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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188008213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-21
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1880
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4909 eiferen die Abhaltung von GememderatbSfitzungeu iu dem zum Beisaale eingerichteten großen Rath- bauSsaale, welcher doch Eigen! hum der politischen Gemeinde ist, streitig machte, mußte am vergan» gen« Donnerstag, da ein anderer paffender Raum nicht vorhanden war. ausnahmsweise der Rath- dauSsaal zu einerj solchen Sitzung benutzt werden. Vorher war, wie die betr. Verordnung vor schreibt, der Kirchenvorstand bez. dessen Vorsitzender ru benachrichtigen gewesen. Die Sitzung verlies m aller Ruhe, und daS von dem Kirchenvorstand« so sehr gefürchtete Anstößige war nirgends herauS- z^iuden. E- könnte, wenn man die Erlaubniß hätte, überhaupt alle Sitzungen im großen Rathhaussaale abzuhalt«, der Ort. wo die Sitzung abgehalten wird, möglicherweisedazu beitragen, daß die immerhin selte- »en lebhaften Debatten gänzlich unterbleiben. — Der Gemeinderath hat in der letzten Sitzung be schlossen. von der Feldstraße bis nach Anger zum Anschluß an die daselbst gebaute Schleußt eine Schleußt zu bauen, um den Täubchenweg zu entwässern und solche auch sofort in Angriff zu nehmen. — Ter Kirchenbauverein bean spruchte in einem Schreiben den in jedem Jahre von der Gemeindevertretung zum Kirchmbau zurückgelegt« Beitrag von 1500 Mark und die seit Jahren zu diesem Zwecke angesammelten Sum men in seine Verwaltung und wollte auch, daß diese Summen der anzusammelnden Summe von 00,000 Mark, mit deren Existenz der Bau be gonnen werden soll, hinzugefügt würden. Der Gemeinderath will aber selbst darüber verfügen und lehnte daS Gesuch ab. — Der Bau deS Armenhause- am Täubchenwegc wird bald be gonnen werden. kt Connewitz, 20. August. Der Thätigkeit der Gendarmerie ist eS gelungen, die Urheber sowohl des in der vorgestrigen Nacht in einer hiesigenMineralwasserbude auSgefllhrtenEinbruchS- diebstahlS, als auch einer großen Anzahl anderer Diebstähle zu ermitteln. x Oschätz, 20. August. Donnerstag, Mittag >2 Uhr, wurde die vom nieder sächsischen Gärtncr- verelue veranstaltete und vom 19. bis 23. August «ährende Blumen» und Pflanzen-Ausstel- lung im Garten deS Hotels zum goldenen Löwen durch Herrn Kunstgärtner Pinkert auS Riesa eröffnet. Die Ausstellung ist reichhaltig und die Anordnung äußerst geschmackvoll. Man findet in den einzelnen Abtheilungen: Schau-, Gruppen-, Handelspflanzen, Bindereien, Gemüse, Topfwaaren, Gartengeräthe und sonstiges Handwerkszeug- Der Verkauf war schon am ersten Tage em flotter und der Besuch ein recht reger. Als Preisrichter fungirten die Herren Mönch- Leipzig. Wirth-Döbeln und Engelhard-Dresdrn. Der Ehrenpreis (50 Mark) war von Oschatz ge stiftet. Fünf Aussteller erhielten den Ehrenpreis (,u 10 Mark), 9 den l., 15 den II., und 25 den lll. Preis, welche sämmtlich in Diplomen bestehen. — Der KreiSverein für innere Mission hielt vergangenen Mittwoch den 18. August durch einen Gottrsdienst in der Kirche zu Canitz seine zweite Jahresfeier ab. Nach dem Gesänge einer Motette von Hauptmann, hielt Pfarrer Flade- Grvßböhla die Feflpredigt auf Grund des Textes Apostelg. 4, 10. Der kirchlichen Feierlichkeit folgte eine Nachversammlung, welche in demfreund- lichst überlassenen Schloßparke abgehalten wurde. Hier sprach zuerst der Vereinsgeistliche Seidel aus Dresden: Ueber die Entstehung des Diakonissen- wesenS und die verschiedene Thätigkeit der Dia konissinnen. Danach folgte ein Referat des Schatzmeisters über die Thätigkeit deS KreiS- vereins. Endlich sprachen Pfarrer Gast-Canitz über die Nothweudigkeit der Kinderbewahranstal ten und Pfarrer Germann-Schweta über die Hebung der Geldmittel durch weitere Verbrei tung der Flugblätter. An die Nachvcrsammlung schloß sich ein frugales Abendbrod, welches der Herr Landtagsabgeordnete Seiler den Mitgliedern in den schattigen Laubengängen de- Schloßparkes bereitet hatte. Chemnitz, 19. Aug. Der gestrige zehn jährige Gedenktag der ruhmreichen Schlacht bei Gravelotte wurde hier vielfach gefeiert. Nachdem am Vormittag vor dem Divisionskom mandeur Generallieutenant v. Montbö, sowie vor dem Brigadecommandeur Generalmajor v. Bosse die Vorstellung deS hier garnisonirenden Infan terieregiments Nr. 104 stattgefunden hatte, ver einigte Nachmittag- ein Festessen die Ofsiciere der Garnison im OfficierScasino. Abends hatten die hiesigen Militairvereine im Saale des Gasthauses „Zur Linde" einen FestcommerS veranstaltet, dem auch der Oberst de- hiesigen Regiment-, von Cerrini, beiwohnte und bei dem in kernigen An sprachen manche- bedeutsame, von Patriotismus durchglühte Wort gesprochen wurde. Auch im Mosella-Saale sowie in Stadt London fan den auS Anlaß der zehnjährigen Wiederkehr de» ersten sächsischen Siege- im Feldzug« von 1870/71 Festlichkeiten statt. — Heute gegen Mittag rückte da- Schützenregiment „Prinz Georg" Nr. 108, von Frankenberg kommend, hier ein, w, e- einquartirt wurde. Morgen beginnt unter Leitung de- Generalmajor- v. Bosse da- Brigade exerciren. '? AuS der Lausitz, 19. August. Die heutigen „Zitlauer Nachrichten" bringen eine Bestätigung unserer Vermuthung, daß Bürgermeister Haber korn sich für die Erhaltung der Strafkam mer in Zittau ganz besonder- bemühen werde Unterm 3. Juli d. I., schreiben die .Litt. Nachr." wendete sich der Bürgermeister Haberksrn bereit« an den Herrn Justizmmister und stellte vor: „Der Herr Justizminister habe treu seinem dem Bürger meister gegebenen Versprechen eine Strafkammer in Zittau errichtet und sich gewiß bei seiner letzten Anwesenheit daselbst von der Lebensfähigkeit dieser Strafkammer überzeugt. Leider sei eS dem Bürger meister, welcher sich gerade zu dieser Zeit in Land- togSangelegenheiten in Dresden befunden habe, nicht möglich gewesen, den Herrn Minister per sönlich zu begrüßen und Dem elden mündlich einen Vorschlag zu machen, den er nun schrift ich an bringe Die Zcttauer Strafkammer gehöre zu den beschäftigtsten, allein eS könne dersclben noch ein besserer und größerer Wirkungskreis erschlossen werden, wenn der Herr Justizminister sich ent schließen könne, derselben noch die Verweisungen und Berufungen zuzuweisen. ES sei Die- ganz gut thunlich, wenn nur ein Amtsrichter mehr an gestellt. dadurch aber da» Bautzner Gericht entlastet und dort eine Vermehrung der Arbeitskräfte ver mieden werde. Bautzen habe den großen Vor zug de- Schwurgerichtes, könne datier mit seinem Wirkungskreise sehr zufrieden sein und Zittau eine Vermehrung recht wohl gönnen. Da» Zittauer Amtspersonal sei sehr geeignet zur Uebernahme der Verweisungen und Berufungen und werde um so vielseitiger gebildet, je mehr Beschäftigung ihm zugewiesen werde." Die ganze Mittheilung klingt, als wäre sie au- der Feder des Herrn Bürger meister» selbst geflossen. — Zittau besitzt be kanntlich seit dem Jahre 1873 ein sehr schöne» Stadtbad, wie eS viele große Städte nicht aufzuweisen haben. Leider ergrebt sich nach einem ausgegebenen Ausweis der Stadtverwaltung, daß da» Bad bei Weitem nicht von der Bürgerschaft wie von Fremden die Werthschätzung fiadet, die eS verdient. Bon 35,079 Bädern im Jahre 1874 ist die Zahl derselben allmälig bis zum Jahre 1879 auf 27,671 gesunken. DaS Bad umschließt ein Männer- und Frauenschwimmbassin, Wannen bäder 1. und 2. Classe, irisch römische Bäder, rus sische Dampfbäder, Moorbäder und Douchebäder. s Dresden, 19. August. Dem Commandan- ten ter freiwilligen Feuerwehr in Döbeln, Maurermeister Gelbhaar, welcher wahrend dr eisten Deutschen Feuerwehr tage- in Dresden mit Gefahr seines eigenen Lebens ein in den hochan- geschwollenen Elbstrom gestürztes Kind vom siche ren Tode deS Ertrinkens rettete, ist für seine muthigc Thal die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Erlaubniß zum Tragen am weißen Bande verliehen worden. — Im „Chemnitzer Tageblatt" befindet sich unter Bezugnahme aus den vor Kurzem vor- zekommenen Erstickungstod eine- Kindes in folge Verschlucken- eine- SauahütchenS olgendes beherzigenswertste, von einem Arzte Unter zeichnete ,.Eingesandt": Wann wird endlich die Zeit kommen, wo die ebenso ekelhaste als gesund heitsschädliche Unsitte, den Kleinen, um sie zu be ruhigen, den Gumminutsch oder Zulp in den Mund zu stecken, aus den Kinderstuben der Armen wie der Reichen verschwunden sein wird'?! Seit Jahren eifern die Aerzte immer und immer wieder und doch stets vergebens gegen diese Versündigung der Mütter an ihren Kmdern; denn eine solche st in der That die gerügte Unsitte, die um so schwerer wiegt, als damit direct oder indirect die schwersten Gesundheitsschädigungen unserer lieben Kleinen herbeigeführt werden, und dies aus keinem anderen Grunde, als auS Bequemlichkeit der Mütter, welche „Rübe haben" wollen, und zu diesem Zwecke dem schreienden Kinde mit dem Gumminutsch den Mund stopfen. Sie bedenken aber nicht, daß diese Ruhe nur eine erkünstelte, eine Folge der durch da- fortwährende Saugen herbeigeführten Erschöpfung de» KindeS ist, sie be denken nicht, daß der dadurch in übermäßiger Weise abgesonderte Speichel den Magen des Sau genden belästigt, die Verdauung beeinträchtigt, sie bedenken endlich nicht, daß die bei solchen Saug strapazen massenhaft verschluckte Lust Magen und Gedärme auftreibt und somit erst recht zu Schmerzensschreien der Kleinen in Folge absichtlich erzeugter Blähungsbeschwerden Veranlassung giebt! Daß aber diese traurige Kinderstuben-Errungen schast auch ihre direkten, ja durch mechanischen Verschluß der Luftwege tödtlich wirkenden Nach theile haben kann, beweist mit entsetzlicher Deutlich krit der mitgetbeilte Fall aus Chemnitz. Sollte derselbe dazu Helsen, den Müttern endlich die Augen zu öffnen über die gefährliche Wohlthat, welche sie ihren Kleinen durch Verabreichung de» GumminutscheS erweisen, so könnte auS dem Un glück deS Einzelnen großer Segen für die Kinder welt im Allgemeinen erwachsen. vermischtes. U AuS Thüringen, 20. August. In den Tagen vom 4. bis 7. Oktober findet in Saalfeld oie VI.TbüringischeLehrerversammlung stall zu welcher bi- jetzt folgende» Programm festgestell worden ist: Montag, 4. Oktober, Empfang der Gäste und Abends Vorversammlung im Zapfe'scben Saale. Dienstag, den 5. Oktober, früh 9 Uhr I. Hauptversammlung daselbst. Nachmittag- 2 Uhr Festtafel, Abend- Kirchenconcert de- Cäcilien Vereins (Schöpfung von Haydn), sodann gesellige Bereinigung. Mittwoch, 6. Oktober, früh 9 Uhr II. Hauptversammlung, Nachmittag» Concert auf der Frieden-Höhe. Donnerstag, 7. Oktober, früh 4»/, Uhr Ausflug nach der Maximilian-Hütte, von da über den rothen Berg nach Eichicht und mit der Bahn zurück Die LrhrmittelauSstellung im Gebäude der Mädchen schule ist am 5. und 6. Oktober von 8 Uhr Vor mittags bi- 5 Uhr Abend» geöffnet. — Ans der Tagesordnung der gestern in Meiningen begonnenen 12. Wanderversammlung de- allgemeinen ärztlichen Verein» für Thüringen steht neben der Neuwahl de» Vorstände» für die Spar- und UnterstlltzungS- casse deS Verein» neben dem zu stellenden Antrag an die thüringischen Regierungen, bei den Impfun gen da- Vorkommen von Rhachiti», Skrophulose und ähnlichen Krankheiten conftatirm zu lassen vor Allem die Verhandlung über vr Lubben'S Vor schlüge zur Beobachtung der TvphuSevidemien in Thüringen. Die vielen im VereinSgeviete ausge tretenen TyphuSepidemien machen eine solche syste malische Beobachtung höchst nothwendig und werden wir deshalb seiner Zeit auf dieselbe zurückkommen — Neber einen tief beklagen»werlheu Nn- ^lück-sall, welcher da- Lötzeuer Bataillon de» 43. ReglmentS am 14. d. M. betroffen hat, geht der „äöniaSb. Hart Ztg." folgend« Mit- beilung zu: Bei der gewiß auch dem Herrn Kommandeur de- Bataillon» nicht entgangenen unerträglichen Hitze in jencv Tagen sollte da» Füsilier-Bataillon de» 43. Regiment- am 14. lugust von dem vier deutsche Meilen weit gelege nen Marktflecken Uderwangen nach Königsberg marschiren und daselbst 1l Uhr Vormittag- eiu- treffen. Zu diesem Zwecke setzte sich dasselbe 6'/. Uhr Morgens in Bewegung. Voran mar- chirte die 9. Compagnie, welche die größten Leute enthielt, und dieser folgte die ltz., 11. und 12., welcher letzteren die kleinsten Soldaten angehörten. Dieser Anordnung zufolge geschah eS, daß da» Marschtempo der nachfolgenden Mannschaften immer schneller wurde, so daß schließlich 117 Schritt in der Minute, von den kleinen Soldaten im Trabe, gemacht wurden. Einige der Herren Ofsiciere, mit der Uhr in der Hand, versuchten die Leute zu einem schnelleren Tempo anzutreiben und standen davon erst ab, als ihnen von Unter- osficieren die Unmöglichkeit, noch schneller zu mar« chiren, durch die 117 in der Minute zurückgeleg- en Schritte vorgehalten wurde. Auf dem ganzen Marsche war nur '/, Stunde Rendezvous gemacht, während bei einer Strccke von 4 Meilen minde- ieuS 1 volle Stunde zur Erholung der Leute vor- chriftSmäßig hätte geruht werden müssen. Ver möge jener genau nach der Uhr gezählten Schritt menge, welche dem Sturmschritt l 120 pro Minute) ehr nahe kommt, langte das Bataillon richtig um 11 Uhr Vormittag» in Königsberg an, machte also, mit Gepäck bei unerträglicher Hitze und ganz ungenügender Erholung unterwegs, die Meile etwa in einer Stunde; eine beträchtliche Leistung unter den genannten Umständen für einen Menschen ohne Gepäck, für den schwerbeladenen Soldaten aber eiue kolossale, geradezu unbegreifliche. Die Com pagnien 9, 10 und 11 wurden m ihre Quartiere entlassen, die 12. Compagnie dagegen (also die jenige, welche, wie erwähnt, auf dem Marsche serade am meisten angestrengt worden war) zum ülbbringen der Fahne commandirt. Diese Mann- chasten bewegten sich nun — ohne daß der commandirende Osficier eS für nöthig fand, die erschöpften Soldaten auStreten zu lassen und etwa nur mit einem Zuge die ganz irrelevante Cere- monie de- FahnenaborinaenS auSruführen — durch die heißen Straßen der Stadt nut voranschreiten der Musik im Tritt und erneuerter Anstrengung nach dem Noßgarten, von da nach dem Stein damm, um nun in ihre Quartiere entlassen zu werden. Auf dem Marsche dahin stürzte ein Mann todt nieder, ein zweiter starb aus dem Transport zum Lazareth, mehrere (wir hörten von sieben) liegen noch in demselben krank danieder. Andere stieben in verschiedenen Straßen, total erschöpft, itzen oder liegen und brauchten erst geraume Zeit, um sich allein oder mit Unterstützung mitleidiger Bürger wieder zu erholen. — Wir dürfen wohl mit Sicherheit voraussehen, daß die Untersuchung über diese traurigen Umstände, welche da- Leben «weier jugendfrischen Menschen vernichtet und da» Anderer gefährdet haben, bereit» iin Gange ist, und daß die Resultate dieser Untersuchung der öffentlichen Kenntniß seiner Zeit nicht werden vor enthalten werden. — Auf Requisition der Staatsanwaltschaft sind, wie die,, Berliner GerichtS-Zeitung" schreibt, in einer Gummiwaaren-Fabrik in Berlin, welche meist in auswärtigen Zeitungen annoncirte, die in Folge dieser Anpreisungen eingehenden Zu schriften mit Beschlag belegt worden. Letztere, sowie die überhaupt gepflogenen Correspondenzen haben der Behörde einen klaren Einblick sowohl in die Art deS Geschäftsverkehrs, als auch in die eigen«hümliche Gattung gewisser Kaufobjecte ge währt, so daß gegen den betreffenden Fabrikanten die Anklage wegen Vergehen- gegen die Sittlichkeit erhoben worden ist. — * AuS Aufregung über die Witterung gestorben. Aus Thorn schreibt die „Th. Ztg.": Der 70jährige Besitzer Wittkowski auS BielSk ging am vorigen Freitag auf seine Felder, um dm Stand derselben nach dem fortwährenden Regen in Augenschein zu nehmen. Die schrecklichen Wahr nehmungen, welche er dabei machte, hatten den Greis so angegriffen, daß er, nach Hause zurück gekehrt, sich zu Bette legte; am andern Morgen fand man ihn todt aus seinem Lager. Die Ms« reguna und der Kummer über die traurige Witte rung hatten dm altm Mann getödtet. — Eine sehr nervöse, ewig kränkelnde Dame sollte Bad EmS besuchen, verlangte aber von ihrem HauSarzte, daß derselbe dm Emser Badearzt aufs Genaueste über ihre Krankheit in- struire. Der HauSarzt gehorchte und händigte der Dame bei ihrer Abreise einen Brief an dm Cur arzt rin. Unterwegs konnte die Kranke der Vcr suchung nicht widerstehen, dm wirklichen Grund ihrer Leiden zu erfahren, und erbrach den Brief Derselbe enthielt Folgende»: „Lieber Herr College! Ich schicke Ihnen hier einen weiblichen verschrobenen Pavian mit allen Untugenden seiner Race au-ge stattet. Nehmm Sie diesm Quälgeist tüchtig in't Gebet. Sie hat eine Gesundheit wie ein Rhino- cero- und einen enormen Geldbeutel." Die Ge sellschafterin der Dame, welche da- Gesicht der selben währmd de» Lesen- beobachtete, fiel in Ohnmacht. — In einer vom Grafen Tuge« Zichy herau- gegebmen Broschüre wird constatirt, daß in Un garn mehr als ein Drittel der schulpflichtigen Kinder keine Schule besucht, an vielen Orten die Kinder nur 3 bi» 4 Monate die Schule besuchen, Hunderttausende fchulbesuchrnder Kinder keine Schulbücher besitzen, von jrnm Kindern, welche die Schule verlass«, nur drei Viertel lesen und schrei- ben könvm, in 200 Gemeinden von mehr als 5000 Einwohnern höhere Volksschulen in keinem Ver hältnisse zur Zahl der schulpflichtigen Kinder (7000) ieben, daß Schulen fehlen und ein Drittel der sehrer keine Qualifikation besitzt. — Der Name Nobiliug'S wird neuerdings an- seiner Vergessenheit wieder hervorgesucht. Zu der früher erörtert« Streitfrage, ob dieser Mord- geselle Socialdemokrat gewesen oder nicht, seht der „N. A. Z." von hochgeachteter Seite wlgende Notiz zu: „Im Juli fand ich. mit meiner *rau dm SänttS vom Weißbad auS besteigend, im remdenbuch der halbwegs liegenden MegliS Alp mit deutlicher Schrift au- dm Jahren 74—76 lammend, da- genaue Jahr ist mir enlsallw, n groß« deutlichen Zügen eingeschrieben )r. Nobiling, Socialdemokrat aus Aerliu. Da- Aussehen der Blätter, sowie die änzliche Abgelegenheit der Alp, die ganz gleich- mäßige Tinte lass« keinen Zweifel an der Echtheit " (Eingesandt.) Machen Sie doch die Landwirthschast darauf aufmerksam, daß man nur die Aehreu vom Korn abschncidet und trocknet, statt diese mit dem Stroh verfaulen zu lass«! Lichtenstein-Callnberg. (Eingesandt.) Angesicht- de» Artikel» in Nr. 259 Seite 4776 im „Tageblatt" über „Gefahr durch Tragen falscher Zöpfe", welcher wohl im Stande ist, ein ganze- reelle- Gewerbe auf das Empfindlichste zu schädigen, gestatten Sie mir wohl folgende Erklärung:*) Jede- für den Friseur in den Handel kommende abgeschnittene Frauenhaar (sogenannte- Rohhaar), welche» Fett, Schweiß und Staub enthält, ist unmög- ich in dieser Verfassung zur sofortigen Verarbeitung von Zöpfen sowie aller anderen Haararbeiten zu verwenden, es muß dasselbe mindesten- erst 3 bi- 4 mal siedende- Wasser, welche- fettziehende Salze Soda rc.) enthält, passiren, um dann, nachdem e» « ns 7 mal in klarem Wasser gespült wurde, zum voll- tändigen Trocknen mehrere Tage in Backofenhitze gehangen zu werden. Ein so gereinigtes Haar, welche- durch diese Mani pulation einen vorzüglichen Glanz erhält und an vollständiger Reinheit Nicht- zu wünschen übrig äßt, ist dann thatsächlich nicht mehr zum Haar zu rechnen, man kann dasselbe infolge seine- Glanze» und feiner Reinheit vollständig mit dem Seidenfaden vergleichen: und so wenig ein Kopfputz von Seide (wenn dieselbe nicht mit giftigen Farben gefärbt ist) im Stande ist, gefährlich für die Gesundheit zu sein, ebensowenig ist ein Zopf, dessen Haar die oben er wähnte Präparation erfahren, geeignet, Krankheit-- erscheinungen, wie in besagtem Artikel angedeutet, hervorzurufen. Selbst wenn eben diese- Haar, wie eS ja Vorkommen kann, wirklich von einer kranken Person abgeschnitten wurde, so ist doch von diesen Krankheit-stoffen nach oben beschriebener gewissen- rafter Präparation auch nicht ein Atom mehr zu finden (was mir alle Herren Aerzte gewiß gern be stätigen werden), sodaß jede Dame eine solche Haar arbeit ohne Scheu tragen kann. Alle meine reellen Herren College» hier in Leipzig, worunter ich selbstverständlich nur wirklich aut- «bildete Perrückenmacher und Friseure rechne, deren Zahl hier, wenn ich nicht irre 18 beträgt, werden sich, »evor sie eine Arbeit in den Handel bringen, sehr gern der zwar mühevollen, aber desto lohnenderen Arbeit, der gewissenhaften Reinigung der sogenannten rohen Haare, unterziehen, um der geehrten Damm kundschaft in dieser Beziehung jede Garantie bieten zu können. Leider aber giebt eS in Leipzig wie anderSwo eine Masse Pseudo-Friseure uud Pfuscher, welche sich sehr gern Friseure nennen, von dem wahren Friseurae- schüft, sowie von der Präparation der Haare aber nicht die blasse Ahnung haben und jede- ihnen von gewissen losen Haarhändlern verkaufte Haar, ohne «S auf seinen wahren Werth untersuchen zu können, ver arbeiten und verkaufen. Nun wird man mir aber einwenden: Haar bleib« doch Haar? Die- ist jedoch nicht der Fall! Das Haar, welche- ich ebenso wie alle meine Herren Col lege» zur Primawaare rechne, ist unser weiches und dabei doch kräftiges deutsche Frauenhaar; daS schwe dische Haar ist wegen seiner schön blonden Färb« ebenfalls sehr gesucht. Diese unsere besten Haare werden jederzeit ihren hoben Werth behalt«, sie werden aber fast ausschließlich nur von reellen Fri seuren gekauft, da sie infolge ihre- hohen Markt preise- vom Pfuscher nicht gekauft werden können, indem Derselbe nur durch billige Waare dem klei nen Publicum Etwa- bieten kann, welche- ja, wie bekannt, bei dem billigen Preise selbst die gröbste Arbeit, sowie die geringsten Zuthaten gern übersieht, nur um sich einreden zu können, recht billig gekauft zu haben. Der Nachtheil dieses scheinbar billigen Einkäufe- zeigt sich jedoch schon nach einig« Wochen, und dann wird jede Dame leider zu spät gewahr, daß sie doch besser gethan hätte, sich gleich an einen reellen Friseur zu wenden, welcher zwar theurer ist, ihr aber für den etwa- höheren Preis die beste Waare giebt. Um nun auf da- geringere, billige Haar zu kom men, so stammt dasselbe hauptsächlich auS Japan, Italien (namentlich Neapel) sowie auS dem Kaukasus. Alle diese Sorten find unsauber und hart und erhal ten niemal» einen angenehmen, weichen Glanz, die selben werden in dortigen Gegenden von hausirenden Unterhändlern bei den unterst« BolkSclafsen, welch« ja, wie bekannt, dort keinen sehr großen Werth auf Reinlichkeit legen, zu Spottpreisen aufgekauft, von gewissenlosen Großhändlern (da die Haare eben billig sein müssen) oberflächlich zugerichtei und so in den Handel gebracht. Dies« Waare ist dann wohl billig, aber durchaus nicht rein, und wohl geeignet, Krank- heit-stoffe mit sich zu führen. Ein jeder reelle Fri seur kennt diese Waare jedoch auf den erst« Blick und hält sich davon fern, de-halb wird man dieselbe auch nur in Geschäften sind«, welche mit dem wah ren Friseurgeschäft Nichts gemein Hab« Eine jede Dame handelt nur in ihrem eigen« In teresse, wenn sie ihren Bedarf bei wirklichen Friseur«, welche zu gleicher Zeit da- Perrückenmachergewerbe betreiben, entnimmt; dadurch wird sie vor Unsauber keit und Unreellität in den Zuthaten sowohl wie in der Arbeit bewahrt bleiben. < I 6-0 I Be *) Diese Erklärung kommt un- von einem hiesigen eachtten Sachverständig« zu und verdient g«nß volle ' achtung. D. Red.
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