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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-06
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1880
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»»cker iel »eti »»wem ie l«t ere iw »r,«» keil«, eoUied ««Mit svtler »ss -» r de- uryrr hier Zonen ; de» find noch mml- h der 8 für rrnay Zden), Öaaie Sien). >inSk» )ien). erver fried- traß- Vien) : der ontc-- en in auS iZein- t als besten Tie !nden eine An- ascha biS- lscha. n. !ürn- usler Zeit träge ürn- lS in den ! m deS für dem ction nur an, irma von »aiv, de» der chen ung. mar den daß 'lag- »nen nia- eiw- ' :irte von rag, ach- die nen, tern esetz azu- so kach wir vor- rei lten und nen der roc. ätS- be« rng oer- die die die >nk, sich md ftS- )er- »on en, ist. ißlg Drille ßcilagt M Leipsiger Tageblatt und Jnlkigcc. 24^i. Freitag dm 8. August 1880. 74. ZghMNg " ** Berlin, 4. August. DaS kaiserliche statistische Amt hat »n dem jüngsten seiner Monatshefte eine Zusammenstellung, die Manches zu denken giebt, über di« Zahl der deutschen Auswanderung nach überseeischen Ländern veröffentlicht. Es sind danach im ersten Halbjahr 1880 über die deutschen AuS- wandererhäten Bremen. Hamburg und Steitin sowie über Antwerpen im Ganzen 50,442 Deutsche nach überseeischen Ländern ausgewandert Zur Ver gleichung werden folgende Zahlen angeführt: ES be trug die Zahl der deutschen Auswanderer über die selben Häfen im ersten Halbjahr 1872: 68.340; 1873: 63,886; 1874: 26.124; 1875: 18.212; 1876: 15,44!»; 1877: 12,021; 1878: 13,844; 1878: 16,088. Die Gc- sammtzabl an deutschen Auswanderern im laufenden Jahre wird in der genannten Zusammenstellung, da die Auswanderung Deutscher über andere als die ange führten Häfen wenig in Betrach- kommt, auf etwa 100,000 Personen berechnet, gegen 125,000 im Jahre 1872 und 103.000 im Jahre 1873. Gewiß sind diese Zahlen sehr beacktenSwer h; sie beweisen zunächst, daß die Berichte über eine ganz ungewöhnlich starke Zunahme der Auswanderungen in diesem Jahre nicht über trieben sind, daß die Zahl derselben den Durchschnitt der letzten fünf Jahre um mindestens daS Dreifache übersteigt und allerdings von den Jahren 1872 und 1873 noch etwas übertroffen wird. Die Zahlen und Tbcrtsachen liegen vor uns; nicht so leicht wird eS unS aber werden, sie zu erklären und die Nutzan wendung daraus zu ziehen. Die Auswanderungsstatistik wird vielfach höchst leichtfertig und oberflächlich Miß braucht, um für politische TageSfragen Capital daraus zu schlagen. In den Blättern des CentrumS ist es e ne auSqemachte Thatsache, daß nichts als die Glau- benSverfolgung die Leute übers Meer treibt, in den Blättern des Fortschrittes ist eS die politische Reac- twn, welche diese Wirkung ausnbt. Am plausibelsten klingt noch die o'-'klärung, daß die Unzufriedenheit mit der neuen W-.ibschaftspolitik, die Vertheuerung der LebenSmittel, die Erhöhung der Steuern die wachsende Heimathfluckt zu Wege gebracht habe. Allein man sollte auch in dieser Richtung nicht allzu rasch urtkeilcn. Es steht dem der Vergleich mit den ahren 1872 und 73 entgegen. Wie bemerkt, weisen diese Jabre die stärkste Auswandererzahl des ganzen Jahrzehnts auf und doch sind es gerade die Jahre des höchsten fieberhaftesten geschäftlichen Auf schwunges, wo die Löhne und der Verdienst aut allen Gebieten aufS Höchste gestiegen waren, wo jede Arbeit gesucht und gut bezahlt wurde, wo von Wirts»'christlicher und politischer Reaktion noch nicht d e Rede war. Man wendet gewöhnlich em, große K iege beförderten erfahrungsgemäß den Auswande- rungstricb, und es mag dies Moment wohl dazu beitragen, die bohe Auswanderungszahl der Jahre 1872 und 1873 einigermaßen zu erklären. Allein ganz hinreichend scheint uns dieses Argument denn doch nicht, um ru erklären, wie es kam, daß in dem Jahre der höchsten Geschäflsblülhe 63,000 und in dem felgenden Jahre dcS Krachs und der A-beitsstockuiig nur 26.000 Personen auswandcrtcn. Es wird auch nicht ohne Grund eingewendct, daß die Auswande rung keineswegs ein Zeichen der allergedrücktisten Lage sei. Der Allerärmste, vollständig Mittellose kann überhaupt die Kosten der Auswanderung Nicht erschwingen; die Auswanderer sind in der Regel schon einigermaßen besitzende Leute, und wenn wrr auch nicht so weit gehen wollen, wie es mitunt-r geschieht, zu behaupten, die zunehmende Auswanderung sei em Zeichen zunehmenden Wohl standes, so beweisen eben doch die Zahlen der Jahre 1872 und 1873, daß man den wachsenden Auswan derungStrieb ohne Werteres nicht auf den winbschast lichen Druck zurückführen darf. Es wirken bei der AuSwanderuiig zu vi Ie Motive zusammen, als daß man sie leichthin mit dem Hinweis auf irgend einen bestimmten Uebelstand erklären könnte. Der Aus- wanderuugstrieb wird oft zu einer Art von Epidemie, zumal wenn erst einmal eine Anzahl von Europa müden überm Meer gute Aufnahme gefunden hat und ein gedeihlichcs Fortkommen vor sich sieht; dann rufen die lockenden Berichte von drüben immer neue Schaaren nach In den Vereinigten Staaten, welche fast den gesammten deutschen AuSwandcrerstiom an sich ziehen, herrschen in diesem Jahre im Vergleich zu den vorangegangcnen ziemlich günstige wirlbschast- liche Verhältnisse, und daS mag die Neuangekommenen aufgefordert haben, -mmer neue Zuzügler aus der alten Heimath Nachkommen zu lassen. Ganz wird damit freilich auch die rapide Ab- und Zunahme der AuSwandererzahlen in den letzten Jahren nicht er klärt werden. Eine ausreichende Erklärung dieser socialen Erscheinung wird überhaupt schwerlich ge lingen, da, wie bemerkt, zu viele Factoren hierbei in einanderspielen. sich durchkreuzen, sich gegenseitig aufbcben oder auch wieder gegenseitig bervorrusen. Tie Frage ist von der eminentesten Wichtigkeit und wird oft in der Presse nicht mit dem gebührenden Maß von Unbefangenheit und ernstem Streben nach Auf klärung behandelt. Wir hoffen, die Veröffentlichung deS statistischen Amtes wird Anregung zu weiteren Beleuchtungen und Untersuchungen, aber ohne Vor eingenommenheit, geben u- Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahnbahnverwaltungen. In der gestiigen Nachmittagssitzung wurden noch mehrere Beschlüsse gefaßt, welche sich auf die Abänderung, bezw. Ergänzung des Vereins Wagenregulativs be ziehen, die wir indessen. weil solcde das Publicum weniger interesi ren, füglich übergehen können. Eine längere DiScussion veranlaßten die Verhandlungen über Bestimmungen bezüglich der Desinfektion der im Vereinsverkehre zwischen Deutschland einerseits und Oesterreich Ungarn, Holland rc andere, seitS zum ViehiranSporte benutzten Wagen. Man kofft, durch diese neueren Vereinbarungen von dem Bundcsralhe zu erlangen, daß die früher erlassene Verordnung, wonach solche Wagen, wenn sie auS den, AuSlande nach Deutschland zurückkehren und bereits dort deS- rnficin sind, an der Grenze nochmals desinfi irt werden müssen, aufgehoben, resp. gemildert wird. Aus einem zur Verlesung gekommenen Schreiben des Reichs kanzler- ist zu ersehen, daß der BundeSrath zu Mil derungen bezüglich der DeSinfectioiisvorschristcn ge neigt ist, wenn seitens deS Vereins genügende Garan tien in sanitärer Hinsicht gegeben werden. — Die b-utige Sitzung begann um 8 Ubr. Zu Pos. 20 der Tagesordnung, die Einführung einer einheitlichen In sr.uction für die Wagenrevisoren auf den Uebergangs- stationen betreffend, wurde beschlossen, daß mit der Eiledigung dieser Angelegenheit eine von der ge- schäftSsührenden Direktion zu ernennende Commission von 7 Mitgliedern betraut werden soll. — Die zu Pos. 22, betreffend die Einführung obligatorischer Bestimmungen über die Verladung von Bretern, Langholz. Schienen, Langeisen, Dampfkesseln, Heu, Stroh. Tabak rc., von der Commission für technische und BetriebSangelegenheüen entworfenen Vorschrift.« wurden en bloe angenommen und zwar unter Ableh nung aller dagegen eingebrachten Amendements. Die Bestimmungen werden einen integrirenden Theil des BereinS-BctriebsreglementS bilden, und für alle Verwaltungen bindend sein; der Oesterreichischen Südbahn wurde eine gewisse Ausnahmestellung zuerkannt. — Pos. 24 betraf die Abänderung und Vervollständigung der Bestimmungen über die Auf nahme von Mitgliedern, wozu die Commission für das VereinSstatut ein entsprechend abgeändertes Statut entworfen bat. Herr Centraldirector v Kuh (Böhmische Westbahn) stellte einen Antrag, welcher die Möglichkeit schaffen soll, auch die schwedischen, die norwegischen, die russischen und andere europäische Bahnen in den Verein aufzunehmen, also Linien, die der jetzt gültigen Voraussetzung (directer Schienen- anschluß und normale Spurweite) nicht entsprechen; es onginire daS Bestreben, daS Vereinsgebiet zu ver größern. lediglich auS dem Wunsche, den internatio nalen Güterverkehr zu vereinfachen. Dieser Antrag gelangte zur Annahme, desgleichen das ganze neu- redigirte Statut, dessen wesentlichste Bestimmung die ist, daß alle Vereine bahnen mindestens eine Länge von 50 Ki!om. haben müssen, jedoch ohne rückwirkende Kraft. Kleineren Bahnen wird auf Antrag zuge- standcn, daß in ihrem Verkehre mit den Vereins bahnen die Vereinsbestimmungen Anwendung finden, falls sie sich allen VereinSbeschlüffen unterwerfen. — Der Antrag, daß alle Tarifpublicationen der VereinS- verwallungen auch in der Vereinszeitung inserirt werden sollen, wurde angenommen. — Nach Rech nungslegung der geschästSsührenden Direktion wurde als nächstjähriger Versammlungsort Köln gewählt und dann die General Veriammlung geschloffen. — Heute Nachmittag führt ein Separatzug die Dele- girten nach Triberg, einem der schönsten Punkte im Schwarzwalde. b- Lieferung von Börsen-Effecten. Infolge des jüngst in Berlin vorgekommenen Falles, daß ein dortiger Banquier in dem Moment, wo er eine größere Summe russischer Papiere einem Privatmann in dessen Wohnung lieferte, um den dafür zu zah lenden Betrag betrogen wurde (ein gleichartiger Fall ist auch an hiesig» m Platze vor einiger Zeit Passirt) giebt der „Berl. Börsenztg." zu einer principiell wich tigen Anregung Veranlassung, welche wohl auch für die hiesige Börse zu empfehlen sein dürfte. Es »st in der Thal hohe Zeit, daß Lieferungen von Effecten seitens der Börsen - Firmen auch nur wieder an Firmen und niemals an Privat leute erfolgen, und daß in Eonsequenz hiervon auch die Ausgabe von Privatpersonen an der Börse niemals angenommen werde. In Wien ist es z. B. seit langer Zeit eine feststehende Usance, daß Jeder, der irgend einen Börsenauftrag ausgeführt haben will, denselben durch eine Wechselstube aussühren läßi und schließlich die Papiere bei dieser Wechsel stube seinerseits in Empfang nimmt, während sowohl hier als auch in Berlin zwei Mißstände sich eingebürgert haben, theils kommen eine Anzahl von Privatleuten an die Börse, um ihre kleinen Ge schäfte dort selber direct mit den Maklern auSzusüh- ren, theils aber wird cs auch acceptirt, wenn ein einen Aultrag auSsührender Makler einen Privatmann als Empfänger oder Lieferer ausgiebt Jedenfalls dürfte es an der Zeit sein, daß von amtlicher Stelle auS Veranlassung gegeben wird, in den oben angedcutcten Richtungen nach richtigeren Normen als bisher izu verfahren. Ostpreußische Südbahn Die „B. B-Z." erhält von einer mit den Verhältnissen der Ost- preußischen Suobahn genau vertrauten Seite eine Zuschrift, welche die in veurstcr Zelt sehr wesentlich verschlechterten Rentabilitätsaussichten dieser Bahn behandelt und an einer Reihenfolge von Zahlen- angaven diese ungünstige Auffassung als berechtigt darstellt. ES wird zunächst daiauf Gewicht gelegt, daß durch die StaatSbahntinie Jnsterburg-Prvstk.-,, ein sehr beträchtlicher Theil des bisher der Ost- preußischen Südbahn von Rußland aus zugeflossenen Verkehrs von ihr abgeleitet wird, während anderer seits auch die Mariens urg-Mlawabahn für einen -theil ihres Verkehrs sich immer mehr zu einer ge fahrt,chen Concurrenzbahn gestaltet. Schwerer wiegt aber noch der Umstand, daß die russi'che Regierung mit einer eisernen Consequenz bestrebt bleibt, den ganzen russischen Verkehr nach Libau binzulenken und unter allen Umständen den russischen Ausfuhrhandel mit Umgehung der preußischen Häfen zu organi- sire». Las sich seiner Vollendung nähernde Werk einer Ableitung des Riemens in die Windau, das jedenfalls blS zum nächsten Jahre auSgeführr sein soll, wird in dieser Beziehung für den Ve kehr nach den preußischen Bahnen hin sehr schwer inS Gewicht fallen. Auch die neu eingeführten Kornzölle tragen wesentlich zur Verminderung des Verkehrs bei und endlich dürfte auch d»e diesjährige theilweise Mißernte in Rußland einen weiteren Grund ad- geben, weshalb der Verkehr auf der ostpreußischen Südbahn in einer so schnellen Abnahme begriffen bleibl. Die Correspondenz schlußfolgert hieraus, baß es sich bei den starken Mindereinnahmen der ge nannten Bahn nicht um eine blos zufällige oder vor übergehende Ericheinung handelt, ja es herrscht selbst in den der Bahn nahesiehenden Kreisen die Befürch tung vor, daß bei einer Fortdauer dieser schlechten Einnahmen, wie sie wahischeinlich sei, in diesem Jabre nicht einmal die volle Verzinsung der Stamm- Prioritäten gesichert erscheine. Jedenfalls will es unS scheinen, als wäre es nothwendig, diese Mo mente scharf inS Auge zu fassen, um sich keinen Illu sionen hinzugeben, da, wie gesagt, die Darstellung von einer innerhalb der Verwaltung der Bahn selber siebenden Seite herrührt. Naumburg, 5. August. Die am 8. August ,n Weimar stattfindende diesjährige General-Vkrsamm- lung der Thüringer Eisenbahn-Gesellschaft wird sich u. A. mit dem Anträge eines A lionairs zu beschäftigen haben, wonach fernerhin die Höhe des EineuerungSsondö den Betrog von 3 Proc. dcS Ge- sammtanlage Capital- nicht überschreiten darf Nicht nur, schreibt das hiesige „KreiSblattweil dieser An trag von einem Naumburger Actionair auSgeht, sondern besonders wegen der augenscheinlichen Be deutung desselben für die Ertragsbcrechnung und Dividenden-Vertheilung der Bahn sehen wir unS veranlaßt, zur Beleuchtung dieses Antrages einige Zahlen anzuführen, aus denen das Wohlbegründete de- Antrages, dessen Tragweite und Bedeutung v elleicht von Manchem nicht sogleich erkannt werden könnte, klar ersichtlich sein wird. — Der Erneuerungs fonds für die Stammbahn betrug bis zum Jahre 1876 1,350,000 (5 Proc. des Actiencapltals): diese beschränkende Grenze wurde jedoch 1876 aufgehoben. Der ganze Fonds, für die Smmmbahn sowohl, wie für die Zweigbahnen, umfaßte, mit der Vermehrung der letzteren steigend, im Jahre 187l: 1,483,055 01 1876: 2.719.803 04 1872: 1,746,374 - 70 - 1877: 3.I2I 088 - II - 1873: 1,957,622 - 20 - 1878: 4,022.081 . 65 - 1874: 2,265,606 - 57 - 1878: 4,858.105 - 60 - 1875: 2,410,425 - 78 - Der Fonds ist also innerhalb der letzten 8 Jahre um das dreiundeinhalbfache gestiegen und auf fast 5 Mil lionen angewachsen. Dagegen belief sich daS Anlage- Capital auf: 1872: 78,880.874 1876: 111,714 44» 1873: 86,882,360 - 1877: 111,915,256 - 1874: 105,620,183 - 1878: 111,945,256 - 1875: I1l,05l,565 - 1878: 115,331,848 . Hier hat also nur eine Zunahme von vier bis fünf Zehntel stattgefunden. Von diesen resp. Anlagecapita- lien bildete demnach der Erneuerungsfonds: 1872: 2 2 Proc. 1878: 2.4 Proc. 1873: 2 - 1877: 2 8 - 1874: 2.1 - 1878: 3.6 . 1875: 2.1 - 1878: 4.2 - Würde, wie zu hoffen, der jetzt gestellte Antrag an genommen, so dürfte der Erneuerungsfonds für 1878 nicht 4.8 Millionen, sondern nur 3,4^8,855 X 47 »z betragen, so daß noch rund 1.4 Millionen Mark zu anderweiter Verwendung — vornehmlich zur Erhöh ung der Dividende — frei würden. Daß eine Be schränkung der Vermehrung des ErneuerungSfondS bis auf 3 Proc. des Anlagecapitals ausreichend ist, ergiebt sich zugleich auch daraus, daß die Ausgaben dieses Fonds rn den Jahren 1877, 1878 und 1879: 1.6; 1.7; 2.3 Proc. des Anlagecapitals ausmachlen. *s* Elberfelder Handelskammerbericht. Der eben ausgegebene Jahresbericht der Handels kammer zu Elberfeld für das Jahr 1878 kann darum auf besondere Beachtung Anspruch machen, weil dort Schutztoll- und FreihandelSmtereffen sich sehr nahe berühren. Der Bericht spricht die Hoffnung aus, daß die Zolltämpfe im Innern Deutschland- für eine längere Dauer ihren Abschluß gefunden haben mögen, und betont das dringende Bedürlniß für die deutsche Industrie, daß auf handelspolitischem Gebiet stabile Verhältnisse für eine größere Reihe von Jahren ge schaffen werden, um den Geschäftstreibenden und Fabrikanten wieder eine sichere Grundlage für ihre Berechnungen zugeben. Es ist dieS ein Wunsch, der wohl rn gleicher Weise von den Freunden deS Schutztolls wie von den Anhängern deS Freihandels gecheckt wird, und den in dem Bericht einer halb schutzzöllnerischen Vertretung zu finden, nichts lieber raschendes haben kann. Wohl aber ist cs ebenso überraschend als erfreulich, daß hier mit Nachdruck betont wird, es sei ein aus einen läugeren Zeitraum berechneter definitiver Handelsvertrag mit Oester reich-Ungarn abzuschließen an Stelle der, wiederholt erst rn letzter Stunde perfect gewordenen und viel fach beunruhigend wirkenden Provisorien. Diese aiierkennrnswerth-- Auffassung von der Nützlichkeit und Nothweiidigkeit der Handelsverträge steht im graben Gegensaß zu den merkwürdigen und abson dcrlichen Theorien, die der Abg v. Varnbüler in der letzten ReicbstagSsession vertreten hatte und die sogar daS rnipirirte Mißfallen der Ofsiciösen bcrvorgeruferi hatten. Der Handelskimmerbericht bebt zur Kennzeichnung der Unzuträglichkeilen, welche die Provisorien im Geiolge haben, die Erschweiungen hervor, die dem für.Elb rfeld hochwichtigen Veredlungsverkehr, nament lich durch Erhebung deS Appreturzolls von 14 Gulden, seitens oer österreichisch-ungarischen Regierung be reitet worden sind, und spricbl zugleich die Hoffnung auS, bak dieselben durch die Bemühungen des preußi schen Handelsministeriums und der Reichsregierung bei Abichluß eines definitiven Handelsvertrages zu beseitigen sein werden. UebrigenS gehört auch die Elberfelder Handelskammer zu denjenigen, weiche der Regierung nahelegen, es muffe für die neu gegründeten höheren Gewerbeschulen (Realschulen ohne Latein) auch das volle Maß von Berechtigungen gewährt werden, ohne welcbes sie zu erfreulicher Ent wickelung nicht kommen könnten. Daß der Bericht die Ablehnung der Samoavorlage bedauert, kann nicht Wunder nehmen; nur ist die Mouvirung insofern nicht ganz logisch, als die Zustimmung „zu den Bestrebungen der Reichsregierung, durch Ver- li äge mit überseeischen S aaten dem deutschen Export neue Absatzgebiete zu erschließen und den dortigen deutschen Handelsniederlassungen den Schutz der deutschen KriegSflagge angekklhen zu lassen" kaum mit der Frage der Colonialpolitik etwas zu lhun haben dürste. Dem vom Ausschuß des deutschen HandelstageS vorgelegten Entwurf eines Reichsgesetzes über die Handelskammern, wodurch zugleich die Er richtung von Provinzial- und Handelskammern und eines aus deren Vorsitzenden zu bildenden „HandelS- und JndustrieralhS" angestrebt werden könnte, schließt sich die Elberfelder Kammer nicht an, wiederholt dagegen ihr fiüheres Votum für die Er richtung eines die Interessen von Hantel, Gewerbe, Industrie und Landwnthichaft gleichmäßig ver tretenden , volkSwirikschasililen Senats". Sie wird di.sen Wunsch hoffentlich noch recht oft wieder holen können, bevor er zur Wahrheit wird. ' Köln. 5. August, früh 12 Ubr 10 Min. Erste Post aus England vom 4. d. Anschluß nach Köln in Verviers nicht erreicht. Grund: Sperrung de- GeleijeS bei Louvain in Folge deS Zusammenstoßes zweur Züge. -u Rheinische Stahlwerke. Nach Mittheilun- gen a»S Ruhrort wurde rn dem GeschästSiahr 1878,80 ein BetriebSgewinn von 950,000 .A! erzielt. Es ist dies mehr alS 2o Procent des 4,718,400 ./( betragen den Actiencapltals. Die Eingänge für das TbomaS',che Entphoöphorungsverfahren, welches die Gesellschaft mit dem Hörder Verein gemeinschaftlich zur Aus nutzung erworben hat, werden hierbei nicht berück sichtigt. Bei einem Verdienst von 850,000 X würde eine Dividende von 8'/. Procent vertheilt werden, obgleich statutengemäß 80 Proc des Verdienstes zur Amortisation und »um Reservefonds verwendet wer den, und zwar erhalten zuerst die Amen I.il. 5 und tt 6 Proc. von 4,274,000 -- 256,464 ./i, bil. 6 4 Proc. von 444.000 17,560 .M, 20 Procent zum Re servefonds -- 135,150 60 Procent Amortisa tion der Actien lat. ^ — 405,460 2'/. Procent Superdividende -- 129,756 zusammen 844,590». Das Betriebskapital der Gesellschaft ist ein sehr großes. Es berechnet sich nach der letzten Bilanz aus rund 2,360,000 » gegen nur 380000 » Creditores. Hypotheken belasten die Gesellschaft nicht. -u Mosel-Eisenbahn. An der Herstellung deS zweit-n GeleiseS der Moselbahn wird fortgesetzt ener gisch gearbeitet. Als Endtermin fvr die Fertigstel lung ist definitiv der 1. April nächsten JahreS ange setzt. Durch die erleichterte Communication ist eS der Bauverwaltung möglich gemacht, bedeutend rascher vorzugeben, als es bei dem ursprünglichen Bahnbaue der Fall sein konnte; auch stellt sich der Bau des zweiten GeleiseS auf den bedeutenden Strecken, wo es sich um Ausmauerung rc. deS Oberbaues, als um Bodenbewegun handelt, jetzt billiger, alS wenn da- zweite Geleis gleich mit dem ersten, wo die TranS vortschwierigkelten erhebliche Mehrkosten veranlaßten, hergestellt worden wäie. Der Verkehr auf der Mosel- bahn wird nach Fertigstellung des zweiten Geleises um ein Bedeutendes regelmäßiger werden als jetzt, wo die Kreuzungen der Züge das pünktliche Jnne- halten der Fahrzeiten oft verhindern. u- Prioritäten der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft, VII Serie, Nord bahn-Prioritäten. Am 7. August geht der Ter min zu Ende, bis zu welchem die Anmeldungen zur Convertirung der Nordbahn-Priorttäten erfolgt fern müssen. Die Besitzer, welche den Termin versäumen, werden sich einem Verluste aussetzen. -a- Preissteigerung der Ostrauer Kohle. W.e auS Brünn gemeldet wird, ist in Folge des ge steigerten Bedarfes der Eisenwerke und der Industrie der Preis der Ostrauer Kohle bereits um 4 Kreuzer per Zollcentner gestiegen. Auch die preußischen Gruben Wildensteinsegen und Kattowrtz werden nick't, wie früher am 15. September, sondern schon am 15. August Winterpreise notiren. Die Kohlenhändler und Gruben befürchten, daß ein Waggonmangel ein treten könnte, weShalb sich letztere nicht zu Abschlüssen heibeiluffen wollen. *— Aus allen Bezirke», in welchen dieTucbsabri- katio n als Groß Industriezweig betrieben wird, lau ten die Berichte über diese Branche günstig. Aus dem Glogauer Bezirk unter Anderm wird Milte Juli berichtet, daß sich die geichästliche L>ge in Handel und Gewerbe während deS letzten OuartalS im All gemeinen gut gestaltet hat und mache sich namentlich das Tuchgeschäft erfreulich bemerkbar. Ebenso günstig lauten die Berichte aus Sorau u. s. w. *— B ra u n s cb w e i q e r Zuckerrasfinerie Ueber das Vermögen dieser Aktiengesellschaft »st bereits der Conc >rS eröffnet und so auS der vor läufigen eine definitive Zahlungseinstellung gemacht worden. Di« erste Gläubigerversammlnng findet am 18. August cr. statt *— CouponSproceß gegen die Galizischs Karl LudwigSbahn. Der ,,Fr. Z." wird aus Berlin geschrieben: Die hiesige Firma S. Baschwlsi Sohn hat gegen d e Direclion der Galizischen Karl Ludwigsbahn wegen 25,186 86 » bei Einlösung vo» Zinscoupons entstandener Differenz Klage erhoben, m t dem Anträge, die Bahn zu verurthecken, an ge nannte Firma sofort bei Vermeidung der Zwangs Vollstreckung den genannten Betrag nebst 6 Procent Zinsen seit dem lo. Juli c zu zahlen und das Er kennlniß gegen Sicherheits-Bestellung durch Hinlei legung 4procentiqer preußischer oder deutscher Reicht- anlerhe für vorläufig vollsireckbar zu erk ären. Gk nannte Firma hat ferner beantragt, weaen der erwähnten Forderung nebst Zinsen und 3.0) » Kvstenpauschg rantum den dinglichen Arrest und i , Ausführung des Arrestes die Pfändung desjenigen GiNhabcns, welches die Verkiagle bei der königlichen Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn als Ab rechnungsstelle für den durchgehenden Personen uvd Güterverkehr aus diesem Verkehr hat, in Höhe von 30,b>0 » zu beschließen Zar mündlichen Verhand lung ist genannte Bahn vor die lo. Cwilkammer des königl. Landgerichts l. zu Berlin auf den 13. Dccnn der e, Vormittag» IO Uhr geladen, mit der Auffo - derung, e nen bei dem gedachten Gerichte zugelaffent ir Anwalt zu bestellen. Den Kläger vertlitt Herr Rechte anwalt Händly hierselbst. *— Der achte internationale Getreide und Saatenmarkt in Wien findet am 16 und 17. August l. I. im Lagerhaus« der Stabt Wien (>r-r k. k. Prater nächst der Rotunde) statt. Die Eröffnung deff.lben geschieht am 16 August um 8 Uhr Bor mittags im Saale der Wiener Frucht- und Mehl börse (I., Schot enrina l«) woselbst auch die Berichte über die Ernte in Oesterreich Ungarn, Deutschland. Frankreich, Italien, England, Rumänien, Rußland und Nordamerika vorgetragcn werden. Nach Beendi gung der Eröffnungsfeierlichkeit werden di.- Locali- läten für den geschäftlichen Theil des Saalenmarktes im Lagerhause geöffnet. Eine besondere Fahrpreis ermäßigung seitens der Transportanstalten itt den Theilnehmern an den österreichisch-ungarischen Saaten- märklen rn diesem Jahre nicht gewährt worden, da gegen wurden anläßlich deS Wiener Saatenmaikles von den wichtigeren Stationen in Ungarn, »teier- mark, Kärnten und Kram Separatzüge eingeleiret. welche in Wien am 15. August einlreffen und bei deren Benützung eine 40proc. Fahrpreisermäßigung erzielbar ist. Anmeldungen zur Thecknahme an, Saatenmarkte sind an die Wiener Frucht- und Mehl- dürfe, woselbst auch das Programm der mit diese,n Saatenmarkte verbundenen Festlichkeiten zu haben ist, zu richten. ' Pcft, 4. August. Die „Pester Corresp." veröffent licht den Ausweis der ungarischen Staat». Einnahmen und Ausgaben im zweiten Ouarial dieses Jahres. Nach demselben stellten sich dre Ein nahmen 435,588 fl. höher und die Ausgaben l, 216,216 fl. niedriger als IN dem gleichen Zeitraum d s Jahres 1878. DaS Gcsammtergebniß des ersten Semesters dieses Jahres war nur um 1,857,854 fl.
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