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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: S. 6049 statt S. 6051
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-14
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1880
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Rrdattiia »nt -kptdtti«» JohanniSgasie 3S. r»«chft»ndra Sn ztrSactt», BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 4—L Uhr. Rülkgadr ttn«»Iand»kr M«nu« machl s>L die Redoctton nicht vertindlich. me der für die »ächst- Nummrr bestimmten an Wochentagen bis Nachmittags, an Sonn- fttagen früh bis V.V Uhr. de» Mialt« flc 2»s. A»»ah«t: Klemm, Universitätöfir. 22, Lösche,Katharinenstr. 18,p. nur bis Uhr. MMer.TagebiM Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, HandclS- und GcschäsMnkthr. Metz-Auflage LSMS Abo»«cmr»t«preir viertelt. iitcl. Brmgerloh» 5 Mt., durch di« Post bezogen S Mt. Jede einzelne Nummer 2S Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung SS Mt. Mit PostbefSrderung 48 Mt. Zostrate ögrsp. Prtttzeile 20 Pf. Gröbere Echriftm laut unserem PreiSverzeichnitz. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. vttlmoe» »»irr bk« vrbacttonsfirtch di« Spallzeile 40 Pf- Inserate find petS an d. GepebttiO, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praanomonwS» oder durch Postvorschuß. 313. Donnerstag den 14. October 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. 77« 4V vp, 7« Wegen vorzunehmender MacadamifirunaSarbeiten wird der TSudchenwcg auf der Strecke zwischen chn «abenfteinplatze und der «ntonftratze von Donnerstag den 14. Lctoder d. I. bis zur Fertigstellung der Arbeiten sür den dnrchgehevden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 11. October 1«ü6. Der «attz der Stadt Leipzig. Hehler. Harrwitz. Vermiethung in der Fleischhalle am Hospitalplatz. In obiger Fleischhalle sollen die Abthetiunge« Nr. 3. 8, 11 und 21 sofort gegen etnmouatltche indtgnng anderweit an den Meistbietenden vermtethet werden und haben wir hierzu BersteigerungS- auf Sonnabend, den 23. d. M. vormittags 11 Uhr NathSftele anberaumt. Die BersteigerunaS- und Bermiethungsbedingungen können schon vor dem Termine auf dem RathhauS- e, I. Etage, eingesehen werden Leidig, den 1L. October 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgs. Stöß. "Lögisvermiethung. In dem UutoersitStSgrundstücke an der «rosten Aleischergafse «r. 3. der „goldene Anker" genannt, oll m der Ul. Etage des Vordergebäudes et« Logts von 1 Stube, 4 Kammern. Küche und übrige« upehör vom 1. Januar 1881 ab auf 3 Jahre meistbietend, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter en Licitanten, vermiethet werden. Hierzu ist Lic.talionStermin auf Donnerstag, den 21. vetober d. I. vormittags 11 Uhr «beräumt und werden Miethliebhaber hiermit ersucht, sich zu dieser Zeit nn UniversitätS-Rentamte (Border- alinum, Nordfl. I. Etage) einzufinden und ihre Gebote adzugeben. Die LicitatwnSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht auS. Leipzig, am 13. October 1880. U«1verfitStS.«entamt. Graf. Vas Ventschlhum ia Oesterreich. Wer den Verhältnissen in Oesterreich aufmerksam «folgt ist, wer da gesehen hat, wie in der letzten seit da» Deutfchthum immer tiefer niedergehalten > worden ist, um die slavischen und ungarischen Elemente der Toppelmonarchi« zu stärken, der wird sich verwundert fragen: wie ist diese Erscheinung im einem Lande möglich, dessen Fürst ein Deutscher ist? Nun, Oesterreich ist in der That daS Land der Unwabrscheil.lichkeiten, denn ein Mann wie Graf Taaffe, der jetzige Ministerpräsident in Wien, erscheint un», nach deutschem G> fühle gemessen, all ein leidenschaftlicher und unkluger Partei-Politiker, nicht al» ein weiser, den inneren Frieden de» I Staate» sich erst eilend er Staatsmann. ES ist hinlänglich bekannt, wie Graf Taaffe seit seiner Uebernahme der inneren Reichs leitung mit seiner wahrhaft unheimlichen Geschäftigkeit daran gearbeitet hat, die Grundvestcn der Verfassung dadurch zu erschüttern, daß er die empfindlichen nationalen Leidenschaften der verschiedenen Völker schaften de» Kaiserstaate» reizte und die Bevölke- runaSgruppen gegen einander in Harnisch brachte. E« ist ferner bekannt, wie er insbesondere da» Deutschthum, welche», da e» al» da» festigende und zusammenhaltende Elk ment in dem vielsprachigen StaatSgefüge erscheint, verfassungsmäßige Vorrechte genoß, inmittkn der gegen dasselbe ankämpfenden lCzecheu, Polen, Slovenen und Ungarn in» Ge länge brachte. Wir wollen die Möglichkeit nicht bestreiten, daß sie Absicht de» tiroler Grafen nur d i e sein mag, ie polnischen Parteien der Monarchie zu zersetz « ,nd sich für alle Fälle Majoritäten zu sichern, die ? nach der Tendenz der Regierung verschieden- ntig zusammengesetzt sind, und daß er dazu die .nationalen" Corflict-elemcnte Oesterreich» ver- c-rthet. Sittlich kann eine solche Politik natür- ich nicht genannt werden. Aber sicher ist auch, »aß er, wenn seire Pläne wirklich nicht weiter z<hen sollten, nicht mehr der Meister sein wird, .die Geister, die er rief" rechtzeitig wieder zu '«, ehe da» centrale Gefüge Oesterreichs zu iruche gegangen und da- Deotschthum unter der Fluth de» anstürmenden Slaven- und Magyaren- thuw» erstickt ist. Die particularistische Begehr lichkeit de» einmal erregten Nationalgefühl» muß dr Oesterreich riesengroß wachsen, wenn erst die zusammenhaltende deutsche Gentluna und Bildung »nter den zersctzenden En flössen slavischen und »aaharischen Sondergeiste» geschwächt oder gar zerflossen ist. Ws Da» eben ist e», wa» die Deutschen in Oester- üch k ar erkannt haben, wa» sie fürchten unv wa te zu dem schneidigen Proteste veranlaßte. den sie >u» Karlsbad gegen die Taaffe'sche Regierung ffmdertm und der wohl einen lebhaften Wider- >ll in allen deutschen Herzen auch außerhalb terreich» gesunden hat! ES ist nur die Frage, »d dieser Staatsmann heute noch einen Erfolg iben kau«, »nd ob die Wege, welche einmal die iußere Politik de» Kaiserstaates insbesondere egen Osten und Südosten eingeschlagm hat, nicht „othwendig zu jener Begünstigung de» Slaven- llham» sühn«. „Den Schwerpuntt Oesterreich» nach Osten ver siegen" führt logisch, wie e» scheint, auch dazu: den Kräften de» Osten» ein Uebergewicht lloer die der Mitte und de» Westen» zu geben — eine innere Ncthwendigkeit, der Taaffe vielleicht un bewußt schon heut gefolgt ist, und der sich wahr scheinlich keine österreichische Regierung wird ent ziehen können, welche die Politik der Annexion weiterer slavischer Länder diesseits oder jenseits de» Balkan» anstrebt. Wa» unter solchen Ver hältnissen au» dem Deutschthum dermaleinst in Oesterreich werden soll, da» ermessen, ist rur Stunde unmöglich. Jedenfalls geht die deutsch liberale Verfassung-Partei de» Kaiserstaate», die den Kampf für da» Deutschthum so mnthig aus genommen, den allerschwersten Kämpfen entgegen. Möchte sie zunächst Ein» zu Wege bringen: den Sturz de» Grafen Taaffe, um selbst von einer neuen Regierung al« politisch berechtigter Factor anerkannt und zu gemeinsamer Albert mit dieser herangezogen zu werden. Politische Uebersicht. Leipzig. 13. October. Die angezweifelte und wieder aufrecht erhaltene Nachricht, daß eine allgemeine Revision deS Strafgesetzbuch» im Werke sei, hat alle innere Wahrscheinlichkeit für sich, wenn auch natürlich nicht für die nächste ReichStagSsession. Als im Jahre 1875 die Strafgesetznovelle eingebracht wurde, war das ReichSsirafgesltzbuch in Nort- deulschland noch nicht fünf, in Süddeutschland noch nicht vier Jahre in Geltung gewesen, und mit Rücksicht auf diese sür gereffte Erfahrungen im Allgemeinen viel zu kurze Frist hat damals der Reichstag eine Anzahl AmterungSvorschläge gleichsam „ angebrachtermaßen" zurückgewiesen, ohne materiell ein Urtherl fällen zu wollen. Ziemlich allgemein war damal» die Ansicht, daß em zehnjähriger Zeitraum erforderlich, aber auch ausreichend sein wurde, um an eine allgemeine Revision de» Gesetzbuch» zu gehen, bei testen Be- rathung ebenso wie bei den ReichSjustizgesrtzen die Rücksicht der RechtSeinheit diejenigen der Recht», rrform in den Hintergrund drängen mußte. Die Ausnutzung der Revision zu reactionairen Zwecken, die nicht anSbleiden kann, wird von den liberalen Parteien nicht sicherer abgewendet werden können, al- wenn dieselben vorsichtig bedacht sind, gegen die Revision selbst durchaus keine grundsätzliche Abneigung an den Tag zu legen. Ist doch auch die Hoffnung keineswegs unstatthaft, daß die Wahlen zum nächsten Reichstag die Reihen der Liberalen sehr wesentlich verstärken werden. — Nach der „Lost. Zig." sind folgende Bundes regierungen bestimmt sür eine allgemeine Revision de» Strafgesetzbuch»: die Regierungen von Preußen, Baiern, Württemberg, Sachsen, Baven, Braun schweig und Schwarzburg-Rudolstadt. Baiern hat bereit» vor uuhrcren Jahren im BundeS- rathe, al» hier die Strafgesetznovelle zur Vera- thuvg stand, erk üren lasten, daß eine allgemeine Revision de- Strafgesitzduche» unvermeidlich sei und daß vielleicht noch vor der Antravstrllung beim BuodeSrath da» Gutachten einer besonderen Fachmänuer-Eommission eirnuholea sein würde. Die württembergische Regierung enthielt sich damals nur deshalb, verschiedene, die Abänderung de- Strafgesetzbuche» betreffende, Anträge zu stellen, weil letztere der Art waren, daß sie ohne eingehende Untersuchung ihre» Verhältnisse» zum System de» Strafgesetzbuches eine Berücksichtigung nicht hätten erwarten können, die erwähnte Regierung aber der Ansicht war, daß jene eingehende Untersuchung nur bei den Vorarbeiten zu der not^wcndigen allge meinen Revision de» Strafgesetzbuches stattfinden könne. Die Regierungen von Württemberg. Braun schweig und Schwarzburg-Rudoistadt hatten ins besondere eine Aenderung des Strafshstem» deshalb für dringend nothwmdig, indem sie der Auffassung huldigen, daß, nachdem va» Miiitairstrafgesetzbuch bet den meisten Vergehen dem Richter die Wahl zwischen Gefängniß und Festungshaft gelassen »nd dadurch die Möglichkeit geschaffen hat, die Straf übel der Individualität anzupaffen, der von dem bürgerlichen Strafgesetzbuch in dieser Beziehung eingenommene Standpunkt nicht mehr festgehalten werden könne. Excellenz Windthorst wird auf der geplanten „Generalversammlung" schlesischer Katholiken erscheinen. Die bevorstehende Ankunft de- leiden schaftlichen GotteSstreiter» hat die ultramontane „Schles. VolkSztg." um den letzten Rest von Besinnung gebracht. So leistet sie da» Unglaub lichste an unfreiwilliger Komik, indem sie in ihrer Wochenrundschau schreibt: Er (Windthorst) ist un» die höchste Autorität auf polnischem Gebiete. Wir sehen in ihm den größten Staatsmann des Jahrhundert». Wir ehren ihn in den schweren Kämpfen drrser Tage al» unseren obersten General und Feldmarschall, und wir bewun dern seine Klugheit, seine Taktik und seine Diplo matie Er ist unser Cicero und unser Demosthenes. ... UnS gefällt n cht nur da», wa» er redet, sondern auch, w!e er e» redet. Aus unserer Provinz hat sich noch niemals einer veranlaßt gesehen, Sr. Excellenz einen „verschloffenen" Brief zu schreiben. Wir wußten stet-, waS der Abgeordnete Windthorst meinte. Bon Angesicht zu Angesicht haben ihn aber bisher nur Wenige gesehen, seine Stimme nur Wenige gehört und sein Mienenspiel zu beobachten Gelegenheit ge habt. Und doch verstanden wir ihn schon bisher immer. Nun kommt er! Welche Freude! Wir werden ihn sehen, wir werden ihn hören; er wird hier in BreSlau, so Gott will, zu un» reden. Die „BreSlaver Zeitung" macht dazu die folgende überaus beißende Bemerkung: „Die Be geisterung der Redaction scheint übrigen- auch die Setzer dcr „Schles. VolkSztg." angesteckt zu haben, welche statt Mimerspiel „Mimenspiel" setzten. Oder sollte der Schreiber des angeführten Artikel» in der That „Mimenspiel" geschrieben haben, um damit anzudeuteu, daß Windthorst nicht blo» der größte Staatsmann de» Jahrhundert», der Feld marschall seiner Partei, ein zw.iter Cicero und Dcmostheni« ist — sondern auch große» mimische» Talent besitzt?" Die liberale Secession wird von allen Seiten als ein großer politischer Fehler anerkannt. Vor wenigen Tagen wurde zu Höchst ein» Versammlung nationalliberaler Wähler abgehalten, welche von etwa 150 Personen besucht war. Zum Vorsitzenden ward Herr Mohr von Hofheim gewählt. Herr vr. Brüning erstattete — so meldet die „F. Z." — Bericht Über seine Thätigkeit in dm abgelaufenen zwei Sessionen de» Reichstag». Zu der Secession de» linken Flügel» der nationalliberatm Partei übergehend, bemerkte Redner, daß er auf dem Standpunct der ausgetretenen Mitglieder stehe, daß er jedoch augen blicklich keine zwingende Veranlassung zu einem Austritt erkennen könne, nachdem rin solcher vor t >/» Jahren nicht erfolgt sei. Die Spaltungen in brr liberalen Partei halte er für einm Fehler; sie führtm zur Machtlosigkeit. Er werde deshalb nicht austreten. Der Verlaus der nächsten Session werde für die Existenz der Partei entscheidend sein. Werde sie aus volkSwirthschaftlichem Gebiet wirk- ich reactionärm Maßregeln zustimmen, dann werde ie zerfallen. Im Ganzen sei indeß die BolkS- iimmung dm link» gehenden Ansichten auf diesem Gebiet nicht günstig. Auch die Nationalliberalen eine- Theile» der Pfalz, nämlich de» Wahlkreise» Homburg- Landstuhl, habm Stellung zu der Secession genommm. E» ist die» dem ReichStagsabgeord- retm vr. Armand Buhl, dem Vertreter diese» Wahlkreises, zu verdanken, der in einer zu Land stuhl abgehaltmm Versammlung seinen Wählern Rechenschaft über seine Abstimmungen ablegte und gleichzeitig seine Ansichten über die Secession kund gab. Die Secession hält er sür schädlich und hofft, daß sich die Nationalliberalen in der nächsten ReichStagsstssion wieder vereinigen. Die ver, sammlung, zu der nur Wähler der nationallibc- ralm Partei eingeladm waren, faßte — wie die „Fr. Z" meldet — nach Erstattung de» R-chm- schast-bcrichte» nach kurzer Debatte folgmde Reso lutionen : 1) Die in Landstuhl versammelen Wähler au» dem Wahlkreise Homburg-Kusel sprechen ihr Bedauern über die Evaltung in der na.,onallibe,alen Partei au» und halten e» im praktischen Jnleresse de» Libe- raliSmu» sür dringend geboten, da» Zusammenwirken aller liberalen Elemente anzuftreben, zumal di« natio nalliberale Partei al» solche keine» der Grundprin- cipim ihre» Programm» prei-gegrben hat L) Die Landstuhler Versammlung sprrcht nach dm Erklä rungen, die Herr vr. Buhl bezüglich seine» bisherigen und zukünftigen Verhalten» im Reichstage gegeben hat, demselben ihr volle- Vertrauen sowie rhrm Dank für seinen lichtvollen Borttag au». Die auS der nationalliberalen Partei auS- geschiedeneu Mitglieder werden, wie die „M. Ztg." erfährt, im preußischen Abgeordnetenhaus« nicht gesonderte Plätze einnehmm, sondern die alten zwischen den alten Genossen beibehalten. „Hoffen wir. daß dieser Aeußerlichkeit die sachliche Analogie nicht ganz fehlm wird," bemerkt da» Magdeburger Blatt zu dieser Mittheilung. Die frei conserva live „Post" beschäftigt sich heute mit Herrn Eugen Richter und dem „Ham burger Nordwestdcutschen Parteitage derFortschritt»- partei". Ueber diese Kundgebung de» Radicali»- mu» ist von uns bereit- berichtet worden. Wir wollen aber dem Leser einige Stellen au» dem Artikel der „Post" zum Besten gebm. DaS Ber liner Blatt schreibt: Um S Uhr Abend» erschien Herr Eugen Richter, mit großem Jubel empfangen Daß er, »ie der vor ihm erschienene vr. Ree auch mit einem „Tusch de» Orchester»" empfangen worden ist, geht leider all dem Berichte der ,Zolks Zeitung", welchem wir folgen, nicht hervor, doch können wir unS eine solche Hint ansetzung kaum denken; es könnte aber auch sein, daß Herrn Richter'» Bescheidenheit eine solche Ovation abae- lehnt hätte. Sogleich taucht Herr vr. Wer auf und be grüßt dm großen Gast mtt „humorvoll zündenden" Worten, um dann in „satylischer Weise" sich an dem neuen HandelSminifter zu reiben, der eine Masse Ueberraschungen habe, „bei welchen Handel und Wandel nicht zur Ruhe kommen würden". Natürlich dankt Richter, der Wex nicht- schuldig bleiben darf, auch in „humorvoller Weise" und versichert, baß „die Rechte kaum mehr in Betracht komme", weshalb man nach link» wirken müsse — allerdings ein tief politi scher Gedanke Da» ist die deutsche Fort schrittspartei! In ihren Resolutionen hat siekein Wort für Deutschland, sondern wird die verfassungs mäßigen Rechte der Einzelstaaten schützen, — welche kein Mensch angreiftl Kein Wort hat sie für die nationalen Aufgaben Deutschland-, welch« eme starke Armee und damit hohe Steuern nothwendig machen! An jede» materielle und quietistische Inter esse wendet sie sich, gegen Alle», wa» einen idealen Inhalt hat, wa» ihre Eirkel stört, gegen Alle», wa» außerhalb deS Kreise» der abgedroschensten Phrase liegt, in welcher der „Humor" de» Herrn Richter gedeiht Ueber die Eindrücke, welche die fortschritt liche Agitationsmethode im Rhetnlande her vorries, äußert sich ein dott^r» Blatt »ie folgt: „AuS der zahlreichen Thnlnahme an dm Versammlungen der Fortschrittspartei auf eine Zu nahme der Anhänger derselben schließen zu wollen, dürfte verfrüht sein. Im Jahre 1878 fand in Elberfeld ein ebmso besnchter und durch die Anwesenheit von Eugen Richter ebmso ausge zeichneter Parteitag statt, der da- Selbstbewußtsein der Fortschritt-Partei nach dm damaligen Berich ten ihrer Organe ebmso mächtig hob wie der jetzige. Da» Ergebniß der daraus folgenden Reichs« lagSwahlen war für die Partei trotzdem ein sehr ungünstige-. In der Rheinprovinz erhieltm nach dem ossiciellen Au-weiS ihre Candtdaten nur 926 Stimmen, wogegen 75,879 auf die ftkiconfer- vativm, 132,25t Stimmen auf die nationalliberalen Candidatm fielen. Man gefiel sich in Richter'« Reden, aber man verwarf seine Rathschläge. Im darauf fol genden Jahre verlor Herr Richter in Hagen sein Landtagsmandat. Schwerlich wird die Rede, welche Herr Richter in Elberfeld gehalten hat, der Fortschrittspartei neue Freunde znführm. Sie war nach dm un» vorliegenden Berichten wiederum ««gefüllt mit Piquanterien, die, vielleicht im Mo ment wirlsam und erheiternd, bei ruhiger Ueber» legung jeden sachlich urtheilendm Mann verstim men müssen. Wohin soll unser öffentliche» und politische» Leben kommen, wenn die Gewohnheit sich weiter verbreiten sollte, in Richter'» Art die politischen Gegner ohne die geringste Anerkennung ihrer sachlichen Gründe beleidigend »bzuwitzeln? Eine solche Art der Führung einer politischen Partei kann in einer gevildctm Nation deren An hänger schwerlich vermehren." Behuf» Herstellung einer auf einheitlich« Grund lagen beruhend« deutschen Proceßstatistik finden, wie der „Reichs-Anzeiger" schreibt, seit dem 12. d. M. im ReichSjufiizantt unter de« Vorsitze de» SiaotSsecretoir» Wirklich« Gebei«« Rath» vr. von Schilling Verathungen statt, zu welchen die größer« Bundesstaaten Delegirte entsendet haben. E» nebmm an denselben Tbeil: str Preu ßen der Gedeime Oberjuflizrath tztarke und d»r Geheime Justizrath Hoffman«; für Baiern der Landgerichtsrath vareuSseld; für Sachsen der G,keime Rath Held; für Württemberg der Mini- sterialrath von Heß; für Bad« der LaudgerichtS- director Müller; für Hess« der Gebeime StaatS- rath Finger ; für Mecklenbnrg - Schwerin der Ministerialrat- Barchard; für Sachsm-Weimor der GtaatSrath vr. B'üaer; für Elsaß Lothringen der Ministerralrath Rassig«.
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