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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-23
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1880
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Grschebtt tSgttch früh 6^/. Uhr. NeNttl», »»t <«^roi«, JohaiunSgasi« U. WPSchD»»tt» Hrr Ni>«c11>m vormittag- I«—12 Uhr. Nachmittags 4—I Uhr. «r dt« ««ha»« rw^jas»«»» «»»». jrrW» »ach, stä »ie ««därtt»» atcht v<riln»ltch- e der sllr die nLch st- «ummer heftimmln» «« Wochrntoß« Ns NnchmittagS. an So»- estta»» fr-hvi- '/,9lltzr. 2, »o FtUatt, flir ZN.-1t»,atz«r: Ott» Lle»«. Unioersttätspr. rr. itotS Stiche, «»tharmvrstr. 18.P. «r NS '/^3 Uhr. Uchziger.Tageblatt Anzeiger. Lazio fir Politik, Locolzrschichtr, Heodelr- ood GcschLfE»nkehr. «»fta-e 16. ISS. LK»»im»»tWrrt»vterterl.4'/.M, mrL vringcrlohn t ML. dunh Ne Post bezog« « ML Jede einzelne Nummer 2- Pf. Belegexemplar 1« Pf. vebühre» für Exttabeiüg» ohne Postbefbrdenmg SS ML Mit PostbefVrderung 48 ML 2»str.tr »,«sp. Petttzeile >0 Pf Brvßere bchnftcu laut unsere» PreiSverzeichmß.—Labestanfcher . Sah nach höherem Tarif. »erl«,, »,ter de» »r»acüo«ßr«ch di« Spaltzeil« 40 PL Inserate stab stäs -n d. «meNU» zu send«. — Rabatt wird «ich» gegeben. Zahlung pr»«nun«r»iut. oder durch Postvorschutz. 23«. Fveitag den 23. Juli 1880. 74. Jahrgang. Der Keiner Katholikenteg. Man kann über die preußische Kirchenpolitik verschiedener Meinung sein, aber man wird sich der Wahrnehmung nicht verschließen dürfen, daß, nachdem der Staat gewissermaßen selbst an die katholischen Gewissen appellirt hat, da» moralische Ansehen der CentrumSsllhrer und Hetzcapläne bei den Mafien erschüttert ist. Kein Wunder, daß bei dieser Wenduni» der Dinge die Windthorst und Couforten die Parlamentsserien dazu benutzen, um im Wege der Agitation den Gläubigen »ä oealos rn demonstriren, wie nothwendig sie, die GotteS- streiter, seien, um die Kirche über den verhaßten Staat triuwphire» zu laffen. Die kleine Excel- lenz selbst hat die Initiative zu dieser Bewegung ergriffen und da» schöne Ikhemland zum Schau platze rednerischer Thaten auSersehen, um von dort au« auf die gesammte katholische „Welt" mit Erfolg wirken zu können. So wurde ein Katholikentag zu Köln am Rhein in Scene gesetzt, über dessen Verhandlungen jetzt genauere Berichte vorliegen. Von Interesse find natürlich die Ansprachen de- Haupt redner» Windthorst. In der Form läßt sich gegen frühere ähnliche Kundgebungen eine gewisse Mäßigung und Ruhe nicht ver kennen ; der kluge Agitator war eifrig bestrebt, der Versammlung den Charakter einer mißliebigen Demonstration r« benehmen. Sachlich aber haben die Häuptlinge de» Centrnm» nicht die geringsten Atgeständnifie gemacht: vollständige Aufhebung der Maigesetze und die klerikale Herrschaft in der Schule sind nach wie vor die Forderungen de- NltramontaniSmn». Wenn Windthorst trotzdem feine ..zuversichtliche" Erwartung aussprechen konnte, daß man in nicht allzu ferner Zeit zum Frieden kommen würde, so beweist die-, wie gleißnerisch «an im klerikalen Lager der jetzt in dm ober« Regien« herrschend« krrchenpolitischen Strömung gegenüberfteht. Ob man sich dabei aber nicht roch in einer gewaltigen Täuschung befindet? Die Verhandlung« über da» Kirchenaesetz wie da- neueste Auftret« de« CentrumS haben deutlich ge zeigt, daß eine Verständigung mit dm Häuptern der uUramontanen Bewegung nicht möglich ist, wmu der Staat nicht Zugeständnisse macht, deren Bewilligung wir dem Reichskanzler niemals Zu trauen, nicht einmal Herrn von Puttkamer und dem größer« Theil der al tpreußischenCons ervativm. Man kann freilich zweifelhaft sein, ob e» nicht logisch und politisch richtiger gewesm wäre, unter diesen Umständen d« in dem neuen Kirchengesetz unter- ommmen Schritt nicht zu thun; aber eS ist denn ndoch soviel erreicht, daß die Cmtrums-Demagogen sich bemühen müssen, da- sinkende Vertrau« der irregeleiteten Mafien wieder zu gewinn«, um nicht selbst rühmlos von der Bildfläche zu verschwinden. Unter diesen Verhältnissen scheint eS uns un denkbar, daß jetzt, nachdem der Staat seinen gut« Willen und seine Geneigtheit zum Entgegenkommen gezeigt hat, noch weiter in dem Bestreb« gegan gen wird, einem Gegner dm FriedenSschluß aufzu- nöthigen. den er, wie sich immer klarer zeigt, gar nicht oder nur unter der vollständigsten Waffen- streckung de- Staate» respectirm Willi * * * AuS dm Kölner Verhandlungen heb« wir die folgmden Momente speciell hervor. ES wurden folgende Resolution« angenommen: „1. Die Versammlung spricht zu der von der Fraktion de- Centrum- dem neu« kirchenpoli- Üschen Gesetze gegenüber eingenommm« Hal tung ihre volle und unbedingte Zustimmung auS; durch ihr ebenso entschiedene», wie maßvolle- Auftreten hat die Fraktion sich ein neue« An- recht auf den Dank ihrer Wähler erworben. 2. I» Uebereinstimmung mit den Bischöfen, wie mit der CevtrumSfractwn hält die Versamm lung angesichts de» neuen kirchenpolitischen Ge setze» fest an der Forderung der Aushebung der soaenannten Maigesetze; sie spricht zugleich die feste Ueberzeuanug au», daß die Staats-Regie rung, wenn sie ernstlich die Wiederherstellung de» mneren Frieden» anstrebt, sowohl beim apo stolischen Stuhle, al» bei der Mehrheit der Lan- de-vertretung. insbesondere auch bei der Fraktion de» Centrum» die thatkiästigste Unterstützung sind« wird. 3. Bei dieser Gelegenheit verwirf! die Versammlung neuerdings den Anspruch auf unumschränkte Herrschaft ve» Staate» in der Schule al» unvereinbar mit dem göttlich« Rechte der Kirche, wie mit dem natürlich« Rechte der Eltern; sie verurtheilt die Einrichtung konfes sionell gemischter Schul« und erklärt, daß die Ertheilung de- römisch-katholischen Religion». Unterricht», die Bertheilung de» Unterrichts stoffe», die Bestimmung der Lehrbücher für den selben lediglich den rechtmäßig« Organ« der Kirche, besonder» den mit besonderem kirchlich« Auftrag au«gestattrten Personen zustehl." In einer bei dieser Gelegenheit gehalten« und ob« erwähnt« Rede de» Herrn Windthorst heißt e» nach dem Bericht der „Germania": „Der Kampf, der stattfand, hat die Verhältnisse nach allen Seiten hin klargelegt, und Jeder hat die Schwierigkeiten, welche einem Au-gleich gegenüber stehen, deutlicher sich vergegenwärtigt, die Regierung wie auch die Parteien. E» ist absolut nothwendig, daß nach diesen heißen Kämpfen, nach der Samm lung diese- großen Materials zunächst die Gemüther sich beruhigen, und daß wir Umschau halten auf dem Schlachtfelde, welche- wir eben verlassen haben. Ich glaube, wenn da- von allen Seiten mit gutem Willen geschieht, daß dann eine große Zahl von Anknüpfungspunkten sich ergeben wird, von denen auch daS Frieden-wert weiter gefördert werden kann. Ich habe da- Vertrauen, daß die Dinge auf dem Puncte, auf dem sie stehen, nicht bleiben können. (Rufe: Sehr wahr!) Der Stand punkt der Maigesetze in ihrer Integrität, der früher von der gegnerischen Partei h,«gestellt war, ist bereit- verlassen, und eS ist ein neuer Standpunkt noch nicht genommen worden. M H.I Wenn die Fundamente eines Hause- erschüttert sind, dann muß man eS all- mälig abtragen; eS liegt da- in der Natur der Dinge, und dann wird man sich auch über einen Neubau einigen. Was unS betrifft, so haben wir einen Bau meister, auf den wir unS verlassen können, der keinen schlechten Grundriß entwerfen wird, da- ist Papjt Leo Uli. M. H.l Wir haben da- große Glück, seit vielen Menschenaltem die ausgezeichnetsten Männer auf dem Stuhle Petri zu sehen, und der jetzige Papst ist ohne Zweifel einer der ausgezeichnetsten, welche je auf dem Stuhle Petri gesessen haben; seine Um sicht und Ruhe verbürgen mir, daß wir von dort den richtigen Weg gezeigt bekommen, und so kann ich Ihnen nur sagen auf die Frage „WaS nun?": ver trauen wir der Weisheit de- h. Vater», welcher nach dem, WaS vorgekommen, ohne Zweifel die Mittel finden wird, die Verhandlungen weiter zu führen. Hoffen wir, daß die Staaisregterung, nachdem sie ein- gesehen, daß der Stanbvunct der Maigejetze nicht aufrecht erhalt« werden kann, nunmehr ernstlich diese Verhandlungen wieder aufnimmt und so zu einem Frieden gelangt: denn bei unS kann kein Zweifel darüber sein, da» ein dauernde», segen-reiche- Ab kommen nur stattfinden kann, wenn die Maigesetze abgeschafft werden." Zum Schluß dieser nicht ebm mißverständlich« Ansprache brachte Herr Windthvrst ein Hoch auf den Papst und ans — Seine Majestät den Kaiser au»! P-litischr Ilrdersicht. Leipzig, 22. Juli. Die Einführung deutscher Beamt« und Osficiere in das türkische Staat-Wesen scheint selbst be sonnene Leute in England in Verwirrung zu setzen; die sensationelle Nachricht ist, wie der „voff. Ztg." au» London geschrieben wird, Wasser auf die Mühle für hochpolitische Kannegießer und begeistert die Conjecturalpolitiker zu den aus schweifendst« Spekulation«. Die englischen Tur- kophilen miss« nicht recht. WaS sie au» der Sache machen soll«. Während sie e» für zweckdienlich halten, die Bedeutung diese- einfachen und an sich unpolitisch« Acte- der internationalen Courtoisie in ihrer großsprecherischen Weise zu übertreiben, jubeln sie, daß nunmehr da- mächtige deutsche Kaiserreich offen Partei für die Türkei und für Lord Beaconsfietd'S Orientpolitik ergriffen habe und den von Mr. Gladstone in Be wegung gesetzt« Jntrigu« Halt gebiete. AuS dies« und ähnlichen Aeußerungen, denen man selbst in Provinzblättern begegnet, läßt sich annäherungsweise cm Schluß auf die An schauung« machen, die unter den radikaleren Mit gliedern der Regierung herrschen. Für diese (und auch für Goschen m Konstantinopel) war die Ueberlaffung preußischer Finanzbeamt» an d« Sultan eine unangenehme Uebcrraschung. „Wenn BiSmarck", so fragte einer der radikal« CabinetS» minister den Londoner Torrespvndevt« der ..Köln. Ztg", „ehedem nicht einmal die Knocben eine- pommerschm Landwehrmanne- an die orientalische Frage wagen wollte, wie erklärt es sich, daß er jetzt dem Sultan mit der Weisheit seine- Beamten thum- zu Hülse zieht?" Die Erklärung hierfür ist doch gar so einfach. Der Unterschied zwischen einer kriegerisch« Einwischung und einer freund lichen Hülfeleistnng liegt doch allzusehr auf der Hand. Ueber dm Rücktritt de» StaatSsecre- tair» Herzog von feinem Straßburger Posten hören wir jetzt au» guter Quelle, daß er schon im Februar sein« Abschied nehmen wollte, weil er mit dem Statthalter nicht mehr auszukommen ver mochte, sich damals aber durch den Reichskanzler noch zum Bleiben bestimmen ließ. Jetzt ist er nun ohne sei» Zuthu» entlassen, bez«. zur er neuten Einreichung seine» Entlassnng-gesuch- ge- nöthigt Word«, weil er die Grundsätze vrrußisch- dentscher Verwaltung nicht preiSgrb« wollte. Mit ihm ist die letzte feste Schranke de» rein persön lichen Regiment» gefall«, da» Keldmarschall v. Mauteufsel in Elsaß-Lothringen führt. Mau mnß nun ans Alle» gefaßt sein: auf die Wieder einführung de» Französisch« in die Volks schule, auf die Verdrängung der deutschen ve amtm au» dem Lande, oder weuigstenS aus dm allmäligen Rückzug aller charaktervollen unter ihn«, denn sie werd« ja unaufhörlich dem Po- pularitätSbedürfniß eine» Manne» geopfert, der dnrch dm Eindruck persönlicher Liebenswürdigkeit und Genialität au- Franzosen Dmtfche z« machen denkt. Ob ihm Die- gelingt, wird der AuSgang erweis«. Einstweilen klagen alle »rtheilsfähizen Deutschen und Deutschgesinnten im Elsaß von Halbweg- unabhängiger Stellung Uber die er schreckendsten Zeichen de» Gegentheil». Hätten sie etwa» zn thun gewußt, »m Her« Herzog dem Reichslande zu erhalten, sie »ürd« sich durch keine Anerkennung der früheren Verdienste oder de- gegenwärtig« gut« Willens de- Statthalter- davon haben zurückhalten lassen, denn ihr Gefühl ist, daß sei« Verfahren, auf unzulängliche Kenntniß von Menschen und Dingen gestützt, binnen kür zester Frist wieder zu zerstören droht, wa- neun Jahre sorgfältiger und in sich zusammenhängender, wenn auch natürlich nicht fehlerfreier Verwaltung nach guter altpreußischer Richtschnur geschaffen Hab«! Zu der Ernennung de- Geheim« Ober-Regie- rungS-Rath- Vr. HUdler aus dem preußischen CultuSminlsterium zum Professor der juristischen Facultät an der Berliner Universität bemerken Berliner Blätter: „Herr vr. Hüdler ist seiner Zeit von dem Katheder her in da- Ministerium derusen worden und zwar bald nach dem Amts antritt Falk'», der das vedürsniß erkannte, eine kanonistische Autorität zur Seite zu Hab«. Schon bald nach dem Amtsantritt de- Herrn von Putt- kamer verlautete, daß Herr Hübler sich wiederum auf seine Professur zurückzieh« wolle. Inzwischen aber erfolgte seine Mission nach Wien. Bei der Bcralhung de- kirchenpolittschen Gesetze- trat Herr Hübler besonders de» dem Artikel 2 der ursprünglichen Vorlage in den Bordergrnnd. Er bezeichnete da- bestehende von dem roenroas contra »bllsm« handelnde preußisch« Gesetz al» ein „exor bitante-", so daß Herr von Puttkamer sich veran laßt sah, diesen Au-druck etwa- abzuschwächen, währmd Herr Windthorst eS bedauerte, daß dem Her« Falk ein so sachverständiger Ralhgeber nrcht zur Seite gestanden habe. Herr Windthorst hatte eS vergessen, daß Herr Hübler bei dem Zu standekommen dieses Gesetze- selbst mitgewirkt und es in der Commission vertreten hatte. Man hielt hiernach dafür, daß Herr Hübler mit dem Stand punkt de- jetzig« Cultusministers ganz auSge- föhnt sei, uno eS erregte ein Aussehen, als die halb verklungene Nachricht von seinem bevorstehen den Ausscheiden aus dem Ministerium wieder auf tauchte, das sich nun bewahrheitet hat." DaS leitende Berliner Fortschrittsblatt Plardirt mit wahrhafter Begeisterung für die Auf rechterhaltung der Candidatur Lasker «Mag deburg. „Die jüngste Vergangenheit hat die na- tionalltdcrale Partei nunmehr wohl überzeugt — so schreibt da- Blatt —, daß Herr LaSker doch nicht so ganz unrecht handelte, al- er sich dem Zuge der heutigen Parteiführer widersetzte, und insofern wäre die Ausstellung seiner Candidatur in Magdeburg unstreitig der bündigste Beweis, wie ernüchtern v die jetzige Politik der preußischen Re gierung und da-Verhalten der Führer de- rechten Flügels der nationalliberal« Fraktion auf die breiten Schuhten der nationalliberalen Wähler gewirkt hat. Der heutigen Parteileitung mag der Gedanke an eine Wahl LaSker'S in einem Wahlkreise, der Her« v. Shbel zuletzt sein Vertrauen geschenkt hatte, höchst unsympathisch sein; wurde doch erst kürzlich die Frage, warum man Her« LaSker nicht bei de» letzt« Nachwahl« in Frankfurt a. O. »nd Halle in Vorschlag gebracht habe, kurz dabin be antwortet, mau könne keinen Eandidate« ausstellen, der nicht zur nationalliberal« Partei gehöre. Somit wäre die Ausstellung seiner Candidatur in Magdeburg eine ganz rückhaltlose Berurtheilung d«S Verhaltens der Parteiführer und eine Gmug- thunng für den arg verfehmlcn Mann, aus die er unzweifethaft nach all« Borgäug« ein Anrecht hat. Die bairische Zweite Kammer hat amMitt- w«ch da- Ganze des Richter-Di-crpliuargesetze- «it 1V4 gegen 42 Stimmen angenommen. Für hente (Donnerstag) steht der Antrag de- Ada. Hafenbrädl, betreffend die Beschränkung der Wert- tog-schnlpflicht aus da- zurückgelegte 12. LebcnS- jahr und d« Beginn der Feiertagsschulpflicht mit dem 13. Lebensjahre, znr Berathuug. » * * Wiener Depeschen melden, daß der Mittwoch dem Schützenfeste eine politische Demon- strat on eintrug, welcher später auch noch ein un angenehmer Wortwechsel folgte. Beim Kestbanket toastirte der Abgeordnete Wed l unter stürmischem Beifall aus die Verfassung, indem er betonte, daß die Deutsch-Oesterreicher Mau« für Manu für di« Verfassung einsteh«, durch welche Oesterreich groß, mächtig und freiheitlich geworden sei. De» Redner- Hoch galt dem „konstitutionell«, freiheitlich« Oesterreich". Groß« Enthusiasmus erweckte auch eine RededeS Herrn Earl Wagner au» Berlin Derselbe überbrachte d« herzlichsten G«ß der Berliner Schützenailde, dankte warm für den großartigen Empfang und feierte sodann den Kaiser Franz Josef al» dm wahren und auf richtigen Freund des Kaiser» Wilhelm. Abeud- beim Stndentencommer» feierte ein Studmt die österreichische Verfassung-Partei, wa» peinliche Erörterungen zwischen dem Studmt« und einig« Professoren herbeisührte. Der Schützmpräse» Kopp suchte die politische Demonstration abzu schwächen, mdem er bat, da» Parteiwesen fernzu- halten; Akademiker sollen nicht Parlament spiel«. Beifall, Widerspruch und Zischen folgten der Rede. Unter betäubendem Lärm und großer Verwirrung schloß der Kestcommer». Nach Pariser Depeschen wird der Entschluß Grevy'S, zur Abhaltung der Flottm-Revue nach Cherbourg zu geh«, in politischen Kreis« sehr gut aufgmommen, weil man darin d« Will« de» Präsidenten erkennt, seine Rolle «l» StaatS- chef nicht durch die von Höfling« und Schmeich le« in letzter Zeit allzusehr in den Vordergrund gedrängte Persönlichkeit Gambetta'S beeinträch tigen zu lassen. Letzerer, heißt e», habe seine Reffe pläne nach Cherbourg aufaegeben, andererseits hält man eS jedoch für möglich, daß Grevh in Begleitung Lson Satz'» und Gambetta'- dorthin gehe. — Roch es »rt hat dem Bernehm« nach die ihm von gemeinschaftlichen Freund« gemacht« Vor schläge einer Unterredung mit Gambetta be stimmt zurUckgewlesen. — Die Entsendung einer Anzahl französischer Osficiere (angeblich General Thomassin «nd -0 Osficiere) nach Griechenland wird einem Abkommen Gam betta'» mit König Georg bei dessen Anwesenheit zugeschrieb« und von der Opposition heftig ange griffen, al» ein Zeichen der Einmischung Frankreich» m diegriechisch-tÜrkischeAngelegmheit. Officiöserseit» sucht man die politische Bedeutung dieser Mission vollständig zu bestreiten und derselben einfach d« Charakter militärischer Instruction beizulegen, wie solche durch Mission« zu fremden Arme« jeder zeit stattaehabt hätte. — Die Kost« de» franzö sischen Nationalfeste» vom 14. Juli ergevm allein für daS Kriegsministerium die Summe von 550,000 Franc». Es wurden nämlich verausgabt: An Zulagen für die Osficiere und Soldat«, die al» Deputation« der einzelnen Regimenter er schienen waren, während ihre» Aufenthalte» in Paris 320.000 Franc-, für den Bau der verschie denen Tribünen auf dem Paradefelde (Rennbahn von LongchampS) 220,000 Franc-, für Wein, der an die Gmdarmerie und an die Trnppen ver theilt wurde, die an der Revue Theil »ahmen, 10,000 Franc-. Da die Kamme«, bevor sie aus einander ging«, ein« genügend« Credit für da» Fest bewilligten, kommt das KrieaSministerium nicht in die Verlegenheit um die Deckung der Festkosten. Die Generalunkosten de- Feste- Hab« jedenfalls Million« betragen! In Holland, dem Lande der Gemächlichkeit und der Laugenweile, fehlt e- keineswegs an auf regenden Scm«. DieZweite Kammer derGeneral- staaten ist seit einig« Tag« wieder versammelt. Zu dm eifrigsten Vertheidlgern de- Schulgesetze- gehört der freisinnige Aba. MoenS, welcher die Stelle eimS Inspektor- ve- Primärunterrichtß bekleidet. Als nun vor einig« Tag« der con- fervativc Volksvertreter WintgenS da- betreffende Gesetz und dessen Einführung bekämpfte, verstieß sich derselbe, obwohl ein ziemlich betagter Man» »nd langjähriges Mitglied der Kammer, zu der hämisch« Bemerkung: die Regierung müsse sich nicht durch Diejenigen bestimm« lass«, welche da- Schulgesetz vorvereiten half« und e» finan zielle- Interesse bei der Einführung desselben Hab». Bet dies« Wort« wendete sich Herr Wintgen- geg« seinen College« Mo«-, und bezeichnete dies« selbst mit dem Finger. Herr Mo«» ergrW unmittelbar daraus das Wort und verlangte, dcch der Vorredner seine „niederträchtigeAnklage" zurück^ ziehe. Statt nun diesem Verlang« zu entsprechen, suchte Wiutgea- sich au- der Schlinge zu zieh», indem er behauptete, er habe den Namen de» Her« Mo«» gar nicht ausgesprochen. Da- war denn doch zn viel. Zahlreiche Mitglieder der Linken trat» auf Her« Wintgen- zu, um ihm die Rufe: „Feigling, Niederträchtiger!" entgeaen- zuschleude«, während von ander« Seit« gezischt »nd gepfiffen wurde. Leichenblaß erwiderte WintgenS: ..De« der Scbuh paßt, ziehe ihn an", doch goß er damit nur Oel in« Feuer. Bon Neuem klang e<: „Fefffling, Elender!" Der Vorsitzende war bei der Erreauna der Kammer gezwung«. die weiter» Verhandlungen zu vertagen.
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