Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188009221
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-22
- Monat1880-09
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1880
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Erscheint tSgttch früh 6»/. Uhr. 2»>ar«o» mit ErpettN», JvhaauiSgasse LS. SerManörn der LeSacUvm vvrmittagS 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—0 Uhr. «r »U Uüe^ldr et»«j«>.dtrr «« jm»U «acht »^«rdoclt«« Mch« der für die nächst- Nummer bestimmt« an Wachmtagdu bis Nachmittags. au Soua» »tz Festta,« ffühdis '/.S Uhr. La »t> Ftttate, str z»l..^»mch»e: vtt» Elrorm. Uuiversttürüstr. 22. SentS Lösche.Ka^armeustr. Ib.p. «m Uhr. UchMtr..TagtblaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtc, Handels- nnd Geschästsverkehr. MebAuNagk 1«,40V. Lt„m«r,k,prri, viertelt. 4»», 2KL, mcl. Brutgcrlohll 5 ML. durch die Post bezog« 0 ML Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Vebill'ren für Lxtradetlag« ohne Pofibeförderung Sv ML «it Postdefvrdenmg 4t» ML rvjerate Lgefp Petitzeile »o Pf. Größere Schritten laut unsere« Prcisr-crznchittß —Tabellantcher Satz nach höherem Tarif. Rerimve, «trr de« LrtaeNaNchtttch die Spaltzeil« 40 «. Inserat« find stet« au d. ««ettttvn zu senden. — Rabatt wird gegeben. Zahlung praanne oder durch Postvorschuh. .v° Lsi. Mittwoch den 22. September 1880. 74. Jahrgang. . Bekanntmachung. Die VauiatnwSktz-vriicke wird nach Vollendung ihre« Umbaue« vom 23. d. M. ab dem Verkehr wieder Über»eben, und demgemäß von diesem Tage ab auch die unter dem l. Juli er. von un« an- geordnete «Herrn», der Lessiuvstratze «ns de« Traete zwtscheu der Laual- und Frankfurter «tratze wieder a»f,ehode». Leidig, am 2v. September 1880. Ler Rath der Stadt SeipziO. vr. Seorgi. Harrwitz. Der tirdnrr von Ludwigsburg. In der hohen Diplomatie gehen zuweilen Dinge vor, die an da« Märchenhafte grenzen. Der Dich ter Gustav Schwab erzählt uns in einer Ballade von einem ReiterSmann, der über eine weite schneebedeckte Ebene dahinritt und erst nach langer Zeit zu einem Dorfe kam. Als man ihn da verwundert fragte, welchen Weg er denn ge kommen, gab er die Richtung an, von wannen er gekommen. Man sagte ihm daraus erstaunt, daß er über den zugefrorenen Bodensee geritten sei. Der Dichter läßt den Schrecken über diese zwar glücklich überstandene, aber nachträglich zum Bollbewußtsein gelangte Gefahr so mächtig ouf unfern Ritter wirken, daß dieser todt vom Pferde sinkt. E« ist zwar Niemand in Deutsch land todt niedergesunken, als man zu LudwigS- turg au« Herrn von Varnbüler's Munde die sen sationelle Mär vernahm, daß ein Krieg mit Ruß land dicht vor der Thür gestanden; allein der nachträgliche Schreck war dennoch groß genug, und Niemand wird gerade von angenehmen Empfin dungen befallen worden sein, al« er vernahm, Ulanen und Kosaken hätten die Länge ihrer Lanzen an einander messen sollen. Wie aller Welt bekannt ist, hatte Herr von Varnbüler mitgetheilt, eS sei in Russisch-Polen ein russische« Heer versammelt gewesen, und man hätte Maßregeln getroffen, um in drei Tagen »it 300,000 Mann in Breslau einzurücken. )e«aleichea habe Rußland mit Frankreich eia Zorschlaa sofort an BiSmarck gesandt, worauf Dieser nach Wien gereist sei, um da« deutsch-öster reichische Bündniß gegen Rußland zu Stande zu bringen. Der Inhalt dieser Mittheilungen wird von Pari« und Petersburg au« al« pure Erfindung bezeichnet; Waddington selbst zeiht Herrn v. Varn, bitter der Unwahrheit, «in europäischer Skandal ist damit besiegelt; aber man muß auch andererseits bedenken, daß Varnbüler ein gewhGh» und vor sichtiger Staatsmann und daß er i» «uester Zeit der Freund de« Fürsten BiSmarck geworden ist. Seine LndwigSburger Kundgebung hat jedenfalls mevr, daß irgend eine Action erfolgen wird, zu lcher die Barubüler'schen Enthüllungen das Vorspiel bilden. Gewöhnlich werden diploma tische Campagnen auf diese Art eingeleitet. Wir wollen hoffen, daß die etwa folgende Action nicht eine beunruhigende sein möge, denn wir haben der Unruhe schon genug. Wa« nun Rußland anbetrifft, so mag ja man- lbl« Wahre au diesen Indiskretionen sein. Dieser Staat ist unausgesetzt auf Eroberungen bedacht und hat schon oft bewiesen, daß er „kerne Freund schaften" kennt, wenn eS Etwas zu erschnappen kiebt. DaS weiß man in Berlin recht gut, oder sollte e« wissen. Die Lage ist thatsächlich so, daß die kleinste Reibung einen Krieg entzünden kann. Man kann hier sie Frage aufwersen, ob die Staatsmänner au der Newa wirklich so unbe sonnen sein sollten, mit ihre» durch den blutigen Orienttrieg decimtrteu Streitkräften einen Krieg mit Deutschland herbeiführen zu wollen. Daraus läßt sich erwidern, daß Rußland stets zu Händeln bereit ist in der Zuversicht auf die Thalsache, daß sein ungeheuere« Gebiet nicht so leicht mit einem feindlichen JuvafiouSheer überzogen werden kann, und daß Karl XII , wie Napoleon I. ihre Macht in dm russisch« Schueegrfilden zu Grunde ge richtet haben. Wir habe« vorläufig leinen Gegenbeweis gegen die Barubüler'sche Behauptung von den strategi sch« Unordnungen Rußland« und müssen die Sache zunächst so aufnehm«, wie sie gebot» wird. Ganz ander« aber ist eS mit den Mittheilung« bezüglich de« Verhältnisse» vo» Rußland zu Frank- reich. Wir kvanm u»S nicht denken, daß Wad- dikigton nach seiner Erklärung, daß diese Enthül lung« auf Unwahrheit beruh«, in der an ge deutete» «eise verfahr« ist. Dean DaS wäre dm Gebräuche» und Traditio»« der Diplomat« so znwider, daß «an sicherlich i» Frankreich nicht bi« jetzt »it der Sache hinter dem Berge ge halten hätte. Wa« da« russisch-französische Bündniß an betrifft, s» ist «< unsere« Erachten« eine Chimäre und keineswegs so leicht zu verwirklichen, wie man viel fach behauptet. Denn daß die Demokratie, die jetzt in Frankreich regiert und diesem Lande eine Staatsform nach ihren Anschauungen ausgeprägt hat, so ohne Weiteres ein« Pact mit dem des potischen Zarenthum schließen wird, das scheint un« doch unwahrscheinlich. Aber selbst wmn Gambetta, der immer mehr zum Regenten Frank reichs wird, dieses Ziel ernstlich verfolgte, so ist er doch nicht so mächtig, daß sein bloßer Wille genügte, um ein so unnatürliches Bündniß zu Stande zu bringen. Gambetta ist für Frankreich durchaus nicht Das, waS Fürst Bismarck für das deutsche Reich ist. Der Ex-Dictator von Bordeaux ist ein treff licher Anwalt der republikanischen Staatsform, ein berütter Volkstribun im großen Stile, ihm fehlt indessen die Einsicht in die Grenzen seines Können«, überhaupt daS Maß, welches jeden echt« Staatsmann auSzeichnen muß. Plant dieser Hitzkopf dennoch ein Abenteuer, wie es Herr von Varnbüler andeutet, so haben wir die feste Zuversicht, daß jetzt in Frankreich so viel Be sonnenheit herrscht, um Gambetta noch zur rechten Zeit unschädlich zu machen. Die bürgerliche Republik erscheint unS m der Thal als eine Friedensgewähr, und wenn un« Gefahren drohen, so drohen sie unS heute wohl eher von Osten al« von Westen her. An Herrn von Varnbüler aber wird eS sein, endlich seine beunruhigend« Worte klar zu stellen und zu erhüben, wa« der Wahrheit gemäß ist. PolMschk Urdersicht. Leipzi«. 21. September. Der hannoversche Parteitag, über welchen ein ausführlicher Bericht iu der heutig« Nummer unsere« Blatte« vorliegt, hat mit ein helliger Berurtheilung der liberalen Se cession geendet. Aber die Abtrünnigen der nationalltberalen Partei haben heute noch eine »weite Hiobspost zu verzeichnen? DaS Ergebnitz der Magdeburger Wahl rum preußischen Abgeordnetenhause ist eine starke Niederlage LaSker'S zu Gunst« de- national- liberalen Candidat«. Wt» erste Kraftprobe, welche die Secessianisteu unter der eif rigsten Unterstützung der Fortschrittspartei und ihrer Presse «»gestellt, ist damit zu ihr« Un gunst« ausgefallen, aber wir fürchten, da« Schau spiel, daß die früher« Mitglieder unserer Partei sich mit der Fortschrittspartei zur Eroberung alt- nationalliberaler Wahlkreise verbind«, wiro sich in den bevorstehend« allgemein« Wahlen noch gar häufig wiederhol«. LaSker ist der eigent liche Vater der Secession insofern, al- er schon vor einem Jahre dm Schritt that, d« seine nächsten politisch« Freunde jetzt erst nachahmten. Er ist jetzt trotz seine« hochangefehenm Namen« und seiner viel« Verdienste zum drittenmal im Wahlkampf um ein Abgeordnetenmandat unterleg«. Ist da« nicht auch ein Beweis, daß einem tiefempfun denen HerzrnSbedllifniß, einer populär« Strö mung der liberal« Wählerkreise die Abbröckelung von der nationalliberalm Partei durchaus nicht entsprach? ^ Herr Richter hat gesprochen. Am Sonntag fand zu Kassel ein Parttitag der Fortschritts partei für Hessen und Umgebung statt, der au« dm größer« hessisch« Städten und Fleck«, aus Frankfurt a. M. sowie au« einer Anzahl Städte in Thüringen, Waldeck und den Provinz« Sachs« und Hannover beschickt war. Bon hervorragenden Parlamentariern warm der Abgeordnete E. Richter und der frühere ReichstagSd-putirt« Klotz er schien« Der Erster« sprach über dieZiele der Fort schrittspartei und die nächst« Reichstag dner wi«S auf den Sieg seiner utei bei den letzten Ersatzwahl« «um k Lübeck rc. hm und «ab für Pie n Parole: „LoS vom Nationalii au». An Bezug auf dieSecesfionistea der liberalen Panei betonte Herr Richter, Lchsten Wah^die IlißeraliS«»«!" tbell ittipartei stet» geg« die Nationalliberalm weg« die Vorwürfe theillen, . daß dieselben welch« die Fort- Eompromiß- und Opportunität-Politik, „de ichen« nicht nur über Maßregeln, sondern auch über Grundsätze" erhob« Hab«. Im Weiter« rechtfertigt« der Redner da« negirmb« verhalt« de« Fortschritt« bei der jüngst« Kirchen- und Zollgesetzgebung, da« sich in Wirklichkeit ctt« eine recht positiv« Stellung nahme erweise. Sich eingehend über die Nachtheile der neuen Zollgesetzgebung verbreitend, meinte Herr Richter, da» die Zustimmung zu der Er höhung der TadakS-Eteuer daS drohend« Mo nopol, daS gleich den viel« anderen Steuerpro- jecten keine geschäftliche Branche zur Ruhe kommen lasse, nicht in die Feme gerückt habe, sondern dem selben nur immer neue Nahrung gebe. Bennig sen's Verhalten tadelte Herr Richter ganz besonders; Derselbe habe bei der neuesten Kirchengesetzaebung die Vorlage für unverständlich erklärt, trotzdem aber dafür gestimmt und in der Hamburger Angelegenheit dem Kanzler geradezu eine Brücke geschlagen, obwohl sich Letzterer um seine lBennigsen'S) Voraussetzung gar nicht gekümmert habe u. s. s. Im Lager der Conservativen herrscht Ver stimmung und Uneinigkeit. So weiß die frei- conservative .Wochencorrespondenz" von einer neuen konservativ« Secession zu bericht«. Dieselbe schreibt: Die Parteibestrebungen, welche soeben den Austritt eine- kleinen Bruchtheils der nationalliberalen Par lamentarier auS der Partei behufS schärferer Be tonung einseitig liberaler, insbesondere freihändleri- scher Tendenzen zur Folge hatten, scheinen innerhalb der conservativen Partei eine ähnliche Bewegung Hervorrufen zu wollen. Die hochkirchliche Rich tung in derselben, welche bei der kirchenpolitischen Vorlage durchaus nicht auf ihre Rechnung gekommen ist. drängt auf eine Absonderung von dem übrigen Tyeil der Partei. Noch wird daS Programm der „entschieden" Conservativen nicht als gegensätzlich zu dem Programm der deutsch-conservativen Partei be zeichnet ; eS soll nur die conservativen Principien na mentlich auf kirchlichem Gebiet schärfer conc»ntriren. Immerhin aber wird eine Absonderung von dem nicht principienfesten Rest der Partei erstrebt. Gleich zeitig treibt daS einseitigste Agrarierthum die kras sesten Blüthen . . . Wie die Trennung der Secessto- niften im Interesse einer Klärung der Parteiverhält- niffe nur als erwünscht angesehen werdm kann, so wird man auch den auf Absonderung einer hoch kirchlich agrarischen Gruppe gerichteten Bestre bungen im conservativen La-er Erfolg wünschen müssen. Gerade der dem Kirche uae setz hat sichse-eigt. wie numerisch schwach diese extreme Richtung innerhalb der coa tiven Fractioa de» Lbgeordn»tn»d«,sOS, aus mit Rücksicht daraus, daß nur diese«, «cht der mü Kirchen- und Schulfvagen besaßt ist, wesentli ankommt, verirrt« ist. Im Ausscheiden würde eine Mehrheit der gemäßigt« Elemente nicht gefährd«; der conservativ und dabei staatlich gesinnte Rest der Partei, welcher gegenwärtig unter der populären Strömung gegen da- Hochkirchentbum mit leidet, würde aber wesentlich gewinnen. Wie wir di« Fusion der Neu- und Lltconservativen von Anfang an be kämpft haben, s» würd« wir die Bildung einer spe- cifisch hochkirchlich-agrarischen neuen Gruppe mit Ge- nugthuung begrüß«; sie würde den wirksamsten Hebel für die Vereinigung der gemäßigten Elemente in beiden Lager» abgeben. Bor Kurzem erschien ein Erlaß de« bairische» Krieg-minister-, welcher den kaiserlichen Tages befehl vom 2. d. M. dm bairisch« Truppen be kannt gab. Darin wurde der König von Vaiern als „oberster Krieg-Herr" und der Kaiser als „Bundesfeldherr" bezeichnet. Wie man der „M. Z." auS Berlin telegraphirt, wird tu maßgebend« Kreis« die Bezeichnung „oberster Krieg-Herr" für nicht correct erachtet, va eS in dem Bündnißvertrage mit Baiern vom 23. No vember 1870 heißt: „DaS bairische Heer bildet ein« in sich geschloffenen Bestandtheil de« deutsch« BuudeSheereS mit selbstständiger Verwaltung, unter der Militairhoheit Sr. Majestät de- Königs von Baiern, im Kriege — und zwar mit der Modi- lisirung — unter dem Befehl de-Bundesfeldherrn." Die Bezeichnung „BundcSfeldherr" entspricht zwar dem Versailler Vertrage, ist aber deshalb nicht am Platze, weil in Bestimmungen der ReichS- versassung über da« ReichSkriegSweseu überall vom „Kaiser" die Rede ist und e- im Artikel 64 heißt: „Alle deutschen Trupp« sind verpflichtet, dm Befehl« de« Kaiser« unbedingt Folge zu leist«. Diese Verpflichtung ist in d« Fahneneid aufjunehme«." * * » Die MiuisterkrisiS iu Frankreich hat diesseit- uud jenseits de« Rheines bedeut«»« Aufregung radikalen Element« und Gambetta LabiuetSwechsel al« Laiaear hinter den Eoalissen. Sowohl radikale als conservative Blätter in Pari« behaupt«, die Angelegenheit der Cougregatioueu sei nur der Vorwand, in Wirklichkeit fa die äußere Politik, insbesondere die DeSavoummg der Thcrbourger Rede Gambetta'« d»e Ursache, daß der Herr Kammerpräsident dm Sturz Kretzciuet « betrieb» habe. Sei» Organ, di« „Rspublique Krangaise", protestier geg« diese Auffassung auf da« Energischste und versichert. Niemand Hab« daran gedacht, eine andere «lS eine fried liche, vorsichtige, reservirte äußere Politik aazuratheu, und lediglich die Meinungsverschieden heit über die Ausführung der Dekrete Hab« die KrifiS herbeigesührt Die radikal« Organe ver lang« einstimmig, Gambetta solle jetzt die Re gierung überuehmeu, waS derselbe aber nach Pa- Sp Do riser Depeschen weniger denn jemals beabsichtigt. Die Aufgabe Ferrtz'S bei der Neubildung des Cabinet- besteht in der Ersetzung der Minister de« Aeußern, der Baut« und der Marine, die ande ren Minister bleib«. Für da« Aeußere soll die Candidatur de» Marquis de NoailleS in dem Vordergrund stehen und Präsident Grevy geg« Cballemel-Lacour Bedenken erheben. Für da- Ministerium der Baut« wird Sadi Carnot ge nannt. Der Telegraph wird sicherlich im Laufe de« Tage« noch weitere Eombinationen bringen. Jedenfalls wird die Neubildung deS CabinetS nocb einige Tage in Anspruch nehmen; erst dann wird sich entscheiden, ob eine zeitigere Einberufung der Kammer für nothwendig erachtet wird. Ln eine Bedrohung des Friedens durch die Trabant« Gambetta'« glaub« wir nicht, denn daS Bedürfntß nach Ruhe macht sich überall m Frankreich bemerkbar. Eine- der verständigst« Pariser Tagesorgane, der „TempS". obgleich stark mtmuthigt, glaubt doch der Hoffnung Raum geben zu können, daß der Nachfolger Frevcinet'S in dessen Fußstapfen treten werde. Lediglich zur Bezeichnung der Lage gcbm wir eine Betrachtung desselben Blatte-, des Pariser „TempS", wieder, welche die orientalische Frage und eine eng lisch-französische Entente wie folgt in Betracht zieht: Sladstone habe ehrlich versucht, seine in der Opposition eingegangen« Engagement« zu lösen; seine Politik war aber daS gerade Gegentheil davon. Sladstone bewahrte nur seinen bös« Willen un» alle seine Jnvectiven gegen Oesterreich. DaS von ihm geschaffene europäische Concert ist eine delicate Sache. An dem Einverständnisse der Mächte zu zwei feln, deren Schiffe eben vereinigt find, hieße die Türkei im Widerstande ermuthlgen. Aber hier waltet eine Illusion ob, die zerstört werden muß. Wie Sladstone da« europäische Eoncert versteht, kann dasselbe schwere Ereignisse zur Folge haben. Glad- ftone will, die Türkei solle entweder in die europäische Cwilisation eintreten oder aufhör« zu existiren. Wer die Türkei kennt, weiß, daß sie nicht im Stande ist, diese- Verlangen zu erfüllen Wmn England und Rußland also darauf bestehen, wissen sie, waS fie thun. DaS ist eine Falle, worin sich Europa fangen soll. Man macht zuerst Eollectivnoten und dann Flottendemon- strationen; man kennt Gladstone'S Anstrengungen, England« Kanon« verwenden zu dürfen. ES handelt sich aber um mehr, um die Reform der Türkei, waS aber ihre Stellung unter Vormundschaft bedeutet. Die sogenannt« freigemachten Staaten müssen eine- Tage» unter österreichische oder russische Herrschaft fallen. Rußlands und Oesterreichs Rivalität ist daS letzte Wort in der Orientfrage. Die hier im »Viele stehend« Interessen find zu ernst für Glad- one'S generöse Philanthropie und humanitäre ,'onquixoterie; seine Anstrengungen können den Streit der „beiden slawischen Mächte" und die Trümmer der Türkei zur Folge Hab«. Bedenkt man, daß hinter einer derselben Deutschland steht, so hätte Frankreich dreseS geg« sich, wollte eS m Vieser Frage da» Wort nehmen, in welcher e« weniger tuteressirt ist, als alle übrigen Staat«. DaS Blatt hebt den mäßigenden Einfluß Fr reich- hervor, welcher berücksichtigt, daß Deu land hinter Oesterreich sicht. Dieser Einfluß dürfte allerdings fortan fehl«, wmn in Pari« ein Politiker an- Ruder käme, der Gladstone in sein« abenteuerlich« Plänen unterstützte. Diese Mög lichkeit ist gleichwohl zu erwäg«. Wahrscheinlich würde die Sache aber erst werdm, wenn der Präsident der Republik demisstonirte. Aa diesen AuSgang ist indessen nach den bisherig« Anzeichen nicht zu denk«. Dm friedlichen Charakter der KrtsiS betonen noch die folgmd« Pariser Meldung«, welche un« da« „Wolsssche Bureau" im Lause de« Nachmittags zugeh« läßt: Pari», 21. September. Die hier anwesend« Ver treter der Mächte statteten Frevcinet ein« Ab- » ab, b« welche« der Exminister denselben einRücktritt werde durchaus keine erung iu der äußern Politik Frank reich« zur Folge haben. Die zuerst sehr erschreckte Börse hat sich bald veruhiat, da keine unmittelbare gouveruementnle Katastrophe befürchtet wird. Pari», 21. September. Alle Morgenblätter sprechen sich für die Lusrechterhaltung der vtSherigen friedlichen Politik au«. Einige :rank- tsch- CabinetS soll, wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, «in sehr friedlich gehal- teneSRundschreiben an dievertreterFrauk- reich« i« TuS lande gerichtet »erden. Bis jetzt ist noch nicht« Definitive« über dir Zusammen setzung de« neu« Ministeriums eutschieden. Der '7 von NoailleS rium« de« AuS- i-ab« dl» »M Min ttl wissen, Nebernahme elehnt. verweis« wir, wa« die auS - wärtig« v»ge in Kraukrelch «»betrifft, noch auf den Leitartikel. Der «» Sonntag in Vrüuu abgehalten« d«»tsch-»Uhrische Parteita a» 1VVV Parteimitglieder» ltaa war von nabe besucht ward«. E-
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