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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: S. 4779 statt S. 4781
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-14
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1880
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Erscheint täglich stüh 6'/, Uhr. LeNutlo» »»t LkPitttt», JohauuiSgaffr SS. AyrrchstmiSr» Scr Rrtactt»».- BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittag- 4—S Uhr. OOi dt« «ückgabr rln^andtrr Man«, sacht« »acht fich dt« «edactuu nutzt »avtndltch. Annahme der für die nächst- folgend« Nummer bestimmte« an Wochentagen bis Nachmittags, an Sonn- »b Festtagen früh bis V,S Uhr. S» »r» FUtatt» str Zns. ^unahmr: Otto Klemm. UniverfitätSstr. 22, LoutS Löfch^Katharinenstr. Id.p. Kipiigtr.Tagklilatl Anzeiger. Orzm für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16.150. Lt„»r«t«t§»kri, viertelt. 4'/.AL, incl. Bringerlohn S Mt. durch die Post bezogen « Mk. Jede einzelne Nummer 2S Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung SS LA. Mit Postbesörderung 48 LA Inserate Lgesp. Pelitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut aase«« PrriSverzeichniß.—Tabellarischer Satz »ach höherem Tarif. Lettinnen »irr de» Sledattiniußrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stet» an d. «epedtti», zu senden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung xr»«nn»«uch» oder durch Postvorschaß. 252. Sonnabend den 14. August 188V. 74. Jahrgang Jur geWigen Veachümg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag dm 15. Angnst nnr Vormittags bis 1-9 Uhr geöffnet. «Fs» U^»FsLF«»FFs». Bekanntmachung. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1879 und Ostern 1880 auS einer der hiesigen Volksschulen entlassen worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne da- 15. Lebensjahr vollendet zu haben, zu dem Besuche der Kortbilduugsschule für »naben verpflichtet sind; 8) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der l. Fortbildungsschule wohnhaft find, bei Herrn Direktor vr. Bräutigam, dafern sie sich aber im Bezirk der II. Fortbildungsschule aufhalten, bei Herrn Direktor vr. Stör! zu erfolgen hat; 3) »atz auch »ieje«i,en »uaben auzumelbe« stab, welche au» irgend eine« «runde bau de« Besuche der ftSdttfchen Fortbildungsschule entbunden zu fein glauben; 4) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 1878, 1879 und 1880 auS einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebentallS zum Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber bianeu drei Tagen nach de« «mznge bei dem Direktor der Fortbildungsschule ihres Bezirks anzumelden find; 5) daß Eltern, Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeitgeber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi- zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Haft umzuwandeln ist, die schulpflichtigen Knaben zu dieser Anmeldung anzuhalten oder letztere selbst vorzunehmen haben. Leipzig, am 4. August 1880. Der Math der Gradl Leipzig. vr. Tröndlin. Lehnert. Bekanntmachung. Nachstehende Verordnung deS königlichen Krieg-Ministerium- wird hiermit zur Kenntniß gebracht. Leidig, am 18. August 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Heißler. Der 8 17 deS QuartierleistungS-SesetzeS vom 88. Juni 1868 hat in Bezug auf die Stelle, der welcher die EntschädigunaSforderungen zur Vermeidung der Verjährung angemeldet fein müssen, zuweilen eine verschiedene Auslegung erfahren. nach dem vorberegten 8 «»tretende Verjährung der in der Regel durch die Anmeldung derselben inner- . . «e«etndeborftande unterbrochen wird und daß eS einer Anmeldung bei der Vorgesetzten Communal-Aufficht-behörde nur dann bedarf, wenn, wie in den selbst ständigen GutSbezirken, die Anmeldung bei dem Gemeindevorstande ausgeschlossen ist. §kriegs«tntfterin«. von Fabrik«. Dresden, am 87. Juli 1880. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit den Petersfteinweg vom sogenannten Römischen H<mse ab bi- zur Albertstraße neu pflastern zu lasten und ergeht de-halb bez. an die Anwohner hierdurch Aufforderung, etwa beabsichtigte, den be»e Arbeiten an den Privat GaS- und Wasserleitungen und verschleußen ungesä Pflasterung auSzuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- guten StraßenpflasterS dergleichen Arbetten während eine- Zeitraumes von 5 Jahren nach beendigter Neupflasterung in der Regel nicht zugelaffen werden. Gleichzeitig verweisen wir auf unsere Bekanntmachung vom 39. März 1879, Inhalt- deren vor Neu- Pflasterung von Straßentracten die Dachtraufen mittelst besonderer Fallrohrschleußen unter den Fußwegen hindurch in die städtischen Hauptschleußen zu führen sind- Leipzig, den 89. Juli 1880. Der «attz »er Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Stöß. Die in unserer Bekanntmachung vom 6. Juni 1879 enthaltenen Bestimmungen über die Gräberpflege in den unter unserer Verwaltung stehenden Friedhöfen treten mit dem LS. ». M. in Kraft und werden von diesem Tage ab nur solche Personen zur gewerbmäßigen Ausschmückung und Pflege von Gräbern zu« gelaffen werden, welche mtt Erlaubnißkarten hierzu von uns versehen worden sind. Leipzig, am 6. August 1880. Der Rath »er Stadt Leipzig. ». vr.War vr. Tröndlin. angemann. Dir Gambettistische Kepudlik. Die letzten politischen Vorgänge in Frankreich ergeben die Gewißheit, daß die Gambettistische Republik nunmehr wohlbegründet und in Fleisch und Blut unserer neuerung-süchtigen Nachbarn übergegangen ist. Da- Pariser Armee« und da- Cherbourger Marin «.Fest sind nicht allein Anzeichen dafür. Auch die Neuwahl der einen Hälfte der Generalräthe, welche in der vorigen Woche statt gefunden, hat sich zu einem so glänzenden Siege der Republikaner gestaltet, wie man ihn noch vor wenigen Monaten nicht für möglich gehalten haben würde. Während von den «»-scheidenden 1412 General- rathsmitgliedern nahezu die Hälfte den republika« nischen Parteien nicht angehörlen, haben diese nunmehr fast 300 Sitze, über die Hälfte aller neu zr besetzenden, gewonnen — und zwar vielfach in Departements, die man für die sichersten Do mänen der verschiedenen monarchischen Parteien bisher gehalten hat. Die ländlichen Bezirke haben sich heut, mit demselben Eifer und derselben Ent schiedenheit für die Republik erklärt, wie ehedem die politisch fortgeschrittensten Städte. Ja selbst ans Corsika, der Wiege de- Bonapartismus, ist Iürome Napoleon, der famose „Prinz Plonplon", dem Republikaner Peraldi unterlegen. Die nicht zu unterschätzende Bedeutung diese- Ausfalls der Generalrathswahlen kommt erstzur vollen Klarheit, wenn man weiß, daß die Mit glieder der Generalräthe, zusammen mit den De putaten und den Arrondissemenlsräthen, die Sena- toren wählen. Demnach ist also für die Wahl des Senat- die entschieden republikanische Partei fortan derart im Bortheil, tzaß auch die erste Kammer der französischen Legislative mehr und mehr den Charakter eine- Hemmnisse- der republi kanischen Staatsform verlieren muß. Die republi kanische Partei wird, da- ist jetzt unausbleiblich, in Zukunft auch im Senate da- entscheidende Wort zu sprechen haben, und die Folge davon wird dre sein, daß die Reibungen zwischen Senat und Deputlrtrnkammer, welche letzt noch sehr häufig den Gang der Staat-maschine hemmen, in Zu kunst in Fortfall kommen werden. Mit dieser Harmonie der beiden Gesetzgebung-» Faktoren wird dann auch die Stellung der jewei ligen Regierung eine wesentlich leichtere werden, insofern diese dann nicht mehr nöthig hat» eine vermittelnde und darum nach beiden Seiten hm Unstoß erregende Stellung herauszukehren. Man wird aus Gambettistischer Seite mit größerer Ent schiedenheit den Ausbau der Republik im Sinne ihrer Sicherung und in der Eonsequenz ihrer Grundsätze betreiben können, al- bisher. In der rascheren legislatorischen Uction, die somit ermög licht wird, werden auch die auf die wirthschaft- liche Entwickelung deS Lande- bezüglichen Gesetze in immer lebhafterem Tempo vorwärt» schreiten. Dadurch aber wird der Volkswohlstand sich mühc- lo- heben können; eine hoffnungsvolle Wahr nehmung. die dazu beitragen muß. da-Vertrauen und die Liebe des französischen Volke- zur Republik z» festigen. »s wird freilich nicht an Stimmen fehlen, welche in dieser Gestaltung der Sachlage eine Ge fahr für Frankreich erkennen, daß die radical- rcvolutiouaire» Doktrinen in einer die gesunde Socialentwicklung störenden Weise zur Geltung gelangen werden. Es giebt aber kein Mittel, da« bester geeignet wäre, die revolutiouaire Hast zu mäßigen und da- Volk den Plänen aus einen plötzlichen Umsturz abgeneigt zu machen, al- in dem man die Schwierigkeiten beseitigt, welche dem Wirken einer energischen Reformlhätigkeit ent gegen stehen. Nur da- mangelnde Vertrauen in die regelmäßigen Fortschritte der Gesetzgebung ist die Quelle der Umsturzpläne, und Alle«, wa- jeneS Vertrauen zu heb»n geeignet ist, daS schützt auch vor einem revolutionarren Radikalismus. Die volle Uebereinstimmung der gesetzgebenden Gewalten erweist sich in diesem Punkte als eine Gewähr für die Ruhe und Sicherheit deS Lande- und als ein Bollwerk gegen allerlei politische Putsche und Pro- nunciamentoS. Schon heute schaut man auf kommunistischer Serie, im Lager der Blanqui, Rochefort und Con- sorten, nach einem neuen Schlagwort auS, nach einer Parole, durch die man auch andere, als die catllinarischen Elemente begeistern könnte. Der Widerstand de- Senats gegen die kirchlichen OrdenS- gesetze, gegen die Unterrichlsreform und die Amnestie, welcher ganzFrankreich aufregte,war wohl geeignet den Gegenstand eines wirksamen Rufe- zum Sammeln, an der Seite der Radikalen abzugeben und mit kluger Findigkeit wurde dann auch da-Wort „Fort mit den Senate!" zur radikalen Parole gemacht. Mit die ser Politik der demagogischen Schlagwörter ist e- nun, wie uns scheinen will, für die nächste Zeit vorbei. Wir fügen freilich hinzu, soweit der Cha rakter der Franzosen überhaupt berechenbar ist. Machen wir uns dahin schlüssig: mit dem Aus fall der letzten GeneralrathSwahlen ist der reacti«- naire Charakter de- Senate- vernichtet, und mit dem republikanischen Geiste, der nun auch in dieser Körperschaft zur Geltung kommen wird, ist die Möglichkeit rascher politischer und socialer Fort schritte in Frankreich auch mit dem Zweikammer system eröffnet. Möchten die Hoffnungen, welche da- Land in dieses Berhältniß setzt, sich verwirklichen und möchte da- französische Volk heute erkennen, daß eS ganz in seiner eigenen Hand liegt, sich vor inneren und äußeren Gefahren zn schützen! Politische Uebersicht. Leipzig, 13. August. „Seine Majestät der Kaiser haben Aller gnädigst geruht, im Namen deS Reiche- den königl. preußischen Staat-minister und Minister für Handel und Gewerbe, StaatSsecretair ve- ReichSamt» de- Innern Hofmann zum StaatS secretair in Elsaß-Lothringen mit Prädikat „Excelleuz" zu ernennen", so lautet wörtlich die amtliche Mittheiluua an der Spitze der „Elsaß- Lothring. Ztg." über die Wieverbesetzung der Stelle Herzog'-. Daß nicht gleichzeitig vom „ReichS- und StaalSanz." die Demission Hofmann'S au seinen Aemtern al- preußischer Minister und Staat-secretair de- Innern gemeldet wurde, scheint zu der irrthümlichen Annahme Veranlassung ge geben zu haben, Hofmann werde überhaupt diese Aemter nicht niederlegen, sondern von Berlin au- auch noch die Geschäfte seiner elsässischeu Stellung besorgen. Die ..Weser-Ztg." meint in der That: „Nominell ist der StaatSsecretairposten wtederbesetzt, thatsächlich aber mit einem Manne, der fern von Straßburg wohnt und mit an deren Angelegenheiten schon seine ganz Zeit und Arbeitskraft m Anspruch genommen sieht." Wenn da- wirklich der Fall wäre, so würde da- Amt eine« „StaatSsecretair- in Elsaß-Lothringen" fak tisch keinen Inhalt mehr haben und die verfassungs rechtliche Stellung, welche ihm als Stellvertreter de- Statthalters u. s. w. durch daS ReichSaesetz vom vorigen Jahre angewiesen ist, wäre absolut hinfällig. AlS am 1. Oktober vorigen Jahres die neue Verfassung für die Reichslande in- Leben trat, da wurde gerade betont, daß von jetzt ab ein StaatSsecretair in der Person veS Ministers seiner großen ReichStagsrede im März v. I. hervor gehoben hatte, als er ausführte, daß Derjenige, der die Verantwortlichkeit trage, auch den Geschäften näher stehen solle. Er sagte damals unter dem Beifall der Hörer wörtlich: „Wer Minister dieses Landes (Elsaß-Lothringen) sein will, muß dieses Amt als Haupt- und einzige- Amt haben." In Wahrheit kann eS denn auch nicht zweifelhaft sein, daß Herr Hosmann nach Straßburg über siedeln und lediglich den Posten eines elsässischen StaatSsecretair- bekleiden wird. Zu seinem Nach folger in der Berliner Doppelstellung ist nach einem sehr glaubhaften Gerüchte der Oberpräsident von Schleswig-Holstein, Herr v. Bötticher, bestimmt, dessen hervorragende Thätlgkeit bei den Zollver- haudlungen des Jahre- 1879 der Reichskanzler hat schützen lernen. Nach Schleswig würde dann der Regierungspräsident, Herr v. Hagemeister, gehen, dessen AmtSkrei- Düffeldorf seit Jahren schon einen Durchgang-Posten zu der höheren Stellung als Oberpräsident oder Minister ge bildet hat. Zunkerthum und IesuitiSmus reichen sich wieder einmal die Hände, um ihrem Juden- e Ausdruck zu geben. Im ganzen Deutschen eiche circulirt gegenwärtig, ultramontanen Blät tern zufolge, eine an den Reichskanzler und Ministerpräsidenten Fürsten BiSmarck zu richtende Petition, welche die ernsten Gefahren schildert, die nicht allein den wirthschaftlichen Verhältnissen und dem Wohlstände de- Volk«, sondern auch seiner Cultur und Religion von dem Ueberhand« nehmen de- Iudenthum» und dessen steigendem Einflüsse drohen sollen, und, um diesen Gefahren zu begegnen, die Reform und Ergänzung jener Gesetzgebung al- nothwendig bezeichnet, welche die Ausbeutung und Verderbung de- deutschen BolkS durch die Juden und die von jüdischen Anschauun gen angesteckten Deutschen ermöglicht habe. E- wird daher die Bitte au-gesprochen, „der Reichs kanzler wolle zur Verhinderung weiterer Zunahme de« jüdischen VolkSelrmentS und jüdischen Ein flusses den gesetzgebenden Körper de- Deutschen Reichs und Preußen« baldmöglichst Vorlagen machen, durch welche 1) die Masseneinwanderung der Juden, besonder- von Osten her. erschwert wird; 2) diejenigen Geschäftszweige, welche, wie Börsen, Banken und Zettungswesen, von den Juden und den zu jüdischen Anschauungen verführ ten Individuen zur Ausbeutung de- deutschen Vol ke- benutzt werden können, controlirt und möglichst hoch besteuert werden; 3) die amtlichen Berufs« kreise, deren Autorität durch das Eindringen jüdi scher Anschauungen gefährdet wird, etwa mit dem Ausschließung aller Juden von obrigkeitlichen Aem tern und Befugnissen geboten werden." » * » Die Pforte scheint auf« Neue Schwierigkeiten zu erheben. AuS Konstantinopel wird gemel det, daß sie wegen ungünstiger Ziehung de- Dul- cigno-Tractz sich weigere, Dulctgno abzu- trelen, und in Antwort auf die Collectivnote Tust anbieten werde. Die Abreise de- Krieg-minister- Huffein HuSni Pascha mit 4000 Mann nach Skutari bestätigt sich. Die Pforte wird beiden Mächten beantragen, diese Truppenmacht al» Bürg- chaft für die Ausführung der Abtretung Tust- zu »etrachten und von einer Flottenkundgebuna abzu- ehen. — Die bezüglich der Gründe, welche die Versetzung Midhat Pascha'S von Damas kus nach Smyrna verursacht haben, einlausenden näheren Nachrichten bestätigen im vollen Umfange, daß man diesen Mann noch immer fürchtet. Wie die „Politische (Korrespondenz" auS Konstan- tmopel erfährt, hatte der Sultan auf dringende- Aarathen des englischen Botschafter» Goschen eingewilligt, den Vertrauten und Freund Midhat Pasch»'-, Rais Effendi, welcher da- Midhat'sche Reformprogramm für Syrien aus Damaskus über brachte, zu empfangen. Schon eine oberflächliche Prüfung diese« Programm- genügte, den Sultan davon zu überzeugen, daß Midhat Pascha eine Art Halbsouveränctat anstrebe, fast so weitgehend, wie die de- Khedive von Egypten. Besouder- aber beunruhigte da« Verlangen Midhat'-, Haß die be- waffnete Macht Syrien- seinen Befehlen unter stehen solle. Ohne lange- Warten beantwortete die Pforte daher diese Forderung mit der Ernennung deS MuschirS Hustein Fevzi Pascha zum Truppen- Commandanten in Syrien. Dieser mit einem angeblich geheimen Aufträge nach Dama-ku- ent sandte Marschall hatte thatsächlich die Weisung, M Gewalt zu greifen, wenn Midhat auch nur Miene machen sollte, den Befehlen de- Sultan- Widerstand zu leisten. Au- Aulaß der mit Midhat'« Versetzung zusammenhängenden Verhält nisse macht sich auf der Pforte gegen die englische Botschaft der Verdacht geltend, al« habe sie die autonomistischen vestrebuugen der Araber in Syrien unterstützt, oder doch wenigsten« durch Midhat von der Bedeutung dieser Frage und dem Stande der geheimen Verhandlungen aenaue Kenntniß erhalten, während der Ban der Pforte gegenüber bemüht war, die Sache al- ganz unbe deutend hinzustellen. Die bulgarische Regierung hat die Vorstel lungen der Mächte, betreffend die Repatriiruug der mohamedanischen Unterthanen, end lich mit einem weitläufigen Rundschreiben beant wortet, in welchem sie drei Angelegenheiten al- dicjeniaen bezeichnet, mit welchen sie sich auf da- Eisrigste beschäftigte, 1) der Ausstand in Ost-Bul garien, L) die Rückkehr der Flüchtlinge und 3) die Rückgabe de- unbeweglichen Besitze- au die Mohame- daner. Daß sie den erwähnten Ausstand bisher nicht zu unterdrücken vermochte, giebt die bulgarische Re gierung ru und mißt alle Schuld der Pforte bei. Bezüglich der Repatriiruug wird behauptet, daß ,
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