Tage ist lediglich mit Nachklängen an die „Nationalferer" angesüllt. Telegraphisch wird gemeldet, daß die Regierung ihren Vertretern im AuStande Instructionen zu» .gehen ließ, wonach dieselben ermächtigt werden, bedürftigen Amnestirten, welche behufs der Rückkehr nach Frankreich ihren Beistand in An spruch nehmen, alle thuntiche Unterstützung zu Theil werden zu lassen. — DaS „Journal officiet" ver öffentlicht ein Decret de» PiLsiventen Gr6vy, wodurch der Kriegsminister Farre zum Groß- osficier der Ehrenlegion ernannt wird. Ein Cir- cularschreiben deS Kriegsministers an die Armee- corpS-Commandanten setzt den 25. d. M1S. zur Uebergabe der Fahnen an die Truppen in den Pro vinzen fest und bestimmt, daß bei dieser Gelegenheit große Paraden stallsinden sollen. — Am Sonn abend Abend fand ein mili t «irische- Dmer der Gambetta statt. Generäle, Obersten, Admi rale, alle Minister, «nSgesammt 125 Gäste, waren rugegen. Trinksprüche wurden nicht auSgebracht; beim Nachlisch indrsseu hielt Gambetta eine Ansprache, worin er an die wichtigsten Ereignisse des fttzten Kriege- und an die verzweifelte Lage, in welcher da- Kaiserreich die Armee ge lassen, erinnerte. Den republikanischen Staals- einrichtungen, sagte der Redner, ist die Neugestal tung de« Heere- zu verdanken, welche- durch seine Mannhaftigkeit und Tüchtigkeit die Bewunderung ganz Europa- erregt. Wir müssen aus der Bahn deS Fortschrittes beharren; da» französische Heer muß dahin kommen, daß es den europäischen Na tionen als Vorbild dient. Die zukünftigen Ge schlechter werden diese p ötzliche Wiederauslichtung bewundern. Die Republik allein kann solche Wunder wirken." Die Gesellschaft spendete diesen Worten warmen Beisall; ganz besonder- brachte Freycinet dem Redner seinen Glückwunsch dar. ES schloß sich ein Concert an, welchem noch etwa hundert Osficiere, die nach aufge hobener Tafel erschienen, beiwohnten. — Der Ex- dictator von Bordeaux hat jetzt einen erbitterten Gegner gefunden. Unter der Aufschrift: „Die Gefahr" beginnt Rochefort in dem „Jntran- sigeant" folgenden Angriff gegen Gambetta: „Wir haben gar keine Ulsache, e- zu verschweigen, unser Projekt ist, die Wahlen von 1881 vorzu» bereiten. Die gegenwärtige Kammer existirt nicht mehr. Sie hat in die Hände eine- emrelnen Manne- abgedaukt. Sie hat Gambetta beauf tragt, für sie zu denken, m ihrem Namen zu sprechen, sie hat thm die Zeichnung der Geschäft-» sicma einfach überlassen. Die genuesischen Cäsaren sind so gut ru fürchten wie die römischen oder korsischen Cäsaren; wir haben unsere Kiäste nicht verbraucht, die alten Dynastien niederzulegen, um ohne Widerstand neue sich entrichten zu lassen. Man nimmt allgemein an, daß Gambetta die Republik zu orgaoisiren bestrebt ,st. Wir fürchten, daß er eher an die Organisation de- Gambetti-- mu« denkt und er hat schon in allen Präfekturen da- Personal, um in den Maschen seiner verviel fachten osficiellen Candidatur die Wählerschaft zu sangen. Herr Gambetta ist sehr beredt, aber er ist noch g,sähr>icher al- beredt. Der „Jntransi- geant" sinnt nicht darüber, wie er der Brutu- bes neuen Cäsar'« werden kann, aber er will auch nicht sein Pompejn- werden." Die Entschlüsse der Pforte scheinen dunkel wie Allah'- Wege zu sei«. Die hochofficiöse „Wiener Moutag-revue" sagt, die Entscheidung liege nun mehr in der Hand der türkischen Regierung. In welcher Richtung dieselbe sich auch bewegen möge, sie werde den Gang der Ereignisse in jedem Sinne bestimmen und beherrschen. Wenn auch die Nach richten von einem Einverfländniß der Mächte in Betriff der Durchführung der Conserenzbeschlüsie ru widersprechend seien, um glaublich zu er scheinen, so möge die Pforte doch bevenken, daß die Mächte über da- Stadium der nur akademischen Erörterung der griechischen Frage hinaus seien und daß eS nunmehr um wirksame Mittel zur Verwirklichung der Entscheidung sich handele, müsse al- feststehend betrachtet werden. Augenscheinlich ist da- o-manische Ministerium heute mehr noch durch die Sorgen in Betreff Dessen, WaS in Ost-Rumelien sich ereignen könnte, als durch diealbanesisch-griechische Verwickelung occupirt. Au» dem einfachen und schlagenden Grunde nämlich, weil die türkischen Interessen durch die ostrumelischen Eventualitäten viel näher und in der Herzgegend selber berührt werden. Die militärischen Vorbereitungen, um die es sich han delt, scheinen darauf berechnet zu sein, unter Um ständen, namentlich um den Russen zuvorzukom- mcn, eine osmanische Armee in die Balkan- Pässe werfen zu können. Darüber scheint die Pforte sich durchaus keinen Zweifeln mehr zu überlassen, daß man in Petersburg auf ei»e mue Action sich vorbereitet, und, je nach der Rich tung , in der die Ereignisse in- Rollen gerathen dürsten, sich darauf vorbereitet, selbst mit bewaff neter Hand und unmittelbar in dieselben einzu greisen. Wenn eine Flottendemonstration bshuf» Pression auf die Türkei wegen etwaigen Wider stande- gegen die Conferenzdeschiüsse zu Stande kommt, scheint e», daß Deutschland sich daran betheiligen werde. Wie nämlich dem „Hamb. Corr." telegrapbirt wird, ist seiten« de- Auswärtigen Amte- kürzlich an die Admiralität die Anfrage er gangen, welche Kriegsschiffe binnen kurzer Frist zur Verwendung in auswärtigen Gewässern fertiggestelll werden können. Man schließt daraus, daß eine Betheiligung de- Deutschen Reich- an einer Flotten demonstration gegen die Türkei nicht außerhalb der Möglichkeit liege. In Konstantinopel würde eine derartige Entschließung der deutschen Regierung die gewissen Staatsmännern angedich- tetcn Träume, au- angeblichen Gegensätzen zwi schen London und Berlin Nutzen zu ziehen, in Nicht- zerrinnen lassen. Ueber die Kämpfe zwischen Albanesen und Montenegrinern wird dem „Standard" au« Skutari vom 15. d. M telegraphirt: „Der siegreiche Kampf am Montag war ausschließlich da- Werk de« katholischen Hottl-Granda-Stammes, welcher die Ebene bei Tust bewohnt und durch mohamedanische Flüchtlinge au- Podgoritza unter stützt wurde. Am Mittwoch griffen nun auch die KtementiS und andere Bergstämme, eifersüchtig auf die von den HottiS davongetragenen menschlichen Trophäen, die äußerste linke Flanke der Monte negriner an. Auch hier waren die Albanesen siegreich und brachten 28 abgefchnittene Köpfe und 50 Gewehre al- Siegeszeichen zurück. Die Monte« neg» iner sollen, wie eS heißt, durch die Kriege der letzten Jahre sehr erschöpft sein." Inzwischen hat der Telegraph neue Zusammenstöße gemeldet. Die Ordnung der Militair- grrichtrdarkeit. So einfach und klar die Dinge auch liegen und so dringend auch da- Bedürsniß vorhanden ist, große Hoffnungen darf man aus dre jetzt wiederaufgenomme nen Verhandlungen über eine Reform der bi-her gültigen Militair-Strafproceßordnung nicht setzen; insbesondere ist nach Allem, wa- man hört, nicht anzarehmen, daß die neue Form sich den straf- processualischen Bestimmungen für die Civilbevöl- kerung mehr aaschließen werde. Und doch läge hi«ün allein ein wesentlicher Fortschritt gegen den bisherigen Zustand! Bekanntlich entbehrt da- Deutsche Reich zur Zeit noch einer gemeinsamen Militairstrafproceß- orduung. Der Norddeutsche Bund übernahm mit Ausnahme Sachsen-, da- sich im Herbste 1867 eine eiacne Proceßordnung gab, da- preußisch« Ver fahren vom 3. April >845. Baiern. Württemberg und Bade« habeu ihre eigenen Mititairprocetz- ordnungen behalten, von denen sich namentlich die bairische durch sehr liberale Grund;ätzc der Oiffenllichkeit und de- contradictorischen Ber- fihren- au-zeichnet. Die Einheit de- deutschen Heerwesen- ist aber eine so fest begründete, daß e» vorzuziehen wäre, wenn noch eine weitere Frist aus den Ertaß de- gemeinsamen Mititairstrafver- fahren- gewartet werden müßte, al- daß diese« die abnormen und von allen Garantien der Billigkeit
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